Nr. 601
Die Kriegsplaneten
Solaner in der Kriegszone Aulerbaul-System
von Horst Hoffmann
Die Entscheidung fiel – und Hidden-X ist nicht mehr!
Somit haben Atlan und die fast hunderttausend menschlichen und extraterrestrischen Bewohner der SOL die bislang gefährlichste Situation auf dem an Gefahren reichen Weg des Generationenschiffs fast unbeschadet überstanden.
Doch was ist mit dem weiteren Weg der SOL?
Die Verwirklichung von Atlans Ziel, das schon viele Strapazen und Opfer gekostet hat – das Ziel nämlich, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen, scheint nun außerhalb der Möglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfüllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.
Doch Atlan gibt nicht auf! Im Bemühen, sich die verlorenen Koordinaten wieder zu besorgen, folgt der Arkonide einer vagen Spur, die über den unbekannten »Rächer« schließlich zu Anti-ES führen soll.
Für die SOL bedeutet das den Einflug in die Randgebiete der Galaxis Xiinx-Markant. Dabei treffen die Solaner auf DIE KRIEGSPLANETEN ...
Atlan – Der Arkonide startet zur Dunkelzone von Xiinx-Markant.
Breckcrown Hayes – Der High Sideryt lässt die Kriegsplaneten untersuchen.
Janvrin – Der Schwarze Panther schlägt zu.
Lyta Kunduran, Wajsto Kolsch und Stana Osikowa – Kommandanten dreier Untersuchungsexpeditionen.
Jaspar Cott – Ein Retter in Nöten.
Zettec – Ein Krieger des Planeten »Mittelalter«.
Ich weiß, es sollte nicht so sein, doch manchmal wird diese Einsamkeit zu groß. Dann glaube ich, sie nicht mehr ertragen zu können, und dann rede ich mit dir wie mit einem Teil meiner selbst, Kristall. Dann erkläre ich dir die selbstverständlichsten Dinge, als müsste ich mir selbst immer wieder über meinen Auftrag klarwerden.
Ich bin der Lenker all dieser Schauplätze, die ich Szenen nenne und zur Unterscheidung zusätzlich mit einer dreistelligen Zahl bezeichne. Ich kontrolliere sie und greife ein, wenn die Umstände es erfordern. Es war bislang selten nötig. Doch möglicherweise ändert sich das nun bald.
Erste Anzeichen dafür gibt es bereits.
Ich gebe dir ein Bild von der Szene 213, Mnemo. Du siehst, was sich diesem Sektor nähert? Vielleicht liefert uns Szene 213, das Aulerbaul-System, nun den ersten konkreten Hinweis. Es kann auf jeden Fall nicht schaden, meinen Herrn zu bitten, mir das Manifest A zur Verfügung zu stellen. Es ist doch immerhin auch denkbar, dass das Erscheinen von Fremden in der Randzone von Xiinx-Markant ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auch mit dem letzten Befehl meines ehemaligen Meisters in Verbindung steht.
Wir werden abzuwarten haben, Mnemo. Natürlich kannst du nicht sehen und hören wie ich. Du nimmst nur meine Gedanken auf und kannst sie speichern. Danach lösche ich sie wieder aus dir. Das ist dein Schicksal, kleiner Kristall. Der Mächtige ist nur so lange stark, wie zur Stärke auch die Vorsicht kommt. Mein ehemaliger Meister machte den Fehler, seine Gegner zu unterschätzen.
Das werden wir nicht tun, Mnemo, oder?
1.
Weichen
Die fremde Galaxis leuchtete mit ihren Milliarden und aber Milliarden von Sonnen respekteinflößend und groß von den Bildschirmen in der Zentrale der SOL. Dass dazu noch eine gehörige Portion Geheimnis kam, dafür hatten die Andeutungen Wöbbekings reichlich gesorgt. Und sie waren auch der Grund dafür, dass die SOL nun rund 100.000 Lichtjahre vor den Grenzen der Sterneninsel stand.
»Xiinx-Markant«, sagte Breckcrown Hayes langsam, ohne den Blick von den Schirmen zu nehmen. »Zumindest der äußeren Form nach eine ziemlich normale Galaxis. Ein Spiralnebel vom Typ Sa mit großem Kern und zwei großen, weit aufgefächerten Spiralarmen. Dazu kommen zahlreiche kleinere Nebenäste.«
Atlan stand neben ihm und zeigte sich gelassen. Die Stabsspezialisten und anwesenden Mitglieder seines Teams jedoch glaubten besser zu wissen, wie es in ihm wirklich aussah.
»Mit der Einschränkung«, meinte Lyta Kunduran, »dass vom Kern so gut wie nichts zu sehen ist. Eigentlich können wir ihn doch nur vermuten, oder?«
»Dunkelwolken, sternenarme Zonen«, entgegnete Hayes. »Das Bild ist zwar ungewöhnlich, doch noch nicht sensationell. Wir werden mehr wissen, sobald wir die Auswertungen der SPARTAC-Messungen von den astronomischen Abteilungen vorliegen haben. Aber es gibt auch hellere Zonen.«
»Was nichts daran ändert, dass uns der Blick in das Zentrum verwehrt bleibt.«
Hayes lachte. »Liebe Bit! Uns allen brummt der Schädel noch von dem, was wir in den letzten Tagen durch Wöbbeking erfahren mussten. Nun fang du nicht noch an, in jeder kleinen Unregelmäßigkeit große Geheimnisse zu sehen.«
»Klein ist gut, Breck«, kam es von Uster Brick. Der Pilot wartete mit konkreten Daten auf, als wollte er allen Spekulationen von vorneherein einen Riegel vorschieben. »Der Durchmesser von Xiinx-Markant beträgt rund 85.000 Lichtjahre, die maximale Länge der Vertikalachse 27.000. Für diesen dunklen Kern liegt der größte Durchmesser bei 35.000, der kleinste bei 19.000 Lichtjahren. Entfernung von Pers-Mohandot 7,6 Millionen Lichtjahre, von der Nachbargalaxis 2,4 Millionen.«
Atlans Blick richtete sich auf das zweite, lichtschwächer abgebildete Milchstraßensystem. Genau genommen, handelte es sich dabei um deren zwei. Zwei ineinander verschobene Galaxien bildeten für das Auge des Beobachters ein Kreuz. Sie standen fast senkrecht zueinander und durchdrangen sich mit rasender Geschwindigkeit, was aus dieser großen Entfernung allerdings kaum deutlich werden konnte. Die inzwischen vorliegenden Messergebnisse sprachen darüber hinaus dafür, dass der Durchdringungsvorgang sich ganz allmählich verlangsamte. Es war durchaus vorstellbar, dass die beiden Sternensysteme sich nicht mehr voneinander trennen und dabei eine »Nabelschnur« ähnlich dem Mahlstrom der Sterne zwischen sich spannen würden. Diese Doppelgalaxis hatte den Namen Bars-2-Bars erhalten. Auch sie sollte bei dem eine Rolle spielen, was auf die SOL und ihre Besatzung zukam. So faszinierend das Bild aber auch war, Atlans Augenmerk richtete sich vorerst wieder ausschließlich auf Xiinx-Markant.
»Was werden wir dort finden?«, fragte Lyta, als läse sie seine Gedanken.
»Eine Spur«, antwortete Hayes für den Arkoniden. »Eine Spur, die uns zu jenem Unbekannten führen wird, der nach Wöbbekings Worten nun die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst besitzt.«
Die Hidden-X mir in der Sekunde seines Todes geraubt hat!, dachte Atlan. Der Sieg über den mächtigen Feind hat einen hohen Preis gefordert!
Atlan warf Hayes einen dankbaren Blick zu. Das ganze Verhalten des High Sideryt und der meisten Solaner sollte ihm in diesen bitteren Tagen voller Zweifel und Ungewissheit demonstrieren, dass er nicht allein war. Er kannte nur noch das eine Ziel, sich die geraubten Koordinaten zurückzubeschaffen, und wurde darin vorbehaltlos unterstützt. So viele gemeinsam abgewehrte Gefahren für die SOL und noch mehr zusammen bestandene Abenteuer hatten die Solaner und den Mann zu einer festen Einheit zusammengeschweißt, der vor 16 Jahren von Buhrlos aus dem Weltraum gefischt worden war. Es tat gut, Freunde um sich zu wissen, doch es beantwortete nicht die Fragen. Und diese türmten sich zu einem unüberschaubaren Berg auf.
Wenn Hayes von einem Unbekannten sprach, so traf dies die Wahrheit nur halb. Nach allem, was Atlan sich nun aus Wöbbekings eher dürftigen Aussagen und den inzwischen vorliegenden Informationen zusammenreimen konnte, hatte er es mit zwei Gegnern zu tun. Der erste, das war jener unbekannte Helfer von Hidden-X, der Rächer. An ihn war der letzte starke Mentalimpuls der Spiegelung von Seth-Apophis gegangen. Er sollte das tun, was Hidden-X selbst versagt geblieben war: die SOL und ihre Besatzung vernichten.
Wöbbeking aber behauptete, dass dieser Diener nun längst schon einem anderen Herrn untertan war, einem mächtigeren, als Hidden-X es jemals gewesen war.
Der wahre Gegner, der Lenker im Hintergrund hieß Anti-ES!
Ob der Helfer, Diener, Rächer oder Vollstrecker überhaupt noch im Besitz der wertvollen Koordinaten war oder sie nach der Übermittlung an Anti-ES wieder verloren hatte, war einer der vielen ungeklärten Punkte. Anti-ES besaß sie in jedem Fall und würde sie ohne jeden Skrupel dazu benutzen, seine eigenen finsteren Pläne zu realisieren.
Auch jetzt noch lief dem Arkoniden ein kalter Schauder über den Rücken, wenn er an das unheimliche Kräftemessen auf der Ebene der Superintelligenzen dachte, das in die Geschichte der Menschheit als »kosmisches Schachspiel« eingegangen war. Anti-ES war ES dabei am Ende unterlegen und von den Kosmokraten in die Namenlose Zone verbannt worden. In diesem unbegreiflichen Bereich zwischen Normaluniversum und Materiequellen existierte die negative Superintelligenz wahrscheinlich noch heute. Atlan war dort auf sie gestoßen, vor mehr als 200 Jahren, als sich sein Weg von dem Perry Rhodans trennte. Er besaß keine Erinnerung an das, was damals geschehen war. Das heißt: Mit Wöbbekings Hilfe hatte er einen Blick zurück in die vergessene Vergangenheit tun können. Was er dabei quasi »nacherleben«, durfte, war indes nur ein kleines Mosaikstück eines viel größeren Bildes.
Das war Vergangenheit. Sie mochte auf noch unbekannte Weise in das Heute hineinspielen. Atlan ahnte auch, dass es wichtig für ihn war, weitere Informationen darüber zu gewinnen. Doch zunächst zählte die Gegenwart. Und die hieß Xiinx-Markant.
Hidden-X, so glaubte man nun zu wissen, hatte sowohl Xiinx-Markant als auch deren Nachbargalaxis, Bars-2-Bars beherrscht. In Xiinx-Markant jedoch befand sich nach Wöbbekings Worten der Sitz des unbekannten Helfers. Ihn galt es zu finden und zu stellen.
*
Eine weitere Überlichtetappe brachte die SOL bis auf 50.000 Lichtjahre an den Rand der fremden Galaxis heran. Die SPARTAC-Energieteleskope vermochten Xiinx-Markant in weitere signifikante Einzelbereiche aufzulösen, die die astronomischen Abteilungen für lange Zeit beschäftigen würden. Das Rätsel um den dunklen Zentrumskern jedoch wurde noch größer.
Atlan befand sich zu dieser Zeit in seiner Kabine in SOL-City und ließ sich von der Zentrale aus nur über wichtig erscheinende Neuigkeiten informieren. Er brauchte die Ruhe, um wenigstens den Versuch zu machen, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Das Ziel hatte er klar vor Augen. Die Fragen waren: wie es erreichen, ohne die SOL zu großer Gefahr auszusetzen? Wann sollte der erste Vorstoß erfolgen und wohin?
Und vor allem: Durfte er all das, was er von Wöbbeking erfahren konnte, vorbehaltlos als Wahrheit akzeptieren? Welche Bedeutung war den nach wie vor vom Extrasinn geäußerten Zweifeln an Wöbbeking zuzumessen?
Die Stabsspezialisten und die Mitglieder des Teams zeigten sich mit einer Ausnahme verständnisvoll. Sie alle wussten inzwischen, woraus Chybrain entstanden war. Es bedeutete eine bittere Ironie des Schicksals, dass Chybrain sich für Atlan und die SOL geopfert hatte, kurz bevor der Arkonide sein Geheimnis erfuhr. Chybrain war das »Kind« von Wöbbeking und dem Extrasinn. Und diese Erkenntnis war nicht in wenigen Tagen zu verarbeiten.
Atlan erhob sich, als der Interkomsummer ertönte. Ungeduldig berührte er die Ein-Taste. Uster Bricks dunkelhäutiges Gesicht erschien auf der Videoscheibe. Sein Lächeln wirkte etwas gezwungen.
»Neue Auswertungen der Astronomen«, sagte Brick. »Dieser dunkle Mantel um den Kern von Xiinx-Markant besteht nicht aus vielen einzelnen Dunkelzonen, Atlan. Er ist eine einzige Dunkelzone.«
Atlan sagte nichts, er runzelte nur die Stirn.
»Eine einzige, optisch undurchdringbare Dunkelschale um den Kern, Atlan. In ihr finden sich zwar auch strahlende und leuchtende Gaswolken, aber das ändert für uns nichts. Die Dunkelzone ist fast exakt ellipsenförmig und ziemlich scharf begrenzt. Wenn du mich fragst, wirkt das alles etwas künstlich.«
»Und was reimt man sich in der Zentrale zusammen?«
»Alles und nichts. Kolsch meinte bereits, der Zentrumskern von Xiinx-Markant sei leer, vielleicht ein einziges großes Black Hole. Die Messergebnisse und die normalsten astrophysikalischen Berechnungen der Stabilität dieser Galaxis sprechen natürlich dagegen. Es muss im Innern der Dunkelzone gewaltige Massenanteile oder große Sternenmengen geben.«
»Dunkelzone«, wiederholte der Arkonide. »Hört sich so an, als hätte sich diese Bezeichnung schon für das Zentrum eingebürgert.«
»So gut wie«, antwortete Brick.
Sein Blick schien zu fragen: Und was nun?
»Ich komme in die Zentrale«, sagte Atlan und schaltete den Interkom aus. Mit Hayes war abgesprochen worden, dass man sich auf ein gemeinsames Vorgehen abstimmen würde. Anbetrachts der Erwartungen und der Erinnerung an frühere, ähnliche Situationen spielte Atlan mit dem Gedanken, entweder die SOL zu teilen oder mit Beibooten Vorstöße nach Xiinx-Markant getrennt vorzunehmen. Er dachte dabei nicht zuletzt an die bösen Erfahrungen auf dem Weg nach Andromeda, als die CREST II in das Fallensystem geriet und sich aus eigener Kraft nie hätte befreien können.
Vor allem aber trieb ihn die Unrast. Er wollte einfach nicht länger abwarten. Xiinx-Markant war ein unendlich großes Gebilde. Einige Solaner sahen in einer Galaxis schon nicht mehr als eine Wegstation. Sie hatten während ihrer langen Odyssee zu viele gesehen und angeflogen.
Was sie faszinierte, das war Bars-2-Bars. Doch die Gefahr lauerte hier.
Atlan brauchte einen Anhaltspunkt. Er wollte nicht den langen Weg über vielleicht Dutzende von Völkern gehen, die ihm ebenfalls nur vielleicht einen Hinweis auf den Sitz des unbekannten Helfers von Anti-ES geben konnten.
Als er seine Kabine verließ, glaubte er, diesen Anhaltspunkt gefunden zu haben, obgleich auch dessen Dimensionen ihn schwindeln machten.
Er schloss die Tür hinter sich und blieb stehen, als etwas vom Ende des Korridors auf ihn zuschoss und vor ihm Gestalt annahm.
»Ich habe auf dich gewartet«, zirpte es aus Cpt'Carchs Sprechmembran auf dem Rücken des bananenförmigen Körpers.
Atlan schob sich an ihm vorbei und ging weiter auf die Verbindungstür zur Zentrale zu. Carch folgte ihm stelzend.
»Vielleicht brauchst du jetzt jemanden, der dich versteht.«
»Aha?«
Carch ließ nicht locker.
»Tut es dir weh, wenn ich von Chybrain spreche?«
»Ich kann dich nicht daran hindern, oder?«
»Du bist so anders geworden. Ich meine, du bist verschlossen. Aber wir wissen ja, warum. Atlan, ich habe mir auch meine Gedanken über Chybrain gemacht. Er mag jetzt tot sein oder irgendwo verschollen, wohin unser Denken nicht reicht. Aber er wusste wenigstens, wie er geboren wurde.«
Atlan blieb stehen und drehte sich zu seinem lästigen Begleiter um.
»Ob er es wusste, ist noch die Frage, Carch. Wir wissen es.«
»Das wollte ich nur hören! Denn wenn er es nicht wusste, war er genauso arm wie ich. Ich kann also mit ihm fühlen.«
Atlan starrte ihn an.
»Willst du damit etwa sagen, dass du ... dass du dich mir als Ersatz für Chybrain zur Verfügung stellen willst?«
Er konnte Carch nicht böse sein. Im Grunde konnte dies niemand, obwohl nicht wenige Solaner Grund dazu gehabt hätten.
Carch begann auf seinen Spinnenbeinen zu rotieren, ein sicheres Zeichen seiner Erregung.
»Vielleicht können wir beide uns gegenseitig helfen.«
»Ich denke, du weißt nach deiner Quasi-Geburt über Dynur, was und wer du bist.«
»Ich bin ein Cpt'Cpt. Ich erlebte damals vielleicht meinen Endzustand, aber nur viel zu kurz. Etwas scheint mich noch daran zu hindern, geboren zu werden und zu den Cpt'Cpts zu stoßen, die den letzten Schritt getan haben und in einem fremden Raum ihre Erfüllung finden. Mein Körper und mein Bewusstsein sind nur Hüllen für die heranwachsende Frucht. Ich kann jedoch noch nicht geboren werden!«
»Für einen Ungeborenen redest du wieder reichlich viel.«
Atlan ging weiter. Carch raste um ihn herum wie ein Satellit.
»Vielleicht muss ich erst selbst in Erfahrung bringen, wie und woraus ich halbgeboren wurde, Atlan! Vielleicht ist das die Voraussetzung für die wirkliche Geburt!«
»Bleib bei uns und so wie du bist, Carch.« Atlan, von eigenen Sorgen mehr als verwöhnt, sah sich plötzlich in die Rolle des guten Onkels gedrängt. »Wir werden in Xiinx-Markant jede Hilfe brauchen – und du willst dich doch nicht davonstehlen?«
»Natürlich nicht. Ihr braucht mich. Und ich fühle mich ja auch wohl bei euch. Aber noch viel wohler wäre mir, wenn ich wüsste, was ich bin!«
»Ein Cpt'Cpt!«
Carch raste zur Korridortür und stellte sich davor auf wie eine Wache.
»Du bist ein Arkonide. Du weißt, wer deine Eltern waren.«
Atlan seufzte.
»Aber nichts über die deinen. Komm, Carch, lass mich durch.«
»Unter einer Bedingung!«
Atlan hatte die Hand schon ausgestreckt, um die lebende Banane sanft zur Seite zu schieben.
»Du musst mich mitnehmen!«
»Wohin denn?«
»Dorthin, wohin du willst, Atlan. Ich weiß mehr über deine Gedanken und Absichten als du selbst!«
»So? Und die wären?«
»Die Dunkelzone.«
*
Atlan betrat die Hauptzentrale allein, nachdem Carch sich nach seiner Eröffnung wortlos in sein Quartier zurückgezogen hatte. Dass er die geheimsten Gedanken des Arkoniden kannte, war angesichts der zwar verblüffenden, aber oft schwankenden Fähigkeiten des Cpt'Cpts nicht einmal verwunderlich. Es traf die Realität.