Nr. 420
Pakt mit dem Bösen
Ein Berserker am Hof von Cagendar
von Marianne Sydow
Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht – also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat –, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn.
Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.
Neben Atlan und seiner Gefährtin, deren Weg im Marantroner-Revier von Abenteuern und tödlichen Gefahren gekennzeichnet ist, operiert noch ein Fremder in den Randbezirken der Schwarzen Galaxis.
Dieser Fremde ist Nomazar, der Mann ohne Gedächtnis. Auf unerklärliche Weise gelangt er in das Rghul-Revier, den Herrschaftsbereich des Neffen Duuhl Larx, wo er zuerst als Sklave gehalten wird.
Jetzt aber, nach Peleffs Entmachtung, findet Nomazar eine Möglichkeit, sich aufzuwerten und ins Zentrum des Rghul-Reviers zu gelangen, wo der Fremdling sofort in ein Netz von Intrigen verstrickt wird.
Um zu überleben, schließt er einen PAKT MIT DEM BÖSEN ...
Razamon – Der Pthorer schließt einen Pakt mit dem Bösen.
Duuhl Larx – Beherrscher des Rghul-Reviers.
Peleff – Ein Todeskandidat nimmt seine letzte Chance wahr.
Drafgar-Kert – Ein Intrigant verrechnet sich.
Stobb, Tiora und Falart – Mitglieder des Hofes von Duuhl Larx.
Der Kontinent Vemed hatte in groben Umrissen die Form einer Niere. Die gesamte südliche Küste bildete eine Bucht, die so gigantisch war, dass man sie nur von einem Raumschiff aus von einem Ende bis zum anderen überblicken konnte. Halbierte man diese Bucht in nord-südlicher Richtung und zog dann eine Verbindungslinie zwischen Buchtmittelpunkt und Südpol, so lag auf der landseitigen Verlängerung dieser Linie, etwa achthundert Kilometer von der Küste entfernt, die Stadt Vemed. Sie bestand aus einem riesigen, runden Landefeld, um das sich in einem breiten Ring ein unordentliches Gewirr von Gebäuden gebildet hatte. Wenige hundert Meter jenseits der bewohnbaren Zone begann bereits die versiegelte Fläche, die Kunstwüste von Cagendar, ein mehrere Meter dicker, aus mit Plastikmasse untereinander verklebten Kunstwerken und -schätzen aller Art bestehender Panzer, der nach dem Willen des Neffen Duuhl Larx eines Tages den ganzen Planeten umschließen sollte.
Die eigentlichen Bewohner von Cagendar waren die Trugen. Niemand wusste, ob sie auf dem Planeten auch ursprünglich vorhanden waren, oder ob Duuhl Larx sie hier angesiedelt hatte. Zum Zeitpunkt des Geschehens galten die Trugen als die treuesten Diener des Neffen, und es schien, als verließe sich Duuhl Larx völlig auf diese Wesen. Ihnen oblag es auch, die Glasierung ihres Planeten zu planen und alle diesbezüglichen Arbeiten zu beaufsichtigen. Wurden die Trugen nicht durch allerlei Umstände gezwungen, von ihrem Bauprinzip abzuweichen, dann bauten sie alles, was ihnen unterkam, in Kreisen.
So bildete auch die versiegelte Fläche einen fast genau kreisförmigen Ring um die Stadt Vemed, einen Ring, der mittlerweile fast achthundert Kilometer breit war. Und darum reichte die Fläche an ihrem südlichsten Rand inzwischen bis an die Küste heran.
Im Bereich jener Zone, in der Kunstwüste und Meer aufeinanderstießen, lauerte zwischen juwelenüberkrusteten Felsen ein Mörder, ein Mann, dem der Hass im Herzen brannte. Dieser Mann hieß Peleff, und er war ein Valvke, der letzte Überlebende eines Volkes, das sich gegen Duuhl Larx aufgelehnt hatte. Aber Peleff hatte es keineswegs auf Duuhl Larx abgesehen, sondern er wartete auf einen Pthorer namens Razamon.
Für Peleffs Hass gab es eine ganze Reihe von Gründen – hauptsächlich aber den, dass Razamon Peleffs Flucht nach Säggallo im Marantroner-Revier vereitelt hatte.
Für den Fall, dass die Tat gelang und Razamon samt Gleiter und dem Trugen Frant-Erf auf Nimmerwiedersehen in den schmutzigen Fluten des Lauen Meeres versank, hatte Drafgar-Kert dem Valvken die Freiheit versprochen. Peleff gab nicht viel auf das Versprechen eines Trugen, der einerseits gedachte, sich zum Vertrauten des Neffen hochzuarbeiten, andererseits ganz ungeniert nach eigener Macht und privatem Reichtum strebte. Trotzdem war eine vage Hoffnung immer noch besser als gar nichts. Und wenn wirklich alles danebenging, dann hatte Peleff wenigstens den Trost, dass es ihm gelungen war, erstens dem Pthorer und zweitens dem Neffen etwas heimzuzahlen.
Deshalb hockte er jetzt zwischen Felsen, von denen man vor lauter Verzierung nichts mehr sah, und wartete geduldig darauf, dass sein Opfer erschien.
Der Gleiter musste in jedem Fall diesen Punkt an der Küste überfliegen. Razamon, so hatte Drafgar-Kert erfahren, war bereits unterwegs nach Harrytho, dem südlicheren Kontinent, auf dem Duuhl Larx samt seinem Hofstaat lebte. Der Neffe war sehr vorsichtig. Genauer gesagt, Duuhl Larx litt unter Verfolgungswahn, und darum hatte er dafür gesorgt, dass nicht jeder seiner Untertanen nach Lust und Laune in Richtung Harrytho steuern konnte.
»So weit, so gut«, sagte Peleff zu sich selbst. »Die Falle ist gestellt, weitere Vorbereitungen sind nicht nötig. Wo, bei der Aura des Neffen, bleibt das Wild?«
Er starrte mit großen, gelben Augen in den farbenprächtigen Himmel von Cagendar hinauf, und allmählich verlor er etwas von seiner fast sprichwörtlichen Ruhe.
Die rötliche Sonne stand schon hoch. Die spiegelblanke Fläche, die das Land bedeckte, reflektierte Licht und Hitze und brachte die Luft zum Kochen. Vom Meer her trieben gewaltige Gewitterwolken heran. Die Heißluftzone verhinderte, dass das Unwetter ins Landesinnere zog, aber kaum einen Kilometer von der Küste entfernt brach ein wahres Inferno los. Ganze Serien von Blitzen fuhren herab, das Meer bedeckte sich mit schmutzigweißem Schaum, und die Brandung wurde so stark, dass Peleff höher in die Felsen hinaufschweben musste, wollte er nicht riskieren, dass er samt seinen Waffen völlig durchnässt wurde.
Die Mittagsstürme kamen und gingen, und von dem Gleiter mit Razamon und Frant-Erf an Bord war immer noch nichts zu sehen. Der Himmel wurde klar und nahm eine rostige Farbe an, als die Sonne von Cagendar dem Horizont entgegensank, und Peleff suchte mit wachsender Verwirrung den Himmel nach einem schwarzen Punkt ab, der nicht kam.
*
Zur Zeit der Mittagsstürme hatten Razamon und Frant-Erf gerade erst die Hälfte der Entfernung zwischen der Stadt Vemed und dem Kontrollpunkt an der Küste zurückgelegt.
An und für sich war der Gleiter, den man ihnen für die Reise nach Harrytho zur Verfügung gestellt hatte, durchaus fähig, die gesamte Strecke an einem einzigen Tag zu bewältigen. Aber wer sich auf Cagendar einzig und allein auf technische Mittel verließ, der erfuhr schnell, dass es so nicht ging.
Cagendar war einmal ein durchaus bewohnbarer Planet gewesen. Es gab Meere und Kontinente und eine atembare Atmosphäre, und die Ebenen und Hügel waren voll von wild wuchernden Pflanzen und wilden Tieren gewesen. Zumindest auf Vemed war von diesem natürlichen Reichtum nichts mehr zu sehen. Alles war unter dem schimmernden Panzer versunken, man war auf dem besten Weg, mit Hilfe der Technik die Natur zu besiegen, ja, ihr den Todesstoß zu versetzen. Aber der Planet wehrte sich. Er setzte das ein, was noch nicht unter der Versiegelungsmasse verschwunden war: Seine Luftmassen. Und diese bildeten seine gewaltige Waffe.
Razamon, der sich noch immer nicht ganz von dem grässlichen Anblick hingerichteter »Verräter« erholt hatte, achtete zunächst kaum auf seine Umgebung. Er hatte genug damit zu tun, sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Noch vor wenigen Stunden hatte er geglaubt, dass es nur etwas Beherrschung und Willenskraft brauchte, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen. Er wusste nun, wer er war und woher er kam. Er war nicht länger Nomazar, der Fremdling von außerhalb des Rghul-Reviers, der sich von unbekannten Mächten von Planet zu Planet treiben ließ. Er hatte vielmehr ein Ziel, und er hatte geglaubt, zu wissen, wie er es erreichte. Genau genommen waren es zwei Ziele: Er wollte zum einen Pthor helfen und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt in dieses Land zurückkehren, um nachzusehen, was aus Atlan, Thalia, Kolphyr und all den anderen geworden war. Und zweitens beherrschte ihn der Wunsch, etwas gegen die grausamen Herrscher in der Schwarzen Galaxis zu unternehmen, wobei er sich zuerst dem Neffen Duuhl Larx zu nähern gedachte.
Aber jetzt ahnte er, dass es Schwierigkeiten geben würde. Wie sollte er sich das Vertrauen des Neffen erschleichen, ohne gleichzeitig zu tief in die abscheulichen Machenschaften dieses Herrschers verstrickt zu werden?
Neben ihm saß Frant-Erf, der ihm als abschreckendes Beispiel erschien. Der Truge hatte die Hinrichtungen befohlen. Er schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Ihm kam offenbar gar nicht in den Sinn, in seiner Tat etwas Unrechtes zu sehen. Hätte er sich wenigstens damit begnügt, die angeblichen Verräter schnell und halbwegs schmerzlos töten zu lassen!
Es gab einen heftigen Ruck. Razamon wurde gegen die Bordwand des Gleiters geschleudert und stieß sich den Kopf an einem energetischen Schutzdach, das sich plötzlich über der Flugschale wölbte. Der Vorfall, so schmerzlich er im ersten Augenblick auch sein mochte, hatte zumindest einen Vorteil: Razamon vergaß die quälenden Gedanken und schenkte seiner Umgebung etwas mehr Aufmerksamkeit.
Der Gleiter rüttelte und schwankte, und Frant-Erf hantierte hektisch an den Steuerhebeln. Der Truge hatte seinen köcherförmigen Kopf fast eingezogen, die Fühler dagegen ragten weit über die Ränder der Öffnung hinaus.
»Was ist los?«, erkundigte sich Razamon, denn er sah nichts, was für das absonderliche Verhalten des Gleiters verantwortlich sein mochte.
»Es ist die Hitze!«, erklärte Frant-Erf mit Hilfe der Lautfühler, die am Grunde seines »Köchers« saßen. »Sie steigt heute ungewöhnlich schnell.«
Der Pthorer wunderte sich, denn den Trugen konnte es sonst gar nicht warm genug werden. Frant-Erf trug auch jetzt dicke Schutzkleidung, und das, obwohl im Gleiter eine Temperatur von mindestens fünfunddreißig Grad herrschte. Aber dann geriet das Fahrzeug in ein Luftloch und sackte fast bis zum Boden durch. Razamon begriff endlich, worum es ging.
»Bleibe am Boden!«, rief er dem Trugen zu. »Da sind wir am sichersten!«
Der Gleiter schoss jedoch schon wieder in die Höhe, geriet in einen Luftwirbel und drehte sich wie ein riesiger Kreisel.
»So kommen wir nie nach Harrytho!«, rief Frant-Erf zurück. »Wir sind einfach zu spät dran. Wir sollten es heute Abend noch einmal versuchen.«
»Unsinn!«, knurrte Razamon. »Lass mich mal ran!«
Er war noch nicht oft mit trugischen Gleitern geflogen, aber soweit er sehen konnte, waren diese Fahrzeuge sehr leicht zu steuern. Er schob den schweren Trugen zur Seite und griff nach den Hebeln. Der Gleiter kippte zur Seite ab, schoss wie ein Pfeil aus dem Wirbel heraus und raste der spiegelblanken Fläche entgegen.
Frant-Erf sagte gar nichts. Er saß nur wie erstarrt da und rührte keinen Finger. Offenbar hatte er bereits mit seinem Leben abgeschlossen.
Razamon riss an den Hebeln und schaffte es im letzten Augenblick, den Gleiter abzufangen und zwischen zwei glitzernden Hügeln zu landen.
»So«, murmelte er. »Und jetzt die minimale Flughöhe. Siehst du, Frant-Erf, so müssten wir es eigentlich schaffen.«
»Wir werden Stunden brauchen, um wenigstens die Küste zu erreichen«, jammerte der Truge.
»Was macht das schon«, knurrte Razamon. »Hauptsache, wir kommen lebend an.«
»Der Neffe wird uns bestrafen, wenn wir uns verspäten.«
»Unsinn. Er hat ja selbst schuld an dem ganzen Theater. Er hätte von Anfang an darauf achten müssen, dass wenigstens ein paar Straßen von dieser glänzenden Kruste freigehalten werden.«
Frant-Erf schwieg erschrocken. Wie konnte der Fremde es wagen, den Neffen zu kritisieren? Das war ein Verbrechen, und der Truge hätte – wäre Razamon nicht ein Fall für sich gewesen – nicht gezögert, den Pthorer auf der Stelle mit Hilfe der Schockschleuder zu bestrafen.
Aber Duuhl Larx selbst hatte befohlen, dass man den Pthorer freundlich und zuvorkommend behandeln solle – und schließlich war man an diesem Punkt der Wüste auch weit von dem Neffen entfernt.
»Versuchen wir es«, meinte Frant-Erf resignierend. Er rechnete sich insgeheim bereits aus, dass die Strafe für die Verspätung um so weniger empfindlich ausfallen würde, je eher man trotz allem im Palast eintraf.
Er übernahm die Steuerung.
»Haben wir Wasser an Bord?«, fragte Razamon. Die Hitze machte dem Pthorer zu schaffen.
»Ja«, antwortete Frant-Erf knapp.
»Her damit!«, befahl der Pthorer, und Frant-Erf angelte widerstrebend einen Kanister unter seinem Sitz hervor.
»Was ist mit der Klimaanlage?«, forschte Razamon weiter. »Sicher lässt sich die Temperatur in der Kabine senken, oder?«
»Ich werde erfrieren!«, protestierte der Truge entsetzt.
»So schnell sicher nicht. Soll ich etwa einen Hitzschlag bekommen? Duuhl Larx würde dir dafür das Fell über die Ohren ziehen – das heißt, über den Köcher.«
Gut und schön – der Neffe hatte Frant-Erf Hoffnung auf eine Belohnung gemacht, aber dieser Preis war fast zu hoch für den Trugen. Nur die Angst vor einer empfindlichen Strafe konnte ihn dazu bewegen, das Gebläse einzuschalten und zu erlauben, dass frische, kühle Luft in die Kabine rauschte. Razamon genoss diese Wohltat in vollen Zügen. Frant-Erf dagegen fühlte sich als Märtyrer.
Unterdessen kroch der Gleiter summend über das hügelige Gelände. Razamon versuchte sich vorzustellen, wie es hier ausgesehen hatte, als es noch Wälder und Wiesen gab. Es musste einmal eine ganz annehmbare Gegend gewesen sein. Jetzt war das Land erstarrt, erstickt und begraben unter dem künstlichen Panzer, der sich wie eine seltsame Art von Glas über alles hinwegzog. Unter der schimmernden Schicht erkannte man hier und da schmale Bäche, die einfach zugedeckt worden waren. Breitere Wasserläufe lagen frei, aber auf den ersten Blick ließ sich erkennen, dass in diesen Flüssen nichts mehr lebte.
Frant-Erf fieberte vor Ungeduld. Es ging ihm zu langsam vorwärts. Aber er wagte es nicht, den Gleiter in größere Höhen zu steuern. Schweigend und verbissen arbeitete er an den Hebeln.
Es mochte kurz nach Mittag sein, da tauchten vor ihnen steile Felsen auf. Eine Gruppe von dunklen Punkten bewegte sich am Fluss der Klippen.
»Was ist denn das?«, sagte Frant-Erf überrascht. »Hier wird doch seit langem nicht mehr gearbeitet, und niemand hat etwas auf der versiegelten Fläche zu suchen.«
»Vielleicht machen ein paar Artgenossen von dir einen Ausflug«, vermutete Razamon.
»Ausflug?«, fragte Frant-Erf verständnislos.
Razamon seufzte. Natürlich hatte ein Truge keinen Sinn für irgendeine Art von Freizeitbeschäftigung. Diese Wesen dienten in jeder einzelnen Stunde ihres Lebens allein dem Neffen.
»Es war nicht so gemeint«, murmelte er.
»Ich muss wissen, was da vorgeht«, entschied Frant-Erf.
»Wir werden Zeit verlieren. Denke an den Neffen!«
»Das hier geht vor. Es ist meine Pflicht, ungewöhnliche Vorkommnisse zu untersuchen.«
»Wer immer da vorne auch herumkriechen mag«, sagte Razamon nachdenklich, »er hat bestimmt nichts Böses im Sinn. Oder sollte etwa auch nur ein einziger Truge imstande sein, gegen die Gesetze dieses Planeten zu verstoßen?«
Frant-Erf antwortete nicht. Er hatte offenbar sogar die »Kälte« innerhalb der Kabine vergessen und konzentrierte sich völlig auf die Punkte vor den Klippen.
Razamon fühlte sich plötzlich unbehaglich. Er musste schon wieder an jene Wesen denken, die man in Vemed als Verräter hingerichtet hatte. Er hoffte, dass sich alles auf ganz normale Weise aufklären würde. Eines war sicher: Er würde es nicht zulassen, dass Frant-Erf in seiner Anwesenheit solche Grausamkeiten beging.
Aber leider stellte sich schnell heraus, dass der Truge zu Recht Verrat witterte. Bei den Felsen hatte man inzwischen den näherkommenden Gleiter bemerkt. Die Wesen dort drüben rannten aufeinander zu, bildeten für kurze Zeit eine nervös wirkende Gruppe und schwärmten dann aus. Ihr Absicht war unverkennbar: Sie nahmen den Gleiter in die Zange.
»Du solltest ihnen ausweichen«, bemerkte Razamon. »Sie sind in der Übermacht.«
»Niemals!«, gab der Truge zurück. »Außerdem sind sie zu Fuß. Wir werden sie erwischen.«
»Und wenn sie gar nichts angestellt haben? Mir sieht das sehr nach einem Missverständnis aus.«
»Es sind Sanitäter.«
Razamon atmete erleichtert auf.
»Dann ist ja alles gut. Hat es ein Unglück gegeben?«
Frant-Erf richtete ein paar Sichtfühler auf seinen Begleiter.
»Du verstehst das alles nicht«, erklärte er abweisend. »Halte dich also besser aus der ganzen Sache heraus.«
Die Sanitäter waren jetzt schon ziemlich deutlich zu erkennen. Sie trugen Waffen, wie alle Angehörigen ihres Volkes, und sie richteten schwere Strahler auf den Gleiter. Frant-Erf tat etwas, das Razamon nicht verstand: Er zog den Gleiter hoch.
»Bist du verrückt geworden?«, rief der Pthorer empört. Er verstand nicht, was in die Trugen gefahren war. Erstens wollte ihm nicht in den Kopf, warum Sanitäter bewaffneten Widerstand leisten sollten, zweitens bot sich Frant-Erf diesen Leuten als Zielscheibe an.
»Ich werde sie vernichten!«, verkündete Frant-Erf drohend.
Fast gleichzeitig gab es einen Ruck. Razamon sah, wie es im runden Bug des Gleiters aufglühte. Ein Stück der Verkleidung riss ab und verschwand wirbelnd in der Tiefe.