Nr. 159
– Im Auftrag der Menschheit Band 131 –
Die Psi-Quelle
Auf dem Planeten des Chaos und des Wahnsinns – Atlans Extrasinn rebelliert
von Ernst Vlcek
Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte August des Jahres 2843.
Die Krise, die von Komouir, dem auf der galaktischen Eastside gelegenen Fundort wertvoller Schwingkristalle, ausging, veranlasste Lordadmiral Atlan, gemeinsam mit Froom Wirtz, dem Instinkt-Spezialisten, und Terrania Skeller, einem parapsychisch begabten Kind, der Welt der Schatzsucher einen Besuch abzustatten.
Dieser Besuch erwies sich, wie schon berichtet, als äußerst folgenschwer, denn Kräfte griffen ein, die, da sie sich weder steuern noch beeinflussen ließen, Menschen zu hilflosen Spielbällen machten.
Alles begann in dem Moment, als Atlan und seine Begleiter das »schweigende Raumschiff« entdeckten, dessen Funktion es war, eine »Straße im Kosmos« zu bahnen.
Jetzt, nach überstandenen Abenteuern auf dem Eisplaneten, ist Atlan, von dessen Begleitern nur noch das Mädchen Terrania Skeller am Leben ist, zusammen mit den Überresten von Skanmanyons Berg auf einen unbekannten Planeten transportiert worden.
Hier, auf einer namenlosen Welt mitten im Zentrum der Galaxis, lernt der Lordadmiral erneut das Chaos und das Grauen kennen – und die Geschichte Skanmanyons.
Skanmanyon ist DIE PSI-QUELLE ...
Atlan – Der Extrasinn des Lordadmirals rebelliert.
Terrania Skeller – Skanmanyons Medium.
Arraby – Häuptling der Chachats.
Arritim – Atlans eingeborener Kampfgefährte.
Skanmanyon – Die Psi-Quelle droht zu versiegen.
Ich spürte eine bisher nicht gekannte Kraft meinen Körper durchfluten. Langsam kam wieder Leben in mich. Das verzögerte Erwachen verursachte in mir ein prickelndes Lustgefühl.
Die Luft umfächerte mich wie der Atem einer hingebungsvollen Frau. Ein Hauch nur, aber zärtlich, verheißungsvoll. Etwas berührte mich, streichelte meinen Körper. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir vor, dass dies die Umarmung eines liebevollen Wesens sei.
Ich öffnete die Augen. Vor mir stand ein geschlechtsloser Medoroboter, weit und breit kein weibliches Wesen. Ein Fön trocknete mich. Ich lag auf einem robotischen Massagetisch, dessen Gelenkarme mich einölten und meine Muskeln kneteten.
Der Medoroboter überwachte mittels seiner Diagnosegeräte diese Prozedur.
»Wo bin ich?«, fragte ich ihn.
Keine Antwort. Der Medoroboter war schweigend in seine Tätigkeit vertieft.
Ich forschte in meiner Erinnerung.
Vor diesem Erwachen war ich in Skanmanyons Berg gewesen. Dieses gigantische Eisgebilde sollte vom Planeten Schneeball, der im Leerraum außerhalb der Galaxis lag, ins Zentrum der Galaxis gebracht werden. 38 Ringraumschiffe standen bereit, um den Transport durchzuführen.
»Der Flug beginnt – und nichts kann ihn aufhalten«, hatte Terrania sinngemäß gesagt.
Sie stand plötzlich bei mir im Eisgefängnis. Sie war übel zugerichtet: blind, bis auf die Knochen abgemagert, blass wie eine wandelnde Tote. Eine Untote – das war sie. Eine Untote, von der unheimlichen Macht Skanmanyon belebt und beherrscht.
Skanmanyon! Terrania nannte diese Macht eine »Psi-Quelle«.
Sie teilte mir noch mit, dass beabsichtigt sei, mich zu paralysieren und mich in Skanmanyons Berg zum Zentrum der Galaxis mitzunehmen. Am Ziel würde man mich wecken. Dann sollte die Entscheidung über meine weitere Verwendung fallen.
Das Erwachen fiel jedoch ganz anders aus, als ich es erwartet hatte. Keine Panik erfasste mich, ich war gestärkt und ausgeruht und befand mich in einem geradezu perfekten psychischen Gleichgewicht.
Nicht einmal die Erinnerung an die Vorbereitungen für ein Geschehen, das die Galaxis erschüttern musste, konnte mich aus der Ruhe bringen.
Vielleicht trug die Umgebung einiges zu meinem stoischen Verhalten bei. Der Raum war von einer klinischen Sterilität wie ein Krankenzimmer. Der Medoroboter war von terranischer Bauart. Auch der Massagetisch und die übrige Einrichtung waren terranische Erzeugnisse.
Das alles erweckte in mir nichts anderes als Neugierde.
»Wo bin ich?«, fragte ich wieder.
Der Medoroboter brach auch jetzt sein Schweigen nicht. Doch diesmal erhielt ich Antwort. Sie kam aus dem Lautsprecher. Eine Stimme, die mir so vertraut wie diese Umgebung vorkam, sagte:
»Sie befinden sich auf Tahun, dem dritten Planeten der Sonne Tah.«
»Im Medo-Center der USO?«, entfuhr es mir überrascht.
»Jawohl«, bestätigte die wohlklingende Stimme. Sie gehörte einer Frau.
»Und wie bin ich hierher gekommen?«, wollte ich wissen.
Die Frau lachte.
»Das ist eine lange Geschichte. Aber es gibt noch viel wichtigere Dinge, die Sie erfahren sollten. Wenn Ihre Weck-Therapie abgeschlossen ist, werde ich Sie aufsuchen und Ihnen alles erklären.«
Ich konnte es kaum erwarten, der Unbekannten mit der so vertraut klingenden Stimme gegenüberzutreten.
Und dann war es soweit.
»Terrania!«, rief ich verblüfft, als ich der jungen Dame gegenüberstand. »Terrania Skeller!«
Sie war nicht mehr das magere Mädchen von neun Jahren mit den großen braunen Augen, die tief in den Höhlen lagen und ständig neugierig und erschrocken zugleich blickten. Sie war zu einer Frau geworden, zu einer atemberaubenden Schönheit gereift.
Sie lachte und schob sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht.
»Wie ist das möglich?«, fragte ich. »Träume ich?«
Sie wurde ernst.
»Sie haben zehn Jahre im Tiefschlaf verbracht, Atlan«, sagte sie, hakte sich bei mir unter und führte mich zum Ausgang des Sanatoriums.
»Kommen Sie, gehen wir in den Park. Suchen wir uns einen ruhigen Platz, wo wir ungestört sind. Dann werde ich Ihnen alles erzählen. Während Ihres Tiefschlafs hat sich viel geändert.«
*
Man schrieb den 15. August 2853.
Zehn Jahre waren vergangen, seit ich in Gegenwart des neunjährigen Mädchens Terrania paralysiert worden war. Jetzt trat sie mir im Erholungspark des Medo-Centers als Frau von neunzehn Jahren gegenüber.
»Sie können sich bestimmt ungefähr denken, was passiert ist, Atlan«, sagte sie, als wir in einer Laube gegenüber den Wasserspielen Platz nahmen.
In meinem Kopf schwirrten die Gedanken immer noch wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm herum. Ich nickte.
»Skanmanyon hat sein Ziel, das Zentrum der Galaxis, erreicht«, sagte ich dann düster. »Hier konnte er sich entfalten und hat seine Macht über alle Intelligenzwesen der Milchstraße ausgeweitet. So ist es doch?«
Sie betrachtete mich mitleidig.
»Sie haben noch immer ganz falsche Vorstellungen von Skanmanyon, Atlan. Sie glauben, Skanmanyon sei machtbesessen und wolle die Intelligenzwesen beherrschen und unterdrücken. Doch das stimmt nicht. Skanmanyon fordert nichts, sondern er gibt. Und er hat den Bewohnern der Milchstraße bisher – in den zehn Jahren seines Wirkens – mehr gegeben, als selbst ich erahnen konnte.«
»Was hat es denn gegeben?«
»Kosmische Reife, um ein Beispiel zu nennen. Es gibt keinen Krieg mehr in der Milchstraße. Alle Völker sind befriedet.«
»Und um welchen Preis?«
»Um einen lächerlich geringen Preis. Es kostete die Völker der Galaxis nur etwas Verständnis, Liebe und Uneigennützigkeit.«
»Und sind diese befriedeten Wesen auch glücklich?«
»Sehen Sie mich an, Atlan. Was sehen Sie? Glauben Sie, dass ich unglücklich bin?«
Ich blickte scheu zu ihr hoch. Unsere Blicke begegneten sich, und ich versank in ihren großen braunen Augen. Ohne dass ich etwas dazu tat – oder etwas dagegen tun konnte –, lagen wir uns auf einmal in den Armen.
Ich kam mir so hilflos wie ein Neugeborenes vor und klammerte mich an sie. Ihre Körperwärme bot mir Schutz.
»Ich habe Angst, mich in der neuen Weltordnung nicht zurechtzufinden«, gestand ich. »Du musst mir helfen, Terrania.«
»Wie habe ich diesen Tag ersehnt ...«
Wir saßen lange so da, bewegungslos, in fester Umarmung.
Mir wurden viele Dinge auf einmal bewusst, ich erkannte die Zusammenhänge, ohne dass sie mir von jemanden erklärt worden wären.
Es gab keine USO mehr, kein Solares Imperium. Alle Sternenreiche existierten nur noch auf dem Papier, um eine alte Redewendung zu gebrauchen. Es gab keine Raumflotten, keine Institutionen zum Schutze der Terraner oder anderer Völker.
Das heißt, es gab all diese Dinge der Vergangenheit noch, doch waren sie ihrer ursprünglichen Funktionen entkleidet. Man brauchte die Kampfschiffe noch, um Bedrohungen von außen abzuwehren: etwa, um einen Einfall der Maahks in die Milchstraße zu verhindern.
Die Maahks! Sie waren nicht mehr unsere Verbündeten, denn sie gehörten Skanmanyon nicht an. Sie hatten geschworen, die Völker der Milchstraße von dieser »destruktiven« Macht zu befreien.
Ich schmiedete bereits Pläne, wie ich eine Untergrundorganisation ins Leben rufen und mit den Maahks in Verbindung treten konnte.
»Warte die weiteren Ereignisse ab, bevor du etwas unternimmst, Atlan«, bat Terrania, als hätte sie meine Gedanken erraten. Und dann fügte sie erklärend hinzu: »Ja, ich kann deine Gedanken lesen, Atlan. Skanmanyon hat mir diese Gabe geschenkt. Viele sind unter seinem segensreichen Einfluss zu Telepathen geworden. Und in einigen Jahrzehnten werden alle Menschen parapsychische Fähigkeiten besitzen. Auch du – wenn du dich Skanmanyons Glorie nicht widersetzt. Du musst mir glauben, Atlan. Reich mir deine Hand.«
Ich tat es nicht. Aber sie ergriff die meine und entmaterialisierte mit mir. Als ich mich in neuer Umgebung wiederfand, stellte ich verblüfft fest, dass sie mit mir zum Goshun-See teleportiert war.
»Sind wir wirklich auf Terra?«, fragte ich ungläubig.
»Ja«, antwortete sie. »Ich habe dich hierhergebracht, weil ich hoffe, dass du auf Terra schneller zu dir selbst zurückfinden wirst.«
»Aber Terra ist 32.308 Lichtjahre von Tahun entfernt«, sagte ich mit belegter Stimme.
»Ja, und?«
»Willst du sagen, dass du über diese gigantische Entfernung hinweg teleportieren kannst?«
»Terra und Tahun liegen in Skanmanyons Einflussbereich. Es gibt keine Hindernisse und keine störenden Einflüsse.«
»Das ist ... phantastisch.«
»Ich könnte sogar von einem Ende der Galaxis zum anderen teleportieren ...«
Mich schwindelte. Ich hielt mir den Kopf.
Terrania brachte mich in einen Bungalow. Ich legte mich auf die körpergerechte Liegestatt. Plötzlich fühlte ich mich unsäglich schwach. Terrania verschwamm vor meinen Augen. Sie drückte mir die Lider zu, und ich ergab mich der Dunkelheit, die mich zu sich holte.
Ich dachte daran, welchen Verlauf die menschliche Geschichte genommen hätte, wenn der Transport von Skanmanyons Berg nicht so reibungslos abgelaufen wäre.
Und diese Überlegung verursachte meinen Albtraum.
Es begann mit der Rebellion meines Extrasinns.
Ich bin Skanmanyon!, hämmerte es mir ein.
Mein Körper war völlig gefühllos – und wie schwerelos. Nur in meinem Kopf verspürte ich ein schmerzhaftes Hämmern, so als würde sich dort ein Ringen auf parapsychischer Ebene abspielen, dessen Nebeneffekte sich physisch auf mein Gehirn auswirkten.
Was ist passiert?, dachte ich.
Du bist wieder bei Bewusstsein, meldete mein Extrasinn. Jetzt musst du in meinem Sinn handeln. Ich werde befehlen, denn ich bin Skanmanyon. Und du bist mein Diener, Atlan, und wirst gehorchen.
Wahnsinn!
Verlor ich den Verstand?
War ich nicht eben auf Tahun gewesen? Hatte sich nicht Terrania meiner angenommen und ...
Aber nein, das konnte nicht real gewesen sein. Was für ein Unsinn, dass ich zehn lange Jahre im Tiefschlaf gewesen sein sollte und Terrania als reife Frau sich in mich verliebte.
Und doch – meine augenblicklichen Qualen waren um nichts realistischer. In meinem vieltausendjährigen Leben war es noch nie passiert, dass mein Extrasinn auf diese Weise rebellierte.
Mein Extrasinn hielt sich für Skanmanyon!
Hast du die visionären Zukunftsbilder gesehen?, fragte mein Extrasinn. Ja, du hast die Vision gesehen – erlebt. Zweifle nicht an deinem Verstand, denn das Erlebnis mit Terrania war nicht Wirklichkeit. Aber diese Vision könnte sich bewahrheiten. So könnte die Zukunft der Galaxis aussehen, wenn du mir, Skanmanyon, hilfst, Atlan.
Es war nur ein Traum gewesen. Ich atmete auf. Die Wirklichkeit sah anders aus.
Wie?
Um mich war bodenlose Schwärze. Ich wusste nicht, ob ich die Augen offen oder geschlossen hatte. Meine Sinnesorgane waren taub wie mein ganzer Körper. Mein wahnsinnig gewordener Extrasinn beherrschte das Nervenzentrum meines Körpers.
Ich lehnte mich dagegen auf und errang einen Teilsieg.
In meinen Ohren war eine Explosion, als ich meinen Gehörsinn in die Gewalt bekam. Als die Detonation verklang, kam ein Pfeifen und Brausen auf. Wie von einem Sturm. Aber es klang viel überirdischer, ähnlich den Funkstörungen bei einem Hypersturm. Es war ein Gesang der Inpotronen.
Das Singen und Pfeifen und Brausen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an. Im Hintergrund lauerte mein Extrasinn. Aber ich flüchtete mich nicht zu ihm zurück. Meine Freiheit war mir lieber. So klar bei Verstand war ich immer noch, dass ich die Äußerungen meines Extrasinns als Wahnsinn erkannte.
Ich verstärkte meine Bemühungen, dem Einfluss meines Extrasinns zu entrinnen. Es kostete mich übermenschliche Anstrengungen – und ohne die regenerierende Ausstrahlung meines Zellaktivators wäre ich wahrscheinlich schon längst zusammengebrochen. Aber ich hatte dann Erfolg, obwohl ich es kaum mehr erwartet hatte.
Wieder drängte ich meinen Extrasinn ein Stück aus meinem Geist, der langsam wieder die dominierende Rolle in meinem Gehirn zu spielen begann.
Ich konnte hören – aber das unheimliche Heulen blieb.
Mein Tastsinn kehrte zurück. Ich krallte die Hände zusammen und hatte das Gefühl, dass sich meine Finger um Schlammklumpen schlossen, die zwischen ihnen herausquollen.
Und dann gelang es mir, die Augen zu öffnen.
Ich musste sie sofort wieder schließen. Über mir zogen leuchtende Farbschleier dahin, die mich blendeten. Als ich die Augen dann wieder vorsichtig einen Spalt öffnete, konnte ich feststellen, dass ich auf einer kleinen Insel inmitten eines Farbenmeeres war.
Die Welt war in durcheinanderwirbelnde Schockfarben getaucht.
Unter meinem Körper waren Pflanzen, vom Schlamm überflutet. Dazwischen rieselten dünne Wasseradern. Das Wasser sammelte sich in den Eindrücken, die mein Körper im Morast hinterließ.
Ich steckte den Kopf in eine dieser so entstandenen Pfützen, um mich abzukühlen.
Trink!, forderte mein Extrasinn.
Das ernüchterte mich sofort.
Ich fuhr hoch.
Das Farbenspiel um mich ging weiter. Ich konnte es nicht lange mit ansehen, sondern musste die Augen immer wieder schließen, um nicht selbst wahnsinnig zu werden. Es genügte, wenn mein Extrasinn durchdrehte.
Wie hatte es überhaupt dazu kommen können? Natürlich war Skanmanyon dafür verantwortlich zu machen. Aber als Mentalstabilisiertem war es mir bisher immer gelungen, den Paraschocks dieser Psi-Quelle erfolgreich standzuhalten.
Wieso gelang mir das plötzlich nicht mehr? War eine psychische Schwäche dafür verantwortlich? Wohl kaum. Es gab nur eine einzige plausible Erklärung.
Die parapsychischen Kräfte hatten sich verstärkt. Sie mussten ins Unermessliche gestiegen sein. Ganz in der Nähe musste sich ein Psi-Sender von ungeheurer Stärke befinden.
Skanmanyon! Ganz gewiss.
Aber wie war es zu dieser Entfaltung, zu dieser explosionsartigen Verstärkung gekommen?
Ich versuchte, die Lage zu sondieren. Ich lag im Freien. Das konnte keine hypnosuggestive Täuschung sein, denn ich hatte den Wahnsinn meines Extrasinns abgeschüttelt. Ich lag wirklich und wahrhaftig im Morast.
Die psychedelischen Farbschauer, die außerhalb meiner kleinen Insel der Realität regierten, mussten auf Skanmanyons Wirken zurückzuführen sein.
Ich konzentrierte mich, starrte intensiv auf einen Punkt, versuchte, durch die Farbschleier hindurchzublicken.
Es gelang. Zuerst sah ich wie durch einen Nebel eine gespenstisch erleuchtete Landschaft. Als brenne sie in einem inneren Feuer, leuchteten die Pflanzen in einem tiefen Rot. Die Farbverzerrungen störten mich aber wenig. Wenigstens konnte ich durch die psychedelische Farborgie hindurch überhaupt etwas erkennen.
Wenn ich die Entfernung richtig schätze, dann begann etwa zweihundert Meter vor mir ein Dschungel. Nein, Dschungel war es eigentlich keiner, denn die Pflanzen standen nicht besonders dicht. Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich der Pflanzenwuchs überhaupt als eher spärlich. Die Pflanzen – exotische Bäume und Sträucher – umsäumten nur die Ufer eines Stromes.
Ich kam auf die Beine. Kaum stand ich, als die Farborgie mit ungeheurer Wucht erneut einsetzte. Der Fluss und die Vegetation an seinen Ufern verschwanden hinter den Farbschleiern, die in Wellen über mich kamen.
Die Farben blendeten meine Augen und verursachten mir physischen Schmerz. Ich schloss die Augen, bis ich mich wieder einigermaßen erholt hatte.
Dann wandte ich mich um und blickte in die andere Richtung, die dem Fluss entgegengesetzt lag.
Hier erstreckte sich eine endlose Wiese. Das Gras und die unzähligen Blüten standen unter Wasser. Es ergoss sich in breiter Front den Hügel herunter, vermurte das Land und wurde dann von dem Strom aufgenommen.
Und dann sah ich die Ursache der Überschwemmung.
Einige hundert Meter von mir entfernt lag ein schmelzender Eisbrocken. Mir war sofort klar, dass dies der spärliche Überrest von Skanmanyons Berg war. Er schmolz unter den sengenden Strahlen einer fremden Sonne dahin.
Und Skanmanyon? Was war aus der Psi-Quelle geworden, die sich innerhalb dieses Eisbergs befunden hatte? Ein geistiger Schlag von meinem Extrasinn rief mir in Erinnerung, dass die Psi-Quelle den Eisberg verlassen hatte.
Skanmanyon war entfesselt.
Ich stemmte mich gegen seinen Einfluss und behielt die Oberhand.
Für einige Augenblicke ließ der Parasturm der unsichtbaren Psi-Quelle etwas nach. Ich bekam Gelegenheit, einige zusammenhängende Gedanken fassen zu können.