Nr. 477
Gefahr aus der Tiefe
Die neuen Horden der Nacht erwachen
von Peter Terrid
In das Geschehen in der Schwarzen Galaxis ist Bewegung gekommen – und schwerwiegende Dinge vollziehen sich.
Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Aufregung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGIEN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann.
Der HERGIEN folgt die GOL'DHOR, das magische Raumschiff, mit Koy, Kolphyr und vier Magiern an Bord. Die Pthorer sind Duuhl Larx auf der Spur, um ihm seine beiden Gefangenen abzujagen, und nähern sich dabei immer mehr dem Zentrum der Schwarzen Galaxis.
Was Atlan und Razamon betrifft, so ist es den beiden Männern quasi in letzter Minute gelungen, sich von Dorkh, das dem Untergang geweiht ist, abzusetzen. Das Raumfahrzeug, das der Arkonide und der Berserker bestiegen haben, erlaubt es ihnen allerdings nicht, einen anderen Planeten anzusteuern. Und so müssen die beiden Männer im Grunde froh sein, dass ihr Fahrzeug aufgebracht wird und sie selbst auf die Welt der Auserwählten gelangen.
Was Pthor betrifft, so bahnen sich auch dort wieder schwerwiegende Dinge an. Eines davon ist die GEFAHR AUS DER TIEFE ...
Heimdall, Sigurd und Balduur – Die Odinssöhne wollen sich für Pthor einsetzen.
Bördo – Sigurds missratener Sprössling.
Sator Synk – Ein Kämpfer sucht neue Aufgaben.
Lykaar und Braheva – Ein Ehepaar auf Reisen.
Genlis – Ein böser alter Mann.
Schwer fiel die Hand auf das aufgeschlagene Buch, wieder und wieder donnerte die Faust auf das Holz des Tisches.
»Wie lange war ich jetzt fort? Länger als einen Monat, fast fünf Wochen. Zeit genug für dich, Geschäfte zu machen, dich anzustrengen. Und was ist das hier? Was muss ich sehen, wenn ich heimkehre – leere Seiten!«
Lykaar zuckte schuldbewusst zusammen. Braheva hatte sicherlich nicht ganz Unrecht, aber er versuchte dennoch, sich zu verteidigen.
»Die Zeiten sind schlecht«, sagte er und ruderte hilflos mit den Armen. »Die Geschäfte gehen nicht gut, und auf Pthor geht es drunter und drüber.«
»Ach was!«
Braheva machte eine weitausholende Armbewegung, mit der sie nicht nur Lykaars zaghaften Widerstand, sondern beinahe auch ihn selbst weggefegt hätte. »Du hast keine Lust gehabt, das ist es. Andere haben es zu etwas gebracht, haben Seite auf Seite ihrer Kontobücher gefüllt, mit langen dicken Zahlen. Nur du, du hast dich natürlich wieder herumgetrieben. Versuche nicht, den Bauch einzuziehen, es hilft dir nichts. Ich weiß, wie viele Löcher dein Gürtel hat, und dass du ihn schon wieder erweitert hast. In Kneipen und auf Gelagen hast du dich herumgetrieben, gefressen und gezecht mit diesem Gesindel.«
»Aber, Liebste ...«, versuchte Lykaar sich zu wehren. Braheva in ihrer Entrüstung sprach so laut und deutlich, dass man sie drei Häuserblocks weit hören konnte, und genau in dem Viertel wohnten auch Lykaars Freunde, mit denen er viele Becher geleert hatte. »Meine Freunde sind doch kein Gesindel. Es sind achtbare Geschäftsleute, Händler wie ich.«
»Papperlapapp«, entgegnete Braheva. »Nichtsnutze sind sie, Herumtreiber, lichtscheues Gesindel einer wie der andere.«
Wenn es darum ging, ihre Mitmenschen zu beurteilen, kannte Braheva wenig Gnade, und das galt besonders dann, wenn sie zu einem Urteil über ihren Mann ansetzte.
»Und was soll jetzt werden?«, fragte Braheva und deutete auf die leeren Seiten des Abrechnungsbuchs. »Wovon wollen wir uns und unsere Kinder ernähren?«
Lykaar verkniff sich den Hinweis, dass er seit knapp einem Jahr mit Braheva verheiratet war und sich Kindersegen bislang noch nicht eingestellt hatte.
»Es muss etwas geschehen«, stellte Braheva fest. »Und zwar bald. Ich gebe dir zwei Tage, dann wollen wir uns noch einmal unterhalten. Lass dir etwas einfallen – aber etwas Vernünftiges.«
Lykaar lächelte und nickte fleißig. Er gab sehr zaghaft seiner Gattin einen Kuss auf die Wange, dann sah er zu, dass er aus dem Haus kam. Es war später Nachmittag, und mit etwas Glück traf er einige seiner Freunde, mit denen er sich beraten wollte.
In der Tat saßen sie schon zusammen und tranken. Gallizzo, der rundliche Wirt der Schenke, eilte flugs heran und stellte vor Lykaar einen großen hölzernen Humpen auf. Oben türmte sich in verlockendem Weiß die Schaumkrone des frischgezapften Bieres.
»Willkommen«, sagte Peran, lang und hoch aufgeschossen und wie immer in seinem blauen Gewand. Alles, was er an Kleidung besaß, schien dieses blaue Gewand zu sein. »Auf dein Wohl und das deines Weibes.«
Lykaar lächelte und tat Bescheid.
»Sie ist böse«, sagte er, nachdem er einen tiefen Zug aus dem Humpen genommen hatte.
»Das kann man sehen«, sagte Achar grinsend; seine Zähne waren so lückenhaft wie seine Stirn gelichtet, aber das tat der Freundschaft natürlich keinen Abbruch. »Du schleichst herein wie einer, der Prügel austeilen will.«
»Austeilen? Ich? Ach du liebes Pthor«, seufzte Lykaar.
Es war ein Kreuz mit dieser Ehe. Lykaar hätte es wissen sollen. Er und Braheva passten eigentlich überhaupt nicht zusammen. Eine Ehe wie diese gab es in ganz Orxeya, ach was, in ganz Pthor nicht. Lykaar war als Orxeyaner völlig aus der Art geschlagen. Er war als Händler nicht gewitzt, raufte nicht gern, und seine Trinkfestigkeit ließ auch zu wünschen übrig. Wo andere noch munter den Becher kreisen ließen, lag er meistens schon unter den Bänken. Für einen Orxeyaner war Lykaar entschieden zu weichlich und friedfertig ausgefallen.
Braheva hingegen, sein holdes Weib, kannte keine Angst und wusste sich durchzusetzen. Es war überhaupt fast ein Wunder, dass sie einen Mann gefunden hatte – reich war sie nicht, für eine richtige Orxeyanerin war sie viel zu mager, und ihre Haare waren nicht rot und zu langen Zöpfen geflochten, sondern wogten in wilden Wellen um den Kopf.
»Was soll ich nur machen?«, sagte Lykaar traurig. »Alle Lebensfreude ist dahin.«
»Hm«, machte einer aus der Runde. »Bring sie um.«
Lykaar sah ihn empört an. Der Sprecher zuckte mit den Schultern.
»Nun, schick sie zu ihrer Mutter zurück.«
»Dann kommen sie zu zweit zurück«, seufzte Lykaar.
»Verprügle sie, wie es sich gehört«, sagte Peran und wischte sich den Bierschaum vom Mund.
»Und wer pflegt mich nachher?«, erkundigte sich Lykaar verdrossen. Er nahm einen tiefen Zug aus dem Krug. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
»Wenn du es nicht weißt, frage Braheva«, sagte Achar. »Sie wird es wissen.«
»Das ist genau das, wovor ich Angst habe«, stieß Lykaar hervor. »Sie kommt auf die wunderlichsten Gedanken.«
»Das kann man wohl sagen«, sagte Peran mit einem anzüglichen Seitenblick. »Schließlich hat sie dich auch geheiratet.«
»Hört auf mit den Spötteleien«, forderte Lykaar. »Sagt mir lieber, was ich machen soll.«
»Lauf weg«, sagte Peran. »Irgendwohin – überall ist es weniger gefährlich als in Brahevas Nähe.«
»Ich muss doch sehr bitten«, empörte sich Lykaar. »Wie sprichst du von der Frau, die ich liebe?«
»Ha«, machte Peran. »Du liebst sie?«
»In der Tat«, sagte Lykaar überzeugt.
»Du hast gar keine andere Wahl«, höhnte Peran. »Wenn du sie nicht liebst, schlägt sie dich tot – erst mit Worten und später richtig.«
»Unfug«, wehrte Lykaar ab. »Ich werde mich doch vor einem Weib nicht fürchten.«
»Nicht vor einem, mein Freund, vor deinem!«, verbesserte Achar. »Aber jetzt einmal ernsthaft. Wenn du eine Runde bestellst, werden wir uns die Köpfe aufrichtig zerbrechen.«
Lykaar überdachte das Angebot. Die Kerbhölzer der Freunde waren noch recht frisch. Noch waren sie also nicht betrunken genug, um nicht vielleicht doch einen guten Ratschlag ausbrüten zu können.
»Einverstanden«, sagte Lykaar. Er winkte Gallizzo heran. »Große Humpen für mich und meine Freunde.«
Gallizzo grinste vergnügt und zog davon.
»Also«, sagte Lykaar. »Was fällt euch ein?«
»Wir haben noch kein Bier«, erklärte Achar. »Ohne Bier fällt mir nie etwas ein.«
»Deswegen säufst du so viel«, meinte Lykaar. »Und offenbar ist es immer noch nicht genug. Als Erfinder bist du jedenfalls nicht sehr gut.«
»Das stimmt«, sagte Achar und zeigte die Zähne. »Im Erfinden bist du besser – vor allem deiner Frau gegenüber.«
Langsam ging das beständige Gelächter seiner Freunde Lykaar auf die Nerven.
»Ich habe keine Angst«, behauptete er. »Weder vor meinem Weibe, noch vor sonst irgendwem.«
»Oha«, sagte Peran. »Wie wäre es dann mit einem kleinen Ausflug – vielleicht zum Blutdschungel? Dort soll man gute Geschäfte machen können, wenn man weiß, wie man Geschäfte macht.«
»Pah«, sagte Lykaar. Gallizzo kam heran und stellte die Humpen ab. Vor Lykaars Augen schnitt er vier tiefe Kerben in das Holz, das in Längsrichtung gespalten war. Wenn Lykaar, wie er es meistens tat, am Ende des Monats bezahlte, konnte er seine Hälfte des Kerbholzes mit der des Wirts vergleichen – passten die Kerben zueinander, war die Rechnung richtig.
»Ich kann«, behauptete Lykaar, »Geschäfte machen, wo immer ich will.«
In der Runde entstand betretenes Schweigen.
»Glaubt ihr mir etwa nicht?«
Lykaar hatte vor vier Wochen von seinem Weib einen geharnischten Rüffel einstecken müssen, weil er ihr zu umfangreich geworden war. Daraufhin hatte Lykaar zumindest in den letzten Tagen fast nichts zu sich genommen – vergebens, wie sich herausgestellt hatte. Jetzt, auf fast nüchternen Magen, wirkte das Bier besonders rasch und gründlich. Lykaar hatte erst ein paar Züge genommen, ein Literchen höchstens, und schon war er angetrunken.
»Ich mache überall Geschäfte«, behauptete Lykaar und unterstrich seine Ansicht durch einen tiefen Zug aus dem Humpen. »Überall, sage ich euch. Auch in der FESTUNG.«
Achar grinste.
»Wenn dem so ist«, sagte er augenzwinkernd, »warum wirst du dann nicht Wanderhändler?«
»Wanderhändler? Was soll das sein?«
»Eine Erfindung von mir«, erklärte Achar. »Du kaufst dir einen schönen großen Wagen, richtest ihn her, so dass du ihn als Wohnung und als Lagerraum verwenden kannst, dann spannst du ein paar Yassels davor, und schon kannst du überall auf Pthor herumziehen und Geschäfte machen.«
Lykaar setzte den Humpen ab. Seine braunen Augen – ziemlich unpassend für einen waschechten Orxeyaner – bekamen einen träumerischen Ausdruck.
»Das werde ich tun«, murmelte er gedankenverloren. »Herumziehen und überall nur kurz haltmachen. Wie Pthor. Ich werde der erste Dimensionshändler sein, Lykaar der Einzigartige.«
»Na also, damit wäre dein Problem gelöst«, sagte Achar zufrieden. »Und wie es der Zufall will, habe ich zufällig gerade ein durchaus brauchbares Gefährt an der Hand. Wohlfeil, versteht sich, ein Gefährt, das einem Synk angemessen wäre ...«
»Lass den Namen aus dem Spiel«, sagte Lykaar hastig. »Dieser lüsterne Raufbold hat einmal versucht, sich an mein Weib heranzumachen ...«
»Pah«, machte Peran. »Das tut er bei jeder.«
»Wie ist das nun mit dem Wagen?«, fragte Achar, bevor das Gespräch eine für ihn wenig erfolgversprechende Wendung nehmen konnte. Man musste mit Lykaar verhandeln, solange er angetrunken war – im Vollrausch konnte er keine Unterschrift mehr leisten.
»Ist gemacht«, sagte Lykaar. »Was soll er kosten ...?«
*
»Was hat das Ding gekostet? Wie viel?«
»Es ist wirklich wohlfeil, Liebste«, beteuerte Lykaar.
Sie war hinreißend schön, wenn sie sich ärgerte, fand Lykaar, und er pries nicht selten sein Schicksal, dass sie sich so oft über ihn ärgerte – in diesem Augenblick aber wäre es ihm lieber gewesen, sie wäre etwas weniger schön gewesen.
Braheva stemmte die Hände in die Hüften.
»Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass du das bisschen, was wir haben, für diesen klapprigen Karren und ein magersüchtiges Yassel-Viergespann verkauft hast?«
»Vergiss nicht die Ladung«, sagte Lykaar hastig. »Eine ganz tolle Sache, die Achar erfunden hat.«
»Auch das noch!«, rief Braheva aus. »Achar. Der hat doch noch nie etwas erfunden, was zu einem praktischen Zweck etwas getaugt hätte. Was ist es denn diesmal? Ein ganz besonderer Patentknoten, den niemand wieder aufbekommt? Oder eine ganz besonders dichte Ladeplane, unter der alle Lebensmittel verderben?«
»Etwas ganz anderes«, erklärte Lykaar. »Seife.«
»Sagtest du Seife?«
»Er hat ein paar ganz besondere Stoffe hineingemischt«, sagte Lykaar hastig. »Geruchsstoffe, ganz einmalig. Du wirst es erleben.«
»Das fürchte ich auch«, sagte Braheva grimmig. »Wie viel hast du von dem Zeug gekauft?«
»Alles, was er hatte«, gestand Lykaar kleinlaut. »Er ist doch mein Freund, nicht wahr?«
»Schöne Freunde«, wetterte Braheva. »Jeder anständige Orxeyaner meidet diese Lumpen. Anstatt Handel zu treiben oder Überfälle auf die Bewohner des Blutdschungels zu organisieren, was tun sie, deine Freunde? Der eine betätigt sich als Seifensieder, der andere versucht sich als Heilkundiger ohne Patienten, der dritte ist ein Rechtsgelehrter, dem niemand zuhören will ... rück endlich mit der Wahrheit heraus: wie viel von unserem Hab und Gut gehört uns noch?«
Lykaar machte sich klein.
»Der Wagen, die Tiere und die Ladung«, sagte er. »Damit ist unsere Zukunft gemacht. Wir haben ausgesorgt.«
»Das haben wir«, bestätigte Braheva finster. »Denn jetzt werden wir bald verhungert sein. Eine Wagenladung voll Seife – hat man jemals von einem solchen Narren gehört. Seife, eine ganze Wagenladung Seife. Hat man jemals gehört, dass jemand soviel Seife braucht, he? Wie oft wäscht du dich im Jahr, eh? Zwei-, drei-, viermal, wie es sich gehört. Und wie viel Seife brauchst du da? Nicht mehr als eine Nuss. Und wie viel Seife haben wir geladen?«
»Mehr als zwanzig Fässer voll«, gestand Lykaar. »Aber es ist ganz besondere Seife, sie riecht so gut.«
»Wer kauft so ein Zeug? Seife, die riecht? Wonach riechst du? Wonach riechen deine Freunde? Nach Braten und Bier, und wenn ihr euch ein bisschen anstrengen würdet, vielleicht auch nach Blut und Schweiß. Und wonach riecht deine Seife?«
»Nach Äpfeln«, sagte Lykaar kleinlaut. Braheva war niemals so schön gewesen wie in diesem Augenblick, fand er.
»Äpfel? Wer möchte nach Äpfeln riechen, womöglich noch nach fauligen?«
»Es riecht nach frischen Äpfeln, Liebste«, sagte Lykaar hastig. »Sehr frischen Äpfeln ... du wirst sehen, man wird sich um unsere Ware reißen.«
Braheva sah ihren Mann an, der unter diesem Blick gleichsam zusammenzuschrumpfen schien.
»Wie viel Zeit bleibt uns?«, sagte sie dann. Lykaar schluckte.
»Noch ein paar Stunden«, gab er zu.
Es war mitten in der Nacht; Braheva hatte auf ihren Mann gewartet, der nach dem vorteilhaften Handel zurückgekehrt war – auf allen vieren. Brahevas Begrüßung hatte ihn jedoch rasch wieder nüchtern werden lassen.
»Dann hilf mir packen«, sagte sie und machte sich an die Arbeit.
Zwei Stunden später hatten sie ihre Habseligkeiten beieinander – ein bisschen Kücheneinrichtung, Kleider und ein paar Decken, was zum Lebensbedarf gehört. Möbel gab es wenige, und die hatte Lykaar zusammen mit dem Haus verkauft.
Vor der Tür stand der Wagen, ein buntbemaltes Gefährt mit einem Gespann Yassels davor, wie man es sich klappriger kaum vorstellen konnte. Braheva begann unwillkürlich zu flüstern, als habe sie Angst, die Tiere mit zu lauter Stimme erschrecken und damit zum sofortigen Zusammenbruch verleiten zu können.
»Und du hoffst, dass diese Mähren uns und den Wagen ziehen können?«, fragte Braheva mit gedämpfter Stimme. »Kreuz und quer durch Pthor?«
»Bestimmt«, gelobte Lykaar. »Als erstes sollten wir zur FESTUNG fahren, dort wird man sich sicher für unsere Seife interessieren.«
Braheva sah ihren Gatten an und schüttelte den Kopf.
»Du und deine Einfälle«, murmelte sie. »Nun ja, wenigstens ist dies keine langweilige Ehe. Nun gib schon her!«
Sie nahm Lykaar die Zügel aus der Hand, dann schnalzte sie mit der Zunge. Die Yassels drehten gleichzeitig die Köpfe nach hinten, als wollten sie sich vergewissern, dass sie richtig gehört hatten.
Braheva machte das freundlichste Gesicht, als sie halblaut sagte:
»Wenn ihr euch nicht augenblicklich in Bewegung setzt, werdet ihr zu Wurst verarbeitet.«
Daraufhin setzten sich die Tiere folgsam in Bewegung. Braheva half dem überraschten Lykaar auf den Bock und lächelte zufrieden.
»Siehst du«, sagte sie. »Alles nur eine Frage der richtigen Behandlung.«
»Doch!«
»Nein!«
»Doch!«
Heimdalls Geduld war reichlich strapaziert. Dieser Satansbraten stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und erlaubte sich die Frechheit, einem Odinssohn, der zudem sein Onkel war, die Zunge herauszustrecken.
»Du wirst das nicht tun«, brüllte Heimdall.
»Und wie willst du mich daran hindern?«, höhnte der Knabe. »Willst du mit mir raufen? Reicht dein Mut dazu, ja? Traust du dich an Kinder heran?«