Nr. 680
ANIMA
Die Story des lebenden Raumschiffs
von Marianne Sydow
Im Jahr 3818 wird Atlan ohne Vorwarnung aus seinem Dasein als Orakel von Krandhor herausgerissen. Der Grund für diese Maßnahme der Kosmokraten ist, dass Atlans Dienste an einem anderen Ort des Universums viel dringender benötigt werden als im Reich der Kranen.
Da der Arkonide erfährt, dass vom Erfolg oder Misserfolg seiner Mission das weitere Schicksal der Mächte der Ordnung abhängt, scheut er kein Risiko. Er lässt sich quasi in Nullzeit über weite Sternenräume in die Galaxis Alkordoom versetzen, wo er bereits in den allerersten Stunden seines Aufenthalts den ganzen Erfahrungsschatz seines nach Jahrtausenden zählenden Lebens einsetzen muss, um sich behaupten zu können.
Der bestandene Todestest und der Einsatz im Kristallkommando beweisen Atlans hohes Überlebenspotenzial. Dennoch gerät der Arkonide in die Gewalt der Crynn-Brigadisten – und ihm droht die Auslöschung seiner Persönlichkeit.
Bevor es dazu kommt, wird Atlan durch eine kleine Einsatzgruppe von Celestern gerettet, Nachkommen von entführten Terranern, die den Arkoniden für einen der ihrigen halten und in ihre Heimat New Marion bringen.
Kurz darauf erlebt Atlan eine erneute Ortsversetzung. Er lernt das lebende Raumschiff kennen. Und er erfährt die dramatische Geschichte von ANIMA ...
Atlan – Der Arkonide auf dem Flug nach New Marion.
ANIMA – Das lebende Raumschiff berichtet aus seiner Vergangenheit.
Molina und Traumata – Schiffbrüchige aus dem Volk der Bithra.
Hartmann von Silberstern – Ein Ritter der Tiefe.
Das Fract-Cuzz – Ein unsichtbarer Eindringling.
Wir befanden uns im Weltraum. Der Planet Thorrat und seine Sonne waren längst im Gewimmel der Sterne verschwunden, und vor uns lagen die fremden, für mich noch immer völlig nichtssagenden Konstellationen der Galaxis Alkordoom. Es war ruhig um mich herum, sehr ruhig. ANIMA war kein gewöhnliches Raumschiff, und obwohl wir mit Überlichtgeschwindigkeit flogen, gab es keine Triebwerke, die brüllen, summen oder auch nur flüstern konnten. Es gab auch keine blinkenden Lichter. Es gab nichts weiter als das »Schiff« und mich.
»Ich werde in Kürze auf Unterlichtgeschwindigkeit gehen«, erklärte ANIMA mit sanfter Stimme. Gleichzeitig erhob sich vor mir eine Platte, auf der ein beschlagenes Glas stand. Ich probierte. Es war gekühlter Wein, ziemlich süß, aber aromatisch.
»Der kurze Aufenthalt im Normalraum ist dringend erforderlich«, fuhr ANIMA unverändert sanft fort. »Ich kenne die Position des Planeten New Marion nicht, aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich das Ziel auf dem schnellsten Weg ansteuern werde. Ich muss mich nur noch einmal orientieren. Vielleicht werde ich noch ein oder zwei weitere Pausen benötigen. Ich hoffe, dass dich das nicht stören wird!«
»Nicht im geringsten«, murmelte ich.
»Wenn du irgendwelche Wünsche hast, dann sage mir das bitte!«
»Das werde ich tun«, versicherte ich, streckte die Beine von mir und nippte an dem Wein.
»Vielleicht möchtest du etwas Musik hören?«, fragte ANIMA hoffnungsvoll. »Es könnte zu deiner Entspannung beitragen.«
Wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich blieb, dann genoss ich die Ruhe in diesen Stunden gerade deshalb so intensiv, weil sie mir seit meiner Versetzung nach Alkordoom verwehrt geblieben war. In dieser Galaxis war »Ruhe« gleichsam ein Synonym für »Tod«. Das Leben war laut in dieser Ecke des Universums, und wenn ich an Musik dachte, dann tauchte automatisch die schmutzige, verkommene Stadt auf dem Planeten Puurk vor mir auf – jene Stadt, in der ich nach meiner Versetzung zu mir gekommen war.
Puurk hatte sich als eine Falle erwiesen. Die Kosmokraten hatten mich auf einen Planeten versetzt, auf dem jedes Individuum, das weder Kind noch Greis war, als Jagdbeute behandelt wurde. Und in diesem Stil war es weitergegangen, bis ich mit ANIMA den Planeten Thorrat verlassen hatte. Mal abgesehen von der Begegnung mit den Celestern – und natürlich Sarah –, hatte ich jetzt zum ersten Mal Gelegenheit, in aller Ruhe über einige Dinge nachzudenken.
Zum Beispiel über ANIMA, die recht verblüffende Eigenschaften zu besitzen schien.
So war ANIMA alles andere als ein »Werkzeug« oder ein Transportmittel, sondern unzweifelhaft ein Lebewesen, das nicht nur denken und sprechen, sondern auch fühlen konnte. Ein Lebewesen, das imstande war, innerhalb gewisser Grenzen jede gewünschte Gestalt anzunehmen.
ANIMA war lange vor mir nach Alkordoom gekommen, wie ich im Auftrag der Kosmokraten und mit dem Ziel, etwas über das herauszufinden, was hier eigentlich stattfand. Sie war gescheitert und in eine Falle gegangen, hatte Alkordoom nicht mehr verlassen können. ANIMA war dort als wundertätiger Kristall zum Mittelpunkt eines wahren Kultes geworden. Mindestens zwei Facetten des Erleuchteten waren brennend daran interessiert, ANIMA in ihre Gewalt zu bekommen. Ihre Jäger würden vor keiner Schandtat zurückschrecken, wenn es galt, meine seltsame Verbündete einzufangen.
So gesehen, hatte ich eigentlich keinen Grund, mich im Innern des »Schiffes« besonders sicher zu fühlen. Trotzdem tat ich es. Es musste an ANIMA selbst liegen. Sie beeinflusste mich nicht direkt, aber ich fühlte mich von ihr beschützt.
Als ANIMA auf Unterlichtgeschwindigkeit ging, begab ich mich in die KORALLE. ANIMA konnte zwar recht gut beurteilen, was in unserer kosmischen Umgebung vorging, aber sie besaß keine technischen Ortungsmittel. Ich wollte genau wissen, ob Schiffe in der Nähe waren – wir hatten zwar die Jäger abgeschüttelt, aber es ließ sich nicht ausschließen, dass sie unsere Spur bereits wiedergefunden hatten.
Die Geräte in der KORALLE zeigten zunächst nichts an. Wir befanden uns in einem Raumsektor mit durchschnittlicher Sternendichte, ungefähr vier Lichtjahre vom nächsten Sonnensystem entfernt. Der Ausläufer eines schwach leuchtenden Nebelfeldes reichte bis auf etwa ein halbes Lichtjahr zu uns heran und erzeugte allerlei Störungen. Ein Raumschiff hätte ich trotzdem nicht übersehen dürfen, und doch tat ich es.
Ich wurde erst stutzig, als ANIMA ohne ersichtlichen Grund den Kurs änderte. Wäre sie gleich anschließend wieder zum Überlichtflug übergegangen, so hätte ich an eine Kurskorrektur geglaubt, aber eben das tat sie nicht.
»Was gibt es dort?«, fragte ich. »Warum weichst du aus?«
»Das wird dich wohl kaum interessieren«, behauptete sie. »Ich glaube, ich habe jetzt den richtigen Weg gefunden. Wenn du nichts dagegen hast, können wir ...«
»Helft uns!«, drang eine verzweifelte Stimme aus dem Lautsprecher des Funkgeräts. »Wer auch immer ihr seid – nehmt uns an Bord!«
»Das«, sagte ich zu ANIMA, »ist etwas, was mich durchaus interessiert. Warum hast du mir nichts gesagt?«
ANIMA schwieg, aber sie änderte abermals ihren Kurs.
Nach einigen Minuten konnte ich ein Wrack ausmachen, das in den Ausläufern des leuchtenden Nebels hing. Es war ein sehr kleines Schiff, und es war offensichtlich in einem erbärmlichen Zustand. Ich hätte es trotzdem auf den ersten Blick entdecken müssen. Offenbar hatte der Nebel die Ortung verhindert.
Inzwischen hatte ich das Gespräch mit den Schiffbrüchigen aufgenommen und wusste in etwa, was da auf mich zukam. Das Wrack hatte nur zwei lebende Wesen an Bord. Das eine hieß Molina und das andere Traumata, beide waren weiblichen Geschlechts, und sie entstammten dem Volk der Bithra, das auf einem nicht allzu weit entfernten Planeten hauste. Die Bithra betrieben die Raumfahrt offenbar mit der Sorglosigkeit unbedarfter Sonntagsfahrer. Molina und Traumata jedenfalls behaupteten, sie hätten nur eine kurze Spritztour unternehmen wollen. Irgendwo in der Nähe gab es angeblich eine Gruppe von Planetoiden, auf denen man interessante Dinge zu finden vermochte. Die beiden hatten sich dort herumgetrieben, waren auf dem Rückflug in den Nebel geraten und mit irgend etwas zusammengestoßen.
So weit, so gut. ANIMA begab sich mit deutlichem Widerwillen zu dem Wrack, und wenig später kamen die beiden Bithra an Bord. Sie trugen Raumanzüge, deren Äußeres meinen Verdacht verhärtete, dass ich es hier mit den Vertretern eines reichlich exzentrischen Völkchens zu tun hatte: Die Anzüge der beiden waren von oben bis unten mit einem solchen Wust von Verzierungen versehen, dass man die eigentliche Form darunter bestenfalls nur ahnen konnte.
»Du hast uns das Leben gerettet!«, rief Molina, kaum dass sie ihren in Gold und Blau gehaltenen Kopfputz (als Raumhelm ließ sich das Gebilde wahrhaftig nicht mehr bezeichnen) abgesetzt hatte. »Wir sind dir zu ewigem Dank verpflichtet!«
»Wir werden ein großes Fest zu deinen Ehren feiern«, fügte Traumata hinzu und sah sich suchend um – offenbar wusste sie nicht recht, wo sie ihr in Purpur und Silber leuchtendes Prachtstück von einem Helm unterbringen sollte.
Molina ließ sich durch das Fehlen von Garderobeneinrichtungen nicht lange stören, sondern ließ ihren Helm einfach zu Boden fallen und war auch schon aus dem Anzug heraus. Ehe ich noch bis drei zählen konnte, hing sie mir bereits am Hals und verpasste mir einen schmatzenden Kuss.
Ich muss gestehen, dass ich ziemlich überrascht war. Die Situation erschien mir irreal. Da flog ich in den Weiten einer fremden, nachweislich sehr gefährlichen Galaxis herum, und plötzlich hatte ich zwei Schiffbrüchige an Bord, die sich wie ausgelassene Backfische aufführten! Andererseits wusste ich nichts über die Sitten der Bithra, und was für mich ein Kuss war, mochte bei diesem Volk gängige Begrüßungsrituale darstellen.
Meine Schützlinge sahen fast wie Menschen aus, waren schlank und muskulös zugleich, wirkten aber ein wenig katzenhaft. Ihre schrägstehenden Augen und ihre spitzen Zähne verstärkten diesen Eindruck noch. Ihre Nasen waren klein und etwas rundlich, und ihre Ohren waren behaart. Ansonsten aber sahen sie verblüffend menschlich aus. Molina war die temperamentvollere von den beiden, und sie trug ihr Haar wie eine goldblonde Löwenmähne. Traumata war ein bisschen kleiner als ihre Freundin und – wie es schien – auch etwas schüchterner. Ihre Haare und ihre Augen waren schwarz wie die Nacht. Beide waren noch sehr jung – oder zumindest sah es für mich so aus. Sie waren mit Messern ausgerüstet, die in ihren breiten, goldfarbenen Gürteln steckten. Was die Kleidung betraf, so schienen die Bithra mit dem Stoff zu geizen: Bis auf ein paar bunte Fetzen trugen sie nur ihre glänzende, goldbraune Haut.
»Du machst mich verlegen«, bemerkte Traumata, als Molina mir einen zweiten Kuss verpasste. Sie hatte endlich eine Ecke gefunden, in der sie ihren Helm und ihren Anzug deponieren konnte. Sie legte beides sehr ordentlich hin und stapelte dann ein halbes Dutzend Taschen und Beutel daneben auf – das war das Gepäck meiner Gäste. Als sie sich wieder aufrichtete, verlor sie für einen Augenblick das Gleichgewicht. Sie kippte vornüber, stützte sich blitzschnell an der Wand ab, fuhr dann herum und musterte die Umgebung mit funkelnden Augen. Ihre rechte Hand lag dabei auf dem Griff des Messers. Es schien, als wollte sie etwas sagen, aber dann überlegte sie es sich anders, lächelte nur nervös und ging mit einer wegwerfenden Geste über den Zwischenfall hinweg.
Ich bemerkte jedoch, dass sie noch mehrmals plötzlich innehielt und sich suchend umsah. Ich konnte nur hoffen, dass die Bithra nicht unter Verfolgungswahn litt – die Art und Weise, in der diese beiden Schiffbrüchigen mich in die Mitte nahmen, beunruhigte mich ohnehin.
*
Meine beiden Gäste hatten einen Rundgang durch das »Schiff« hinter sich und räkelten sich nun behaglich auf zwei Bänken, die ANIMA für sie bereitet hatte. Dabei achteten sie sorgfältig darauf, dass ich mich nicht aus ihrer Reichweite entfernte. Wohin ich auch ging – sie folgten mir.
Dennoch schienen sie keine feindlichen Absichten zu haben – im Gegenteil. Besonders die blonde Molina zeigte ein sehr deutliches Interesse an mir. Im Übrigen schienen die Bithra es als völlig selbstverständlich zu betrachten, dass ANIMA ohne mein Zutun durch den Weltraum flog.
»Sag deinem Schiff, dass es langsam fliegen soll«, flötete Molina. »Ich möchte mich noch eine Weile mit dir unterhalten können.«
Im selben Augenblick gab es ein leises wisperndes Geräusch. Ich spürte einen leichten Luftzug im Nacken, als habe sich jemand oder etwas hinter mir bewegt. Als ich mich umdrehte, war jedoch alles unverändert. Dann fiel etwas zu Boden, und ich vernahm Molinas erschreckten Schrei.
Die Bank, auf der sie gelegen hatte, war plötzlich nicht mehr vorhanden. Die Bithra war ziemlich unsanft zu Boden geplumpst.
»Was ist los, ANIMA?«, fragte ich verblüfft.
»Wovon sprichst du, Atlan?«, fragte ANIMA zurück.
»Von der Bank«, sagte ich unwillig.
»Welcher Bank?«
»Der, auf der das Mädchen bis eben gelegen hat. Warum hast du das gemacht?«
»Ich habe nichts gemacht«, behauptete ANIMA.
»Du ...«
Weiter kam ich nicht, denn jetzt war es Traumata, die plötzlich aufschrie. Allerdings fiel sie nicht zu Boden, und auch ihre Bank war noch immer vorhanden. Dafür stand die Bithra kampfbereit und mit zornig funkelnden Augen da, das Messer in der Hand.
»Jemand hat mich geschlagen!«, behauptete sie.
Ich runzelte die Stirn und sah mich nach allen Seiten um. Da war niemand, und es konnte auch außer den beiden Bithra und mir niemand an Bord sein.
Trotzdem wurde mir das Ganze allmählich unheimlich. Ich erinnerte mich daran, wie Traumata schon einmal plötzlich und ohne ersichtlichen Grund das Gleichgewicht verloren hatte. Und ich hatte den Luftzug wirklich gespürt.
»Ist außer uns noch jemand an Bord?«, fragte ich ANIMA.
»Natürlich nicht«, erwiderte sie beleidigt.
»Bist du sicher?«
»Niemand kommt ohne meine Einwilligung hier herein!«
Damit hatte sie sicher Recht. Aber wenn außer uns niemand da war – nun, dann musste es ANIMA selbst sein, die plötzlich begann, uns schlechte Scherze zu spielen.
»Wartet hier auf mich«, bat ich die beiden Bithra. »Ich bin gleich wieder hier.«
»Willst du uns wirklich hier alleine lassen?«, fragte Molina, sprang auf und hängte sich bei mir ein.
»Allein mit so unheimlichen Dingen?«, fügte Traumata hinzu und war ebenfalls schon neben mir.
»Es tut mir leid, aber ihr müsst hierbleiben«, erklärte ich energisch und schob die beiden zu der verbliebenen Bank.
Die Bank löste sich auf, und die beiden Bithra, die sich gerade setzen wollten, landeten auf dem Fußboden. Zwei empörte Schreie erklangen, dann riss Molina ihr Messer aus dem Gürtel und stieß es in den Boden hinein. Im nächsten Augenblick war das Messer verschwunden. Molina blieb verdutzt sitzen und starrte abwechselnd auf ihre Hand und den Boden, der völlig unversehrt war.
»Das Schiff hat mein Messer gestohlen«, stellte sie dann entgeistert fest.
»Was wird hier eigentlich gespielt?«
Das hätte ich auch gerne gewusst.
Ich musste mit ANIMA sprechen, und zwar sofort, vor allen Dingen aber ohne die beiden Bithra. Im Augenblick waren sie so überrascht, dass sie kaum auf mich achteten. Ich beschloss, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Aber als ich gerade erst ein paar Schritte getan hatte, kamen die beiden mir nachgeeilt.
»Warte auf uns!«, rief Traumata besorgt. »Du kannst nicht allein und unbewaffnet hier herumlaufen, wenn dein Schiff den Verstand verloren hat. Wir ...«
Ich hatte mich umgedreht, denn ich sah ein, dass ich meinen beiden Quälgeistern doch nicht entkommen konnte. Zufällig blickte ich auf den Boden, und ich sah, wie dort plötzlich eine Grube entstand. Sie war nicht tief. Es handelte sich lediglich um einen kleinen Absatz, aber wenn man innerlich darauf eingerichtet ist, auf ebenem Boden zu laufen, kann auch eine kleine Vertiefung zu einer Stolperfalle werden – und sie wurde es auch.
Traumata fiel zuerst hin, dann folgte Molina. Sie rappelten sich sofort wieder auf, aber kaum dass sie auf den Beinen standen, gab es ein sausendes Geräusch. Die beiden Mädchen flogen nach rechts und links, fingen sich geschickt an den Wänden ab und schimpften lauthals.
»Das reicht!«, sagte ich grimmig. »Geht zurück, wartet auf mich und rührt euch nicht von der Stelle. ANIMA, ich muss mit dir reden!«
»Geh nicht!«, schrie Molina aufgeregt.
»Du darfst dich nicht in Gefahr begeben!«, zeterte Traumata, und schon hatten sie mich in der Zange und schleppten mich zurück zu jenem Raum, in dem das ganze Theater begonnen hatte. Zumindest hatten sie das vor. Aber der Raum war plötzlich ebenfalls verschwunden – oder, um genauer zu sein, die Tür war nicht mehr vorhanden.
»Wir müssen das Schiff verlassen«, schrie Molina in heller Panik. »Es war in dem Nebel. Es hat den Verstand verloren!«
Von irgendwoher erklang ein drohendes Brummen, dann fegte etwas wie ein Wirbelsturm an uns vorbei. Ich fühlte mich in die Luft gehoben, prallte gegen eine Wand und rutschte langsam daran zu Boden.
Ein wenig benommen blieb ich sitzen und überdachte die Lage. Die beiden Bithra waren still geworden. Sie lagen auf dem Boden und rührten sich nicht, aber ihre Augen waren geöffnet, und sie beobachteten mich angstvoll.
»Es ist der Nebel«, sagte Traumata nach einiger Zeit sehr leise. »Es muss der Nebel sein. Als wir mit unserem Schiff in ihn hineingerieten, funktionierte plötzlich nichts mehr. Das künstliche Gehirn spielte verrückt. Es wusste plötzlich nicht mehr, dass wir die Passagiere waren. Es dachte, wir wären Eindringlinge, und es wollte uns vernichten. Wir mussten es ausschalten. Und dann haben wir versucht, das Schiff selbst zu steuern.«
Allmählich begriff ich die Zusammenhänge. Die Bithra benutzten offenbar vollautomatisierte Raumschiffe, denen man lediglich einfache Befehle zu geben brauchte. Wahrscheinlich hatten die Mädchen niemals gelernt, wie man mit einem normalen Raumschiff umzugehen hatte. In dem leuchtenden Nebel mochte es energetische Phänomene geben, die in einem komplizierten Robotergehirn verheerende Schäden anrichteten.