Nr. 140
– ATLAN exklusiv Band 19 –
Laboratorium des Satans
Die galaktischen Mediziner experimentieren – und Androiden rebellieren gegen ihr Schicksal
von Dirk Hess
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht – eine Zeit also, da die in die Barbarei zurückgefallenen Erdbewohner nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.
Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, Sohn Gonozals, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der inzwischen zum Mann herangereift ist.
Nach der Aktivierung seines Extrahirns hat Atlan den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen und strebt den Sturz des Usurpators an.
Doch Atlans Möglichkeiten und Mittel sind begrenzt. Ihm bleibt nichts anderes übrig als der Versuch, seinem mächtigen Gegner durch kleine, aber gezielte Aktionen soviel wie möglich zu schaden.
Der Weg, den der Kristallprinz dabei einschlägt, ist voller Abenteuer und Gefahren. Dies zeigt sich besonders krass, als Atlan, der sich auf den Planeten der Bewusstseins-Forscher locken ließ, sein dupliziertes Ich verfolgen muss – sogar bis in das LABORATORIUM DES SATANS ...
Atlan – Der Kristallprinz kämpft mit seinem eigenen Ich.
Fartuloon – Atlans Begleiter und Kampfgefährte.
Tocce-Lanceet – Kommandant einer Station des Grauens.
Xaxax – Ein Skine in der Gewalt von Aras.
Ogh – Ein Androide wird zum Rebellen.
Wir waren schon einmal durch die Röhren zu einer »oberen Welt« gelangt. Zuerst hatte ich vermutet, es würde sich um einen Transmittersprung zu einer anderen Welt des skinischen Sonnensystems handeln. Ich war rasch eines Besseren belehrt worden: Wir wurden durch die Röhren auf eine Welt transportiert, die sich im Hyperraum befand.
Diesmal war irgend etwas anders als sonst.
Ich konnte es mir nicht erklären, aber die unbekannten Energieströme rissen uns aus dem Transportbereich, entmaterialisierten uns und verstofflichten uns wieder.
Waren wir im Hyperraum angekommen, auf dem Zielplaneten, oder befanden wir uns noch immer auf dem Skinenstützpunkt Tsopan?
Wo war meine Bewusstseinskopie, wegen der wir diese unmenschlichen Strapazen auf uns nahmen?
Wohltuende Ohnmacht befreite mich von den bohrenden Gedanken. Ich sah, wie auch Fartuloon zusammenbrach. Der energetische Schock war zu groß für uns gewesen.
*
Die Atmosphäre schien elektrisch geladen zu sein. Wie vor einem Gewitter. Nur fehlten die Wolken. Eintöniges Grau zog sich bis zum Horizont hin, nur unterbrochen von zirrusähnlichen Silberfäden, die dicht über mir standen. Sie wirbelten empor und verloren sich in dem diffusen Dunkel des Hyperraumhimmels.
Schwacher Wind ließ den schwarzglänzenden Sand einer weiten Ebene über meinen Körper rieseln. Es war heiß und stickig. Mein Kopf schmerzte, und ich fühlte mein Herz krampfhaft schlagen. Schweiß stand auf meiner Stirn.
Neben mir richtete sich Fartuloon stöhnend auf. Sein Gesicht wirkte auf den ersten Blick verquollen. Der schwarze Bart war zerzaust. Sand hatte sich mit dem Schweiß seiner Stirn vermischt und hing ihm in kleinen Klümpchen in den Haaren. Sein blankgeriebener Harnisch funkelte im Widerschein der hyperdimensionalen Entladungen dicht über uns. Doch dann wurde es still. Der Himmel war wieder leer und grau.
»Atlan ... gut, dass du es auch überstanden hast. Ob deine Bewusstseinskopie etwas damit zu tun hatte?«
Ich zuckte mit den Schultern und stand langsam auf. Mit einer müden Handbewegung schüttelte ich den feinen Quarzsand ab, der sich in meiner Kleidung festgesetzt hatte.
Ich wusste, dass sehr bald etwas passieren musste. Wenn das die Welt war, auf die mein zweites Ich geflohen war, waren wir nicht unbeobachtet geblieben. Ich beschattete die Stirn mit der Rechten. In der Ferne wurde die düstere Ebene von gezackten Bergrücken begrenzt. Eine glitzernde Magnetspur teilte die Ebene in zwei Hälften.
Plötzlich ging ein Vibrieren durch die Schiene.
»Jemand hat Energie in die Magnetspur geleitet«, flüsterte ich aufgeregt.
Doch außer der gähnenden Leere, erfüllt von Hitze und Staub, war nichts Besonderes zu erkennen.
Du kannst es mal wieder nicht abwarten!, spottete mein Extrasinn.
Das stimmte haargenau. Ich hätte den lästigen Mahner in meinem Innern gern abgeschaltet. Aber das war nicht möglich.
Ich versuchte mir vorzustellen, wie eventuelle Bewohner dieses wüstenhaften Planeten aussehen mochten. Die Skinen hatten uns nichts darüber mitgeteilt. Vermutlich wollten sie unsere Reaktionen testen, wenn wir mit der neuen Lebensform dieser Welt konfrontiert wurden. Zuzutrauen war den fanatischen Forschern alles.
Die Skinen hatten mein Bewusstsein kopiert, um es ihrer gigantischen Bewusstseinsbank einzuordnen. Dabei war dann etwas Unvorhersehbares geschehen: Das synthetische Ich war aus dem Speicher geflohen und hatte Besitz von anderen Körpern ergriffen. Dieser Vorgang war mehrmals erfolgt. Schließlich sollte die Bewusstseinskopie hierher geflohen sein. Auf diese Welt im Hyperraum. Ich hoffte, auch wirklich zum Zielplaneten gelangt zu sein. Doch der unterbrochene Transportvorgang ließ alles offen. Wir konnten überallhin gelangt sein, nur nicht auf die Welt, die sich mein anderes Ich als Exil ausgesucht hatte.
Mein anderes Ich besaß meine Eigenschaften. Die positiven und auch die negativen. Das machte es noch schwieriger. Ob ich wollte oder nicht, ich musste mich praktisch selbst überlisten, wenn ich den Wanderer durch Raum und Zeit unschädlich machen wollte.
Es ist ein teuflisches Gefühl, zu wissen, dass eine Kopie der eigenen Seele durch den Kosmos geistert.
Die Skinen hatten nach der erneuten Flucht meines künstlich hergestellten Geist-Seele-Komplexes das Tor zu einer anderen Hyperraumwelt geöffnet. Der Transportvorgang war mir ebenso rätselhaft wie unheimlich. Wir waren durch schimmernde Röhren aus stabilisierter Energie geschritten, wurden dann in Bruchteilen einer skinischen Miniskope durch die Unendlichkeit gerissen und landeten schließlich auf einer isolierten Hyperraumwelt.
Fartuloons Räuspern riss mich aus meinen Überlegungen. Metall schrammte über Metall, als er das Skarg, sein archaisch anmutendes Schwert, aus der Scheide zog.
»Dort, neben der Magnetschiene.«
Ich folgte seinem Blick und entdeckte einen Sandstrudel. Aus der gläsern glitzernden Sandmasse schoss plötzlich ein Strahl pulverisierten Gesteins in die Höhe. Es klang, als würde aus einem Dampfkessel heiße Luft abgelassen werden. Die Schwertspitze deutete auf die sich weiter ausdehnende Sanderhebung. Ein kleiner Hügel wölbte sich nun auf, brach auseinander und bildete einen Kraterwall aus Quarzsand. Das Schnaufen des »Dampfkessels« war stärker geworden.
Ich fühlte, wie meine Spannung wuchs. Waren wir schon auf die Bewohner der Wüstenwelt gestoßen? Dann wurde diese Welt von Sandkreaturen bevölkert, die schwerlich eine eigene Technologie entwickelt haben konnten. Eine arkonidische Schwebebahn würden sie selbstverständlich niemals bedienen können. Oder waren wir auf die defekte Leitung gestoßen, die den Magnetzug energetisch versorgte?
Über dem Krater erschien eine glitzernde Rundung, halbmondförmig und dunkelgefärbt. Dunkler jedenfalls als der Sand ringsum. Was im diffusen Licht des Hyperraum-Himmels glitzerte, waren kleine diamantähnliche Auswüchse. Täuschte ich mich, oder starrten mich diese winzigen Diamanten tatsächlich an?
Ein nichtarkonidisches Wesen. Es betrachtet dich, wisperte mein Extrasinn.
Das unbekannte Wesen ließ sich Zeit. Vielleicht aber war es auch nur an den Sand gebunden und konnte sich nicht erheben. Es besaß jedenfalls eine Geduld, die ich nie im Leben aufbringen konnte.
»Es kommt 'raus!«, schrie Fartuloon aufgeregt.
Ich öffnete automatisch den Verschluss meines Halfters, in dem der Kombistrahler steckte. Die Abstrahlmündung zeigte genau auf den glitzernden Halbmond, der sich aus dem Sandloch reckte. Beim geringsten Anzeichen einer Gefahr würde ich bedenkenlos schießen.
Am Horizont wurde ein Punkt sichtbar, der sich zusehends vergrößerte. Ein Schwebezug kam genau auf uns zu. Wenn er seine augenblickliche Geschwindigkeit beibehielt, würde er bald hier sein.
Seltsame Laute, begleitet von einem asthmatischen Keuchen, waren aus dem Sandloch zu vernehmen. Es hörte sich wie ein stetig wiederholtes »Viwo, Viwo« an. Anscheinend war die Sandkreatur völlig harmlos. Ich beschloss, sie einfach Viwo zu nennen. Unter diesen Umständen konnte es nicht schaden, einen einheimischen Freund zu besitzen. Das Ding verschmolz beinahe konturlos mit dem dunklen Quarzsand. Die Oberflächendiamanten glühten von innen heraus.
Der Zug musste jeden Augenblick neben uns halten. Energetische Überladungen begleiteten den Bremsvorgang, auch wenn der Wagen noch mehrere Bergschatten von uns entfernt war. Über dem tropfenförmigen Wagen blähte sich ein Schirmfeld aus überhitzten Luftmolekülen und flachte dann flimmernd ab.
»Viwo« kroch witternd um uns herum. Auf dem Sand blieb eine gläserne Schmelzschicht zurück, die leicht dampfte.
Fartuloon schien nun ebenfalls von der Ungefährlichkeit des kleinen Wesens überzeugt zu sein. Er steckte sein Skarg in die Scheide zurück und fuhr sich mit der schwieligen Rechten durch den gekräuselten Vollbart. Bei näherer Betrachtung schien Viwo aus rostigem Eisen zu bestehen. In unregelmäßiger Anordnung wuchsen kleine Diamanten auf der kantigen »Haut«. Das mussten seine Sinnesorgane sein. Eine Mundöffnung war jedenfalls nicht zu erkennen. Bestimmt ein Wesen primitiver Organisation. Aber ich hielt mein voreiliges Urteil zurück. Es hatte sich oft gezeigt, dass die voreilige Beurteilung eines Fremdrassigen zu den schwierigsten Verwicklungen führen konnte.
Auch die Skinen hatten auf uns unbeholfen und plump gewirkt. Dabei vollbrachten sie Leistungen, die wir hochzivilisierten Arkoniden uns nur im Traum vorstellen konnten. Die äußere Form sagte überhaupt nichts über die Qualifikation eines Wesens aus. Maßgeblich war nur die soziale und technische Leistung. Davon allerdings war bei unserem »Eisen-Viwo« nichts zu sehen.
Fartuloon und ich erschraken, als die Energiezuleitungen des Magnetschwebers mit einem peitschenartigen Knall in die Halterungen zurückschnappten. Der Wagen stand abrupt still. Ich konnte wieder das leise Säuseln des Windes spüren, mit dem er die Gluthitze der Sandebene an unseren schweißnassen Gesichtern vorbeiwehte.
Hinter der Sichtscheibe des Wagens, der dicht über der Magnetschiene schwebte, tauchte für wenige Augenblicke eine spindeldürre Gestalt auf. Kaum so groß wie Fartuloon.
Zischend öffnete sich auf der uns abgewandten Seite die Wagentür. Eine kleine Leiter fiel klappernd aus der Halterung. Sand knirschte, als der Fremde ausstieg. Ich konnte nur seinen Schatten sehen. Ein länglicher Gegenstand stand grotesk von seiner Hüfte ab.
Eine Waffe, durchzuckte es mich.
Zuerst geschah gar nichts. Fartuloon kniff die Augenlider zusammen und starrte zum Schwebewagen hinüber. Der Fremde ließ sich Zeit. Wir hatten keine Ahnung, welcher Rasse er angehören mochte, oder welche Absicht er verfolgte. Es bestand kein Zweifel, dass er unsere Landung beobachtet hatte. Da wir nicht wussten, wie die Bewohner dieser Hyperraumwelt auf Besuch von der Skinenwelt reagierten, waren wir unsicher. Unsicher deshalb, weil jede falsche Reaktion unser Ende bedeuten konnte.
Unterdrücktes Stöhnen drang zu uns herüber. Ich gab Fartuloon ein Zeichen zum Losgehen. Er verstand mich sofort.
Der schwarze Sand knirschte unter unseren Schuhen, als wir Schritt vor Schritt setzten. Ich hielt den Kombistrahler in der Hand, Fartuloon sein Skarg.
Der Eisen-Viwo röchelte leise und buddelte sich hastig in den Sand ein. Wenige Augenblicke später war nichts mehr von ihm zu sehen. Die verglasten Sandstellen, die er durch irgendeinen Verschmelzungsprozess hervorgerufen hatte, wurden rasch vom umherwehenden Sand zugedeckt.
Hinter dem Schwebewagen knackte es metallisch.
Er hat einen arkonidischen Impulsstrahler!, warnte mich mein Extrasinn.
Richtig, durchfuhr es mich. Der Fremde hatte soeben das Energiemagazin durchgeladen. Er war also zu allem entschlossen.
Ich wollte es trotzdem versuchen und stieß einen Warnruf aus.
Er reagierte nicht einmal.
Ich versuchte es noch einmal. »Wer du auch bist, was willst du von uns? Wir verfolgen keine bösen Absichten ... Wir kommen gerade von den Skinen.«
Statt einer Antwort zuckte ein grellblendender Energiestrahl haarscharf über unsere Köpfe hinweg.
Hätten wir uns nicht blitzschnell geduckt und wären tief gebückt auf den Schwebewagen zugestürmt, der Kerl hätte uns glatt desintegriert. Hinter uns zerschmolz eine Sanddüne. Der Fremde hatte uns mit der vollen Energieleistung seines Strahlers beschossen. Das war mehr als deutlich. Er wollte uns töten.
Es durchzuckte mich siedendheiß: Ob mein zweites Ich in seinem Körper steckte? Vielleicht war die flüchtende Geist-Seele-Einheit kurz vor unserem Erscheinen in diesen Körper eingedrungen und hatte sofort die Offensive ergriffen. Das wäre für mich nicht untypisch gewesen.
Du hast es mit einer völlig identischen Psyche zu tun. Auch wenn dein Gegner nicht so aussieht wie du.
Darauf hätte mein Extrasinn mich nicht hinzuweisen brauchen. Ich kannte die grotesken Probleme selbst, die ich seit der Seelenkopierung durch die Skinen zu meistern hatte.
Wir berührten das heiße Metall des Schwebewagens. Nach der rasenden Fahrt durch die Wüste hatte sich die Außenzelle noch immer nicht abgekühlt. Der Fremde hockte auf der anderen Seite. Wenn ich mich vorsichtig um die gerundete Heckseite beugte, konnte ich seinen Schatten sehen. Ein schmaler, fast dünn zu bezeichnender Körper, auf dessen zerbrechlichen Schultern ein spitz zulaufender Kopf thronte.
Ich schaltete meinen Strahler von Desintegrations- auf Paralyseenergie um. Ich wollte unseren Gegner nicht töten, sondern nur kampfunfähig schießen. Er könnte uns wertvolle Informationen über diese Welt liefern.
Dann gab ich Fartuloon einen Wink. Der Bauchaufschneider hatte sich langsam daran gewöhnt, dass ich in gefährlichen Situationen die Initiative ergriff. Kein leichter Stand für einen famosen Lehrmeister, aber verständlich. Wir waren Partner, gleichberechtigte Kämpfer in einem Spiel von galaktischem Ausmaß.
Fartuloon ging nach rechts, während ich wenige Augenblicke an der Heckrundung verharrte.
Im gleichen Augenblick ertönte hinter dem Fahrzeug ein Schrei. Ich erstarrte. So konnte nur ein Wahnsinniger in höchstem Entsetzen schreien. Ich versuchte mir vorzustellen, was in dem Fremden vorgehen mochte. Ich hatte diese absonderliche Welt nie zuvor in meinem Leben gesehen. Hier war mir und Fartuloon nahezu alles fremd. Daran konnte auch die seltsame Vertrautheit nichts ändern, die wir beim Anblick der arkonidischen Schwebebahn empfunden hatten.
Das Zischen eines Dampfstrahls ertönte, und unser Gegner wimmerte entsetzt auf.
»Jetzt!«, schrie ich und stürzte gebückt um die Heckrundung. Fartuloon war auf der anderen Seite herumgekommen. Ich hechtete über die Magnetschiene hinweg, rollte mich im Sand ab und kam augenblicklich wieder auf die Beine.
Als ich sah, was uns mit dem Strahler bedroht hatte, entspannte ich mich unwillkürlich.
»Nicht schießen ... bitte nicht schießen!«
Die Worte des Aras erstickten in heiserem Gurgeln.
Ein Ara, oder Galaktischer Mediziner. Ich kannte diese teuflischen Giftmischer nur zu gut. Sie hatten genug Unheil am Hofe meines Vaters angerichtet. Sie waren die besten Chirurgen oder Chemo-Biologen, die ich mir vorstellen konnte. Diese schlauen Burschen hatten es meisterhaft verstanden, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in klingende Münze umzuwandeln. Durch künstlich hervorgerufene Seuchen planetaren Ausmaßes hatten sie viele Imperiumswelten in Abhängigkeit zu ihren Medikamenten und Therapiesystemen gebracht.
Wie kommt ein Ara auf diese Hyperraumwelt der Skinen?, fragte ich mich. Freiwillig waren die Mediziner bestimmt nicht hergekommen. Von dieser Welt konnte man nur verschwinden, wenn es die Skinen gestatteten.
Fartuloon drehte den zuckenden Körper des Aras mit dem Schwert herum. Verächtlich schürzte er die Lippen. Er war ein Bauchaufschneider des arkonidischen Hofes, ein Mediziner der arkonidischen Oberschicht. Außer einem gewissen Gefühl der Konkurrenz heraus verachtete er die Aras aus tiefstem Herzen.
»Ist gar nicht mehr gut beieinander, unser Freund.«
Ich musste ihm zustimmen. Der Ara war über und über mit stinkenden Abszessen bedeckt. An vielen Stellen hatte er sich notdürftig mit einer schnelltrocknenden Gelatinemasse besprüht, doch die Wunden waren immer wieder aufgeplatzt.
Doch das konnte nicht der Grund für das abrupte Ende der Auseinandersetzung sein. Immerhin hatte er uns töten wollen.
Ich drehte mich suchend um. Als ich das heisere »Viwo, Viwo!«, hörte, wusste ich Bescheid. Ich musste unwillkürlich lachen.
Der kleine Sandbewohner hatte unserem Gegner einen erhitzten Sandstrahl ins Gesicht geblasen.
»Dein Viwo hat sich als äußerst nützlicher Begleiter erwiesen«, meinte Fartuloon grinsend. Der Bauchaufschneider kniete nieder und wollte der schwarzschimmernden Kreatur über die diamantenen Kopf auswüchse streicheln. Doch ich ahnte beinahe, was nun kommen würde. Mit einem Wehlaut zuckte Fartuloon hoch und umklammerte die schmerzende Rechte. Über dem Viwo knisterte eine elektrische Entladung. Der kleine Bursche hatte also mehr zu bieten, als wir geahnt hatten.
»Dem werde ich's zeigen!«, stieß Fartuloon wütend hervor.
Ich fiel ihm in den Arm, bevor er mit dem Skarg zuschlagen konnte. Das wäre ihm freilich auch schlecht bekommen. Der Viwo besaß aller Wahrscheinlichkeit nach eine organische Körperbatterie, die es ihm ermöglichte, Sand zu einer glasähnlichen Substanz zu zerschmelzen. Dass Metall elektrisch leitend war, brauchte ich Fartuloon nun wirklich nicht extra zu erklären. Der Überladungsschlag hätte ihn töten können, wenn er mit dem Schwert zugeschlagen hätte.