Die Akte Serkassow
Thriller
edition fredebold
fredebold&partner gmbh
schaafenstraße 25, 50676 köln
Copyright © 2012 fredebold & partner gmbh
Titelabbildung: pecher und soiron, Köln
Satz: D.I.E. Grafikpartner, Köln
ISBN epub 978-3-939674-97-9
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks
in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Die Figuren und deren Namen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
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Akte Serkassow
Personen und Institutionen
Die Personen in der Reihenfolge ihres Erscheinens:
Puschkin (Deckname)
Ehemaliger KGB-Mitarbeiter. Chef der Puschkin-Brigade, einer Truppe von Akademikern, die sich mit Analysen zum Status Quo der Sowjetunion befasste.
Michail Dostojewski (Deckname)
Ehemaliges Mitglied der Puschkin Brigade. Von Puschkin beauftragt, den Fall Serkassow zu lösen.
Alexander Serkassow
Ex Agent des KGB und seiner Nachfolgeorganisation FSB. Späterer Regimekritiker. Ermordet mit dem radioaktiven Gift Polonium.
Wiktor Golzin
Serkassows Identität in Deutschland.
Igor Kreschnikow
Serkassows Identität in Paris.
Jan Poulsen
Dritte Identität Serkassows.
Faber
Informant im Auftrag Dostojewskis.
Sergej Zeranov
Pjotr Luschkin
Oligarchen (Multi-Millionäre aus dem Kreis der ehemaligen Politbüromitglieder).
Georg Olbricht
Kriminalkommissar in Berlin.
Dr. Hersfelder
Stationsarzt an der Universitätsklinik Charité in Berlin.
Anatol Kalin
Nebenfigur. Ehemaliger KGB-Agent im diplomatischen Dienst. Möglicherweise ein zweiter Deckname Puschkins.
Soros
International bekannter Finanzjongleur und Milliardär.
Trebko
Informant Dostojewskis. Trebko und Dostojewski kennen sich aus dem Afghanistan-Krieg.
Leutnant Lubinski
Major Kirin
Haben Kenntnis von illegalen Aktivitäten Trebkos in Afghanistan.
Dorothe Hülsen
Serkassows Lebenspartnerin in Deutschland. Sie kennt ihren Mann nur unter dem Namen Wiktor Golzin.
Oberst Sakirow
Offizier in einem Lager für radioaktives Material der russischen Armee.
Olga Abramowa
Ehemalige Geliebte Dostojewskis und ehemalige Agentin des FSB.
Michail Boskowitsch
Erscheint auf einem Foto und soll von Dostojewski identfiziert werden.
Iwan der Prophet
Russischer Untergrund-Oppositioneller, der in einer Internetzeitung subversive Leitartikel schreibt.
Fink
Ehemaliger Mitarbeiter der Stasi in der DDR. Arbeitet für Dostojewski.
Der Koi
(Sergej Koitschew)
Computerspezialist beim FSB.
Anna Ryschkowa
Russische Journalistin. Regime-Kritikerin. Vom FSB verfolgt und bedroht.
Leutnant Trettnow
Leutnant Terschinski
FSB-Offiziere. Mit der Bespitzelung der Anna Ryschkowa beauftragt.
Romanow
Fiktiver russischer Präsident.
Cromby
Agent des britischen Secret Service.
Offizielle Bezeichnung: MI 6
Jeremy Landers
Crombys Chef beim MI 6.
Leo Kerenski
Wassili Ostropowitsch
Oleg Woykow
Russische Geschäftsleute. Ehemalige oder noch aktive FSB-Agenten.
Vermutlich in den Mord an Serkassow verwickelt
Leutnant Rogalski
FSB-Agent in Moskau. Mit der Observation Anna Ryschkowas beauftragt.
Juri Blawski
International bekannter russischer Millardär. Ehemaliger Förderer des Präsidenten Romanow, der in Ungnade gefallen und nach London geflohen ist.
Ehemaliger Arbeitgeber Serkassows und Woykows.
Leutnant Koljew
FSB-Agent. Beschattet die Journalistin Anna Ryschkowa.
Peter Moore
Zwielichtiger Chef der Londoner Sicherheitsfirma ARIS, die Serkassow kurz vor seiner Vergiftung aufgesucht hat.
Nicolai Grischin
Professor für Geschichte und intimer Freund Dostojewskis.
Berischkin
Russischer Milliardär und ehemaliger Öltycoon. Einst Wahlhelfer Romanows. Jetzt Romanow Feind. Vom FSB ermordet.
Tom Mariotti
Früherer CIA-Agent, Geheimdienstkenner.
Fjedor Kosslanow
Russischer Ex-Minister und Romanow-Kritiker.
Valentin Sawroski
Nentschew
Brolin
Russische Geschäftsleute (Millionäre und Mitglieder der sogenannten Oligarchie), die sich mit Serkassow am Tage seiner Vergiftung in London getroffen haben.
Leroi
Pariser Starkünstler, der Serkassow unter dem Namen Kreschnikow kannte.
Petruschkin
Russicher Exilant, der als Künstler in Paris lebt. War mit Serkassow befreundet.
Wayne Darth
Berüchtigter Spekulant. Ehemals amerikanischer Staatsbürger. Regiert jetzt als Staatenloser ein Milliarden-Imperium von seiner Yacht aus.
Scherpinski
Berojow
Demski
Offiziere der russischen Armee. Betreffen Serkassows Zeit in Afghanistan.
Karolow
Verfasser einer FSB-Analyse über die russische Politik im Kaukasus.
Duvaux
Agent des französischen Geheimdienstes (DST).
Besitzt Informationen über Serkassow.
Regine Blais
Lebensgefährtin des Alexander Serkassow in Paris.
DST-Agentin.
Luboschenko
Mitarbeiter der russischen Botschaft in Berlin.
Lukarin
Pate der russischen Mambow-Mafia.
Gambini
Londoner Galerist, der Skulpturen Serkassows ausstellen will.
Lev Kaschkin
Ehemaliger FSB-Agent, Diplomat und Geheimdienstkenner.
Sirkow
Golakschuk
Plugatow
Freunde Romanows, Politiker und Oligarchen.
Boris Levin
Zwielichtiger ehemaliger KGB Agent.
Genadi Wondrowski
Russischer Journalist und Freund Anna Ryschkowas.
Institutionen
KGB
Russischer Geheimdienst während der Zeit der Sowjetunion.
FSB
Eigentlich der russische Inlandsnachrichtendienst. Arbeitet aber genauso auch im Ausland wie sein Vorgänger der KGB.
DST
Französischer Inlandsnachrichtendienst.
MI5
Englischer Inlandsgeheimdienst.
MI 6
Englischer Auslandsnachrichtendienst auch Secret Service genannt.
CIA
Central-Intelligence-Agency. Ist dem Präsidenten direkt unterstellt.
NSA
Gilt als der größte amerikanische Geheimdienst. Befasst sich in erster Linie mit elektronischer Spionage.
GUS
Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Staatenverbund ehemaliger Mitglieder der UDSSR.
Oligarchen
In der Oligarchie übt eine Minderheit die Macht über die Mehrheit aus. In Russland sind es zwanzig bis dreißig Superreiche. Der Grundstein ihres Reichtums wurde bei der Privatisierung des Volkseigentums der Sowjetunion gelegt. Häufig stammen die Oligarchen aus Familien der ehemaligen Sowjetelite.
OMON
Sonderpolizei des russischen Innenministeriums
Für brutales Vorgehen gegen Demonstranten berüchtigt.
Häufig in Nachrichtensendungen über Russland zu sehen.
doku a-serk-001
(in eig. Sache)
20.09.06
C-Kurier Mitteilung von Puschkin
an Dostojewski
Sollten Sie sich wider Erwarten doch entschlossen haben, meine Nachricht zu dechiffrieren, nehme ich an, dass Sie vielleicht wieder zur Verfügung stehen. Ich weiß: Sie haben das Spielfeld verlassen. Ich respektiere das. Dennoch, es geht um eine brisante Angelegenheit, die sich zu einem Desaster entwickeln könnte. Man wird in den nächsten Tagen darüber in den Zeitungen lesen können. Weltweit. Und man wird es verwenden, um Russland zu diskreditieren. Es geht um jemanden, der Ihnen kein Unbekannter sein dürfte: Alexander Serkassow.
Serkassow wurde am 17.09. um 22:00 in die Berliner Charité eingeliefert. Noch in derselben Nacht diagnostizierten die Ärzte eine Vergiftung mit unbekannter Ursache. Am 18.09. gegen 10:00 wurden die Behörden informiert. Die Polizei nahm sofort die Ermittlungen auf. Ich bin gegen 18:00 von einem Informanten, dessen Identität ich noch nicht herausgefunden habe, darüber unterrichtet worden. Am Vormittag des 19.09. wurde ich ins Innenministerium gerufen. Es herrschte große Aufregung. Die Stichworte: Es geht um Russland, das Ansehen der Regierung, mögliche ungünstige Auswirkungen in der Außenpolitik und um Maßnahmen zur Schadensbegrenzung. Wie üblich ist Romanow erst einmal in Deckung gegangen. Die offizielle Version: Er war in einer Konferenz mit Ölmanagern. Es gab verschiedene Versuche, Romanows Gedanken und Absichten zu erraten, um dementsprechende Vorschläge zu erarbeiten. Das ist der neue Stil, Probleme zu lösen. Da niemand das Risiko einer konkreten Entscheidung auf sich nehmen wollte, hat man mich beauftragt, ein Dossier zu erstellen. Am Abend kam eine erste Stellungnahme von Romanow. Er behauptet, die Besorgnis nicht zu verstehen, und man solle sich von den zu erwartenden Übertreibungen der ausländischen Presse nicht beeindrucken lassen. Gegen 21:00 erhielt ich einen zweiten Anruf von dem anonymen Informanten. Offenbar verfügt er über Insiderwissen. Er wusste bereits von dem Treffen im Innenministerium und deutete an, dass auch andere Kreise den Fall beobachten. Man ist an einer genauen Analyse interessiert. Es wurde ein überzeugendes Honorar in Aussicht gestellt. 50.000 Euro sind für Sie als Anzahlung einkalkuliert. Die Angelegenheit wird als dringend betrachtet, weshalb ich Ihnen nur 24 Stunden Zeit geben kann, sich zu entscheiden, ob Sie für mich eine umfassende Akte zu Serkassow erstellen wollen.
In der Hoffnung auf Ihre Zusage
Puschkin
doku a-serk-002
(in eig. Sache)
21.09.06
an Puschkin
Habe Ihre Nachricht zwar dechiffriert, aber trotzdem kein Interesse. Ich bin ein wenig aus der Übung, und es gab gute Gründe, das Spielfeld zu verlassen. Es gibt nur wenige, es wieder zu betreten. Ihre Informationen sind zudem äußerst vage. Ich weiß weder, für wen Sie jetzt arbeiten, noch welchem Zweck das Dossier letztendlich dienen soll. Dennoch hat es mich gefreut, von Ihnen zu hören. Immerhin sind etliche unserer alten Kollegen nicht mehr unter uns.
Im Übrigen, ich habe während meiner aktiven Zeit einiges zurückgelegt und bin auch durch das Honorarangebot nicht zu überzeugen, mein Leben wieder zu verändern. Sie werden es nicht glauben, aber ohne Dauerstress lebt es sich ganz gut. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter und am zunehmend mangelnden Vertrauen in die Gesundheit, dass ich lieber in den Bergen wandern gehe, als meine Nase in den zu erwartenden Sumpf zu stecken. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für meine Absage. Auch glaube ich, dass ich für solche Aufgaben nicht mehr der Geeignete bin.
Mit herzlichen Grüßen
Dostojewski
doku a-serk-003
(in eig. Sache)
21.09.06
Mitteilung von Puschkin an Dostojewski
Ich verstehe Sie sehr gut. Natürlich bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihre Ablehnung zu akzeptieren. Ich möchte Ihnen aber sagen, dass meine Entscheidung, Sie anzusprechen, reiflich überlegt war. Diese Sache zieht ihre Kreise bis in die höchsten Regierungsebenen hinein. Sie wissen genauso gut wie ich, dass sich die Moral in unseren Kreisen sehr verändert hat. Absolute Diskretion ist verlangt. Und ich kann es mir nicht leisten, dass irgendetwas schiefgeht. Die Zahl der Männer, an die ich mich wenden kann, ist dementsprechend klein. Besser gesagt, kaum vorhanden. Ich habe das Problem mit meinem Auftraggeber besprochen. Mein Budget ist erweitert worden. Hiermit ist Ihr Honorar verdoppelt. Mehr ist nicht drin. Also, überlegen Sie es sich noch einmal. Allerdings bräuchte ich noch bis heute Nacht 12:00 eine Antwort.
Alles Gute, und enttäuschen Sie mich nicht
Puschkin
Aktennotiz
Dostojewski
Ich habe mich dazu entschlossen, den Auftrag anzunehmen. Im Folgenden werden alle Dokumente (doku a-serk), die durch meine persönlichen Nachforschungen gewonnen wurden, mit „(eig. Recherche)“ gekennzeichnet. Dabei handelt es sich sowohl um Zeitungsartikel, Telefonate wie auch um E-Mails, Briefe etc. Kommen sie über jemand anderen, wird die Herkunft (der Informant) als Quelle bezeichnet. Alle Dokumente (Protokolle, Mitteilungen per E-Mail oder per geheimer Nachrichtenübermittlung, genannt C-Wege), die mit „(in eig. Sache)“ bezeichnet sind, betreffen meine Person und könnten in Zusammenhang mit dem Fall Serkassow stehen. Sie werden später in der offiziellen Version, die ich abgeben werde, wieder entfernt. Kompromittierende Dokumente, die meiner persönlichen Absicherung dienen (in Russland Kompromat genannt), werden nach Abschluss des Auftrags ebenfalls aus der Akte entfernt und entsprechenden Dossiers zugeordnet.
Meine eigenen Zusatzbemerkungen werden als Aktennotiz bezeichnet.
doku a-serk-004
(eig. Recherche)
21.09.06
Zeitungsartikel aus der Iswestija – Moskau
Titel: Russland, der ewige Sündenbock
von Anatol Gorodin
Der Mann hat schon einmal von sich reden gemacht. Da war er noch in Russland und arbeitete für unseren Geheimdienst. Er heißt Alexander Serkassow und gehörte zur Elite unseres Landes. Serkassow diente in Afghanistan, galt als vorbildlicher Offizier, wurde mit Orden ausgezeichnet und nach dem Ende des Krieges vom FSB zum Agenten ausgebildet. Auch hier waren seine Vorgesetzten voll des Lobes über ihn. Aber dann fing Serkassow an, sich allmählich zu verändern. Ehemalige Kollegen sprechen von einem Nervenleiden als Überbleibsel einer Kriegsverletzung. Der Spitzenagent wurde zunehmend unzuverlässiger und zeigte gravierende charakterliche Schwächen. Dennoch blieb Serkassow im Dienst.
Dann gab es erste Verlautbarungen von Serkassow über interne Vorgänge beim FSB. Kollegen stellten immer häufiger paranoide Zustände fest. Serkassow unterzog sich einer medikamentösen Behandlung, die aber nur kurzfristig Wirkung zeigte. Statt seiner Arbeit nachzugehen und unser Land zu schützen, schrieb Serkassow Dossiers, gefüllt mit wilden Beschuldigungen gegen seinen Arbeitgeber. Etliche Zeitungen, die aus Kreisen stammten, denen auch der inzwischen in London lebende Multimillionär Juri Blawski angehörte, druckten die Absurditäten ab. Peinlich nur, dass es für keinen Einzigen der Vorwürfe Beweise gab. Leider wurde darüber aber von den Journalisten, die permanent nach Möglichkeiten suchen, Romanow zu diffamieren, nichts berichtet. Das ist typisch für die sogenannte Opposition. Die Verschwörungstheorien eines offensichtlich geistesgestörten Menschen brachen in sich zusammen.
Kurz darauf verschwand Serkassow spurlos von der Bildfläche. Ein Teil jener Presse, die sich schamlos den westlichen Interessen andient, unterstützte Gerüchte, nach denen der Agent vom FSB ermordet worden sei. Aber er wurde nicht ermordet! Jetzt ist er plötzlich wieder aufgetaucht und knüpft nahtlos an die früheren Beschuldigungen an.
Serkassow hatte sich unter dem Namen Wiktor Golzin am 13.09. in London mit einem dubiosen Geschäftsmann in einem China-Restaurant getroffen. Aus unbestätigten Quellen wird verlautet, Serkassow sei in Waffengeschäfte mit der kirgisischen Mafia verwickelt gewesen. Einen Tag später litt Serkassow unter starken Vergiftungserscheinungen. Warum Serkassow anschließend nach Deutschland flog und sich in ein Berliner Krankenhaus zur Behandlung begab, ist noch rätselhaft. Informationen aus Geheimdienstkreisen besagen, Serkassow hätte einige Jahre unter dem Namen Wiktor Golzin in Deutschland gelebt. Angeblich wissen die Berliner Mediziner nicht, welches Gift verwendet wurde. Jetzt ist Serkassow wieder in seinem Element und verkündet von der Intensivstation aus seine abenteuerlichen Verschwörungstheorien. Natürlich muss wieder einmal der FSB herhalten. Der russische Geheimdienst ist es, dem Serkassow die Vergiftung anlastet.
Die westliche Presse nimmt diesen Vorfall, dessen Hintergründe noch in keiner Weise geklärt sind, einmal mehr zum Anlass, mit dem Finger auf Russland zu zeigen. Ein kranker Mann, der zu Zeiten der alten Sowjetunion als Verräter verurteilt worden wäre und dessen Reputation ihn ganz gewiss nicht als Kritiker Russlands qualifiziert, wird jetzt als Kronzeuge gegen unsere Regierung aufgebaut. Wir verstehen sehr gut, dass die zunehmende Abhängigkeit Europas von unserem Öl und Gas Irritationen weckt. Man möchte wissen, was man von der russischen Regierung halten soll, und man möchte sich auf uns verlassen können. Das ist nur recht und billig. Aber der Westen sollte endlich begreifen, dass es seit dem Zerfall der Sowjetunion niemals mehr eine Regierung von derartiger Stabilität gegeben hat. Und das ist ganz sicher in erster Linie ein Verdienst Romanows. Die Polemik aus dem Westen erinnert verdächtig an Methoden aus dem Kalten Krieg.
Dass es auch anders geht, zeigt man in Deutschland. Abgesehen von den Intellektuellen, die immer etwas zu kritisieren haben, sieht man die Dinge im Land der Dichter und Denker ein wenig differenzierter. Der Rest Europas könnte sich ein Beispiel daran nehmen. Niemand muss sich vor Russland fürchten. Wir führen keine Kriege, bedrohen niemanden und schicken auch keine bösen Agenten in die Welt, um einen pathologischen Lügner zu vergiften.
A. Gorodin
Aktennotiz
Die extrem einseitige und polemische Berichterstattung einer einstmals so renommierten Zeitung zeigt eindeutig, dass hier in Wahrheit der Geheimdienst (FSB) seine Direktiven gibt.
doku a-serk-005
(in eig. Sache)
21.09.06
C-Kurier Mitteilung an Puschkin
Angenommen! Haben Sie etwa geglaubt, ich wollte ein höheres Honorar herausholen? Sie sollten mich besser kennen. Natürlich akzeptiere ich das Angebot. Aber es hat nicht den Ausschlag gegeben. Andererseits vermute ich, dass meine Spesen sehr hoch werden könnten. Aber ich habe inzwischen einen Artikel in einer regierungstreuen russischen Zeitung gelesen. Das ist eine Sprache, die mir aus lange vergangenen Zeiten bekannt vorkommt. Und Sie und ich wissen sicher auch, was sie zu bedeuten hat. Ich mag sie nicht. Sie gehört nicht mehr in unsere Zeit, und ich hatte einmal gehofft, nie mehr so etwas lesen zu müssen. Serkassow hat damals eine Menge Staub aufgewirbelt, und für den FSB wird er als Verräter gelten. Dass ein russischer Ex-Agent vergiftet wurde, ist nicht sonderlich spektakulär, aber der Umstand, dass man an Sie herangetreten ist und eine derartige Summe zur Verfügung stellt, legt die Vermutung nahe, dass da etwas ganz Besonderes ausgeheckt worden ist. Der Fall fängt an, mich zu interessieren.
Arrangieren Sie für Ihren Teil alles nach den obligaten Regeln, und sichern Sie mir schnelle Kommunikationswege, wenn möglich aus der C-Liste. Ich habe einen Flug nach Berlin gebucht und melde mich, sobald ich angekommen bin.
Dostojewski
doku a-serk-006
(in eig. Sache)
22.09.06
C-Kurier Mitteilung von Puschkin
Ich hatte damit gerechnet, dass Sie Ihre Meinung noch ändern würden. Ihre Zusage erleichtert mir einiges. Ich habe alle notwendigen Schritte für Ihren Einsatz vorbereitet. Die Kommunikationswege werden sich vielleicht noch verändern. Um sich ein Bild über den Stand der Ermittlungen der Berliner Behörden zu verschaffen, empfehle ich, einen Kontakt zu Faber herzustellen. Er hat früher für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der ehemaligen DDR gearbeitet und unterhält nach meinen Informationen immer noch gute Kontakte zur Polizei.
Viel Erfolg
Puschkin
doku a-serk-007
(in eig. Sache)
22.09.06
Telefonat mit Faber
autom. Mitschnitt
Ich: Mein Name ist Dostojewski. Puschkin müsste mich avisiert haben.
Faber: Ja, hat er. Schießen Sie los!
Ich: Ist die Leitung sauber?
Faber: Ich garantiere dafür. Aber keine Namen im Klartext!
Ich: Einem meiner alten Freunde geht es schlecht. Er wurde in die Charité eingeliefert. Ein Russe. Die Zeitungen haben darüber berichtet. Zweifellos wurde ihm übel mitgespielt. Die Berliner Polizei wird die Hintergründe untersuchen, und ich möchte gerne auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse sein. Puschkin sagt, Sie hätten die richtigen Verbindungen.
Faber: Verstehe! Ich weiß, von wem Sie reden. Meine Nase sagt mir, dass das eine heiße Sache ist, von der man sich besser fernhalten sollte.
Ich: Haben Sie Verbindungen oder nicht?
Faber: Habe ich. Aber ich sagte bereits …
Ich: Lassen Sie die Spielchen! Ich muss Entscheidungen fällen. Wie viel?
Faber: Das hängt ganz von den Details ab. Informationsbeschaffung muss ich nach dem Schwierigkeitsgrad berechnen. Observationen fallen unter den Tagessatz. Das sind 300 Euro am Tag. Mit aufwendigen technischen Mitteln 400 Euro und je nach Objekt behalte ich mir eine Gefahrenzulage von 100 bis 500 Euro vor.
Ich: Für den Anfang reicht Informationsbeschaffung.
Faber: Für interne Behördendokumente und Protokolle berechne ich pauschal 500 Euro pro Dokument.
Ich: Das scheint mir ein wenig überzogen. Ich brauche Ihre Mitarbeit vielleicht über einen längeren Zeitraum. Offerieren Sie mir ein anderes Angebot!
Faber: Tut mir leid, ich bin dabei, mich aus dem Geschäft zurückzuziehen, und lege keinen Wert darauf, noch in Schwierigkeiten zu kommen. Zu meinen Bedingungen oder gar nicht. Und erzählen Sie mir nicht, Ihr Budget wäre knapp. Wenn Puschkin seine Finger mit drin hat, dürfte Geld kaum eine Rolle spielen.
Ich: Also gut. Aber fangen Sie sofort an. Ich brauche schnelle Ergebnisse.
Faber: Mach ich. Vielleicht gewähre ich Ihnen einen Rabatt. Wir werden sehen.
Ich: Melden Sie sich über den provisorischen Informationsweg C-1. Da wird sich noch etwas ändern.
Aktennotiz
24.09.06
Berlin – Hotel Brandenburg
Was ist an dem Fall so wichtig? Warum wollte Puschkin, dass ich mich einschalte? Weiß er mehr, als er mir gesagt hat? Die Zeitungsartikel der letzten drei Tage bringen keine sensationellen Neuigkeiten. Sie versuchen in ihrer Unwissenheit erst einmal den Giftanschlag in einen passenden Rahmen einzuordnen.
Das ist sicher auch sinnvoll, da Auftragsmorde, die von Russland aus gesteuert werden, anderen Regeln gehorchen als westeuropäische Varianten der Mafiakriminalität.
doku a-serk-008
(in eig. Sache)
24.09.06
Fax-Mitteilung von Dostojewski
an Puschkin
Faber hat seine Mitarbeit zugesagt. Meine Sympathie für ihn hält sich in Grenzen und ich muss sicherstellen, dass er im Notfall jedem Druck standhalten wird. Niemand darf erfahren, für wen er Informationen sammelt. Sollten Sie irgendwelches Material über Faber besitzen, bitte ich um eine Kopie.
Dostojewski
doku a-serk-009
(in eig. Sache)
24.09.06
Fax-Mitteilung von Puschkin
an Dostojewski
Ich verstehe Ihr Misstrauen vollkommen.
Anbei eine Kopie von Fabers Bewerbungsbrief betreffend Mitarbeit beim Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR. Ich vermute, das Dokument wird Ihrem feinsinnigen Gemüt zuwider sein und einen gewissen Ekel in Ihnen erregen.
Zusätzlich verfüge ich noch über die Abschrift einer Zeugenaussage, nach der Faber als Stasi-Offizier zwei Regimegegner, die der Spionage für den westdeutschen BND verdächtigt wurden, auf der Flucht erschossen hat. Faber behauptete eindringlich, aus reiner Notwehr gehandelt zu haben. Zwei ehemalige Kollegen widersprachen seiner Aussage.
Die diesbezüglichen Dokumente kann ich Ihnen leider nicht zur Kenntnis geben, aber seien Sie versichert, dass sie ausreichen, um Fabers Verschwiegenheit zu garantieren.
Bewerbungsbrief des Karl Faber (Schreibmaschine)
Karl Faber
Berlin – Grolmannstraße 5a, den 05.02.1978
An das Ministerium für Staatssicherheit
z. Hd. Major Hornig
Betr.: Mein Ersuchen um Mitarbeit als inoffizieller Informant beim MfS
Bez.: Empfehlung von Oberst Gossman
Lieber Genosse Major,
geboren am 03.07.1951 in Berlin Potsdam, habe ich dort die Karl-Reimers-Schule besucht.
Selbstverständlich war ich Mitglied bei den Jungpionieren, den Tählmann-Pionieren und in der FdJ.
Mein Vater, Peter Faber, arbeitete bis zu seinem frühen Tod vor zwei Jahren in der Verwaltung der SED. Meine Mutter, geb. Irene Martens, ist Leiterin einer HO-Gaststätte und Ehrenvorsitzende des Kulturbundes Potsdam.
Nach einer Lehre als Kraftfahrzeugmechaniker habe ich meinen Ehrendienst bei der Nationalen Volksarmee absolviert. Nach der Grundausbildung wurde ich zu einer Pioniereinheit versetzt. Oberst Gossmann war mein Regimentskommandeur.
(Anbei: Anlagen über Auszeichnungen)
1972 wurde ich Kandidat der SED und ein Jahr später Mitglied in der Partei.
Seit 1973 arbeite ich bei dem Motorenkombinat Otto Nuschke Berlin. Im Juni 1974 wurde ich ehrenamtlicher Vorsitzender der Betriebssportgruppe.
Bei dieser Tätigkeit kommt es zu regelmäßigen zwischenmenschlichen Kontakten mit allen Mitarbeitern unseres Kombinats. Ich bin in meiner Funktion auch Ansprechpartner in privaten Angelegenheiten. Die Genossen bringen mir großes Vertrauen entgegen. Die umfangreiche Belegschaft des Kombinats Otto Nuschke stellt in ihrer Zusammensetzung einen Querschnitt der Bevölkerung unseres sozialistischen Landes dar.
Bei der gemeinsamen Freizeitgestaltung fallen immer wieder Bemerkungen, die für die Sicherheit unseres Arbeiter- und Bauernstaates wichtig sind.
Ich bin ein überzeugter Gegner des Klassenfeindes und dankbar, ein Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik sein zu dürfen.
Mir ist bewusst, dass das Ministerium für Staatssicherheit üblicherweise nicht auf Bewerbungen reagiert. Ich hoffe dennoch, mit den oben genannten Möglichkeiten die Eignung als Informant des MfS zu besitzen und einen Beitrag zur Sicherung meines sozialistischen Heimatlandes leisten zu können.
Mit sozialistischem Gruß
Karl Faber
doku a-serk-010
(Quelle: Faber)
18.09.06
Berlin
AZ 3-44-621-szj/r
Hauptkomm. G. Olbricht
Protokoll: Vernehmung des Wiktor Golzin – Ort: Charité
GO: Wie geht es Ihnen?
Golzin: Das sehen Sie doch.
GO: Es tut mir leid, aber die Befragung ist unumgänglich. Wir ermitteln gegen unbekannt, wegen versuchten Mordes. Der Arzt sagte, Ihr Zustand sei noch sehr labil. Man hat mir erlaubt, eine halbe Stunde mit Ihnen zu sprechen.
(Golzin stöhnt auf.)
GO: Sind Sie in der Lage, mir einige Fragen zu beantworten?
Golzin: Die Rückenlehne! Können Sie die höherstellen?
GO: (Erfüllt die Bitte.) Wo waren Sie in der Nacht vom 13. zum 14. September?
Golzin: Zu Hause. Bei meiner Frau und meinen Kindern.
GO: Wirklich? Ich denke, das waren Sie nicht! Sie sind in einem Lokal in der Nähe des Piccadilly Circus gesehen worden.
Golzin: Wo?
GO: Sie wissen also nicht, wovon ich rede?
Golzin: Circus? Nein! Kenne ich nicht. Ich reise ungern.
GO: Sie waren nicht in London?
Golzin: Ah! London! Nein, wie ich schon sagte, meine …
GO: Und das hier?
(Legt ein Foto vor.)
Golzin: Was ist das? Mein Sehvermögen hat gelitten. GO: Ein Foto. Sie sind deutlich zu erkennen. Hier. Golzin: Das soll ich sein?
GO: Brauchen Sie eine Brille?
Golzin: Nein. Das hat wohl mit der Vergiftung zu tun.
GO: Das sind Standbilder von der Videoüberwachungsanlage im Foyer des Millennium Hotel. Die Sequenz wurde ab 20:00 aufgenommen. Der Mann im Sessel, das sind doch Sie.
Wer ist der Mann neben Ihnen? Sie reden doch mit ihm!
Golzin: Das ist ein Allerweltsgesicht. Das könnte jeder sein. Außerdem ist es unscharf.
GO: Ich bitte Sie. Es ist keineswegs unscharf. Sehen Sie es sich in aller Ruhe an.
(Golzin schweigt.)
(Eine Krankenschwester und ein Arzt betreten das Zimmer.)
GO: Haben Sie verstanden, was ich Sie gefragt habe?
Golzin: Was?
(Golzin atmet schwer und starrt teilnahmslos an die Decke.)
GO: Sie sind nicht gerade sehr kooperativ. Wie es aussieht, hat man versucht, Sie zu ermorden, und es ist meine Aufgabe herauszufinden, was geschehen ist.
Golzin: Ich lebe ja noch.
Krankenschwester: Sie müssen jetzt gehen.
GO: Ich werde morgen noch einmal kommen müssen.
Aktennotiz
24.09.06
Den Ermittlern ist bekannt, dass Alexander Serkassow, alias Wiktor Golzin, sich zum fraglichen Zeitpunkt in London aufhielt. Warum nimmt Serkassow dazu keine Stellung? Wahrscheinlich ist inzwischen auch Serkassows Gesprächspartner identifiziert.
Die Presse hat erstaunlich schnell reagiert, wenn man bedenkt, dass zurzeit genügend Kräfte aus Regierungskreisen am Werk sind, um Informationen nach ihren Interessen zu färben.
doku a-serk-011
(eig. Recherche)
Tagesspiegel (Berlin) vom 21.09.06
… bislang steht fest, dass Alexander Serkassow vergiftet worden ist, aber die Ärzte können nicht sagen, womit. Die Behörden haben sich schon vor zwei Tagen eingeschaltet, die Stellungnahmen sind jedoch spärlich und vage. Serkassow, ein Ex-Agent mit zweifelhaftem Ruf, in Russland bekannt für seine unbewiesenen Enthüllungen, verdächtigt den FSB oder FSB-nahe Organisationen, den Giftanschlag verübt zu haben …
… aber dennoch, der Fall Serkassow ist nur ein Körnchen in einem gigantischen Haufen. Russland zählt 30.000 Mordopfer jährlich, andere Formen der Kriminalität gar nicht erst mitgerechnet. Niemand versteht dort die Aufregung. Ein Insider aus diplomatischen Kreisen kommentiert die Statistiken über Gewalt und politisch motivierte Morde gelassen: Das alles ist nicht neu. Unter Jelzin und Gorbatschow war es nicht anders, man hat nur nicht darüber geredet. Was erwarten die Europäer und Amerikaner? Ein Demokratieverständnis wie im Westen hat es in Russland nie gegeben. In den osteuropäischen Staaten, die einst zum kommunistischen Lager gehörten, ist es nicht anders.
Wir werden unsere Hoffnungen auf die Entwicklung eines demokratischen Bewusstseins in Russland neu formulieren müssen.
Frankfurter Allgemeine vom 22.09.06
… eine mysteriöse Vergiftung und ein mysteriöser ehemaliger Geheimdienstler sorgen für Unruhe in diplomatischen Kreisen. Alexander Serkassow, kein Unbekannter in Russland, hat sich in den frühen Neunzigern als Regimekritiker der besonderen Art unbeliebt gemacht …
… wäre der Anschlag in Russland verübt worden, gäbe es wohl nur ein paar schlichte Meldungen über ein neuerliches Opfer in den Reihen der Regimekritiker. Deren Liste wird allerdings jeden Tag länger, und nur die Prominenten wie Andrej Koslow, ehemaliger Vizechef der Zentralbank, der gegen die Geldwäsche kämpfte, und aufmüpfige Milliardäre wie Berischkin, der vor zwei Jahren unter sonderbaren Umständen bei der Explosion eines Tanklasters ums Leben kam, fallen ins Gewicht. Sie werden erschossen, vergiftet oder sterben bei mysteriösen Unfällen. Wenn die Kritiker des Systems Romanow einfach nur spurlos verschwinden wie die Journalistin Anna Ryschkowa, glaubt niemand, dass sie noch am Leben sind. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, kann man von einer Säuberungswelle sprechen wie in den finsteren Zeiten des Stalin-Terrors …
Süddeutsche Zeitung vom 22.09.06
… ein dubioser russischer Nachrichtendienstler im Ruhestand und ein unheimlicher Giftanschlag erinnern an scheinbar längst vergangene Zeiten. Das aber nur, weil das Attentat im Ausland begangen wurde. Einzig dieser Umstand bringt Romanows Freunde unter den europäischen Politikern in Verlegenheit. In Russland scheint der politische Mord wieder zur Tagesordnung zu gehören, aber das können wir als ethnische Besonderheit und folkloristische Tradition tolerieren. Menschenwürde und Menschenrechte verrechnen wir mit Barrel Öl und Kubikmeter Gas. Aber auf dem Grund und Boden eines zivilisierten kerneuropäischen Landes können wir das nicht hinnehmen. Aber was können wir nicht hinnehmen? Sollen wir, nur weil Alexander Serkassow, der Ex-Agent und Bürgerrechtler, bekannt für bizarre Anschuldigungen, die russische Regierung für die rätselhafte Vergiftung verantwortlich macht, einen neuen Kalten Krieg ausrufen? Bis jetzt weiß niemand, was wirklich geschehen ist. Es gibt erste Ermittlungsergebnisse, Vermutungen. Wo und wann, scheint festzustehen, aber auch das ist nicht sicher.
Zweifellos hatte Serkassow sich mit seinen Beschuldigungen gegen Romanow zu weit vorgewagt. Eines Tages verschwand er spurlos von der Bildfläche, genauso wie die kritische Journalistin Anna Ryschkowa. In der Redaktion der Nowaja gaseta, eine der wenigen übrig gebliebenen kritischen Zeitungen, die ihre Leitartikel abdruckte, nimmt man an, dass sie ermordet wurde. Jetzt ist Serkassow wieder aufgetaucht. Der Ex-Agent hatte nicht vor, seine Anonymität aufzugeben, nur der Angriff auf sein Leben zwang ihn, seine Identität offenzulegen. Er hatte sich in London mit einem Kontaktmann getroffen, der ihm angeblich Informationen über Anna Ryschkowa übergeben wollte …
Aktennotiz
25.09.06
Neu eingetroffene Dokumente via C-3-Kommunikation werfen die Frage auf, ob die C-3-Nachrichtenbeförderung noch wirklich sicher ist!
doku a-serk-012
(in eig. Sache)
25.09.06
Telefonat mit Puschkin
autom. Mitschnitt
Ich: Dostojewski! Kann ich Klartext sprechen?
Puschkin: Wie läuft es?
Ich: Sie haben meine Frage nicht beantwortet! Ist die Verbindung sauber?
Puschkin: Nur was meinen Standort anbelangt.
Ich: Das gefällt mir nicht.
Puschkin: Mir auch nicht. Also, haben Sie schon etwas ins Laufen gebracht?
Ich: Ja. Ich habe den ersten Gang eingelegt.
Puschkin: Fehlt Ihnen ein wenig Treibstoff?
Ich: Wird gerade eingefüllt.
Puschkin: Dann legen Sie den zweiten Gang ein. Am besten, Sie gehen gleich in den dritten. Geben Sie Gas. Ich hatte meine Gründe, auf Sie zu setzen. Und vergessen Sie nicht, die Höhe des Honorars steht in Relation zu den Ergebnissen.
Ich: Ich weiß.
Puschkin: Gut! Benutzen Sie ab jetzt den Informationsweg C-2.
Ich: C-2? Das werde ich nicht tun. Alle C-2-Wege sind angeblich schon vor Jahren verbrannt.
Puschkin: Wie kommen Sie darauf? Das war ein Gerücht. Gezielt gestreut. Die übliche Desinformation.
Ich: Das verstehe ich zwar nicht, denn im Zweifel sind die Beförderungswege stets gekappt worden. Aber es ist mir auch egal. Ich verlasse mich auf meinen Instinkt. Es reicht allein schon ein Gerücht aus, damit der Kurier aus dem Verkehr gezogen wird. Da ist ganz sicher etwas faul. Geben Sie mir einen anderen.
Puschkin: Das ist im Moment gar nicht so einfach. Sie sind noch immer der alte Sturkopf. Aber wer weiß, vielleicht haben Sie ja recht. Ich melde mich noch einmal.
Ich: Danke.
Puschkin: Also, in diesem Sinne.
Aktennotiz
25.09.06
Puschkin scheint unter enormem Druck zu stehen.
Er will mir offenbar einige Informationskanäle öffnen. Wären seine Quellen jedoch wirklich nützlich für mich, bräuchte er mich nicht.
doku a-serk-013
(Quelle: Faber)
19.09.06
Berlin
AZ 3-45-621-szj/r
Hauptkomm. G. Olbricht
Protokoll: Befragung des Dr. Hersfelder
GO: Wie beurteilen Sie Herrn Golzins Zustand, Herr Dr. Hersfelder?
Hersfelder: Es geht ihm nicht gut. Von der Tendenz her schlechter.
GO: Und Sie können immer noch nicht sagen, womit er vergiftet worden ist?
Hersfelder: Nein. Thallium-Vergiftungen zeigen zwar ähnliche Symptome. Aber nein, wir wissen es nicht. Es gibt tausende neuer exotischer chemischer Substanzen.
GO: Kaum vorstellbar. Man müsste das doch an irgendeinem Institut mit modernster Technik herausbekommen können.
Hersfelder: Wir haben schon Spezialisten hinzugezogen. Wer ist dieser Herr Golzin, dass man sich die Mühe gemacht hat, ein derart exotisches Gift zu beschaffen, dessen Zusammensetzung wir nicht einmal hier an der Charité analysieren können?
GO: Das würden wir auch gerne wissen.
Hersfelder: Ist die russische Mafia im Spiel?
GO: Wir haben nicht die geringsten Anhaltspunkte, solange Herr Golzin nicht redet. Er ist der Einzige, der uns sagen kann, mit welchen Personen er zusammengetroffen ist.
Hersfelder: Im Moment ist sein Zustand stabil. Aber das kann sich jederzeit ändern. Es gibt bei bestimmten Formen der Vergiftung ein eigenartiges Phänomen zu beobachten. Obwohl sich der Zustand verschlechtert, erfahren die Patienten subjektiv, und für einen begrenzten Zeitraum auch objektiv, eine deutliche Verbesserung. Sie scheinen für einen Zeitraum von einigen Stunden wieder bei vollen Kräften zu sein. Wir nennen das die dead man walking-Phase. Danach geht es wieder steil bergab. Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde.
doku a-serk-014
(Quelle: Faber)
17.09.06 – 22:30
Charité Berlin
Patient Wiktor Golzin
Überweisung durch den Hausarzt Dr. Niemeyer Symptome:
Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Übelkeit und Durchfall
Aufnahmebefund:
gerötete Schleimhäute
erhöhte Temperatur
Exsikkose
Blutbild: verminderte weiße Blutkörperchen
Blutungsgefahr und Versagen der körpereigenen
Abwehr aufgrund obiger Befunde
Dr. Sieber
doku a-serk-015
(Quelle: Faber)
19.09.06
Berlin
AZ 3-46-621-szj/r
Hauptkomm. G. Olbricht
Protokoll: 2. Vernehmung des Wiktor Golzin
GO: Guten Tag, Herr Golzin. Geht es Ihnen heute etwas besser?
Golzin: Vielleicht. Ich weiß es nicht. Weil man noch nicht feststellen konnte, womit ich vergiftet worden bin, kann man mich auch nicht richtig behandeln.
GO: Der Oberarzt äußerte die Vermutung, es könne sich um Thallium handeln.
Golzin: Er sagte, die Wirkungen seien ähnlich wie bei Thallium, aber es sind keine Thallium-Spuren in meinem Urin gefunden worden.
GO: Ohne Ihre Mitarbeit wird die Aufklärung wesentlich länger dauern. Fest steht, Sie sind vergiftet worden, und wir wollen wissen, wer die Tat verübt hat.
(Golzin röchelt und atmet schwer.)
GO: Möchten Sie, dass ich die Schwester rufe?
Golzin: Ist schon in Ordnung. Es geht mir wesentlich besser als gestern.
(Golzin spuckt in ein Taschentuch.)
GO: Möchten Sie ein Glas Wasser?
Golzin: Auf dem Tisch steht Orangensaft, vielleicht können Sie mir ein Glas einschenken.
GO: Wir vermuten, dass Sie in London vergiftet worden sind. Wir haben Scotland Yard informiert.
(GO zeigt noch einmal die Videobilder aus dem Foyer des Millennium Hotel.)
GO: Vielleicht leiden Sie ja unter einer speziellen Amnesie, aber für uns besteht kein Zweifel, dass Sie am 13.09. in London waren. Ich verstehe nicht, warum Sie das leugnen. Es ist doch offensichtlich.
Golzin: Ich war vor einem halben Jahr in London. Im Millennium. Das Datum auf der Aufnahme ist manipuliert.
GO: Wir wissen, dass es nicht manipuliert wurde.
Golzin: Ach. Woher wollen Sie das denn wissen? Haben Sie es selbst in London aus dem Rekorder genommen? Für einen Ermittler sind Sie recht naiv.
GO: Warum waren Sie in London? Was war der Grund Ihres Besuchs? Wen haben Sie dort getroffen?
Golzin: Ich habe einen Kunsthändler besucht.
GO: Ach! Jetzt geben Sie es plötzlich zu.
Golzin: Ich habe niemals etwas abgestritten.
GO: Haben Sie beruflich mit Kunst zu tun?
Golzin: In gewisser Weise.
GO: Wie heißt der Kunsthändler?
Golzin: David Gambini. Er besitzt eine Galerie.
GO: Wir werden das überprüfen. Haben Sie Feinde in Kunstkreisen?
Golzin: Nein. Künstler und Galeristen pflegen sich in der Regel nicht zu vergiften.
GO: Und wen haben Sie sonst noch in London getroffen?
Golzin: Verschiedene Leute … ich weiß es nicht mehr genau … wie das so ist … jemand nimmt einen in einen Klub mit, danach geht man noch woanders hin … man trinkt etwas zusammen und die Namen derjenigen, die man dabei kennengelernt hat, vergisst man anschließend sofort wieder. Dann geht man wieder ins Hotel, nimmt noch einen Abschlussdrink an der Bar und zieht sich auf sein Zimmer zurück.
GO: In was für einem Klub waren Sie denn?
Golzin: Weiß ich nicht. Darauf habe ich nicht geachtet.
GO: Und mit was für Leuten waren Sie unterwegs?
Golzin: Mit Bekannten von Gambini. Künstler, Kritiker, Schriftsteller … was weiß ich … Intellektuelle … Kulturleute.
GO: Und Sie sind sicher, dass keine Vertreter der Mafia dabei waren?
Golzin: Welche Mafia? Und wie kommen Sie darauf?
GO: Der Kunstmarkt ist inzwischen ein ideales Terrain für Geldwäsche.
Golzin: Ach ja? Das wusste ich nicht. Sie meinen also, ein Pate kommt aus Moskau mit ein paar Millionen, kauft einige Picassos, und schon ist das Geld blitzsauber? In Russland gründet man einfach eine Bank, dann hat man seine eigene Geldwaschmaschine. Koslow, der Vizechef der Zentralbank, hatte der Geldwäsche den Kampf angesagt und bezahlte es mit seinem Leben. Alleine in den vergangenen Wochen wurde ein halbes Dutzend Banker ermordet.
GO: Das mag sein. Ich bin kein Russland-Spezialist. Etwas anderes: Sie besitzen zwei Pässe, Herr Golzin, einen russischen und einen deutschen.
Golzin: Ja und?
(Golzin stöhnt und verdreht die Augen.)
GO: Brauchen Sie einen Arzt? Eine Pause?
(Golzin winkt ab.)
Golzin: Reichen Sie mir die Sauerstoffmaske.
(Golzin hält sich einige Minuten die Maske vor das Gesicht und inhaliert.)
GO: Geht es Ihnen jetzt besser?
Golzin: Verdammte Scheiße! Wie konnte das nur passieren? Ich bin ein Profi und lasse mich dennoch einfach so vergiften.
GO: Was haben Sie da gesagt? Was meinen Sie mit Profi?
Golzin: Wollen Sie wirklich die Wahrheit wissen?
GO: Deswegen bin ich hier. Schießen Sie los!
Golzin: Die Wahrheit ist gefährlich. Was meinen Sie, wer alles stirbt, ohne dass jemand danach fragt. In Russland ist das an der Tagesordnung.
GO: Wollen Sie damit andeuten, die Wahrheit wäre unter Umständen auch für mich gefährlich? Sind Sie etwa ein ausgestiegener Mafioso?
(Golzin versucht ein schwaches Lachen.)
Golzin: Nein! Ganz sicher nicht! Ich habe übrigens noch weitere Pässe.
GO: Was Sie nicht sagen!
Golzin: Ich glaube, dass ich diese Station nicht mehr lebend verlassen werde. Also spielt es keine Rolle mehr. Einer meiner Pässe lautet auf den Namen Kreschnikow. Aber in Wirklichkeit bin ich Alexander Serkassow. Geboren am 3. März 1953 in St. Petersburg. Sagt Ihnen der Name etwas?
GO: Nein. Sollte er das?
Golzin: In Russland bin ich kein Unbekannter.
GO: Serkassow? Wie kommen Sie an die Pässe?
Golzin: Ich war KGB-Offizier und später beim FSB.
GO: Sie sind ausgestiegen?
Golzin: So ist es!
GO: Falls dem so ist, hätte ich jetzt eine Menge Fragen.
Golzin: Die habe ich auch.
GO: Also, dann können wir ja ganz von vorne anfangen, sollten Sie denn wirklich Alexander Serkassow sein. Ich bin gespannt, was Sie mir als Nächstes offenbaren werden. Warum waren Sie in London? Denn Sie werden dort dann wohl ganz gewiss keinen Kunsthändler getroffen haben.
Golzin: Doch! Rufen Sie Gambini an!
GO: Und wen haben Sie sonst noch getroffen?
Golzin: Zwei alte Freunde.
GO: Gibt es Namen?
(Golzin ringt wieder nach Luft und greift zu dem Sauerstoffinhalator.)
GO: Wir können eine Pause machen.
Golzin: Es spielt keine Rolle. Es ist egal.
GO: Ihre Freunde? Haben sie Namen?
Golzin: Ich erinnere mich nicht.
GO: Was soll das? Wir müssen wissen, was Sie in London gemacht haben. Und wir müssen wissen, wer Sie nun tatsächlich sind.
(Golzin lächelt schief und schweigt eine Weile.)
Golzin: Ich weiß selbst kaum noch, wer ich bin. Vielleicht rufen Sie jetzt doch eine Schwester.
GO: Gut. Beenden wir das Gespräch fürs Erste. (Eine Schwester und ein Arzt betreten das Zimmer.)
doku a-serk-016
(Quelle: Faber)
Protokolle Telefonüberwachung:
10.09.06 – 08:30
„Hier ist der Anschluss 733 1883 44. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.“
(Weibliche Stimme mit französischem Akzent)
„Alexander. Wo steckst du? Ich versuche dich seit gestern zu erreichen. Was ist mit unserem Treffen? Ich werde es in einer Stunde noch einmal probieren.“
10.09.06 – 09:45
„Hier ist der Anschluss 733 1883 44. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.“
(Weibliche Stimme mit französischem Akzent)
„Verdammt! Alexander! Ich muss wissen, was los ist!“
10.09.06 – 10:55
„Hier ist der Anschluss 733 1883 44. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.“
(Weibliche Stimme mit französischem Akzent)
„Ich bin es noch einmal. Ich hoffe, du tauchst bald auf und meldest dich. Ich für meinen Teil werde mich an die Verabredung halten.“
doku a-serk-017
(Quelle: Faber)
12.09.06
Mitschnitt Telefongespräch
Alexander Serkassow – unbekannter Teilnehmer (weiblich mit französischem Akzent)
Anschluss: Leclerc Chinon Ronsman, Anwaltssozietät Rue de Faubourg St. Honoré 16
Serkassow: Du hast eine Nachricht hinterlassen.
X: Na endlich.
Serkassow: Mach es kurz. Man weiß nie, ob …
X: Schon gut. Ich habe mal wieder ein wenig Zucker für den Affen.
Er muss ihn sich allerdings selbst holen.
Serkassow: Wo bist du?
X: In Paris. Ich fliege noch heute nach London.
Serkassow: Wir können uns treffen, aber das kompliziert mein Timing. Ich komme sowieso nach London wegen einer anderen Sache. Ich habe einen Termin mit einem Galeristen.
X: Ruf mich an, wenn du einen Flug gebucht hast.
Serkassow: Vor morgen Abend werde ich es nicht schaffen.
X: Früher wäre besser.
Serkassow: Nein, das geht nicht.
X: Also, du meldest dich!
Serkassow: Bis bald.
Aktennotiz
25.09.06
Wie kommt Faber an solche Dokumente? Vermutlich handelt es sich bei dem Gespräch und den drei Meldungen auf dem Anrufbeantworter um denselben unbekannten weiblichen Anrufer. Vielleicht stehen die Anrufe in gar keiner Beziehung zu Serkassows Ermordung.
doku a-serk-018
(Quelle: Faber)
Eingang: 25.09.06
Letztwillige Verfügung
Hiermit erkläre ich, Alexander Serkassow, geboren am 3. März 1953, z. Zt. Hotel Lasalle, Rue Bergerac 17, Paris, dass mein gesamtes Vermögen im Falle meines Todes an Charlotte Blais, z. Zt. wohnhaft in der Hardenberggasse 18/II, Wien, fallen soll. Ein Verzeichnis meines Vermögens ist hinterlegt bei den Notaren Leclerc Chinon Rosman, Paris, und Staudinger & Zellner, Wien.
Paris, den 30. August 2006
Alexander Serkassow
Beurkundet durch Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Ronsman
Dortselbst hinterlegt
Letzwillige Verfügung
Hiermit erkläre ich, Wiktor Golzin, geboren am 3. März 1953, z. Zt. wohnhaft im Heideweg 8, Miltau, dass mein gesamtes Vermögen im Falle meines Todes an meine Lebenspartnerin Dorothe Hülsen, z. Zt. wohnhaft im Heideweg 8, Miltau, fallen soll. Falls ich durch äußere Gewaltanwendung zu Tode kommen sollte, ist für Anatol Kalin in der Anwaltskanzlei Fahrenhorst & Partner Wien ein Brief hinterlegt.
Paris den 30. August 2006
Wiktor Golzin
Beurkundet durch Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Rosman
Dortselbst hinterlegt
Aktennotiz
25.09.06
Was hat Serkassow veranlasst, seinen Nachlass zu regeln? Und wer ist Charlotte Blais? Er scheint sich häufiger in Paris aufzuhalten. Vielleicht eine Basis? Was hat Serkassow die letzten sieben Jahre gemacht? Wo ist er untergetaucht?
Anatol Kalin! Da klingelt etwas!
Hat Puschkin sich früher nicht unter anderem auch dieses Namens bedient? Wenn Anatol Kalin Puschkin ist, wird er nach Serkassows Tod jedenfalls eine Nachricht erben. Weiß Puschkin mehr über Serkassow, als er mir gesagt hat? Will er, dass ich etwas herausfinde, was er schon weiß? Wenn das der Fall ist, sind die Spielregeln außer Kraft gesetzt.
doku a-serk-019
(eig. Recherche – betr. polit. Hintergründe)
25.09.06
Internetzeitung Russnet
Beitrag von: Iwan der Prophet
Guten Morgen Russland!
Ihr Russen, fragt ihr euch wie jeden Morgen aufs Neue, wer dieses Land regiert? Unser Präsident Romanow? Das Kapital? Die Geheimdienste? Vielleicht in Wahrheit sogar die CIA? Letzteres würde bedeuten, dass der FSB eine Unterabteilung der CIA ist. Gefällt euch diese Version? Damit wäre wenigstens die Frage nach der letztendlichen Verantwortung geklärt. So haben sie es in der alten Sowjetunion gemacht: Schuld war immer der Erzfeind Amerika. Aber ihr stellt die falsche Frage. Es geht nicht um das Wer, sondern um das Wie. Wie funktioniert die perfekte Demokratie? Ich werde es euch erklären. Unsere Staatsführung geht da völlig neue Wege. Wege, die gleichzeitig tief in unserer russischen Tradition und unserer russischen Seele verankert sind. Der Westen hat nichts dergleichen entgegenzusetzen. Ihr fragt euch, was all die FSB-Offiziere in der Regierung zu suchen haben? Ganz einfach: Sie kommen alle aus der parapsychologischen Abteilung, genau wie unser geliebter Präsident. Allesamt sind sie hoch qualifizierte Gedankenleser und Hellseher. Was hat das zu bedeuten? Ich sage es euch: Wenn die Minister sich zu ihren Beratungen treffen, handelt es sich dabei nicht um Konferenzen. Was da veranstaltet wird, kann man nur mit dem Begriff Séance bezeichnen, denn dort lesen die Minister die Gedanken ihres obersten Chefs. Manchmal sogar schon bevor er sie gedacht hat.
Das ist eine unerhörte Diffamierung,Serkassow soll nur aufpassen, dass er eines Tages nicht auch einen Mafiaboss beleidigt. Denn dann wird man ihn vergiften oder auf andere Weise umbringen.Wer wie Serkassow den Präsidenten und die Mafia beleidigt, wird vergiftet.Der Präsident ist beleidigt. Mafia beauftragen, Serkassow zu vergiften.