herz

Kapitel IV

Amüsieren Sie sich, bis Sie bereit für die Regeln sind

Ist es für Sie in Ordnung, wenn sich ein Mann, mit dem Sie im Bett waren, nie wieder meldet?

Finden Sie es amüsant und spontan, wenn Sie in letzter Minute zu einer Verabredung gebeten werden? Oder sehen Sie darin eher eine Kränkung?

Fordern Sie Männer auf, mit Ihnen auszugehen, und zucken einfach mit den Schultern, wenn sie ablehnen?

Gehen Sie weiter mit einem Mann aus, der sagt, er wolle »keine ernsthafte Beziehung«, und auch andere Frauen trifft?

Sagen Sie, wenn Ihre Mutter oder eine Freundin von unseren Regeln spricht, »Ich habe einen Uniabschluss. Mir muss niemand vorschreiben, wie ich mich verhalten soll«?

Wenn Sie alle Fragen mit Ja beantwortet haben, machen Sie einfach weiter wie bisher. Dieses Buch ist wahrscheinlich nichts für Sie – zumindest noch nicht. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei, weiter gegen die Regeln zu verstoßen. Laufen Sie einem Mann ruhig nach, schreiben Sie jeden Tag eine Nachricht auf seine Pinnwand, fliegen Sie in die Stadt, wo er wohnt, schreiben Sie ihm nachts um zwei Uhr eine SMS und sagen Sie ihm, wie sehr Sie ihn mögen. Genießen Sie Ihr Leben. Seien Sie dreist, frech und unmöglich. Agieren Sie völlig verrückt und sorglos!

Machen wir uns doch nichts vor: Die meisten Studentinnen wollen keine Regeln, schon gar keine Regeln für die Partnersuche. Sie wollen tun, was ihnen gefällt. Sie denken nicht an Verlobungsringe, Hochzeit, Ehe und Kinder, warum sollten sie also den spontanen Spaß, den sie haben, zugunsten irgendwelcher langfristiger Überlegungen aufgeben? Vielleicht haben sie noch nicht einmal richtige Zukunftspläne. Sie wollen einfach nur studieren, Partys feiern und hoffentlich ihren Abschluss machen! Sie wollen sich ausprobieren, sei es beim Sex oder beim Trinken, oder sogar mit Drogen experimentieren. Sie suchen nichts Festes. Sie wollen albern sein und mit jedem flirten, der ihren Blick erwidert, sie wollen nicht warten, bis der Mann sie zuerst sieht und den ersten Schritt macht. Sie suchen nicht nach dem Mann fürs Leben. Sie wollen Sex, wenn die Hormone toben. Sie wollen ihre Gefühle offen zeigen, anstatt diskret zu sein. Warum soll man sich an langweilige Regeln halten, wenn man jung ist und noch das ganze Leben vor sich hat? Warum jetzt nicht einfach das Leben genießen und sich später Gedanken über die Zukunft machen?

Das verstehen wir vollkommen! Die Regeln sind schlicht und ergreifend nicht für Frauen, die sich amüsieren wollen. Sie sind für Frauen gedacht, die sich verletzt und deprimiert fühlen, wenn eine Beziehung nicht funktioniert. Sie sind für Frauen, die ihre besten Freundinnen, Therapeuten, Psychiater oder uns anrufen, wenn ein Mann sich einfach nicht an sie binden will und sie nicht mehr weiterwissen. Flüchtige sexuelle Abenteuer reichen ihnen nicht mehr. Sie wollen eine dauerhafte, liebevolle Beziehung. Wenn Sie das noch nicht so sehen, sollten Sie Ihr Leben in vollen Zügen genießen: Schicken Sie Männern die ganze Nacht SMS oder steigen Sie ins Flugzeug und treffen Sie sich mit einem Mann aus dem Internet, mit dem Sie sich gerade bei Facebook angefreundet haben oder dessen Profil Ihnen gefällt.

Wir bekommen oft E-Mails oder Facebook-Nachrichten von Frauen, die der Ansicht sind, dass ihre Schwester oder Freundin unbedingt die Regeln anwenden sollte. Sie schreiben uns: »Sie ist wieder mit dem Typen zusammen, der sie betrogen hat. Sie bräuchte wirklich die Regeln!« Oder: Sie ist 30 und seit sechs Jahren mit diesem Mann zusammen, der ihr immer noch keinen Antrag gemacht hat. Sie müsste endlich klare Verhältnisse schaffen.« Oder: »Meine Kollegin hat sich in einen verheirateten Mann mit Kindern verliebt, der seine Frau nie verlassen wird, aber das kann ich ihr einfach nicht klarmachen. Ich wünschte, sie würde sich an die Regeln halten.« Oder wir bekommen E-Mails von besorgten Müttern, die uns schreiben: »Meine Tochter rennt immer den Männern hinterher und wird dabei verletzt. Ich mache mir Sorgen, dass ihr Ruf darunter leidet. Können Sie ihr helfen?« Wir bekommen sogar E-Mails von Frauen, die Klatsch-Blogs oder die Regenbogenpresse lesen und uns schreiben: »Ich kann nicht glauben, dass die und die Schauspielerin ihn bei jedem Filmdreh besucht und jetzt bei ihm eingezogen ist. Da ist es doch kein Wunder, dass er dachte, sie würde klammern; wahrscheinlich hat er ihr deshalb den Laufpass gegeben. Sie braucht wirklich die Regeln!« Wir haben sogar Fans auf Facebook, die der Meinung sind, unser Buch sollte gleich bei der Geburt, bei Beginn der Pubertät oder zumindest im Sexualkundeunterricht in der Schule verteilt werden!

Wir verstehen natürlich, was diese Frauen empfinden. Es ist frustrierend, mitanzusehen, wie eine Freundin oder Verwandte oder beliebte Schauspielerin ihr Liebesleben vermasselt, wenn es doch eine viel bessere Methode gibt. Aber wir sagen diesen Frauen das, was wir auch Ihnen sagen: Die Regeln sind für Frauen, die diese Regeln wollen, nicht für Frauen, die sie brauchen. Es ist nicht so einfach, sich rar zu machen und sich bei Verabredungen Grenzen zu setzen und seine Selbstachtung zu wahren. Dem unterwirft sich eine Frau eigentlich nur, wenn sie sich schon einmal die Finger verbrannt und schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Wenn Frauen unser Buch kaufen oder einen Beratungstermin bei uns vereinbaren, liegt das nicht daran, dass sie eines Tages aufwachten und dachten: »Hey, ich glaube, ich möchte mich an die Regeln halten.« Sie machen das nicht, weil sie nichts Besseres zu tun haben! Sie halten sich an die Regeln, weil sie wieder einmal von einem Mann in einer Beziehung verletzt wurden, die wie schon so oft zu nichts geführt hat. Sie sind verzweifelt und wissen, dass sie etwas an ihrem Modus Operandi ändern müssen. Sie haben eine jahrelange Leidenszeit hinter sich, wurden gedemütigt und verletzt. Das Scheitern der letzten Beziehung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Freund hat sie wieder einmal betrogen oder ist zwar fünf Jahre lang mit ihr ausgegangen, hat ihr aber nie einen Antrag gemacht und will sich nicht binden. Oder er ist verheiratet und will seine Frau nicht verlassen. Sie hat jetzt einfach genug. Solche Frauen haben keine Lust oder keine Kraft mehr zu warten, wollen einem Mann nicht mehr hinterherrennen und sich in ihrer Phantasie die tollsten Beziehungen ausmalen. Sie haben genug von der schnellen Befriedigung, aus der sich nichts weiter ergibt. Sie wollen nicht schon wieder ohne Begleitung zur Hochzeit einer Cousine. Und Sie haben die Nase voll davon, sitzen gelassen zu werden.

Manchmal wendet sich eine Frau an uns, weil sie gerade den Richtigen kennengelernt hat und nichts falsch machen will. Nachdem sie jahrelang die Regeln gebrochen und unverbindliche sexuelle Abenteuer hatte, trifft sie endlich auf einen richtig netten Typen und hat nach dem ersten Kuss ein Aha-Erlebnis. Sie erkennt, dass sie doch eine langfristige Beziehung will, nicht nur ein bisschen Flirten und Sex. Sie will die Sache nicht ruinieren, indem sie zu sehr drängt (»Hast du heute Abend schon etwas vor? Ich habe zwei Karten für ein Konzert.«) oder wirkt, als ob sie es nötig hätte (»Wann sehen wir uns wieder?«). Sie denkt: »Wow, den Mann will ich nicht verlieren. Ich brauche einen Plan!« Wenn eine Frau so weit ist, wenn sie ihre selbstzerstörerischen Angewohnheiten ablegen will, ist sie bereit für die Regeln.


Ende der Leseprobe