Nr. 627
Volk in Fesseln
Machtkampf auf Anterf
von Peter Terrid
Die Verwirklichung von Atlans Ziel, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen, scheint nun außerhalb der Möglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfüllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.
Doch Atlan gibt nicht auf! Im Bewusstsein, sich die verlorenen Koordinaten wieder besorgen zu müssen, folgt der Arkonide einer vagen Spur, die in die Galaxis Xiinx-Markant führt, wo die SOL in erbitterte Kämpfe verwickelt wird.
Schließlich, gegen Ende des Jahres 3807 Terrazeit, eskaliert die Auseinandersetzung zwischen Anti-ES und Anti-Homunk auf der einen und Atlan und den Solanern auf der anderen Seite in einem solchen Maß, dass für die Kontrahenten die alles entscheidenden Stunden des Kampfes nahen.
In höchster Not vollzieht die SOL den Sturz ins Nichts, der das Generationenschiff schließlich nach Bars-2-Bars führt, die aus zwei ineinander verschmolzenen Galaxien bestehende Sterneninsel.
Die politischen Verhältnisse dort sind äußerst prekär. Das zeigt sich besonders deutlich am Beispiel der Anterferranter – sie sind ein VOLK IN FESSELN ...
Grynph – Ein unfreiwilliger Held.
Ashda – Eine junge Anterferranterin.
Der Dunkle – Ein politischer Verführer.
Narrm – Chef der Raumfahrt von Anterf.
Nykh – Ein seltsamer Raumkapitän.
Grynph fröstelte. Der Sprühregen nässte ihm das Fell und ließ die Haare zusammenkleben. Die Kälte sickerte langsam durch auf die Haut und legte sich wie ein langsam fester werdender Panzer um den ganzen Leib.
Es war später Nachmittag, und Grynph wusste mit sich nichts Rechtes anzufangen. Vor zwei Wochen war seine Schule zerstört worden, die letzte, die es in dieser Region von Anterf noch gab. Wirrköpfige Schüler hatten das Gebäude in Flammen aufgehen lassen – samt allen Unterlagen und Hilfsmitteln. Die Mehrzahl der Lehrer hatte sich schon vor Monaten abgesetzt, die Gewalttätigkeit der Schüler in den Klassen war ihnen zuviel geworden, nachdem einer der Lehrer in einer monddunklen Nacht von mehreren Unbekannten derart zusammengeschlagen worden war, dass er seinen Verletzungen erlegen war.
Grynph schlenderte langsam durch die regenfeuchten Straßen. Ein paar Laternen gaben noch spärliches Licht, das in den Pfützen funkelte und sprühte, ab und an zischte ein Reiter vorbei, ohne von dem einsamen Spaziergänger Notiz zu nehmen.
Grynph betrachtete die alte Schule. Hohe Mauern, aus hellen und dunkleren Ziegeln gemauert, ein paar altmodische Fenster zu den Straßen hinaus, die an dem Gebäude vorbeiführten. Im Innern gab es einen betonierten Hof, auf dem die Schüler in den wenigen Pausen hatten spazieren gehen dürfen. Nun lag der Platz voll Schutt, das unappetitliche Gelb des Mauerwerks war schwarz überrußt, die Fenster in der Hitze geborsten, das Dach eingestürzt.
»Was hast du hier zu suchen?«, erklang eine raue Stimme. Grynph wandte den Blick. Kirran, früher Lehrer für planetarische Geschichte, sah Grynph misstrauisch an. Der junge Anterferranter begegnete dem forschenden Blick mit offener Ruhe.
»Ich habe den Kasten nicht in Brand gesteckt«, sagte Grynph mürrisch.
»Ich habe es auch nicht vermutet«, gab Kirran zurück. Auch er machte einen verdrießlichen Eindruck, und das lag sicherlich nicht allein an dem miserablen Wetter. Die planetarische Wettersteuerung war ebenfalls zusammengebrochen.
Grynph war in Kirrans Sektion ein recht guter Schüler gewesen. Er hatte sich aufrichtig für Geschichte interessiert – damit stellte er unter den Schülern fast schon ein Unikum dar, und es war Grynph auch schlecht bekommen, dass er mit dem Vergangenen geliebäugelt hatte.
In diesen Tagen beschäftigte sich niemand auf Anterf gern mit den Ereignissen, die zum Teil erst wenige Jahre zurücklagen – jedenfalls nicht auf wissenschaftlich exakte Art und Weise. Es gab viele, die der Vergangenheit nachträumten und apathisch darauf warteten, dass die goldenen Zeiten aus eigener Kraft zurückkehrten.
Zu dieser Gruppe von Anterferrantern konnten Kirran und Grynph nicht gerechnet werden. Der Lehrer und der Schüler waren klarblickend genug, die verheerenden Zustände auf Anterf zu sehen und richtig zu deuten.
Die Zivilisation der Anterferranter verfiel – und dieser Prozess vollzog sich mit immer größer werdender Geschwindigkeit.
In den letzten zwei Jahren war aus dem schleichenden Verfall ein offener Zusammenbruch geworden, von dem vornehmlich die staatliche Ordnung betroffen war.
Energie war knapp geworden, das Wasser wurde zusehends schlechter. Die Versorgung mit Lebenswichtigem brach immer wieder zusammen. Früher einmal hätte man das staatliche Leben der Anterferranter mit einem hochkomplizierten Mechanismus vergleichen können, in dem Tausende von Hebeln und Rädern zusammenwirkten, fast so komplex und vielgestaltig wie die biochemischen Abläufe in einem lebenden Körper. In einem Punkt war die Analogie von schmerzlicher Eindeutigkeit – so wie ein lebender Körper auf Dauer allein durch einen kaum messbaren Mangel oder Überfluss an Mineralstoffen oder Vitaminen zugrunde gehen konnte, ebenso leicht konnte das multifunktionale Wechselwirkungsgeflecht einer Zivilisation durch auf den ersten Blick harmlose Eingriffe gelähmt, vielleicht sogar völlig zerstört werden.
Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die einst hochstehende Kultur der Anterferranter vor ihrem Ende stand.
Lärmend zog eine Gruppe religiöser Fanatiker durch die Straßen. Die Zahl derer, die sich esoterischen Zirkeln, religiösen Scharlatanen und mystizistischen Heilslehren ergaben, wurde immer größer; gleichzeitig sprossen kriminelle Banden wie Sommersaaten gleichsam aus dem Boden der immer unwirtlicher werdenden Städte.
»Vergangenheit«, murmelte Kirran. Er deutete auf das herabgebrannte Gemäuer.
»Erhebt euch zur Lobpreisung des Unüberwindlichen!«, las Grynph auf einem der Transparente. Die junge Frau, die am Rand des Zuges marschierte, sah Grynph durchdringend an. Sie hatte ihr Fell vollständig schwarz eingefärbt und sich ein bizarres Zickzackmuster darauf gemalt.
»Zukunft«, erwiderte Grynph und wies auf die Demonstranten. Aus dem Hintergrund schob sich eine andere Gruppe heran, die Pelze gelb gefärbt mit blauen Ringen um den Leib und Transparenten, die Friedfertigkeit und Rechtschaffenheit forderten. Es ließ sich absehen, dass die beiden Gruppen bei ihrem Aufeinandertreffen im Handumdrehen in eine Keilerei verwickelt sein würden – und es gab keine Ordnungsmacht mehr, die diesem Treiben hätte Einhalt gebieten können.
»Was hast du vor?«, fragte Kirran.
Grynph zuckte die mageren Schultern.
Er wollte am Leben bleiben, mehr nicht. Seine Eltern waren vor Jahren gestorben, und seither war Grynph auf sich allein gestellt gewesen. Das Heim, in dem er eine Zeitlang gelebt hatte, war randalierenden Jugendlichen zum Opfer gefallen. Die Schule war Grynphs letzter Kontakt mit einem ordentlichen Leben gewesen – und dieser Kontakt lag nun buchstäblich in Schutt und Asche.
Grynph stieß einen schwarzgebrannten Ziegel von sich.
»Ich werde mich irgendeiner Gruppe anschließen«, sagte er halblaut.
»Welcher? Es gibt viele!«
»Irgendeiner«, antwortete Grynph. »Ich will etwas zu essen haben, ein Dach über dem Kopf, und ich will nicht verprügelt werden.«
»Hast du keinerlei Ehrgeiz mehr?«
Die Blicke der beiden trafen sich. Sie hatten sich einmal sehr gut verstanden – jetzt gab es praktisch keinen Kontakt mehr. Das Leben, an dem Kirran gehangen hatte und für das er Grynph hatte vorbereiten wollen, gab es nicht mehr.
Und Grynph spürte in sich darüber eine leise Trauer aufsteigen, dass die Zeit des alten Lehrers abgelaufen war. Entweder würde er verhungern, oder aber, wenn es ihm gelang, genügend Nahrungsmittel für sich und sein Weib zu beschaffen, würde man ihm eines Tages deswegen höchstwahrscheinlich einen harten Gegenstand über den Schädel schlagen.
»Nein«, sagte Grynph. »Es gibt nichts mehr, was man anstreben könnte.«
Ein Mann, dessen Vergangenheit jäh zu Schrott geworden war, ein Junge, der sich in Gedanken auf ein Leben im Menschendschungel vorbereitete und wusste, dass er dafür nicht geschaffen war ... zwei Verlorene einer verlorenen Zivilisation.
Kirran ging langsam durch den feinsickernden Regen davon. Grynph sah ihm noch eine Zeitlang nach, dann wandte er sich zum Gehen. Die Hände waren kalt und klamm geworden. Grynph steckte sie in die Taschen, fand ein Stück altbackenen Brotes, das vorher nicht dort gewesen war, und zog es hervor.
Kirran musste es ihm unbemerkt in die Tasche geschmuggelt haben.
»Narr«, sagte Grynph, während er langsam aß und Tränen über sein Gesicht liefen. »Alter, verdammter Narr.«
*
Unter einem Dach hätte Grynph das Trommeln des Regens angenehm gefunden. So aber hörte er den Aufprall eines jeden Tropfens mit Verdrossenheit. Die Pappe war bei ihrer Herstellung einmal wasserfest gewesen, aber natürlich hatte der Hersteller nicht daran gedacht, dass man sein Verpackungsmaterial einmal als Dach einer Erdhöhle benutzen würde.
Es roch muffig und modrig in dem Erdloch. Das Haus, zu dem der halb eingestürzte Keller einmal gehört hatte, war nach seinem Einsturz teilweise abgeräumt worden. Grynph hatte das Loch vor drei Tagen entdeckt und sich des Nachts zum Schlafen dorthin verzogen. Licht gab es nicht, eine Heizung fehlte ebenso, und das Weichste, was Grynph als Unterlage zum Schlafen hatte finden können, waren ein paar alte Socken gewesen, deren Stoff auf der Haut kratzte und scheuerte, wenn man sich im Schlaf bewegte.
»Hast du noch Platz?«
Grynph schrak zusammen. Er sah auf. Vom Eingang herab sah ihn ein feuchtes Mädchengesicht an. Höchstens zwanzig, schätzte Grynph, hübsch und sehr mager, dazu verängstigt.
»Komm herein«, sagte er und rutschte ein wenig zur Seite. »Wenn der Regen aufgehört hat, werde ich dich wegschicken – der Platz reicht auf die Dauer nicht für zwei.«
»Ich will nur trocken werden«, sagte das Mädchen. Ihr Pelz war völlig verklebt. Sie konnte sich seit Tagen nicht mehr gewaschen haben. Ihre Zähne waren nahe dem Zahnfleisch schwarz, vermutlich seit etlichen Wochen nicht mehr geputzt worden.
Verwahrlost, stellte Grynph in Gedanken fest.
Ab und zu blitzte der Mond durch das regenpralle Gewölk. In diesem Licht betrachtete Grynph seinen unverhofften Gast genauer.
Die Kleine wäre unter normalen Umständen wirklich hübsch gewesen, großäugig und sanft, schlank bis zur Magerkeit, aber ohne deswegen dürr auszusehen. Ein scheues Wesen und vermutlich zäher und härter, als man vermuten sollte.
»Wie heißt du?«
»Ashda«, stellte sich das Mädchen vor. »Ich bin meinen Eltern weggelaufen.«
»Muss schon einige Zeit her sein«, stellte Grynph fest.
»Pah, selber schmuddelig«, sagte Ashda patzig. »Hast du etwas zu essen da?«
Grynph zögerte einen Augenblick lang. Ein Rest von dem harten Brot war übriggeblieben, Vorrat für morgen.
»Wenn es dir nicht zu hart ist«, sagte Grynph und drückte ihr den Rest in die Hände. Sie hatte die Nägel eingefärbt, und jetzt fiel Grynph ein Armband auf, das recht kostbar aussah – allerdings verstand Grynph nichts davon.
Er deutete auf das Schmuckstück.
»Von deinen Eltern?«, fragte er. Ashda schüttelte den Kopf.
»Geklaut«, sagte sie mit vollem Mund. »Der Kerl dachte, er könnte zudringlich werden, nur weil er mir zu essen gegeben hat. Und ein Bad, aber das ist lange her.«
Ich kann es riechen, wollte Grynph sagen, aber er unterdrückte den Einfall. Er selber roch auch nicht gerade nach täglichem Gebrauch von Wasser und Seife. Es war jetzt angenehm warm geworden. Ashda kannte keine Zimperlichkeiten, kuschelte sich an Grynph und holte sich an Wärme, was zu bekommen war.
»Ist das hier dein Zuhause?«
»Vorübergehend«, antwortete Grynph. Er schämte sich plötzlich sehr.
Der Zusammenbruch lag erst ein paar Jahre zurück, das war das Schlimme. Wäre er in dieses Elend hineingeboren worden, hätte er nichts anderes gekannt als Hunger, Nässe und Kälte – es wäre leichter zu ertragen gewesen. So aber konnte sich Grynph anderer Zeiten sehr wohl erinnern, und in den Büchern und Lehrfilmen hatte er sehr aufmerksam verfolgt, wie frühere Generationen von Anterferrantern gelebt hatten.
Nichts davon, so sah es aus, konnte gerettet werden. Die Zivilisation der Anterferranter bröckelte einfach auseinander. Wie ätzende Säure fraß sich ein ganz bestimmter Gedanke in die Köpfe der Anterferranter – sieh zu, wo du bleibst, kümmere dich nicht um andere.
»Ach, übrigens, danke.«
»Ha?«
»Für das Brot«, sagte Ashda. »Ich habe seit zwei Tagen nichts mehr gegessen.«
»Mehr habe ich nicht«, sagte Grynph.
Ashda rückte von ihm ab, zog die Beine dicht an den Leib und sah ihn an. Im Schein des Mondes sah Grynph, dass sie sehr schöne Augen hatte, deren Ausdruck Traurigkeit war.
»Was willst du machen?«, fragte Ashda.
»Mich irgendeiner Gruppe anschließen«, erklärte Grynph. »Wenn mich eine haben will.«
»Hast du schon eine bestimmte Gruppe im Auge?«
Grynph nickte.
»Ich kenne jemanden, der gehört zu den Erkennern des Wahren. Da will ich hingehen.«
»Kenne ich nicht. Was sind das für Leute?«
»Ganz tolle Sache«, berichtete Grynph. »Sie arbeiten im Untergrund, weißt du, alles unheimlich geheim, mit Eiden und Blutsbrüderschaften.«
»Aha«, murmelte Ashda. Die Zweifel, die sie mit diesem knappen Laut ausdrückte, ärgerten Grynph.
»Viele gehören schon zu den Erkennern der Wahrheit«, berichtete er weiter. »Aber sie geben sich nicht zu erkennen, obwohl sie sehr stark sind. Ich weiß, dass viele vor ihnen Angst haben.«
»Ist es das, was dich dorthin zieht?«
»Dass man Angst vor ihnen hat? Ich glaube schon, aber was ist dagegen einzuwenden. In diesen Zeiten, wo man auf den Straßen nicht mehr sicher ist, ist es doch gut, wenn man Freunde hat, die einen beschützen können.«
Ashda hatte den Kopf auf die Knie gelegt.
»Sprich weiter, ich höre dir zu.«
Grynph berichtete alles, was er über die Gruppe der Erkenner des Wahren wusste. Dass noch lange nicht jeder aufgenommen wurde, der sich darum bewarb, dass man Proben zu bestehen hatte, um aufgenommen zu werden, dass man Dwin unbedingten Gehorsam zu schwören hatte, auf Leben und Tod ...
»Wer ist dieser Dwin?«
»Niemand kennt ihn, aber es muss ein ganz besonderer Anterferranter sein. Niemand hat ihn jemals gesehen, aber alle müssen ihm gehorchen. Er wird auch Bote des Wahren genannt.«
»Aber er ist nicht das Wahre selbst?«
Die Frage war zu groß für Grynph, er beantwortete sie daher gar nicht erst.
»Dwin hat schon halb Terf um sich geschart«, sagte er weiter. »Und ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, sich ihm anzuschließen. Wer es nicht tut, wird möglicherweise irgendwann automatisch damit sein Feind, und das ist sehr gefährlich. Dwins Leute sind unheimlich hart.«
»Unheimlich scheint mir genau der richtige Ausdruck zu sein für diese ganz Bande«, sagte Ashda. »Es hört nicht auf zu regnen, und ich habe keine Lust, noch einmal nass zu werden. Jetzt bin ich müde.«
Ganz offenkundig hatte sie vor, zusammen mit Grynph in dieser Höhle zu übernachten, und das ließ Grynph sich sehr unwohl in seiner Haut fühlen.
Er hatte, jung wie er war, immer einen weiten Bogen um Frauen und Mädchen gemacht. Irgendwie erschien ihm das alles ...
Ashda löste das Problem auf ihre Weise, sie rollte sich zusammen und schlief einfach ein. Irgendwann gelang es auch Grynph einzuschlafen.
»Komme in einer Stunde wieder«, sagte der Dunkle.
»Hier an diesen Platz?«
»Genau hier. Und sei allein. Andernfalls wird nichts aus der Sache.«
Grynph nickte eifrig.
Er hatte Kontakt aufgenommen, und der Dunkle – er hielt sich stets im Schatten und sorgte dafür, dass man ihn nicht richtig erkennen konnte – hatte Grynph erklärt, dass es vielleicht für ihn eine Chance gäbe, bei den Erkennern des Wahren mitzumachen, vorausgesetzt, Grynph war bereit, bei einer sehr gefährlichen Sache mitzumachen. Sollte er sich weigern mitzumachen, dann konnte ihm allerdings schon das bloße Wissen um diese Vorgänge zum Verhängnis werden – der Dunkle hatte sich sehr eindeutig ausgedrückt. Es gab für Grynph keine andere Wahl mehr – er steckte bereits bis zum Hals in der Sache, von der er nicht wusste, wie sie aussah.
Immerhin hatte der Kontaktmann Grynph etwas zu essen mitgebracht – kein hartes Brot mit viel eingebackener Kleie darin, sondern richtig weißes Brot.
Grynph hatte keine Lust, sich mit dieser Köstlichkeit auf der Straße sehen zu lassen. Er suchte sein Versteck auf.
Sie war schon wieder da.
Ashda war bereits fort gewesen, als Grynph erwacht war, und jetzt saß sie in der Höhle und lachte ihm entgegen.
»Du willst dich wohl bei mir einquartieren«, sagte Grynph. Zum einen fand er es unheimlich toll, dass eine Frau mit ihm zusammenleben wollte, auf der anderen Seite war ihm die Sache doch recht unheimlich. Dementsprechend verwirrt setzte er sich auf ein Mauerbruchstück in der Nähe und sah Ashda zu, die damit beschäftigt war, die Wohnung von all dem Gerümpel zu befreien, das Grynph darin vorgefunden hatte. Vor allem hatte sie von irgendwoher ein Stück frische Pappe besorgt und damit das Loch abgedeckt, durch das es in die Höhle hineingetropft hatte.
»Es ist genügend Platz für uns beide da«, sagte Ashda. Ihre Augen zeigten ein unternehmungslustiges Funkeln, das Grynph gar nicht gefallen wollte – Ashda schien über außerordentliches Durchsetzungsvermögen zu verfügen.