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Nr. 482

 

Duell der Giganten

 

Zweikampf um die Macht in der Schwarzen Galaxis

 

von Marianne Sydow

 

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In das Geschehen in der Schwarzen Galaxis ist Bewegung gekommen – und schwerwiegende Dinge vollziehen sich.

Da ist vor allem Duuhl Larx, der verrückte Neffe, der für gebührende Aufregung sorgt. Mit Koratzo und Copasallior, den beiden Magiern von Oth, die er in seine Gewalt bekommen hat, rast er mit dem Organschiff HERGIEN durch die Schwarze Galaxis, immer auf der Suche nach weiteren »Kollegen«, die er ihrer Lebensenergie berauben kann.

Der HERGIEN folgt die GOL'DHOR, das magische Raumschiff, mit Koy, Kolphyr und vier Magiern an Bord. Die Pthorer sind Duuhl Larx auf der Spur, um ihm seine beiden Gefangenen abzujagen, und nähern sich dabei dem Zentrum der Schwarzen Galaxis.

Atlan und Razamon sind in Etappen ebenfalls in die Nähe des Ortes gelangt, an dem die Geschicke der Schwarzen Galaxis gelenkt werden.

In der Lebensblase, in die sie sich in höchster Not retten konnten, werden sie zu Zeugen dramatischer Ereignisse. Der Arkonide und der Berserker erfahren zuerst die Entstehungsgeschichte des Dunklen Oheims – dann erleben sie das DUELL DER GIGANTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Vaalyn – Eine weiße Alvin im Bann des Dunklen Oheims.

Kil'Dhun – Der Hornige fasst einen schweren Entschluss.

Ruxur – Kil'Dhuns Vertrauter.

Der Dunkle Oheim – Das schwarze Ungeheuer ist stärker als je zuvor.

Vamyn – Ein körperloses Wesen auf Kontaktsuche.

1.

 

Kil'Dhun beobachtete voller Entsetzen die Alven, die kaum hundert Meter von ihm entfernt miteinander kämpften. Ihm war nicht klar, worum es bei diesem Kampf ging. Die beiden Gruppen waren aufeinandergetroffen und ohne weitere Umstände übereinander hergefallen. Vielleicht handelte es sich um die Bewohner von Dörfern, die schon seit längerer Zeit miteinander verfeindet waren, aber er glaubte nicht daran.

Er meinte spüren zu können, dass die dunkle Wesenheit, die man einmal als YEPHENAS II bezeichnet hatte, sich dem Planeten weiter genähert hatte. Von diesem Ding ging etwas Böses aus, das alle Wesen streitsüchtig werden ließ. Der Hornige wertete den Kampf der Alven als ein Indiz dafür, dass der Einfluss dieser Wesenheit auf den Planeten Ritiquian stärker geworden war.

Obwohl es völlig sicher war, dass die Alven ihn nicht sehen konnten, wenn er es nicht wollte, zog Kil'Dhun sich hinter einen verwitterten Felsen zurück. Er konnte die Bilder des Schreckens nicht ertragen. Voller Sehnsucht dachte er an die Vergangenheit und an das Leben auf den Inseln.

Er hatte das Spiel verloren, ehe es noch recht begonnen hatte. Im Nachhinein war ihm klar, dass die Seele von Pthor es von Anfang an gewusst hatte: Es war absolut sinnlos, den Versuch zu unternehmen, irgend etwas ändern oder verhindern zu wollen. YEPHENAS II hatte sich von dem positiven Teil der Superintelligenz, zu der die schwarze Wesenheit gehört hatte, getrennt und ging nun ihren eigenen Weg. Es schien, als gäbe es nichts, wodurch sie sich aufhalten ließ. Er war in der Hoffnung nach Ritiquian gekommen, dass es ihm gelingen würde, die Alven gegen die bösartige Ausstrahlung zu immunisieren. Er selbst war unempfindlich gegen das, was von der schwarzen Wesenheit ausging. Sollte es nicht auch anderen Intelligenzen möglich sein, sich YEPHENAS zu widersetzen?

Aber als er Pthor endlich verlassen konnte, hatte sich die Wesenheit schon seit Wochen in diesem Sonnensystem aufgehalten. Es war zu spät gewesen.

Die Schreie der Alven erstarben. Kil'Dhun zwang sich dazu, um den Felsen herumzugehen und nach unten zu sehen.

Es war ein schlimmer Anblick. Die kleinen Zweibeiner hatten sich gegenseitig umgebracht. Keiner war davongekommen.

Mutlos wandte Kil'Dhun sich wieder ab. Ratlos sah er sich um. Seit mehreren Tagen befand er sich auf der Suche nach dem pyramidenförmigen Beiboot, mit dem er nach Ritiquian gekommen war. Er hatte auf diesem Planeten nichts mehr verloren. Es war Zeit, zu den beiden Inseln zurückzukehren. Allerdings hatte er nicht die Absicht, wieder nach Pthor zu gehen. Er wollte den Steuermann dazu überreden, ihn auf der zweiten Insel abzusetzen, deren Namen er nicht kannte. Vielleicht gab es dort noch andere Hornige, die wie Kil'Dhun immun waren und mit denen er sich verbünden konnte.

Aber er fand das Boot nicht. Dabei hatte er sich so genau wie möglich an den Weg gehalten, auf dem er den Landeplatz verlassen hatte. Am Abend war er an Charrans zerstörtem Dorf vorbeigekommen. Er erinnerte sich genau an die Form der beiden Felsen, an denen er vorbeigekommen war, ehe er dieses Dorf vor einigen Tagen entdeckt hatte. Aber als er die Felsen erreicht hatte und in die Richtung blickte, in der das Beiboot stehen musste, hatte er es nicht sehen können.

In den nächsten Stunden suchte er die ganze Gegend ab. Ritiquian befand sich nahe dem galaktischen Zentrum. Der Himmel wurde nachts niemals dunkel. Es war hell genug, dass man alles deutlich erkennen konnte. Kil'Dhun fand die Spuren, die der weiße Alve mit seinen Begleitern hinterlassen hatte, als er das Dorf verließ, aber das Boot war und blieb verschwunden.

Schließlich sah er ein, dass es keinen Sinn hatte, der Wahrheit aus dem Wege zu gehen. Er näherte sich den Felsen und wanderte dann zu der Stelle, wo das Beiboot hätte stehen müssen.

Im sandigen Boden zeichneten sich noch immer die Abdrücke ab, die das Boot hinterlassen hatte: Kil'Dhun suchte vergeblich nach einer Botschaft des Steuermanns. Dieses seltsame, künstliche Wesen hatte es nicht für nötig gehalten, Kil'Dhun von dem bevorstehenden Start zu verständigen.

Der Hornige starrte in den sternklaren Himmel hinauf. Er fühlte sich entsetzlich einsam.

»Irgendwann werden Tapheen hier landen«, sagte er zu sich selbst. »Dann kann ich Ritiquian verlassen.«

Er klammerte sich an diesen Gedanken, denn er wollte sich nicht damit abfinden, dass er dazu verurteilt war, sein Leben auf dem Planeten der Alven zu beenden.

Ich muss in eines der großen Dörfer gehen, von denen Charran mir erzählt hat, dachte er. Dahin, wo die weißen Alven hausen. Bei ihnen werden die Tapheen zuerst auftauchen.

Er rief sich alles ins Gedächtnis, was Charran über diese großen Dörfer berichtet hatte. Sie sollten ebenfalls an den Ufern des Binnenmeers liegen. Charran hatte jedoch nie gesagt, in welche Richtung man sich wenden musste.

»Ich habe Zeit«, murmelte Kil'Dhun vor sich hin. »Ich werde diese Dörfer finden.«

So verließ er den Landeplatz und wanderte parallel zum Ufer des Binnenmeers nach Norden, viele Tage hindurch. Manchmal stieß er auf kleine Ansiedlungen – überdachte Mulden, in denen die kleinen Häuser der Alven vor dem Licht der Sonne geschützt waren. Aber alle Dörfer, die er fand, waren verlassen. Häufig entdeckte er die Spuren furchtbarer Kämpfe, aber niemals sah er tote oder verletzte Alven.

Als er schon glaubte, dass die Zweibeiner sich unter dem Einfluss der schwarzen Wesenheit vollständig ausgerottet hatten, erspähte er ein kleines, schwarzes Segel weit draußen auf dem Wasser. Er beobachtete es gespannt. Es wurde größer, und bald konnte er die Stelle ausmachen, an der das Schiff landen würde.

Er verschwendete keinen Gedanken an die Möglichkeit, dass ihm von den Alven Gefahr drohen könnte, sondern lief zu dem voraussichtlichen Landeplatz, stellte sich auf einen Felsen, nahm eine auffällige Färbung an und winkte heftig.

Das Schiff kam auf Rufweite an das Ufer heran. Eine Ankerkette rasselte, dann tauchte eine ätherisch wirkende, bleiche Gestalt an der Reling auf.

»Wer bist du?«, rief der weiße Alve. »Was tust du in dieser Gegend?«

Kil'Dhun winkte wieder, antwortete aber nicht. Der weiße Alve zögerte. Schließlich entfernte er sich von der Reling, dann sprangen drei schwarze Alven in ein kleines Boot, das am Heck des Schiffes befestigt war, und ruderten auf den Felsen zu. Kil'Dhun wartete geduldig.

»Wer bist du?«, fragten auch sie. »Woher kommst du? Was willst du von uns?«

»Nehmt mich mit«, bat der Hornige. »Es gibt kein Leben mehr an dieser Küste. Die Einsamkeit ist unerträglich.«

Die Alven lebten in Sippenverbänden. Selbst vor den boshaften Göttern, von denen sie sich beherrscht glaubten, hatten sie nicht soviel Angst wie vor der Einsamkeit. Kil'Dhun wusste das und hatte sein Argument danach gewählt. Es verfehlte denn auch seine Wirkung nicht. Einer der Alven streckte ihm die Hand hin und half ihm an Bord.

Wenig später stand er dem weißen Alven gegenüber. Er war weiblichen Geschlechts und hatte eine fast durchscheinende Haut und ein zartes Gesicht, das von riesigen, schwarzen Augen beherrscht wurde.

»Ich bin Vaalyn aus Armaklyr«, sagte die Alvin mit einer seltsam weichen Stimme. »Einen Fremden wie dich habe ich noch niemals gesehen. Woher kommst du?«

»Ich bin Kil'Dhun von den Inseln«, erklärte der Hornige höflich.

»Wo befinden sich diese Inseln? Wo lebt dein Volk?«

Kil'Dhun wusste, dass es keinen Sinn hatte, der Alvin erklären zu wollen, dass er aus dem Weltraum gekommen war.

»Die Inseln sind sehr weit entfernt«, wich er aus. »So weit, dass kein Alve sie jemals gesehen hat. Ist Armaklyr eine Stadt?«

»Du musst wirklich von sehr weit her kommen, wenn du das nicht weißt«, sagte die Alvin lächelnd. »Armaklyr ist die Stadt der Bleichen Alven. Sie liegt dort im Norden, ein paar Tagesreisen von hier entfernt. Es ist ...«, das Gesicht Vaalyns verdüsterte sich, »... es war eine schöne und große Stadt, ehe der Wahnsinn dort Einzug hielt. Kannst du mir berichten, wie es hier an der Küste aussieht?«

Man konnte die Alven nicht unbedingt als ein sanftmütiges Volk bezeichnen, aber sie waren auch alles andere als kriegslüstern gewesen, bevor die schwarze Wesenheit sie beeinflusst hatte. Ritiquian war eine harte, raue Welt. Die Alven hatten es niemals nötig gehabt, sich gegenseitig zu dezimieren, denn die Natur selbst sorgte dafür, dass sie sich nicht ins Uferlose vermehrten.

»Wie äußerte sich der Wahnsinn, der Armaklyr erfasste?«, erkundigte sich Kil'Dhun.

Vaalyn wandte sich ab.

»Die Alven fielen übereinander her«, sagte sie so leise, dass der Hornige sie kaum verstehen konnte. »Viele starben schon während der ersten Welle. Andere töteten sich selbst, als sie wieder zu sich kamen und sahen, was sie angerichtet hatten. Dann kam die zweite Welle, und die Überlebenden von Armaklyr zogen aus, um sich unsere Welt untertan zu machen. Sie brachten Tausende von Gefangenen in die Stadt. Dann kamen die Riesen von den Sternen. Sie nennen sich Tapheen. Sie brachten Waffen mit, gegen die selbst die wilden Völker der südlichen Sümpfe sich nicht werden wehren können.«

»Die Tapheen sind also schon gelandet!«, stieß Kil'Dhun hervor.

»Ja. Sie hausten furchtbar unter den Gefangenen. Sie sehen aus wie wir, aber sie sind so entsetzlich groß ... und sie sind wahnsinnig! Sie verlangen, dass die Leichen aller im Kampf getöteten Alven zu ihnen gebracht werden.«

»Was machen sie damit?«

»Ich weiß es nicht. Sie haben Schiffe, mit denen sie zu den Sternen fliegen können. Sie laden die Leichen ein und fliegen damit davon – niemand weiß, wo ihr Ziel liegt.«

Kil'Dhun dachte voller Schrecken an die Experimente, die die Tapheen unternommen hatten, bevor sie mit YEPHENAS II zu dieser langen Reise aufgebrochen waren. Sie hatten versucht, mechanische Geräte durch organische Einheiten zu ersetzen – wahrscheinlich war auch das auf den Einfluss der dunklen Wesenheit zurückzuführen.

»Wenn der Wahnsinn sie befällt«, fuhr Vaalyn fort, »dann stürzen sie sich auf alles, was sich bewegt. Sie töten mit den bloßen Händen, sie durchstoßen Wände und zerschlagen Türen. In diesem Stadium sind sie rasende Bestien.«

»Ja«, murmelte Kil'Dhun deprimiert. »Dieses schwarze Ding hat sie verändert. Sie waren schon früher keine besonders angenehmen Zeitgenossen, aber seit der Reise mit YEPHENAS ...«

»Wer ist YEPHENAS?«, wollte Vaalyn wissen.

»Eine Wesenheit«, antwortete Kil'Dhun und war sich dabei der Tatsache bewusst, dass die Alvin ihn nicht verstehen würde. Es musste zwangsläufig über den Verstand dieses Wesens hinausgehen, dass da draußen etwas existierte, das sich aus den Bewusstseinen von Abermillionen Individuen zusammensetzte und sich dennoch als eine Persönlichkeit empfand. »Ein Ding, das riesengroß und schwarz ist. Es ist mächtiger, als alle eure Oheime zusammen. Es wird euch vernichten.«

»Da braucht es nicht mehr viel zu tun«, meinte Vaalyn nüchtern.

Kil'Dhun wurde von der Sehnsucht nach den Inseln fast überwältigt. An Bord des alvischen Schiffes herrschte zwar Frieden, aber er spürte nur zu deutlich, dass dies kein stabiler Zustand war. Schon die nächste Welle der bösartigen Impulse mochte auch Vaalyn und ihre Leute mitreißen.

»Wenn es so mächtig ist«, sagte Vaalyn nachdenklich, »dann ist es sicher einer von den Göttern.«

»Nein«, sagte Kil'Dhun heftig. »Es ist kein Gott. Es ist der negative Bruchteil eines uralten Volkes.«

»War der andere Teil gut?«

»Ich glaube schon.«

»Kann man diesen guten Teil herbeirufen?«

Kil'Dhun schimpfte sich später einen Narren, dass er die Gefahr nicht erkannt hatte, aber in diesem Augenblick hatte er nichts als die Vergangenheit und die Inseln im Kopf.

»Er ist zu weit von uns entfernt, in einer anderen Welt. Nur mit den Inseln könnten wir zu ihm gelangen, und es ist zweifelhaft, ob uns das weiterbringen würde. Dieser gute Teil ist zu Höherem berufen. Möglicherweise hat er sich schon in eine Materiequelle verwandelt. Mit so einem Gebilde kann man nicht mehr reden. Es hat keine Verbindung mehr zu unseren Problemen.«

»Und das andere ... Wesen, von dem du gesprochen hast – wird das auch in diese andere Welt gehen?«

Kil'Dhun stutzte.

»Es wäre möglich«, sagte er überrascht. »Ja, mehr als das! Es wird sich in eine Materiesenke verwandeln. Wenigstens nehme ich das an. Die Frage lautet nur: Wie lange dauert das?«

Vaalyn wandte sich ab.

»Wir segeln weiter!«, rief sie den anderen Alven zu. »Beeilt euch!«

»Wohin fahren wir?«, fragte Kil'Dhun.

»Nach Süden«, erwiderte Vaalyn.

»Und was tun wir dort?«

»Ich werde diesen schwarzen Gott beschwören.«

»Das geht nicht. Es ist kein Gott, und du wirst ihn nicht beeinflussen können.«

Die Alvin warf stolz den Kopf zurück.

»Ich bin Vaalyn«, verkündete sie, und ihre Stimme klang lauter als sonst. »Mir gehorchen alle Götter von Ritiquian.«

Kil'Dhun fühlte sich plötzlich schwindlig. Er schob es darauf, dass der Boden unter seinen Füßen schwankte.

Vaalyn war offenbar kein Name im eigentlichen Sinne, und die Planetarierin war auch keine gewöhnliche weiße Alvin. Sie war vielmehr so etwas wie eine Hohepriesterin.

 

*

 

Es wurde eine ziemlich anstrengende Reise. Das Binnenmeer war sehr seicht, und die häufig auftretenden, heftigen Stürme wühlten das Wasser so stark auf, dass wandernde Schlammbänke entstanden. Unter diesen Umständen war es den Alven nie gelungen, zuverlässige Schiffsrouten zu erkunden. Außerdem waren sie miserable Seefahrer, und das Schiff entsprach ihrem Können – es war schwer zu manövrieren, krängte bei jeder Gelegenheit so stark, dass Kil'Dhun um sein Leben fürchtete, und zeigte eine fatale Neigung, sich bei stärkerer Belastung in seine Einzelteile aufzulösen. Der Hornige hatte schon bald das Gefühl, dass bestenfalls die eine Hälfte der Mannschaft nach ihrem seemännischen Können ausgesucht wurde. Bei der anderen Hälfte kam es wohl mehr darauf an, dass sie aus möglichst flinken Handwerkern bestand.

Das Schiff hielt sich stets in der Nähe der Ufer, und je weiter sie nach Süden vordrangen, desto häufiger sahen sie kleine Häfen mit Fischerbooten darin – aber keinen einzigen lebenden Alven. Ein paar Mal gingen sie an Land, und Kil'Dhun ließ sich anfangs die Gelegenheit nicht entgehen, sich ebenfalls umzusehen. Dabei spielte für ihn auch das Motiv eine große Rolle, endlich wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu spüren. Aber so angenehm das auch sein mochte – bald verzichtete er auf diese Wohltat, denn die Bilder des Schreckens wurden immer unerträglicher.

Wenn YEPHENAS II so weitermachte, würde das Volk der Alven aussterben. Schon jetzt waren viele Landstriche völlig entvölkert. Die Überlebenden verließen ihre geschützten Dörfer und zogen raubend und plündernd durch das Land. Wo solche Gruppen sich begegneten, kam es zu mörderischen Auseinandersetzungen.

Für Kil'Dhun wurde es immer deutlicher, dass die Alven selbst dann, wenn genug von ihnen überlebten und die schwarze Wesenheit sie – freiwillig oder gezwungen – aus ihrem Einfluss entließ, für immer durch diese schrecklichen Ereignisse geprägt sein würden. Er hoffte nur, dass sie nicht ähnlich wie die Tapheen reagierten.

Seltsamerweise blieben Vaalyn und ihre Mannschaft normal. Es gab Streitigkeiten an Bord, aber sie hatten ganz triviale Ursachen, und niemals kam es dabei zu ernsten Folgen. Das gab ihm zu denken. Während um sie herum ein ganzer Planet im Chaos versank, bildete das Schiff eine Insel des Friedens. Er begann sich zu fragen, ob Vaalyn vielleicht doch eine geheime Kraft besaß, mit deren Hilfe sie sich und ihre Leute vor dem Einfluss der Wesenheit bewahrte.

Endlich, es mochte der zwanzigste Tag der Reise sein, tauchten weit vor ihnen pilzähnliche Gebäude auf, mit riesigen Dächern, die aus Sumpfgräsern geflochten waren, und Mauern aus gebranntem Lehm.

»Das ist Gorgossul«, erklärte Vaalyn, die neben Kil'Dhun an der Reling stand. »Dort werde ich den Dunklen Oheim beschwören.«

»Wen?«, fragte der Hornige verblüfft.