Nr. 642
Ticker
Atlan und der Adler – zwei gegen das Arsenal
von Kurt Mahr
Die Verwirklichung von Atlans Ziel, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen, scheint außerhalb der Möglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn ihm wurde die Grundlage zur Erfüllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst.
Doch Atlan gibt nicht auf! Um sich die verlorenen Koordinaten wieder zu besorgen, scheut der Arkonide kein Risiko. Mit den Solanern folgt er einer Spur, die das Generationenschiff gegen Ende des Jahres 3807 Terrazeit schließlich nach Bars-2-Bars führt, in die aus zwei miteinander verschmolzenen Galaxien bestehende Sterneninsel.
Die Verhältnisse dort sind mehr als verwirrend. Doch die Solaner tun ihr Bestes, die Verhältnisse zu ordnen, indem sie die Völker der künstlichen Doppelgalaxis, die einander erbittert bekämpfen, zum Frieden zu bewegen versuchen.
Um die Aktivitäten der Solaner zu unterbinden, leitet Anti-ES sofort Gegenmaßnahmen ein, die nicht nur den Solanern und dem Generationenschiff schwer zu schaffen machen, sondern auch Atlan. Der Arkonide wird auf den Arsenalplaneten verschleppt, wo er in einen Helfer von Anti-ES verwandelt werden soll.
Doch Atlan weiß sich zu wehren – und er erhält unerwartete Unterstützung durch TICKER ...
Atlan – Der Arkonide im Kampf gegen das Arsenal.
Ticker – Atlans neuer Helfer und Kampfgefährte.
Die Penetranz – Ein Werkzeug von Anti-ES.
Tyari – Sie erhält die Chance, Atlan zu töten.
Kerness Mylotta und Mjailam – Zwei von Atlans unerbittlichen Jägern.
Es waren Jahre vergangen, seit sie zum letzten Mal Prezzars besänftigenden Hauch gespürt hatte, da kamen die Fremden. Sie waren grausam, bösartig und voll übler Absichten. Die Fremden zerstörten einen Teil ihrer Substanz: Sie brannten Wälder nieder, schlachteten Tiere und fraßen ein riesiges Loch in das Substrat, aus dem sie einen Teil ihrer Nahrung bezog – in das Erdreich des Planeten, den sie ihr eigen nannte.
Sie vermochte nicht zu erkennen, was die Fremden im Sinn hatten – nur, dass es übel war. Mit den Augen der Tiere sah und mit den Audiolamellen der Pflanzen hörte sie, wie große Fahrzeuge, die aus dem Nichts kamen, auf der Oberfläche des Planeten landeten und schwere Lasten entluden. Die Lasten wurden in das Loch transportiert, das inzwischen fast bis zum Herz des Planeten reichte, und nahmen dort ihre verderbliche Tätigkeit auf.
Sie verstand nichts von der Geometrie der Kontinua, von Raumkrümmung und vom Raum-Zeit-Gefüge. Sie spürte nur, dass sich die Welt ringsum veränderte. Ein Schlauch war entstanden, eine Nabelschnur, die in das Nichts führte. Verankert aber war die Nabelschnur auf dem Grund des Loches im Herzen ihres Planeten. Sie fühlte sich geschändet.
Sie wartete darauf, dass Prezzar die Fremden bestrafte und ihr Machwerk zerstörte. Aber Prezzar rührte sich nicht mehr, und sie erinnerte sich plötzlich: Er war schon seit Jahren still gewesen – seit jenem Sommer, als auf einmal Scharen fremder Sterne am Nachthimmel erschienen waren.
Prezzar also war verschwunden. Seit wie vielen Jahren, das wusste sie nicht; denn das Zählen gehörte nicht zu ihren Fähigkeiten. Auf den, der alles mit seinem Hauch besänftigte, brauchte sie nicht zu warten. Wenn etwas gegen die widerwärtigen Fremden und ihre Hinterlassenschaft unternommen werden sollte, dann musste sie es selbst tun.
Sie selbst, die Gesamtheit aller Tiere und Pflanzen, war die einzige, die um den Zusammenhalt der Natur auf ihrem Planeten wusste. Die Bestandteile, also eben die individuellen Pflanzen und Tiere, hatten keine Ahnung davon. Ihr Verständnis musste erst geweckt werden. Behutsam und mit großer Geduld machte sie sich an die Arbeit.
Um die Moose und Flechten, die Amöben und Mollusken und die Tierpflanzen auf den Böden der seichten Meere brauchte sie sich erst gar nicht zu kümmern. Die hatten keine Meinung. Die höher entwickelten Geschöpfe dagegen begriffen recht bald, worum es ging. Sie waren jedoch keineswegs einmütig ihrer Meinung. Die einen waren kurzlebig und wollten ihre knappe Lebensspanne nicht durch zusätzliche Aufgaben belastet sehen. Die anderen lebten weit von dem Ort entfernt, an dem die Fremden das Loch gegraben (und später sorgfältig getarnt) hatten, und verstanden die ganze Aufregung nicht. Ihr Anliegen wurde erschwert durch den Umstand, dass die Fremden sich inzwischen längst zurückgezogen hatten und als Objekt der allgemeinen Entrüstung nicht mehr zur Verfügung standen. Nur die hässliche Last war noch da, die sie im Schoß des Planeten versenkt hatten, und selbstverständlich die merkwürdige Verspannung des Raumes, in den ihre Welt eingebettet war.
Eine Zeitlang war sie dem Wahnsinn nahe. War sie nicht die Gesamtheit aller Wesen, die diesen Planeten bevölkerten? War sie, die Namenlose, nicht die Natur dieser Welt? Wie konnte es geschehen, dass Teile ihrer selbst dem Ganzen widersprachen? Wie war es möglich, dass die Lüfteteiler sich zu erhaben dünkten, die Dickhäuter nicht in ihrer Lethargie gestört werden wollten, die Haarigen und die Schnellfüßler die Sache lieber Prezzar überließen und die vier- und sechsgeflügelten Staatenbauer sich nicht schlüssig werden konnten, ob der Umfang der erlittenen Schmach den Aufwand lohne? Hätte sie einen logischen Verstand besessen, er wäre ihr in der Tat zuschanden geworden. So aber begnügte sie sich nach langem Ringen schließlich mit der Erkenntnis, dass es nun einmal so sei.
Auf der Grundlage dieser Einsicht bemühte sie sich weiter, und schließlich gelang es ihr, einen beschränkten Konsensus zu erzielen. Längst nicht alle ihrer Bestandteile gehörten zu der Gruppe derer, die entschlossen waren, sich gegen die Vergewaltigung durch die Fremden zu wehren, und die Einstellung der Nichtbeteiligten reichte von Apathie bis zu offenem, ja sogar feindseligem Widerstand. Aber mit dieser Gruppe, die der intelligente Bewohner einer zivilisierten Welt womöglich ein Aktionskomitee genannt hätte, verfolgte sie nun zielbewusst ihren Plan.
Es wurde bald klar, dass die Kräfte, die ihr zur Verfügung standen, nicht ausreichten, um eine große Zahl von Akteuren auszustatten. Schlimmer noch: Es würde letzen Endes nur ein einziger sein, der wahrhaft tätig werden konnte, sonst wären ihre Mittel zu weit verstreut.
Als das feststand, schritt man zur Wahl des einzigen, der das Amt des Rächers übernehmen sollte. Das erwies sich als ein schwieriges Unterfangen, denn plötzlich drängte sich jeder danach, der Auserwählte zu sein. Jahre vergingen über langatmigen Verhandlungen – und plötzlich waren die Fremden wieder da.
Diesmal fraßen sie kein Loch in den Boden. Es schien vielmehr, als hätten sie vor, sich häuslich einzurichten.
Die Namenlose trieb ihr Aktionskomitee zu größerer Entschlussfreudigkeit an.
»Die Zeit des Handelns ist gekommen«, lautete ihre Botschaft, die in Form von Instinktimpulsen durch die Kanäle des planetenweiten Kommunikationsnetzes floss.
*
Hier draußen war es friedlich.
Er fand einen schattigen Platz, nicht weiter als fünfzig Meter vom Eingang der Höhle entfernt. Er hockte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Er spürte Müdigkeit. Sie hatten ihn kräftig durch die Mühle gedreht. Bewähren hatte er sich sollen. Sie wollten wissen, was in ihm steckte.
Die Narren! Ob sie ahnten, dass sein Bewusstsein den Bemühungen der Penetranz nahezu mühelos widerstand? Wussten sie, dass er niemals dem verderblichen Einfluss erliegen würde, den Anti-ES durch das widerliche Ei ausstrahlen ließ?
Wenn er die Augen schlösse, wäre er in ein paar Sekunden eingeschlafen. Das konnte er sich nicht leisten. Wachsamkeit war das Gebot der Sekunde. Er lachte trocken. Wie lange würde er der Müdigkeit widerstehen können? Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum hellen, wolkenlosen Himmel hinauf. Ein großer Vogel drehte dort oben seine Kreise.
Was jetzt, Kristallprinz?, fragte die spöttische Mentalstimme des Extrasinns.
Es war Zeit zu planen, entschied er, und bemühte sich, die trägen Denkmechanismen des Gehirns wieder in Gang zu bringen. Sie hatten ihn auf eine Weise, die er sich noch immer nicht vollständig erklären konnte, von der SOL entführt und hierher auf diesen von allen Göttern verlassenen Planeten gebracht. Er hatte keine Ahnung, wie weit er von der SOL entfernt war und ob dort jemand wusste, in welcher Richtung man nach ihm zu suchen hatte. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als den schlimmstmöglichen Fall zur Grundlage seiner Überlegung zu machen: Er war allein; niemand stand ihm bei.
Sie hatten ihn malträtiert. Bewährung hatten sie das genannt. Am penetrantesten hatte sich dabei Mylotta ausgezeichnet. Auch Mjailam, das Geschöpf Prezzars, war ein wirksamer Folterknecht gewesen. Seine Teleporter-Sprünge beförderten ihn überall dorthin, wo man am wenigstens mit ihm rechnete. Am meisten aber hatte Tyari ihm zum schaffen gemacht – nicht weil sie ihm zugesetzt hätte, sondern weil er sie liebte.
Da lag, wie die Terraner sagten, der Hund begraben. Sein Verstand funktionierte nur noch zur Hälfte. Alle seine Überlegungen, wie er diesem Dilemma entrinnen könnte, waren auf einen Wirkungsgrad von fünfzig Prozent beschränkt. Der Rest seines Bewusstseins befasste sich mit Tyari. Sie stand, wie alle Mitglieder des Arsenals, unter dem geistigen Bann des gegnerischen Superwesens Anti-ES. Der Bann wurde in Form eines hypnosuggestiven Psi-Felds von der Penetranz ausgestrahlt. Tyari konnte sich nicht dagegen wehren. Sie trug keine Schuld an ihrem Zustand. Das wusste er längst, und doch half es ihm nicht. Jedes Mal wenn er Tyari sah, war ihm zumute, als müsse ihm das Herz zerreißen.
Wie war sie in diese Lage geraten? Er konnte darüber nur spekulieren. Tyari, Mjailam und Asgard, damals noch im Besitz ihres freien Willens, hatten sich aufgemacht, nach Nabeln zu suchen. Nabel wurden jene Orte genannt, an denen eine Verbindung zwischen dem Kontinuum der beiden Galaxien Bars und Farynt auf der einen und der Namenlosen Zone bestand. In der Namenlosen Zone hielt sich Anti-ES auf; sie war aufgrund eines Beschlusses der Hohen Mächte das Gefängnis des Superwesens. Die Nabel bildeten für Anti-ES die einzige Möglichkeit, in das Geschehen des Standarduniversums einzugreifen.
Tyari und ihre beiden Begleiter mussten einen Nabel gefunden haben. Wahrscheinlich waren sie angelockt worden. Die Falle des Überwesens hatte sie erwartet. Sie waren dem hypnosuggestiven Einfluss erlegen und Mitglieder des Arsenals geworden, das Anti-ES als Guerilla-Organisation geschaffen hatte, um sich seiner Gegner zu entledigen.
Nabel waren nichts Geheimnisvolles. Sie wurden von den Geräten einer erst halb verstandenen Technik erzeugt und stellten »Löcher« in der Wand des Raum-Zeit-Gefüges dar, durch die der Weg in ein fremdes Kontinuum führte. Die Nabelgeneratoren waren auf Himmelskörper in der Überlappungszone der beiden Galaxien installiert. Der einzige, der dem Arkoniden und seinen Solanern bisher zu Augen gekommen war, hatte sich tief im Innern eines Kleinplaneten des Systems B-727/M befunden. Eine nähere Untersuchung der Installation war nicht möglich gewesen, der Nabelgenerator hatte sich selbst zerstört.
Der Ort, an den Tyari, Mjailam und Asgard gelockt worden waren – war es dieser Planet gewesen? Befand sich irgendwo tief unter ihm einer der höllischen Generatoren, die die unnatürliche Verzahnung der Galaxien Farynt und Bars aufrechterhielten? Der Gedanke erregte ihn. Wenn es ihm gelänge, dem Einflussbereich des Arsenals zu entkommen – wenn er es fertigbrächte, die SOL zu benachrichtigen ... sie erhielten eine zweite Chance, einen Nabelgenerator in ihren Besitz zu bringen und die Technik zu analysieren, auf der seine Funktionsweise beruhte!
Er horchte auf, als ihm ein klatschendes Geräusch ans Ohr drang. Wie das Flügelschlagen eines großen Vogels hatte es sich angehört. Er sah in die Höhe. Der Adler, der dort bis vor kurzem seine Kreise gezogen hatte, war verschwunden. Er blickte sich um. Das Geräusch war von dort drüben gekommen, wo die Felswand sich ein paar Dutzend Meter weit nach vorne schob und mit einer turmförmigen Bastion abschloss.
Über dem Stein flimmerte die Luft. Ein Umriss entstand. Staunend sah der Arkonide zu, wie der mächtige Vogel scheinbar aus dem Nichts materialisierte. Er saß starr und hoch aufgerichtet, die Krallen um die Kante der Bastion geschlagen, ein Bild furchtloser Kraft. Sein Gefieder schimmerte im Licht der Sonne. Atlan hatte ihn einen Adler genannt. Diesem glich er in der Tat; aber er war weitaus mächtiger als selbst der größte Adler, den der Arkonide bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte.
Woher kam er? Welcher optische Trick hatte bewirkt, dass er erst nach ein paar Sekunden sichtbar geworden war? Und was hatte er hier zu suchen? Die Vögel der Wildnis flohen das intelligente Wesen, weil sie es instinktiv als Feind erkannten.
»He, Atlan ...«
Er schrak auf. Unter dem Eingang der Höhle war Buzz Recklons korpulente Gestalt erschienen. Buzz gehörte zur Besatzung der Korvette BANANE, die, seit sie mitsamt ihrer Mannschaft in den Diensten des Arsenals stand, den Namen ARSENALJYK trug. Natürlich stand auch Buzz unter dem Einfluss der Strahlung, die von der Penetranz ausging. Aber er war einer von den wenigen, dessen Gebaren sich trotz der Beeinflussung nicht geändert hatte. Freilich hatte er keine andere Wahl, als die Befehle der Penetranz auf der Stelle zu befolgen, aber er blieb der freundliche, humorvolle, ein wenig schludrige Mensch, der er früher gewesen war.
Er kam auf Atlan zu, als er sah, dass dieser auf seinen Zuruf nicht reagierte. Seine Halbglatze spiegelte das Sonnenlicht.
»Da drinnen wird über dich geredet«, sagte er und zeigte mit dem Daumen über die Schulter hinweg in Richtung der Höhle.
Atlan hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Wahrscheinlich nichts Angenehmes«, meinte er.
Buzz Recklon schüttelte den Kopf. Dann sah er den Adler.
»Mensch, was für ein Vieh!«, entfuhr es ihm.
»Was reden sie?«, wollte der Arkonide wissen.
»Hast du schon einmal so einen ...?« Buzz grinste verlegen. »Oh, weiter nichts. Nur, dass sie ... dass sie ...«
»Dass sie – was?«, drängte Atlan.
»Ich glaube, es geht darum, wer von ihnen dich umbringen soll.«
*
Er spürte das Ziehen im Hinterkopf und wusste, dass die Penetranz nach ihm rief. Noch in derselben Sekunde hörte er ihre telepathische Stimme:
»Komm in die Höhle«, forderte sie ihn auf. »Ich habe dir etwas mitzuteilen.«
Es bestand für ihn kein Zwang, der Aufforderung zu folgen. Auf andere Bewusstseine wirkten die Befehle der Penetranz mit hypnotischer Kraft, seines dagegen sprach auf die psionische Modulation der Mentalbotschaft nicht an. Es mochte daran liegen, dass der Zellaktivator ihn schützte, oder dass die Kosmokraten ihn mit der Fähigkeit ausgestattet hatten, suggestiver Beeinflussung zu widerstehen – er wusste es nicht. Es war ratsam, der Penetranz nicht auf die Nase zu binden, wie wenig ihre parapsychische Kraft ihn beeindruckte. Er stand auf und klopfte sich den Staub von der Montur.
Der Adler äugte zu ihm herüber. Das Tier saß da, als hielte es Wache.
Atlan schritt an der Felswand entlang. Nach links ging der Blick den steilen Hang des Berges hinan, nach rechts streifte er weit über die grasbewachsene, von vereinzelten Büschen und Baumgruppen bestandene Ebene. Im Dunst des heißen Nachmittags schimmerten die blauen Umrisse der Hügel, die die Ebene begrenzten. Die Felswand verlief in nördlicher Richtung; wenigstens hatte Atlan es so definiert. Dort, wo die Wand des Berges an Steilheit verlor, befand sich der Landeplatz der ARSENALJYK. Atlan sah Buzz Recklon, der mit schleppendem Schritt auf das kleine Raumschiff zustrebte, in dessen Nähe auch die primitiven Unterkünfte standen.
Atlan betrat die Höhle. Der Eingang hatte die Form eines flachen, weitgespannten Torbogens. Die Höhle zog sich weit in den Berg hinein und war von bedeutender Breite. Aber nur in der Nähe des Eingangs besaß sie eine nennenswerte Höhe. Weit im Hintergrund des mächtigen Hohlraums, wo ein ungewisses Halbdunkel herrschte, schwebte die Penetranz. Ihr Körper hatte die Form eines Eis von einem Meter Höhe und 60 cm Dicke. Die eiförmige Hülle war mit einem dichten Flaum überzogen, von dessen Haaren ein geheimnisvolles Leuchten ausging. Die Farbe der Leuchterscheinung reichte von tiefem Blau bis zu kaum mehr wahrnehmbarem Violett. Die Penetranz besaß keine Gliedmaßen und keine erkennbaren Wahrnehmungs- oder Sinnesorgane. Ihre schwebende Bewegung wurde, so vermutete Atlan, durch ein künstliches Schwerefeld erzeugt. Obwohl das seltsame Geschöpf über eine Reihe beeindruckender Fähigkeiten verfügte, war der Arkonide überzeugt, dass es keinerlei angeborene Intelligenz besaß. Es wurde von Anti-ES gesteuert.
»Die Entscheidung ist gefallen, Atlan«, sprach die telepathische Stimme. »Einstimmig.«
Atlan sah sich um. Ob sie den Hohn bemerkten, der in diesen Worten lag? Welche Entscheidung konnte die Gruppe treffen, die nicht zuvor schon von Anti-ES getroffen worden wäre? Sie hatten keinen eigenen Willen. Sie mochten sich einbilden, einen Entschluss gefasst zu haben. In Wirklichkeit plapperten sie nur nach, was Anti-ES durch die Penetranz vorsagte.