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Nr. 434

 

Impulse des Verderbens

 

Ein Abenteuer des kosmischen Kundschafters

 

von H. G. Ewers

 

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Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen.

Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.

Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.

Doch auch nach Thalias Tod geht für den Arkoniden die kosmische Odyssee weiter, wobei Atlans Situation immer verzweifelter wird, da er zum einen mit dem System eines Organschiffs verbunden ist und zum anderen seinen Extrasinn verloren hat.

Doch Atlan hat unerwartete Helfer. Da ist Leenia, das Wesen aus den Höheren Welten, das sich um den verschollenen Extrasinn kümmert, und da ist Algonkin-Yatta, der kosmische Kundschafter. Er verfolgt Atlans Spur durch Zeit und Raum und ortet schließlich die IMPULSE DES VERDERBENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Algonkin-Yatta – Der kosmische Kundschafter beginnt zu resignieren.

Anlytha – Algonkin-Yattas exotische Gefährtin.

Der Molg – Träger von Atlans Extrasinn.

Tindrän – Ein Scuddamore unter dem Einfluss des Molgs.

Kormy – Ein Kärnsizer.

1.

 

Das Kundschafterschiff war soeben nach langem Interdimensionalflug in den Normalraum zurückgefallen, da empfing Algonkin-Yatta ein Geruchssignal, das ihn auf eine ungewöhnliche Ortung hinwies.

Da das Ortungsergebnis außerdem auf den betreffenden Instrumenten abzulesen war, erhielt auch Anlytha, die langjährige Begleiterin des Kundschafters, die gleiche Information.

Der kleine weiße Federkamm auf ihrem Kopf richtete sich auf – und nach einem erregten Zwitschern rief sie:

»Asteroid voraus, Yatta! He, warum reagierst du nicht?«

Der Kundschafter wandte den Kopf und blickte seine Gefährtin müde an.

»Was soll's, Lytha«, erwiderte er. »Die Psiotronik hat bereits einen Ausweichkurs eingeleitet. Es kommt also zu keiner Kollision mit dem Felsbrocken.«

Erneut gab Anlytha ein helles Zwitschern von sich.

»Aber der Felsbrocken emittiert nach Aussage der Ortung eine starke psionische Strahlung. Wir sollten ihn untersuchen!«

Algonkin-Yatta verzog das blauschwarze Gesicht zu einer verdrießlichen Miene.

»Warum, Lytha? Was interessiert es uns, ob ein Asteroid in einer Galaxis, die fast unendlich weit von unserer Heimatgalaxis entfernt ist, psionische Strahlung emittiert? Kein anderes Kundschafterschiff wird jemals von MYOTEX in die Schwarze Galaxis geschickt werden – und auch wir werden nie hierher zurückkehren.«

Diesmal kreischte Anlytha vor Empörung.

»Wie kannst du nur so reden, Algonkin-Yatta! Die Schwarze Galaxis ist das Bedeutungsvollste in deinem gesamten Leben, denn hier werden wir Atlan finden, den sagenumwobenen Kristallprinzen von Arkon, hinter dem du durch alle möglichen Zeiten und Räume hergejagt bist!«

Der Kundschafter schüttelte müde lächelnd den Kopf.

»Ich bin nicht verbohrt genug, um nicht zu erkennen, dass ich mich zum Narren mache, wenn ich eine Suche bis in alle Ewigkeit fortsetze. Bisher glaubte ich fest daran, dass ich von den Schicksalsmächten dazu ausersehen sei, im Zusammenhang mit Atlan eine entscheidende Rolle zu spielen und dass zwischen mir und Atlan eine unerklärliche Affinität bestünde. Dieser Glaube ist erschüttert worden, seit ich erkannte, dass alle meine Bemühungen genauso nutzlos bleiben werden, als wollte ich das Perpetuum mobile erfinden.«

»Aber Yatta!«, rief Anlytha erschrocken. Sie erkannte plötzlich, dass Algonkin-Yattas ungewöhnliches Verhalten durch tiefe Depressionen verursacht wurde. »Du willst deinen Lebenstraum aufgeben! Damit würdest du dich selbst aufgeben, Yatta!«

Der Kundschafter schloss die Augen.

»Ich will zurück nach Ruoryc und zu MYOTEX, Anlytha. Nur dort kann ich Ruhe und Geborgenheit finden und brauche nicht mit anzusehen, wie sich intelligente Wesen gegenseitig zerfleischen, anstatt sich zu helfen.«

Verzweifelt dachte Anlytha darüber nach, wie sie ihren Gefährten aus seinem seelischen Tief reißen konnte. Sie erinnerte sich daran, wie er sie einst aus einem treibenden Raumschiffswrack gerettet hatte, nach einem Unglück, an das sie sich so wenig erinnern konnte wie an ihre Herkunft und ihr Leben, bevor Algonkin-Yatta sie rettete.

Anlytha beschloss, an die Hilfsbereitschaft des Kosmischen Kundschafters zu appellieren. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte leise.

Sekunden später öffnete Algonkin-Yatta die Augen und sah seine Gefährtin verwundert an.

»Was hast du für Kummer, Lytha?«, fragte er mitleidig. »Kann ich dir irgendwie helfen?«

Anlytha schluchzte noch ein paar Mal, dann sagte sie leise:

»Du kannst mir nicht helfen, denn du wirst nach Ruoryc zurückkehren – und ich werde niemals erfahren, woher ich kam und was ich eigentlich bin. Du gibst mir ja nicht einmal Gelegenheit, diesen seltsamen Asteroiden zu untersuchen, obwohl seine psionische Strahlung mich vielleicht von meiner Amnesie heilen könnte, wenn ich nahe genug heranginge. Warum schaltest du nicht endlich wieder auf Interdimensionsantrieb und kehrst nach Ruoryc zurück! Was aus mir wird, ist dir doch egal.«

Algonkin-Yattas Gesicht verriet tiefe Bestürzung, dann straffte sich seine Gestalt.

»Psiotronik!«, befahl er dem halborganischen, psionisch begabten Bordgehirn des Kundschafterschiffs. »Verzögern und Beidrehen! Wir sehen uns den psionisch strahlenden Felsbrocken aus der Nähe an!«

»Endlich reagierst du wieder normal«, bemerkte die Psiotronik.

Der Kundschafter stand von seinem Sitz auf, ging zu Anlytha hinüber und legte den Arm um ihre schmalen Schultern.

Er ging dabei sehr behutsam vor, denn seine nur 1,33 Meter große Gefährtin mit der porzellanartig glatten fliederfarbenen Haut war gegenüber seiner körperlichen Konstitution, die sich trotz seiner Körpergröße von nur 1,59 Metern mit der eines terranischen Elefantenbullen vergleichen ließ, direkt zerbrechlich.

»Es tut mir leid, Lytha«, sagte er. »Entschuldige bitte mein rücksichtsloses Verhalten! Ich hätte daran denken müssen, dass die psionische Ausstrahlung des Asteroiden dir vielleicht helfen könnte, deine Amnesie zu überwinden.«

Vorsichtshalber schluchzte Anlytha noch einmal, dann nahm sie die Hände vom Gesicht und barg ihren Kopf in Algonkin-Yattas Armbeuge, damit er ihre tränenlosen Augen nicht sah.

»Ich verzeihe dir, Yatta«, erwiderte sie.

 

*

 

Die Psiotronik steuerte das Kundschafterschiff an den Asteroiden heran und übermittelte dabei dem Kundschafter die Messdaten.

»Er ist annähernd würfelförmig, allerdings ohne glatte Kanten oder Flächen, sondern eher zerfressen«, teilte sie ihm über die Kommunikationsanlage mit. »Sein größter Durchmesser beträgt achthundertneunzig Meter, drei Zentimeter und fünf Millimeter. Er besteht, soweit das sich feststellen lässt, aus festem Felsgestein, das von zahlreichen Adern aus purem Gold durchzogen ist.«

»Gold!«, rief Anlytha aus. Ihre Augen funkelten gierig. »Yattalein, das müssen wir uns holen!«

»Das Fassungsvermögen des Kundschafterschiffs dürfte nicht ausreichen, um alles Gold dieses Asteroiden an Bord zu nehmen«, warf die Psiotronik ein. »Außerdem scheint dieses Gold ausnahmslos magisch aufgeladene Atomkerne zu besitzen, und es lässt sich nicht vorausberechnen, was einige Tonnen dieses Elements mit den empfindlichen Teilen unserer Zeitversetzungsanlagen anstellen würden.«

Anlytha verdrehte seufzend die Augen.

»Gold mit magisch aufgeladenen Atomkernen!«, stieß sie hervor. »Yatta, diesen Schatz wolltest du dir entgehen lassen! Kannst du dich daran erinnern, dass wir auf der Erde der alten Römer dreihundert Kilogramm chemisch hundertprozentigen reinen Goldes benötigten, um im Psi-Filterverfahren dreißig Gramm Goldatome mit magisch aufgeladenen Kernen auszusortieren, damit wir die zerschmolzenen Überzüge auf den Beschleunigerspulen und Kontaktstäben der Zeitkapsel erneuern konnten?«

Algonkin-Yatta kehrte an seinen Platz vor den Kontrollen zurück, setzte sich und schloss die Augen.

»Und wie gut ich mich daran erinnere!«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Wenn Dorstellarain nicht gewesen wäre, hätten wir das benötigte Gold nie zusammenbekommen.«

»Der Pthorer war schon ein Phänomen«, meinte Anlytha sinnend. »Mutig und verschlagen zugleich und außerdem außerordentlich tüchtig. Wenn ich bedenke, dass er es war, der den römischen Kaiser Marcus Aurelius erst befähigte, seine großen Taten zu vollbringen, und dass er ihm seine philosophischen Sprüche eingeflüstert hatte, die später als Selbstbetrachtungen Marc Aurels veröffentlicht wurden ...!«

»Ich gebe zu bedenken, dass die Erinnerungen euch nicht bei der Bewältigung der gegenwärtig anstehenden Probleme helfen können«, warf die Psiotronik ein. »Die psionische Ausstrahlung des Asteroiden könnte zu einer Gefahr für die Elemente der Zeitversetzungsanlagen von Schiff und Zeitkapsel werden, wenn wir uns zu lange in seiner unmittelbaren Nähe aufhalten.«

Das brachte Algonkin-Yatta in die Wirklichkeit zurück.

»Halte das Schiff auf Distanz!«, befahl er der Psiotronik. »Ich werde allein hinüberfliegen und den Asteroiden untersuchen.«

Er beobachtete auf dem Hauptbildschirm, wie die Masse aus golddurchsetztem Felsgestein wieder etwas zurückwich.

»Du allein!«, zeterte Anlytha, und ihr Federkamm sträubte sich. »Das hast du dir so gedacht, alter Gauner!«

»Deine Ausdrucksweise hat unter dem Aufenthalt auf der Erde stark gelitten, Lytha!«, wies der Kundschafter sie zurecht. »Wenn du möchtest, kannst du mich begleiten. Aber beschwere dich hinterher nicht bei mir, falls dir die psionische Ausstrahlung schaden sollte!«

»Pah!«, machte Anlytha abfällig und stieg in ihren schweren Raumschutzanzug. »Pass du lieber auf, damit dir das magische Gold nicht das Gehirn angreift!«

Algonkin-Yatta verzichtete darauf, sich in einen Streit mit Anlytha einzulassen. Er stieg statt dessen ebenfalls in einen Raumschutzanzug und überprüfte die Funktionen.

Anschließend wartete er, bis Anlytha ebenfalls fertig war, dann begab er sich mit ihr in den Hangar, in dem seine Pfadfinderkapsel stand.

Die Pfadfinderkapsel, ein offener ovaler Antigravgleiter von fünf Metern Länge, war mit allem ausgerüstet, was ein Kundschafter von Ruoryc für Expeditionen auf fremden Welten benötigte. Sie verfügte außerdem über einen Schirmfeldprojektor, der eine Energieblase um sie herum aufbauen konnte, deren Struktur den jeweiligen Umweltverhältnissen angepasst wurde.

Nachdem Algonkin-Yatta und seine Gefährtin eingestiegen waren und die Energieblase sich um die Kapsel geschlossen hatte, aktivierte Algonkin-Yatta das Auschleusungsprogramm.

Wenig später glitt die Pfadfinderkapsel aus dem Schleusenhangar in den Weltraum und schwebte auf den Asteroiden zu.

Der Kundschafter beobachtete die Anzeigen der Ortung – und nachdem die Kapsel den Asteroiden zur Hälfte umrundet hatte, entdeckte er das, worauf er im Stillen gehofft hatte.

»Eine Öffnung«, teilte er Anlytha mit. »Leider nicht groß genug, um die Pfadfinderkapsel durchzulassen. Wir werden also zu Fuß einsteigen müssen.«

»Zu Fuß!«, jammerte Anlytha. »Soll ich mir etwa Blasen an den Füßen laufen, du Ungeheuer?«

»Ist dir dieser Preis etwa neuerdings zu hoch für die Entdeckung sagenhafter Schätze, die der Asteroid bergen könnte?«, erkundigte sich Algonkin-Yatta. »Außerdem erhoffst du dir von ihm doch Heilung von deiner Amnesie.«

»Ich weiß nicht einmal, ob ich von meiner Amnesie geheilt werden möchte!«, entgegnete Anlytha heftig. »Wer weiß, wie die Erinnerungen aussehen, die mir mein Unterbewusstsein vorenthält! Ich könnte einen Schock erleiden.«

»Aber ich habe doch nur angehalten, weil du behauptet hast, der Asteroid beziehungsweise seine psionische Ausstrahlung könnte dir eventuell helfen!«

Anlytha erschrak, weil sie sich bei ihrer Lüge ertappt fühlte, aber sie war schlagfertig genug, um das abzubiegen.

»Ich leide eben unter dem Widerstreit verschiedener Gefühle, Yatta«, klagte sie. »Kannst du dich denn nicht in meine verzweifelte Lage versetzen?«

»Entschuldige, bitte. Übrigens können wir innerhalb des Asteroiden ja die Flugaggregate unserer Raumanzüge benutzen – und dabei holst du dir gewiss keine Blasen an den Füßen.«

Anlytha zwitscherte erfreut.

»Du bist manchmal direkt intelligent, Yatta!«

Algonkin-Yatta steuerte die Pfadfinderkapsel zu der etwa zwei Meter durchmessenden, kreisrunden Öffnung im Fels, schaltete einen drehbaren Scheinwerfer an und ließ den Lichtfleck in den hinter der Öffnung befindlichen röhrenförmigen Stollen wandern.

»Es sieht so aus, als wäre der Stollen mit Hilfe einer mechanisch wirkenden Fräse angelegt worden, also mit einem relativ primitiven Hilfsmittel«, meinte er nachdenklich. »Das widerspricht dem logischen Schluss, dass die Intelligenzen, die ihn anlegten, den Asteroiden nur mit Hilfe eines überlichtschnellen Raumschiffs erreichen konnten – und eine entsprechende Technologie dürfte eigentlich derart primitive Fräsen gar nicht mehr kennen.«

»Der Kosmos ist voller Rätsel und Widersprüche – und voller ungehobener Schätze«, erklärte Anlytha. »Schalte endlich den dämlichen Schutzschirm aus, damit wir deine Pfadka verlassen können!«

Der Kundschafter rümpfte die Nase über die Abkürzung, die seine Gefährtin für die Pfadfinderkapsel gewählt hatte, aber er sagte nichts.

Statt dessen schaltete er einen Feldanker, der die Kapsel neben der Öffnung im Fels verankern würde, dann desaktivierte er den Feldschirm, nahm einige Ausrüstungsgegenstände an sich und folgte Anlytha, die bereits im Stollen untergetaucht war.

»Wenn Schätze winken, kennt sie keine Vorsicht«, sagte er zu sich selbst.

 

*

 

Das stimmte diesmal nur teilweise, denn stärker als Anlythas Hunger nach neuen Schätzen war ein anderes Motiv: das Motiv, Algonkin-Yatta zu helfen.

Während ihres Beisammenseins hatte sie den Mathoner so gut kennen gelernt, als wäre sie von klein an mit ihm aufgewachsen. Sie wusste, dass er im Gegensatz zu seiner körperlichen Robustheit psychisch sehr sensibel war. Wenn er tatsächlich seinen Traum aufgab, Atlan zu finden, dann musste das eine seelische Wunde verursachen, die nie wieder heilen würde.

Deshalb grübelte sie darüber nach, wie sie ihm dauerhaft über seine schwere Krise hinweghelfen könnte. Fürs erste war es ihr zwar gelungen, ihn aus seiner Lethargie zu reißen, indem sie an seine Hilfsbereitschaft und an sein Mitgefühl appelliert hatte, aber das würde nicht anhalten.

Auch dann nicht, wenn sich ihre Hoffnung erfüllte, der Asteroid möchte zahllose Gefahren bergen, bei deren Überwindung Algonkin-Yatta alle seine körperlichen und geistigen Kräfte mobilisieren musste. Sobald das Geheimnis des Asteroiden entschleiert war, würde der Kundschafter erneut in dumpfe Resignation verfallen.

Das schlimmste war, dass er sich, ohne es selbst zu bemerken, als Versager einstufte und sich deshalb unbewusst davor fürchtete, Atlan doch noch zu begegnen. Er glaubte, dem bewunderten Arkoniden nicht in die Augen sehen zu können, wenn er ihn nicht durch eine systematische Suche, sondern vielleicht durch einen puren Zufall fand – oder, was noch schlimmer wäre, wenn nicht er Atlan, sondern Atlan ihn fände.

Sie stoppte kurz, als sie eine Stelle im Stollen erreichte, an der drei weitere Stollen abzweigten, dann flog sie aufs Geratewohl in die zweite Abzweigung hinein und beschleunigte abermals.

Ungefähr zwei Minuten flog sie so, dann weitete sich der Stollen von ihr zu einer Halle – und mitten in der etwa zwanzig Meter hohen Halle schwebte unbeweglich ein Gespinst aus dünnen goldenen Fäden, kugelförmig und zirka drei Meter durchmessend.

Abermals stoppte Anlytha.

Der Anblick des goldenen Gespinst verwirrte ihre Sinne. Langsam ließ sie sich zu Boden sinken, dann ging sie dichter an die Stelle heran, über der das Gespinst in etwa fünf Metern Höhe schwebte.

Einen Schritt davor blieb sie stehen. Ihr Federkamm sträubte sich, als sie sich dessen bewusst wurde, dass sie beinahe auf die kreisförmige Fläche unter dem goldenen Gespinst getreten wäre, obwohl das Licht ihres Helmscheinwerfers die Finsternis darüber nicht durchdrang.

Erschrocken wich sie zwei Schritte zurück, dann sah sie sich in der Halle um.

Sie entdeckte zuerst eine Maschine, aus deren Aussehen sie sogleich darauf schloss, dass es sich bei ihr um die von Algonkin-Yatta erwähnte primitive Tunnelfräse handelte. Das Gerät war allerdings auf einer Antigravplattform montiert.

Das nächste, was ihr Helmscheinwerfer erhellte, war ein elektronisch gesteuerter atomarer Schmelzofen, an den ein Gerät mit zahllosen feinen Düsen angeschlossen war. Zweifellos war die Kombination der beiden Geräte zum Schmelzen von Gold und zur Herstellung des Goldfadengespinsts benutzt worden.