Nr. 292

– ATLAN exklusiv Band 153 –

 

Planet des Gerichts

 

Atlan und Fartuloon unter Todeskandidaten – in der Arena der Gerechtigkeit

 

von Hans Kneifel

 

 

Das Geschehen im Großen Imperium der Arkoniden wird gegenwärtig durch innere Konflikte bestimmt – in höherem Maße jedenfalls als durch die Kämpfe gegen die Methans.

Es gärt auf vielen Welten des Imperiums. Und schuld daran ist einzig und allein Orbanaschol, der Brudermörder und Usurpator, der in seiner Verblendung und Korruptheit einen politisch völlig falschen Weg beschritten hat. Die Tage Orbanaschols scheinen gezählt, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann die Gegenkräfte im Imperium stark genug sind, den Usurpator vom Thron zu stoßen.

Kristallprinz Atlan, der eigentliche Thronfolger, und seine verschworenen Gefährten, die Orbanaschol bisher schwer zu schaffen machten, sind augenblicklich allerdings nicht in der Lage, gezielt einzugreifen. Kraumon, ihre geheime Stützpunktwelt, wurde von den Methans zerstört, und Atlan selbst weiß nichts Genaues über das weitere Schicksal seiner rund 15.000 Kampfgefährten.

Der Kristallprinz versucht gemeinsam mit Fartuloon, seinem Lehrmeister, nach Arkon zu gelangen. Doch das Unternehmen schlägt fehl.

Atlan und Fartuloon werden gefasst und zusammen mit Hunderten von Deserteuren der Flotte und Männern der Fluchthilfsorganisation in die Arena der Gerechtigkeit gebracht.

Ein Schauprozess erwartet sie. Ort des Geschehens ist Celkar, der PLANET DES GERICHTS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Der Kristallprinz und sein Lehrmeister auf dem Planeten des Gerichts.

Ogor – Ein Mörder wider Willen.

Rotnam Terna – Ogors Strafverteidiger.

Kaarfux – Ein berühmter Anwalt.

Ches Prinkmon und Aderlohn Dharr – Ein Reporter und sein Kameramann von Arkon-Vision.

1.

 

Ches Prinkmon lehnte an der Bar der KALIMOUN und starrte den Bildschirm an, der das Empfangsgebäude des Raumhafens zeigte. Die Bauten lagen da wie eine niedrige Mauer, die den Gerichtsplaneten vor Neugierigen abschirmte. In der Abenddämmerung – das Schiff war soeben sanft gelandet – flammten die ersten Scheinwerfer auf. Hinter den Fenstern breitete sich Helligkeit aus. Ches hob das Glas und nickte einigen Gästen zu, die er während des Fluges flüchtig kennen gelernt hatte; der bevorstehende Prozess lockte eine gewaltige Masse von Interessierten an.

Die Schiffsmaschinen waren abgeschaltet worden. Als Ches die Szenerie sah, die sich auf dem Bildschirm ausbreitete, fühlte er Erregung in sich aufsteigen. Der Prozess auf Celkar konnte seine größte Chance werden.

Ihm blieb nichts anderes mehr übrig, als von Bord zu gehen und auf sein leichtes Gepäck zu warten. Sobald er den Boden des Gerichtsplaneten betreten hatte, war er allein auf sich gestellt.

Arkon-Vision war die härteste Schule für Journalismus, die es gab.

Die zerschrammten Glasplatten fuhren asthmatisch zischend auseinander. Ein Mann kam aus dem beleuchteten Korridor in die Bar hinein. Ches erkannte den Ersten Offizier. Das runde Gesicht war gleichgültig, als der Offizier sagte:

»Guten Abend, Prinkmon. In wenigen Minuten trennen sich unsere Wege.«

Ches bewegte das Glas und hob fragend die Brauen.

»Trinken Sie einen mit? Sie waren ein feiner Zechkumpan.«

»Danke, nein. Muss mich um den Start kümmern, Meister. Sie finden sich allein zurecht in der juristischen Wildnis?«

Ches nickte. »Ja, ich denke schon«, sagte er, trank aus und stellte das Glas zurück. »Unsere Firma hat alles arrangiert.«

»In Ordnung. Warten Sie auf den Summer und die Durchsage. Das Gepäck kriegen Sie dort drüben. Fliegen Sie mal wieder mit uns?«

»Kann sein.«

Sie wechselten einen flüchtigen Händedruck. Der Erste war einer der vielen Männer, die man traf und vergaß, ebenso wie das alte und klapprige Schiff, auf dem er flog. Mit geübtem Blick sah sich der Offizier in der fast leeren Bar um und entdeckte einen Passagier, der ebenfalls hier aussteigen sollte und schlafend in einer Ecke lehnte.

Ches Prinkmon schob ein Trinkgeld über die Theke, gönnte der Barfrau ein kurzes Lächeln und ging langsam hinaus. Nach dem Flug folterte die Stille, die sich von Minute zu Minute verstärkte, innerhalb des Schiffes seine Nerven. Ches fand den Weg in seine Kabine, nahm seine Tasche und hängte sie sich über die Schulter. Er hatte nichts vergessen und nichts zurückgelassen.

»Willkommen auf Celkar!«, murmelte Ches ironisch und schloss die Kabinentür. Er betrat den Planeten des Monhor-Systems recht unvoreingenommen, denn es gab nur wenig, was er über Ogor wusste; angeblich die zentrale Figur im Prozess des Jahres. Ches zwang sich zur Ruhe, während er über Rampen, schmale Korridore, breite Gänge und schließlich durch den Antigravschacht die alte KALIMOUN verließ. Würzige Luft schlug ihm entgegen, mit hoher Luftfeuchtigkeit, als er die breite Rampe hinunterging und auf den Raumhafentransporter zusteuerte.

Ein nicht neues, aber sauber aussehendes Gefährt. Automatisch registrierte Ches jede Einzelheit und begann bereits zu formulieren, was er empfand. Celkar. Planet des Gerichts. Arena der Gerechtigkeit. Juristisches Zentrum der Imperiumswelten. Raumhafen Prozessbezirk. Gleiter 24.

Diese Schriftzüge umliefen in einem mehrfarbigen Band die langgestreckte Kabine. Ches setzte sich in einen der Sessel und wartete, zusammen mit anderen Gästen, bis das Gepäck verladen war und die letzten Passagiere das Schiff verlassen hatten. Ein leichter Wind wehte über die riesige Fläche des Raumhafens. Eine ununterbrochene Geschäftigkeit herrschte.

Merkwürdig, dachte Prinkmon und schüttelte sich, seit zwei Jahren versuche ich, einen Auftrag wie diesen zu bekommen. »Gehen Sie nach Celkar! Berichten Sie über den Prozess des Jahres oder machen Sie den Prozess des Jahrzehnts daraus! Und finden Sie etwas Neues! Der Imperator wünscht, dass wir von der innenpolitischen Lage ablenken! Also, bemühen Sie sich, Ches, mein Lieber!« So oder ähnlich hatten sie es auf Arkon formuliert. Und jetzt, wo ich gelandet bin, scheue ich zurück.

Es ist ganz sicher nicht Ogor, der mich so unsicher macht. Dieses ... Ding! Ich weiß es nicht. Irgendeine verdammte Ahnung, dachte er. Zischend schlossen sich die Türen, der Gleiter schwebte langsam an und fuhr auf die Hafengebäude zu.

Die warme Atmosphäre der Abfertigungshalle änderte für kurze Zeit die Gedanken und Überlegungen des Reporters. Ches Prinkmon war siebenundzwanzig Jahre alt, groß und schlank, und seine Ausbildung als Televisions-Journalist war für ihn leicht gewesen, weil sein Interesse und seine Leidenschaften genau diesem Medium entsprachen. Jene harte Arbeit bedeutete für Ches ungeteiltes Vergnügen.

Aufmerksam las er die Überschriften einiger lokaler Blätter. Hier auf Celkar, auf der kontinentgroßen äquatorialen Insel namens Bassakutena, drehte sich buchstäblich alles um Richter und Angeklagte, um Ankläger und Verteidiger und sämtliche damit zusammenhängende Aktivitäten. Das Zentrum war die ARENA DER GERECHTIGKEIT, ein riesiger Komplex, in dem Recht gesprochen wurde.

Und tatsächlich war es so: Das Ding Ogor beherrschte die Schlagzeilen.

»Sämtliche Zutaten«, murmelte ein dicker Mann, der unverkennbar Anwaltssekretär sein musste, »sind vorhanden. Meinen Sie nicht auch, junger Mann?«

Höflich drehte sich Ches nach dem Sprecher um und nickte.

»Es verspricht wirklich eine interessante Auseinandersetzung zu werden«, erklärte er leise.

»Was sagen Sie da! Der Prozess des Jahrhunderts wird das! Die Frage, ob man eine Semimaschine töten darf, wird juristisch entschieden werden. Ein zukunftsweisender Aspekt schwebt über allem.«

»Zweifellos«, gab Prinkmon zu. »Indes, hier kommt mein Gepäck. Sie entschuldigen mein mangelndes Interesse?«

»Gewiss doch. Jeder ist sich selbst der Nächste«, sagte der Mann.

Ches Prinkmon griff nach den beiden mittelgroßen Koffern und bahnte sich einen Weg durch die Menge, die sich um die Bänder drängte. Er durchquerte die Halle, rempelte ein gutaussehendes Mädchen an, wich einer Gruppe leicht betrunkener Raumsoldaten aus und trat auf das langsam laufende Band, das ihn nach einer Fahrt von vierhundert Schritten vor dem Anfang einer langen Reihe einheitlich golden lackierter Taxigleiter absetzte.

Ein Wagen schwebte heran, die Mechanik klappte das Gepäckabteil auf und verschloss es wieder, dann setzte sich Ches neben den Piloten.

»Wohin?«, fragte der alte Mann mit zerknitterten Gesichtszügen und einer großen Augenklappe.

»Zuerst zum ›Erfolgreichen Plädoyer‹, dann zum Stadtbüro von Arkon-Vision.«

Der Gleiter schwebte los, beschleunigte mit heulenden Absorbern und reihte sich in einer Serie halsbrecherischer Manöver in den Verkehr der Hauptpiste ein.

»Sie sind wegen Ogor hier.«

»Warum glauben Sie das?«, erkundigte sich Ches und lehnte sich zitternd zurück, nachdem der Gleiter zwei andere Fahrzeuge in waghalsiger Geschwindigkeit überholt und deren Fahrspur drastisch geschnitten hatte.

»Alle kommen wegen Ogor. Oder wenigstens die meisten. Sie sehen aus wie ein junger Reporter, der auf die große Sache scharf ist, auf einen Knüller, der mindestens acht Tage die Überschriften füllt.«

»Sie hätten Psychologe werden sollen«, knurrte Ches verblüfft.

»Jeder Gleitertaxipilot ist nach einem Jahr ein ausgebildeter Psychotherapeut«, gab der andere ungerührt zurück.

»Tatsächlich komme ich wegen Ogor«, bestätigte schließlich Ches Prinkmon.

»Eine merkwürdige Figur!«, behauptete der Fahrer.

»Ein mehrfacher Mörder, hörte ich«, gab Ches zu bedenken.

»Wie man's nimmt. Gerade das soll ja untersucht werden. Er leugnet nichts, aber er schiebt alles auf den Korratz.«

»Wird Ogor mit dem Korratz-Einwand durchkommen?«

»Die Wetten stehen fünfzig zu fünfzig. Ich denke, sie werden ihn verurteilen und schnell töten.«

Ches erkundigte sich, um sein eigenes Bild abzurunden:

»Was ist dieser Ogor eigentlich? Warum ist er so wichtig?«

»Aus einigen Handvoll guten Gründen.«

»Kennen Sie diese Gründe?«

»Meine Fahrgäste kannten sie. Jetzt kenne ich sie auch.«

»Kann ich sie erfahren?«

Einige Chronners wechselten den Besitzer. Dann hörte Ches Prinkmon eine verblüffende Geschichte, von der er selbst etwa die Hälfte recherchiert hatte.

Zunächst einmal:

Auf Celkar, meist in der Hauptstadt des Kontinents Bassakutena, fanden seit langer Zeit sehr viele gewöhnliche und ausnahmslos alle Sensationsprozesse statt. Von letzterer Gruppe bildeten die Auseinandersetzungen »das Imperium und der Imperator versus eine einzelne Person oder eine Gruppe« die hervorstechenden Punkte. Diese wahrhaft epochalen Verhandlungen, die in fünfundsiebzig von hundert Fällen mit öffentlichen Hinrichtungen endeten, zogen immer wieder gewaltige Mengen von Interessierten an, von denen das Hotel- und Dienstleistungsgewerbe von Kutenarynd gut lebte. Im Augenblick war es der Prozess »Imperium versus Ogor«, der die Öffentlichkeit mobilisierte.

Ogor selbst, jene schwer zu klassifizierende Mischung zwischen einem Arkoniden und einem Roboter, eine Art Baukasten-Cyborg, bildete zwar den Hauptgegenstand des bevorstehenden Verfahrens, aber er war eigentlich nichts anderes als ein mehrfacher Mörder unter vielen anderen, die hier verhandelt wurden.

Vielmehr war die Kombination zwischen einem biologischen Körper und vollrobotischen Ersatzteilen das wahrhaft Aufsehenerregende.

Der einäugige Taxipilot steuerte sein Vehikel so, als gäbe es weder Regeln noch Verkehrsüberwachung. Dabei schilderte er plastisch das, was er von plaudernden Anwälten, Verteidigern oder Schriftführern während vieler Fahrten aufgeschnappt hatte. Es waren nicht mehr als einige Morde, die mit scheinbar kalter Perfektion und ohne erkennbare Gemütsbewegung von Ogor begangen worden waren, die das Gericht ihm vorwarf, und die er im übrigen auch keineswegs ableugnete.

Vor Beginn seiner verbrecherischen Karriere war Ogor einer der risikobewusstesten Geschwaderführer des Imperiums gewesen. Aber bevor er seine ersten Auszeichnungen einheimsen konnte, schlug der unheilbare Korratz zu.

Es war eine der jüngsten und schrecklichsten Krankheiten des Imperiums. Es begann ganz harmlos damit, dass die Endglieder von Fingern innerhalb von Tagen verdorrten, sich stechend gelb färbten und dann, bei einer unachtsamen Bewegung, abfielen wie brechendes Glas. Die ersten zwei Tage eines Anfalls, der sich immer nur auf eine einzelne Stellen des Körpers konzentrierte, waren von grauenvollen Schmerzen begleitet. Dann spürte das Opfer nichts mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein befallenes Glied ein zweites Mal heimgesucht wurde, stand bei drei zu eins.

»Sagen Sie«, wandte sich der Gleiterpilot am Ende einer atemlos langen Erzählung an den Reporter, »Sie kommen doch ziemlich weit herum. Hat man noch nichts gegen den verdammten Korratz gefunden?«

»Mir ist nichts bekannt«, erklärte Ches.

»Hmm«, kommentierte der Pilot und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr zu, »miese Aussichten für Ogor. Übrigens, er hat diesen Primm. Ein höchst appetitliches Tierchen. Es bringt in die Berichte von weiblichen Journalisten eine so menschlich-intensive Note.«

»Diesen ... wen?«, fragte Ches. Davon wusste er nichts.

»Primm. Ein hellblaues Ding, so groß wie eine Maus. Mit Fledermausflügeln, bewegt sich aber wie ein Kolibri. Primm hat einen beschränkten, aber wirkungsvollen Wortschatz. Flucht ausdauernd in mancherlei kolonialen Dialekten.«

Während der letzten Viertelstunde hatte Ches Prinkmon seinen winzigen Recorder mitlaufen lassen. Die breite Gleiterpiste verzweigte sich jetzt wie eine zehnfingrige Hand, deren einzelne Spinnenglieder in verschiedene Richtungen auseinanderstrebten. Soweit Prinkmon erkannte, raste der Taxipilot die richtige Abzweigung entlang. Kleine Parks tauchten auf, in denen schlanke Türme aus Glas und Stahl zu sehen waren. Der Belag der Piste glühte phosphorn zwischen den Hängen und dem Gebüsch. Es herrschte noch immer starker Verkehr in beiden Richtungen.

»Hat Ogor diesen ... Primm schon lange?«

»Seit er eingeliefert wurde.«

»Verblüffend!«, murmelte Prinkmon. »Tatsächlich habe ich nichts von Primm gewusst.«

Der Pilot setzte ein zufriedenes Grinsen auf und erklärte:

»Trösten Sie sich, junger Mann. Erst vor zwei Tagen durfte der erste Korrespondent in die Zelle. Das Ganze ist eine sehr traurige Sache, mein Junge. Ich hoffe, Sie sind keine der Sensationshyänen, die jede Information maßlos ausschlachten.«

»Selbst wenn ich das wollte«, schränkte Ches voller Unbehagen ein, »könnte ich es nicht. Schließlich ist Arkon-Vision besonderen Richtlinien unterworfen.«

»Wenn Sie so viele Arkoniden in allen Situationen erlebt hätten wie ich, mein Junge«, sagte der Pilot fast mitleidsvoll, »dann würden Sie sich nicht wundern, wie schnell sich der eine oder andere binnen Sekunden ändert und das Tier in sich hervorkriechen lässt. Ich wünsche Ihnen jedenfalls das Beste.«

»Vielen Dank«, knurrte Ches säuerlich. Da waren sie wieder, jene Spannung und Nervosität, die ihn ergriffen hatten, als die KALIMOUN den Boden des Planeten berührt hatte.

Der Gleiter hielt in der unterplanetarischen Zufahrt des Hotels an. Das Gepäck wurde entladen. Ches gab dem Einäugigen ein gutes Trinkgeld und ließ ihn sieben Minuten lang warten. Dann hinterlegte er seinen Schlüssel an der Rezeption und ließ sich zur Arkon-Vision-Redaktion bringen. Ein heilloses Durcheinander, Alkoholdunst und das hysterische Gelächter von Fimm Monhole, dem Bürochef, empfingen ihn. Augenscheinlich feierten sie eine Party.

Kopfschüttelnd trat Ches Prinkmon näher. Er nahm einem jungen Mädchen einen Drink ab und blieb neben Aderlohn Dharr stehen, seinem älteren Kollegen.

»Hier bin ich, Aderlohn«, sagte er. »Wo ist die Kamera?«

Aderlohn starrte ihn wie einen Geist an. Dann brach er in dröhnendes Lachen aus. Er war betrunken, das war deutlich zu erkennen.

2.

 

Die Schreie waren markerschütternd. Im Augenblick hallten sie von den weißgestrichenen Wänden des viereckigen Innenhofs wider; es waren unheilvolle Schwingungen, von denen alle übrigen Pflanzen beeinträchtigt wurden. Seit Lekos einmal mit einem Hieb seiner messerscharfen Schreibhand eine blutrot blühende Rolpe, eine der schönsten und planetengeschichtlich ältesten Pflanzen in diesem Garten, geköpft hatte, empfanden alle Zierpflanzen in diesem Viereck das Auftauchen des rostigen Körpers als mentale Bedrohung.

Kaarfux mit den siebenhundertsiebenundsiebzig Tricks schaltete die verborgenen Lautsprecher aus, drehte an einem Regler und empfing einen Teil der osmotischen Musik jetzt nur über die winzigen Kristalle in seinen Ohrmuscheln.

Langsam näherte er sich einem kugelrunden, fast unhörbar zitternden Zierstrauch und fuhr liebkosend mit beiden Handflächen über die Blätter. Langsam hörten die lanzettförmigen Blätter und die feinen, behaarten Stängel auf zu zittern und sich zu schütteln.

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