Nr. 326
Kampf um das Goldene Vlies
Der Wächter der Dunklen Region sinnt auf Rache
von Horst Hoffmann
Sicherheitsvorkehrungen haben verhindert, dass die Erde des Jahres 2648 einem Überfall aus fremder Dimension zum Opfer gefallen ist. Doch die Gefahr ist nur eingedämmt worden, denn der Invasor hat sich auf der Erde etabliert – als ein plötzlich wieder aufgetauchtes Stück des vor Jahrtausenden versunkenen Kontinents Atlantis.
Atlan und Razamon, der Berserker, haben als einzige den »Wölbmantel« unbeschadet durchdringen können, mit dem sich die geheimnisvollen Herren der FESTUNG ihrerseits vor ungebetenen Gästen schützen. Die Männer sind auf einer Welt der Wunder und der Schrecken gelandet. Das Ziel der beiden ist, die Beherrscher von Pthor schachmatt zu setzen, auf dass der Menschheit durch die Invasion kein Schaden erwachse.
Nach vielen gefahrvollen Abenteuern, die am Berg der Magier ihren Anfang nahmen, haben Atlan und Razamon, denen sich inzwischen drei Kampfgefährten angeschlossen haben, das Emmorko-Tal, das Zentrum der Dunklen Region, erreicht.
Blodgahn, der Wächter dieser Region, mit dem unsere Helden bereits unliebsame Bekanntschaft gemacht hatten, sinnt auf Rache. Um die Eindringlinge zu vernichten, setzt Blodgahn alle ihm zur Verfügung stehenden Machtmittel ein.
Das zeigt der KAMPF UM DAS GOLDENE VLIES ...
Atlan und Razamon – Der Arkonide und der Pthorer auf der Jagd nach dem Goldenen Vlies.
Koy, Fenrir und Kolphyr alias »Gloophy« – Atlans und Razamons Begleiter.
Wommser – Kolphyrs Symbiont.
Blodgahn – Der Herr der Dunklen Region sinnt auf Rache.
Blaustrahl – Eine Wesenheit aus fremder Dimension.
Blodgahn hatte es vor Unruhe nicht mehr in der Fahrerkanzel des Pelchwagens ausgehalten. Der ein Meter zwanzig große Gnom war auf die schmutzige Plane des Gefährts geklettert und wartete auf Phiancha. Er selbst konnte mit seinen Augen die Dunkelheit nicht durchdringen, da die Nacht hereingebrochen war. In der Dunklen Region bedeutete das vollkommene Finsternis.
Der Zwerg vertrieb sich die Zeit bis zu Phianchas Rückkehr damit, sich auszumalen, wie er die Eindringlinge langsam zu Tode quälen wollte. Um die Phantasie anzuregen, hatte er eine Flasche Kweel unter dem Fahrersitz hervorgeholt und bereits zur Hälfte geleert.
Irgendwo dort unten, im Emmorko-Tal, steckten die Fremden, die vier seiner Lieblinge auf dem Gewissen hatten. Sicher machten sie sich in diesem Augenblick Gedanken darüber, wie sie am besten in die Schlossruine eindringen konnten, in der irrigen Hoffnung, das Goldene Vlies entführen zu können.
»Ihr werdet euer blaues Wunder erleben«, sagte Blodgahn mit schnarrender Stimme. Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Rechts neben ihm lag ein kleiner Behälter auf der stinkenden Plane, die dem Pelchwagen das Aussehen einer überdimensionalen Raupe verlieh. Blodgahn kannte die Nachwirkungen des Kweels und hatte für den Fall der Fälle vorgesorgt. In dem Behälter befand sich eine Spezialmixtur aus Kräutern und scharfen Flüssigkeiten, die er einmal von einem Magier erhalten hatte.
»Niemand lehnt sich ungestraft gegen Blodgahn auf«, krächzte der Zwerg. »Niemand trotzt der Macht des Wächters der Dunklen Region und des Goldenen Vlieses! Wartet nur ...«
Blodgahn kicherte leise vor sich hin, als er sich vorstellte, was die Eindringlinge erwartete. Zuerst würden sie es mit den Mutanten zu tun bekommen. Er traute ihnen sogar zu, dass sie die ersten Angriffe der missgestalten Wesen heil überstehen würden. Die Fremden waren harte Burschen.
»Nicht hart genug für mich!«, zeterte der Gnom. Mittlerweile machte sich das Kweel immer stärker in ihm bemerkbar. Blodgahn sah bereits kleine, leuchtende Punkte in der Finsternis, die ihn umgab. Solange sie nicht zu kreisen begannen ...
»Vielleicht werden sie mit den Mutanten fertig«, spann der Gnom den Faden weiter. »Wenigstens einige von ihnen. Sie werden glauben, am Ziel ihrer Träume zu sein, die Dummköpfe.«
Wieder kicherte Blodgahn vor sich hin. Er hatte eine Reihe herrlicher Überraschungen in Reserve.
Die Flasche war leer.
»Die FESTUNG sollte veranlassen, dass nicht nur die Eingeborenen, die das Kweel brauen, und die Magier, die nichtsahnenden Wesen ihre Teufelskräuter aufdrängen, eliminiert werden, sondern auch diejenigen, die solch winzige Flaschen herstellen!«
Blodgahn schleuderte die Flasche mit einem Fluch in die Dunkelheit. Durch die heftige Bewegung wurde ein erster Schwindel ausgelöst. Die leuchtenden Pünktchen in der Luft begannen, kreiselnde Bewegungen auszuführen. Blodgahn wurde übel.
»Eliminieren muss man sie, alle!«
Blodgahn griff nach dem Behälter mit der selbstgemixten Flüssigkeit, die ihn nach einem Kweel-Rausch in der Regel schnell wieder auf die Beine brachte.
»Wohlan, ihr Magier«, brummte er, als er den Behälter an die Lippen setzte, »das war euer letzter Streich.«
Er trank das Gebräu in einem Zug aus. Was dann kam, hatte er bereits Dutzende von Malen mitgemacht. Der Blick wurde starr, die Pupillen entwickelten ein unkontrolliertes Eigenleben, die Nackenhaare richteten sich auf, und aus den Ohren schossen ein paar kleine Rauchwölkchen. Ein wenige Meter entfernt stehender Beobachter hätte geschworen, dass Blodgahns Kopf einige Sekunden lang wie eine dunkelrote Fackel in der Dunkelheit geglüht hätte.
Dann sprang der Zwerg wie von einer Tarantel gestochen in die Höhe, stolperte und hielt sich an einem der Stachel fest, die wie Antennen aus der Plane des Pelchwagens ragten. Blodgahn zitterte und strampelte mit den Beinen, bis er vollkommen erschöpft war und sich auf die Plane fallen ließ, die ihn weich auffing.
Blodgahn fühlte sich hundeelend, aber er war wieder nüchtern.
»Wasser!«, keuchte der Zwerg. »Einen Eimer voll Wasser!«
Aber weit und breit gab es keinen Tropfen der begehrten Flüssigkeit. Blodgahn kreischte, zeterte und stieß Flüche und Drohungen gegen die Magier in der Großen Barriere von Oth aus. Außerdem schwor er sich (zum dritten Mal innerhalb von zwei Tagen), niemals mehr einen Tropfen Kweel anzurühren.
Blodgahn richtete sich stöhnend auf, als er Phiancha heranrauschen hörte. Die schwarze Riesenfledermaus landete neben ihm auf dem Wagen und kugelte sich ein.
»Warte einen Augenblick, mein Liebling«, ächzte Blodgahn und hockte sich neben sie. »Dein Herr ist das Opfer von verbrecherischen Eingeborenen und skrupellosen Magiern.«
Der Zwerg wartete, bis sich seine Sinne wieder einigermaßen geklärt hatten.
»Jetzt kannst du berichten, Phiancha. Was machen die Fremden?«
Phiancha ließ ihren Bewusstseinsinhalt in den Gnomen überfließen. Blodgahn »sah« jetzt plastisch vor sich, was Phiancha beobachtet hatte. Sie konnte die Dunkelheit mühelos durchdringen.
Vor Blodgahns geistigem Auge erschien der Eingang des Emmorko-Tals, an dessen Rand der Pelchwagen stand. Es ging schnell weiter, tiefer ins Tal hinein, bis die Schlossruine auftauchte. Vor der unteren Treppe, die zu einem der Haupteingänge führte, standen die Eindringlinge. Sie waren unschlüssig und wirkten verängstigt.
Kein Wunder!, dachte Blodgahn. Er kannte das Gefühl, das sich auf das Bewusstsein eines jeden legte, der sich der Ruine näherte.
»Danke, mein Liebling«, sagte Blodgahn und ließ einen Strom warmer Gefühlsimpulse zu dem schwarzen Monstrum hinüberfließen. Er wusste, dass Phiancha sie empfangen konnte.
»Bald werden sie den Aufstieg über die Treppe wagen«, überlegte er laut. »Sie werden schon sehen, was ihnen bevorsteht. Das Goldene Vlies ist das bestgehütete Geheimnis von Pthor – abgesehen von der FESTUNG selbst. Wir werden unseren Spaß haben, Phiancha. Und dann greifen wir ein ...«
Doch selbst Blodgahn konnte nicht wissen, wie gut das Goldene Vlies behütet wurde. Es war lange her, dass er zum letzten Mal in dem Ruinenschloss gewesen war – die Herren der FESTUNG sahen es nicht gerne, wenn er dem Vlies allzu oft einen Besuch abstattete.
Sie selbst konnten es nicht benutzen – sie würden bei dem Versuch sterben.
Und so hatte auch Blodgahn keine Ahnung, was seit seinem letzten Besuch im Ruinenschloss vor sich gegangen war ...
*
»Wir müssen endlich hinein«, brummte Razamon ungeduldig. »Es ist Nacht, Atlan. Wie lange willst du noch nach verborgenen Eingängen suchen, wo wir die Einladung in Form der Treppe genau vor uns haben?«
Atlan antwortete nicht. Vor ihnen lag das Ruinenschloss. Der Arkonide vermutete, dass es das Zentrum des Tales bildete. Große Teile des riesigen Komplexes waren von Fackeln erhellt, aber auch deren Licht wurde von dem Dunkel geschluckt, das diesem Landstrich zwischen der Flussebene des Xamyhr und der Nordostküste von Atlantis seinen Namen gab.
Es war mittlerweile fast zwei Stunden her, seitdem sie zum ersten Mal vor dieser Treppe gestanden hatten. Erst nach Minuten hatten sie registriert, dass sich mit ihrem Eindringen in das Tal etwas geändert hatte.
Es wehte kein Lufthauch mehr, und alles um sie herum war totenstill. Selbst die kleinen Tiere, die sie auf ihrem Weg gesehen hatten, waren verschwunden.
Es war, als ob irgend etwas darauf wartete, dass sie die Stufen hochstiegen. Eine unausgesprochene Drohung, die Atlan veranlasst hatte, zuerst nach verborgenen Nebeneingängen in den Komplex zu suchen.
Jetzt, nach erfolgloser Suche, standen sie wieder an ihrem Ausgangspunkt.
Atlan versuchte, Einzelheiten im Dunkeln auszumachen. Die breite Treppe führte zwischen zwei Mauererhebungen bis zu einem Tor hinauf, wahrscheinlich war dies der eigentliche Eingang des Schlosses. Links schälten sich die Umrisse von zwei schlanken Türmen aus der Finsternis, rechts befand sich ein bunkerartiger Wohnturm. Aus den schmalen Öffnungen am oberen Teil drang das fahle Licht von Fackeln.
Die Treppe selbst war verfallen. Überall waren dunkle Stellen zu erkennen, verborgene Nischen, in denen alles mögliche auf sie lauern konnte.
Es gab für Atlan keinen Zweifel mehr, dass sich im Innern der Schlossruine das Goldene Vlies befand. Sie waren kurz vor ihrem Ziel, aber der Arkonide wollte nicht akzeptieren, dass sie nur die Stufen hinaufzusteigen und in das verfallene Bauwerk einzudringen brauchten, um zum lang ersehnten Ziel zu kommen.
Ihr Weg war voller Tücken und Gefahren gewesen. Sollte das alles plötzlich hinter ihnen liegen?
Du musst es wagen!, meldete sich der Extrasinn. Durch unnützes Warten erreichst du nichts. Blodgahn wird nicht untätig herumsitzen. Denke an die Erde und die Menschen!
»Also gut«, flüsterte Atlan. »Versuchen wir unser Glück.«
»Es wurde auch Zeit, Arkonide«, meinte Razamon. »Bringen wir es hinter uns, damit Kolphyr in Ruhe sein Junges zur Welt bringen kann. Ich habe das Gefühl, dass es bald losgeht.«
Tatsächlich hatte der Bera sich in den letzten beiden Stunden verändert. Er hatte kein Wort mehr gesagt, und seine rechte Hand, die immer noch auf dem angewachsenen Gespinst auf dem linken Oberarm lag, hatte zu zittern begonnen. Dann und wann schossen grelle Lichtspeere unter den klobigen Fingern hervor. Kolphyr, wie die Gefährten das Antimateriewesen jetzt anredeten, da sie seinen richtigen Namen kannten, litt ohne Zweifel unter starken Schmerzen.
Sie stiegen die ersten Stufen der breiten Treppe hinauf. Fenrir hielt sich, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, dicht bei den Männern und verzichtete auf Ausflüge.
Die Beklemmung wurde stärker, je mehr Stufen sie erklommen. Atlan bemerkte aus den Augenwinkeln heraus, dass Koys Broins zu zittern begannen. Er wusste, dass der Trommler verzweifelt versuchte, seine fühlerförmigen Vernichtungswaffen zu reaktivieren – bisher ohne Erfolg.
Ihre Lage hatte sich nicht verändert. Außer Razamons Messer hatten sie keine Waffen. Nur ihre grimmige Entschlossenheit hatte sie dazu befähigt, aus Blodgahns Kerkern und dem Stollenlabyrinth zu entkommen, in der das Ungeheuer hauste, das möglicherweise der Ursprung der Minotauros-Sage war.
Atlan musste sich korrigieren: Dass sie noch lebten, hatten sie wahrscheinlich einzig und allein Gloophys Symbionten zu verdanken. Im Augenblick der höchsten Gefahr, als sie alle gelähmt in der Felsenhöhle lagen, hatte er zu strahlen begonnen und das Ungetüm einfach verschwinden lassen.
»Ich habe das Gefühl, als ob wir beobachtet würden«, sagte Razamon.
»Weiter!«, forderte Atlan die Gefährten auf. Erst jetzt bemerkte er, dass der Bera zurückgeblieben war. Kolphyr hatte den Kopf geneigt und schien auf etwas zu lauschen, das mit lautloser Stimme zu ihm sprach.
»Nun mach schon, Kolphyr!«
»Er lässt sich beraten«, spottete Razamon.
»Kolphyr!«
Der Bera zuckte zusammen und ruderte mit dem linken Arm durch die Luft.
»Nicht weiter!«, rief er schrill. »Hier nicht unser Weg – hier nur Sterben!«
Er hat Recht, warnte Atlans Extrasinn. Ihr befindet euch in Gefahr, aber ihr habt keine Wahl. Je länger du zögerst, desto schlimmer wird eure Lage!
Kolphyr kam langsam auf sie zu. Sie stiegen weitere Stufen hinauf. Das dunkle Viereck des rechteckigen Eingangstors wurde größer. Noch zehn Meter ...
»Ruhig bleiben«, flüsterte Razamon, der ganz nahe zu Atlan getreten war. »Zwischen den Türmen zu unserer Linken bewegt sich etwas. Es kommt aus den Nischen. Sie sind auch hinter uns. Lass dir nichts anmerken.«
Atlan drehte den Kopf und versuchte, rechts von ihnen etwas zu erkennen. Die Totenstille zehrte an ihren Nerven. Sogar Fenrir gab nicht einmal ein Winseln von sich. Es war, als ob der riesige Fenriswolf Angst davor hatte, sich durch den kleinsten Laut zu verraten.
Razamon hatte sein Messer in der Hand.
Noch acht Meter ...
Irgendwo knirschten kleine Steine. Der Gegner näherte sich lautlos im Schutz der Dunkelheit.
Sieben Meter. Es wurde heller, je näher sie an den Eingang und die neben ihm aufgestellten Fackeln kamen.
Irgend jemand musste die Fackeln ständig erneuern!
Plötzlich erklang direkt hinter Atlan ein schriller Schrei, der von den Wänden der Ruine zurückgeworfen wurde. Bevor einer der Gefährten begriff, was vor sich ging, stürmte der Bera an ihnen vorbei und baute sich direkt vor ihnen auf. Er streckte beide Arme aus und hinderte sie so am Weitergehen.
»Mein Gott!«, entfuhr es Atlan, als er das Gebilde auf Kolphyrs linkem Oberarm sah. Aus dem ursprünglich weißen, dann blutroten Gespinst war ein intensiv leuchtender Gewebeklumpen geworden, der heftig pulsierte. Und irgend etwas schob sich unter dem feinen Häutchen, das seit dem Erlebnis in der Felsenhöhle von einer feinen Narbe überzogen war, hin und her.
»Nicht weitergehen!«, schrillte die Stimme des Antimateriewesens. Im gleichen Moment blitzte es an seinem Arm so grell auf, dass Atlan unwillkürlich die Augen schloss. Razamon brüllte laut auf und fuhr auf dem Absatz herum, um die Augen vor der Helligkeit zu schützen.
Das grelle Licht durchbrach die Finsternis der Dunklen Region und ließ es für einen kurzen Augenblick taghell werden.
Razamon sah die monströsen Körper, die sich von allen Seiten auf sie zuschoben ...
*
Phiancha befand sich genau über den Fremden, als es auf der Treppe aufblitzte. Sie hatte keine Chance gegen das Licht. Innerhalb von Sekundenbruchteilen fielen ihre empfindlichen Sinne aus. Phiancha stieß schrille Schmerzensschreie aus, unhörbar für jedes menschliche Ohr.
Das schwarze Monstrum verlor einige Momente lang die Kontrolle über seinen Flug und wäre fast neben den Fremden auf die Treppenstufen gestürzt – genau in die Horden der heranrückenden Mutanten.
Im letzten Augenblick konnte sie den Sturz abfangen. Phiancha war blind. Instinktiv fand sie die Richtung, in der ihr Herr wartete. Als sie nahe genug heran war, empfing sie seine Mentalströme, an denen sie sich orientieren konnte. Wenig später fiel sie wie ein Stein auf die Plane des Pelchwagens. Sie konnte den Fall nicht mehr rechtzeitig abbremsen und riss mit ihren scharfen Klauen die Plane auf, so dass sie im Innern des Gefährts landete.
Phiancha schrie ihren Schmerz in die Welt hinaus, aber niemand hörte sie. Nur ihr Herr empfing ihre Pein.
*
Blodgahn war nicht mehr zu halten. Der Gnom empfand Phianchas Schmerz, als wäre er selbst erblindet und taub geworden. Er stieg in den Pelchwagen und strich liebevoll über die ledernen Schwingen der Riesenfledermaus.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis er sich soweit beruhigt hatte, dass er wieder klar denken konnte.
In der Nacht traute er sich nicht ins Tal hinab. Der Weg ins Innere der Ruine war selbst für ihn gefährlich. Mit den Mutanten wurde er fertig, wenn er erst einmal seine Spezialpfeife in der Hand hatte, aber die befand sich in der Schlossruine.
Er würde bis zum Morgen warten müssen, aber dann sollten die Eindringlinge bitter für ihre Verbrechen büßen.
»Jetzt reicht's«, zeterte der Gnom in einem plötzlichen Anfall von Tobsucht. »Zuerst bringen sie Taros um, dann meine Katzen, und jetzt müssen sie auch noch Phiancha zugrunde richten! Ist euch denn gar nichts heilig, ihr ... ihr Bestien?«
Natürlich wusste Blodgahn, dass er seine Raubkatzen auf den unglücklichen Dello Taros gehetzt hatte und dass seine »Lieblinge« nicht von den Fremden, sondern von dem Ungeheuer in der Kammer des Todes zerrissen und jämmerlich zugerichtet worden waren, aber auch das spielte jetzt keine Rolle.
»Die FESTUNG sollte veranlassen, dass alle Fremden auf schnellstem Wege elimi...« Der Gnom verstummte und stieß einige Flüche aus, als er merkte, welchen Unsinn er redete.