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Nr. 796

 

Corloques Botschaft

 

Den Zeitchirurgen auf der Spur

 

von Hubert Haensel

 

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In den ersten sieben Monaten des Jahres 3280, d.h. seit dem Ende des Erleuchteten, haben sich die Machtstrukturen in der Galaxis Manam-Turu einige Male entscheidend verändert.

Da war zum einen EVOLOS Schwächung. Da waren zum anderen hoffnungsvolle Anzeichen für eine künftige Koalition zwischen den Daila und anderen Völkern erkennbar. Und da kam es zum Zerfall des Zweiten Konzils, als die Ligriden aus dem an ihnen verübten Betrug die Konsequenzen zogen und Manam-Turu verließen.

Das positive Geschehen wird jedoch in dem Moment zweitrangig, als Pzankur, der Ableger, den EVOLO in die Heimat der Hyptons ausgeschickt hatte, unvermutet zurückkehrt. Pzankur beginnt sofort mit Aktivitäten, die darauf abzielen, Vertreter all der Kräfte in Manam-Turu auszuschalten, die ihm gefährlich werden könnten. Dank Tuschkans Hilfe konnten Goman-Largo und Neithadl-Off die Gefangenen von Tobly-Skan befreien und Pzankur damit ein wichtiges Faustpfand entreißen. Nun sind die beiden Zeitspezialisten wieder in eigener Sache unterwegs – das heißt natürlich in Zeitangelegenheiten.

Goman-Largo und Neithadl-Off sowie ihre neuen Gefährten empfangen CORLOQUES BOTSCHAFT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Goman-Largo und Neithadl-Off – Der Modulmann und seine Gefährtin auf der Suche nach der Zeitfestung.

Errenos – Der Meisterdieb muss sich zurückhalten.

Dartfur – Die Verlorene Seele aktiviert ihr Schlafendes Arsenal.

1.

Bericht Neithadl-Off

 

Barquass ...

Nach langem, ereignislosem Flug waren wir unbehelligt auf Gurays Welt gelandet. Die Auseinandersetzung mit EVOLOS Psionischem Paket Pzankur lag inzwischen mehrere Tage hinter uns. Im Nachhinein betrachtet erschien sie mir wie ein böser Traum. Doch das ist wohl oft so, wenn man Geschehnisse nicht in dem Umfang wahrhaben will, in dem sie einen wirklich betreffen.

Der Himmel über dem Landeplatz der STERNENSEGLER war bewölkt und von eigenartig düsterer Färbung, die eine erste Ahnung eines heraufziehenden Unwetters vermittelte. Es roch nach Schwefel, und die zunehmende statische Aufladung der Atmosphäre machte sich in vielfältigen kleinen Lichteruptionen bemerkbar, wie ich sie in dieser Ausprägung noch auf keiner Welt gesehen hatte: als würden winzige Sternschnuppen aufglühen und sofort wieder vergehen. Und das bei einem Sonnenstand, der in etwa dem späten Nachmittag entsprach.

Im weichen Moosboden waren Errenos' Spuren nur schwer auszumachen. Der Gildemeister der Saltics hatte sich geradlinig von der STERNENSEGLER entfernt. Er war wütend. Weil Goman-Largo darauf bestanden hatte, ausgerechnet in einer einsamen, abgelegenen Region zu landen; in einem Gebiet, in dem es weder Ansiedlungen noch Verkehrswege gab und demzufolge nichts, was für den Meisterdieb von Interesse gewesen wäre. Dabei hatte Errenos bis zuletzt gehofft, am Reichtum von Barquass teilhaben zu können.

In seiner Erregung würde er sich hoffentlich nicht zu Dummheiten hinreißen lassen. Immerhin war es zwischen ihm und Goman-Largo zu einem heftigen Disput gekommen, der den Modulmann letztlich zu verletzenden Äußerungen veranlasst hatte. Errenos wollte den Trubel und die Anonymität einer größeren Stadt, um ungestört seinem diebischen Handwerk frönen zu können – Goman-Largo, der Zeitspezialist, suchte hingegen einen abgeschiedenen, ruhigen Ort ohne nennenswerte Störstrahlung, um das Aktivierungssignal auszusenden.

Von einer Anhöhe aus sah ich die STERNENSEGLER und ihr angeflanschtes Beiboot, die WINDSBRAUT, als störendes stählernes Monument inmitten meterhoher Grasinseln. Auf dem Hügel verlor sich Errenos' Spur, die bis in unmittelbare Nähe einer kleinen Baumgruppe führte.

Kreischend fiel ein Schwarm großer Vögel ein. Gegen den auffrischenden Wind waren die Tiere keine geschickten Flieger. Mit ihren kantigen Schnäbeln begannen sie, die Blätter von den Bäumen abzurupfen und zu zerpflücken. Ich achtete erst darauf, als ein zorniger Aufschrei erklang. Dabei hätte ich mir denken können, dass Errenos zur Tarnung die Form eines Laubgehölzes angenommen hatte.

Ich stieß ein heiseres Lachen aus, als der Meisterdieb schlagartig sichtbar wurde. Kreischend stoben die Vögel von seinen Schultern auf; sie waren über die jähe Verwandlung wohl nicht minder entsetzt als er zuvor über ihre Attacke. Errenos begann um sich zu schlagen, reizte die Tiere damit aber nur noch mehr. Um ihn herum bildete sich ein Knäuel aus schimpfenden, unbeholfen flatternden und mit Schnäbeln hackenden Leibern. Der Saltic war offensichtlich viel zu erregt, um sich erneut zu tarnen, diesmal aber als etwas Unverfänglicheres.

Ich imitierte eine Reihe schriller Laute, die ich vor langer Zeit von den Vogelgöttern von Ruuhn in einer unbedeutenden Kleingalaxis gelernt hatte. Meine Stimmbänder waren zwar ungeeignet für solche Kunststücke, der Erfolg zeigte sich aber dennoch. Errenos kam frei, aus mehreren kleinen Wunden im Gesicht und an den Handrücken blutend.

Eigentlich hätte er mir dankbar sein müssen. Aber daran dachte er gar nicht.

»Wenn du nur gekommen bist, um mich zurückzuholen, verschwinde lieber wieder«, rief er mir zu. »Ich will niemandem Dank schulden, und schon gar nicht Goman-Largo. Wenn er glaubt, er brauche auf mich keine Rücksicht zu nehmen, sollte er sich zu erinnern versuchen, von wem er die Stele SCHLÜSSEL ZUR WANDLUNG letztlich bekam.«

»Der Modulmann meint es nicht so«, versuchte ich zu beschwichtigen.

»Entweder weißt du es wirklich nicht besser, oder du lügst«, konterte der Saltic gereizt. »Du tust ohnehin meist nichts anderes.«

Das hätte er nicht sagen sollen. Seine Verbitterung darüber, dass er auf Barquass keine Gelegenheit zum Stehlen erhielt, berechtigte ihn noch lange nicht zu persönlichen Angriffen.

Der Meisterdieb hatte mich noch nicht wütend erlebt. Abermals bediente ich mich der Sprache der Vogelgötter von Ruuhn.

Erneut wurde Errenos zum Ziel der aufgebrachten Vögel, die ihn heftig attackierten. Schimpfend, fluchend und um sich schlagend, blieb ihm keine andere Wahl, als zur STERNENSEGLER zurückzukehren. Sobald er eine andere Richtung einzuschlagen versuchte, verschwand er förmlich unter der gefiederten Last.

Ein wenig langsamer folgte ich ihm. Ich dachte an die Vogelgötter, mit denen mich eine tiefe Freundschaft verband. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: sie hatten mich seinerzeit gebeten, für immer auf Ruuhn zu verweilen. Das hätte bedeutet, durch Umwandlung körpereigenen Gewebes tragfähige Schwingen zu erhalten und eine auf Jahrtausende verlängerte Lebenserwartung. Ich, die Prinzessin, hatte die Chance ausgeschlagen, zur Göttin zu werden – einfach nur deshalb, weil ich das Abenteurerblut in meinen Adern nicht verleugnen konnte. Ich liebte die Freiheit, das ungebundene Dasein, die Gefahr ...

Außerdem befand ich mich noch immer rastlos auf der Suche nach etwas, von dem ich keine klaren Vorstellungen besaß. Ich war nur überzeugt, dass ich das Objekt meiner Sehnsüchte erkennen würde, sobald ich es eines Tages fand.

Errenos hatte den Landeplatz der STERNENSEGLER erreicht. Die Vögel ließen von ihm ab, als er sich dem Antigravlift anvertraute und zur Schleuse emporschwebte. Ich beeilte mich, die Distanz zwischen uns zu verringern. Immerhin tat der Meisterdieb mir ein wenig leid. Er hatte Goman-Largos Sturheit nicht verdient. Was konnte schon geschehen, wenn er hie und da lange Finger machte, abgesehen von der moralischen Verwerflichkeit seines Tuns? Aber selbst das ist Ansichtssache und vor allem evolutionsbedingt. Bei seinem Volk waren die besten und raffiniertesten Diebe am meisten geachtet, während man ihnen anderswo die Hände abgeschlagen hätte.

»Errenos«, rief ich dem Meisterdieb hinterher, als ich ebenfalls die offenstehende Schleuse erreichte. »Warte auf mich!«

Er tat es nur zögernd.

»Du bist nicht viel besser als der Modulmann«, schimpfte er.

Ich richtete mich auf den hinteren beiden Beinpaaren auf, dass ich annähernd seine Größe erreichte. Mit den versteiften Tastfäden stieß ich ihn an.

»Wahrscheinlich bin ich nicht so konsequent wie Goman-Largo. Willst du mir das zum Vorwurf machen?«

Sein Schweigen verriet genug. Mit dem Handrücken fuhr er sich übers Gesicht und verwischte dabei das schon halb geronnene Blut.

»Komm mit!« Kurzerhand zog ich ihn neben mir her. Für Notfälle gab es eine kleine Medostation an Bord, dorthin führte ich ihn. Aufgesprühtes Wundplasma würde dafür sorgen, dass seine ohnehin nur oberflächlichen Verletzungen innerhalb einer Stunde heilten.

Nacheinander öffnete ich mehrere Schränke, ohne das Richtige zu finden.

»Wonach suchst du?«, wollte Errenos schließlich wissen.

Ich sagte es ihm.

»Lass es gut sein«, seufzte er. »Die paar Abschürfungen lohnen den Aufwand nicht.«

»Sind wir Freunde?«, fragte ich. »Dann ist es meine Pflicht ...«

Errenos nickte, wenn auch zögernd, wie mir schien. Anstatt mir zu helfen, denn immerhin machte ich mir seinetwegen die Mühe, ließ er sich in den nächstbesten Sessel sinken.

Nach einer Weile gab ich die Suche auf. Obwohl ich überzeugt war, vor Tagen noch mehrere Flaschen mit Wundplasma gesehen zu haben.

»Hast du eine Ahnung, wo das Zeug hingekommen sein könnte?«, erkundigte ich mich.

»Na ja«, meinte Errenos.

Die Antwort verriet mir genug. »Du hast das Plasma geklaut«, fuhr ich auf.

»Es gehörte niemandem«, sagte der Meisterdieb.

»Es gehört zur Ausrüstung der STERNENSEGLER. Stell dir vor, wir brauchten es für einen Notfall ...«

»Warum regst du dich auf, Vigpanderin? Die Flaschen sind nach wie vor an Bord.«

Ich hatte ihm helfen wollen, doch jetzt sah ich nicht mehr ein, weshalb ich Zeit und Nerven vergeuden sollte. Goman-Largo hatte in gewisser Weise Recht: Errenos klaute alles, was ihm vor die Finger kam.

»Weißt du was?«, sagte ich und ließ ihn einfach stehen. »Verarzte dich selbst.«

»Du bist sogar wie der Modulmann«, rief er mir aufgebracht hinterher. »Keinen Deut besser.«

Reibereien hatte es während der letzten Tage häufiger gegeben, das war mehr oder weniger unbedeutend. Solange solche Zwischenfälle nicht ausarteten, konnten wir damit fertig werden. Sie waren nichts anderes als ein Ausdruck der inneren Anspannung, unter der jeder von uns zu leiden hatte.

 

*

 

Animas Raumschiff mit ihr und den anderen Gefangenen von Tobly-Skan an Bord war noch nicht auf Barquass eingetroffen. Auf irgendeine Weise wäre es sonst bestimmt zum Kontakt zwischen uns gekommen.

Ich machte mir deshalb weiter keine Gedanken. Unsere Wege, die uns zufällig zusammengeführt hatten, trennten sich eben wieder. Manam-Turu war groß.

Sofort nach der Landung auf Barquass hatte Goman-Largo über eines seiner Module einen Aktivierungsimpuls ausgesandt. Das lag inzwischen mehrere Stunden zurück. Seitdem wartete er angestrengt auf ein bestimmtes Raum-Zeit-Signal als Antwort.

Wir wollten unsere erste Zeitkapsel wiederhaben, die ursprünglich Krell-Nepethet gehört hatte, einem abtrünnigen Agenten des Ordens der Zeitchirurgen. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir mit ihr schon einmal Barquass besucht, sie aber aus Vorsichtsgründen zu einer zuvor tangierten Zeitgruft zurückgeschickt. Natürlich nicht, ohne uns die Möglichkeit offenzuhalten, sie später jederzeit wiederzufinden. Eines von Goman-Largos Modulen befand sich an Bord der Zeit-Transfer-Kapsel, um uns den Weg zu weisen. Und auf ein Signal eben dieses Moduls wartete der Tigganoi ungeduldig.

»Noch immer nichts?«, fragte ich, als ich das Solo-Cockpit betrat, in dem Goman-Largo wartete.

Sein Gesicht wirkte angespannt und ließ keine andere Regung erkennen, als er sich zögernd zu mir umwandte.

»Du glaubst, dass wir den Time-Shuttle verloren haben?«

»Das habe ich nicht gesagt, Modulmann.«

»Deine Frage war ein einziger Vorwurf«, behauptete er. »Du brauchst es nicht abzustreiten.«

»Angenommen, das Signal bleibt aus – wie lange wollen wir auf Barquass verweilen?«

Goman-Largo zuckte zusammen. Seine wasserhellen Augen verengten sich. Er starrte mich an und blickte doch durch mich hindurch.

Goman-Largo wurde zur Statue; selbst sein Brustkorb hob und senkte sich plötzlich nicht mehr im Rhythmus regelmäßiger Atemzüge. Für einen Moment erschrak ich, vermutete ich doch einen Angriff oder einen Rückfall in die Stasis, in der mein Modulmann die längste Zeit seines Lebens zugebracht hatte. Dann bemerkte ich das irisierende Leuchten, das seine linke Brustseite umspielte. Mir wurde klar, dass eines der genotronisch aufgepfropften Module eine besondere Tätigkeit aufgenommen hatte.

Rhythmisch pulsierend schwoll das Leuchten an, bedeckte nach nicht einmal einer Minute Goman-Largos gesamten Oberkörper.

Dann erlosch es schlagartig.

Aber mein Modulmann blieb wie versteinert; er reagierte nicht darauf, dass ich ihn ansprach.

»POSIMOL«, rief ich die Bordpositronik der STERNENSEGLER. »Kannst du seinen Zustand analysieren?«

Surrend näherten sich zwei handflächengroße, unregelmäßig geformte Scheiben, senkten sich langsam auf den Modulmann herab. Die Lichtanzeigen, die über ihre Oberfläche huschten, erfolgten in viel zu schnellem Wechsel; ich konnte kaum etwas erkennen. Aber offensichtlich fehlten Braunwerte. Braun war das Symbol für ungestörte Funktionen.

»Der Stoffwechsel des Tigganoi ist auf ein Minimum reduziert«, meldete POSIMOL.

»Unternimm etwas dagegen!«, befahl ich spontan.

Aus der Unterseite eines der fliegenden Medosensoren glitt eine haarfeine Kanüle hervor. Sekunden später erhielt Goman-Largo die Injektion.

Was dann geschah, ging viel zu schnell, als dass ich bewusst alles hätte aufnehmen können. Mir wurde lediglich klar, dass ich das Falsche angeordnet hatte. Rund um die Einstichstelle der Nadel lösten sich Modulpakete, huschten wie kleine Blitze nach allen Seiten davon.

Die beiden Medosensoren explodierten.

Ich verspürte einen schmerzhaften Schlag gegen die Seite. Irgend etwas drang in mich ein, begleitet von einer Woge der Übelkeit, die mich taumeln ließ. Unbewusst muss ich wohl geschrien haben, denn eben dieser Schrei brachte mich jäh wieder zur Besinnung, kaum dass ich in die Gefilde des Nicht-Seins eintauchte.

Das Fremde in mir war gar nicht so unangenehm. Es wirkte vertraut; offenbar handelte es sich tatsächlich um eines der Module.

Hoffentlich keines, das die Fortpflanzung bestimmte.

Erneut durchfuhr es mich siedendheiß, als ich die Wucherung auf meiner Haut bemerkte. Ein gut faustgroßer Abszess hatte sich gebildet.

Was wusste ich schon über die biologischen Funktionen des Modulmanns? Ich kannte nicht einmal meinen Körper so weit, dass ich gewisse Reaktionen mit Sicherheit ausschließen konnte.

»Goman-Largo ...«

Ich erschrak über meine eigene Stimme, die mir plötzlich verändert erschien.

Stöhnend begann der Tigganoi sich aufzurichten, und ich fuhr unwillkürlich sämtliche Sensorstäbchen aus und beobachtete ihn wie gebannt. Zwei Schritte kam er auf mich zu, dann stemmte er die Fäuste in die Hüfte.

»Was hast du dir dabei gedacht, Neithadl-Off?«

»Ich wollte dir helfen.«

»Du hättest mich töten können, verdammt. Außerdem hätte ich beinahe das Raum-Zeit-Signal verloren. Glaube nur nicht, dass es einfach zu orten ist.«

»Tut mir leid«, stieß ich gepresst hervor. »Für mich hatte es den Anschein, als ...«

»Schon gut«, wehrte er weit versöhnlicher als eben noch ab. »Zumindest besitze ich die Koordinaten ...« Sein Blick fiel auf meine Wucherung, er schwieg abrupt und kniff fragend die Brauen zusammen. Dass er nichts mehr sagte, erschreckte mich. Goman-Largo wusste demnach genau, was geschehen war.

Ich reagierte verwirrt, mir war nach Lachen und Weinen gleichzeitig zumute – eher sogar nach Weinen, denn die Belastung, die ich auf mich zukommen sah, vertrug sich nicht mit unserem abenteuerlichen Leben.

Ich würde verzichten müssen und damit Goman-Largo allein in den über kurz oder lang vorauszusehenden Kampf gegen die Agenten des Ordens der Zeitchirurgen schicken.

Aber genau das würde mir keine ruhige Minute lassen, denn ich hatte den Modulmann viel zu gern.

Ich weiß nicht, warum ich mich jäh herumwarf und zu meiner Kabine lief. Auf jeden Fall fühlte ich mich schrecklich elend. Ich brauchte Zeit, um mit mir selbst ins reine zu kommen.

2.

Bericht Goman-Largo

 

Neithadl-Offs Reaktion war eindeutig. Ich konnte mich nicht entsinnen, sie je so aufgeregt und nervös gesehen zu haben.

Von selbst wäre ich vermutlich kaum auf die absurde Folgerung verfallen, hätte ihr Blick nicht sehr viel verraten.

Warum hatte sie mir gegenüber nie davon gesprochen? Nur weil ich ein Mann war? Das war Unsinn. Immerhin musste sie doch spüren, dass ich für alle ihre Probleme ein offenes Ohr besaß.

Oder gab es in ihrer Heimat ein Tabu, mit dem alles Körperliche belegt war?

Die letzte Bestätigung erhielt ich, als Neithadl-Off vor mir davonlief.