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Nr. 322

 

Traum der Valjaren

 

Auf der Flucht vor der großen Flut

 

von Horst Hoffmann

 

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Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist. Doch die Gefahr ist durch die energetische Schutzschirmglocke nur eingedämmt worden, denn der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.

Atlan und Razamon, der verbannte Berserker, haben als einzige den »Wölbmantel« unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Herren von Pthor ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Die Männer sind auf einer Welt der Wunder und der Schrecken gelandet. Das Ziel der beiden ist, die Herren der FESTUNG, die Beherrscher von Pthor, aufzuspüren und schachmatt zu setzen, auf dass der Menschheit durch die Invasion kein Schaden erwachse.

Nach vielen gefahrvollen Abenteuern, die am Berg der Magier ihren Anfang nahmen, haben Atlan und Razamon, zu denen sich inzwischen der Fenriswolf gesellt hat, durch die Zerstörung des Kartaperators der irdischen Menschheit bereits einen wichtigen Dienst geleistet.

Jetzt, nach der Zerstörung der Eiszitadelle und dem daraufhin eintretenden Wärmeeffekt, sind die Kampfgefährten bereits zu fünft. Zusammen mit Koy, dem Trommler, und Gloophy, dem Antimateriewesen, flüchten sie vor den Fluten des Schmelzwassers. Dabei erfahren sie vom TRAUM DER VALJAREN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide auf dem Weg zur Dunklen Region.

Razamon, Fenrir, Koy und Gloophy – Atlans alte und neue Gefährten.

Telmten – Ein Valjare, der einen besonderen Traum träumt.

Bördo – Sigurds Sohn.

Prolog

 

Es konnte kein Zweifel an der Korrektheit der Nachricht bestehen, die das Wache Auge übermittelt hatte – so unglaublich sie auch klingen mochte.

An der Eisküste fanden gewaltige Abschmelzungen statt, ein Ergebnis des plötzlichen unerklärlichen Wärmeeinbruchs, der bereits vorher registriert worden war.

Die FESTUNG befand sich in hellem Aufruhr. Es war nicht nur die klimatische Veränderung als solche, die die Herren Pthors alarmierte. Im Zentrum der Abschmelzungen, in der Eiszitadelle, ruhte ein Antimateriewesen, das Pthor auf seiner Wanderung durch die Dimensionen »eingefangen« hatte. Um die Gefahr einer Katastrophe zu bannen, hatten die Herren der FESTUNG das Wesen mit einem Gravitationsmantel umgeben und in der alten Burg der Zyklopen von der Außenwelt isoliert. Erst durch die Manipulationen der Gravitationsverhältnisse war eine regionale Eiszeit über die Nordküste hereingebrochen.

Der Wärmeeinbruch schien seinen Ursprung in der Eiszitadelle zu haben, wo die Gravitationsfelder sich konzentrierten. Das aber bedeutete, dass eine unermessliche Gefahr für ganz Pthor bestand, solange es keine Klarheit über die Ursachen der Veränderungen gab.

Die Herren der FESTUNG schickten einen Zugor mit zwei Dellos zur Eisküste, um sich an Ort und Stelle ein Bild zu verschaffen. Sie mussten wissen, was bei der ehemaligen Burg der Zyklopen vor sich ging.

1.

 

»Du hast schon wieder diesen Schimmer in den Augen. Bleibe mir vom Leib, Gloophy! Ich bin nicht zum Schmusen aufgelegt – und mit dir schon gar nicht!«

Atlan wich ein paar Schritte zur Seite, um einen »sicheren« Abstand zwischen sich und den Bera zu bringen. Gloophy schien darin jedoch eine Aufforderung zu sehen, dem Arkoniden zu folgen. Er gab einige schrille Laute von sich und breitete die riesigen Arme aus.

Atlan sah sich hilfesuchend nach den Freunden um, aber Razamon, Koy und selbst Fenrir betrachteten Gloophys neuerlichen Gefühlsausbruch offensichtlich als willkommenen Anlass, eine kurze Verschnaufpause auf ihrem Marsch einzulegen. Razamon, der seit der ersten Begegnung mit dem Antimateriewesen selbst oft genug dessen »Zärtlichkeiten« erduldet hatte, stand grinsend neben Fenrir und kraulte den riesigen Wolf im Nacken. Koy, der Trommler, blieb etwas abseits.

Er litt unter Fenrirs Ablehnung.

»Was steht ihr da herum?«, rief Atlan, der sich ein zweites Mal mit ein paar schnellen Sätzen vor Gloophys Zugriff in Sicherheit gebracht hatte. »Lenkt ihn doch ab, oder soll er mich zerquetschen?«

»Er hat dich eben gern«, lachte Razamon. »Du hast einen wahren Freund gefunden!«

Atlan murmelte etwas vor sich hin, und das klang nicht sehr freundlich.

Razamon amüsierte sich königlich.

Gloophy schien zu glauben, dass es eine Art Spiel sei, das der Arkonide mit ihm trieb, und gab einen vergnügten Quietschlaut von sich.

»Gloophy, nun ist es genug!«, schrie Atlan und sah sich vorsorglich nach einer Deckung um. Sie hatten die eigentliche Eisküste hinter sich und näherten sich dem Quellgebiet des Flusses Xamyhr. Zwar war die Landschaft immer noch von kniehohem Schnee bedeckt, aber überall ragten kleine und große Felsstücke aus der weißen Decke. Außerdem waren vor einigen Kilometern die ersten, eichenartigen Bäume aufgetaucht, die wie dunkle Masten aus dem Schnee ragten.

Atlans Worte erreichten wiederum genau das Gegenteil. Das fast zweieinhalb Meter hohe Antimateriewesen, das durch seinen Velst-Schleier befähigt war, in einer »normalen« Umgebung zu leben, machte einen Satz auf ihn zu. Atlan ließ vor Schreck die Pekto fallen und lief auf den nächsten Felsblock zu. Dabei stolperte er und fiel nur wenige Meter vor Gloophy in den Schnee.

Der Arkonide sah das grünschimmernde Ungeheuer mit vor Freude strahlenden Augen auf sich zukommen und schlug beide Hände vor das Gesicht.

»Gloophy! So nimm doch Vernunft an!«

»Er versteht dich nicht«, rief Razamon. »Du musst schon warten, bis er Pthora gelernt hat.«

Atlan sah nicht hin, als er die schweren Füße neben sich im Schnee knirschen hörte. Jeden Augenblick musste Gloophy mit seinen »Liebkosungen« beginnen.

»Schöne Freunde habe ich«, brummte Atlan.

Doch als Gloophy sich über den Arkoniden beugte, hatte Razamon ein Einsehen. Er ging lachend auf die beiden zu und gab dem Riesen mit aller Wucht einen Klaps auf das verlängerte Rückgrat. Ein Mann von mittlerer Statur wäre einige Meter weit weg geschleudert worden, aber Gloophy zuckte nicht einmal zusammen.

»Es ist ja gut. Siehst du nicht, wie er schon zittert? Vor lauter Freude, Gloophy! Er wird bestimmt mit dir schmusen, wenn wir mehr Zeit haben als jetzt.«

Atlan starrte den Atlanter an wie ein Wesen aus einem fremden Universum.

Auch Gloophy drehte den Kopf, der immer wieder an einen lachenden Frosch erinnerte. Ein noch wärmerer Schimmer trat in seinen Blick.

Razamon fuhr zurück.

»Nein, Gloophy – so war das nicht gemeint. Ich ...«

Gloophy ließ von Atlan ab und stampfte mit ausgebreiteten Armen auf den Atlanter zu.

»Gloophy, du verstehst mich falsch!«

Aber alle Beteuerungen halfen ihm jetzt nicht mehr. Razamon fuhr auf dem Stiefelabsatz herum und rannte wild gestikulierend davon. Gloophy gluckste vor Vergnügen und nahm die Verfolgung auf.

Atlan schmunzelte und richtete sich vorsichtig auf. Der Gefühlsausbruch des Beras würde bald vorüber sein, und Razamon konnte einiges einstecken.

Er achtete nicht weiter auf die beiden, sondern war mit den Gedanken bereits wieder bei dem, was vor ihnen lag.

Obwohl sie das Gebiet der gefährlichen Eisverschiebungen hinter sich hatten, drängte alles in Atlan darauf, so schnell wie möglich zumindest das Quellgebiet des Xamyhr zu erreichen. Dort würden sie aller Voraussicht nach Eingeborene finden, bei denen sie ihre Vorräte auffrischen konnten.

Außerdem schien im Gebiet der Eisküste irgend etwas vorzugehen, das sie noch nicht übersehen konnten. Etwas, das noch gefährlicher war als die Eisverschiebungen.

Fenrirs Verhalten bestätigte Atlans Ahnungen. Der Wolf war während ihres Fußmarsches immer öfter stehen geblieben und hatte sich umgedreht, als ob er etwas wittern wollte. Einige Male hatte sich sein Nackenfell gesträubt, und Fenrir hatte leise geknurrt.

Der Ausfall der Gravitationsfelder, meldete sich der Extrasinn. Er muss eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes heraufbeschworen haben. Eine exakte Aussage ist nicht möglich, da auf Pthor andere Naturgesetze herrschen als auf der Erde!

Wir sind auf der Erde, dachte Atlan bitter. Er musste sich dies in letzter Zeit tatsächlich immer öfter ins Gedächtnis zurückrufen. Manchmal glaubte er, im Lauf der Zeit jede Beziehung zur »Außenwelt« zu verlieren.

Diese Anwandlungen dauerten nie länger als wenige Minuten. Atlan war hier, um dafür zu sorgen, dass die Erde nicht noch einmal ein Opfer dieses Gebildes und seiner mysteriösen Herren wurde. Dieser Wille war auch nach den vielen Enttäuschungen, die sie bisher auf der Suche nach den Herren Pthors erlebt hatten, ungebrochen.

Atlan fühlte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie endlich die geheimnisvolle FESTUNG erreichten. Er hatte Freunde gefunden, die an seiner Seite kämpften.

Dennoch machte er sich keine Illusionen. Sie standen einer Macht gegenüber, über deren wahres Ausmaß sie allenfalls Spekulationen anstellen konnten.

Atlan wurde aus den Gedanken gerissen, als er Fenrirs Knurren hörte.

Zuerst glaubte er, dass Koy dafür verantwortlich wäre. Der Trommler brauchte sich Fenrir nur bis auf wenige Meter zu nähern, und schon fletschte das Tier die Zähne. Atlan hatte sich lange den Kopf über diese ihm unverständliche Reaktion des Fenriswolfs zerbrochen.

Vielleicht witterte Fenrir unbewusst Koys Psi-Fähigkeit?

All das war jetzt zweitrangig. Fenrir und Koy starrten beide in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Aus den Augenwinkeln bemerkte Atlan, dass auch Razamon und Gloophy stehen geblieben waren.

Und dann hörte er das Rauschen, in das sich ferner Donner zu mischen schien. Der Arkonide hielt den Atem an.

Irgend etwas Ungeheuerliches kam von der Eisküste her auf sie zu.

Fenrir begann zu winseln und lief unruhig im Kreis herum, während die ungleichen Gefährten versuchten, am Horizont etwas auszumachen. Dann und wann glaubte Atlan, eine vage Bewegung wahrzunehmen, die sich über die ganze Horizontlinie erstreckte.

Das Donnern wurde lauter.

Fenrir blieb erneut stehen und starrte in die Ferne. Dann sprang er den Arkoniden an. Er biss in den Ärmel der schwarzen Pelzjacke und versuchte ihn wegzuziehen, von dem Rauschen fort.

Es war nicht mehr nötig, denn in diesem Augenblick erkannte Atlan als erster, was da auf sie zugeschossen kam.

»Eine Flutwelle!«, rief er den Freunden zu. »Eine riesige Flutwelle.«

»Wir müssen hier weg!«

Es waren Koys erste Worte seit vielen Stunden. Sein Blick verriet Ratlosigkeit.

Atlan sah sich schnell um. Etwa einhundert Meter entfernt standen drei große Bäume mit starken Ästen, die den Eindruck machten, dass sie ihnen Halt geben könnten.

Sie waren ihre einzige Chance.

»Dorthin!«, rief Atlan. Razamon und Gloophy waren bereits unterwegs. Nur Koy schien seinen Schrecken noch nicht überwunden zu haben. Atlan packte ihn am Arm und zog ihn mit sich.

Am Horizont türmte sich die anrollende Flutwelle auf.

 

*

 

Es war immer wieder der gleiche Traum: Telmten befand sich auf einem großen Floß und fuhr den Fluss hinab, bis er das Gebiet der Dunklen Region erreicht hatte. Er stieg an Land und verankerte das Floß. Vor ihm ragte die schwarze Wand der Dunklen Region auf.

In jedem Traum fand Telmten eine andere Landschaft vor. Einmal kämpfte er sich durch einen Dschungel, dann wieder bewegte er sich durch ein finsteres Schattenreich. So unterschiedlich diese Bilder auch waren – immer hatte er gegen furchtbare Gefahren zu kämpfen, und immer blieb er am Ende der Sieger.

Auch das Ende des Traumes war immer das gleiche: Telmten stand vor dem Goldenen Vlies! Unendlich langsam streckte er seine Hand aus, um danach zu greifen ...

Und dann war der Traum zu Ende. Telmten glaubte sich bei jedem Aufwachen zwar noch vage daran zu erinnern, von einem goldenen Licht überflutet und eingefangen zu werden, aber sosehr er sich auch bemühte, diese verschwommenen Bilder wurden nicht klarer.

Die Minuten nach dem Erwachen waren die schlimmsten des ganzen Tages. Nicht nur Telmten träumte den Traum von der Dunklen Region und dem Goldenen Vlies – alle Valjaren in Florgst waren von dem Gedanken besessen, einmal in ihrem Leben eine Expedition dorthin zu unternehmen.

Telmten war eine Ausnahme. Die meisten seiner Mitbürger hatten sich damit abgefunden, ihren Traum nie verwirklichen zu können. Sie gingen ihrem Tagwerk nach und bestellten die Felder mit den von den Technos aus Zbahn und Zbohr gelieferten Geräten, um nachts von dem Goldenen Vlies träumen zu können.

Telmten war anders. Lag es in der Natur der Valjaren, den größten Teil des Tages über missmutig und wortkarg zu sein, so war Telmten ein wahres Ekel. Er taute nur auf, wenn man über das Goldene Vlies sprach. Während der Arbeit auf den Feldern aber redete er nicht. Er brachte sein Pensum so schnell wie möglich hinter sich und lag dann stundenlang am Ufer des Flusses, um zu träumen.

So auch an diesem Abend.

Telmten hockte im Gras des Ufers und betrachtete das Spiel der kleinen Wellen. Die Alten beachteten ihn kaum, als sie von den Feldern kamen. Einige lachten lediglich und machten Witze über ihn, aber das störte Telmten schon lange nicht mehr.

Er war mit etwas viel Wichtigerem beschäftigt – mit etwas, das er nicht verstand.

Zum ersten Mal seit seiner frühesten Kindheit hatte er in der letzten Nacht nicht geträumt.

Telmten suchte alle möglichen Deutungen, aber keine erschien ihm einleuchtend.

Als er eine gute Stunde im Gras gesessen hatte, sah er eine Gestalt auf sich zukommen. Die Frauen der Valjaren unterschieden sich auf den ersten Blick kaum von den Männern. Sie waren ebenso untersetzt und plump in ihren Bewegungen. Kaum ein Valjare in Florgst wurde größer als anderthalb Meter. Der rundliche Kopf mit den winzigen, zwischen zahlreichen Speckfalten liegenden Augen saß fast übergangslos auf den Schultern. Die äußere Erscheinung der Valjaren stand in krassem Widerspruch zu ihrem groben Charakter.

Mellnel setzte sich ohne Begründung zu Telmten und tat so, als starrte sie gedankenversunken in den Fluss.

Telmten fühlte, wie der Ärger wieder in ihm aufstieg. Er wusste ganz genau, was Mellnel zu ihm trieb.

Der Valjare war noch jung und im Gegensatz zu seinen Altersgenossen noch ohne einen weiblichen Partner. Seine Eltern hatten oft genug versucht, Telmten mit einem der Mädchen des Dorfes zu verbinden, aber er hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt.

Mochte das Goldene Vlies für alle anderen nur ein Traum sein – für Telmten war es der Lebensinhalt. Er begnügte sich nicht mit dem Traum. Eines Tages, das hatte er sich geschworen, würde er aufbrechen, und niemand würde ihn daran hindern können.

Auch Mellnel nicht. Sie war eine der drei jungen Valjarenfrauen, die ebenfalls noch ohne Partner waren.

»Woran denkst du, Telmten?«, fragte sie dann auch. Der Valjare war nicht zu endlosen Gesprächen aufgelegt, deren Resultat doch immer nur das gleiche war. Mellnel verstand es, der Unterhaltung jedes Mal jene Wendung zu geben, an deren Ende der Vorschlag stand, sich miteinander zu verbinden.

Dementsprechend fiel Telmtens Antwort aus.

»An dich ganz bestimmt nicht, Mellnel!«

Die Valjaren verzog beleidigt das Gesicht. Sie musterte ihr Gegenüber eine Weile lang. Selbst ihr fiel auf, dass er heute noch verschlossener war als sonst.

»Du hast doch etwas, oder?«

»Ich habe diese Nacht nicht geträumt.«

Mellnel wirkte betroffen. Wie alle Valjaren, konnte auch sie sich der Faszination ihres gemeinsamen Traumes nicht entziehen.

Deshalb war eine Nacht ohne den Traum auch für Mellnel unvorstellbar.

»Was hat das zu bedeuten, Telmten?«

Der junge Valjare sah auf. Mellnels Stimme verriet wirkliches Interesse. Dennoch winkte er lässig ab.

»Lass mich in Ruhe, Mellnel, ich habe nachzudenken. Um dir gleich die Antwort auf die Fragen zu geben, die du gleich stellen wirst: sie lautet ›Nein!‹«

Aber Mellnel ließ sich nicht so leicht abspeisen.

»Im Ernst, Telmten – glaubst du nicht, dass es langsam Zeit für dich wird, die Träume Träume sein zu lassen und endlich ...«

»... daran zu denken, mir ein Weib zu nehmen?«

Mellnel erstrahlte über das ganze Gesicht.

»Und wenn schon eine, dann meinst du sicher, dass du die richtige wärst.«

Nun konnte Mellnel nicht mehr an sich halten.

»Auf diesen Tag habe ich lange warten müssen, Telmten! Endlich begreifst du! Ich hätte es nicht mehr für möglich gehalten, wenn ich ganz ehrlich bin.«

»Ich auch nicht«, brummte Telmten und stand auf. Er warf Mellnel einige deftige Ausdrücke an den Kopf und erklärte ihr, was er von ihr, vom Dorf und von den alten Valjaren hielt.

Mellnel hatte einen hochroten Kopf bekommen. Als sie Telmten eine Reihe saftiger Flüche hinterherrief, war jeglicher Liebreiz aus ihrer Stimme gewichen.

Telmten kümmerte sich nicht mehr um sie und zog sich in die Hütte seiner Familie zurück. Erst als er auf seinem dunklen Lager lag, kehrten die bohrenden Gedanken zurück.

Was hatte die traumlose Nacht zu bedeuten?

Wieder legte der junge Valjare sich alle möglichen Deutungen zurecht. Er verwarf sie alle – außer einer.

Irgend etwas stand bevor und kündigte sich auf diese Weise an! Und in Telmtens Gedanken war nur Platz für eines.

Plötzlich wusste er genau, dass er schon in den nächsten Tagen, vielleicht sogar bereits morgen, aufbrechen würde, um zur Dunklen Region zu gelangen.