Nr. 234
– ATLAN exklusiv Band 95 –
Die Wassermenschen von Ketokh
Zwei Arkoniden in der Gewalt der Julkas – und auf dem Weg ins Ungewisse
von Clark Darlton
Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.
Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.
In diesem Kampf hatte Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, kurzfristig eine neue wirksame Waffe gegen Orbanaschol. Doch dann, nach dem Abflug von Perpandron, der Welt der Goltein-Heiler, kommt es auf Atlans Raumschiff zu folgenschweren Ereignissen, von denen alle Besatzungsmitglieder der ISCHTAR betroffen werden.
Akon-Akon, der mysteriöse junge Mann, der auf Perpandron an Bord genommen wurde, entpuppte sich bei seinem Erwachen als Psycho-Tyrann. Mit seinen unheimlichen Fähigkeiten beherrscht er die Männer und Frauen der ISCHTAR und erstickt jeden Widerstand im Keim.
Dennoch überrascht ihn der Angriff der WASSERMENSCHEN VON KETOKH ...
Gerlo Malthor und Jorn Asmorth – Zwei Männer der ISCHTAR auf dem Weg ins Ungewisse.
Akon-Akon – Beherrscher der ISCHTAR.
Fartuloon – Atlans Lehrmeister verübt Sabotage.
Tossel, Fitschel und Sojul – Drei Eingeborene von Ketokh.
Jolter und Messa – Zwei Piraten von Ketokh.
Das Tosen des Wasserfalls wurde lauter.
Der Strom war breiter als weiter oben im Tal, in dem Akon-Akon damit beschäftigt war, die Siedlung zu errichten. Die beiden im Wasser treibenden Männer hatten keine Ahnung davon, dass diese Siedlung inzwischen von den ihnen noch unbekannten Eingeborenen des Planeten Ketokh überfallen worden war. Nur mit Mühe und Not war es den Arkoniden gelungen, die Angreifer zurückzuschlagen, aber dann wurden Atlan und die Arkonidin Algonia Helgh vermisst.
Die Eingeborenen hatten sie bei ihrer Flucht mitgenommen.
Das alles wussten Gerlo Malthor und Jorn Asmorth natürlich nicht, denn sie trieben schon seit einem Tag stromabwärts. Dem unheimlichen hypnotischen Einfluss des jungen Akon-Akon waren sie zwar damit entronnen, ihrem Ziel aber noch keinen Schritt nähergekommen.
Als sie die Wirkung von Atlans Paralysatorschuss überwunden hatten, sahen sie um sich herum nur das Wasser und die beiden vorbeigleitenden Ufer. Von irgendwelchen Ansiedlungen konnten sie nichts bemerken. Das Landschaftsbild wechselte in kurzen Zeitabständen. Zuerst, als sie noch durch das Tal glitten, wuchsen rechts und links nur niedrige Büsche und Sträucher, dahinter lagen weite Ebenen mit fernen Gebirgszügen. Dann, als der Fluss breiter wurde, tauchten Wälder auf.
Inseln und Sandbänke verursachten Nebenarme, die in eine Dschungellandschaft führten. Hier würde es nur wenig Sinn haben, auf die nachkommenden Freunde zu warten, außerdem waren sich die beiden Arkoniden noch immer nicht sicher, ob sie weit genug von Akon-Akon entfernt waren, um seinem Einfluss für immer entgangen zu sein.
Sie hatten Glück und erreichten trotz aller Nebenarme immer wieder den eigentlichen Strom, der sie dem Meer entgegentrug.
Mit Seilen befestigt, hingen die beiden Männer im Innern eines Metallrings, der durch provisorisch angebrachte Luftkammern schwimmfähig gemacht worden war. Sie hatten kaum Platz, um sich frei bewegen zu können.
Niemand von ihnen kannte den Planeten Ketokh richtig, den sich Akon-Akon als künftige Heimat ausgesucht hatte. Sie wussten nur, dass die blaue Riesensonne von achtundzwanzig Welten umkreist wurde, von denen nur die siebte und achte eine Sauerstoffatmosphäre besaßen.
Ketokh war der siebte Planet, von der Sonne aus gesehen.
Die Rotation betrug zweiunddreißig Stunden, die Schwerkraft war normal. Es gab Jahreszeiten wie auf allen Planeten, deren Polachse schräg zur Ekliptik stand. Das Klima war mild und angenehm.
»Ich fühle mich immer noch benommen«, beklagte sich Gerlo Malthor und versuchte dem Ringfloss eine andere Richtung zu geben, indem er mit den Beinen strampelte, was aber überhaupt nichts nützte. »Warum musste Atlan überhaupt auf uns schießen?«
»Dadurch konnte Akon-Akon uns nicht seinen Willen aufzwingen«, erklärte Jorn Asmorth. »So dumm ist Atlans und Fartuloons Plan gar nicht. Nun können wir von außen operieren. Ich hoffe nur, dass bald andere nachfolgen, damit wir nicht allein sind.«
Gerlo lauschte.
»Es kommt immer näher, findest du nicht auch?«
»Wenn es ein großer Wasserfall ist, kann man ihn sehr weit hören. Deshalb mache ich mir noch keine Sorgen. Vorher hat uns die Strömung bestimmt ans Ufer getrieben.«
»Da würde ich nicht so sicher sein. Sie hat es bisher auch nicht getan.«
»Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung, Dicker. Zuerst waren wir gelähmt und nahmen keinen Einfluss auf unseren Kurs, außerdem war die Strömung ziemlich stark. Ist sie nicht schwächer geworden?«
»Pure Einbildung. Wenn vor uns ein Fall ist, muss sie ja stärker werden. Es dürfte also höchste Zeit werden, dass wir an Land kommen.«
Jorn Asmorth blickte flussabwärts.
»Da sind Berge, und enger wird das Tal auch. Somit kein Wunder, wenn die Strömung stärker wird. Es würde auch den Wasserfall erklären. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig beunruhigt bin. Komm, wir versuchen es noch einmal ...«
»Aha, jetzt wirst du auch nervös«, meinte Gerlo Malthor und begann erneut mit den Beinen Wasser zu treten, was vorerst ohne merklichen Erfolg blieb.
In der Tat rückten die Ufer allmählich näher zusammen. Die Böschung wurde steiler und die Vegetation immer spärlicher. Das deutete auf felsigen Boden hin. Es war ein Glück für die beiden Männer, dass das Wasser nicht zu kalt war, sonst wären sie schon halb erfroren.
»Fartuloon hätte den Schwimmring auch ein bisschen weiter konstruieren können«, meinte Gerlo Malthor voller Bedauern.
»Der Ring ist groß genug, mein Freund, nur du bist zu fett.«
»Dafür werde ich dann besser schwimmen, wenn wir in die Strudel geraten«, gab Gerlo zurück.
Vergeblich versuchten sie, sich aus der Befestigung zu befreien, die Atlan und Fartuloon angebracht hatten, weil sie ja die beiden Arkoniden paralysiert auf die ungewisse Reise hatten schicken müssen. Das erwies sich nun als ein verhängnisvoller Fehler, denn Gerlo und Jorn waren noch viel zu geschwächt, um die Stricke lösen zu können.
»Käme ich wenigstens an den Schalter des Flugaggregats!« Gerlo Malthor versuchte, mit der Hand zur Gürtelschnalle zu gelangen, wo der Schalter saß, aber es gelang ihm nicht. »Vielleicht fliegt das Ding ...«
Beide trugen die Standardausrüstung der arkonidischen Raumflotte, dazu gehörte auch das Flugaggregat und noch manches mehr. Im Augenblick nützte ihnen das jedoch nicht viel.
Im Flussbett tauchten die ersten Felsklippen auf.
»Auch das noch!«, rief Jorn Asmorth erschrocken. »Wenn wir dagegen prallen, sind wir verloren.«
Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich mit der stärker werdenden Strömung treiben zu lassen und dabei zu hoffen, dass es noch einmal gut gehen würde. Asmorth beobachtete die kreisenden Wirbel und meinte:
»Wir treiben vorbei. Die Strömung geht ein wenig nach rechts und nimmt uns mit. Aber das wird nicht die letzte Klippe gewesen sein.«
»Vielleicht sind es überhaupt nur Klippen, die den Krach weiter vorn machen. Kein Wasserfall.«
»Hoffentlich hast du recht.«
Über ihnen spannte sich ein blauer, wolkenloser Himmel. Der blaue Riese stand noch hoch über dem Horizont. Erst in zehn Stunden würde die Dämmerung einsetzen.
»Wie weit mögen wir schon getrieben sein?«, fragte Malthor. »Sicher hundert Kilometer, schätze ich.«
»Dann müssten wir aber bald die Küste erreicht haben.«
»Achtung, da ist wieder eine Klippe. Wir müssen die Beine vorstrecken, um einen eventuellen Aufprall abzufedern.«
»Du hast gut reden«, knurrte Malthor und versuchte vergeblich, die Beine vorzustrecken. »Ich sitze zu fest in den Stricken.«
»Sonst wärest du auch schon längst ertrunken.«
Es war eine ziemlich große Klippe, die sich ihnen in den Weg stellte. Rechts und links von ihr rauschte das Wasser in gefährlichen Wirbeln vorbei, um sich hinter dem Felsen in ein scheinbar vorhandenes Loch zu stürzen.
Der Schwimmring begann sich wie wild zu drehen, aber die Strömung zog ihn noch weiter nach rechts, so dass die Klippe keine unmittelbare Gefahr mehr darstellte, allerdings wurden die Springwellen höher. Der Gischt spritzte den beiden Männern ins Gesicht und nahm ihnen fast jede Sicht.
Einmal spürte Asmorth felsigen Grund unter den Füßen. Unwillkürlich versuchte er, einen Halt zu finden, aber die Strömung riss ihn weiter. Er konnte unter diesen Umständen froh sein, dass der Fluss tief genug war, um weitere Bodenberührungen unmöglich zu machen.
Als die Klippe hinter ihnen lag, hingen sie erschöpft in den Halterungen. Das Rauschen der nächsten war bereits zu hören.
»Verdammt aufregende Sache«, ließ Malthor sich vernehmen. Er schnaufte wie ein Saurier. »So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht mitgemacht. Wird auch das letzte Mal sein.«
»Hoffentlich nicht, denn das würde bedeuten, dass wir ertrinken.«
Ein tief im Wasser liegender Baumstamm, von dem nur ein paar Äste zu sehen waren, trieb hinter ihnen her und begann sie langsam einzuholen, weil er von der stärkeren Unterströmung mitgenommen wurde.
»Gleich gibt es eine Kollision, wenn wir nicht aufpassen.« Malthor begann wieder zu strampeln. »Der drückt uns glatt unter Wasser.«
Auch Asmorth begann nun zu arbeiten, denn das Ungetüm kam immer näher. Durch die verschlungenen Äste sah der Stamm wie ein urweltliches Ungeheuer aus, das sich auf Beutesuche befand.
»Da vorn die Klippe!«, schrie Malthor, um das Brausen des Wassers zu übertönen. »Wir müssen links vorbei, denn der Stamm treibt rechts hinüber.«
»Dann wirf den Motor an!«, brüllte Asmorth wütend zurück und wusste nicht, worauf er mehr achten sollte – auf die Klippe oder auf den Baumstamm.
Die Ufer waren inzwischen noch steiler geworden. An einigen Stellen fiel der senkrechte Fels direkt ins Wasser, das mächtige Höhlen ausgespült hatte. Wenn sie wenigstens eine von ihnen erreichen könnten, wären sie in relativer Sicherheit.
Aber die Höhlen blieben zurück, und der vorher so ruhig dahinziehende Strom wurde zu einem reißenden Gebirgsfluss. Noch enger traten die felsigen Ufer zusammen. Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden. Es begann, kühler zu werden.
Sie schafften es, links an der Klippe vorbeizuschießen, während der Baumstamm rechts in die Strudel geriet und sich ebenfalls zu drehen begann. Dadurch verlor er ein wenig an Geschwindigkeit und trieb dann auf gleicher Höhe mit den beiden Arkoniden dahin.
Eine ganze Kette von Klippen bildete eine weiß schäumende Barriere, die von einem Ufer zum anderen reichte. Zwar schien das nicht ganz so schlimm wie ein Wasserfall zu sein, aber als angenehme Überraschung war diese Sperre auch nicht gerade zu bezeichnen.
»Wie sollen wir da nur heil durchkommen?«, fragte Asmorth mit banger Stimme. »An sich müsste uns die Strömung hindurchtragen, denn das Wasser teilt sich vor den Klippen, um durch die Lücken zu stürzen. Hoffentlich nicht zu tief.«
»Ich kann den Strom dahinter sehen«, beruhigte ihn Malthor. »Es ist kein richtiger Wasserfall.«
Der Baumstamm war wieder schneller geworden, trieb aber quer zur Strömung und prallte auch prompt in dieser Stellung gegen die Felsen, um so einige der vorhandenen Lücken zu sperren. Malthor erkannte die Gefahr sofort und warnte seinen Gefährten.
Wenn es sich um ein bis zum Grund hinab reichendes Hindernis gehandelt hätte, wäre vielleicht alles gut gegangen, aber so sprudelte das Wasser unter dem Baumstamm hindurch, ohne die Strömung direkt zu behindern. Es entstand keine bemerkenswerte Stauung.
Als die beiden Arkoniden das Vergebliche ihrer Steuerbemühungen einsahen, war es fast zu spät. Im letzten Augenblick noch gelang es ihnen, die Beine waagerecht vorzustrecken und den Aufprall zu mildern.
Unendlich lange Sekunden drückte der Strom sie gegen den Baumstamm, während unter ihnen das Wasser vorbeirauschte und einen unwiderstehlichen Sog bildete, der den Schwimmring nach unten zog. Von Malthor und Asmorth waren nur noch die Köpfe zu sehen.
»Wir müssen unten durch – Luft anhalten!«, brüllte Malthor.
Asmorth nickte nur, zu mehr war er nicht fähig. Er spürte, wie seine ausgestreckten Beine einzuknicken begannen und sein Kopf unter die Wasseroberfläche geriet. Dann schloss er die Augen und überließ alles, was noch kam, einem gütigen Schicksal.
Die Strömung riss sie mitsamt dem Schwimmring in die Tiefe. Die Lücke zwischen den beiden Klippen seitlich und dem Baumstamm darüber nahm sie auf. Der Sog war so stark, dass er sie wie einen Korken packte und mitnahm.
Malthor spürte einen starken Schlag gegen das rechte Bein und zog es noch mehr an. Er musste gegen einen Felsen gestoßen sein, aber er konnte nichts sehen. Die angehaltene Luft drohte seine Lungen zu sprengen. Er atmete ein wenig aus und fühlte Erleichterung.
Vorsichtig öffnete er die Augen und sah es milchig dämmern. Auch ließ der Druck in den Ohren nach. Sie mussten ziemlich tief hinabgetaucht sein, näherten sich aber nun wieder schnell der Oberfläche.
Asmorth hing wie leblos in der Halterung, als sie wieder atmen konnten. Hinter ihnen lag die schäumende Barriere. Der Baumstamm hatte sich halb aufgerichtet, als sei er wirklich ein Ungeheuer, das seine Beute nicht entkommen lassen wollte. Früher oder später würde er durch die Klippen kommen und ihnen erneut folgen.
»Wie geht es dir, Jorn?«
Asmorth spuckte und schnappte nach Luft.
»Ich glaube, ich lebe noch halbwegs. Mann, das war verflucht knapp!«
Malthor nickte und schüttelte das Wasser aus den Haaren.
»Es wird bald noch knapper kommen. Hörst du es?«
Der wildschäumende Fluss machte weiter vorn eine Biegung. Was dahinter lag, war nicht zu sehen, wohl aber deutlich zu hören. Das Rauschen war zu einem wahren Orkan geworden. Das konnten keine Klippen mehr sein, das war ein gigantischer Wasserfall.
Den würden sie nicht mehr überleben.
Asmorth begann nun ernsthaft damit, den Versucht zu unternehmen, seine festgebundenen Arme aus der Halterung zu befreien. Sie hätten das schon viel früher tun sollen, aber die Müdigkeit und Lethargie waren größer als der Wille gewesen. Nun schien es fast zu spät geworden zu sein.
»Rechts wird es schon lockerer«, sagte er, als er Malthors zweifelnde Blicke bemerkte. »Noch fünf oder zehn Minuten, dann erreiche ich die Kontrollschnalle im Gürtel.«
»Ich keinesfalls«, gab sein Gefährte in ohnmächtiger Wut zurück. »Du hattest recht: ich bin zu dick.«
Asmorth sprach nun nicht mehr und überließ Malthor die »Navigation«. Es spielte auch keine Rolle, ob er das nun tat oder nicht, der Schwimmring ließ sich kaum beeinflussen in seiner Richtung.
Aber der rechte Arm ließ sich schon besser bewegen.
Die Strömung nahm sie mit zum rechten Ufer, wo die Höhlen waren, aber sie kamen nicht nahe genug heran. Sie erreichten die Linkskurve des Flusses. Der Blick wurde wieder frei.
Ganz weit vorn, mehr als zwei oder drei Kilometer entfernt, verengte sich das Tal. Es schien, als sei es früher einmal durch einen Felsriegel versperrt gewesen, durch den sich das Wasser einen Weg gesucht hatte. Keine einzige Schaumkrone verriet den Fall, der hinter der knapp hundert Meter breiten Lücke drohte.
Im Gegenteil: das Wasser schien sich plötzlich beruhigt zu haben. Nur kleine Wellen zeigten sich auf seiner Oberfläche, und unmittelbar vor dem Absturz war es glatt wie ein Spiegel.
Sie trieben nun wieder vom Ufer fort.
»Wir haben noch zehn Minuten, mehr nicht«, murmelte Malthor.
»Das weiß ich«, gab Asmorth verzweifelt zurück. »Ich komme einfach nicht los!«
»Musst du aber!«
Asmorth gab keine Antwort, sondern er verdoppelte seine Anstrengungen. Wenn er wenigstens an den Griff des Impulsstrahlers gelangte, dann würde er die Halterung einfach verbrennen, aber nicht einmal das war möglich. Atlan und Fartuloon hatte es zu gut mit ihnen gemeint, als sie sie dem Wasser übergaben.
Sie trieben nun langsamer dahin, dafür wurde das Brausen des gewaltigen Wasserfalls mit jeder Sekunde lauter. Rechts und links der Sperrklippen staute sich das Wasser zu einer richtigen Mauer, um dann zur Strommitte hin abzufließen. Selbst wenn der Schwimmring dort »landete«, würden die Männer keinen Halt finden, dazu waren die steilen Klippen viel zu glatt.
»Ich habe es gleich!«, brüllte Asmorth, damit Malthor ihn verstehen konnte. »Die Frage ist nur, ob das Aggregat uns beide und den schweren Ring trägt ...«
»Schweben genügt!«, rief Malthor zurück und gab es dann auf, um Kraft zu sparen.
Die Drehung des Ringes hatte längst aufgehört. Fast ruhig trieb er mit der Strömung dahin, dem unvermeidlichen Ende entgegen. Hinter dem Fall lag tief unten die Ebene, die bis zum Meer reichte. Einen Teil der Ebene konnte Malthor sehen und so die Höhe des Wasserfalls abschätzen.
Etwa zweihundert Meter ... vielleicht etwas mehr.
Schon zehn Meter hätten genügt.
Vor dem Fall hing eine weiße Wolke, die Gischt nach allen Seiten sprühte, aber immer wieder mit Nachschub versorgt wurde. Sie hing wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden über dem Absturz und war Zeuge vieler Tragödien geworden.
Nun stand eine neue bevor.
»Wie weit bist du?«, rief Malthor, aber er bekam keine Antwort. Er sah nur, dass Asmorths rechte Hand langsam freikam.
Atemlos sah er zu, wie sich diese Hand mit unwahrscheinlicher Langsamkeit bewegte, auf die Gürtelschnalle mit den Kontrollen zu.
Und dann hatte sie Kontakt.