Nr. 112
– ATLAN exklusiv Band 7 –
Der Kristallprinz und der Meuterer
Atlan in der Stadt der Raumschiffe – unter Söldnern und Rebellen
von H. G. Ewers
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen. Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt.
Doch der junge Kristallprinz ist quicklebendig! Nachdem man ihn über seine wahre Herkunft informiert und sein Extrahirn aktiviert hat, ist sein ganzes Sinnen und Trachten nur darauf gerichtet, den Usurpator zu stürzen.
Um diese seine Pläne schnellstens voranzutreiben, lässt Atlan sein Aussehen verändern und begibt sich zusammen mit einem Begleiter nach Trumschvaar, der Welt der Kralasenen. Und hier kommt es zum ersten direkten Konflikt mit dem übermächtigen Gegner.
Auf der einen Seite steht der Blinde Sofgart, der Henker und Kopfjäger des Imperators – und auf der anderen stehen DER KRISTALLPRINZ UND DIE MEUTERER ...
Atlan – Der Kristallprinz begibt sich in die Stadt der Raumschiffe.
Tirako Gamno – Atlans Begleiter.
Fartuloon – Atlans Lehrmeister und väterlicher Freund.
Der Blinde Sofgart – Anführer der berüchtigten Kralasenen.
Guurth von Afkunis, Parthos, Soltharius und Kelatos – Sofgarts Unterführer.
Ich war soeben auf einem Felsband zum Kleinen Plateau gestiegen, um mir den Stützpunkt im Tal von oben anzusehen, als ein scharfes Zischen mich aus meinen Grübeleien riss.
Ich schrak auf und hatte bereits die Strahlwaffe gezogen, bevor mein Verstand die Ursache des Zischens voll erfasste. Meine Reflexe hatten in den antrainierten Bahnen reagiert.
Im nächsten Augenblick tastete ich nach den Gürtelschaltungen meines Flugaggregats – bis mir einfiel, dass ich mein Tornistergerät nicht mitgenommen hatte. Es lag in Fartuloons Raumschiff am anderen Ende des Tales.
Das Zischen hielt unvermindert an. Es kam von einem drachenähnlichen Tier mit silbergrauer Schuppenhaut, kurzen halbschirmartigen Flügeln und schlangenartig endendem Schwanz. Der Kopf des Tieres war langgestreckt, hatte eine platte Schnauze mit großen Nüstern, zwei unter Nickhäuten verborgenen Augen an den Kopfseiten und einen hochgestellten ziegelroten Kamm, der zwischen den Schultern endete.
Der Drache versperrte mir den Weg aufs Kleine Plateau – und hinter mir lag der Abgrund, der zirka fünfhundert Schritt tief abfiel. Ich stand nur auf einem schmalen Felsband, das sich dicht an der Steilwand entlangschlängelte. Auf diesem Wege ausweichen zu wollen, wäre ein halsbrecherisches Unterfangen gewesen. Außerdem erweckte der Drache den Eindruck, als könne er mich mühelos einholen.
Du musst ihn töten!, meldete sich der Logiksektor meines Extragehirns, das erst vor kurzem auf dem Planeten Largamenia aktiviert worden war, wo ich die ARK SUMMIA Dritter Stufe errungen hatte.
»Nur im Notfall«, erwiderte ich laut, als hätte ich einen echten Gesprächspartner vor mir. Ich hatte mich noch immer nicht völlig daran gewöhnt, ab und zu den Ratschlag einer inneren Stimme zu vernehmen.
Der Drache spreizte beim Klang meiner Stimme die Flügel. Das Zischen verstummte. Gleich darauf aber ertönte es abermals, und nun sah ich auch, dass es erzeugt wurde, wenn die lange gespaltene Zunge witternd ausgestreckt wurde.
Ich bewegte mich nicht, als die Zunge dicht vor meinem Gesicht vibrierend verharrte. Zu meinem eigenen Erstaunen verspürte ich keine Furcht, obwohl ich sicher war, dass das Tier mich durch einen blitzschnellen Angriff töten konnte, auch wenn es mir dabei noch gelang, meine Waffe abzufeuern und das Tier dadurch ebenfalls zu töten.
Vielleicht war es diese doppelte Gewissheit, die mir den Entschluss erleichterte, nicht tatenlos stehenzubleiben.
Ich sprach leise auf das Tier ein und bewegte mich dabei behutsam nach vorn. Die lange gespaltene Zunge zuckte zurück, als sie mein Gesicht berührte. Langsam wich der Drache zur Seite, so dass ich das Kleine Plateau betreten konnte. Sein linkes Auge verfolgte jede meiner Bewegungen, während das rechte über den Rand des Plateaus ins Tal spähte.
Ich streckte die freie Hand aus und klopfte damit leicht auf den Rücken des Tieres.
Im nächsten Moment vernahm ich einen halberstickten Aufschrei. Eine kompakte Gestalt im Fluganzug schwebte heran und landete auf dem winzigen freien Fleck zwischen der Schwanzpartie des Tieres und mir.
Ich erkannte an den blauroten Brandnarben der unteren Gesichtshälfte den Kopfjäger Corpkor. Corpkors Augen wirkten erschrocken.
»Nehmen Sie Ihre Hand da weg, Atlan!«, flüsterte er eindringlich. »Hegelunt könnte Sie in Augenblicksschnelle in Stücke reißen.«
Ich zog meine Hand zurück und erwiderte:
»Ist das eines Ihrer Tiere, Corpkor? Es war bisher ausgesprochen friedlich.«
Der Kopfjäger schluckte; sein Kehlkopf tanzte dabei auf und ab.
»Normalerweise greift Hegelunt sofort an«, erklärte er. »Ich begreife einfach nicht, dass Sie noch leben. Es war unvorsichtig von Ihnen, sich dem Tier so weit zu nähern.«
Ich lächelte ihm freimütig ins Gesicht. Noch vor kurzem hatte der Mann mich töten wollen, um dem Imperator Orbanaschol III. meinen Kopf zu bringen und die darauf ausgesetzte Prämie zu kassieren. Seine Tiergruppe hatte ihm dabei geholfen. Dennoch hatte ich ihn besiegen und davon überzeugen können, dass es Unrecht gewesen wäre, länger für den Mörder meines Vaters zu arbeiten, der mich nur deshalb ermorden lassen wollte, damit ich nicht die rechtmäßige Nachfolge meines Vaters antreten konnte.
»Vielleicht hat Hegelunt gewittert, dass zwischen seinem Herrn und mir keine Feindschaft mehr besteht, Corpkor«, entgegnete ich.
Corpkor wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
»Vielleicht, Atlan«, meinte er. »Ich hatte jedenfalls einen tüchtigen Schreck bekommen, als ich Sie neben Hegelunt auf dem Kleinen Plateau entdeckte.«
Er umfasste den Hals des Drachen und redete leise auf das Tier ein. Ich wusste, dass der Kopfjäger einige hundert Tiersprachen nicht nur beherrschte, sondern sie auch weiterentwickelt hatte. Seine Fähigkeit der Kommunikation mit Tieren war erstaunlich. Sie war sogar einmalig. Wahrscheinlich beruhte sie auf einer parapsychischen Begabung, für die es in der Psi-Wissenschaft noch keine Bezeichnung gab.
Der Drache antwortete seinem Herrn mit ähnlichen Lauten, wie Corpkor sie ausgestoßen hatte, dann spreizte er abermals die Flügel und stieß sich mit den Hinterbeinen vom Plateau ab. Die Flügel rotierten mit hoher Geschwindigkeit, ähnlich wie die Rotoren eines Tragschraubers – und wie ein Tragschrauber senkte sich Hegelunt ins Tal hinab.
Ich folgte ihm mit den Augen.
Insgesamt siebenundvierzig Gebäude waren in dem paradiesisch anmutenden Tal gruppiert. Sieben davon waren große Kuppelbauten, achtzehn flache Rundgebäude und drei Türme. Der Rest bestand aus rechteckig geformten, unterschiedlich großen Lagerhäusern.
Dies alles gehörte zum Geheimstützpunkt des Bauchaufschneiders Fartuloon, meines besten Freundes und Beschützers, der mir mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
Zwischen den Gebäuden wimmelte es von Arbeitsrobotern. Sie reparierten die Einrichtungen, die beim Kampf gegen die Gespensterarmee und später im Verlauf der Auseinandersetzung mit Corpkor und seiner Tiergruppe beschädigt worden war. Die überlebenden Tiere des Kopfjägers waren in geräumigen Gehegen untergebracht.
»Sie hätten Ihr Flugaggregat mitnehmen sollen«, sagte Corpkor. »Soll ich Ihnen meines leihen?«
»Das ist nicht nötig«, antwortete ich. »Fliegen Sie nur voraus. Ich komme zu Fuß nach. Sie können Fartuloon ausrichten, dass ich bald bei ihm sein werde.«
»Wie Sie befehlen, Atlan«, erwiderte Corpkor.
Er schaltete sein Flugaggregat an und folgte seinem Drachen, um ihn zu anderen Tieren in ein Gehege zu sperren.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte hinüber zu dem großen Kugelraumschiff Fartuloons, das auf seinem Landeplatz stand. Es gehörte ebenfalls zum Inventar dieses Stützpunktes auf Kraumon. Ich fragte mich zum wiederholten Male, wie viele Geheimnisse Fartuloon noch besaß, von denen ich nichts ahnte. Er war von Beruf Arzt, oder, wie man auf Gortavor dazu sagte, Bauchaufschneider. Aber er musste eine Vergangenheit haben, die er bisher erfolgreich vor mir und meinen Freunden verborgen gehalten hatte.
Vorsichtig begann ich den Abstieg ins Tal. Unten angekommen, entdeckte ich den Chretkor Eiskralle. Eiskralle stand auf einer Antigravplattform und dirigierte mit Hilfe eines Kommandopultes die Roboterkolonne, die einen während der letzten Kämpfe zerschossenen Turmbau instand setzten.
Der zwergenhaft kleine Körper des Chretkors wirkte im Licht der roten Sonne Kraumons wie die verkleinerte Ausgabe eines gläsernen Arkoniden. Unter der eisähnlichen Oberfläche war das bunte Gewirr von Muskeln, Nerven, Arterien, Venen und großen Organen deutlich zu sehen. Auch der auf einem kurzen Hals sitzende Schädel war völlig transparent. Die Extremitäten waren allerdings arkonidisch geformt.
Eiskralle winkte mir freundlich zu, als ich an ihm vorbeiging. Er fühlte sich in dem gemäßigten Klima Kraumons außerordentlich wohl. Es war gerade warm genug, um ihm ausreichend Beweglichkeit zu verleihen, aber nicht so warm, dass er Gefahr lief, in der Hitze zu zerfließen.
Auf halbem Wege zum Kugelschiff kam mir Tirako Gamno mit einem Gleiter entgegen, um mich zu holen. Tirako war Arkonide wie ich. Wir hatten uns kennengelernt, als wir auf dem Prüfungsplaneten Largamenia zahlreichen harten Tests unterzogen worden waren. Zum Abschluss der Prüfung waren wir von der Kommission als Gegner aufgestellt worden, so dass nur einer die ARK SUMMIA erhalten konnte. Wir hatten beide versucht, den anderen gewinnen zu lassen, doch Tirako Gamno war in dieser Beziehung besser gewesen als ich. Deshalb hatte von uns beiden nur ich die ARK SUMMIA erhalten.
Seitdem waren wir Freunde – und seit Tirako wusste, wer ich wirklich war, was Fartuloon mir bis zur Aktivierung meines Extragehirns ebenfalls verheimlicht hatte, unterstützte er mich in meinem Kampf gegen die Intrigen Orbanaschols.
Er hielt seinen Gleiter dicht über dem Boden neben mir an und deutete einladend auf den freien Sitz neben sich.
»Fartuloon hat mich gebeten, dich zu ihm zu bringen«, sagte er. »Er wartet in der Zentrale seines Schiffes.«
»Danke«, erwiderte ich und setzte mich neben ihn.
Tirako Gamno startete. Er flog den Gleiter mit schlafwandlerischer Sicherheit. Ich warf dem jungen Adligen einen Seitenblick zu. Wenn man Tirako so ansah, dann vermutete man in der großen, schlaksig wirkenden Gestalt mit der hohen Stirn und dem weichen Gesicht keinesfalls den harten Burschen, der es geschafft hatte, die lebensgefährlichen Prüfungen auf Largamenia mit Bravour zu meistern.
»Ich sah vorhin einen Drachen aus der Gegend kommen, in der du herumgeklettert bist«, meinte Tirako beiläufig. »Kurz danach schwebte unser Kopfjäger ins Tal. Hattest du eine unangenehme Begegnung?«
Ich lachte.
»Nicht der Rede wert, Tirako. Hegelunt und ich begegneten uns zufällig auf dem Kleinen Plateau. Wir vertrugen uns recht gut. Nur Corpkor war ziemlich besorgt um meine Sicherheit.«
Tirako lachte ebenfalls.
»Corpkor unterschätzt offenbar seinen Einfluss auf die Tiere. Ich denke, der Drache griff dich deshalb nicht an, weil sein Herr inzwischen dein Gefolgsmann ist.«
»Das habe ich Corpkor bereits erklärt«, erwiderte ich.
Tirako Gamno legte den Gleiter in eine scharfe Linkskurve. Wir flogen dicht über einen großen Kuppelbau hinweg, dann richtete sich der Gleiter wieder auf und fegte auf die offene Schleuse des Kugelschiffes zu.
Das Feldaggregat heulte auf, als Gamno auf Umkehrpolung schaltete und dadurch die Geschwindigkeit stark herabsetzte. Wir wischten durch die offene Schleuse und setzten sanft auf dem Boden des erleuchteten Hangars auf.
»Kommst du mit?«, fragte ich.
»Nein«, erwiderte Tirako. »Fartuloon will mit dir allein sprechen, Atlan.«
Unterwegs zur Zentrale des Schiffes begegnete ich Morvoner Sprangk, dem arkonidischen Kommandanten, der als einziger lebend aus dem Kampf der arkonidischen und maahkschen Geisterarmeen hervorgegangen war. Sprangk war der älteste Mann unserer kleinen Gruppe; er war achtzig Arkonjahre alt, hatte ein narbiges Gesicht und einen kahlen Schädel.
Morvoner Sprangk grüßte militärisch und schritt in straffer Haltung an mir vorbei. Das brachte mich etwas in Verlegenheit, denn gegen ihn war ich ein unerfahrener junger Mann, während er seine Feuerprobe im Methankrieg schon bestanden hatte, als ich noch nicht lebte. Sein einziger Minuspunkt war der destruktive Hass gegen die Maahks, der ihn zeitweilig völlig beherrschte. Auch wir anderen hassten die Methaner, aber wir hatten diesen Hass unter Kontrolle.
Ich erwiderte seinen Gruß, konnte mich aber nicht dazu überwinden, ebenfalls in eine militärisch steife, beinahe hölzern zu nennende Gangart zu fallen.
Wenig später glitten die Schotthälften der Zentrale vor mir auf.
Fartuloon stand denkmalgleich mitten in dem mit Kontrollen und Bildschirmen angefüllten scheibenförmigen Raum. Er war nur mittelgroß und wirkte auf den ersten Blick unglaublich fett. Doch das vermeintliche Fett waren harte und zugleich geschmeidige Muskeln.
Wie immer trug Fartuloon auch diesmal seinen verbeulten und blankgewetzten Harnisch. Im Waffengurt steckte – ebenfalls wie immer – das Skarg, ein kurzes Breitschwert mit einem Knauf, der eine seltsame Figur zeigte.
Wieder einmal versuchte ich, Einzelheiten dieser silbrig schimmernden Figur zu erkennen – und wieder einmal schienen ihre Konturen bei näherem Hinsehen zu zerfließen.
Fartuloon lächelte mit den Augen, die hinter den Muskelwülsten seines breiten Gesichts kaum zu sehen waren. Der blanke Kahlkopf kontrastierte wirkungsvoll mit dem schwarzen gekrausten Vollbart.
»Ich grüße dich, Atlan!«, rief Fartuloon.
*
Ich legte meine Rechte auf die linke Brustseite.
»Ich grüße dich auch, Fartuloon«, erwiderte ich. »Ist dein Raumschiff startbereit?«
Das Lächeln verschwand aus Fartuloons Augen.
»Das Schiff ist bereit, aber wir sind es noch nicht, mein Junge«, sagte er ernst. »Ich weiß, dass du es nicht erwarten kannst, den Kampf gegen den Thronräuber Orbanaschol aufzunehmen, aber du wirst diesen Kampf nicht gewinnen, wenn du nicht dafür gerüstet bist.«
»Der Kampf gegen Orbanaschol ist keine Sache, die zwischen Raumflotten ausgetragen werden kann«, entgegnete ich hitzig. »In dieser Hinsicht wird er uns immer überlegen sein. Wir müssen einen Anfang machen, dann sehen wir weiter.«
»Der Anfang ist gemacht, Atlan«, erwiderte Fartuloon ruhig. »Ich weiß, du möchtest als Anfang einen spektakulären Schlag gegen Orbanaschol sehen, aber dafür ist unsere Gruppe noch zu klein. Erst müssen wir mehr Männer anwerben, bevor wir offen losschlagen können.«
Ich ging zum positronisch gespeisten Kartentank, in dem die Sternenfülle des galaktischen Zentrumssektors glitzerte. Der Halosektor mit dem Kugelhaufen, der das Zentrum der Macht des Großen Imperiums darstellte, wurde nicht abgebildet; dazu waren wir zu weit von ihm entfernt.
»Ich denke an eine Taktik, die vorerst auf psychologische Wirkung abzielt, Fartuloon«, erklärte ich. »Orbanaschol hat einen hohen Preis auf meinen Kopf ausgesetzt. Vielleicht glaubt er, ich wäre längst von den Häschern gestellt und getötet worden. Deshalb halte ich es für notwendig, ihm klarzumachen, dass ich noch lebe und mir seinen Sturz zum Ziel gesetzt habe.«
»Deine Überlegungen sind prinzipiell richtig«, antwortete Fartuloon. »Aber hast du auch bedacht, was geschehen wird, sobald Orbanaschol von deiner ersten Aktion erfährt? Er wird eine Treibjagd auf uns veranstalten lassen, wie sie die Geschichte des Großen Imperiums noch nicht gesehen hat. Ganze Flotten werden uns hetzen.«
Ich überdachte Fartuloons Warnung, während ich mich in den Kontursessel vor den Hauptkontrollen setzte und die Schaltungen musterte. Mit diesen Schaltungen konnte man dieses Schiff von Transition zu Transition treiben, von einer Kolonialwelt zur anderen.
Im Geiste stellte ich mir vor, wie auf der Kristallwelt die Meldungen von unseren Überraschungsschlägen einliefen und den Thronräuber immer nervöser machten, bis er schließlich den Überblick verlor und unklug reagierte.
Das ist Wunschdenken ohne realen Hintergrund!, mahnte der Logiksektor meines aktivierten Extragehirns. Einem Imperator des Großen Imperiums stehen hochwertige Positroniken zur Verfügung, mit deren Hilfe er auch in verworrenster Lage den Überblick behalten kann. Nur dann, wenn du gleichzeitig an mehreren Orten zuschlägst, wirst du Orbanaschol III. beeindrucken können.
Ich verwarf die Mahnung meines Logiksektors, obwohl sie überzeugend erschien. Außerdem wusste ich, dass Orbanaschol III. sich nicht nur von reiner Logik leiten lassen würde. Furcht und Hass waren Faktoren, die Denken und Handeln eines Verbrechers seines Formats beeinflussen würden.
Ich lächelte.
»Wir werden Verbündete haben, die uns nicht kennen und die wir nicht kennen, Fartuloon«, erklärte ich zuversichtlich. »Es gibt viele Unzufriedene im Großen Imperium, viele, die sich gegen die Herrschaft Arkons auflehnen. Wenn Orbanaschol nach unserer ersten Aktion eine Kampfansage erhält, die eindeutig von mir stammt, wird er künftig viele der von anderen Gruppen verübten Anschläge auf das Konto ›meiner‹ Rebellenarmee buchen.«
Fartuloon lachte leise.