Nr. 725
Der programmierte Untergang
Der Todesplan des Erleuchteten
von Peter Griese
Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide eine plötzliche Ortsversetzung erlebt. Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wieder aufzunehmen, ist die STERNSCHNUPPE. Das Schiff sorgt für manche Überraschung – ebenso wie der junge Daila Chipol, der neue Gefährte des Arkoniden. In den sieben Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben die beiden schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.
Während dieser Zeit hat Atlan schmerzliche Niederlagen hinnehmen müssen, aber er hat auch einige Erfolge für sich verbuchen können. So sind zum Beispiel die Weichen für eine Zusammenarbeit der verbannten Daila mit den Bewohnern ihrer Ursprungswelt gestellt worden – was sich positiv auf den Freiheitskampf der Daila gegen die Mächte des Neuen Konzils auswirken dürfte.
Gegenwärtig ist Atlan mit seinen Gefährten, zu denen inzwischen auch Colemayn, der Weltraumtramp, und Mrothyr, der Rebell von Zyrph, gehören, zum Latos-Tener-System unterwegs. Der Arkonide ahnt nicht, dass dort ein heimtückischer Plan des Erleuchteten realisiert werden soll: DER PROGRAMMIERTE UNTERGANG ...
Atlan – Der Arkonide folgt einer fixen Idee.
Das Pre-Lo – Der »Vortester« EVOLOS verfolgt einen tödlichen Plan.
Tatar Taar – Ein Müller von Tener.
Nemissa Pauh – Eine Partial-Telekinetin.
Colemayn – Der Sternentramp hat einige Überraschungen parat.
Organisierte Macht besteht, bis sie wahrer Menschlichkeit begegnet. Aber wo findet man wahre Menschlichkeit?
Arien Richardson zu Flora Almuth an dem Tag, als die Facette von Mesanthor einen Friedensvertrag mit Yog-Man-Jog schloss und dabei ihre Bedenken gegenüber dem Celester anmeldete, der Atlan in Alkordoom vertrat.
1.
Er hatte sich wieder zurückgezogen. Die STERNSCHNUPPE, die ja in ihrer eigenen Art und Weise fühlte und lebte, akzeptierte das widerspruchslos.
Ich nicht!
Der Alte, der sich Colemayn nannte, mochte noch so viele Geheimnisse mit sich herumschleppen, für mich zählten andere Fakten. Mrothyrs Zustand, Chipols Aggressionen gegenüber seinen psionisch begabten Brüdern und Schwestern, die Suche nach dem Erleuchteten.
Dieser Unbekannte hatte sich wie eine fixe Idee in meinem Kopf festgesetzt, und loslösen konnte ich mich nicht davon. Auch nicht jetzt, wo ich unabhängig von der scheinbar sanften Erpressung der Kosmokraten war. Der Extrasinn behauptete wieder einmal, dass ich mich auf ein undurchschaubares Vabanquespiel eingelassen hatte, aber das störte mich wenig. Colemayns Abwesenheit störte mich mehr.
Der Sternentramp hatte sich in eine Ecke der STERNSCHNUPPE zurückgezogen. Seine komischen Kristallbrocken hatten ihm auch nicht mehr helfen können. Zumindest hatte er das gesagt.
Chipol schlief in einem Sessel des Zentralraums der STERNSCHNUPPE, und Mrothyr war wieder einmal in tiefe Besinnungslosigkeit verfallen.
Und mein Zustand? Ich war weit davon entfernt, mich zu beklagen. Bei wem hätte ich auch meine inneren Nöte auslassen können? Bei keinem, der in meiner Nähe war. Da waren nur der junge Chipol, voller Ablehnung gegenüber den Daila-Mutanten, Colemayn, mehr tot als lebendig, und Mrothyr, noch mehr tot als lebendig.
Prüfe dein Inneres!, forderte mein zweites Ich, der Extrasinn.
»Halt's Maul!«, reagierte ich.
Der Logiksektor schwieg. Dadurch wurde mir erst richtig bewusst, wie einsam ich war. Wie vernarrt ich einer Idee nachrannte, wie sehr ich den Erleuchteten von Alkordoom, den man dort das Juwel genannt hatte, stellen wollte. Was, bei allen Geistern diesseits und jenseits der Materiequellen, verbarg sich hinter diesem Unnahbaren, der mit EVOLO eine Gefahr erzeugte, die selbst die Kosmokraten erzittern ließ?
Eigentlich, so gab ich mir gegenüber freimütig zu, hatte mich das Jagdfieber erst richtig gepackt, als die Möglichkeit verschwunden war, freiwillig diese Mission abbrechen zu können. Heute erst sah ich, wie sehr mich diese »Hintertür« doch gehemmt hatte. Ich musste frei sein in allem, was nur möglich war, vor allem in meinen Entscheidungen.
Mit dem Ausweg hatten die Kosmokraten mir nicht nur meinen Spielraum gegeben. Sie hatten in mir auch einen ganz neuen Willen geweckt.
Vielleicht beruht alles auf einem ganz und gar ausgekochten Plan, den die Mächte jenseits der Materiequellen ausgeheckt haben, meldete sich der Logiksektor. Erst haben sie deine Situation als Orakel von Krandhor ausgenutzt und dir die Möglichkeit gegeben, diesem tristen Dasein ohne Bewegung zu entfliehen. Dabei ließen sie gleichzeitig in einem scheinbaren Entgegenkommen die Möglichkeit für dich offen, die übertragene Aufgabe nach eigenem Willen jederzeit beenden zu können. Sie lockten dich hinaus. Und du hast angebissen.
»Vielleicht«, gab ich zu.
Und als du Feuer gefangen hattest, als sich die Situation durch die Flucht des Erleuchteten zuspitzte, nahmen sie dir die Fluchtmöglichkeit. Sie kennen dich, alter Unsterblicher! Sie haben dich 186 Jahre lang in ihrer unmittelbaren Umgebung gehabt. Sie müssen jedes einzelne Atom deines Körpers abgespeichert haben. Sie verfügen über jedes Gran deiner Emotionen, sie können berechnen, wie du handeln wirst.
»Du denkst wie du«, entgegnete ich hart. »Die Kosmokraten denken, handeln und planen ganz anders. Da ich nicht weiß, wie, weißt du es auch nicht. Ich weiß aber, dass sie nicht so denken wie du.«
Du weigerst dich zu erkennen, dass du noch immer in irgendeiner Weise von ihnen abhängig bist?
»Ich bin es nicht.« Mein Trotz war erwacht. »Sie sind abhängig von mir, denn wenn ich die Jagd auf den Erleuchteten beende, sind die Kosmokraten die Dummen.«
Da hast du nicht ganz Unrecht, lenkte der Extrasinn ein.
Ich durchschaute dieses simple Manöver sofort.
»Du willst mich nicht weiter reizen«, stellte ich fest. »Du merkst, dass meine Verfassung nicht gerade berauschend ist. So ist es, nicht wahr?«
Dass ich keine Antwort bekam, besagte mehr als tausend Worte. Ich konnte auch gut auf jeden Kommentar verzichten, denn für mich allein räumte ich ein, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen die Gefahr größer, meine Verfassung jedoch wesentlich besser gewesen war.
Zugegeben, ich hatte ein paar leichte Depressionen. Der Misserfolg auf Kraupper hatte mir zu denken gegeben. Irgendwie trat ich auf der Stelle. Oder war ich zu ungeduldig? Oder war der Erleuchtete einfach zu fremd, zu verborgen, zu unheimlich, zu unnahbar?
Oder war es die Ungewissheit, die sich hinter einem Namen, hinter Latos-Tener, und ein paar dazugehörigen Koordinaten verbarg? Würde ich dort wieder einen Reinfall erleben? Zog der Erleuchtete gar bereits hier in Manam-Turu die Fäden und spann sein Netz um meine Existenz? Wo bei allen Höllen des Universums, befand ich mich überhaupt? Was war das für eine Galaxis, in der ich einen Verrückten suchte, der den Kosmokraten am Zeug flicken wollte?
Du denkst reichlich ungehobelt!, warf mir der Extrasinn vor.
»Schnauze!«, antwortete ich, und mein zweites Ich schwieg tatsächlich. Manchmal wünschte ich mir, es abschalten zu können.
Ich hatte eine vage Spur, die Spur nach Latos-Tener. Aber ich hatte keine Ahnung, was mich dort wirklich erwartete.
Dem Erleuchteten durfte ich nicht zuviel Zeit geben. Je länger er ungestört in Manam-Turu seine Macht aufbauen konnte, desto größer und stabiler würde diese sein.
Ich fühlte mich gehetzt.
Aber, so tröstete ich mich sogleich, das war auch nur ein Ausdruck meiner augenblicklichen Situation, meiner Schlappe auf Kraupper, meiner inaktiven Begleiter.
Es wäre besser, meldete sich der Logiksektor fast vorsichtig wieder, wenn du eine Pause einlegen würdest. Zumindest solltest du warten, bis Mrothyr wieder gesund ist. Als Kranker stellt er Ballast für dich dar. Das hast du bereits einmal mit aller Deutlichkeit erlebt. Aber scheinbar bist du im Augenblick für nichts aufnahmefähig.
Diesmal war ich es, der auch in Gedanken auf jede Antwort verzichtete.
Du benimmst dich wie ein störrischer Junge, bohrte der Extrasinn hartnäckig weiter. Ich hätte ihn erwürgen können, aber leider besaß er keinen Hals. Er hockte als Zweitbewusstsein irgendwo in meinem Kopf, körperlos, gefühllos, schlaflos, herzlos. Du willst dir etwas beweisen. Du bist in die Sturheit des alten Arkonidenreichs zurückgefallen! Wenn ich lachen könnte, so würde ich dich jetzt auslachen, verknöcherter Arkonidenfürst. Eine Niederlage, und schon verlierst du die Übersicht, setzt das Leben deiner kranken Begleiter erneut aufs Spiel und rennst einer fixen Idee namens Latos-Tener her, hinter der sich nur eine neue Falle verbergen kann. Was willst du dir beweisen? Dass du noch der Alte bist? Antworte!
Ich dachte nicht im Traum daran.
Mit gemächlichen Schritten und ganz oberflächlichen Gedanken begab ich mich an die Steuerkonsole des Piloten. Von hier konnte ich alle wichtigen Informationen abrufen, ohne die Pseudo-Intelligenz der STERNSCHNUPPE bemühen zu müssen. Innerhalb von Sekunden lagen alle Informationen des Funk- und Ortungssystems, der Strömungsmessfühler, des Hyperraumanalysators und des Strukturdetektors vor.
Ich studierte die Daten der letzten Aufzeichnungen und registrierte nebenbei, dass sich der Extrasinn nun wohl endgültig in Schweigen gehüllt hatte.
Zunächst entdeckte ich nichts Auffälliges. Erst beim zweiten Durchsehen des Ortungsbands stieß ich auf ein winziges Echo, das mir zunächst entgangen sein musste. Und das auch die automatische Zentralüberwachung der STERNSCHNUPPE nicht bemerkt hatte. Ich ordnete die Aufzeichnung dem zeitlichen Verlauf zu, als ich mir ziemlich sicher war, dass es sich bei dem kleinen und leicht verschwommenen Echo um ein künstliches Objekt handeln musste.
Es musste kurz nach dem Verlassen von Kraupper gewesen sein. Ich rekonstruierte mit Hilfe der Ortungsdaten die Flugbahn des unbekannten Objekts. Erst hatte es sich rasch Kraupper genähert, dann aber Kurs auf die STERNSCHNUPPE genommen. Es gab keinen Zweifel, dass wir geortet worden waren, während uns das im Trubel der Ereignisse entgangen sein musste.
Im Trubel der Flucht nach einer Schlappe!, korrigierte mich der Logiksektor mit unnachgiebiger Boshaftigkeit.
Mit unnachgiebiger Logik, Trotzkopf!
Dann war das Objekt aber in eine andere Richtung abgeschwenkt und sehr bald aus dem Bereich der Nahortung gelangt. Da die Fernortung nicht aktiviert gewesen war, konnte ich den weiteren Kurs nicht feststellen.
»Bedeutungslos«, kommentierte ich halblaut diese Erkenntnisse.
Meinst du, bemerkte der Extrasinn mit künstlicher Ironie.
»Was willst du?«, fragte ich reichlich grimmig zurück.
Dich erheitern. Damit du aus deiner Misere kommst!
»Pah!«, entgegnete ich mit der gleichen Ironie. »Sorge dich um deinen verkorksten seelischen Zustand!«
Witzbold! Ich habe keine Seele. Ich bin nur logisches Gehirn. Ein Segen, dass es so ist!
Er hatte mich übertölpelt, denn wir redeten in unseren Gedanken wieder miteinander, obwohl ich ihm sein Schandmaul mehrmals verboten hatte.
»Du bist ein größerer Zwang als die Kosmokraten!«, versuchte ich mein zweites Ich in die Enge zu treiben.
Womit du der Wahrheit sehr nahe kommst. Die Kosmokraten sind weit weg. Ich bin aber da. Und ich will dir helfen. Ich will dich aus deinem emotionalen Dilemma reißen. Du weißt, dass das Schiff sinkt. (Das ist eine Geschichte, Atlan! Hör zu!) Also, das Schiff sinkt.
»Es wäre wirklich besser, wenn du deine dämlichen Gedanken für dich behalten würdest!«, schrie ich innerlich heraus und legte dabei alle Intensität meiner Gedanken in diese Worte.
Das Schiff sinkt, fuhr der Logiksektor unbeirrt fort. Chipol eilt zum Rettungsboot. Colemayn rafft sich auf und brüllt dir zu: Heh ...
»Colemayn kann nicht brüllen«, unterbrach ich den Extrasinn hart. Und laut! Zuhören konnte ja keiner. Chipol schlief. Mrothyr war ohne Besinnung, und Colemayn hatte sich irgendwo verkrochen, um aus seinem Kristall heilende Einflüsse herauszuholen.
Er brüllt dir zu, setzte der Extrasinn seine mich reichlich ärgernden Worte fort, dass die Frauen zuerst an Bord des Rettungsboots gehen sollen. Und du antwortest: ›Ja, glaubst denn, alter Sternentramp, dazu ist jetzt noch Zeit?‹
»Ich gebe dir ein paar andere Antworten.« Ich überprüfte noch einmal die Ortungsdaten und den Kurs des fremden Objekts. Vielleicht war das ein Handelsschiff gewesen, das mehr aus Neugier, eventuell um neue Geschäfte abzuschließen (oder aus sonstwelchen Gründen) uns kurz gefolgt war. »Ich vermute, dass du versucht hast, eine humorvolle Bemerkung zu konstruieren. Es ist dir misslungen. Logik kann keinen Humor produzieren, nur Herz. Und dein ganzes Verhalten zeigt nur, dass du auf geistigen Abwegen bist. Und noch etwas, du Quälgeist, wenn du annimmst, dass ich in auch nur einer Sekunde die Fürsorge für meine Freunde vergesse, dann bezeichne ich dich als den letzten Dreck, den die ...«
»Du bist aufgeregt.« Colemayn stand neben mir. Er war plötzlich da, und ich hatte sein Kommen nicht bemerkt.
»Evolution hervorgebracht hat«, hörte ich mich sagen. Und dann: »Wie geht es Mrothyr?«
Der Sternentramp zog aus irgendeinem Winkel seiner Pelzkleidung ein kleines Stück von brauner Farbe und biss herzhaft hinein.
Es musste sich um Kautabak oder ein ähnliches Zeug handeln, das er sich von irgendwo besorgt hatte. Er kaute genüsslich vor sich hin, und von seinen merkwürdigen Schwächeanfällen war nichts zu merken.
»Ich habe ihn versorgt«, sagte Colemayn in einem Tonfall, als würde Gucky lässig über jemand sprechen, den er mit seinen Psi-Fähigkeiten in die Schranken gewiesen hatte. Und doch klang es hier anders, menschlicher.
Du spinnst hochgradig, mischte sich der Extrasinn ein.
Keine Antwort von meiner Seite, denn ich wusste, wer überdreht war.
Colemayns Augen strahlten eine unbändige Mischung von Gefühlen aus. Da war ein tiefes Vertrauen. Eine ehrliche Zuneigung. Eine Bereitschaft, mir zu helfen. Eine Art von Vertrauen, die in mir Freude weckte. Nicht ein Millimeter an Ungeduld, Ungläubigkeit, an Zweifeln, an Fragen.
Aber da war noch etwas aus dem Blinken seiner Augen zu erkennen. Ich wusste nicht, was es war. Es schien mir eine Mischung aus List, Erfahrung des Alters, Weisheit des Abgeklärten und ... Erwartung zu sein.
Ich fühlte mich berührt. Tief in mir rumorte es, als würde ein Kübel Felsbrocken über meinem Empfinden geleert.
»Ich habe ihn versorgt«, wiederholte der alte Mann, den selbst eine Krankheit quälte. »Er wird überleben.«
»Danke«, antwortete ich.
»Du fühlst dich nicht wohl«, stellte der Sternentramp fest. Ich wich seinem bohrenden Blick aus. »Was bedrückt dich, Atlan? Hat dich dein Extrasinn geärgert?«
Ich hatte fast das Gefühl, dass er meine Gedanken lesen konnte, und entgegnete:
»So kann man es ausdrücken. Er versucht mir eine unsinnige Geschichte einzureden.«
»Welche Geschichte?« Colemayns ruhiger Ton strahlte eine schier unendliche Geduld aus. Ich erzählte ihm von dem jüngsten Zwiegespräch mit meinem zweiten Bewusstsein.
»Ich habe das dunkle Gefühl«, fügte ich am Schluss hinzu, »dass ich mich auf meinen Logiksektor nicht mehr ganz verlassen kann. Die Frauen sollen zuerst in das Rettungsboot gehen! Welch ein Unsinn. Es sind keine Frauen an Bord der STERNSCHNUPPE.«
»Natürlich nicht.« Der Alte hockte sich mir gegenüber in einen Sessel. »Du musst davon ausgehen, dass der Extrasinn bildlich gesprochen hat.«
»Das ist nicht seine Art«, wehrte ich ab. »Er besteht aus einem stets logisch und streng denkenden Bewusstsein.«
»Dein wenig zufriedenstellender Zustand hat auf ihn abgefärbt«, vermutete Colemayn.
»Dein Befinden ist auch nicht gerade berauschend«, gab ich zurück.
Der Sternentramp zuckte nur mit den Schultern.
»Wer oder was bist du überhaupt?« Endlich hatte ich einmal die Gelegenheit, in Ruhe mit Colemayn zu sprechen. Mir brannten eine ganze Reihe von Fragen auf den Lippen, die diesen geheimnisvoll wirkenden alten Mann betrafen.
»Was bin ich?« Er wippte leicht mit dem Oberkörper.
»Keine sehr erschöpfende Antwort.« Ich ließ ihn meinen Unwillen spüren. »Wie kamst du nach Manam-Turu? Wir sind uns erstmals in Alkordoom begegnet, erinnerst du dich?«
»Ich erinnere mich sehr gut an unsere erste Begegnung.« Er lächelte schelmisch. »Ich habe schon viele Plätze des Universums besucht. Oder besser gesagt, besuchen dürfen. Ich weiß nicht, wie und warum ich nach Manam-Turu kam. Es ist wohl ein unerklärliches Schicksal, das mich immer wieder an andere Orte verschlägt. Oft begegne ich dabei den gleichen Personen. Manchmal bin ich viele Jahre allein, hundert deiner Jahre oder mehr. Ich habe längst aufgehört, darüber nachzudenken.«
»Wie alt bist du, Colemayn?«
»Ich weiß auch das nicht, Atlan.« Seine Antwort klang ehrlich. »Ich habe auch schon vor langer Zeit beschlossen, über solche unwichtige Fragen nicht zu grübeln.«
»Du weißt, woher ich komme?«, fragte ich.
»Du hast es einmal erwähnt, meine ich mich zu erinnern. Du nennst deine Heimatgalaxis Milchstraße, nicht wahr?«