Nr. 132
– ATLAN exklusiv Band 15 –
Die Burg des Tyrannen
Aus Jägern werden Gejagte – Kristallprinz Atlan auf der »Straße der tausend Krater«
von Hans Kneifel
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht – eine Zeit also, da die in die Barbarei zurückgefallenen Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.
Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, Sohn Gonozals, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der inzwischen zum Mann herangereift ist.
Nach der Aktivierung seines Extrahirns hat Atlan den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen und strebt den Sturz des Usurpators an.
Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind noch begrenzt. Er muss sich vorerst mit einer Art Guerillatätigkeit zufriedengeben – dies zeigt auch sein Einsatz auf der Freihandelswelt Jacinther IV.
Hier geht es Atlan und seinen Gefährten darum, das politische Intrigenspiel der Gouverneure des Planeten für ihre eigenen Zwecke nutzbar zu machen. Eine Chance dazu bietet DIE BURG DES TYRANNEN ...
Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein väterlicher Freund geben sich als Spione des Imperiums aus.
Banff und Vergord – Mitglieder der Nocto-Nos von Sebentool.
Djulf Sorpschan und Kaddoko – Zwei Gouverneure mit Ambitionen.
Fertomash Agmon – Ein Toter wird präpariert.
Knapp einen Meter von ihrem Tisch entfernt brannte das Feuer im Kamin. Die hellen Flammen leuchteten die Gesichter halbseitig aus; die rechte Hälfte des Kleinen Handelsmannes und die linke Hälfte des hochmütigen, abweisenden Kopfes von Banff, dem ungekrönten Herrn dieses Großkraters. Vor beiden Männern standen Becher aus edlem Stahl, versehen mit einem zierlich ausgefrästen Mäander und mit den Initialen des Wirtes. Die Kaschemme war angefüllt mit dem Rauch aus vielen Pfeifen, von den Gerüchen nach ungewaschenen Körpern, dem Duft verschiedener scharfer Getränke; es roch nach Leder, nassem Pelz, nach Stoffen und den nassen Bodendielen. Von draußen, durch die unregelmäßig gezackten Öffnungen der Fenster und Balkone, drang der Nebel herein. Er roch nach Erde, nach Schwefel, und diese Gerüche bereicherten noch den Dunst, der unter der niedrigen Decke hin und her waberte.
Der Kleine Handelsmann beugte sich vor.
»Herr!«, sagte er und umklammerte den Stahlbecher. Verlegen schob er ihn auf dem hochpolierten Holz der Tischplatte hin und her. »Herr!«, wiederholte er. »Es waren – es sind – ihrer zwei. Ein kleiner Mann, dick, mit einem Schwert an der Seite. Und ein junger Mann. Er trat sehr herrisch auf. Von ihm, dies sage ich dir, geht eine mächtige Strahlung aus.«
Banff musterte den Handelsmann wie eine Kreatur, die eben einem der Sümpfe rund um die Krater entstiegen war.
»Unsinn!«, sagte er schroff. »Berichte!«
»Sie kamen mit einem Gleiter. Die Maschine trägt das Zeichen einer Händlerfamilie aus Kortasch-Auromt. Den gehörnten Drachen. Es ist der Clan der Glenlivet. Sie suchten Kontakt mit mir; das war deutlich, Herr. Sie sagten, sie wären Händler.
Aber der Dicke sieht aus wie ein Narr in des Kaisers Diensten. Und der andere, der junge Mann mit dem ernsten Gesicht, wirkt wie ein verkleideter Herrscher. Nun, vielleicht sind es verarmte Adlige, die ihren Besitz kleinweise verkaufen müssen!«
Banff, der Große Kaufmann – von Kratergruppe zu Kratergruppe wechselten die Bezeichnungen, mit denen sie hier schon als Kinder aufwuchsen, ihre Bedeutung. Es war die einzige Möglichkeit, zwischen der vielschichtigen Verwandtschaft zu unterscheiden, zwischen der Wichtigkeit einzelner Clans, ausgedrückt durch die Höhe der Bilanzen, zwischen den verschiedenen Gütern, die auf dieser Freihandelswelt umgeschlagen wurden. Für jeden Fremden war das System völlig frustrierend, weil total undurchsichtig. Als der Kleine Handelsmann in seiner schäbigen Kleidung aus Reptilienleder in das Gesicht des Großen Kaufmanns blickte, begann er deutlich zu ahnen, dass sich in den nächsten Tagen hier entlang der »Straße der tausend Krater« einiges ereignen würde. Es hatte zu viele Gerüchte gegeben in den letzten Tagen ...
»Neue Händler! Das bedeutet immer Aufregung. Maßnahmen müssen getroffen, die Nocto-Nos muss verständigt werden ...«, murmelte der Große Kaufmann. »Beginnen wir von vorn, Kleiner Handelsmann. Berichte!«
»Mit Vergnügen, Herr. Aber entschuldige, wenn ich Fehler mache und durcheinanderkomme. Ich besitze keinen solcherart geschulten Verstand wie du!«
Kleiner Handelsmann, das wurde ausgesprochen, als verkehre der Kaufmann mit dem Abschaum der Galaxis. Angewidert trank er, dem man nachsagte, er sei ein Gewisses Mitglied der Nocto-Nos, einen Schluck aus dem Becher.
»Berichte!«, wiederholte er schärfer und lauter.
Der Kleine Handelsmann, dessen Name Vergord war, begann zu erzählen.
*
Die Handelsstation Sebentool besteht, wie jedermann weiß, aus zwei einzelnen Städten, die rund dreihundert Kilometer voneinander entfernt waren. Eine breite Straße, zugleich eine Gleiterpiste, verband die Städte. Die Straße zog sich von Sebentool-Varn, der Stadt des Raumhafens, in wirren Kurven durch die Landschaft, berührte einige der Kraterwälle, durchschnitt einen kleinen Teil der Dschungelsümpfe und war auf lange Abschnitte durch den Urwald gebrannt worden, ehe sie in Sebentool-Braan, der südlichen Stadt, endete. Ich habe mit meiner Sippe einen kleinen Krater in der Nähe der Abzweigung, die nach dem Sitz von Agmon führt.
Eines Tages erschienen sie.
Ich wusste nicht, warum sie sich gerade meinen Krater ausgesucht hatten. Ich kam also aus meinem Warenlager heraus, ging an den Regenwasserteichen vorbei und an der kleinen, vollrobotischen Hydroponikanlage und blieb neben dem Tor stehen. Es war mit vier Schichten von Maschendraht abgesichert. Ich konnte den Gleiter mit dem Zeichen des gehörnten Drachen gut erkennen.
»Ihr habt den Gleiter der Glenlivet?«, sagte ich. Die beiden blickten mich an, und der Dicke nickte.
»So ist es, Mann!«, sagte er und musterte mich. Seine Augen waren auf eigentümliche Weise durchdringend. »Wir sind fremd hier. Aber wir wollen nichts anderes als die Händler entlang der Straße der tausend Krater besuchen.«
Ich grinste.
»Also handeln!«, sagte ich. »Mit mir?«
»Warum nicht?«, sagte der andere. Während der Tonfall des dicken Mannes in den knielangen Lederstiefeln weich und listig klang, war die Stimme dieses jüngeren etwas herrisch. Vermutlich war er unsicher. Aber nicht zu sehr, wie sich gleich darauf herausstellen sollte.
»Wir handeln aber nicht mit billigen Waren!«, meinte er halblaut. »Unsere Waren sind kostbar. Wir suchen einen Platz, wir suchen Kontakte, wir suchen Gesprächspartner, die gern handeln und gern große Gewinne mit Risiko machen wollen. Ob wir allerdings hier bei dir an der richtigen Adresse sind, wissen wir nicht. Der Höflichste scheinst du nicht zu sein.«
Ich zuckte zusammen. Dann streckte ich die Hand aus und legte den positronischen Riegel herum. Kreischend in rostigen Angeln drehte sich die Tür nach innen auf. Es nützte nichts; diese Hitze, die feuchte Wärme und der Dampf, der immer wieder nach den Gewittern und Hurrikanen aufstieg, machte jede Schmierung sofort zunichte.
»Kommt herein!«, sagte ich. »Man nennt mich Vergord, den Mann seltener Bodenbakterien und guter Mutationssamen.«
Der Dicke schob sich an mir vorbei. Erst jetzt sah ich, dass er unter seiner Jacke mit den eingearbeiteten Kühlschlangen einen zerbeulten Brustpanzer trug.
»Wir handeln mit Wissen und Informationen, mit Tipps und mit Klugheit, mit Kontakten und nötigenfalls auch mit Waren. Und mit Kenntnissen!«, warf der jüngere Mann wie beiläufig hin.
»Eine leichte Ware!«, bestätigte ich. »Sie braucht keine Lagerhäuser!«
»Und verdirbt nicht so schnell!«, konterte der Dicke. »Lassen wir die Komplimente, Vergord. Mich nennt man Claudevarn.«
Der jüngere deutete auf seine Brust und sprach kurz:
»Ich bin MocDoff.«
MocDoff und Claudevarn. Fremde Namen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Ich musste, wenn ich die nächsten Jahre ohne Konkurs überstehen wollte, jemanden von der Nocto-Nos verständigen. Aber dies hatte noch Zeit, bis ich mit den beiden Fremden gesprochen hatte.
»Können wir den Gleiter außerhalb des Kraters lassen?«, fragte der Dicke in angriffslustigem Ton. »Oder stiehlt man ihn dort?«
Ich hob die Schultern und breitete die Arme aus.
»Normalerweise wird hier nichts gestohlen. Aber es kann sein, dass man den Gleiter der Glenlivet einer genauen Prüfung unterzieht. Dann könnte er, unter bestimmten Umständen, nicht mehr so recht funktionieren.«
Der Dicke lachte kurz und wandte mir, als wir nebeneinander den breiten Weg zum Haus gingen, sein Gesicht zu. Es war rund, aber von vielen Runzeln durchzogen. Es strahlte eine geradezu teuflische Lust am Wortspiel, am Schachern und an den vielfältigen Möglichkeiten der Verwirrung und der Tricks aus.
»Sollte man den Gleiter untersuchen wollen, so wird man unliebsame Überraschungen erleben!«, versicherte er. Plötzlich begann ich mich zu fürchten. Das ist der erste Grund, weswegen ich hier bin.
Ich sprach die bekannte Formel.
»Kommt herein. Mein Haus ist euer Haus, und Profit bestimme unsere Rede.«
Der jüngere Mann verneigte sich kurz und erwiderte leise, aber in merkwürdiger Bedeutung:
»Solange die Sonne scheint.«
Ich machte eine einladende Bewegung, und wir gingen ins Haus. Auch mein Haus war, wie alle Bauwerke entlang der Straße, in einen Krater hineingebaut. In geologischer Vergangenheit schien entlang einer Bodenspalte ein gigantisches Feld von Vulkanen ausgebrochen zu sein, oder es war ein Meteorschauer, der hier Tausende von Kratern aufgeworfen hatte. Inzwischen hatten sich viele Krater mit Wasser gefüllt, andere waren gänzlich verschwunden, weil sie der Dschungel überwuchert hatte, wieder andere blieben unbewachsen und bildeten Narben in der Landschaft. »Mein« Krater hatte einen Durchmesser von vierzig und eine Tiefe von fünfzehn Metern. Das Tor war mit Atombrennern aus dem der Straße zugewandten Teil des Ringwalles herausgeschnitten worden. Das Haus, ein flacher Bau mit gläsernem Dach, befand sich im Zentrum.
»Ihr wisst sicher«, sagte ich, »dass hier nicht jeder einfach kommen und handeln kann?«
Der Dicke funkelte mich an, als sei ich für den Zustand verantwortlich.
»Auf Arkonwelten wie diesen, auf Freihandelswelten, bedarf man etwa eines gesetzlichen Schutzes?«
»Nicht direkt eines gesetzlichen Schutzes«, wich ich aus. »Aber Schutz werdet ihr brauchen.«
»Wie viel? Von wem? Warum?«, erkundigte sich der jüngere Mann, der einen langsamen Rundgang durch die hermetisch abgekapselten und an die biologischen Systeme angeschlossenen Vitrinen machte.
Ich holte tief Luft und fragte zurück:
»Woher kommt ihr eigentlich? Genau – ich muss es wissen, sonst kann ich euch keinen Rat geben, Fremde.«
Natürlich waren es keine Fremde im klassischen Sinn, sondern Arkoniden wie ich auch.
»Von Kortasch-Auromt!«, sagte der Dicke, als sei dies eine Erklärung. »Der Clan der Glenlivet hat uns geholfen. Wir sind neue Männer und bringen neue Erkenntnisse. Wir sind die Problemlöser.«
»Recht so«, entgegnete ich. Ich wurde aus den beiden nicht recht klug. Sie waren zu clever, zu schnell und zu wendig. Ich ahnte abermals, dass wir mit ihnen Ärger bekommen würden. »Trotzdem braucht ihr Schutz. Es gibt eine Organisation, die gegen einen geringen Betrag den sicheren Handel hier gewährleistet. Hier, in den beiden Städten von Sebentool und entlang der Straße der tausend Krater.«
Der jüngere warf mir einen Blick zu, in dem Kühnheit und Wildheit lagen.
»Etwa die Nocto-Nos?«
»So ist es.«
Der Dicke stieß ein verdrossenes Grunzen aus, polierte mit seinem Ärmel den verbeulten Brustpanzer und sagte:
»Die Nocto-Nos also! Wir hörten bereits davon. Wir kennen solche Schutzgemeinschaften, und wir wissen auch, dass sie alle durchaus hierarchisch aufgebaut sind. Also haben sie einen obersten Chef. Bei der Korruption, die allenthalben auf Jacinther Vier herrscht, könnte ich mir denken, dass der Gouverneur der Verantwortliche ist. Vertagen wir diese Erörterung. Gestattest du, Vergord, Mann der guten Bakterien, eine Reihe wichtiger Fragen? Wichtig für uns?«
Ich nickte.
In diesem großen, hellen Raum meines Hauses war meine Ware ausgebreitet. Nun kann man Bodenbakterien und Samen nicht werbemäßig ausstellen, denn niemand sah ihnen ihre Kraft, Güte oder Schönheit an. Aber dafür konnte ich die Ergebnisse meiner Züchtungen zeigen. In den abgeschlossenen Vitrinen, die auf steinernen Sockeln standen und strahlend hell ausgeleuchtet waren, befanden sich Erdproben in verschiedenen Stadien der Aufbereitung. Und aus den Samen waren schöne Blumen und allerlei Gewächse entstanden, die jedermann bewundern konnte. Nur meine ungewöhnlich arbeitsintensive Gütekontrolle machte den Vorzug aus; ich garantierte einen neunundneunzigprozentigen Erfolg. Große Teile des berühmten Gartens von Djulf Sorpschan, unserem Gouverneur, stammten aus meinen Zuchthäusern und Gartentürmen, die sich entlang der inneren Kraterwandung in die Höhe schoben. Der junge Mann hatte seinen Rundgang abgeschlossen und blieb jetzt in meiner Nähe stehen. Er schien unruhig zu sein.
»Fragt! Was ich beantworten kann und darf, das werde ich beantworten!«, wiederholte ich.
»Können wir einen kleinen Krater mieten? Ist dies grundsätzlich möglich?«
»Grundsätzlich schon!«
»Können wir bestimmte Reklameaktionen starten?«
»Dafür gilt das gleiche!«, sagte ich mit Nachdruck.
»Gibt es nach deiner Meinung hier viele Probleme, die zu lösen sind? Mit wissenschaftlichen Methoden, mit Klugheit oder mit ein wenig Zauberei?«
Der kleine, breitschultrige Mann zwinkerte listig. Ich musste mich korrigieren. Er war nicht fett, keineswegs. Er war nur in einem Maß muskulös, das wie Fett wirkte. Seine Bewegungen waren nicht die eines alternden, dicken Mannes. Sie waren kurz und schnell und sehr zielsicher.
»Es gibt viele Probleme«, sagte ich. »Und wer sie lösen kann, wird sich eine goldene Nase verdienen.«
»Ausgezeichnet!«, sagte der jüngere Mann und lächelte verhalten. »Dann werden wir, indem wir die Probleme der anderen lösen, auch unsere lösen können. Nun eine Bitte – wir werden uns erkenntlich zeigen.«
Ich neigte den Kopf und lauschte aufmerksam.
»Bringe uns mit einem der oberen Vertreter der Nocto-Nos zusammen. Und sage uns, wo wir in Ruhe übernachten können. Ein gutes, nicht zu großes Hotel oder derlei.«
Ich grinste; zwei Kunden, das brachte eine saftige Prämie. Sie wurde auf die Rechnung der beiden addiert.
»Es gibt nur eine gute Raststätte, nämlich Zur Karawanserei. Der dreizehnte Krater von hier, links in die Richtung Sebentool-Varn. Ein großer, gelber Stein ist neben der Straße.
Heute Abend können wir uns in der Schenke treffen. Dort wird dann auch jemand sein, der euch über die Nocto-Nos beraten kann.«
Ich stand auf und gab damit zu erkennen, dass meine Zeit kostbar zu werden begann. Auch der Dicke kam mit einer schnellen Bewegung auf die Beine und hielt mir seine Hand mit den überraschend gut geformten Fingern hin.
»Danke, Handelsmann!«, sagte er. »Wir treffen uns heute Abend in der Karawanserei. Dann können wir alles in Ruhe und bei einem guten Glas Wein besprechen. In deinem Sinn, Vergord?«
Ich schüttelte die Hand, und es erwies sich, dass der kleinere der beiden eine geradezu mörderische Kraft in seinen Fingern hatte. Dann sah ich ihnen nach, wie sie meinen Krater verließen.
*
Aus dem Kaminfeuer sprangen einige Funken und zischten zwischen den Köpfen des Kleinen Handelsmannes und Banff, dem Großen Kaufmann hindurch. Vergord lehnte sich zurück und sagte durch den Rauch und das Gemurmel unzähliger Gespräche, die die Schenke der »Karawanserei« erfüllten:
»So und nicht anders war es, Herr!«
Er drehte den Kopf. Seine Augen versuchten, den Dunst zu durchdringen. Dann, ganz plötzlich, zischte Vergord:
»Herr!«
Banff, der ruhig und in äußerster Gelassenheit die Anwesenden musterte und die Atmosphäre in sich aufnahm, fragte:
»Ja?«
»Dort sind sie! Sie treten gerade durch die Tür. Ich glaube, sie suchen mich. Soll ich ...?«
Banff winkte ab.
»Sie werden an unseren Tisch kommen. Lasse sie sprechen. Du wirst deinen Lohn erhalten.«
»Ich zweifle nicht daran!«, meinte der Kleine Handelsmann.
Die Organisation, deren nahezu oberster Chef der Große Kaufmann war, kassierte von jedem Handelnden zwischen den beiden Städten ihren Tribut. Aber sie leistete dafür auch tatsächlich, was sie versprach: Der Handel konnte ohne Störungen, ohne die Tätigkeit von Dieben oder Einbrechern stattfinden. Auch schienen zwischen der Polizei dieses feuchtheißen Dschungelplaneten und den Asozialen geheimnisvolle Bindungen zu bestehen. Weder die eine Institution noch die andere störte sich gegenseitig. Obwohl der Große Kaufmann wusste, dass sich unter den rund zweihundert Gästen dieses Lokals mindestens fünfzig aktenkundige Verbrecher befanden, schwieg er. Jacinther Vier lebte in dieser Form der Symbiose zwischen Gesetz und Ungesetzlichkeit hervorragend und störungsfrei.