Nr. 376
Lockruf der Dimensionen
Im Sog der Schwarzen Galaxis
von H. G. Ewers
Nach dem Zwischenspiel auf Loors, dem Planeten der Brangeln, ist Pthor längst zu einem neuen Flug durch den Kosmos gestartet. Eingeleitet wurde der Start durch den »Ruf des Wächters«, der fast alle Lebewesen auf Pthor in tiefen Schlaf versinken ließ, und durch das Erscheinen des »schwarzen Kontrolleurs«.
Um zu verhindern, dass Pthor wieder der Kontrolle der mysteriösen Beherrscher der Schwarzen Galaxis anheimfällt, macht sich Atlan, der dank dem Goldenen Vlies nicht in Tiefschlaf verfallen ist, auf den Weg zur »Seele« von Pthor. Doch es gelingt Atlan nicht, auf die Steuerung Einfluss zu nehmen. Statt dessen wird der Arkonide auf die »Dimensionsschleppe«, den Ableger Pthors, verschlagen, der eine kleine Welt für sich bildet.
Während Atlan sich aus der Dimensionsschleppe den Weg zurück erkämpft und zur FESTUNG gelangt, wo er die Odinssöhne als Herren über Pthor ablöst, blenden wir um zu den weiteren Erlebnissen Algonkin-Yattas, des kosmischen Kundschafters, der zusammen mit Anlytha, seiner Gefährtin, Atlans Spuren durch Zeit und Raum verfolgt.
Durch eine »Zeitpanne« gelangen die beiden Extraterrestrier ins alte Rom, wo sie alles daransetzen müssen, um zu überleben.
Nach der Reparatur ihres Schiffes ist es dann wieder soweit! Sie starten von Terra und folgen dem LOCKRUF DER DIMENSIONEN ...
Algonkin-Yatta und Anlytha – Der Kundschafter von Ruoryc und seine Gefährtin im alten Rom.
Dorstellarain – Ein Pthorer, der auf der Erde bleibt.
Marcus Aurelius – Imperator des Römischen Reiches.
Mursil und Quequeldo – Zwei Außerirdische.
Abmar Vialathon – Ein Zeitforscher, der keine Zeitreisen verträgt.
Dorjan Pthoricus Clanocis folgte dem assyrischen Mädchen durch die verwinkelten Gassen und über die Treppen der Altstadt von Tyrus.
Der Pthorer trug die ärmellose wollene Tunika der Legionssoldaten und darüber einen Mantel aus reiner Wolle, der auf der rechten Schulter durch eine Spange geschlossen war, sowie hohe geschlossene, mit vier Riemen geschnürte Lederschuhe und das kurze zweischneidige iberische Schwert. Lederpanzer, Helm und Schild hatte er auf dem Schiff des Kaisers gelassen.
Wachsam schaute er sich um, als das Mädchen stehen blieb.
Die Assyrerin war schlank, glutäugig und geschmeidig. Sie trug die normale Kleidung der Frauen dieser römischen Kolonie. Ihr rechter Arm hob sich; die ausgestreckten Finger zeigten in eine schmale Seitengasse, deren Häuser aber ungewöhnlich gepflegt wirkten.
Dorjan alias Dorstellarain konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Gasse, ohne es sich anmerken zu lassen. Langsam, wie zufällig, bewegte sich seine rechte Hand zum Knauf des Schwertes.
»Wo ist der Händler, der mich sprechen möchte?«, fragte er das assyrische Mädchen.
Es musste seinen Argwohn registriert haben, denn es erwiderte:
»Du brauchst keine Falle zu fürchten, Dorjan Pthoricus. Mursil ist ein Mann des Handels, der Neuigkeiten und des Genusses, aber kein Mann von Schwert, Dolch oder Gift.«
Unwillkürlich musste Dorjan lächelnd.
»Woher weißt du das, schönes Kind?«, erkundigte er sich. Als Sprache wurde von beiden Lateinisch verwendet. »Geh voraus!«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich darf nicht in die Gasse hinein. Mursil hat es mir verboten.«
»Na, schön!«
Dorjans Gestalt straffte sich. Er war kein Mann langen Zauderns. Außerdem hatte er einiges von der Expeditionsausrüstung der Zeitkapsel mitgehen lassen. So beispielsweise den bequem in die geschlossene Hand passenden Ultraschallprojektor, den er unauffällig aus der Tasche zog, in die Gasse richtete und einschaltete.
Entschlossen stapfte er in die Gasse hinein. Die sekundenlang projizierte Ultraschalldosis war so hoch, dass jedes Lebewesen in den Häusern entlang der Gasse bis zu einer Entfernung von sechzig Metern wie von einem Keulenschlag bewusstlos zusammengebrochen sein musste und sich in den nächsten Minuten nicht erholen würde. Eventuelle Räuber konnten ihm also nichts anhaben.
Dennoch lief er in eine Falle; nur merkte er es nicht, denn er war zirka zehn Schritt gegangen, als das Hypnosegas bereits seine Wirkung getan hatte. Dorjan Pthoricus Clanocis besaß keinen eigenen Willen mehr. Er hätte in seinem Zustand jeden Befehl widerstandslos ausgeführt, der ihm erteilt worden wäre.
Nur erteilte ihm niemand einen Befehl. Denn derjenige, der es vorgehabt hatte, lag bewusstlos hinter einem Fenster in dem fünften Haus auf der rechten Seite der Gasse. In der Hand hielt er etwas, das es im zweiten Jahrhundert nach Christus eigentlich weder in der Hafenstadt Tyrus noch sonst wo auf der ganzen Erde geben konnte: einen nur fingerdicken Richtlautsprecher mit Fokusprojektor.
*
Es war der Brunnen in der Mitte der Gasse, der den Pthorer stoppte.
Dorstellarain erreichte ihn nach etwa dreißig Schritten, konnte ihm aber nicht ausweichen, da sein Willenszentrum ausgeschaltet war. Deshalb ging er stur weiter, stieß mit den Beinen gegen die gemauerte Umrandung, kippte vornüber und landete in dem kühlen Wasser.
Glücklicherweise war es ein relativ flacher Brunnentrog, der sein Wasser über eine gemauerte Wasserleitung von einem artesischen Brunnen erhielt. Andernfalls wäre Dorjan wahrscheinlich ertrunken. So aber reichte sein unbeholfenes Strampeln aus, um ihn an die gegenüberliegende Seite der Umrandung zu drücken und seinen Oberkörper daran hochzustemmen.
Dorjan saß minutenlang nur da, atmete durch den offenen Mund und stierte blicklos geradeaus. Dann tat das kühle Wasser zusammen mit dem leichten Luftzug seine Wirkung.
In dem Maß, in dem seine Willenskraft zurückkehrte, handelte Dorjan. Zuerst kletterte er aus dem Brunnen, dann blickte er den Weg, den er gekommen war, zurück, vermochte das assyrische Mädchen aber nicht zu entdecken.
Anschließend ging er langsam an einer Häuserzeile entlang und probierte an jedem Haus den Türgriff. Normalerweise verriegelten Stadtbewohner in diesen unruhigen Zeiten ihre Haustüren, aber die Person, die das Hypnosegas versprüht hatte, würde es nicht getan haben. Sie würde dafür gesorgt haben, dass das Opfer zu ihr kommen konnte.
Dorjan gab nicht auf, als er alle Haustüren auf der einen Seite verriegelt fand. Er kehrte dort, wo er das Mädchen zurückgelassen hatte, um und ging die andere Straßenseite ab.
Als die Tür des fünften Hauses nachgab, drückte der Pthorer sie vorsichtig ganz auf, schob sie lautlos in einen dunklen Hausflur und zog sein Schwert.
Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das kümmerliche Licht, das durch den Spalt der fast angelehnten Tür fiel. Dorjan sah vor sich eine Tür. Er nahm an, dass sie, genau wie in den römischen herrschaftlichen Häusern, den Korridor in Vestibulum und Fauces teilte.
Entschlossen stieß er die Mitteltür auf und gelangte nach einigen weiteren Schritten in einem teilweise überdachten Innenhof. Unter der rechteckigen Dachöffnung befand sich das Regenwasserbecken des Atriums. Säulen und Becken bestanden aus Marmor. Unvermögend konnte der Hausherr demnach nicht sein.
Dennoch war es sicher nicht das Haus eines Römers, denn dort hätte sich zumindest das kleine Heiligtum der Laren, der Schutzgottheiten der Familie, befunden. Statt dessen verrieten ein tragbarer Küchenherd aus Bronze und ein dreibeiniger runder Tisch, auf dem Gefäße standen, dass sich das Leben hier fast ausschließlich im Atrium abspielte.
Dorjan sah, dass er hier niemanden finden würde. Der Pthorer eilte zu der schmalen Holztreppe, die vom Atrium aus nach oben führte. Er gelangte über sie auf einen teilweise überdachten Gang und von dort aus von hinten zu den Räumen im ersten Stock.
Die meisten Räume waren leer, nur einer nicht.
Dorjan blieb unter der Tür stehen und schaute verwundert auf die reglose Gestalt eines überaus beleibten Mannes, der die Tracht eines griechischen Kaufmanns trug und direkt neben dem einzigen Fenster des Raumes lag.
Der Pthorer eilte zu dem Reglosen, bückte sich und nahm ihm den Gegenstand aus der Hand.
Dorjan hatte so etwas noch nie gesehen. Er hütete sich deshalb, daran herumzuspielen, sondern schob den stabförmigen Gegenstand in die Ledertasche unter dem Sagum, dem Wollmantel. Danach drehte er den Reglosen so, dass er sein Gesicht genau betrachten konnte.
Lange musterte er ihn, bevor er den einzigen Unterschied zwischen ihm und einem Menschen bemerkte. Es handelte sich um eine leichte Grüntönung der Haut.
Sie war so schwach ausgeprägt, dass Dorjan sich seiner Sache erst sicher war, nachdem er mit seinem Dolch das linke Ohrläppchen des Unbekannten geritzt hatte und zwei hellgrüne Blutstropfen aus dem winzigen Schnitt tropften.
Dieser Unbekannte, beziehungsweise sein Organismus, verwendete statt Eisen Kupfer als Sauerstoffträger.
Aber da alle auf einem Planeten entstandenen Lebewesen sich irgendwann im Verlauf der gemeinsamen Evolution auf einen gemeinsamen Sauerstoffträger festlegen und das genetisch verankern, konnte jemand, dessen Organismus sich des Kupfers als Sauerstoffträger bedient, kein irdisches Lebewesen sein.
Dorjan nahm sich vor, die Antwort auf einige Fragen aus dem Unbekannten herauszuholen.
*
Der Pthorer entkleidete den Unbekannten, riss den Chiton, das Untergewand aus Leinen, in Streifen und band damit die Fuß- und Handgelenke des Mannes zusammen.
Bei der Durchsuchung des Himations, des wollenen Überwurfmantels, entdeckte er mehrere Geheimtaschen. Zu seiner Enttäuschung fand er jedoch außer einigen Gold- und Silbermünzen und einem kleinen Dolch nichts darin.
Als der Unbekannte mit schmerzlichem Stöhnen zu sich kam, lehnte Dorjan ihm gegenüber an der Wand. Wie der Pthorer es erwartet hatte, reagierte sein Gefangener mit Frustration auf seine Nacktheit.
Immerhin fasste er sich recht schnell. Fragend schaute er zu Dorjan auf. Doch der Pthorer sagte nichts.
»Alles, was ich besitze, steckt in den Taschen meines Himations, Fremder«, begann der Außerirdische.
Dorjan runzelte nur die Stirn. »Fremder?«, fragte er spöttisch.
»Ich kenne dich nicht«, erwiderte sein Gefangener. »Was willst du noch von mir?«
»Einige Antworten, Mursil!«, erklärte Dorjan.
»Mursil?«, echote sein Gefangener. »Du scheinst mich mit jemandem zu verwechseln. Ich bin Chilon aus Herakleion und ...«
Sein Kopf flog zur Seite, als Dorjan ihm die flache Hand aufs Ohr schlug. Der Unbekannte keuchte, dann hob er die Hand an sein lädiertes Ohr. »Ich habe verstanden!«, stieß er hastig hervor. »Mein Name ist Mursil. Ich bin der Abgesandte eines griechischen Reeders, der nicht genannt sein will. In seinem Auftrag sollte ich mit dir über gewisse Geschäfte verhandeln. Die Flotte der Römer hat viele Dinge nach Tyrus gebracht, die das Herz eines Händlers erfreuen ...«
»Aber nichts, womit sich ein Raumschiff reparieren ließe«, meinte Dorjan mit gespielter Gleichgültigkeit.
Sein Gefangener zuckte zusammen, als hätte jemand einen Stromstoß durch ihn geschickt. Die Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen, und die fleischigen Lippen bebten.
»Versuche nicht, dich herauszureden!«, drohte Dorjan. »Kein irdisches Säugetier hat grünes Blut.« Er holte das stabförmige Instrument hervor, das er dem Fremden abgenommen hatte. »Und die irdische Technik wird noch zwei Jahrtausende brauchen, um so etwas konstruieren und bauen zu können.«
Er hantierte spielerisch damit und beobachtete seinen Gefangenen dabei sehr aufmerksam, um an seinen Reaktionen zu erkennen, ob mit seinen Handlungen Gefahr verbunden war.
Der Fremde reagierte jedoch nicht darauf – und plötzlich arbeitete das Gerät und verriet durch die Übertragung von Dorjans Atemgeräusch in die Luft schräg über dem Gefangenen seine Funktion.
Dorjan schaltete das Gerät ab und steckte es wieder weg, dann zog er mit bedeutsamem Blick sein Schwert und musterte den Hals seines Gefangenen.
»Nein!«, sagte Mursil. »Ich gebe zu, dass ich ebenso wenig von der Erde stamme wie du. Das heißt, ich bin zwar auf der Erde geboren und lebe tatsächlich in Herakleion, aber meine Vorfahren stammen nicht von dieser Welt, sondern kamen vor vielen Generationen hierher. Ich weiß kaum etwas über sie und ihre Pläne, denn sie wurden getötet, bevor ich geboren war. Die wenigen Aufzeichnungen, die ich später fand, deuten darauf hin, dass eine Art Gott auftauchte und sie im Kampf besiegte.«
»Eine schöne Geschichte!«, höhnte Dorjan. »Komme mir bloß nicht damit, ein Vorfahr von dir hätte eine Eingeborene geschwängert. Das wäre ohne chemochirurgische Angleichung der beiden genetischen Kodes nicht möglich gewesen.«
»Es war viel einfacher«, erwiderte Mursil. »Man pflanzte einfach befruchtete Eizellen in die Uteri von Eingeborenenfrauen.«
Dorjan dachte nach, dann schüttelte er den Kopf.
»Die Unverträglichkeit ihres Blutes und des Blutes der Eingeborenenzellen ...« Er stockte.
»Geht es dir auf, dass es keine Probleme gibt, wenn die Frucht anpassungsfähig ist und es keine Abwehrreaktionen gibt?«, meinte Mursil. »Die Frucht hat schließlich ihren eigenen Blutkreislauf und entnimmt dem in der äußeren Hälfte der Plazenta zirkulierenden Blut der Mutter nur die Nahrungsstoffe und den Sauerstoff und übergibt ihm das Kohlendioxyd.«
Der Pthorer nickte zögernd.
»Das ist mir klar, Mursil. Aber es ist interessant für mich, dass du nicht von einer Eizelle geredet hast, die in eine Eingeborene eingepflanzt wurde, sondern von Eizellen und Eingeborenenfrauen. Wie viele Außerirdische leben zur Zeit auf der Erde?«
»Das ist ein Geheimnis, das ich selbst nicht kenne«, antwortete Mursil. »Ich bitte dich, mir zu glauben.«
»Vielleicht glaube ich dir, wenn du mir verrätst, wie du von meiner Existenz erfahren hast.«
Mursil wand und drehte sich förmlich. Ihm war deutlich anzusehen, dass er sich fürchtete, die Frage zu beantworten und dass er sich mindestens ebenso vor den Folgen einer Ablehnung fürchtete.
Dorjan sagte kalt:
»Wenn du lügst, komme ich wahrscheinlich schon durch bloßes Nachdenken dahinter.« Er hob sein Schwert leicht an. »Dann töte ich dich gleich. Komme ich erst später dahinter, werde ich deine Spur aufnehmen und dich verfolgen und dann umbringen.«
Zu seiner Verblüffung malte sich auf Mursils Gesicht keineswegs die erwartete Ratlosigkeit ab, sondern ein höhnisches Grinsen. Im gleichen Augenblick hörte der Pthorer ein schleifendes Geräusch.
Er brauchte nicht nachzudenken, um zu wissen, dass ein Helfer Mursils nahte. Er reagierte sofort.
Sein Schwert sirrte durch die Luft und hätte den unter der Tür befindlichen Mann getroffen, wenn der nicht so außerordentlich geschmeidig ausgewichen wäre. So flog das Schwert durch die Türöffnung und landete irgendwo auf dem Halbdach des Atriums.
Im nächsten Moment musste der Pthorer den Dolchstoß des Angreifers abfangen. Er schaute in ein schmales dunkelhäutiges Gesicht und in vor Mordlust funkelnde Augen, versuchte den Waffenarm des Mannes zu packen und musste alle Energie aufbieten, um den blitzschnell vorgetragenen Angriffen des Mannes zu begegnen.
Dorjan erleichterte seine Lage etwas, indem er sich in einen Winkel des Zimmers stellte, so dass der Angreifer nur von vorn an ihn herankam. Dabei bemerkte er erbittert, dass Mursil sich davongemacht hatte.
Im nächsten Augenblick stieß der Dunkelhäutige einen wilden Schrei aus, sprang auf ihn zu – und sprang zu kurz.
Bevor der Pthorer sich von seiner Überraschung erholt hatte, warf der Mann sich herum und flog förmlich durch die Tür.
Dorjan stürmte ihm nach, aber er vermochte ihn nicht mehr zu sehen. Er hörte lediglich irgendwo eine Tür zuschlagen, doch wusste er nicht, welche. Ihm blieb nur noch, sein Schwert zurückzuholen.
Als er auf die Straße eilte, lag sie so verlassen vor ihm wie zuvor.
Dorjan stürmte ins Haus zurück und stand wenig später ratlos im Atrium. Er hatte keine Ahnung, wohin sich Mursil und sein Begleiter gewandt hätten – und da er sich in dem Gewirr von Häusern, Gassen, Innen- und Hinterhöfen nicht auskannte, brauchte er gar nicht erst zu versuchen, Mursil wiederzufinden.
Immerhin hatte er eine Menge Neuigkeiten erfahren.
Plötzlich aber fragte er sich, wie viel von den »Neuigkeiten« der Wahrheit entsprachen, da Mursil ja wahrscheinlich gewusst hatte, dass sein Begleiter früher oder später auftauchen musste und zwar, bevor Dorjan den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen überprüfen konnte.
Von der Ruine eines ehemaligen Tempels aus blickte Dorjan auf das malerische und gleichzeitig martialische Bild, das sich ihm im Hafen von Tyrus darbot.
Aus den Lastschiffen, die dicht an dicht an den Kais festgemacht hatten, wurden vollbeladene Planwagen über Rampen gezogen, überall wimmelte es von Legionären, Pferden, Sklaven und allen möglichen Ausrüstungsgegenständen, die ein Heer auf einem Marsch durch fremdes Land mit sich führen musste.
Am Rand des Hafengeländes formierten sich die ersten Kohorten zur Marschkolonne. Trompetensignale erklangen. Eine Reiterschwadron trabte an die Spitze der Heereszugs. In den Kohorten wurden die Feldzeichen aufgerichtet.