Nr. 430
Razamon, der Spion
Unterwegs im Auftrag des Neffen
von Marianne Sydow
Nachdem Atlantis-Pthor, der Dimensionsfahrstuhl, in der Peripherie der Schwarzen Galaxis zum Stillstand gekommen ist, hat Atlan die Flucht nach vorn ergriffen.
Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an und erreicht das so genannte Marantroner-Revier, das von Chirmor Flog, einem Neffen des Dunklen Oheims, beherrscht wird.
Dort, von Planet zu Planet eilend und die Geheimnisse der Schwarzen Galaxis ausspähend, haben Atlan und seine Gefährtin schon so manche tödliche Gefahr gemeinsam bestanden – bis der Planet Dykoor zu Thalias Grab wurde.
Während auch nach Thalias Tod für den Arkoniden die kosmische Odyssee weitergeht – und zwar von Säggallo zum Planeten Ghyx und von dort zum Stern der Läuterung –, wenden wir uns nun einem Pthorer zu, der vor längerer Zeit vom Dimensionsfahrstuhl spurlos verschwand und der inzwischen auch eine Reihe turbulenter Abenteuer überstanden hat.
Wir meinen Razamon, den Berserker. Er erhält von Duuhl Larx, dem Herrscher des Rghul-Reviers, einen Spezialauftrag und wird RAZAMON, DER SPION ...
Duuhl Larx – Beherrscher des Rghul-Reviers.
Razamon – Der Berserker übernimmt einen gefährlichen Auftrag.
Allthargo – Ein einsamer und redseliger Roboter.
Peleff – Der Valvke verrät seine Retter.
Onfan-Parg – Kommandant der WARQUIENT.
Razamon zog die Brustplatte seiner Robotausrüstung fest, klappte das Visier herunter und befahl dem Portal, sich zu öffnen. Regungslos blieb er stehen und sah zu, wie die Schneise sich bildete. Er musterte den schmalen Weg sorgfältig. Noch heute schauderte es ihn, wenn er daran dachte, wie sorglos er beim ersten Mal durch die gestaffelten Schutzschirme gegangen war. Inzwischen wusste er, dass ein falscher Schritt das Ende bedeutete.
Durch die flirrenden Energieschleier hindurch sah er drei Trugen, die jenseits der Schirme an einem Kristallbrunnen standen und sich den Anschein gaben, als wären sie in eine harmlose Plauderei vertieft. Eben verabschiedete sich eines der großen, kastenförmigen Wesen und schlenderte davon.
Razamon lächelte bitter im Schutz des Visiers. Ihn konnten die Trugen nicht täuschen. Er wusste sehr genau, was als nächstes geschehen würde.
Der Truge gab die Meldung wahrscheinlich schon in diesem Augenblick an den nächsten Warnposten weiter. Danach würde sich die Warnung wie ein Lauffeuer über den ganzen Palastkomplex verbreiten.
»Varkun geht um. Bringt euch in Sicherheit!«
Varkun – so hatten die Bewohner von Harrytho den Mann in der grauen Eisenrüstung getauft, seit er vor nunmehr zwei Wochen eine Gruppe von Verschwörern ausgehoben und dem Neffen ausgeliefert hatte. Varkun war ein Wort aus der Sprache der Trugen, und es bedeutete »Verräter«.
Es war absurd, dass ausgerechnet die schlimmsten Ganoven von Cagendar Razamon mit diesem Schimpfnamen belegten. Allerdings musste er ihnen zugute halten, dass sie seinen wirklichen Namen nicht kannten, beziehungsweise für nicht mehr aktuell hielten. Offiziell war der Pthorer Razamon tot. Das Blut des Neffen hatte ihn umgebracht, als Duuhl Larx den Berserker zu seinem Transfusionsgebundenen machen wollte. Razamon selbst hatte den Höflingen die traurige Nachricht verkündet, und da er in der Maske des Neffen auftrat, glaubte man ihm jedes Wort. Aber bald war es ihm zu unbequem geworden, ständig in der flammenden Energiesphäre als Duuhl Larx durch die Gegend zu geistern, und er nahm die Außenhaut eines humanoid geformten Roboters, um sich daraus eine Tarnung zu basteln.
Die Schneise war offen, und er stapfte los. Die Rüstung klirrte und rasselte bei jedem Schritt, dass man es weithin hörte. Wer ein schlechtes Gewissen hatte und dieses Rasseln hörte, der wandte sich eilig zur Flucht. Man hätte meinen sollen, dass dem Verräterschreck von Harrytho dies ein Dorn im Auge war und er sich bemühte, diesen Effekt zu beseitigen. Razamon tat das nicht. Seine Feinde hielten es für einen Ausdruck von Sadismus. Wie hätten sie auch wissen sollen, in welcher Zwickmühle Varkun steckte?
Es war unnatürlich still um ihn herum. In Harrytho ging es nie sehr geräuschvoll zu. Es gab auch keine Tiere in dieser mit Schätzen und Kunstwerken überladenen Landschaft. Aber wo Razamon auftauchte, da wuchs die Stille, bis man glaubte, sie mit den Händen greifen zu können. Nur der Wind strich wimmernd um die zahllosen Statuen, und aus der Ferne klangen die klagenden Stimmen der singenden Kristallblumen vom Planeten Gafghar. Razamon hielt gewohnheitsmäßig Ausschau nach der Sphäre des Neffen. Aber Duuhl Larx ließ sich nur noch selten hier draußen blicken.
Razamon war auf der Jagd nach Verrätern, aber er konnte sich nicht richtig auf diese Aufgabe konzentrieren. Es widerte ihn an, den Höflingen von Cagendar nachzuspüren und sich ihrer kleinen Geheimnisse anzunehmen. Es schien, als mache hier jeder Geschäfte auf eigene Rechnung. Razamon fragte sich, wohin das Ganze führen sollte. Wenn der Neffe jede kleine Unzuverlässigkeit, jede Schlamperei als Verrat einstufte, dann würde er bald ohne einen einzigen Untertan dasitzen. Denn Duuhl Larx kannte für Verbrechen aller Art nur eine Strafe: den Tod.
Razamon vernahm ein Geräusch, das nicht in diese Umgebung passte, und drehte sich langsam um.
Neben einer Statue standen drei Trugen, zwei Noots und ein Kune. Sie waren bewaffnet. Die Trugen hatten Energiestrahler und Schockschleudern bei sich, der Kune hielt eine Lanze wurfbereit in der Hand, und die Noots ließen metallene Kugeln an dünnen Seilen drohend hin und her pendeln.
»Wir wollen dich sehen, Varkun!«, sagte der Kune. Seine Stimme klang unnatürlich hell. Der arme Kerl hatte eine Todesangst.
»Dieser Wunsch ist euch bereits erfüllt«, antwortete Razamon spöttisch. »Hier bin ich.«
»Öffne das Visier!«, forderte einer der Noots aufgeregt.
Der Pthorer schüttelte leicht den Kopf.
»Warum so neugierig?«, erkundigte er sich.
Der andere Noot verlor die Geduld. Die Kugel schwang nach vorne und flog durch die Luft. Razamon bückte sich blitzschnell und wich zur Seite aus. Wütend zerrte der Noot an dem Seil, aber der Flug der Kugel ließ sich nicht mehr beeinflussen.
»Das hilft dir nicht!«, schrie der Kune wütend und schleuderte seine Lanze.
Razamon fing die Lanze aus der Luft, wirbelte sie blitzschnell herum und schleuderte sie zurück. Der Kune sank tödlich getroffen zu Boden. Die anderen Angreifer stießen erschrockene Schreie aus. Die Trugen schossen mit ihren Schockschleudern auf Razamon, aber die lähmende Energie konnte den grauen Metallpanzer nicht durchdringen. Der eine Noot holte in hektischer Eile das Seil mit der Kugel ein. Razamon stellte den Fuß auf das Seil, riss die Kugel ab und warf sie dem Noot an den Kopf. Dann stürmte er los, und er war zu schnell für die vor Entsetzen halb betäubten Höflinge.
Als er wieder klar zu denken vermochte, war von seinen Gegnern kein einziger mehr am Leben.
Erschüttert und entsetzt über sich selbst ließ Razamon sich auf eine aus Juwelen zusammengefügte Bank sinken und stützte den Kopf in beide Hände.
Er wusste, dass das, was eben geschehen war, nichts mit den Berserkeranfällen früherer Tage zu tun hatte. Die hatten sich lange vorher angekündigt, so dass er fast immer eine Möglichkeit hatte, sich an einen Ort zurückzuziehen, an dem er niemanden direkt gefährdete.
Was ihn da gepackt hatte, war viel gefährlicher, weil er nicht wusste, wie er sich dagegen wehren konnte.
Er war zu oft und zu lange in der Nähe des Neffen. Die bösartige Ausstrahlung, die den ganzen inneren Palast erfüllte, machte sich allmählich bemerkbar. Razamon wusste, dass es bei solchen Wutausbrüchen nicht bleiben würde.
Er zwang sich dazu, aufzustehen und nach seinen Opfern zu sehen. Zu helfen war keinem mehr.
»Sollen sie froh sein, dass es sie auf diese Art erwischt hat«, sagte er plötzlich zu sich selbst. »Hätte Duuhl Larx sie in die Finger bekommen, so wäre ihnen ein Platz in den Todesröhren sicher gewesen.«
Er runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, wie schlimm und zynisch diese Einstellung war. Keines von diesen sechs Wesen hatte sich bisher verdächtig gemacht. Er hatte also keinen Grund, sie dem Neffen zu bringen, und somit wären sie ihres Lebens ziemlich sicher gewesen, hätten sie nicht – aus möglicherweise aufrichtigen Motiven heraus – jene gepanzerte Kreatur angegriffen, die das Leben auf dem Kontinent Harrytho zur Hölle werden ließ.
Und wenn schon!, dachte er. Es sind alles Halunken.
Er dachte es und erschrak abermals.
Was war mit ihm los? Wohin sollte das führen? Würde er am Ende genauso bösartig wie der Neffe selbst sein?
*
»Ich mag es nicht, wenn du dieses Ding dort trägst!«, sagte Duuhl Larx zu Razamon. »Es ist nicht nur hässlich, sondern deiner auch noch unwürdig. Du bist mein Vertrauter. Was sollen diese Narren da draußen denken, wenn sie dich in diesem Aufzug erblicken?«
»Das ist mir gleichgültig«, antwortete Razamon ausdruckslos. »Vergiss nicht, dass sie mich für tot halten. So soll es doch bleiben, oder willst du mich für deine Untertanen wieder auferstehen lassen?«
Der Neffe kicherte. Es war ein widerwärtiges Geräusch, böse und ohne jede Spur von Humor. Jedes Mal, wenn Razamon es hörte, bildete sich eine Gänsehaut auf seinem Rücken.
»Das ist gar keine schlechte Idee«, meinte Duuhl Larx. »Es würde sie beeindrucken.«
Razamon schwieg. Er betrachtete die flammende Aura, hinter der Duuhl Larx sich wie üblich verbarg. Hätte er nur einmal einen Blick in das Innere der Sphäre werfen können.
Wie sah der Neffe aus, welche Art von Wesen war er? Stammte er wirklich, wie manche behaupteten, von einem der Völker im Rghul-Revier ab? Oder saß Duuhl Larx gar nicht in der Sphäre, gab es dort nur einen Roboter oder eine Art Lautsprecher? Niemand wusste es, und es schien, als würde auch der Pthorer die Wahrheit nicht herausfinden.
»Es gab einen Kampf«, sagte Duuhl Larx schließlich. »Die Roboter haben mir davon berichtet. Warum hast du die Verräter selbst gerichtet, anstatt sie mir zu überlassen?«
»Es waren keine Verräter«, behauptete Razamon düster. »Ihr einziges Vergehen bestand darin, dass sie mich angriffen.«
»Reicht das nicht?«, wunderte sich der Neffe. »Du bist mein Vertrauter. Ein Mordanschlag auf dich ist fast so schlimm, als hätte man mich selbst angegriffen. Du hättest sie nicht töten sollen.«
»Es tut mir leid«, murmelte Razamon.
»Das klingt beinahe so, als meintest du es ernst«, bemerkte der Neffe amüsiert.
Razamon beschloss, ein anderes Thema anzuschneiden. Im Augenblick fühlte er sich frei von diesem unheimlichen Einfluss, der von Duuhl Larx ausging. Dabei wäre er jetzt fast froh darüber gewesen, die seltsame Kälte in sich zu spüren. Dann hätte er sich wenigstens in die Gedankengänge des Neffen hineinversetzen können. So jedoch musste er befürchten, dass der Hass ihn zu unvorsichtigen Bemerkungen verleitete.
»Du wolltest mich nach Pthor schicken«, sagte er gedehnt. »Meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, diesen Plan durchzuführen? Wenn du noch lange zögerst, wird Chirmor Flog dir den Rang ablaufen.«
»Es gibt immer noch zu viele Verräter in Harrytho!«, konterte der Neffe. »Ich kann keinem mehr vertrauen. Du bist der einzige, auf den ich mich einigermaßen verlassen darf. Verlangst du wirklich von mir, dass ich dich unter diesen Umständen auf eine so lange und gefahrvolle Reise schicke?«
Razamon schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Es ist nicht halb so schlimm, wie du glaubst«, behauptete er. »Niemand wird dich angreifen. Sie haben alle Angst vor dir.«
»So soll es auch sein«, versicherte der Neffe kichernd.
Es schien an diesem Tag nicht gut um ihn zu stehen. Razamon kannte die Symptome mittlerweile ziemlich genau. Es sah alles danach aus, dass Duuhl Larx einem jener fürchterlichen Anfälle entgegensteuerte, in denen er schreiend und tobend durch den Palast raste, um anschließend für mehrere Stunden in seinen Gemächern zu verschwinden.
»Die Zeit drängt«, sagte er trotzdem. »Die Verhältnisse in Pthor waren zwar verwirrend, als ich von dort wegging, aber der Dimensionsfahrstuhl steht nun schon seit Wochen im Marantroner-Revier. Chirmor Flog kann kein solch großer Narr sein, dass er in dieser Zeit nicht wenigstens ein paar kleine Erfolge erzielt hat.«
»Chirmor Flog ist ein Narr!«, schrie der Neffe zornig.
»Ja«, sagte Razamon beruhigend. »Ich weiß das. Aber er hat ebenfalls Vertraute. Einer von denen könnte mehr Verstand besitzen, als uns lieb ist. Schick mich auf die Reise, Duuhl Larx, ehe es zu spät ist!«
Die Energiehülle flackerte auf, und Razamon fürchtete schon, der Neffe würde in seiner Wut jede Rücksicht auf den Pthorer vergessen und die Vernichtungsaura aktivieren.
Aber Duuhl Larx fing sich noch einmal.
»Kümmere dich um die Aufgaben, die ich dir gegeben habe«, forderte er. »Bis zum Abend hast du zehn Verräter zu finden. Die Todesröhren sind leer. Schaff mir Nachschub heran!«
Unvermittelt tat die Sphäre einen Satz nach vorne, auf Razamon zu, der instinktiv auswich.
Der Neffe lachte schrill auf, dann jagte die Sphäre an dem Pthorer vorbei durch die Tür und den Gang hinunter. Razamon wartete regungslos, bis das wahnsinnige Gelächter in den Tiefen des Palasts verhallt war.
Zehn Verräter!, dachte er wütend. Mehr als hundert waren es allein in der ersten Woche. Hätte ich Narr sie nur alle laufenlassen! Wofür hält dieses Monstrum mich eigentlich? Oh, ich weiß: Wenn ich keinen hochgradig Verdächtigen habe, so muss ich eben einen der Höflinge dazu machen. Einfach genug ist es ja. Jeder hat hier etwas auf dem Kerbholz, und Beweise lassen sich leicht beschaffen.
»Diesmal nicht, Duuhl Larx«, sagte er zu sich selbst. »Ich habe dir bis jetzt Kreaturen geliefert, die wirklich Verbrechen begangen haben. Aber ich werde keinen Unschuldigen an dich ausliefern, du Bestie!«
Er lauschte den Worten nach. Sie klangen gut, aber Razamon wusste zu genau, dass nichts dahinterstand. Sein Kopf saß sehr locker auf den Schultern, seit er in den Palast gekommen war. Fehler durfte er sich nicht erlauben.
»Na und?«, fragte er trotzig. »Ich möchte doch mal sehen, ob er mich wirklich umbringt!«
Aber er konnte nicht beschwören, ob er den Mut aufbrachte, es wirklich auszuprobieren. Abgesehen vom Mut – jene Bösartigkeit, die sich in unberechenbaren Abständen in seinem Gehirn breitmachte, konnte ihm jederzeit das Konzept verderben. Wenn sie von ihm Besitz ergriff, war er nicht zurechnungsfähig.
Irgendeine Gelegenheit wird sich schon ergeben, dachte er. Ich muss die Zeit nützen, in der Duuhl Larx mich nicht stören kann.
Er wusste nicht, ob das, was er tat, einen Sinn hatte. Aber er hielt verbissen an seinem Vorhaben fest. Seit Tagen wanderte er in jeder freien Minute durch den gigantischen Palast, auf der Suche nach etwas, das ihm helfen konnte.
Er hatte Hilfe dringend nötig. Es war ihm egal, von welcher Seite sie kam. Sein einziger Wunsch war, diesen Palast sobald wie möglich zu verlassen. Blieb er noch länger hier, dann würde er immer bösartiger und gefühlskälter werden, und schon lange vorher würde Duuhl Larx ihn zum Mörder machen. Er würde anfangen, Verschwörungen zu konstruieren, nur um den Blutdurst jenes Ungeheuers zu stillen, das jetzt irgendwo in den Tiefen des Palasts seinen Anfall austobte.
Er musste Cagendar verlassen. Es reichte nicht, wenn er nur aus dem Palast herauskam, denn der Einfluss des Neffen war schon zu tief ihn ihm verankert. Er musste weg von diesem höllischen Planeten. War er erst im freien Raum, so würde er sein inneres Gleichgewicht schnell zurückerobern.
Im Palast war es noch stiller als sonst. Es gelangten nur selten Besucher an diesen Ort. Niemand erschien freiwillig vor dem Neffen, und solange Duuhl Larx nicht ansprechbar war, wiesen die Roboter sowieso jeden Bittsteller zurück. Razamon, der in seiner klirrenden, rasselnden Rüstung umherwanderte, fühlte sich wie ein Schlossgespenst in einer seit Jahrhunderten ausgestorbenen Burg.
Er benutzte Lifts und Treppen, um in die unteren Regionen des Palasts zu gelangen. Dabei ging er nach einem wohlüberlegten Schema vor. Seit Tagen suchte er den Zugang zu den Gewölben, die es dort unten geben musste. Aber er fand auch an diesem Tag nichts. Ab einer bestimmten Tiefe endeten alle Treppen blind, und die Lifts weigerten sich, den geräuschvollen Fahrgast auch nur um einen Millimeter weiter nach unten zu transportieren.
Ratlos stand Razamon schließlich auf einem Gang, an dessen einem Ende bewaffnete Roboter Wache hielten. Er hatte alle nach unten führenden Wege untersucht, ausgenommen die, die im Bereich der Privatgemächer des Neffen begannen. Er überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, an den Robotern vorbeizukommen, aber die Maschinen sahen nicht so aus, als würden sie sich auf einen Handel einlassen.
Sie beobachteten ihn, wie er ratlos dastand und zu ihnen hinübersah. Als er zögernd einen Schritt in ihre Richtung tat, hoben sie drohend die Waffenarme. Es waren massige Konstruktionen. Sie hatten die eckigen Körper von Trugen, und ihre Köpfe ähnelten denen der Noots. Rotglühende Sehzellen unter dicken Metallwülsten verliehen ihnen ein brutales Aussehen. Razamon zog es vor, ihre Zuverlässigkeit nicht auf die Probe zu stellen und entfernte sich so ruhig wie möglich.