Nr. 221
– ATLAN exklusiv Band 82 –
Duell auf der Totenwelt
Kaperflug nach Hocatarr – der Kristallprinz im Reich der Schatten
von Dirk Hess
Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.
Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol, den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.
Die große Chance eines neuen Schlages gegen den Thronräuber sieht Atlan in dem Moment, als Fartuloon, sein Erzieher und Lehrmeister, ihn darauf aufmerksam macht, dass er noch ein Lebenskügelchen besitze, mit dessen Hilfe er versuchen könne, einen geliebten Toten ins Leben zurückzurufen.
Atlan ergreift sofort die Chance. In Begleitung von Fartuloon und Ra, dem Barbaren, fliegt er an den Ort, wo die Helden des Imperiums ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Dort kommt es zum DUELL AUF DER TOTENWELT ...
Atlan, Fartuloon und Ra – Der Kristallprinz und seine Gefährten besuchen die Totenwelt.
Baylamor und Aytilaa del Gnotor – Zwei Plünderer und Grabräuber.
Kejt Argalth, Jedim Kalore und Eigurd Terbakh – Leitende Offiziere der CRYSALGIRA.
Arkanta – Eine Frau, deren Blicke töten.
Baylamor Arham del Gnotor war professioneller Plünderer und Grabräuber. Wäre man ihm eines Tages auf einer belebten Straße von Arkon I begegnet, so hätte man ihn kaum für einen Adligen gehalten. Del Gnotor war dick und unförmig. Er bewegte sich schleppend vorwärts. Seine Wurstfinger spielten ständig mit irgendeinem Glitzerzeug. Del Gnotor liebte Schmuck in allen Variationen.
Del Gnotor durfte sich auf Arkon nicht mehr blicken lassen. Ihm waren all jene Vergnügungsstätten verschlossen, in denen der Hochadel von Arkon seinem zweifelhaften Treiben nachging. Aber Del Gnotor bedauerte das keineswegs. Seine Streifzüge durch den Kugelsternhaufen des Großen Imperiums ließen ihn ausreichend Abenteuer erleben.
Der Plünderer gehörte einer uralten Adelsfamilie an. Doch kein Del Gnotor übte noch ein öffentliches Amt aus. Die Del Gnotors waren gescheitert. Die Adelschronik nannte ihren Namen nicht mehr.
Baylamor Arham del Gnotor besaß ein Raumschiff. Er hatte es nach seiner Mutter getauft: AYTILAA DEL GNOTOR. Sie begleitete ihn auf allen Reisen. Sie bestimmte die Zielsterne und kümmerte sich um den Verkauf der Beute. Aytilaa del Gnotor war ein hässliches altes Weib. Ihr Gesicht war runzlig wie das einer Mumie. Schwere kristallene Ohrgehänge bewegten sich, als sie sich langsam herumdrehte.
»Die Maahks haben ganze Arbeit geleistet«, krächzte sie. »Zahlreiche Großkampfschiffe. Einige nur leicht beschädigt. Sogar ein paar Kugelraumschiffe, deren Stützmassenvorräte nicht reagierten. Wir haben Glück, mein Sohn. Diesmal machen wir reiche Beute.«
Del Gnotor zerrieb eine süßlich riechende Substanz zwischen den Fingern. Seine wulstartigen Lippen spannten sich. Seine kleinen Augen, die unter den schweren Lidern hervorfunkelten, waren auf den Frontbildschirm des sechzig Meter großen Schiffes gerichtet.
»Die Wachflotte kann jeden Augenblick erscheinen«, gab Baylamor zu bedenken. »Unsinn! Du weißt genau, dass die Maahks im Chemi-Spieth-System ganze Arbeit geleistet haben. Soll ich dir noch einmal die Funknachrichten vorspielen?«
Baylamor schnippte den Rest der aromatischen Substanz ärgerlich vom Zeigefinger. »Du sollst mich nicht dauernd belehren, Mutter! Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich habe sämtliche Funksprüche selbst dechiffriert. Oder hast du das bereits vergessen?«
Aytilaa überhörte den Vorwurf ihres Sohnes bewusst. Sie kannte die Rolle, die sie für ihn spielte. Sie brauchte ihn, er brauchte sie. So einfach war das, wenn man seit fünfzig Arkonjahren gemeinsam durchs All kreuzte. Ein paar treffende Worte genügten in der Regel, um Baylamor wieder gefügig zu machen. Baylamor hatte nie etwas mit anderen Frauen gehabt. Er war ein verschlossener Einzelgänger. Er war im Grunde niemals selbständig geworden. Er tat nichts ohne seine Mutter.
Dieses Verhältnis hatte Baylamor jedoch um die besten Jahre gebracht. Er hatte niemals in der Flotte gedient. Er hatte nie jenes aufregende Gefühl kennen gelernt, wenn arkonidische Jünglinge um ihre Liebste freiten. Er hatte auch niemals einen richtigen Freund besessen.
Aytilaa berührte einen Knopf auf der Oberseite ihrer Sessellehne. Der Kontursessel schwang sich halb herum. Ihr zerfurchtes Gesicht war auf Baylamor gerichtet. Ihre rötlichen Augen versprühten ein merkwürdiges Feuer. Trotz ihres Alters besaß sie eine unglaubliche Zähigkeit.
»Du weißt, dass wir praktisch vogelfrei sind«, begann Baylamor. »Jeder Arkonide kann uns töten. Die ruhmreiche Geschichte unserer Ahnen nützt uns gar nichts.«
»Das wissen wir doch längst«, krächzte Aytilaa ungeduldig. »Verschon mich bitte mit diesem Unsinn. Wenn der gute Gonozal VII. noch lebte, wäre alles ganz anders. Aber unter Orbanaschol geht es bergab mit der Tradition. Alles Ehrwürdige wird von diesem Emporkömmling in den Schmutz getreten. Alte Namen gelten nichts mehr. Es ist eine Schande!«
Aytilaas Greisenaugen wurden wässerig. Die Erinnerung an die gute alte Zeit stimmte sie melancholisch.
»Was schlägst du vor, Mutter?«
Baylamor wollte seine Mutter ablenken. Wenn sie traurig war, geriet er ebenfalls in eine wehmütige Stimmung. Baylamors Verhältnis zu seiner Mutter ließ sich am ehesten mit dem symbiotischen Verhalten einiger pflanzlicher Schmarotzer vergleichen. Man konnte sich in diesem Fall jedoch darüber streiten, wer von beiden der Schmarotzer war – Baylamor oder seine Mutter Aytilaa. Fest stand, dass keiner ohne den anderen auskommen konnte. Baylamor, weil er nichts ohne sie unternahm; Aytilaa, weil sie alt und schwach war.
»Du brauchst nicht zum Wrack hinüberzugehen, Sohn!«
Aytilaas Entscheidung erlöste Baylamor von der Ungewissheit, was die nächsten Stunden bringen würden. Er schob sich ein paar glitzernden Ringe über die Finger und blickte seine Mutter erwartungsvoll an.
»Und wie stellst du dir unser weiteres Vorgehen vor, Mutter?«
»Ich habe inzwischen unsere Flugkoordinaten mit dem Katalog dieser Region verglichen«, begann Aytilaa. Sie deutete auf die erleuchtete Registeranzeige des Kartentanks. »Wir besitzen zwar nicht die neuesten Unterlagen, aber für eine annähernde Positionsbestimmung reicht es allemal. Die mittlere der drei nächststehenden Sonnen ist Kerratonkhs Stern. Du kennst doch Kerratonkh, oder etwa nicht?«
Baylamor machte ein unglückliches Gesicht. Über seine dicken Lippen lief rötlicher Speichel. Er kaute gerade aromatisierte Zalak-Nüsse. Ihr ätherischer Grundstoff übte eine berauschende Wirkung auf ihn aus. Baylamors Unwissen erregte Aytilaas Zorn.
»Wenn Vater noch lebte, würdest du dich ganz anders benehmen. Sagte ich dir nicht immer wieder, dass man die bekannten Adelsfamilien des Großen Imperiums kennen muss? Im Ernstfall wüsstest du nicht, wohin du fliehen müsstest! Du hast die Namen all jener vergessen, die uns helfen könnten. Es ist eine Schande!«
Baylamor versank im Kontursessel. Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Mundwinkel. Wenn Aytilaa seinen Vater erwähnte, hatte ihre Stimmung meist einen Tiefpunkt erreicht. Die Erinnerung an seinen Vater bestand aus nebelhaften Fragmenten. Er war fünf Arkonjahre alt gewesen, als sein Vater im Kampf starb. Markh Hoctor del Gnotor hatte mit seinem Kommando einen ganzen Maahk-Verband aufgerieben.
Aber vom Ruhm eines Toten konnte sich Baylamor nichts kaufen.
Aytilaa veränderte die Bildschirmanzeige. Sie richtete die Außenbordkamera auf ein Raumschiffswrack, das in einer Entfernung von zehntausend Meter antriebslos im All schwebte. Auf der zerschossenen Außenhülle des Fünfhundert-Meter-Raumschiffs erkannte man den Namen des Eigentümers. In großen Buchstaben stand dort KERRATONKH.
»Was habe ich dir gesagt«, keifte Aytilaa triumphierend. »Wir stehen dicht vor Kerratonkhs System. Die verdammten Maahks haben hier wie die Wilden gehaust, um die Wachflotte vom Chemi-Spieth-System abzulenken.«
»Und wenn sie nur Kerratonkh daran hindern wollten, in die Schlacht um das Chemi-Spieth-System einzugreifen?«, wagte Baylamor zu fragen.
»Kerratonkh hätte freiwillig nie dort eingegriffen. Dazu ist er viel zu feige. Während seine Söhne in Orbanaschols Palastgarde dienen, hat sich Kerratonkh noch nie im Kampf hervorgetan. Seine Söhne haben in der Tat bessere Namen als ihr Vater.«
Aytilaa geriet ins Grübeln.
Baylamor rieb sich die feisten Hände. »Dieser Kerratonkh schwelgte also im Wohlstand. Na, wenn das kein Grund für uns ist, sein Raumschiff auszuplündern!«
Aytilaa antwortete ihm nicht sofort. Sie überprüfte gerade sämtliche Hyperfunkfrequenzen. Doch außer dem statischen Rauschen und dem schwachen Pfeifen einiger sich überlagernder Fernsignale war nichts zu hören.
»Wir sind allein in diesem Raumsektor«, stellte Aytilaa zufrieden fest.
»Dann plündern wir also doch die KERRATONKH aus?«
»Was hast du nur mit diesem lächerlichen Raumschiff?«, brauste Aytilaa auf. »Wenn das Flaggschiff Kerratonkhs ein einziger Schrotthaufen ist, sieht es auf seinem Planeten nicht viel anders aus. Oder meinst du, die Maahks würden halbe Arbeit leisten?«
»Was hast du dann vor?«
»Ganz einfach, Baylamor ... wir plündern Kerratonkhs Planetenstützpunkt aus.«
Baylamor blieb vor Überraschung die Sprache weg. Die Entscheidung seiner Mutter überraschte ihn zutiefst. War die Alte größenwahnsinnig geworden? Ein ganzer Planet, der erst vor kurzem von seinen Bewohnern fluchtartig verlassen worden war, konnte unmöglich von einem Mann allein geplündert werden.
»Wie stellst du dir das vor, Mutter?«
»Wir sehen uns erst einmal an, wie groß die Zerstörungen durch den Maahk-Angriff sind. Wenn der Palast unversehrt ist, nehmen wir uns Kerratonkhs Schatzkammer vor. Außerdem benötigen wir dringend Einzelteile für unser Raumschiff. In den planetarischen Hangars dürfte alles vorhanden sein, was das Herz begehrt. Wenn wir Glück haben, finden wir sogar eine neue Positronik. Lange hält unser Bordgehirn der Belastung nicht mehr stand. Was das bedeutet, kannst du dir ja ausmalen.«
Baylamor nickte bedächtig. So abwegig war der Plan seiner Mutter gar nicht. Wenn sich die Verwüstungen, die von den Maahks angerichtet worden waren, in Grenzen hielten, würden sie alles finden, was sie benötigten. Es war bekannt, dass die Maahks arkonidische Kostbarkeiten liegen ließen. Der Mentalität der Methans war eine Anhäufung von Schätzen fremd. Desgleichen gab es keine vergnügungssüchtigen Maahks. Die Versuche der arkonidischen Abwehr, Maahks mit Rauschgiften zu versorgen, um ihre Kampfkraft zu schwächen, waren kläglich gescheitert. Der einzige Lebensinhalt der Wasserstoff-Methan-Atmer bestand in der Verteidigung der eigenen Rasse.
Es gab also Aussicht auf reiche Beute.
Baylamors feiste Gestalt straffte sich. Er sah zu, wie Aytilaa die Kurskoordinaten auf Kerratonkhs-System einstellte. Verschiedenfarbige Lichter flammten auf dem Steuerpult auf. Die Positronik hatte sämtliche Funktionen übernommen. Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kam, würden sie in knapp einer Stunde über dem Planeten des Adligen stehen. Dazu genügte eine kurze Transition. Die Distanz zu der kleinen gelben Sonne betrug jetzt exakt neun Lichtjahre.
Baylamor begann sich vorzustellen, wie er in den Schätzen Kerratonkhs wühlen konnte. Er sah ganze Berge von kostbaren Kristallen vor sich liegen. Er stellte sich die auserlesenen Kostbarkeiten in Kerratonkhs Küchen vor. Baylamor spürte, wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Plötzlich ging ein Ruck durch das kleine Raumschiff. Baylamor wurde mitten in seiner Gedankenschwelgerei unterbrochen. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn. Das Schiff war in die Transition gegangen.
*
Die blaue Scheibe von Kerratonkhs-Planet füllte den ganzen Sichtbereich des Bildschirms aus. Dichte Wolkenfelder standen über den Meeren. An einigen Stellen verfärbte sich das milchige Hellblau ins Graue.
Baylamor wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. »Diese verdammten Methans«, entfuhr es ihm. »Sie haben sogar unbewohnte Landstriche mit ihren Impulsgeschützen bestrichen.«
Die AYTILAA DEL GNOTOR senkte sich leicht wie eine Feder in die oberen Atmosphäreschichten des Planeten. Die Ausschnittvergrößerungen auf dem Bildschirm verhießen nichts Gutes. Weite Landstriche standen in Flammen. Ganze Wälder waren zu Asche verbrannt. An vielen Stellen glühten die Felsen. Die Radioaktivität hielt sich jedoch in Grenzen.
»Und wo finden wir Kerratonkhs Palast?«
Aytilaa steuerte das Raumschiff über eine ausgedehnte Ebene. In der Ferne zeichneten sich die gezackten Linien eines Gebirges vor dem verhangenen Himmel ab. Qualmwolken trieben über die Ebene. Der Boden war rissig und glühte an mehreren Stellen.
»Vielleicht hat Kerratonkh am Fuß des Gebirges gelebt. Dort dürften die klimatischen Bedingungen am günstigsten gewesen sein.«
Jetzt kam ein heller Punkt ins Bild. Aytilaa hielt genau darauf zu. Wenig später konnte man die Einzelheiten genau ausmachen. Es handelte sich um ein Raumschiff, das, noch am Boden stehend, von einem gegnerischen Impulsstrahl zusammengeschmolzen worden war. Teile aus dem Stahlmantel, der das Schiff umgeben hatte, lagen überall verstreut am Boden. Das Zentrum des Wracks glühte im atomaren Feuer. Qualmwolken trieben vorüber. Dort unten mussten unvorstellbare Hitzegrade herrschen.
Die Außenbordmikrophone übertrugen Donnergrollen in die Zentrale der AYTILAA DEL GNOTOR.
»Dort wird noch gekämpft«, meinte Baylamor unruhig.
»Unsinn! Wir sind die einzigen Arkoniden auf dem Planeten. Das, was du jetzt hörst, sind Nachwirkungen der Schlacht. Die Impulsstrahlen haben das Wetter verändert. Die Hitze schmilzt die Polkappen ab. In wenigen Stunden erinnert hier nichts mehr an den Aufenthalt von Arkoniden.«
Baylamor konnte sich nicht vorstellen, dass die Auswirkungen der Schlacht so enorm sein sollten. Er sah plötzlich seine Pläne in Gefahr. Wenn im Gebirge tatsächlich Wirbelstürme und Gewitter tobten, konnte er den Palast Kerratonkhs nicht mehr plündern.
»Sieh mal, Baylamor«, rief Aytilaa erfreut. »Die Maahks hatten auch ganz anständige Verluste.«
Auf dem Bildschirm erschien das Wrack eines Walzenschiffs. Der mächtige Rumpf war mehrfach geborsten. Die stumpfe Heckseite hatte sich zwischen riesigen Felsen verkeilt. Die Trümmer aus dem Innern des Kampfschiffs waren von den Explosionen in alle Richtungen gewirbelt worden. Eine weiße Substanz verteilte sich auf der stählernen Schiffszelle.
Ammoniak, erkannte Baylamor folgerichtig. Die Versorgungstanks hatten der Wucht des Aufpralls nicht widerstanden. Baylamor wagte sich nicht vorzustellen, wie es im Innern des Kampfschiffs aussah.
Zahlreiche rötlich schimmernde Schneisen zogen sich über die düstere Ebene. Sie deuteten genau auf den Fuß des Gebirges. Dort trafen sie sich an einem Punkt. Ihre Oberfläche war gläsern. Kein Zweifel, dass dies die Schmelzspuren mehrerer Impulsentladungen waren.
»Dort ... Kerratonkhs Palast«, schrie Aytilaa. Ihre zitternde Hand deutete auf den Bildschirm. »Die ganze Basis wurde vernichtet! Die Maahks haben mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, auf den Palast gefeuert.«
Aytilaa landete das Schiff am Rand eines großen Kraters. Die Landestützen berührten den Boden, wippten noch einmal in der Hydraulik und standen dann still. Aytilaa überprüfte die Messinstrumente mit der ihr eigenen Routine.
»Du kannst nicht ohne den Raumanzug hinausgehen, Baylamor. Die Luft ist vollkommen verseucht. Außerdem ist es noch viel zu heiß. Du würdest dir die Lungen verbrennen.«
Baylamor knirschte mit den Zähnen. Die Enttäuschung über die sinnlose Zerstörung stand ihm offen im Gesicht geschrieben. »Diese Barbaren! Sie haben wie die Wahnsinnigen gewütet.«
Die Hoffnung auf reiche Beute war wie eine Seifenblase zerplatzt.
»Nicht den Mut aufgeben«, meinte Aytilaa krächzend. »Erinnerst du dich noch an den Handelsstützpunkt Altamar? Die Bruderkämpfe zwischen Händlern und Angesiedelten hatten zur Vernichtung des ganzen Stützpunkts geführt. Rein äußerlich sah es dort genauso aus wie hier. Aber unter den Ruinen fanden wir ganz auserlesene Kostbarkeiten.«
Vom Trichterbau des Palasts existierten nur noch Fragmente. Es sah aus, als hätte sich eine überdimensionale Faust in das fünfhundert Meter hohe Gebäude gebohrt. An mehreren Trümmerbrocken hingen verschmorte Einrichtungsgegenstände. Die Verbundstreben ragten wie Skelettfinger in den dunstigen Himmel. Die Seen, einst architektonische Mittelpunkte der Vergnügungsparks, waren in der Hitze verdampft. Die Ziersträucher und Bäume waren verschwunden.
»Nein«, sagte Baylamor leise, »hier werden wir nichts mehr finden. Kerratonkhs-Planet ist eine tote Welt. Auch in den nächsten paar tausend Jahren wird es nicht anders sein. Wo die Maahks einmal aufgeräumt haben, wächst so schnell nichts mehr nach.«
Das düstere Halbdunkel auf dem Bildschirm wurde von heftigen Lichterscheinungen durchbrochen. Aus den Bergen zog ein Gewitter heran. Die Blitze zuckten ununterbrochen. Heftige Windstöße trieben die Rußwolken auseinander.
Plötzlich zuckte Baylamor zusammen. Er starrte entgeistert auf den Bildschirm. Auch Aytilaa reckte ihren mageren Körper hoch, um besser sehen zu können.
»Dort draußen ist doch noch jemand!«
Aytilaa gab einen krächzenden Laut von sich. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Aber dort draußen kam tatsächlich ein Mann näher.
»Er hat unsere Landung beobachtet. Er kommt genau auf uns zu.«
Baylamor sah, wie der Fremde seine Rechte hob und ihnen zuwinkte. Nachdem Aytilaa die Teleoptik auf den Näherkommenden gerichtet hatte, erschien die Gestalt formatfüllend auf dem Zentralebildschirm. Qualm umgab den Mann wie ein Schleier. Hitzeflimmernde Luft verzerrte das Bild ein wenig, doch der Anblick war deutlich genug, um Baylamor aufstöhnen zu lassen.