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Sarah Zanoni

Motivierte Kinder

Tipps und Ideen zum Spielen, Lernen und Zusammenleben

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Die Beobachter-Fachexpertin Sarah Zanoni, Pädagogin lic. phil. I, ist Mutter, Erziehungsberaterin und arbeitet als Kinder- und Jugendcoach. Neben Kursen und Vorträgen für Eltern bietet sie auch Seminare für Fachleute an. (www.jugendcoaching.ch)

Für meinen Lebensmann und Camilla Emilia

Dank

Ein spezieller Dank gebührt meiner Mutter Pia Numi Meier, von der ich so viel im Umgang mit Kindern gelernt habe.

Ausserdem bedanke ich mich ganz herzlich für all die wertvollen Beiträge, Ideen und Hinweise, die ich von folgenden Müttern, Grossmüttern, Vätern und Fachpersonen für dieses Buch erhalten habe: Daniela Ehrler, Liliane Fanderich, Iris Frey-Schneiders, Uschi Furter, Regula Kallen, Esther Kuster, Eva Neruda Schenk, Marlis Scheffler, Susanne Schenk-Ott, Eveline Sieber, Monika Wildi, Elisabeth Wüthrich, Urs Zanoni und bei allen, die mich bei der Realisierung dieses Buches unterstützt haben.

Beobachter-Buchverlag

3., erweiterte und aktualisierte Auflage, 2012

© 2006 Axel Springer Schweiz AG Alle

Rechte vorbehalten

www.beobachter.ch

Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter, Zürich

Lektorat: Ursula Trümpy

Cover: Marina Raith, Picture Press

Satz: Focus Grafik

ISBN 978-3-85569-540-9
eISBN 978-3-85569-686-4

Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.

Inhalt

Vorwort

1. Einführung

Was motiviert Kinder?

2. Was Kinder brauchen

Die kindliche Entwicklung fördern

Was fördert die fünf Sinne?

Was fördert die Körperwahrnehmung und die Motorik?

Was fördert die Sprachentwicklung?

Was fördert das Musische und die Kreativität?

Was fördert das Raumvorstellungsvermögen?

Was fördert das soziale Denken und Handeln?

Was fördert das Selbstvertrauen?

Stress schadet auch Kindern

3. Warum Kinder spielen

Spielen ist mehr als ein Zeitvertreib

Spielend die Welt erobern

Wie Kinder spielen

Mädchen und Knaben

Jüngere und ältere Kinder

Einzel- und Geschwisterkinder

Wenn Mütter und Väter mittun

Was Hänschen nicht lernt …

Alleine spielen

Mit Tieren, Pflanzen und Sachen sorgsam umgehen

Auf andere Kinder respektvoll zugehen

Anweisungen befolgen lernen

Bewegung und Sport

Gesundheit und Spass

Aktive Eltern als Vorbild

Die richtige Sportart für mein Kind

Sport im Verein

Drinnen und draussen – Spielideen für jedes Alter

Günstige Rahmenbedingungen schaffen

Beliebte Spielideen

Entspannungsspiele

Mach mal Pause

Masshalten beim Medienkonsum

So viel liegt drin

4. Motivierte Kinder im Familienalltag

So macht Ihr Kind freudig mit

Loben, loben, loben

Wertvolle Zeit miteinander verbringen

Kinder mitreden lassen

Spielsachen und interessante Materialien

Sinnvolle Anreizsysteme

Kinder helfen mit

Vom spielerischen Helfen zum Ämtli

Familienregeln aufstellen und befolgen

Mit Kindern unterwegs

So machen gemeinsame Unternehmungen Spass

Ausflüge mit Kindern

Ferien zu Hause

Sicherheit im Strassenverkehr

5. Schwierige Situationen meistern

Mit Verhaltensauffälligkeiten richtig umgehen

Mein Kind ist unruhig und kann sich nicht konzentrieren

Mein Kind ist träge und klagt über Langeweile

Mein Kind hat Wutanfälle und ist grob zu anderen

Mein Kind wird auf dem Schulweg gequält oder quält andere

Mein Kind ist ängstlich und hängt am Rockzipfel

Rechtliche Fragen

Unfälle, Verletzungen, Haftungsfragen

6. Als Eltern stressfreier leben

Mangelware Zeit und Energie

Organisation, Zeitmanagement und Unterstützung

Paarbeziehung trotz Elternschaft

Wenn beide Elternteile berufstätig sind

Schwierigkeiten im Alltag managen

Ungestört telefonieren

Einkaufen ohne Zwischenfälle

Kein Stress am Mittagstisch

Ausziehen und Anziehen

Hausaufgaben mit Erfolg erledigen

Kranke Kinder bei Laune halten

Anhang

Beratungsstellen, Kurse, Betreuung

Weitere Links

Buchtipps

Vorwort

Als Erziehungsberaterin und Mutter bin ich permanent mit Fragen des Familienalltags konfrontiert: Warum kann unser Dreijähriger nicht mal eine Stunde lang alleine spielen? Wie bringe ich meine Tochter dazu, besser zu gehorchen? …

Kinder erleben die Welt aus ihrer ganz eigenen Perspektive. Da kommt es schnell mal zu Konflikten. Aber wer bereit ist, sich in sein Kind hineinzuversetzen, wer es bewusst in Alltagshandlungen einbezieht und Situationen schafft, die es dem Kind erlauben, sich selbst und Neues auszuprobieren, macht schon vieles richtig. Hauptsache, Sie bewahren Geduld und Humor und schaffen Räume für Verspieltheit.

Von diesen einfachen, in der Praxis leicht umsetzbaren Möglichkeiten handelt das vorliegende Buch. Das Schlüsselwort heisst Motivation. Denn nur wer motiviert ist, ist auch bereit, zu lernen oder sich auf etwas Unbekanntes einzulassen – das gilt für Ihr Kind genauso wie für Sie selbst. Dass Sie dabei einige kleinere und grössere Hürden nehmen müssen, liegt auf der Hand.

Auf der Grundlage einer gesunden und positiven Eltern-Kind-Beziehung schaffen Sie es aber, dass Ihr Kind diese Hindernisse vertrauensvoll überwinden lernt und seinen Weg gehen kann. Ihre Aufgabe ist es, Ihr Kind dabei zu begleiten. Und Begleitung heisst nicht, alle Steine wegzuräumen, sondern dem Kind zu helfen, die Hürden zu bewältigen. «Hilf mir, es selbst zu tun!», lautet die Botschaft des Kindes an uns Eltern und an alle, die mit Kindern zu tun haben.

Ich wünsche Ihnen bei dieser Aufgabe viel Motivation – und viel Erfolg.

Sarah Zanoni
Aarau, im Juni 2012

1. Einführung

Wichtige Alltagsmomente

Kinder zu motivieren ist einfacher, als man glaubt. Eltern denken häufig zu weit: Sie planen grosse Aktivitäten, die mit viel Aufwand und Kosten einhergehen – und sind enttäuscht, wenn Tochter und Sohn trotzdem unzufrieden sind. Denn Kinder wollen nicht bloss am Wochenende Action und Spass haben. Wichtiger sind ihnen die vielen kleinen Momente im Alltag: die Zeiten zwischen dem Aufstehen und dem Kindergarten, kurz vor dem Mittagessen, auf der Autofahrt ins Einkaufszentrum oder zwischen Zähneputzen und Schlafengehen. Ebenfalls unnötig sind spezielle Förderprogramme – es sei denn, ein Kind hat aufgrund einer diagnostizierten Entwicklungsverzögerung Bedarf an zusätzlicher Unterstützung. Der Haushalt zum Beispiel ist ein ideales Lernfeld mit einem Rundum-Übungsangebot.

Kinder sind Persönlichkeiten

Wenn Sie Ihr Kind motivieren möchten, gilt es, einige Grundregeln zu beachten. Die wichtigste: Kinder geben selber vor, womit sie zu motivieren sind. Sie machen dann gut mit, wenn sie ihre Stärken ausleben können. Bei ihren schwächeren Seiten hingegen brauchen sie Geduld, Unterstützung und das Lob für kleine Fortschritte. Sie als Eltern sind gefordert, die kindlichen Signale richtig zu deuten. Denn: Kinder wollen ernst genommen werden in ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Das ist die beste Voraussetzung dafür, dass Kinder ihrerseits Erwachsene ernst nehmen. Anregungen, wie sich dies umsetzen lässt, finden Sie in Kapitel «Was Kinder brauchen».

Kinder motivieren heisst Kinder spielen lassen. Denn das Spiel ist ihre Domäne. Es ist – im Gegensatz zu unserer erwachsenen Vorstellung davon – kindliche Wirklichkeit. Stellen Sie Ihrem Kind deshalb genügend Raum und Zeit fürs Spiel zur Verfügung. Wenn andere Kinder oder Sie als Eltern mitspielen, wird Ihr Kind viele Ideen schöpfen und später schneller bereit sein, sich auch mal alleine zu beschäftigen. Bei Ihren alltäglichen Verrichtungen lassen sich Kinder gut integrieren – und sind motivierte kleine Helferinnen und Helfer. Bedingung ist, dass Sie als Eltern bereit sind, Zeit zu investieren. Ihr Einsatz wird belohnt werden, weil Ihr Kind schneller selbständig wird. Lassen Sie sich von Kapitel «Warum Kinder spielen» inspirieren.

Falls Ihr Kind sich gerade nicht so verhält, wie Sie es wünschen, ist Motivationsarbeit angesagt. Aus der kindlichen Perspektive handelt es sich meist um schwierige Situationen, die es zu bewältigen gilt – helfen Sie ihm dabei. Anleitungen dazu finden Sie in den Kapiteln «Motivierte Kinder im Familienalltag» und «Schwierige Situationen meistern».

Mach mal Pause

Zu guter Letzt: Nichts beeinträchtigt die Motivation so sehr wie gestresste Eltern. Wer in eine gute Zeit- und Arbeitsplanung, aber auch in regelmässige Pausen und Erholungsmomente investiert, kann viel ruhiger mit schwierigen Situationen umgehen. Wie dies trotz einem vollen Familienpensum realisierbar ist, lesen Sie im Kapitel «Als Eltern stressfreier leben».

Was motiviert Kinder?

In die Kinderwelt eintauchen

Was ist mit «Motivation» gemeint? Der Begriff «Motivation» beschreibt alle Beweggründe, die die Handlungen und Entscheidungen einer Person beeinflussen. Wenn wir also unsere Kinder dahingehend beeinflussen wollen, dass sie sich gesund entwickeln, ausgeglichen sind und sich im Familienalltag konstruktiv verhalten, dann müssen wir uns schon etwas einfallen lassen. Und doch: Es ist verblüffend, wie einfach das geht. Bedingung ist lediglich, dass wir als Eltern uns für die Welt unserer Kinder interessieren. Am besten gelingt dies, wenn wir unser Kind in seinem Tun und Lassen beobachten. Was mag es besonders, was braucht es, wo sind seine Stärken? So ist es auch viel eher möglich, ihm Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten, auf die es eingehen mag. Wer die Welt mit Kinderaugen zu sehen versucht, versteht plötzlich, weshalb es für ein Kind schwierig ist, lange am Tisch zu sitzen, warum die spaltbreit offene Zimmertür beim Einschlafen hilft und weshalb es lustiger ist, halbnackt durch die Wohnung zu rennen, als sich gleich wieder anzuziehen.

So motivieren Eltern ihr Kind

So gehts

So nicht

Gutes Verhalten loben

Gutes Verhalten nicht beachten oder abwerten

Mitspielen, zeigen, was man alles machen kann

Erwarten, dass das Kind selber zu spielen beginnt

In alle Arbeiten und Tätigkeiten einbeziehen

Dem Kind verbieten, in der Nähe zu sein oder mitzuhelfen

Eigenen Perfektionismus zeitweise beiseitestellen

So weiterleben wollen wie vor der Geburt des Kindes

Anreize schaffen

Gutes Verhalten als selbstverständlich betrachten

Fürs Kind da sein – viele kurze Momente sind besser als wenige lange

Keine Zeit haben, nicht zuhören, das Kind abweisen oder auf später vertrösten

Konflikte gemeinsam lösen lernen: zuhören, Unterstützung anbieten, Lösung suchen und umsetzen

Anschreien, schimpfen, aufs Kind einreden, physische Gewalt, im Kind Schuldgefühle wecken

Klar und ruhig sagen, was vom Kind erwartet wird

Anweisung in Frageform, falsche Körpersprache, Zynismus

Altersgerechte Erwartungen haben

Glauben, dass das Kind den Eltern mutwillig schaden will

Gelassenheit, Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes

Förderstress und falscher Ehrgeiz

Wenn wir uns eine solche Sichtweise aneignen können, sind wir auch in der Lage, unsere Kinder dort abzuholen, wo sie sind: im Spiel, in der sinnlichen Wahrnehmung, in der selbstvergessenen Beschäftigung. Denn Kinder motivieren heisst Kinder verstehen.

Das bedeuten die Symbole

image Spiele aller Art bedeuten die Welt für Kinder. Bei diesem Symbol erhalten Sie Impulse für spannende Aktivitäten drinnen und draussen.

image Vieles geht auf einmal ganz einfach, wenn man es nur richtig anpackt. Hier finden Sie den Dreh in Alltagsfragen.

image Eltern sein kann man nirgends lernen – und ehe man weiss, wies geht, sind die Kinder gross. Hier finden Sie Hinweise, Infos und Zusammenhänge, die so manches ins richtige Licht rücken.

2. Was Kinder brauchen

Angeborener Pioniergeist

Eine positive Beziehung zu den Eltern ist die Basis für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Dazu gehören Vertrauen, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Liebe, Zuwendung und Interesse. Und: Ein Kind braucht andere Kinder, mit denen es seine Welt teilen kann. Förderlich sind ferner viel Bewegung, frische Luft und die Möglichkeit zum Spielen: Es will seine Umwelt ent-decken, er-leben und be-greifen, und dies nicht nur im Kleinkindalter, sondern – mit veränderten Themen – bis weit ins Jugendalter hinein. Wer seinem Kind genug Spiel- und Freiraum und zugleich Halt und Sicherheit bietet, gibt ihm das, was es braucht.

Die kindliche Entwicklung fördern

Kinder sind grundsätzlich lern- und wissbegierig – und dies auf allen Ebenen: körperlich, geistig, sinnlich und seelisch. Die Aufgabe von Eltern besteht darin, diese Bereitschaft zu erhalten und zu fördern.

Wichtig dabei ist, dass nicht nur einzelne Bereiche gefördert, sondern dass dem Kind eine möglichst breite Palette angeboten wird, damit es sowohl seine Stärken und Vorlieben vertiefen als auch seine Schwächen verbessern kann. Die Lust dazu kommt mit Teilerfolgen und positiven Erlebnissen von selber.

Vorlieben respektieren

Vergessen Sie dabei nicht, dass jedes Kind ein Individuum ist. Was dem einen partout nicht zusagt, ist das Grösste für ein anderes. Eltern dürfen in den meisten Fällen gelassen bleiben – Kinder holen innerhalb weniger Monate oder Jahre auf und können dann ebenso gut sprechen, klettern, basteln und Velo fahren wie jedes andere Kind.

image Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind in einem Bereich sehr stark ist, zum Beispiel in der Bewegung, dann ist es sinnvoll, immer zuerst seiner naturgegebenen Vorliebe Raum zu geben und erst im Anschluss eine Tätigkeit mit ihm auszuüben, die ihm besonders schwerfällt. Also: Zuerst im Wald austoben lassen, danach zu Hause ein Puzzle legen.

Kreatives Nichtstun

Es sei hier mit aller Vehemenz gesagt: Förderstress führt nicht zum Erfolg! Ein Kind zum kleinen Manager seines Alltags zu machen – Ballett hier, Tennis dort, Schachklub hier, Frühenglisch dort – schadet ihm mit der Zeit körperlich und psychisch. Lassen Sie Ihr Kind Kind sein! Kindern mit zu vollem Wochenplan fehlt die Zeit, auch mal nichts zu tun und daraus erneut kreativ zu werden. Ausserdem wird eine Konsumhaltung gefördert statt der Fähigkeit, aus sich selber neue Inspiration und Aktivität zu generieren. Jedes Kind hat zudem sein eigenes Entwicklungstempo und braucht entsprechend Zeit, um Erlebtes zu verarbeiten und Neues angehen zu können. Wie Sie Ihr Kind auf einfache, altersgemässe Art und Weise fördern und unterstützen können, lesen Sie in diesem Kapitel. Sie werden erkennen, dass sich alles im ganz normalen Familienalltag umsetzen lässt, ohne grossen Kosten- und Zeitaufwand.

Was fördert die fünf Sinne?

Grundsätzlich lernt der Mensch ausschliesslich durch seine Sinneswahrnehmung! Alle Eindrücke werden über das Sehen, Hören, Tasten / Fühlen, Schmecken und Riechen via Nervenimpulse an das Gehirn weitergeleitet und dort verankert. Eine gesunde Entwicklung der fünf Sinne im Kindesalter ist also zweifelsfrei wichtig und sollte entsprechend gefördert werden. Hier ein paar Fakten:

•   Der Mensch erfasst etwa 70 Prozent aller Informationen über seine Umwelt via Auge. Die visuellen Eindrücke sind also die wichtigsten für die menschliche Entwicklung.

•   Tasten oder Fühlen gehört neben dem Hören zu den ersten Sinneswahrnehmungen des ungeborenen Kindes. Die Haut ist unser grösstes Organ und wird ganz zu Beginn der embryonalen Entwicklung ausgebildet.

•   Hören ist für den Menschen gleich nach dem Sehen von grösster Bedeutung für die Wahrnehmung seiner Umwelt.

•   Riechen und Schmecken lassen sich oft nicht voneinander trennen, denn die Geschmacks- und Geruchszellen liegen nahe beieinander. Die Zunge kann über ihre Geschmacksknospen vier Geschmacksrichtungen unterscheiden: süss, salzig, bitter und sauer. Kinder mögen von Natur aus Süsses und Salziges; Bitteres und Saures lehnen sie ab.

•   Die Nase nimmt über die Schleimhaut und die Riechhärchen die Gerüche wahr und leitet die Botschaft zum Gehirn weiter.

Neuronaler Riesenspeicher

Ausserdem: Unser Gehirn vergisst nicht! Manche Sinneseindrücke setzen sich in unserem Gehirn so fest, dass wir uns noch nach vielen Jahren sofort an Personen oder Situationen erinnern, wenn wir demselben Geruch, demselben Lied, derselben Filmsequenz oder auch dem Geschmack eines bestimmten Nahrungsmittels wieder begegnen.

So fördern Sie die fünf Sinne Ihres Kindes

Hören

bereits vorgeburtlich entwickelt

Auf Geräusche wie Flugzeuglärm, Entenquaken, Vogelzwitschern, Rasenmäher, Regenprasseln, Blätterrascheln etc. achten.

Musik hören, Instrumente spielen und singen. Töne und Klänge durch Rasseln, Trommeln, Knistersäcke etc. mit Haushaltutensilien selber produzieren. Märchen-CDs, Hörbücher etc.

image Einer mimt eine Tierstimme, die andern erraten, was es ist. Wers zuerst weiss, darf die nächste Tierstimme nachmachen.

Tasten / Fühlen

bereits vorgeburtlich entwickelt

Mit den nackten Füssen über ein Stück Lammfell streichen, barfuss über eine Wiese gehen, mit den Händen im Sand wühlen, mit Wasser spielen, Teig kneten. Kalt / warm und hart / weich unterscheiden lernen. Be-greifen aller Gegenstände und Materialien.

Hautkontakt in Form von Streicheln, Massieren; leichtes Tätscheln ist entspannend und beruhigt sofort.

image Mit verbundenen oder geschlossenen Augen Gegenstände (Becher, Brillenetui, Hörnli etc.) aus einer Kartonschachtel herausnehmen, befühlen und erraten, was es ist. Jeder darf so lange, bis er / sie einen Fehler macht, dann kommt der Nächste dran.

Schmecken

bereits vorgeburtlich entwickelt

Beim Essen die Inhaltsstoffe erkennen (z. B. Gratin aus Rüebli, Kartoffeln, Zwiebeln und Rahm, Salz und Pfeffer) oder beim Kochen die einzelnen Zutaten kosten.

image Mit verbundenen oder geschlossenen Augen verschiedene Nahrungsmittel und Getränke kosten und den Geschmack bzw. das entsprechende Nahrungsmittel oder Getränk erraten.

Riechen

ab Geburt entwickelt

Den Duft von Guetzli im Backofen oder den Geruch eines frisch gedüngten Feldes bewusst durch die Nase einatmen, im Wald die Gerüche wahrnehmen. Neugeborene erkennen ihre Mutter am Geruch.

image Mit verbundenen oder geschlossenen Augen an Blumen, Gewürzen, Parfüms und Duftessenzen riechen und den Geruch erraten.

Sehen

erst nach einigen Lebensmonaten vollständig entwickelt

Unterwegs genau hinschauen: Die Eidechse auf dem Stein entdecken, die Wolken betrachten, erste Frühlingsblumen finden. Malen und zeichnen, fotografieren, Collagen kleben. (Bilder-)Bücher ansehen.

image Verschiedene Gegenstände in der Wohnung dort verteilen, wo sie normalerweise nicht hingehören (z. B. das Lineal im Schuh). Wer am meisten herausgefunden hat, darf das nächste Mal die Sachen platzieren.

Was fördert die Körperwahrnehmung und die Motorik?

Bewegung über alles

Die gesunde Entwicklung des kindlichen Körpers muss Ihnen ein ebenso grosses Anliegen sein wie zum Beispiel diejenige der Sprache oder des Sozialverhaltens. Denn nur durch Bewegung können Knochen, Sehnen und Muskeln optimal wachsen. Und es ist ebenfalls die körperliche Aktivität, die für eine gute Durchblutung und somit für einen gut funktionierenden Kreislauf sorgt. Deshalb sind die meisten bewegten Spiele besonders wertvoll: Sie steigern Ausdauer und Geschicklichkeit, fördern die Konzentration und die Koordinationsfähigkeit. Und nicht zuletzt: Bewegung macht Kinder zu selbstsicheren und starken Persönlichkeiten.

Das brauchts für mehr Bewegung

Spielmatten und Decken (Babys)

Rollen, Krabbeln, erste Gehversuche

Dicke Spielmatten, Trampolin

Hüpfen und Springen

Hängematte, Schaukel

Wiegen, Schaukeln, Entspannen

Sprossenwand, Reckstange

Recken und Strecken

Sitzball

Drüberrollen, Sitzen, Balancieren

Schaumstoffwürfel, Möbel

Klettern (vor Stürzen sichern!)

Alles zu seiner Zeit