Nr. 435
Begegnung in der Schwarzen Galaxis
Am Ende der Jagd durch Zeit und Raum
von H. G. Ewers
Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen.
Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.
Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.
Doch auch nach Thalias Tod geht für den Arkoniden die kosmische Odyssee weiter, wobei Atlans Situation immer verzweifelter wird, da er zum einen mit dem System eines Organschiffs verbunden ist und zum anderen seinen Extrasinn verloren hat.
Doch Atlan hat unerwartete Helfer. Da ist Leenia, das Wesen aus den Höheren Welten, das sich um den verschollenen Extrasinn kümmert, und da ist Algonkin-Yatta, der kosmische Kundschafter. Für ihn kommt es endlich zum langersehnten Treffen mit Atlan – zur BEGEGNUNG IN DER SCHWARZEN GALAXIS ...
Atlan – Der Arkonide ringt mit dem Tod.
Algonkin-Yatta – Der kosmische Kundschafter am Ende seiner selbstgewählten Mission.
Anlytha – Algonkin-Yattas Begleiterin.
Kirngrän – Kommandant von Därtzin-O.
Woddock – Ein Testpatient.
Anlytha schwebte durch die kugelförmige Wohnzelle des Kundschafterschiffs, in der die Schwerkraft auf null reduziert war. Ihre Augen suchten die zahlreichen Nischen ab, in denen sich die auf vielen Welten »gesammelten« Schätze befanden.
Im Gegensatz zu sonst weidete sich Anlytha diesmal nicht am Anblick der Kostbarkeiten. Dazu war sie viel zu verzweifelt, denn Algonkin-Yatta war bei seiner Suche nach Atlan einer teuflischen Falle zum Opfer gefallen. Ein rätselhaftes Gebilde, das Atlans »Seelenschlag« aussandte, hatte den Willen des Kundschafters gelähmt und ihm seinen Willen aufgezwungen.
Das Ergebnis davon war, dass Algonkin-Yatta nicht mehr als kosmischer Kundschafter von Ruoryc dachte und handelte und sogar seine Suche nach Atlan vergessen hatte. Es schien, als wollte er für den Rest seines Lebens nichts anderes mehr tun, als zwischen den Sternen der Schwarzen Galaxis zu kreuzen.
Nicht einmal die Psiotronik, jenes halborganische und psionisch begabte Bordgehirn des Kundschafterschiffs, hatte ihn von diesem wahnwitzigen Vorhaben abbringen können. Algonkin-Yatta hatte sie mit Hilfe eines Kodeworts zum reinen Befehlsempfänger degradiert. Auch das konnte nur das teuflische Werk jenes organischen Gebildes sein, dem der Kundschafter auf Depot-Largan in die Falle gegangen war.
Nachdem Anlythas Versuche, den Gefährten durch Zureden von seiner irrationalen Handlungsweise abzubringen, ihr nur die Drohung eingebracht hatte, sie durch ein Medosystem ruhigstellen zu lassen, hatte sie sich in die Wohnzelle begeben. Hier suchte sie nach einem Gegenstand, der ihr helfen könnte, den Kundschafter vom Einfluss des Monstrums zu befreien.
Ihr Blick wanderte über eine Psychoharfe von Dämeron, einen niemals funktionierenden peikomäischen Traummaterialisiator, die Howalgoniumkrone einer Roboterprinzessin, eine elektronische Musikbox made on Terra und über andere Gegenstände, die entweder der Kundschafter oder Anlytha als so kostbar angesehen hatten, dass sie sie erwarben, wobei Anlytha meist mit jener universellen Währung bezahlt hatte, die da hieß »Angst, beim Diebstahl erwischt zu werden«.
Schließlich fiel Anlythas Wahl auf die Psychoharfe. Sie schwebte zu der Nische, in der die Harfe durch ein lokales Schwerefeld verankert war, schaltete das Schwerefeld ab und nahm das Instrument an sich.
Es war nur dreißig Zentimeter lang, V-förmig und an der breitesten Stelle zwanzig Zentimeter breit. Die Saiten bestanden angeblich aus dem Haar von elf Dämmersee-Sirenen und wurden nicht mit den Fingern bedient, sondern mit einer elektronischen Schaltung in der dicksten Seite des Rahmens.
Anlytha stieß sich mit den Füßen ab, schwebte zum offenstehenden Schott der Wohnzelle und landete dahinter mit den Füßen im Korridor. Dort blieb sie unschlüssig stehen, bis sie sich endlich einen Ruck gab und zur Zentrale im Mittelteil des ovalen Kundschafterschiffs ging. Unterwegs schloss sie den Druckhelm ihres Raumanzugs.
Als sie eintrat, saß Algonkin-Yatta noch so vor den Hauptkontrollen, wie sie ihn vor einer halben Stunde verlassen hatte. Neben seinen Füßen stand die Tasche, die einem Scuddamoren namens Tindrän gehört hatte – und aus der Tasche ragte der »Oberkörper« des gelbgrünen Monstrums, dessen Konturen immer stärkere Ähnlichkeit mit den Körperformen eines terranischen Kleinkinds annahmen.
Anlytha fragte sich, ob das Monstrum sehen konnte, denn es besaß statt Augen nur zwei Striche im Gesicht.
Zaghaft setzte sie sich auf ihren Sessel, rückte die Harfe zurecht und glitt mit den Fingerspitzen über die Sensorpunkte der elektronischen Spielschaltung.
Eine Reihe von Tönen erklangen und vermischten sich miteinander, denn sie hielten außergewöhnlich lange an. Mit einiger Mühe spielte Anlytha so etwas wie eine schwermütige Melodie.
Algonkin-Yatta wandte den Kopf. Die stahlblauen Augen in seinem blauschwarz schimmernden Gesicht schienen aufzuglühen. Kein Mathoner hatte jemals Musik oder andere Kunst geschaffen. Die entsprechende psychische Veranlagung schien ihnen vollkommen zu fehlen. Dafür litten sie an einem unstillbaren Hunger nach Kunst, und Musik wurde von ihnen geradezu andächtig aufgenommen.
Anlytha spielte lächelnd weiter. Doch plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck Algonkin-Yattas. Er wurde zuerst leer, dann verriet er Zorn.
»Hör sofort damit auf, Anlytha!«, sagte der Kundschafter im Befehlston. »Und versuche auch nicht anderweitig, mich zu beeinflussen!«
Anlytha hörte auf zu spielen. Ihr fliederfarbenes Gesicht verzog sich weinerlich.
Doch dann packte sie der Zorn.
»Was fällt dir eigentlich ein, mich zu bevormunden!«, zeterte sie und ließ ein wütendes Kreischen folgen, das an das Kreischen eines Kakadus erinnerte. »Du bist nicht mein Gebieter, du Kunstbanause!«
Algonkin-Yatta schien in sich hineinzulauschen, dann sagte er:
»Psiotronik, schicke sofort ein mobiles Medosystem in die Zentrale! Es soll Anlytha in die Medozelle bringen und dafür sorgen, dass sie ruhiggestellt wird!«
Anlytha kreischte empört und schleuderte die Psychoharfe nach dem Mathoner. Sie zerschellte an seinem Schädel, ohne ihn im geringsten zu beeindrucken.
Auf dem Kontrollschirm der Psiotronik erschienen Lichtblitze und leuchtende Symbole in schnellem Wechsel, dann sagte die sonore Stimme des Bordgehirns:
»Ich führe die Anweisung aus, da die durch Kode Danakul aktivierte Notprogrammierung keine Verweigerung des Gehorsams zulässt, aber ich bin tiefbetrübt über die negative Veränderung deines Wesens, Kundschafter.«
Algonkin-Yatta erwiderte nichts darauf, sondern nahm lediglich einige Schaltungen vor.
Das Kundschafterschiff verließ seinen Kurs zwischen den Dimensionen und fiel in den Normalraum zurück.
Mit tonloser Stimme sagte der Kundschafter:
»Wir werden das Zentrum der Schwarzen Galaxis anfliegen und es einmal umrunden. Stelle die entsprechenden Berechnungen an und programmiere den Autopiloten mit den errechneten Kursdaten, Psiotronik!«
»Verstanden, Kundschafter«, erwiderte die Psiotronik und setzte nach kurzem Zögern hinzu: »Aber den Sinn habe ich nicht begriffen.«
»Das ist völlig unwesentlich«, erklärte Algonkin-Yatta.
»Der Kundschafter hat den Sinn ja selber nicht begriffen!«, schrie Anlytha.
Sie sprang auf, als das Schott sich öffnete und ein kastenförmiges Medosystem in die Zentrale schwebte. Anlytha sprang auf den Kontrolltisch, aber das Medosystem folgte ihr mit ausgefahrenen Greiftentakeln. Es folgte ihr auch, als sie sich hinter dem Kundschafter versteckte.
Algonkin-Yatta kümmerte sich nicht um die wilde Jagd. Er streckte nur einmal die Hand aus, als seine Gefährtin nach dem Monstrum in der Tasche treten wollte. Die Hand hielt Anlytha mühelos auf Distanz – und Sekunden später hatten die Greiftentakel des Medosystems sie ergriffen und zogen sie in die Therapiemulde, die sich in ihm geöffnet hatte.
Lautlos schloss sich der Muldendeckel über Anlytha, dann verließ das Medosystem die Zentrale ...
*
»Es ist sinnlos, dass du dich sträubst, Anlytha«, sagte die Medozelle mit sanfter Stimme. »Entspanne dich und nimm die notwendige Behandlung mit positiver Einstellung hin, dann wirst du sie auch als wohltuend empfinden!«
Anlytha befand sich nicht mehr in dem mobilen Medosystem, sondern auf einem elastischen Kraftfeldlager mitten in der kugelförmigen Medozelle, deren Wand der Instrumentenwand eines Jetcockpits ähnelte und ein hellgrünes Leuchten ausstrahlte.
»Aber die Behandlung ist nicht notwendig!«, empörte sich Anlytha und versuchte, sich von den Kraftfeldbändern zu befreien, die sich mit sanftem Druck um ihre Gliedmaßen schmiegten. »Es handelt sich um reine Willkür, denn ich bin weder physisch noch psychisch krank!«
Nach etwa zehn Sekunden antwortete die Medozelle:
»Eine Rückfrage beim Kundschafter ergab, dass du wegen psychischen Fehlverhaltens, das die Kundschaftermission gefährdete, eingeliefert wurdest. Somit ist die erforderliche moralische Rechtfertigung einer notfalls auch zwangsweisen Behandlung gegeben.«
»Moralische Rechtfertigung!«, schrie Anlytha, und ihr Federkamm sträubte sich. »Diese angebliche Rechtfertigung entbehrt jeglicher Grundlage. Enthält dein Programm denn überhaupt keine ethischen Grundsätze, die dein Handeln bestimmen, du seelenlose Maschine?«
»Es liegt in der Natur der Sache, dass Patienten mit psychischen Defekten der Einsicht in die Notwendigkeit einer Therapie häufig nicht fähig sind, Anlytha. Das widerspricht nicht den ethischen Leitlinien, die als übergeordnete Faktoren in meinen Programmen enthalten sind.«
Anlytha horchte auf.
Jetzt regte sich in ihr wieder Hoffnung.
Wenn die Medozelle beziehungsweise ihre Positronik mit ethischen Leitlinien programmiert war, die allen anderen Programmierungen übergeordnet waren, dann musste es ihr eigentlich möglich sein, durch entsprechende Argumentation eine Prüfung ihres physischen und psychischen Zustands zu erzwingen, bevor sie ruhiggestellt wurde.
»Wenn du mich ruhigstellst, wie der Kundschafter das so verharmlosend genannt hat, dann begehst du damit das Delikt einer Körperverletzung«, erklärte Anlytha. »Denn du willst diese Behandlung nur aufgrund einer unbewiesenen Behauptung vornehmen, ohne dich durch eine Überprüfung überzeugt zu haben, ob ich einer solchen Behandlung tatsächlich bedarf.«
»Deiner Argumentation liegt etwas zugrunde, das nicht möglich ist, Anlytha«, erwiderte die Medozelle. »Meine Speicher enthalten die Information, dass kein Mathoner fähig ist, bewusst die Unwahrheit zu behaupten.«
»Das war vielleicht einmal!«, kreischte Anlytha. »Aber inzwischen hat Algonkin-Yatta von mir gelernt, dass man manchmal lügen muss, um zu überleben!«
»Dann hast du also das Delikt begangen, den Kundschafter Algonkin-Yatta psychisch zu deformieren, Anlytha.«
»Es hat ihm schon mehrmals das Leben gerettet, Medokasten.«
»Ich werde das nachprüfen«, erklärte die Medozelle. »Falls es sich herausstellt, dass Algonkin-Yatta fähig ist, bewusst die Unwahrheit zu behaupten, darf ich seine Angaben niemals wieder ungeprüft als Tatsachen hinnehmen.«
»Wie willst du das nachprüfen?«, fragte Anlytha, die natürlich befürchtete, der Kundschafter würde direkt befragt und erführe dadurch, dass sie seine Anordnung zu sabotieren im Begriff war.
»Indem ich die Psiotronik befrage, Anlytha.«
Anlytha atmete auf. Sie wehrte sich nicht mehr gegen die Kraftfeldbänder, sondern lag ruhig.
Etwa dreißig Sekunden verstrichen, dann sagte die Medozelle:
»Ich habe die Psiotronik befragt. Ihre Antworten stimmen mit deiner Aussage überein, dass die Fähigkeit, bewusst die Unwahrheit zu behaupten, Kundschafter Algonkin-Yatta mehrmals das Leben rettete. Ich erhielt außerdem eine Information über die Veränderungen im Verhalten des Kundschafters und darüber, dass diese Veränderungen in ursächlichem Zusammenhang mit der Anwesenheit eines undefinierbaren Lebewesens stehen.«
»Es ist ein Monstrum!«, sagte Anlytha heftig. »Ein Ungeheuer, das sich den Kundschafter unterwarf, indem es einen blauen Staub auf ihn blies!«
»Das war der Psiotronik nicht bekannt. Woraus besteht der erwähnte blaue Staub, Anlytha?«
»Woher soll ich das wissen? Mir hat er jedenfalls nichts anhaben können, weil er meinen Raumanzug nicht durchdrang.«
»Ich werde deinen Raumanzug untersuchen, Anlytha. Seine Außenfläche sollte Spuren des erwähnten Staubes enthalten.«
»Das ist die Idee!«, rief Anlytha. »Du wirst den Staub analysieren und ein Gegenmittel herstellen. Eine mobile Einheit von dir kann das Gegenmittel dann dem Kundschafter verabreichen. Dann wird er von dem verderblichen Einfluss des Monstrums befreit.«
»Ich werde den Staub analysieren und ein Gegenmittel herstellen, falls das möglich ist«, erklärte die Medozelle. »Bevor ich es dem Kundschafter verabreiche, muss ich ihn jedoch über seine Wirkungsweise informieren und seine Genehmigung zur Behandlung einholen.«
»Die wird er niemals erteilen!«, rief Anlytha erregt. »Du musst ihn überrumpeln!«
»Ich darf einen Kundschafter niemals gegen seinen Willen behandeln, sofern er in der Lage ist, entsprechende Entscheidungen selbst zu fällen«, widersprach die Medozelle.
»Aber Algonkin-Yatta hat keine Entscheidungsfreiheit mehr!«
»Darüber liegen keine Beweise vor.«
Anlytha dachte nach, dann sagte sie:
»Was ist eigentlich aus dem Kungärt geworden, Medozelle? Ich kenne nur wenige seiner Fähigkeiten, aber möglicherweise hat er das Monstrum durchschaut und kann dir sagen, dass es den freien Willen Algonkin-Yattas ausgeschaltet hat.«
»Der Kungärt ist durch die Explosion des alten Raumschiffs so schwer geschädigt worden, dass er sich in Auflösung befindet«, erwiderte die Medozelle. »Ich habe zudem keine Möglichkeit, Informationen von ihm zu erhalten.«
Anlytha dachte mit Schaudern an die Sekunden vor der Explosion des uralten Raumschiffs, mit dem sie von Depot-Largan geflohen waren. Erst jetzt wurde sie sich richtig klar, welche Leistung der Kungärt vollbracht hatte, als er sie, Algonkin-Yatta und leider auch das Monstrum einhüllte und vor den Wirkungen der Explosion schützte. Es war fast ein Wunder, dass er dabei nicht zerstört worden war. Dabei wusste sie immer noch nicht, was der Kungärt eigentlich wirklich war.
»Ist er eigentlich ein Lebewesen oder ein Roboter?«, fragte sie.
»Das hat auch MYOTEX niemals feststellen können«, antwortete die Medozelle.
»Lass mich zu ihm!«, bat Anlytha.
»Aber damit würde ich gegen die Anweisung des Kundschafters verstoßen, dich ruhigzustellen«, wandte die Medozelle ein.
»Ich dachte, dir wäre inzwischen klar geworden, dass diese Anweisung sachlich nicht fundiert ist«, entgegnete Anlytha.
»Dieser Schluss wäre verfrüht, da deine Gegenbehauptung ebenfalls nicht sachlich fundiert ist. Aber wenn du damit einverstanden bist, will ich dich einer Reihe von Psychotests unterziehen, bei denen du beweisen kannst, ob du psychisch gesund bist oder nicht.«
»Ich bin einverstanden«, sagte Anlytha.
Das hellgrüne Leuchten der Medozellen-Innenwand erlosch. Dafür leuchteten zahlreiche Kontrollen auf. Instrumente fuhren summend aus ihren Boxen, Sensoren berührten die fliederfarbene Haut Anlythas.
Wenige Minuten später waren die Überprüfungen abgeschlossen.
»Positiv«, erklärte die Medozelle.
»Ich wusste es«, sagte Anlytha frohlockend.
»Mir scheint, du hast mich missverstanden, Anlytha«, meinte die Medozelle. »Wenn ich sagte ›positiv‹, so bedeutet das, dass du psychisch nicht normal bist. Du leidest nämlich unter einer ausgeprägten Kleptomanie. Aber das rechtfertigt keine Ruhigstellung, da deine Kleptomanie weder für den Kundschafter noch für sein Schiff eine Gefahr darstellt. Ich werde dich freigeben. Allerdings bin ich dazu verpflichtet, den Kundschafter von dieser Entscheidung zu unterrichten.«
»Das darfst du nicht!«, erwiderte Anlytha. »Das Monstrum, das ihn beherrscht, würde niemals zulassen, dass ich mich frei im Schiff bewege. Folglich wird es Algonkin-Yatta auf mich hetzen. Vielleicht tötet er mich sogar.«
»Er wird dir sicher irgendwann im Schiff begegnen, aber bestimmt nicht im geschlossenen Druckhelm«, erklärte die Medozelle rätselhaft.
Danach gab sie auf keine von Anlythas Fragen mehr eine Antwort. Aber das Kraftfeld, das Anlytha trug, senkte sich herab, bis sie den Boden mit den Füßen erreichte. Gleichzeitig erloschen die Kraftfeldbänder, so dass sie sich wieder frei bewegen konnte.
Servoarme fuhren aus der Innenwand der Medozelle und reichten Anlytha die leichte Bordkombination sowie ihren Raumschutzanzug – und außerdem eine kleine Sprühdose mit aufgedrucktem Etikett, dem sie entnehmen konnte, dass die Dose ein Aerosol enthielt, das die Person, die es einatmete, gegen die Wirkung des willenslähmenden blauen Staubes immunisierte.