Nr. 308
Stadt der Roboter
Die Karawane der Plünderer in Wolterhaven
von Kurt Mahr
Sicherheitsvorkehrungen, die auf Atlans Anraten noch gerade rechtzeitig getroffen wurden, haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist.
Doch die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt und nicht bereinigt worden. Der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.
Atlan, Lordadmiral der USO, und Razamon, der Berserker – er wurde beim letzten Auftauchen von Atlantis oder Pthor von den Herren der FESTUNG zur Strafe für sein »menschliches« Handeln auf die Erde verbannt und durch einen »Zeitklumpen« relativ unsterblich gemacht – sind die einzigen, die den »Wölbmantel« unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Leiter der Invasion ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Allerdings verlieren die beiden Männer bei ihrem Durchbruch ihre gesamte Ausrüstung.
Und so landen Atlan und Razamon – der eine kommt als Späher, der andere als Rächer – nackt und bloß an der Küste von Pthor, einer Welt der Wunder und der Schrecken.
Ihre ersten Abenteuer bestehen sie am »Berg der Magier«. Ihr weiterer Weg führt sie über die »Straße der Mächtigen« zu den Seelenhändlern und an die Stahlquelle. Und nach einem Zwischenspiel mit dem »Kämpfer der Nacht« erreichen der Arkonide und der Pthorer Wolterhaven, die STADT DER ROBOTER ...
Atlan und Razamon – Der Arkonide und der Pthorer erreichen die Stadt der Roboter.
Moonkay, Geraint und Erek – Robotherren von Wolterhaven.
Gädar Glomp – Anführer einer Horde von Plünderern.
Iwein und Owein – Zwei Robotbrüder.
Ginover – Göttin der Nacht.
Auf Verlangen derer, die in der FESTUNG herrschen, rief der Herr Moonkay seine Diener zusammen und sprach zu ihnen so:
»Großes Unglück ist über Pthor gekommen. Wir sind auf eine Welt gekommen, die sich gegen uns abschließt. Unser Land ist umgeben von einer durchsichtigen Mauer, die bislang noch niemand hat durchbrechen können. Nun aber wünschen die Herren der FESTUNG, dass diese Mauer falle. Sie haben mich beauftragt, dass ich dafür sorge.«
Die Diener lauschten den Worten des Herrn Moonkay mit großer Aufmerksamkeit. Es waren nicht Worte, die das Ohr eines Menschen hätte verstehen können, sondern elektromagnetische Impulse. Denn der Herr Moonkay war ein Herr besonderer Art.
»Mir ist Ehre widerfahren«, fuhr er fort, »indem die Herren der FESTUNG sich an mich wandten. Es gibt viele andere Robotbürger in Wolterhaven, denen sie ebenfalls diesen Auftrag hätten erteilen können. Aber sie haben mich auserwählt. Ich aber gebe die Ehre, die mir widerfahren ist, an euch weiter. Zieht aus, untersucht die schimmernde Mauer und reißt sie nieder. Geht behutsam vor, aber vergeudet die Zeit nicht. Unseres Bleibens auf dieser Welt ist wahrscheinlich nicht mehr lange. Bevor wir gehen, müssen die Herrscher der FESTUNG ihren Wunsch gehabt haben!«
Die Diener, viele von ihnen mit kostbaren und empfindlichen Werkzeugen ausgestattet, machten sich auf den Weg. Sie schwebten aus der Stadt Wolterhaven hinaus, überquerten die Küste und wandten sich dann nordwestwärts. Zu ihrer Linken begleitete sie jenes durchsichtige, mattschimmernde Gebilde, das der Herr Moonkay eine Mauer genannt hatte. Sie hätten ihre Aufgabe gleich hier in Angriff nehmen können. Aber die Klügsten unter ihnen befürchteten, dass der Einbruch der Mauer nicht ohne gewaltigen Aufruhr vor sich gehen würde. Vor diesem aber musste die Stadt geschützt werden. Während des Fluges nach Nordwesten untersuchten diejenigen, die mit den entsprechenden Messwerkzeugen ausgestattet waren, die Mauer aus der Ferne und ergründeten ihre Beschaffenheit. Der Diener Dilthay glaubte alsbald zu erkennen, dass die Mauer aus derselben Substanz bestehen müsse, wie sie die Robotbürger von Wolterhaven benützen, um sich vor Gefahren zu schützen. Man nannte diese Substanz Schildkraft. An ihr prallten selbst die härtesten Geschosse der Yaght-Krieger ab, die mitunter aus dem Blutdschungel nach Wolterhaven vordrangen.
Die anderen Diener widersprachen Dilthays Meinung nicht. Erstens waren sie mit ihren Messungen noch nicht so weit gediehen, und zweitens galt der Diener Dilthay allgemein als der bestausgestattete und klügste unter den Dienern des Herrn Moonkay. Was er sagte, war in neunundneunzig von einhundert Fällen richtig. Die Schar der Diener baute ihre Taktik also auf der Analyse auf, die Dilthay erstellt hatte.
Was sie nicht wissen konnten, war, dass dies das eine von den einhundert Malen war, in dem Dilthay irrte.
Es sah also aus, als könne das Durchbrechen der Mauer so schwierig nicht sein. Denn unter den Dienern befanden sich mehrere, die für den Umgang mit Schildkraft ausgestattet waren.
Diese schickte der Diener Dilthay, der aufgrund seiner Klugheit das Kommando über die Gruppe übernommen hatte, an die Front. Sie sollten eine Öffnung in der Mauer schaffen.
Die beauftragten Diener taten ihre Verrichtungen. Darüber verging etwa eine halbe Stunde. Dann meldeten sie:
»Wir sind fertig, Diener Dilthay.«
Der Diener Dilthay war einigermaßen verblüfft – wenn man diesen Ausdruck auf ein Wesen von Dilthays Art überhaupt anwenden kann –, denn er hatte während der halben Stunde keine einzige Beobachtung gemacht, die darauf hinwies, dass mit der schimmernden Wand irgendeine Veränderung vor sich ging.
»Seid ihr eurer Sache sicher?«, fragte er daher.
»Ja, das sind wir«, antworteten die Diener.
»Wie groß ist die Öffnung?«, wollte Dilthay wissen.
»Ihr unteres Ende befindet sich auf der Oberfläche des Wassers«, lautete die Antwort. »Sie ist quadratisch und hat eine Seitenlänge von etwa fünfzig Metern.«
»Wieso etwa?«
»Wir haben Derartiges noch nie zuvor getan, Diener Dilthay. Wir besitzen keine Erfahrungen im Einsatz der Geräte, die mit Schildkraft zu tun haben.«
Das war richtig, überlegte Dilthay. Also brauchte er auch nicht darüber beunruhigt zu sein, dass bei der Manipulation der Mauer, die nach seiner Ansicht aus Schildkraft bestand, kein beobachtbarer Effekt aufgetreten war. Man konnte doch nicht einfach annehmen, dass ein solcher Effekt auftreten müsse, wenn die ganze Sache noch nie ausprobiert worden war!
»Zwei von euch sollen die beiden unteren Ecken der Mauerlücke markieren«, befahl der Diener Dilthay. »Dann schicke ich die Handlanger vor.«
Die Handlanger waren die niedrigste Kategorie der Diener. Handlanger konnten nur mechanische Handlungen verrichten. Ihr Denkvermögen war beschränkt. Man musste ihnen alles, was sie zu tun hatten, genau vorschreiben, sonst richteten sie das größte Durcheinander an.
Zwei der Diener, die Dilthay nach vorn geschickt hatte, postierten sich dicht über der Wasseroberfläche, etwa fünfzig Meter voneinander. Die übrigen kehrten zurück. Der Diener Dilthay sagte zu den Handlangern:
»Ihr seht die beiden Diener, die über dem Meer schweben. Bewegt euch zwischen ihnen hindurch. Aber achtet darauf, dass ihr das Wasser nicht berührt.«
Die Handlanger gehorchten sofort. Es waren ihrer siebzehn. Binnen weniger Sekunden überquerten sie die gedachte Linie, die die zur Markierung abkommandierten Roboter miteinander verband. Sie befanden sich alle auf gleicher Höhe. Schon wollte der Diener Dilthay dem Herrn Moonkay die Meldung zukommen lassen, dass der Durchbruch durch die Mauer geglückt sei, da gab es mit einemmal siebzehn blendende Blitze. Der Donner von Explosionen hallte über das Wasser. Eine Rauchwand entstand.
Als sie sich verzogen hatte, sah man, dass von den siebzehn Handlangern kein einziger übriggeblieben war.
Dilthay sagte zu der Schar der Diener:
»Die Mauer ist unbezwingbar. Wir kehren zu unserem Herrn Moonkay zurück.«
Der Herr Moonkay aber, der durch Dutzende von Kanälen mit allen seinen Dienern ständig verbunden war, hatte das Missgeschick seiner Handlanger von Wolterhaven aus beobachtet. Als er hörte, wie Dilthay den übrigen Dienern befahl, mit ihm in die Stadt zurückzukehren, öffnete er den geheimen Kanal, der ihn mit den Herren der FESTUNG verband.
Sofort erhielt er das Zeichen, dass man bereit war, ihn anzuhören.
»Unseliges ist mir widerfahren, ihr Mächtigen«, klagte der Herr Moonkay. »Ich habe meine Diener ausgeschickt, um die Mauer zu zerstören. Sie waren zuversichtlich, dass sie sich ihres Auftrags erfolgreich entledigen würden. Aber das Schicksal hat mich hart getroffen, ihr Mächtigen! Meine Handlanger rannten gegen die Mauer an und wurden allesamt vernichtet!«
Der Herr Moonkay lauschte. Nach wenigen Augenblicken kam die Antwort. Im Tonfall war sie ziemlich ungnädig. Das allerdings beeindruckte den Herrn Moonkay nicht. Er hatte die Herren der FESTUNG noch nie anders als ungnädig sprechen hören.
»Du jammerst zuviel und tust zuwenig«, lautete die Antwort aus der FESTUNG. »Einige dich mit deinen Mitbürgern, dass sie dir die Handlanger ersetzen. Und strenge deinen Verstand an, einen Plan zu entwickeln, wie man der durchsichtigen Mauer wirklich beikommen kann. Es bleibt dir nicht mehr viel Zeit.«
»Das weiß ich, ihr Mächtigen«, antwortete der Herr Moonkay untertänig. »Ich werde mich anstrengen.«
»Wir haben weitere Meldungen für dich«, ertönte es aus der FESTUNG. »Unsere Kundschafter verzeichnen ungewöhnliche Vorgänge. Hat die Auswertung der bisherigen Informationen schon etwas ergeben?«
»Nicht viel Gewisses, ihr Mächtigen«, sagte der Herr Moonkay. »Bis jetzt wissen wir nur, dass, wenn überhaupt Fremde von dieser Welt nach Pthor eingedrungen sind, es nicht mehr als drei sein können.«
Seltsamerweise fühlte die Stimme der Mächtigen sich aufgrund dieser Meldung zu einem Lob veranlasst.
»Das ist besser als gar nichts«, erklärte sie. »Nimm diese neuen Informationen entgegen und sieh zu, dass du damit weiterkommst.«
Daraufhin ergoss sich für etwa fünf Minuten ein Strom elektromagnetischer Impulse in das Gedächtnis des Herrn Moonkay. Er unterzog die einströmende Information einer vorläufigen Analyse und stellte fest, dass die Kundschafter der Herren der FESTUNG insgesamt über elf Vorfälle berichteten, die nicht in das übliche Schema des pthorischen Alltags passten. Im Überblick gewann der Herr Moonkay den Eindruck, dass diese Meldungen bedeutungsvoll waren. Aus ihnen, zusammen mit den anderen, die er zuvor von den Herren der FESTUNG erhalten hatte, mochte sich wohl ergeben, ob Bewohner dieser Welt sich in Pthor befanden oder nicht.
Denn dies war die große Sorge der Mächtigen: Pthor war auf dieser Welt gelandet, damit die Berserker und die Horden der Nacht sich hier austoben könnten. Die fremde Welt aber hatte Pthor einen Streich gespielt. Als es materialisierte, wurde es sofort von einer Mauer umgeben, die dafür sorgte, dass niemand Pthor verlassen konnte.
Die Herren der FESTUNG vermuteten daher, dass man auf dieser Welt im Voraus vom Erscheinen Pthors gewusst haben müsse. Von dieser Vermutung war es nur ein kurzer Schritt bis zu dem Verdacht, dass die Herrscher dieser Welt die Gelegenheit benutzt haben mochten, um Kundschafter nach Pthor zu schmuggeln.
Denn Pthor war schon einmal während seiner Reise durch Zeit und Raum auf dieser Welt gewesen, und damals hatten Berserker und Nachthorden grausam auf ihr gehaust. Es mochte sein, überlegten die Herren der FESTUNG, dass die Bewohner dieser Welt sich an diesen Besuch, obwohl er schon Äonen in der Vergangenheit lag, erinnerten und Vorsorge gegen eine zweite Heimsuchung treffen wollten.
Wenn dem aber so war, dann durfte Pthor nie mehr auf diese Welt zurückkehren. Denn die Herren der FESTUNG bestimmten, wohin Pthor sich bewegte, und die Macht der Mächtigen musste brechen, sobald die Reise zu einer Welt führte, deren Bewohner den Herren der FESTUNG überlegen waren.
So dachte der Herr Moonkay. Viele von seinen Gedanken waren seine eigenen Vermutungen. Die Herren der FESTUNG hatten nicht die Angewohnheit, andere an ihren Überlegungen teilnehmen zu lassen. Aber der Herr Moonkay kannte die Mächtigen seit Jahrtausenden. Er glaubte zu wissen, woran er mit den Herrschern war.
Der Herr Moonkay benachrichtigte die übrigen Robotbürger von Wolterhaven, dass neue Meldungen eingetroffen seien. Sie schlossen einen Verbund und begannen, die Informationen der Kundschafter gemeinsam auszuwerten.
Am Rand nahm der Herr Moonkay zur Kenntnis, dass während dieser Zeit sein Diener Dilthay an der Spitze einer in unerfreulichem Maße geschrumpften Dienergruppe in die Stadt Wolterhaven zurückkehrte.
Als der Morgen dämmerte, sahen wir die Stadt vor uns aufragen. Es war die merkwürdigste Stadt, die wir bisher im Lande Pthor zu sehen bekommen hatten. Sie stand auf einem Gerüst, wohl wegen des moorigen Untergrunds, auf dem sie gebaut war. Das Gerüst wurde von mächtigen Stangen gebildet, die aus Metall zu bestehen schienen.
Die Oberfläche des Gerüsts bildete nicht etwa eine Ebene, sondern bestand aus Flächen unterschiedlicher Höhe. Der niedrigste Punkt der Stadt lag etwa zehn Meter über dem sumpfigen Boden. Daneben gab es Auswüchse, die bis zu einer Höhe von mehr als einhundert Metern aufragten.
Auf diesen Auswüchsen standen kuppelförmige Gebäude. Sie waren durch ihre Größe und die Höhe ihres Standortes so eindeutig vor allen anderen Bauwerken der Stadt ausgezeichnet, dass man nicht umhin konnte, ihnen besondere Bedeutung beizumessen.
Wie groß die Stadt war, ließ sich von unserem Standort nur schwer abschätzen. Ich schätzte die Breite, die sich uns darbot, auf rund zehn Kilometer. Wenn man annahm, dass es von dort, wo die Stadt begann, bis hinab zum Strand des Atlantiks noch einmal ebenso weit war, kam man auf eine Gesamtfläche von rund einhundert Quadratkilometern – für eine Stadt ein beachtlicher Wert.
Wir standen am Rand des Morasts und nahmen das fremdartige Bild in uns auf. Razamon schüttelte langsam den Kopf.
»Man sollte meinen, dass niemand einen solchen Anblick jemals vergisst«, murmelte er. »Aber ich erinnere mich nicht, diese Stadt gesehen zu haben.«
»Sie ist dir völlig fremd?«
»Völlig.«
»Es ist denkbar, dass sie erst errichtet wurde, nachdem du Pthor verlassen hattest«, kam es mir in den Sinn.
»Das ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich«, antwortete Razamon.
Dann gab er sich einen Ruck. Die Erkenntnis seiner Gedächtnislücke erfüllte ihn jedes Mal von neuem mit dem Gefühl der Hilflosigkeit. Er schüttelte es von sich ab.
»Ganz gleichgültig, wie es sich damit verhält«, stieß er barsch hervor, »für uns erhebt sich die Frage, wie wir in diese Stadt hineingelangen.«
Dabei wandte er sich unwillkürlich um und warf einen Blick in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
Wir befanden uns etwa zwei Kilometer südwestlich der Stelle, an der wir in der vorvorletzten Nacht von Baldur eingeholt und gestellt worden waren, als wir versuchten, dem Kämpfer der Nacht zu entkommen. Damals hatten wir schon die Lichter von Wolterhaven gesehen – dieselben, die uns auch in der vergangenen Nacht geleuchtet hatten. Hinter uns lagen Erlebnisse, die uns wie ein Albtraum auf der Seele lagen: der Kampf mit Baldur, der Marsch zurück in Baldurs Felsenheim, die Vernichtung des Dieners Deckenwiezel, der in Wirklichkeit ein Roboter war, Opals Tod und schließlich der heimtückische Anschlag, den Baldur auf den treuesten aller Getreuen, den Wolf Fenrir, verübt hatte.
Unser Abschied aus dem Felsenheim war mehr eine Flucht vor all dem Unheimlichen gewesen, das wir dort gesehen und erlebt hatten. In der ersten Nacht hatten wir uns in den Sand der Wüste eingegraben und geschlafen wie lange nicht mehr. Am darauffolgenden Tag waren wir der metallenen Straße der Mächtigen weiter gefolgt, hatten uns dabei aber Zeit gelassen. Wir waren ausgeruht und bis tief in die Nacht hinein immer nach Südwesten gewandert. Ein letztes Mal hatten wir das ferne Wehgeheul des Wolfes vernommen. Es kam aus Norden. Fenrir schien sich in Richtung des Blutdschungels zu bewegen.
Nach Mitternacht hatten wir ein paar Stunden geruht. Aber schon bald brachte uns die Ungeduld wieder auf die Beine. Kurz bevor die Dämmerung einsetzte, waren wir an die Stelle gelangt, an der die Straße der Mächtigen plötzlich aufhörte. Auch die Wüste blieb hinter uns zurück. Der Boden, den wir betraten, nachdem wir die Straße verlassen hatten, war schwammig und trügerisch. Aus dem Morast wuchsen kurzhalmiges Schilf und hier und da ein paar dornige Büsche. Es war uns bald aufgegangen, dass die Büsche hohen und trockenen Boden bevorzugten. Indem wir uns von einem Busch zum anderen bewegten, gelangten wir vergleichsweise trockenen Fußes durch den Sumpf – bis zu der Stelle, an der wir eben standen.
Razamons Blick zurück wies, dass er sich noch immer nicht sicher fühlte. Baldur hatte uns entlassen. In seinem Schmerz über den Tod der Geliebten hatte er allein sein wollen. Aber wer gab uns die Garantie, dass er inzwischen nicht anderen Sinnes geworden war?