Nr. 538
Der Ysterone
Hetzjagd in der Eiswüste von Worsian-IV
von Kurt Mahr
Seit Dezember des Jahres 3586, als die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.
Schließlich ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt.
Gegenwärtig schreibt man an Bord des Schiffes den Oktober des Jahres 3791, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben – ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Demontage im Mausefalle-System rettete.
Trotz Atlans unleugbarer Verdienste um das Schiff herrscht zwischen der Führungsspitze der SOL und dem Arkoniden nach wie vor ein angespanntes Verhältnis. Allerdings kann der High Sideryt nicht umhin, Atlan mit der SZ-2 eine Expedition in die Kleingalaxis Flatterfeld zu gestatten.
Diese Expedition, die der Arkonide als Friedensmission versteht, führt die SZ-2 zu den Pluuh von Worsian-IV. Dort befindet sich auch DER YSTERONE ...
Atlan – Der Arkonide auf Verfolgungsjagd.
Sternfeuer, Federspiel und Argan U – Atlans Begleiter.
Baster Minn – Sprecher der Pluuh auf Worsian-IV.
Girgeltjoff – Ein Riese unter Zwergen.
Oserfan – Der Molaate startet einen Rachefeldzug.
Mit ungläubigem Staunen musterte der Arkonide die riesige, zyklopenhafte Gestalt. Sie ragte zu der gigantischen Höhe von zwanzig Metern auf und beherrschte das Innere des großen Kuppelbaus. In seiner äußeren Erscheinung entsprach das Ungeheuer der Skulptur, die das Suchkommando der SOL an Bord des Kugeloktogons entdeckt hatte. Die Skulptur war fünf Meter hoch, und schon damals hatte die Solaner gelindes Grausen gepackt, als sie sich auszumalen versuchten, welch gigantische Geschöpfe die Ysteronen sein mochten. Hätte ihnen damals jemand gesagt, dass das Bildnis eine Verkleinerung im Maßstab 1 : 4 war ...
Vier Säulenbeine, an den Eckpunkten eines Quadrats angeordnet, machten die Hälfte der Körperlänge aus. Aus dem Oberteil des Rumpfes wuchsen zwei lächerlich kurze Arme, die in feingliedrigen, fünffingrigen Händen endeten. Der Schädel, nicht übermäßig groß und durchaus humanoid in Form und Struktur, saß auf einem stämmigen Hals. Zwei große, traurige Augen blickten zu den Zwergengestalten auf dem Boden der Kuppelhalle herab.
Atlan sah sich um. Durch das offene Tor fiel sein Blick auf eine Gruppe von Gebäuden, die sich aus gefrorenem Grund vor der trübseligen Kulisse des Planeten Worsian-IV erhoben. Unter der Toröffnung stand eine Gruppe von Pluuh, menschengleichen Geschöpfen, denen diese Welt gehörte. Unter ihnen befand sich Baster Minn, der Nickelforscher, der als ihr Sprecher fungierte. Die Pluuh unterhielten sich miteinander. Der Anblick des Giganten war ihnen nichts Neues. Sie betreuten Girgeltjoff seit geraumer Zeit. Anders ging es den Solanern. Sie starrten mit offenen Mündern an dem Riesen empor, und in manchem Gesicht spiegelte sich Furcht. Wenige Meter abseits standen die fünf Molaaten. Mit ihrer grünen Körperbehaarung und den kahlen, runden Schädeln glichen sie freundlichen Trollen aus einem terranischen Märchen. Aber in ihren Augen loderte das Feuer unversöhnlichen Hasses, während sie den Ysteronen musterten. Sie waren Zwerge mit einem durchschnittlichen Wuchs von kaum mehr als einem halben Meter. Der Riese war ihnen an Körpergröße um ein Vierzigfaches überlegen. Aber der Hass, den sie gegenüber den Zerstörern ihrer Welten empfanden, besaß gigantisches Ausmaß.
Der Arkonide empfand Sorge. Soweit er wusste, war dies das erste Mal, dass Molaaten einem Ysteronen gegenüberstanden. Er wusste nicht, wie sie reagieren würden. Sie waren bewaffnet. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen. Ab und zu suchte sein Blick Bjo Breiskoll, den Telepathen. Der Katzer wusste, was ihn bedrückte. Er schüttelte leise den Kopf, aber in seinen Augen war der Ausdruck der Wachsamkeit.
Ein Dröhnen erhob sich plötzlich unter dem Zenit der Kuppel. Der Mund des Giganten zuckte und gab unverständliche Laute von sich, erzeugt von Stimmorganen, die mühelos den Donner eines Trommelfeuers hätten übertönen können. Der mächtige Oberkörper begann, sich zu winden, während die Beine an Ort und Stelle verharrten. Sprachlos verfolgten die Solaner das seltsame Schauspiel. Der Ysterone wandte sich ab. Er hob die kurzen, nur einen Meter langen Ärmchen, als wolle er das Gesicht mit den Händen bedecken. Atlan verstand sich nicht auf die Physiognomie dieser Wesen; aber er hätte wetten mögen, dass Girgeltjoffs Miene einen Ausdruck der Scham zeigte. Seine Gestik war die eines Kindes, das sich vor dem strafenden Blick der Mutter fürchtet.
Er löste sich aus der Gruppe seiner Begleiter und trat zu den Pluuh hinüber. Baster Minn sah ihn kommen und blickte ihm aufmerksam entgegen. Er machte den Eindruck eines Mannes zu Anfang der Fünfzig. Dem oberflächlichen Beobachter erschienen die Pluuh wie Terraner. Erst näheres Hinsehen enthüllte verschobene Proportionen in den Gesichtszügen wie im Körperbau, die den Mitgliedern dieses eigenartigen Volks eine exotische Erscheinung verliehen.
»Was sagt er?«, fragte Atlan.
Die Pluuh besaßen die einzigartige Fähigkeit, jede fremde Sprache, solange sie auf akustischer Basis beruhte, auf Anhieb zu verstehen und ihrem Wissen einzuverleiben. Baster Minn und einige seiner Mitarbeiter sprachen Interkosmo unmittelbar nach der ersten Begegnung mit der Abordnung von der SOL.
Der Pluuh machte eine Geste der Ungewissheit. »Wir können ihn nicht verstehen«, sagte er. »Er gibt unverständliche Laute von sich, mitunter ein einzelnes Wort oder zwei, aber es wird kein Zusammenhang erkenntlich. Im Augenblick, glaube ich, schämt er sich.«
Ein dünner, spitzer Schrei gellte auf. Einer der Molaaten hatte ihn ausgestoßen.
»Vorsicht! Er will fliehen!«
Der Boden der Halle begann zu zittern, als sich der gigantische Ysterone in Bewegung setzte. Der Arkonide fuhr herum und sah vier schwankende, baumstammähnliche Gebilde auf sich zukommen. Er schnellte sich beiseite, um dem Zertrampeltwerden zu entgehen. Aber der Riese brauchte mehr Platz. Atlan sah einen klobigen Fuß auf sich zukommen – an die drei Meter lang und über einen Meter hoch. Rissige, dunkelbraune Haut schabte wie grobes Sandpapier an der Schulter seines Raumanzugs entlang. Er wurde in die Höhe gehoben und ein paar Meter weit durch den Eingang geschleudert. Nur die geringe Schwerkraft des Planeten verhinderte, dass er sich beim Aufprall verletzte.
Der hartgefrorene Grund bebte, als der Gigant mit raschen Schritten floh. Atlan richtete sich auf und sah hinter ihm drein.
Der Arkonide hörte Schritte. Er blickte zur Seite und sah Palo Bow und Brooklyn, die beiden Magniden, auf sich zukommen. In den Händen hielten sie schussbereite Schocker.
»Vorsicht!«, schrie Atlan. »Nicht schießen!«
Aber es war schon zu spät. Singend entlud sich eine der Waffen. Der Riese schrie gequält auf, und sein Schrei hallte wie rollender Donner zwischen den Flanken der Schneeberge, die das Tal begrenzten, hin und her.
*
Der Arkonide schnellte sich auf die beiden Solaner zu. Brooklyn war stehen geblieben und hatte den Schocker mit beiden Händen gefasst, um besser zielen zu können.
»Um Himmels willen, hört auf!«, keuchte Atlan.
Girgeltjoffs riesige Gestalt tauchte schwankend in eine Gasse zwischen zwei Gebäudereihen.
»Er entkommt!«, stieß Brooklyn hervor.
Der Schocker verfehlte sein Ziel. Hinter sich hörte Atlan das heftige Schnaufen des Magniden Palo Bow. Der zur Fettleibigkeit neigende Afro-Solaner tat sich schwer, wenn es darum ging, rasche Bewegungen auszuführen. Atlan sah ihn mit angelegter Waffe. Er duckte sich zum Sprung und wollte ihm den Schocker aus der Hand schlagen. Aber bevor er dazu kam, wurde von anderer Seite her eingegriffen.
Ein dünner, lichter Nebel erhob sich aus dem Boden und schloss sich um die beiden Magniden. Eine kleine, transparente Kuppel war entstanden, in deren Wänden es irrlichterte. Palo Bow drückte ab; aber die Entladung seines Schockers hatte einen merkwürdig hohlen Klang. Die Wand der Kuppel flammte auf, wo der Schuss sie traf. Sie absorbierte die Energie der Waffe mühelos.
Palo Bow und Brooklyn sahen sich verblüfft nach dem Arkoniden um.
»Was ist jetzt los?«, fragten sie wie aus einem Mund.
Ihre Stimmen klangen verzerrt. Die energetische Wand der Kuppel ließ den Schall nicht unbeeinflusst passieren.
»Ihr habt die Pluuh falsch eingeschätzt«, sagte Atlan.
Das Gebrüll des Riesen war inzwischen leiser geworden. Atlan sah ihn hinter einer Gruppe hoher Gebäude verschwinden. Er bewegte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit – kein Wunder bei dieser Größe.
Der Arkonide war dabei, Erdkrumen und kleine Eisstücke von seiner Montur zu wischen, als Baster Minn auf ihn zutrat. Die Augen des Pluuh funkelten in höchster Erregung.
»Unser Misstrauen war berechtigt!«, stieß er empört hervor. »Ihr seid Barbaren.«
Atlan begriff, dass es jetzt auf ein Höchstmaß an diplomatischem Geschick ankam, wenn er nicht alles zunichte machen wollte, was er bisher erreicht hatte. Die Pluuh waren ein Volk von nahezu fanatisch friedliebender Gesinnung. Sie verabscheuten den Gebrauch von Waffen. Viel mehr wusste der Arkonide nicht; aber auf der Basis dieses geringen Wissens hatte er versucht, Palo Bow und Brooklyn am Schießen zu hindern. Es war ohnehin fraglich, ob ein Koloss wie Girgeltjoff von einem solanischen Schocker zu Fall hätte gebracht werden können.
Er wies auf die glitzernde Kuppel.
»Warum hast du diese beiden Menschen eingeschlossen?«, fragte er ernst.
»Um sie an der Begehung weiterer Gräueltaten zu hindern«, erklärte Baster Minn mit Nachdruck.
»Niemand wollte Girgeltjoff ein Leid antun«, sagte Atlan. »Wir brauchen Auskünfte von ihm. Unter uns sind Wesen, deren Welten von Girgeltjoffs Volk vernichtet wurden. Sie haben einen Anspruch darauf, Informationen von ihm zu erhalten.«
Baster Minn warf einen Blick in die Runde, sah, dass der Ysterone nicht mehr in Sicht war, und machte eine vage Geste mit der rechten Hand. Die flimmernde Kuppel sank in sich zusammen. Palo Bow und Brooklyn waren frei. Atlan warf ihnen warnende Blicke zu.
»Girgeltjoff ist unser Gast«, sagte der Pluuh. »Er ist aus freien Stücken zu uns gekommen, und wir haben ihn hier untergebracht. Er kann sich bewegen, wohin er will.«
Die beiden Magniden kamen heran.
»Ich verlange eine Erklärung!«, stieß Brooklyn hervor.
Baster Minn musterte sie mit abweisendem Blick.
»Mit Barbaren habe ich nichts zu tun«, erklärte er mit Bestimmtheit.
»Zum Teufel mit ...«
Es funkelte drohend in Brooklyns Augen. Ein Wink des Arkoniden brachte sie zur Ruhe. Sie fühlte sich ihm untergeordnet; aber sie war intelligent genug, um zu erkennen, wann es geraten war, ihn gewähren zu lassen.
»Ich schlage vor, ihr beide macht euch auf den Rückweg zum Schiff«, sagte Atlan ruhig. Dabei nickte er in Richtung der kugelförmigen Silhouette der SOL-Zelle-2, die weit jenseits des Industriegeländes in den grau verhangenen Himmel emporragte. »Girgeltjoff hat sich vorläufig zurückgezogen. Wir müssen nach friedlichen Methoden suchen, wieder mit ihm in Verbindung zu treten.«
Sichtlich widerwillig machten sich die beiden Magniden auf den Weg. Sie hatten irgendwo in der Nähe den Gleiter abgestellt, mit dem sie vom Schiff gekommen waren. Atlan hörte ein Triebwerk brummen. Er wandte sich an Baster Minn.
»Du hast die Absicht, nach dem Ysteronen zu suchen, nicht wahr?«
»Meine Absichten gehen dich nichts an«, antwortete der Pluuh. Nichtsdestoweniger winkte er der Gruppe seiner Artgenossen zu, die jetzt außerhalb des Tores stand. Ein jüngerer Mann kam herbei.
»Das ist Koklar Senn, mein Stellvertreter«, sagte Baster Minn, der trotz der Abneigung, die er den ungebetenen Besuchern gegenüber an den Tag legte, die Regeln der Höflichkeit nicht verletzen wollte.
An Koklar Senn gewandt, sprach er ein paar Worte in der Sprache der Pluuh, die der Arkonide nicht verstand. Der Stellvertreter wandte sich ab und kehrte zum Tor des Kuppelbaus zurück. Er redete auf seine Artgenossen ein. Die Gruppe setzte sich in Bewegung und verschwand hinter einem Gebäude. Augenblicke später sah Atlan drei seltsam geformte Fahrzeuge in den grauen Himmel steigen. Sie flogen in die Richtung, in der Girgeltjoff sich entfernt hatte.
»Die Liebe zum Frieden ist einer der hervorragendsten Züge des intelligenten Charakters«, sagte der Arkonide. »Aber wenn durch sie andere, weniger friedliebend Gesinnte in ihrer Meinung bestärkt werden, dass sie ungestraft die Welten fremder Völker vernichten dürfen, gerät sie zur Farce.«
Baster Minn sah ihn nachdenklich an.
»Woher willst du das wissen?«
»Ich bin zweihundertmal älter als du. Ich habe Sonnen und Planeten gesehen, die zu Galaxien gehören, von denen du noch nicht einmal den Namen gehört hast. Ich kenne Tausende von Sternenvölkern, und ich weiß, wie ihre Schicksale einander beeinflussen.«
Der Pluuh machte eine zögernde, unsichere Gebärde der Zustimmung.
»Und du stehst im Auftrag einer höheren kosmischen Macht?«
»Ja. Das sagte ich bei unserer ersten Begegnung.«
Baster Minn ließ den Blick über die trostlose Einöde des Tales zwischen den Schneebergen schweifen.
»Ich glaube dir«, sagte er. »Aber wir haben unsere eigenen Gesetze, nach denen ich mich richten muss. Eines davon besagt, dass einem Gast kein Leid zugefügt und er in seiner Bewegungsfreiheit nicht gehindert werden darf. Der Gebrauch von Waffen gegenüber einem intelligenten Wesen ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen.«
»Was gedenkst du zu tun?«, erkundigte sich Atlan, der die Nutzlosigkeit einer weiteren Diskussion erkannte.
»Was ich tun muss«, antwortete der Pluuh düster. »Ich habe nach All-Jasgard über diesen Vorfall zu berichten.« All-Jasgard, Worsian-III, war die Heimatwelt der Pluuh. »Bis ich von dort Bescheid erhalten habe, rate ich euch, an Bord eures Schiffes zu bleiben und euch nicht von dort zu rühren.«
Ein spöttisches Lächeln erschien auf Atlans Gesicht.
»Vor Augenblicken sprachst du von Bewegungsfreiheit«, sagte er.
Baster Minn erwiderte seinen Blick mit Verwunderung.
»Ich sprach von einem Gesetz, das sich auf den Umgang mit Gästen bezieht«, hielt er dem Arkoniden entgegen. »Ihr seid nicht unsere Gäste.«
»Ich sehe nicht ein, was wir hier verloren haben.«
Brooklyn sprach's, mit einem höflichen Lächeln, in Atlans Richtung.
»Und warum wir uns von den Pluuh unsere Handlungsweise vorschreiben lassen sollen«, fügte Palo Bow grimmig hinzu. Er demonstrierte seinen Unwillen, indem er gegen sonstige Gewohnheit nervös mit einem Schreibstift spielte.
Breckcrown Hayes sagte kein Wort. Er saß am unteren Ende des Tisches, den kantigen Schädel in die Fläche einer Hand gestützt, die breiten Schultern weit vornübergebeugt. Wer Breckcrown zum ersten Mal sah und sein wortkarges Verhalten erlebte, der mochte zu dem Schluss kommen, dass unter der Schädeldecke des robust wirkenden Menschen nicht allzu viel Gehirn verborgen sei. Atlan hatte Breckcrown Hayes in den vergangenen Wochen jedoch von anderer Seite kennen gelernt.
Bjo Breiskoll starrte aus halb geschlossenen Augen vor sich hin. Seine Gedanken schienen nicht in dieser Runde zu sein.
Neben ihm saß Argan U auf einem Gelenksessel, der in die Höhe gefahren worden war, damit das kleine Geschöpf bequem über die Tischplatte hinwegblicken konnte. Neunzehn Jahre war es her, seit eine Gruppe von Pyrriden Argan U auf seiner Heimatwelt aufgegriffen und ihn als Extra an Bord der SOL gebracht hatte. Mit seiner Körpergröße von anderthalb Metern wirkte er wie ein possierlicher Bär. Orangefarbene Schuppen bedeckten den schmächtigen Körper. Große Augen blickten ein wenig traurig in die Runde. Argan U trug keine Kleidung, aber mit Hilfe eines breiten Plastikbands hatte er ein Gerät an seiner Seite befestigt, das zu einem Bestandteil seiner selbst geworden zu sein schien. Es war eine miniaturisierte Destillieranlage, die ein solanischer Techniker schon vor etlichen Jahren für ihn gefertigt hatte. Der Puschyde benutzte sie, um eine zuckrige Flüssigkeit zu gewinnen, die ihm als Nahrung diente.
»Wir können Girgeltjoff nicht einfach in der Eiswüste umkommen lassen«, sagte er als Antwort auf Brooklyns und Palo Bows Vorhaltungen. »Er wird umkommen!«
Argan U hatte bis vor kurzem Interkosmo nur unvollständig und gebrochen beherrscht. Seit er von Atlan in dessen Vertrautenkreis einbezogen worden war, hatte er sich bemüht, die Sprache vollständig zu erlernen, und dabei erstaunliche Ergebnisse erzielt. Atlan hatte von allem Anfang an eine Zuneigung zu dem Puschyden gefasst. Darauf beruhte der Entschluss, ihn zu einem engeren Mitarbeiter zu machen, jedoch nur zum Teil. Argan U war naiv im Sinne der Unvoreingenommenheit. Eingefahrene Denkmuster, die bei Solanern nur zu oft dazu führten, dass ihnen die Lösung eines Problems entging, waren ihm unbekannt. Er ging jede Frage mit der Unschuld dessen an, der Ähnliches noch nie zuvor gehört hat. Die Ideen, mit denen er des Öfteren aufwartete, waren erfrischend und eröffneten neue Aspekte.