Nr. 579
Die Dunkelwelt
Mit dem Atlan-Team auf Krymoran
von Hans Kneifel
In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Besatzungsmitglieder des Generationenschiffs SOL mannigfaltige Gefahren und Abenteuer bestehen müssen. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit der Zeit ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangt ist, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern nicht mehr um interne Machtkämpfe, sondern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung.
Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, für die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X, einen mächtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat.
In der Zone-X, die man inzwischen angeflogen hat, hofft man, den großen Gegenspieler endgültig stellen zu können. Allerdings ist man eingedenk der Macht von Hidden-X vorsichtig, und so dringt nicht die SOL zum Zentrum der Zone-X vor, sondern der HORT, mit Oggar, Atlan und dessen Team.
Die Erkunder von der SOL besuchen DIE DUNKELWELT ...
Hidden-X – Es stellt den Solanern eine neue Falle.
Atlan – Der Arkonide und sein Team landen auf einer Dunkelwelt.
Sanny, Oserfan, Hage Nockemann und Hreila Morszek – Einige Mitglieder von Atlans Team.
Harre'Arft und Cryss'Narm – Zwei Krymoraner.
Ein starkes Gefühl packte den Arkoniden genau in dem Moment, als der HORT von der SOL ablegte.
Dieses Gefühl, zusammengemischt aus Panik, unterdrückter Existenzangst, zahllosen Erfahrungen, einer Unmenge von Erinnerungen an Kämpfe, aus Selbstzweifeln und Niederlagen ergriff Atlan nicht gerade häufig. Aber fast immer, wenn sich sein Verstand an eine solche Woge erinnerte, waren seine bösen Ahnungen berechtigt gewesen.
Schweigend saß Atlan da und versuchte durch kaltes, rationales Nachdenken seine Ängste zu unterdrücken.
Die Aufgabe, die vor den Teilnehmern des Kommandounternehmens lag, erforderte weitaus mehr als kühle Überlegungen.
Und natürlich rissen kurz vor dem Abdriften der SOL sämtliche Funkverbindungen ab. Sie hatten damit gerechnet ...
*
Zwei weitere Tage der längsten Odyssee waren vergangen, die je ein Raumschiff unternommen hatte. Jedenfalls wusste Atlan von keiner anderen derartigen Geschichte.
Die Ortungsabteilungen arbeiteten ununterbrochen. Man sondierte die einzelnen Aspekte der Aufgabe, die sich die Solaner selbst gestellt hatten. Die SOL, die außerhalb der Zone-X schwebte, versuchte, mehr über die unbekannten Gefahren dort herauszufinden, um nicht unvorbereitet in eine neue Falle zu tappen.
Die Maßnahmen, die Hidden-X zum Schutz des Flekto-Yns geschaffen hatte, waren nur teilweise bekannt. Hundert Milliarden Kilometer vom Zentrum der Geheimniszone entfernt, war die mentale Barriere so abgeschwächt, dass man sie praktisch nicht mehr spürte.
Stimmten Breckcrowns Vermutungen, dass sich das Flekto-Yn in dem Versteck einer anderen Existenzebene befand? Jedenfalls war ein weiteres Eindringen der SOL in die Richtung des Zentrums ebenso sinnlos wie gefährlich.
Um sich abzulenken, erinnerte sich Atlan an die letzten Stunden an Bord der SOL. Nach einer langen Pause des Nachdenkens, in der er die Unterlagen studierte, erklärte vor mehr als sechsunddreißig Stunden der High Sideryt:
»Wir wissen noch viel zu wenig von dem, was auf uns lauert.«
»Und dass Hidden-X nur darauf wartet, dass wir einen Fehler begehen, ist uns allen klar«, hatte Atlan geantwortet.
»Also werden wir nicht riskieren, mit der SOL dort einzufliegen!«, entschied Hayes.
»Es ist sicherer, Oggars HORT zu benutzen«, meinte Stabsspezialistin Lyta Kunduran.
Der High Sideryt nickte schweigend.
Während in der Zentrale der SOL das weitere Vorgehen diskutiert worden war, rüsteten die Techniker den HORT aus. Sie versuchten, nichts zu übersehen: für jeden Teilnehmer sollten individuelle Schutzmaßnahmen vorhanden sein. Nicht weniger wichtig war es, die technischen Mittel bereitzustellen, die einen Vorstoß in das Reich des Dunkelplaneten ermöglichten.
Die Zone-X, geheimnisvoll und sonnenlos, schien so gut wie leer zu sein. Leer, das bedeutete: ohne Sonnen, Planeten, Monde und Asteroiden. Von der Ortung war mittlerweile ein Kugelausschnitt erforscht worden, der von eigenartiger Beschaffenheit war. Planetengroße Körper bildeten um diese Zone eine Art Kugelschale. Jeder der angemessenen Körper war von einem Energieschirm, ebenfalls in Kugelform, umgeben. Über die wahre Natur dieses Schutzschildes war man sich noch nicht klar; jedenfalls vermochte er die Ortungsimpulse zu schlucken.
Breckcrown Hayes stand auf, schichtete seine Unterlagen mit methodischen Bewegungen zusammen und meinte:
»Wir können die Startzeit bestimmen, Atlan.«
»Zu große Eile ist ebenso schädlich wie zu langes Zögern«, ließ sich Sanny, die Molaatin, vernehmen.
»Und wenn wir die unhörbare Stimme in unseren Gedanken vernehmen«, sagte Atlan, »werden wir wissen, dass wir uns Hidden-X nähern.«
Die Bildschirme, die noch vor wenigen Minuten ein sichtbares Zeichen der Kommunikation zwischen der SOL und dem HORT bedeuteten, waren leer und stumpfgrau. Aus wenigen Lautsprechern drangen nur winzige Störungsgeräusche. Bjo lag entspannt in seinem Sessel und hielt den Kontakt zu Federspiel aufrecht.
Ganz plötzlich, rund zwölf Lichtjahre vom Zentrum der Zone-X entfernt, hörten sie die dröhnende Stimme ihres unsichtbaren Gegners.
Versucht es nur, ihr winzigen Eindringlinge, hämmerten die Impulse, versucht nur, das Flekto-Yn zu finden!
Schlagartig richteten sich die Wesen im HORT auf. Sie konzentrierten sich auf den Wortlaut der Botschaft ebenso wie auf den Sinn, den sie zwischen den Worten zu entdecken hofften.
Ihr habt alle Zeit zur Verfügung, die ich euch gewähre!, donnerte Hidden-X. Sucht nur das Flekto-Yn! Sucht mich! Versucht ruhig, herauszufinden, wer ich bin und wie ich aussehe!
Ihr werdet es nicht schaffen!
Niemand von euch wird es erleben, denn meine Helfer vernichten jeden, der es riskiert, eines meiner Teilreiche zu betreten. Für euch verwandelt sich jeder dunkle Planet in eine tödliche Falle.
Nach den ersten Sätzen spürten die Mitglieder des Kommandounternehmens, wie der mentale Druck entstand, sich aufbaute und verstärkte, derjenige Druck, der so stark sein konnte, dass er schmerzte und das Leben zur Qual machte. Alle Insassen waren mentalstabilisiert und konnten der Botschaft widerstehen, obwohl sie von ihnen klar verstanden wurde.
Kehrt um!
Durch die Stille der Steuerkanzel ertönte das Flüstern der Molaatin:
»Es befürchtet, wir könnten einen wichtigen Dunkelplaneten entdecken und auf ihm landen.«
Als habe Hidden-X den Einwurf gehört, schickte er eine neue Welle des mentalen Druckes aus und dröhnte weiter:
Ich bin der Unsichtbare. Ich bin überall und nirgends. Ihr werdet weiterhin hartnäckig nach mir suchen – ich weiß es. Ich wiederhole nicht mehr, was ich euch versprochen habe, denn die Folgen eures Eindringungsversuchs werdet ihr selbst tragen müssen. Eure Anstrengungen sind vergeblich, und nur der qualvolle Tod wird eure Suche belohnen.
Der grauenhafte Klang der Stimme hörte abrupt auf.
Bjo Breiskoll hob in einer geschmeidigen Bewegung den Arm und meinte niedergeschlagen:
»Der telepathische Kontakt zwischen Federspiel und mir ist abgebrochen. Nichts mehr zu machen. Die SOL wird erst dann etwas erfahren, wenn wir lebend zurückkehren.«
»Was nach allem, was wir hören durften, zumindest zweifelhaft ist«, erklärte Hage Nockemann verdrossen.
Oggar bestätigte Breiskolls Wahrnehmung.
»Auch ich kann Federspiel nicht mehr erreichen. Offensichtlich befinden wir uns in einer für unseren Gegner gefährlichen Zone.«
Die Bildschirme zeigten es deutlicher.
Neunzehn mehr oder weniger scharfe Echos zeichneten sich ab. Die Charakteristika ließen die präzise Deutung zu, dass es sich um einen Cluster von Planeten handelte, deren Größe von der kugelförmigen Ausdehnung des jeweiligen Ortungsschutz-Schirmes bestimmt wurde. Schwarze Kugeln in der Schwärze eines sternenlosen Raumes, für menschliche Augen unsichtbar gemacht. Oggar, mit dem zusätzlichen technischen Instrumentarium der SOL-Ortungsfachleute versehen, führte eine Reihe von Schaltungen und Messungen durch, die weitere Klarheit schaffen sollten. Der HORT schlug einen neuen Kurs ein. Er flog nicht mehr auf das rechnerisch ermittelte Zentrum zu, sondern näherte sich dem ersten Dunkelplaneten, der auf dem Abflugkurs lag.
Der haarlose, weißhäutige Kopf des Androiden drehte sich blitzschnell hierhin und dorthin.
Lichtreflexe huschten über die hellblaue Kombination, als Oggar eine Serie von Leuchtbojen abfeuerte, nachdem er ihren Kurs programmiert hatte. Jedes Projektil hatte ein anderes Ziel und schlug sofort einen Kurs auf einen Dunkelplaneten ein. Es erreichte ihn mit einem einzigen, ultrakurzen Linearmanöver. Dann schalteten sich die Kraftquellen der Sonden ein. Minuten nach dem Aufdröhnen der ersten Abschüsse erreichte das Licht der ersten aufgleißenden Projektile die Empfänger des HORTS.
»Ein ausgezeichneter Effekt«, sagte Lyta zufrieden. »Endlich kommt etwas Licht in das ewige Dunkel. Hidden-X wird sich grämen.«
»Und deswegen wird es, weil wir es wütend gemacht haben, noch härter zurückschlagen«, knurrte Insider.
»Mit jedem dieser Schläge erfahren wir mehr von der wahren Natur des Gegners«, beschied ihn Atlan.
Atlan beobachtete voll anerkennendem Staunen, wie die kleinen, stechend grellen Kunstsonnen den Raum um das Zentrum herum auf merkwürdige Weise zu erhellen begannen; sie bewegten sich auf weit auseinander liegenden Bahnen, die in scheinbar wahllosen Kurvenausschnitten durch die Schwärze des Zentrums führten. Hin und wieder schoben sie sich hinter die Rundungen der Dunkelplaneten, wie Monde, die hinter ihren Planeten verschwinden und wieder auftauchen. Auf den Kugelschalen der Schutzschirme bildeten sich dann hellere Flächen. Scharf zeichneten sich Rundungen ab.
Insider hielt sich mit einer Hand an der Sessellehne fest und zeigte auf das zusammengefasste Bild von insgesamt elf festgestellten Dunkelplaneten.
»Fabelhafte Sache, diese Leuchtbojen. War ein guter Einfall von mir!«
Seine Hände und Arme bewegten sich auf der Tastatur eines Rechengeräts der Ortung mit faszinierender Schnelligkeit. Auf einen anderen Bildschirm wurden Zahlenkolonnen eingespiegelt.
»Niemand verkennt deine Leistung, Zwo!«, sagte Atlan. »Haben die Dunkelplaneten Eigenbewegungen?«
Die Planeten befanden sich zwischen vier und einundvierzig Lichtminuten vom Zentrum entfernt. Sie hatten keinerlei Eigenbewegungen. Ihre Verteilung war wahllos. Lyta wandte sich an Sanny und fragte:
»Siehst du ein Schema in der Aufteilung der Planeten? Ich kann keines erkennen.«
Der HORT bewegte sich mit zwei Vierteln der Lichtgeschwindigkeit auf einem annähernd spiraligen Kurs nahe dem Mittelpunkt. Dieses Kreuzen hatte immerhin den Erfolg, dass die Solaner wieder und immer wieder jene Durchgänge der Planeten vor den Sonnen – oder umgekehrt die Bedeckungen – sahen und die unterschiedlichen Informationen verifizieren konnten.
»Dieses Schiff von Vasterstat ist gut eingerichtet«, fügte die rechte Hand Solania von Terras hinzu. »Was sagt dein kosmischer Spürsinn, Bjo?«
»Wenig. Ich brauche noch mehr Eindrücke!«, lautete die kurze Antwort.
Aber die kleine Molaatin erklärte mit ihrer melodischen Stimme voller Selbstsicherheit:
»Das Verfahren der Ermittlung ist mühselig. Ich habe vermutet, dass es nicht nur die elf für uns sichtbaren Planeten gibt.«
»Sondern ...?«, fragte Atlan gedehnt.
»Ich berechne insgesamt neunzehn Planeten. Aber ihre Anordnung ist trotz der angewandten Paramathematik noch immer regellos und willkürlich. Ich erkenne kein Muster. Offensichtlich handelt es sich bei Hidden-X um einen Charakter, der eine andere Art der Logik verwendet als ich.«
Insider kratzte sich mit zwanzig Fingern gleichzeitig an beiden Schultern; eine Geste der Ratlosigkeit.
»Auf welche dieser pechschwarzen Welten landen wir? Hat jemand einen Hinweis?«
»Die Antwort ist keineswegs einfach«, sagte Atlan. »Neunzehn Welten stehen zur Auswahl. Für mich ist die eine so wichtig wie die andere.«
»Trotzdem! Es wird auch in diesem ›System‹ einen besonders wichtigen Planeten geben«, meinte Oserfan.
»Ich kann nichts berechnen!«, schränkte Sanny ein.
Das Team hatte sich nicht ganz freiwillig zusammengefunden. Dass sie alle mentalstabilisiert waren, spielte als Auswahlpunkt eine wichtige Rolle. Dazu kamen persönliche Bindungen. Jeder hatte mit einem anderen oder mehreren schon gefährliche Missionen durchgestanden.
Bisher jedoch hatten sich zwei Teammitglieder schweigend verhalten.
Hreila und Tristan, beide waren Buhrlos, sie Biologin, er Waffentechniker. Während der zurückliegenden Stunden hatten sie verständlicherweise nichts zu tun gehabt. Obwohl Tristan Bessborg als vorlauter, besserwisserischer Typ bekannt war, schien ihn die Anwesenheit Atlans und der Stabsspezialisten gebremst zu haben.
Der Katzer strich mehrmals mit beiden Händen über das kurze, rotbraune Haar seines Schädels, als könne er die Schwingungen der Mentalstrahlung dadurch förmlich neutralisieren. Mit großer Zurückhaltung warf er seine nächsten Worte in die Diskussion.
»Meine telepathischen Fähigkeiten sind im Augenblick gleich Null«, murmelte er. »Aber mein Gefühl sagt mir, dass einer der Dunkelplaneten eine positive Aura ausstrahlt. Es könnte dieser hier sein.«
Er stand auf, ging zum Steuerpult und deutete an Oggars Schulter vorbei auf eines der Echos.
Absolut nichts zeichnete diesen Dunkelplaneten vor den anderen aus. Er wirkte ebenso schwarz und rund wie die anderen. Auch aus seiner Stellung zu den weniger weit entfernten Körpern konnte niemand an Bord auf eine besondere Bedeutung schließen. Der Androide warf ein:
»Selbst mein Mnemodukt kann uns nicht weiterhelfen.«
»Was nun?«, murmelte Argan U.
»Abwarten. Vielleicht kann ich euch bald etwas Genaueres sagen«, meinte Breiskoll.
Atlan ging unruhig in der Zentrale auf und ab, warf immer wieder Blicke auf die Instrumente und die Ortungsschirme und sagte schließlich in nachdenklichem Tonfall:
»Ich gebe zwei Dinge zu bedenken! Erstens nehme ich an, dass Hidden-X uns nicht nur beobachtet, sondern auch auf irgendeine Weise belauscht. Er wird also bald wissen, für welchen Weg wir uns entschieden haben.
Und zweitens kann natürlich genau jene positive und anlockende Aura eine gezielte Falle unseres unsichtbaren Gegners sein. Das sollten wir einkalkulieren, bevor wir einen der in Frage kommenden Planeten ansteuern.«
»Längst bedacht!«, knurrte Insider.
Oggar wandte sich um und verzog sein weißhäutiges Gesicht zu einer schwer zu deutenden Grimasse.
»Das Mnemodukt hat einen Namen für den Planeten herausgesucht. Krymoran. Das bedeutet etwa: dunkler Punkt, schwarze Masse in der Sprache von pers-oggarisch. Einverstanden?«
Tristan Bessborg richtete sich mit seinen einhundertdreiundvierzig Zentimetern aus dem Sessel auf, zuckte mit den Schultern und meinte mit aggressiver Stimme:
»Nicht gerade sonderlich originell.«
»Sei nicht so vorlaut, Tris!«, wies ihn seine Lebenspartnerin zurecht. Sie war elf Jahre jünger und nur einen Meter und zwölf Zentimeter groß. Als Spezialistin für die Psychologie fremder Sternenvölker hatte sie sich unter den Buhrlos und anderen Gruppen einen guten Ruf erworben, der bis zu den Stabsspezialisten in der SOL-Zentrale gedrungen war. Deshalb befand sie sich an Bord des HORTS. »Krymoran ist wirklich ein guter Name.«
Ohne sich um das Wortgeplänkel zu kümmern, zeigte Bjo Breiskoll auf einen der neunzehn Planeten.
»Wenn dieser hier Krymoran ist, wenn Krymoran vielleicht auch eine Falle für uns darstellt, sollten wir trotzdem dort landen. Ich empfange eindeutig eine Ausstrahlung. Sie ist zwar aus vielen, einander widersprechenden Komponenten zusammengesetzt, scheint aber vorzugsweise positiv zu sein. Positiv, das meine ich in dem Sinn, dass dort nicht ein mächtiger Feind auf uns lauert.«
Mit weniger als halber Lichtgeschwindigkeit driftete der HORT auf den Planeten zu.
Vor dem Raumschiff wichen die punktförmigen Echos der Dunkelwelten in alle Richtungen auseinander und verschwanden schließlich jenseits der Ränder der Monitore. Im Mittelpunkt vergrößerte sich unentwegt die große Masse des unsichtbaren Planeten, geschützt durch den dunklen Ortungsschirm, kenntlich gemacht nur durch die künstlich erzeugten Farbunterschiede der Bildwiedergabe.
Der kugelförmige Körper schwoll an, nahm an Dichte zu und zeigte sich schließlich nur noch als Kugelausschnitt, als Kalotte. Die künstliche Sonne der Leuchtboje zog auf ihrer Bahn wieder zwischen den Planeten und das Schiff. Das grelle Licht erzeugte auf dem schwarzen Schutzschirm einen runden, gleißenden Fleck.
»Das also ist die Grenze zwischen Krymoran und dem Weltall«, stellte Oggar fest.