Nr. 473
Spur des Todes
Hetzjagd durch die Schwarze Galaxis
von Marianne Sydow
Während Atlan und Razamon auf Dorkh ums Überleben kämpfen und um die Chance, den todgeweihten Dimensionsfahrstuhl mit einem raumtüchtigen Fahrzeug zu verlassen, ereignen sich in der Schwarzen Galaxis auch andernorts schwerwiegende Dinge.
Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Aufregung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGIEN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann.
Der HERGIEN mit Duuhl Larx folgt die GOL'DHOR. An Bord des magischen Raumschiffs befinden sich Koy und Kolphyr, sowie die Magier Querllo, Opkul, Ajyhna und Taldzane. Als sie von Pthor nach Lamur starteten, verfolgten sie das Ziel, Koratzo und Copasallior aus der Gewalt des Neffen zu befreien.
Dieses Ziel haben sie noch immer, aber inzwischen scheint es, als ob die Aufgabe, die sie sich stellen, schwerer durchzuführen sein wird als erwartet. Jedenfalls streben Verfolgte und Verfolger jetzt dem Zentrum der Schwarzen Galaxis zu, und die Spur, der die GOL'DHOR folgt, ist eine SPUR DES TODES ...
Duuhl Larx – Der wahnsinnige Neffe zieht durch die Schwarze Galaxis.
Copasallior und Koratzo – Zwei Magier in der Gewalt des Duuhl Larx.
Koy, Kolphyr, Querllo, Opkul, Ajyhna und Taldzane – Verfolger des Duuhl Larx.
Quellmer Orn – Ein neues Opfer des Duuhl Larx.
»Wir hätten uns niemals darauf einlassen sollen«, sagte Koy der Trommler leise. Er blickte misstrauisch zu der transparenten Wand hinüber, hinter der die Gestalten der Magier zu erkennen waren, und fuhr fort: »Du siehst doch selbst, wie hilflos sie hier draußen sind. Sie haben nicht einmal dieses Schiff in der Gewalt. Sie gehören in das Land Oth, nicht in den Raum zwischen den Sternen.«
Er sah erwartungsvoll zu Kolphyr auf, aber der Dimensionsforscher hatte den Blick auf die düsteren, seltsam verfärbten Sterne der Schwarzen Galaxis gerichtet.
»Wir fliegen sehr schnell«, murmelte der Bera. »Siehst du diese eigenartigen Farben? Und die Sonnen bewegen sich recht deutlich gegenüber dem Hintergrund. Ich möchte zu gern wissen, nach welchen Gesetzen die Raumfahrt in diesem Universum überhaupt möglich ist.«
»Du hörst mir gar nicht zu!«, beschwerte sich der Trommler.
»Atlan erwähnte diese Erscheinungen irgendwann einmal«, sagte Kolphyr beinahe träumerisch. »Die Farbverschiebungen und die scheinbare Bewegung der Sterne sind seinen Bemerkungen zufolge ein Zeichen für hohe Geschwindigkeit. Aber irgendwie passt das nicht zusammen. Ich erinnere mich deutlich, dass Atlan sagte, wenn man die Lichtgeschwindigkeit überschreite, würde man überhaupt keine Sterne mehr sehen können – nicht bei den allgemein üblichen ...«
Koy sprang auf die Füße, und seine Broins zitterten empört.
»Hat das Licht der Sterne dir den Verstand aus dem Gehirn gebrannt?«, zischte er. »Ich habe dich um eine Unterredung gebeten, weil ich mir Sorgen mache, und du hängst deinen diversen Theorien nach, anstatt mir zuzuhören.«
Kolphyr wandte sich erschrocken dem kleinen Pthorer zu.
»Entschuldige«, bat er zerknirscht. »Das alles ist so fremd und aufregend für mich. Bevor ich nach Pthor verschlagen wurde, wusste ich nicht einmal, dass es irgendwo eine so große Anzahl von Welten geben könnte.« Koy war verblüfft, denn der Bera sprach sonst so gut wie nie über seine Vergangenheit und seine Herkunft. Abgesehen davon waren die Worte des Forschers für einen geborenen Pthorer ausgesprochen rätselhaft. Wer in Pthor lebte, der gewöhnte sich beizeiten daran, die Existenz unzähliger Welten für absolut selbstverständlich zu halten.
»Wie sah es dort aus, woher du gekommen bist?«, fragte Koy spontan.
»Es ist ein sehr schöner Kosmos«, sagte Kolphyr versonnen. »Auch wenn es im Vergleich zu diesem Universum eine einsame Gegend sein mag. Die einzige Welt, die es dort gibt, ist Grulpfer, meine Heimat. Grulpfer ist eingebettet in eine silberne Weite. Ich muss gestehen, dass mir die Dunkelheit zwischen den Sternen dieses Universums immer noch etwas unheimlich vorkommt.«
Das war ein Stichwort, bei dem Koy sich unversehens an den Zweck erinnerte, zu dem er Kolphyr in einen etwas ruhigeren Teil der GOL'DHOR gelotst hatte. Unheimlich – was das betraf, so konnte er mittlerweile auch über einiges klagen.
»Es wäre sicher interessant, mit dir darüber zu reden«, sagte der Trommler, »aber im Augenblick gibt es Wichtigeres, um das wir uns kümmern sollten. Ist dir klar, dass wir immer tiefer in die Schwarze Galaxis hineinfliegen und uns dabei immer weiter von Pthor entfernen?«
»Das eine bedingt das andere, nicht wahr?«, fragte Kolphyr belustigt. »Wenigstens in diesem Universum.«
Koy schluckte seinen momentanen Ärger hinunter. Er war nur ein Jäger, der gelernt hatte, Spuren zu finden, wo andere längst nichts mehr sahen, ein Opfer zu stellen und zu töten – von den Spitzfindigkeiten beraischer Logik verstand er ohnehin nichts.
»Wir haben vier Reviere hinter uns gelassen«, fuhr er fort. »Das Guftuk-Revier nicht mitgerechnet. Vier Neffen, von denen wir nicht einmal die Namen kennen, sind gestorben. Thamum Gha lebt schon seit geraumer Zeit nicht mehr, und wer weiß, was der Dunkle Oheim nach Ghas Tod mit Pthor angestellt hat. In wenigen Stunden erreichen wir die Grenze zum fünften Revier – wie soll das weitergehen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das ist schlimm. Ich dachte, da du ein Forscher bist, hättest du auch dazu eine Theorie.«
Kolphyr musterte das Gesicht des Trommlers aufmerksam, fand aber in dessen Miene nicht die leiseste Spur von Spott. Ganz im Gegenteil: Die zahllosen Falten auf Stirn und Wangen schienen noch tiefer als sonst zu sein, die Augen blickten bekümmert, und die Spitzen von Koys mächtigem Schnauzbart hingen traurig nach unten. Der Trommler war ernstlich besorgt.
»Es tut mir leid«, sagte Kolphyr behutsam. »Vielleicht habe ich über meine Begierde, mehr über dieses Universum zu lernen, tatsächlich vergessen, weswegen wir uns in der GOL'DHOR befinden. Allerdings sehe ich wirklich nichts, was wir unternehmen könnten. Dies ist ein Raumschiff, das von einem Magier geschaffen wurde, und wenn jemand es beeinflussen kann, dann sind das unsere Freunde aus Oth.«
»Sie haben versagt«, knurrte Koy.
»Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Sie gehören nicht hierher«, wiederholte Koy ein Argument, das er in den vergangenen Tagen so oft gesagt und gedacht hatte, dass es ihm nur zu leicht über die Lippen ging.
»Das gilt auch für uns«, meinte Kolphyr leichthin.
»Aber sie sind an ihre Berge gebunden. Sie sind nicht mehr imstande, die GOL'DHOR zu steuern. Wir müssen dafür sorgen, dass dieses Schiff umkehrt.«
»Warum?«, fragte Kolphyr erstaunt.
Koy starrte ihn verwundert an.
»Da redest du nun über die Verfärbung der Sterne und die Bewegung und die Lichtgeschwindigkeit und wer weiß was alles, wovon ich nichts verstehe«, murmelte er schließlich, »aber die einfachsten, klarsten Zusammenhänge übersiehst du. Erinnere doch – sie brauchen ihre Berge. Sie haben es selbst erzählt. Wir sind so unendlich weit von Pthor entfernt – Kolphyr, unsere Magier verlieren all ihre Kräfte.«
Der Bera brach in ein helles Gelächter aus. Dann sah er Koys Gesicht und verstummte beschämt.
»Ich wollte dich nicht beleidigen«, versicherte er. »Es ist nur ... wie soll ich es erklären? Du wirfst mir etwas vor, was auf dich viel eher zutrifft.«
»Und was ist das?«, fragte Koy wütend.
»Keiner von den vieren«, sagte Kolphyr ernst und wies auf die Magier, die sich hinter der transparenten Trennwand bewegten, »hat etwas von seiner Kraft verloren.«
»Aber die GOL'DHOR ist nicht mehr unter Kontrolle!«, protestierte der Trommler.
»Ja«, murmelte Kolphyr nachdenklich. »Ich weiß. Dieses Schiff folgt seinen eigenen Zielen. Es ignoriert die Befehle, die die Magier ihm erteilen, und auf uns hört es erst recht nicht. Aber das liegt nicht an unseren Freunden, sondern an dem Schiff selbst.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ganz einfach, Koy. Die Magier sind keineswegs schwächer geworden. Wenn sie trotzdem keinen Einfluss mehr auf die GOL'DHOR ausüben können, dann liegt das daran, dass dieses Schiff stärker geworden ist – und es immer noch wird. Hast du das noch nicht bemerkt?«
»Nein!«, stieß Koy verwundert hervor. »Wie soll ein Schiff auch stärker werden?«
»Sieh dir die Wände an«, bat Kolphyr. »Als wir Pthor verließen, waren sie stellenweise nicht wirklich transparent, sondern bestenfalls durchscheinend. Jetzt dagegen sind sie klar wie Glas. Und der goldfarbene Schimmer in ihnen wird von Tag zu Tag strahlender. Das Schiff erholt sich zusehends.«
»Aber nur ein Lebewesen kann sich erholen«, widersprach Koy.
»Das ist ein Irrtum«, sagte Kolphyr freundlich. »Auch der Dimensionstaucher, mit dem ich von Grulpfer aus in unser silbernes Kontinuum startete, besaß in geringem Umfang diese Fähigkeit. Der Dimensionstaucher bestand aus konzentrierter und geformter Zustandsenergie. Wenn er in ein Gebiet kam, das sehr arm an dieser Energie war, dann verlor er an Kraft, und er erholte sich, wenn wir nach Grulpfer zurückkehrten. Die Wissenschaft der Magie beruht ebenfalls auf dem Prinzip, die überall vorhandene Zustandsenergie zu nutzen. Darum ist es selbstverständlich, dass auch ihre Werke sich bis zur totalen Erschöpfung verausgaben oder unter günstigen Umständen scheinbar ohne jeden Grund wieder zu Kräften kommen.«
Er sah den ratlosen Ausdruck auf Koys Gesicht und begriff, dass der Trommler ihn nicht hatte verstehen können. Kolphyr spürte Trauer in sich aufsteigen. Er blickte zur Seite, wo sich hinter den durchsichtigen Wänden der GOL'DHOR die unheimliche Dunkelheit ausdehnte, eine Finsternis, deren Anblick nur durch die grellen, bunten Lichtpunkte darin erträglich wurde. Für einen Augenblick glaubte Kolphyr, in weiter Ferne einen silbernen Schimmer zu erblicken, und er dachte an eine Welt, deren Himmel grünlich leuchtete, auf der es weder Tag noch Nacht gab, auf der jedermann die Kunst beherrschte, die Zustandsenergie zu nutzen und zu formen und auf der man noch nie etwas vom Dunklen Oheim gehört hatte; einer Welt auf der niemand eines gewaltsamen Todes starb und auf der man selbst dem einfältigsten Roboter mehr Achtung und Freundlichkeit entgegenbrachte, als hier in der Schwarzen Galaxis einem lebenden Wesen. Aber als er blinzelte, erkannte er, dass der scheinbare Silberfleck nur der schwache Glanz einer Sonne mit sehr großem, schwarzem Kern war, die durch die hohe Geschwindigkeit der GOL'DHOR wie ein verwischter Lichtstreifen aussah.
Ich habe Mitleid mit dir, Kolphyr!, drang eine sanfte Stimme in seine Gedanken. Wenn ich es könnte, würde ich dich in deine Heimat zurückbringen. Aber wir haben eine andere Aufgabe zu erledigen.
Kolphyr zuckte kaum merklich zusammen. Er warf einen kurzen Blick auf Koy, der unverändert ungeduldig dreinsah, und erkannte, dass der Trommler die Stimme nicht vernommen hatte.
Wer bist du?, fragte er in seinen Gedanken vorsichtig.
Die GOL'DHOR.
Ich wusste nicht, dass du dich auf diese Weise verständigen kannst!
Es war mir lange Zeit unmöglich.
»Warum?«, fragte Kolphyr, und unwillkürlich sprach er laut. Koy sah ihn erschrocken an, aber er bemerkte es kaum.
Ich war zu schwach.
»Jetzt bist du wieder stark – und dafür gehorchst du den Befehlen der Magier nicht mehr.«
Ich folge der HERGIEN.
»Du tust es nicht schnell genug!«
Meinst du wirklich?
Kolphyr stutzte. Er warf einen kurzen Blick auf Koy, und die nächste Frage formulierte er vorsichtshalber nur in seinen Gedanken.
Welches Ziel verfolgst du?
Ich werde meinen Auftrag erfüllen und die beiden Magier retten.
Koy trat dicht vor ihn hin und sah ihn prüfend an. Ärgerlich konzentrierte der Bera sich auf den Trommler.
»Mit wem hast du eben gesprochen?«, fragte Koy misstrauisch.
Kolphyr stellte resignierend fest, dass die Stimme der GOL'DHOR schwieg. Er hatte das sehr bestimmte Gefühl, dass er sie so bald nicht Wiederhören würde – nicht auf diese Weise.
»Mit mir selbst«, sagte er, und wieder überfiel ihn die Traurigkeit. »Ich fühle mich einsam.«
Koy rückte spontan ein kleines Stück von ihm ab. Kolphyrs Benommenheit verflog. Er breitete die Arme aus.
»Komm her, mein Kleiner!«, rief er schrill. »Komm zu Gloophy. Vertreibe meinen Kummer!«
»Du bist ein Ungeheuer!«, stieß Koy entsetzt hervor und hüpfte zur Seite, ehe Kolphyrs mächtige Arme sich um ihn schließen konnten. Der Jäger rannte an einem goldenen, flirrenden Vorhang aus dünnen Glasplättchen vorbei auf die andere Seite der GOL'DHOR, und Kolphyrs helles Gelächter verfolgte ihn, bis er sich zwischen zwei Vorratskisten verkrochen hatte. Zu deutlich war dem Trommler noch jene Zeit im Gedächtnis, da Kolphyr bei jeder Gelegenheit versucht hatte, irgendein Wesen dazu zu bringen, dass es sich in seine Arme begab.
Kolphyr sah dem Trommler belustigt nach. Sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit war echt. Auf Grulpfer hatte er stets die Gegenwart seiner Freunde gespürt. Im Volk der Bera war jedes Individuum mit allen seinen Artgenossen eng verbunden. Er war er selbst gewesen und dennoch Teil eines Ganzen, geistig wie körperlich. Seit er seine Welt verlassen hatte, fühlte er sich grenzenlos einsam. Aber er hatte auch bald erkannt, dass er mit seinem Bedürfnis, die unmittelbare Nähe denkender und fühlender Wesen zu spüren, eine Art Waffe in der Hand hielt.
»GOL'DHOR?«, fragte er leise.
Das Schiff meldete sich nicht.
Nachdenklich machte er sich auf den Weg zu den Magiern. Er streckte die sechsfingrigen Hände aus, teilte den flirrenden Vorhang und spürte die darin enthaltene Zustandsenergie. Er bewunderte die Magier. In jenem Kosmos, aus dem er gekommen war, gab es kaum Materie, aber diese Energie war überall vorhanden. In diesem Universum war es umgekehrt, und die meisten der darin vorkommenden Lebensformen hatten nie gelernt, sich der freien Energie zu bedienen. Lange Zeit hatte Kolphyr sich über die Techniken der Magier gewundert. Erst in der GOL'DHOR, die ihn schmerzlich an seinen Dimensionstaucher erinnerte, war es ihm gelungen, die Wahrheit herauszufinden. Von da an waren ihm die Tricks der Magier nicht länger unerklärlich. Rätselhaft war ihm nur noch, wie diese Leute überhaupt hatten lernen können, mit freier Energie umzugehen.
Sobald er den Vorhang geöffnet hatte, hörte er die Stimmen der Magier.
»Komm schon, GOL'DHOR!«, sagte Opkul flehend und umklammerte dabei die Kontrollen, die sich sonst willig in die Hände dessen schmiegten, der das magische Schiff zu steuern wünschte. »Fliege schneller. Du kannst es, das wissen wir. Du hast die HERGIEN so schnell eingeholt – warum zögerst du jetzt? Fliege schneller, lass uns Koratzo und Copasallior befreien. Wir können es nicht tun, wenn du uns nicht nahe genug an sie heranbringst. Bitte, GOL'DHOR, bringe uns zu ihnen!«
Betroffen blieb Kolphyr stehen. Es war ihm peinlich, die Magier dabei zu überraschen, wie sie dieses verflixte Schiff um Hilfe anflehten. Er verstand die GOL'DHOR nicht, die einerseits vorgab, Mitleid mit einem in dieses Universum verschlagenen Bera zu haben, andererseits aber zuließ, dass die Magier sich ihretwegen demütigten.
Hast du gar nichts dazu zu sagen, GOL'DHOR?, dachte er herausfordernd. Mach Schluss mit diesem bösen Spiel!
Er bekam keine Antwort. Er hatte auch keine erwartet. Was immer dieses Schiff im Schilde führen mochte – es verstand sich darauf, ein Geheimnis zu wahren.
Du hast schlechte Manieren!, dachte Kolphyr, und die GOL'DHOR schwieg immer noch.
Er beobachtete Querllo, der mit geschlossenen Augen vor einem Pult hockte und vor sich hin murmelte. Ajyhna kauerte als graues, wirres Pelzbündel auf dem Boden. Neben ihr stand Taldzane. Der Schwertmagier hielt Herzfinder in der Hand und flüsterte Beschwörungen, während er mit dem Schwert auf die Wände deutete, als vermutete er dort einen Feind. Das goldene Licht der GOL'DHOR brach sich auf der schartigen Schneide des Schwertes.
»Was ist passiert?«, fragte Kolphyr. Er sprach sehr leise und war sich dennoch bewusst, dass seine Stimme viel zu schrill die Konzentration der Magier durchbrach.
Sie fuhren alle vier herum.
»Ich wollte euch nicht stören«, sagte der Bera und bemühte sich, seine Stimme ganz sanft klingen zu lassen.
»Wir spüren die negativen Felder um die HERGIEN herum«, sagte Opkul rau. »Diesmal trifft es keinen Neffen. Sie werden Unschuldige töten.«
Sie waren nicht nur imstande, die Zustandsenergie zu nutzen, sondern auch zu spüren, zu welchem Zweck sie an einem Ort, der mehr als einhunderttausend beraische Einheiten entfernt lag, gesammelt wurde! Fasziniert überlegte er, was Wesen dieser Art zu tun vermochten, wenn sie jemals in den silbernen Kosmos der Bera gelangten, in dem diese Energie so reichlich zur Verfügung stand.
Aber das, so erkannte er Augenblicke später, war im Moment nicht so wichtig.
»Sie sind nicht schuldig«, sagte er langsam. »Duuhl Larx zwingt sie dazu.«
»Das mag sein«, gab Querllo bitter zu. »Aber wer wird später, wenn alles vorbei ist, noch von Duuhl Larx reden? Die, die nur die Befehle geben, entziehen sich leicht der Verantwortung. Es wird heißen, dass es Magier waren, die all das getan haben. Verstehst du denn nicht, was das für uns bedeutet? Und für Koratzo und den Weltenmagier wird es noch viel schlimmer sein, wenn sie erst dem Bann des Neffen entkommen sind!«