Nr. 168
– ATLAN exklusiv Band 33 –
Die Todesmelodie
Duell der Todfeinde – der Kristallprinz trifft auf den Mörder des Imperators Gonozal
von Dirk Hess
Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.
Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Gegner hat der Imperator von Arkon besonders zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.
Im Zuge der gegen Orbanaschol gerichteten Unternehmungen führen Atlan und seine Freunde selbst nach Farnathias Tod die Suche nach dem legendären »Stein der Weisen«, dem Kleinod kosmischer Macht, hinter dem auch Orbanaschols Leute her sind, mit aller Energie fort.
Da Ischtar, die Goldene Göttin, Atlan die Koordinaten des Kometen Glaathan übergab, kann der Kristallprinz jetzt hoffen, den Vorsprung, den der Blinde Sofgart, der Chef der Kralasenen und Beauftragte des Imperators, jüngst errang, wieder wettzumachen.
Mit der KARRETON, seinem Raumschiff, erreicht Atlan den entsprechenden Raumsektor, und es kommt zwischen Atlan und dem Kralasenenchef zum Duell, das untermalt wird durch DIE TODESMELODIE ...
Atlan – Der Kristallprinz trifft auf einen der Mörder seines Vaters.
Der Blinde Sofgart – Orbanaschols Bluthund verfolgt eigene Pläne.
Fartuloon – Atlans Freund und Lehrmeister.
Corpkor – Der Tiermeister schenkt Atlan ein Vurgizzel.
Morgonol, Hectavor, Parseener, Parvenool und Mervin – Fünf ehemalige Sträflinge.
Auf den Bildschirmen der KARRETON erschien der leuchtende Schweif eines gewaltigen Kometen. Es gab unzählige davon in unserem Universum. Aber dieser Komet war etwas Besonderes. Er stellte das Teilstück zu einem kosmischen Rätsel dar. Er war eine Station auf dem gefahrvollen Weg zum Stein der Weisen.
Wer mir das verraten hatte?
Eine Göttin. Eine wunderbare Frau, eine rätselhafte Schönheit, eine geheimnisvolle Erscheinung. Ischtar, die letzte Varganin.
Fartuloon schwang sich in seinem Kontursessel herum. Er achtete nicht auf Eiskralles Missfallensäußerung. Seit dem Defekt im Kühlleitungssystem klagte der durchsichtige Chretkor laufend über die Temperatur.
»Nach der siebzehnten Transition hat der Hyperwandler seinen Geist aufgegeben, Atlan. Die Belastung war zu groß. Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest ja unbedingt ...«
Ich unterbrach meinen Lehrmeister abrupt. Ich war versessen darauf gewesen, in das System des Kometen Glaathan zu kommen. Jetzt war ich da, und niemand würde mich daran hindern, sofort mit den Nachforschungen zu beginnen.
»Kann der Schaden mit Bordmitteln behoben werden, Fartuloon?«
»Ich will es versuchen. Aber das hält uns für einige Zeit in diesem System fest.«
Ich wusste genug. Sollte Fartuloon sich um die Instandsetzung der Maschinen kümmern, ich würde Ischtars Ruf folgen.
»Aber dieser Komet«, fing Fartuloon an. »Ich halte das alles für keinen Zufall. Kometen sind Unglücksbringer ... ein schlechtes Omen.«
»Na, hör mal ... du als aufgeklärter Bauchaufschneider solltest nicht so reden. Hast du mir nicht immer die Leistungen rationaler Vernunft vor Augen gehalten? Wir haben eben Pech gehabt. Kann ja immer mal vorkommen, dass mit der Technik etwas nicht klappt. Zur Not können wir jederzeit Kraumon anfunken und um Hilfe bitten. Das Schiff ist noch manövrierfähig, oder?«
»Das schon, aber der Hyperwandler ist hin. Wir können dieses Sonnensystem nicht verlassen.«
»Du wirst dich persönlich um die Arbeiten kümmern, nicht wahr?«
Der leuchtende Komet zog mich immer mehr in seinen Bann. Fasziniert beobachtete ich, wie er seine Bahn durch die schwarze Unendlichkeit des Alls zog. Ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, fuhr ich fort:
»In der Zwischenzeit stoße ich zum Kometen vor. Ich werde Ischtars Rätsel lösen. Deshalb bin ich hierhergekommen.«
Meine Rechte glitt über das Bedienungsfeld der Rundrufanlage. Ich wählte den Aufenthaltsraum von Corpkor an und drückte die Sprechtaste.
»Ja?«, kam es aus dem kleinen Lautsprecher.
»Hier Atlan. Ich brauche einen kleinen Beschützer aus deiner Heerschar. Möglichst problemlos, aber wirkungsvoll.«
Ich hörte, wie der Kopfjäger atmete. Er schien nachzudenken. Das Kreischen einiger Flugschlangen ließ den Lautsprecher vibrieren. Corpkor besaß eine Vielzahl erschreckender Kreaturen. Ich hatte ihn als Feind kennengelernt. Der Kampf gegen ihn und seine Tierarmee war albtraumhaft gewesen. Es war mir noch immer ein Rätsel, wie Corpkor mit den Biestern fertig wurde.
»Da ist eben ein Vurgizzel ausgeschlüpft. Der Kleine sucht eine Bezugsperson. Wäre genau das Richtige für dich, Atlan.«
»Dann bring ihn in die Zentrale!«
Ich schaltete das Kommunikationsgerät aus. Meine Augen starrten immer noch wie gebannt auf den Bildschirm vor uns. Der Komet stand wie ein grellweißer Schemen im Nichts. Ich hatte die Filter vor die Optik geschaltet, damit der Komet in jeder Einzelheit erkennbar war.
»Du willst tatsächlich allein zu diesem Kometen rüberfliegen?«, fragte Fartuloon ungläubig. »Das ist viel zu gefährlich. Bevor einer von uns die KARRETON verlässt, wird eine genaue Situationsanalyse erstellt. Dazu gehört auch die kartographische Erfassung sämtlicher Objekte im Glaathan-System.«
Innerlich musste ich dem Bauchaufschneider recht geben. Aber ich hielt es einfach nicht länger in der KARRETON aus. Die geheimnisvolle Stimme Ischtars trieb mich an. Es war wie ein Rausch. Ich konnte den Barbaren Ra verstehen, der oft sinnlos anmutende Handlungen vollzogen hatte. Er war genauso der Goldenen Göttin verfallen wie ich. Es war fast eine Krankheit, gegen die man sich nicht wehren konnte.
Vorry, der Magnetier, stieß gegen meinen Kontursessel.
»Ich will mitkommen, Atlan. Im Schiff ist es mir zu langweilig. Du hast doch nichts dagegen, dass ich mitkomme, oder?«
Die gelblichen Lichter des Magnetiers funkelten mich bittend an. Der schwarze Koloss schien zu keiner Mimik im arkonidischen Sinne fähig zu sein, aber das Strahlen seiner Augen und der Klang seiner grollenden Stimme verrieten mir die Intensität seines Wunsches.
Trotzdem wollte ich ihn nicht bei mir haben.
»Tut mir leid, Vorry. Besser, du passt auf Fartuloon und die anderen auf.«
Fluchen wurde laut. Vorry hatte während der Hypnoschulung ein Band mit arkonidischer Umgangssprache erwischt. Seitdem konnte der Magnetier schimpfen wie ein zarltonischer Pirat.
Narr. Hoffst du etwa, Ischtar in diesem Kometen zu begegnen? Ich wollte ungestüm etwas entgegnen. Mein Extrasinn hatte wieder einmal die unbewussten Regungen meiner Psyche offengelegt. Wenn ich mir gegenüber ehrlich war, musste ich dem aktivierten Hirnsektor recht geben. Ja, ich hoffte, Ischtar wiederzusehen. Die Goldene Göttin hatte meine geliebte Farnathia im Zweikampf getötet. Normalerweise hätte ich jedem anderen blutige Rache geschworen. Bei Ischtar war das anders. Diese unbeschreibliche Frau hatte meine ganzen Vorsätze über den Haufen geworfen. Sie hatte mich verändert.
Ja, Ischtar hat dich verändert. Gut, dass du es von selbst einsiehst.
Mein Extrasinn konnte mir natürlich nicht verraten, was Ischtar mit mir während der Gesundungsprozedur angestellt hatte. Ich wusste nichts von den Ereignissen im varganischen Pyramidenschiff. Nur das undeutliche Gefühl, irgendwie anders zu denken und anders zu fühlen, war zurückgeblieben.
Zum Beispiel die galaktischen Koordinaten des Kometen Glaathan.
Darauf hätte mich mein Extrasinn nicht hinzuweisen brauchen. Ich wusste, dass Ischtar die Koordinaten durch einen Suggestivbefehl in meinem Unterbewusstsein verankert hatte. Mich quälte vielmehr, nicht zu wissen, was sie noch in mein Ich transplantiert hatte.
Die Tür zur Zentrale glitt zischend in die Wandrille.
Das infernalische Heulen riss mich aus den Grübeleien in die Wirklichkeit zurück. Es klang wie ein Wirbelsturm.
»Ich bringe dir das Vurgizzel, Atlan.«
Corpkor kam direkt auf mich zu. Ich nahm ihn wie durch einen Schleier wahr. Etwas Unbekanntes wirbelte um ihn herum und erzeugte den schrecklichen Lärm.
»Stell die Heulboje ab!«, forderte ich den Kopfjäger auf. »An Bord der KARRETON finden keine Tierkämpfe statt.«
Corpkor murmelte einen Befehl, und augenblicklich verstummte das Heulen. Die Luftwirbel um Corpkor verschwanden. Plötzlich sah ich ein kleines weißes Tier auf seiner Schulter hocken. Der Kopfjäger grinste mich an.
»Das ist ein Vurgizzel.«
»Na und?«
Das kleine, kaum faustgroße Tier schien ein einziger Glasfaserball zu sein. Seine langen Haare – ich hielt es jedenfalls für einen Pelz – reflektierten die Deckenbeleuchtung. Sie leiteten das Licht durch das zitternde Bündel. Mehrmals glaubte ich, zwei rubinfarbene Knopfaugen erkennen zu können. Aber das konnte auch eine optische Täuschung gewesen sein.
»Wo ist denn da vorne und hinten?«, fragte ich anzüglich.
Corpkor kniff die Augen zusammen und verzog den Mund.
»Das Geschlechtsleben eines Vurgizzels dürfte für dich uninteressant sein, Atlan. Du hast ein Tier verlangt, das dich bei deinem Ausflug ins Unbekannte beschützen kann. Wenn wir's hier mit normalen Arkoniden oder Arkonidenabkömmlingen zu tun haben, ist das Vurgizzel genau richtig für dich. Pass auf, ich zeige dir, wie du mit ihm zusammenarbeiten kannst!«
Corpkor setzte das schimmernde Glasfaserbündel auf seine flache Hand. Dann strich er vorsichtig darüber hinweg. Ein girrendes Geräusch ertönte.
»Vurrrgizzel.«
Im gleichen Augenblick schien sich der kleine Körper zu dehnen. Er bildete – wenigstens optisch – eine langgezogene Spindel, deren Lichtreflexe sich um Corpkor legten. Ein Sirren, das mir schmerzhaft in die Ohren stach, wurde lauter. Plötzlich war von Corpkor nichts mehr zu sehen.
Ich presste beide Hände gegen die Ohren. Das Schrillen war unerträglich geworden.
Vorry donnerte mit den Hinterbeinen gegen einen leerstehenden Kontursessel und riss ihn aus der Bodenverankerung.
»Aufhören! Das ist ja unerträglich ... Schluss, Corpkor!«
Die wirbelnde Spindel schrumpfte augenblicklich wieder in sich zusammen. Corpkor nahm Gestalt an und grinste, als wäre nichts geschehen.
»Wie gefällt dir der Minizyklon, Atlan?«
»Was frisst er?«, kam ich mit einer Gegenfrage. Was hätte ich dem Kopfjäger auch antworten sollen? Dass einem so ein skurriles Tier nicht gefallen konnte, musste doch jedem an Bord der KARRETON klar sein. Oder etwa nicht?
Corpkor teilte vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger die blitzenden Faserhaare des Tieres. Ich erkannte ein kleines Maul, über dem eine rosige Schnauze zuckte. Das Wesen stieß geräuschvoll den Atem aus und schniefte. Das klang, als würde man über eine Glasharfe streichen.
»Nahrungskonzentrate, und sonst nichts. Ein Vurgizzel ist genügsam. Problematisch wird es erst, wenn seine Reifezeit naht. Dann frisst er dir die Haare vom Kopf. Aber bei einem so jungen Tier ...« Corpkor machte eine Pause und zerzauste das Haarbündel. Das Vurgizzel quiekte vor Wohlbehagen. »Wie gesagt, die Ernährung dürfte kein Problem sein. Und die Reifeperiode seiner selbstbefruchteten Eier lässt erfahrungsgemäß noch etwas auf sich warten.«
»Erfahrungsgemäß?«, fragte ich argwöhnisch.
»Genaue Anhaltspunkte gibt es da leider nicht, Atlan. Ich habe das Vurgizzel-Ei vorhin erst aus dem Froster geholt. Es stammt noch aus einer Frachtladung, die seinerzeit für den galaktischen Folterer bestimmt war. Als ich noch für diese Bande arbeitete, hatte ich jederzeit Zugang zu den geheimen Lagerräumen.«
Bei der Nennung des galaktischen Folterers war es mir eiskalt über den Rücken gelaufen. Ich dachte nur ungern an meine Erlebnisse auf Ganberaan zurück. Um Farnathia zu befreien, waren wir durch die Hölle einer planetarischen Folterkammer geirrt. Der Blinde Sofgart quälte dort unzählige Intelligenzwesen grausam zu Tode. Ich konnte mir vorstellen, zu welchen Quälereien er ein Vurgizzel einsetzte.
Das Schicksal wollte es, dass genau dieser Folterer die Spur zum Stein der Weisen aufgenommen hatte. Der Blinde Sofgart war dem arkonidischen Usurpator Orbanaschol III. hündisch ergeben. Ich hoffte, diesem wahnsinnigen Folterer demnächst zu begegnen. Ich würde ihn ohne Gewissensbisse auslöschen.
Corpkor wollte mir das Vurgizzel geben. Dicht vor mir blieb er stehen und sah mich prüfend an.
»Irgend etwas stimmt mit dir nicht, Atlan. Du hast dich verändert.«
Das Vurgizzel stieß säuselnde Laute aus.
»Wenn das eine Anspielung auf mein Zusammentreffen mit Ischtar sein soll, dann bitte ich dich, kein Wort mehr darüber zu verlieren.«
Ich nahm das Vurgizzel. Ein seltsames Vibrieren ging von dem Faserbündel aus. Es war nicht unangenehm, wie ich mir eingestehen musste.
»Ich wollte dich nicht kränken, Atlan ... aber dein Gesicht sieht anders aus als sonst.«
Fartuloon warf ein: »Corpkor hat nicht unrecht, Atlan. Du hast dich verändert. Deine Gesichtszüge wirken weicher. Und deine Art, ein Problem anzugehen, hat sich auch gewandelt. Du bist von irgend etwas Fremdem besessen.«
Ich wehrte Fartuloons Mutmaßungen natürlich als reine Spekulation ab. Dass mir dennoch nicht ganz wohl in meiner Haut war, bestätigte mein Extrasinn, der bohrend in mein Bewusstsein einbrach.
Hat dir die Goldene Göttin nicht versprochen, dass du nach ihrem Wunsch unsterblich sein kannst? Du musst es akzeptieren, sie hat dich verändert.
Mein Blick streifte die mattgraue Fläche eines abgeschalteten Bildschirms. Ich sah mein Spiegelbild. Es sah aus wie sonst auch. Ich konnte keine Veränderung wahrnehmen.
»Ihr seid ja überarbeitet. Siebzehn Transitionen sind kein Kinderspiel. Die Reparaturarbeiten am Kühlsystem haben von allen das Letzte gefordert. Konzentriert euch jetzt lieber auf die Hyperwandler. Wenn ich von meinem Erkundungsflug zurückkomme, will ich aus dem Glaathan-System verschwinden!«
»Wie der Kristallprinz befehlen!«
Fartuloon konnte sich die bissige Bemerkung nicht verkneifen. Aber er konnte meinen Gefühlssturm auch nicht annähernd erfassen. Er hatte ja niemals die Goldene Göttin in seinen Armen gehalten. Irgendwie war ich stolz darauf, dass sich Ischtar gerade von mir einen Sohn gewünscht hatte. Ob ich ihm jemals begegnen würde? In Gedanken entfernte ich mich immer weiter von meinen Freunden. Ich übersprang Lichtjahrmillionen, Raum und Zeit verschmolzen zu einer Einheit, und immer wieder begegnete ich dem Antlitz der Goldenen Göttin. Ich würde sie niemals wieder vergessen können.
Das Vurgizzel kroch mir über den Kombinationsärmel. Ich spürte die winzigen Krallen durch den Stoff hindurch. Es kitzelte. Die kleine Kreatur drängte sich dicht an meinen Hals und klammerte sich an der Schulternaht des Stoffes fest. Das leise Atmen des Vurgizzels kam rhythmisch. Ich war gespannt, ob ich das seltsame Tier jemals zu meinem Schutz einsetzen konnte. Denn noch wusste ich nicht, ob ich im Glaathan-System vernunftbegabten Wesen begegnen würde. Ich wusste nicht mal, wie der von Ischtar verheißene Hinweis auf den Stein der Weisen aussehen sollte. Natürlich, der Komet spielte eine wichtige Rolle dabei. Aber ich würde herausfinden müssen, wie es jetzt weiterging. Ich nahm mir vor, zuerst den Kometen anzusteuern. Im Dschungel der unzähligen Kleinstplaneten, die im Raum der gelben Sonne verstreut waren, konnte ich mich immer noch umsehen.
Ra stürmte in die Zentrale. Er trug einen leichten Raumanzug.
»Du darfst nicht allein zum Himmelslicht starten!«
Seine ganze Haltung drückte Erwartung und Hoffnung aus, ich würde ihn bei meinem Erkundungsvorstoß mitnehmen.
Er hofft genauso wie du auf ein Wiedersehen mit der Goldenen Göttin, wisperte mein Extrasinn. Er wird sich nicht abweisen lassen!
»Tut mir leid, Ra. Ich bin fest entschlossen, das Unternehmen allein durchzuführen.«
»Nein!«, schrie der Barbar. »Ich komme mit!«
Seine Augen funkelten kampfeslustig. Ich sah, wie er ruckhaft nach dem Vibratordolch fasste, der in seinem Gürtel steckte.
Fartuloon drängte sich zwischen uns.
Ich vermied es, den Barbaren anzusehen.
»Ich melde mich, wenn ich etwas Wichtiges gefunden habe. Ansonsten halten wir absolute Funkstille. Ich will eventuell anwesende Raumschiffe und deren Ortungsmannschaften nicht unnötig auf uns aufmerksam machen. Jedenfalls nicht so lange, wie die KARRETON nur bedingt manövrierfähig ist. Haltet euch daran!«
»Wir warten auf deine Meldung, Atlan«, Fartuloon rasselte mit seinem Skarg, »und wenn's nötig sein sollte, holen wir dich auch aus der Hölle zurück.«
Ra stieß einen Fluch in seiner Muttersprache aus. Das war das letzte, was ich für einige Zeit von meinen Freunden hören sollte.
*
Das Beiboot schoss mit hoher Geschwindigkeit aus dem unteren Hangar in den sternflimmernden Raum des Kometen Glaathan hinaus. Der Frontschirm des kleinen Schiffs übertrug das harte Glitzern und Gleißen dicht beieinander stehender Sonnen. Als ich den Kurs änderte, überdeckte für wenige Sekunden der Strahlenkranz von Glaathans Sonne diesen grandiosen Anblick. Ich schaltete einige Filterstufen vor die Optik und konzentrierte mich auf den Kometen. Hinter mir blieb die KARRETON in der tiefschwarzen Unendlichkeit des Alls zurück. Bald war das Glühen des Schirmfelds aus dem Erfassungsbereich der rückwärtig installierten Bildschirmoptik verschwunden.
Ich war allein.