cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 478

 

Die neuen Feinde

 

Panik auf Pthor

 

von Peter Terrid

 

img2.jpg

 

In das Geschehen in der Schwarzen Galaxis ist Bewegung gekommen – und schwerwiegende Dinge vollziehen sich.

Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Aufregung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGIEN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann.

Der HERGIEN folgt die GOL'DHOR, das magische Raumschiff, mit Koy, Kolphyr und vier Magiern an Bord. Die Pthorer sind Duuhl Larx auf der Spur, um ihm seine beiden Gefangenen abzujagen, und nähern sich dabei immer mehr dem Zentrum der Schwarzen Galaxis.

Was Atlan und Razamon betrifft, so ist es den beiden Männern quasi in letzter Minute gelungen, sich von Dorkh, das dem Untergang geweiht ist, abzusetzen. Das Raumfahrzeug, das der Arkonide und der Berserker bestiegen haben, erlaubt es ihnen allerdings nicht, einen anderen Planeten anzusteuern. Und so müssen die beiden Männer im Grunde froh sein, dass ihr Fahrzeug aufgebracht wird und sie selbst auf die Welt der Auserwählten gelangen.

Was Pthor betrifft, so kommt es dort zur Panik, denn es erscheinen DIE NEUEN FEINDE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Heimdall, Sigurd und Balduur – Die Odinssöhne im Kampf gegen die neuen Feinde.

Lykaar und Braheva – Ein Ehepaar aus Orxeya.

Genlis – Ein böser alter Mann.

Caidon Rov – Hüter der Feste Grool.

Benkthan – Ein Unterhändler.

1.

 

»Bleib, wo du bist!«, rief Sator Synk. »Zeige dich nicht.«

Bördo blieb im Eingang der Magierhöhle stehen, während sich Synk auf den Boden geworfen hatte.

»Was gibt es?«, fragte Bördo gerade noch hörbar.

»Ich habe etwas gesehen«, gab Synk zurück. »Eine schemenhafte Bewegung, irgendwo zwischen den Felsen.«

»Magier?«

Synk machte ein Zeichen der Verneinung.

»So genau konnte ich es nicht sehen«, sagte er leise. »Es könnte ein Tier gewesen sein.«

»Ein Ungeheuer aus den Horden der Nacht?«, fragte Bördo, Sigurds kampflustiger Sohn.

Wieder verneinte Synk, obwohl er sich seiner Sache überhaupt nicht sicher war.

Bördo ließ sich auf den Boden gleiten und robbte zu Synk herüber. Er tat das sehr geschickt und mit großer Gewandtheit. Einmal mehr konnte Synk feststellen, dass aus Sigurds Sohn ein streitbarer Kämpfer werden würde. In dem Knaben steckten allerlei Talente verborgen – allerdings auch etliche Mängel und Fehler.

»Wo?«

Synk streckte die Hand aus.

Graue Felsen türmten sich in Sichtweite der beiden Pthorer. Sie waren aufgebrochen, um die Magier in der Großen Barriere von Oth zu besuchen und vor allem um jenseits der Barriere, im Süden von Pthor das fremde Schiff zu suchen, das dort gelandet war. Vielleicht, das war Synks stille Hoffnung, ließ sich die Mannschaft des Schiffes dazu bewegen, die Waffen gegen die herumstreunenden neuen Horden der Nacht zu richten. Hilfe dieser Art tat bitter Not – in hellen Scharen entstiegen die neuen Horden der Tiefe der Erde, und der Tag zeichnete sich ab, da auch der letzte Pthorer den Ungeheuern zum Opfer gefallen sein würde. Jede Stunde zählte in diesen Tagen des Schreckens.

»Ich sehe nichts«, sagte Bördo. »Komm, wir gehen hin.«

Sator Synk überlegte kurz. Der Zugor, mit dem er und Bördo zur Barriere geflogen waren, stand in einem sicheren Versteck, und Synk wusste, dass er den Platz jederzeit wieder finden würde. Einem Erkundigungsvorstoß stand also nichts im Wege. Im Gegenteil, er schien dem Orxeyaner dringend notwendig. Denn eines hatte die kurze Zeit, die er und Bördo sich schon im Gebiet der Magier herumtrieben, offenkundig gemacht – etwas stimmte nicht im Land der Magier.

Die Höhle beispielsweise, aus der Bördo gerade herübergekommen war – ausgeräuchert und leer. Kein Bewohner zu sehen. »Ich gehe voran«, sagte Synk. Er stand auf und lief geduckt einige Schritte. Es war schwierig unter diesen Umständen, das Schwert in der Hand zu halten – nicht darüber zu stolpern und auch nicht es so hoch zu halten, dass man gesehen werden konnte. Fast geräuschlos huschte Synk voran, dann ging er hinter einem Felsen erneut in Deckung.

Ein paar Augenblicke später stand Bördo neben ihm.

»Nun?«

»Nichts zu sehen«, knurrte Synk. Er ärgerte sich, nicht zuletzt, weil er befürchtete, sich verguckt zu haben und nun als Narr vor dem Knaben zu stehen.

»Dort vorn«, stieß Bördo hervor. »Du hast Recht! Sieh nur hin!«

Bördos scharfe Augen hatten offenbar etwas gefunden. Synk folgte mit den Augen der Richtung, die Bördo anzeigte. Tatsächlich, in weiter Ferne bewegte sich jemand – eine vermummte Gestalt, aber so weit entfernt, dass man keine Einzelheiten erkennen konnte.

»Ein Magier?«, fragte Bördo.

»Schwerlich«, gab Synk zur Antwort. »Wir folgen der Gestalt jedenfalls.«

Das erwies sich als recht schwierig auszuführen. Der Fremde bewegte sich außerordentlich schnell und sicher durch das Steingewirr, während sich die beiden Pthorer erst einmal einen Weg suchen mussten. Dadurch blieb die Strecke zwischen Jägern und dem Gejagten geraume Zeit gleich groß, mehr noch, sie wurde nach einiger Zeit sogar ein wenig größer.

»Er hängt uns ab«, knurrte Bördo ergrimmt.

»Ich möchte wissen, wohin der Bursche will«, sagte Synk ratlos. Er verstand nicht ganz, welches Spiel hier gespielt werden sollte – schon gar nicht, welche Rollen ihm und Bördo darin zugedacht waren. Versuchte da jemand von den Magiern, ihn und Bördo immer tiefer in die Bergwelt der Barriere hineinzulocken? Und wenn ja – zu welchem Zweck?

»Da, sieh nur!«, stieß Bördo wenige Minuten später hervor. »Noch eine Höhle.«

Diesmal handelte es sich um eine Blumengrotte, offenkundig Heimstatt eines schönheitsliebenden Magiers. Die Höhle bestand aus einem undurchdringlichen Geflecht aus Abertausenden von Blumen, deren Blüten die äußere Wand der Höhlung bildeten. Im Innern schimmerte grünliches Licht, und in dem Raum hing ein betäubender Duft.

Auch diese Heimstatt war verlassen.

»Dort ist das Bett«, meinte Bördo und deutete auf einen Haufen duftigen Heus, blumendurchsetzt. »Hier hat der Magier gearbeitet.«

Auf einem Tisch, auch er aus Pflanzen gebildet und mit Blüten bedeckt, stand ein Topf mit einer rotblühenden Pflanze darin. Offenbar war der Magier mitten in seiner Arbeit gestört worden. Die Pflanze war auf der einen Seite von Blüten in feurigem Rot überdeckt, während die andere Seite zur Gänze kahl war, nur ein paar dürre Zweige reckten sich aus dem Boden.

»Wo mag der Magier stecken?«, rätselte Bördo.

Sator Synk kratzte sich hinter dem Ohr. Die Lage wurde immer undurchsichtiger. Wohin war der Magier verschwunden, und was hatte ihn verschwinden lassen? Wer hatte überhaupt Interesse an einem Magier, der – wie seine Behausung offenbarte – nur an Blumen interessiert war?

Bördo hatte sich unterdessen noch genauer umgesehen. Er hielt einen halbvollen Krug in die Höhe, und hinter dem Blumentopf fand sich ein Teller, auf dem noch Nahrungsmittel waren.

»Kalt«, stellte Bördo fest.

Sator Synk überprüfte das Bett. Es sah nicht so aus, als habe gerade erst jemand auf dem Heuhaufen gelegen. Der Zustand der Nahrungsmittel verriet aber, dass erst ein paar Stunden vergangen sein konnten, seit der Magier ... ja, was? Verschwunden war? Gestorben war, sich in Luft aufgelöst hatte?

»Hier werden wir nichts finden«, knurrte Synk. »Gehen wir in der Richtung weiter, in der unser Freund verschwunden ist.«

Jetzt war gar nicht mehr daran zu denken, den Fremden einzuholen. Synk sagte sich allerdings, dass es vermutlich nicht bei diesem einen seltsamen Gesellen bleiben würde – wo der herkam, da steckten vermutlich noch andere.

»Irgendwo muss eine Art Nest sein«, meinte Synk unterwegs.

»So etwas Ähnliches wie das gleißende Leuchten, aus dem du die Horden der Nacht hast heraufsteigen sehen?«

Die Frage gefiel Sator Synk gar nicht, denn er sah zwischen diesen beiden Vorgängen keinerlei Zusammenhang. Dennoch beunruhigte ihn die Tatsache sehr, dass Pthor einmal mehr in Aufruhr war – es schien, als sollte dem Dimensionsfahrstuhl nichts, aber auch gar nichts erspart bleiben. Überschwemmungen hatte es gegeben, Notlandungen auf fremden Planeten, Invasionen, nicht zu vergessen Ragnarök, die Götterdämmerung.

»Ich glaube, die Magier haben sich irgendwo in den Bergen zusammengefunden«, überlegte Sator Synk halblaut. »Vielleicht eine Verschwörung, vielleicht etwas anderes – bei den Magiern weiß man nie, woran man ist. Wir werden sie jedenfalls suchen – und wir werden sie finden.«

Bördo sah ihn von der Seite her an.

»Hoffentlich hast du Recht«, sagte er zweifelnd.

 

*

 

Sie marschierten fast vier Stunden lang, immer geradeaus, immer in die Richtung, in der sie den seltsamen Fremden vermuteten.

Sie fanden nichts.

Nicht das geringste Lebenszeichen der Magier war zu finden, kein Feuer, kein Rauch, nichts. Einmal noch fanden sie eine Unterkunft, ein wolkiges Gebilde, aber auch diese Behausung war verlassen – und das erst vor kurzer Zeit und, wie die Zeichen verrieten, ziemlich überstürzt. Das Rätsel der großen Barriere von Oth wurde immer geheimnisvoller.

»Wir müssen uns entscheiden«, sagte Bördo bei einer kurzen Rast. »Entweder wir jagen hinter den verschwundenen Magiern her, oder wir gehen zum Zugor zurück und fliegen den Landeplatz des fremden Schiffes an.«

»Ich habe das wenig angenehme Gefühl, dass sich die Magier bereits bei dem Schiff eingefunden haben – und wenn es ihnen gelungen ist, die Mannschaft des Schiffes zu beeinflussen, dann werden wir noch allerhand erleben.«

»Ich habe keine Angst«, beteuerte Bördo und schlug auf die Schwertscheide. »Ich nicht.«

»Es gibt eine Tapferkeit, die keine ist«, meinte Synk gelassen. »Wer sich blindlings in anderer Leute Schwerter stürzt, ist kein Held, sondern ein Trottel.«

»Gilt das mir?«, fragte Bördo und sprang auf. »Wisse, dass ich keine Memme bin, die sich ungestraft beleidigen lässt, so wie meine saubere Sippschaft.«

»Selbst, wenn ich dich beleidigt hätte, Knabe«, entgegnete Synk trocken. »Merke dir den Satz: Memme rächt nie, nur der Sklave sofort. Also steck dein Schwert zurück in die Scheide, iss und trink und verhalte dich vernünftig.«

Bördo knurrte etwas und setzte sich wieder.

»Nun, da du wieder du selbst bist, will ich dir antworten«, sagte Sator Synk; er genoss es nicht wenig, dass sich Bördo in seiner Nähe so brav verhielt – er war sich allerdings der Gefahr bewusst, dass sich dieses Verhalten jederzeit ins Gegenteil verkehren konnte.

»Wir werden weiter nach den verschwundenen Magiern suchen«, stellte Sator Synk fest. »Möglich, dass wir ihre Hilfe brauchen, um an das fremde Schiff herankommen zu können.«

»Einverstanden«, sagte Bördo.

Sorgfältig verwischten die beiden die wenigen Spuren, die ihre Rast gemacht hatte, dann setzten sie den beschwerlichen Marsch ins Gebirge hinein fort.

Die Barriere von Oth war nicht gerade der besterforschte Teil von Pthor, und es gab Bezirke darin, die vielleicht nicht einmal von den Magiern erkundet worden waren. Von gebahnten Wegen war in diesen Bereichen keine Rede mehr; aus dem Marsch wurde nach relativ kurzer Zeit eine kräftezehrende Kletterei, die obendrein dadurch erschwert wurde, dass sie vorläufig völlig sinnlos schien.

Zwar setzten die beiden Pthorer geschickt über alle Hindernisse hinweg, sie umkletterten riesige Brocken, übersprangen in waghalsigen Sätzen Felsspalten, krochen steile Schlote hinauf – aber nirgendwo zeigte sich der geringste Grund für soviel Mühe.

Von dem Schemen, den Sator Synk gesehen hatte, fehlte jede Spur – als hätte er sich in Luft aufgelöst.

Es war zu erwarten, dass einem der beiden früher oder später die Lust ausgehen würde, und es war Sator Synk, der als erster zähneknirschend einsah, dass man so nicht weiterkam.

»Ich habe das furchtbare Gefühl, einer Täuschung aufgesessen zu sein, Kleiner«, sagte er, als er nach einem schwierigen Anstieg ein paar Augenblicke verschnaufte.

Bördo zuckte mit den Schultern.

»Mich stört es nicht, und dir kann das Klettern nicht schaden«, sagte er mit einem bezeichnenden Licht auf Synks Bauch.

»Diese Jugend ...«, murrte Synk. »Als ich damals ...«

Er unterbrach sich und sprang auf.

Bördo fuhr im gleichen Augenblick herum. Sie hatten sich nicht geirrt, es gab tatsächlich Fremde in der Barriere von Oth – oder aber eine Gruppe von Magiern, die noch völlig unbekannt war.

Die beiden Pthorer warfen sich schnell auf den Boden, um nicht gesehen zu werden.

In geraumer Entfernung, aber gut zu erkennen, bewegte sich eine kleine Prozession, eine Gruppe vermummter Gestalten in langen roten Roben, wie Priester eines gespenstischen Ordens. Drei der Gestalten trugen eine vierte auf den Schultern. Der Tote – oder war er nur besinnungslos? – war anders gekleidet, und die Farbenpracht der Gewänder ließ auf einen Magier schließen.

»Was sind das für Wesen?«, fragte Bördo. »Und was machen sie dort?«

»Zwei sehr kluge Fragen«, sagte Sator Synk. »Ich hoffe, du hältst mich nicht für einen Tropf, wenn ich dir sage, dass ich darauf keine Antwort weiß. Ich habe diese Rotkapuzenmänner noch nie im Leben gesehen.«

»Aber von ihnen gehört?«

»Auch nicht«, sagte Sator Synk. »Und was sie machen, kannst du so gut sehen wie ich – sie schleppen die Magier fort.«

Bördo spähte angestrengt hinüber.

»Wir müssen näher heran«, sagte er. »So kann man nicht genug sehen. Ich kann nicht einmal erkennen, ob der Magier tot ist oder nicht.«

»Vermutlich nur betäubt«, sagte Sator Synk. Langsam glitt er vorwärts, hinter Bördo her, der einen Weg gefunden hatte zu den Rotkapuzenmännern. »Ein toter Magier nutzt ihnen wenig, und was sollten sie mit einem toten Magier an diesem Ort anfangen wollen. Ich vermute, die Magier sollen verschleppt werden.«

Sie fanden einen Schleichweg, der sie langsam näher an die gespenstische Prozession heranbrachte. Sie mussten sehr vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden, denn es gab weitere Züge dieser Art.

»Sie schleppen offenbar die Magier aus der ganzen Barriere heran«, mutmaßte Bördo. »Kannst du mir verraten, was sie mit ihnen wollen?«

»Keine Ahnung«, gab Synk zurück.

Die Sache wurde unheimlicher von Minute zu Minute. Keiner der Rotmützen sprach ein Wort, und Sator Synk fragte sich seit dem ersten Anblick des Zuges, welche Kraft imstande war, einen Magier so wirkungsvoll außer Gefecht zu setzen. Es gab unter den Magiern, dass wusste der Orxeyaner, Spitzenkönner, die sich schwerlich einfach betäuben lassen würden. Trotzdem schienen die Rotkapuzen keinerlei Schwierigkeiten gehabt zu haben – das bewiesen die leeren Magier-Höhlen, deren sich Sator Synk entsinnen konnte.

»Vielleicht kommen sie aus dem Schiff, südlich der Barriere von Oth?«, rätselte Bördo weiter.

»Auch das ist möglich«, räumte Sator Synk ein.

Sie hatten einen Haken geschlagen, um den Fremden einen Teil des Weges abschneiden zu können. Jetzt konnten sie sehen, welches Ziel die Kapuzenträger hatten.

Sator Synk und Bördo blickten in eine der zahlreichen Schluchten hinab, die es in der Barriere von Oth gab, und die außer den Magiern, wenn überhaupt, niemandem bekannt waren. Diese Schlucht vertiefte sich zu einem düsteren Abgrund, dessen Ende von oben nicht einsehbar war.

Zu sehen aber war, dass die lautlosen Prozessionen der Robenträger in dieser Schlucht endeten. In kleinen Gruppen kamen sie heran, hoch aufgeschossen und dürr, jeder eingehüllt in die finsterrote Robe. Sator Synk schätzte, dass die Fremden knapp zwei Meter groß sein mussten, wenn er aus dieser Entfernung richtig sah. Dass die Fremden von unglaublicher Dürre waren, ließ sich aus dem Schlottern der Roben unschwer ablesen.

»Ich möchte eines der Gesichter sehen«, sagte Sator Synk. »Kannst du etwas erkennen, Bördo?«

»Nichts«, gab der Junge zu. »Die Kapuzen fallen zu tief ins Gesicht, man kann beim besten Willen nichts erkennen.«

Sator Synk sah seinen Gefährten an. Er überdachte einen Plan.

»Wir werden uns einen von den Schreckensgestalten schnappen«, sagte der Orxeyaner, in dem wieder die Abenteuerlust erwachte. »Du wirst ihn ablenken, und ich werde ihm eins überbraten.«

Bördo schüttelte sofort den Kopf.

»Du wirst ablenken, und ich schlage zu«, beharrte er.

Sator Synk sah den Sigurdsohn scharf an. Bördo machte ein finsteres Gesicht, dann warf er den Kopf zurück.

»Also gut«, sagte er enttäuscht. »Schlag du ihn nieder – man sollte älteren Leuten ab und zu eine Freude machen.«

»Zuerst einmal müssen wir einen von den Burschen finden«, sagte Synk. »Einen, der allein herumläuft, ohne eine Horde von Freunden.«

Bördo hatte bald ein brauchbares Opfer gefunden – er deutete auf einen Einsamen, der sich langsam und bedächtig der Schlucht näherte. Der Kapuzenträger war weit genug entfernt, dass die beiden ihre Falle in hinreichender Entfernung von der Schlucht aufbauen und zuschnappen lassen konnten.

»Ans Werk«, sagte Sator Synk grinsend.