DIE CHRONIK DES EISERNEN DRUIDEN 1
Aus dem Englischen von
Alexander Wagner
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Hobbit Presse
www.hobbitpresse.de
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »The Iron Druid Chronicles 1. Hounded« im Verlag Ballantine Books, New York
© 2011 by Kevin Hearne
Für die deutsche Ausgabe
© 2013/2020 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Cover: Birgit Gitschier, Augsburg
unter Verwendung einer Illustration des Originalverlags von © Gene Mollica
Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Printausgabe: ISBN 978-3-608-98234-3
E-Book: ISBN 978-3-608-10427-1
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Schau mal, Mami, was ich gemacht hab! Können wir das am Kühlschrank aufhängen?
Es hat viele Vorzüge, einundzwanzig Jahrhunderte alt zu werden, aber das mit Abstand Beste daran ist, dass man Zeuge der seltenen Geburt echter Genialität wird. Das spielt sich ausnahmslos so ab: Jemand wirft den Ballast überkommener kultureller Traditionen ab, ignoriert die unheilschwangeren Blicke der Autoritäten und tut etwas, das seine Landsleute für komplett verrückt halten. Unter diesen Genies war Galileo mein persönlicher Favorit. Van Gogh folgte dicht dahinter auf Rang zwei, wobei dieser tatsächlich komplett verrückt war.
Der Göttin sei Dank sehe ich nicht aus wie jemand, der Galileo persönlich die Hand geschüttelt – oder den Uraufführungen von Shakespeare-Stücken beigewohnt hat oder mit den wilden Horden von Dschingis Khan ritt. Wenn mich Menschen fragen, wie alt ich bin, antworte ich ihnen einfach, einundzwanzig, und wenn sie davon ausgehen, damit wären Jahre und nicht Jahrzehnte oder Jahrhunderte gemeint, ist das wohl nicht meine Schuld, oder? In manchen Lokalen mit Altersbeschränkung wollen sie sogar immer noch meinen Ausweis sehen, was ziemlich schmeichelhaft ist, wie euch jeder ältere Mitbürger gerne bestätigen wird.
Das Äußere eines jungen, irischen Burschen kommt mir allerdings weniger gelegen, wenn ich an meinem Arbeitsplatz einen gelehrten Eindruck erwecken will – ich betreibe eine okkulte Buchhandlung mit einer kleinen, in eine Ecke gezwängten pharmazeutischen Theke –, gleichzeitig hat es einen ungeheuren Vorteil. Wenn ich beispielsweise im Supermarkt einkaufen gehe, und die Menschen sehen meine roten Locken, meine helle Haut und den langen Kinnbart, dann nehmen sie automatisch an, ich würde Fußball spielen und viel Guinness trinken. Oder wenn ich ein ärmelloses Hemd trage, und sie bemerken die Tätowierungen, die meinen gesamten rechten Arm bedecken, dann vermuten sie, ich würde zu einer Rockband gehören und jede Menge Gras rauchen. Aber nicht einen Augenblick kommt ihnen der Gedanke, ich könnte ein uralter Druide sein – und das ist der Hauptgrund, weshalb ich dieses Äußere so schätze. Würde ich mir stattdessen einen langen, weißen Bart wachsen lassen, einen spitzen Hut aufsetzen und beständig Würde und Weisheit ausstrahlen, könnten die Menschen bald den falschen – beziehungsweise den richtigen – Eindruck gewinnen.
Manchmal vergesse ich, wie ich aussehe, falle ein wenig aus der Rolle und singe beispielsweise ein aramäisches Hirtenlied, während ich bei Starbucks in der Schlange warte; aber das Gute am Leben in den Städten Amerikas ist, dass die Menschen hier Exzentriker entweder ignorieren oder in die Vorstädte ziehen, um ihnen aus dem Weg zu gehen.
So etwas wäre in den alten Tagen undenkbar gewesen. Menschen, die anders waren, wurden damals kurzerhand auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder gesteinigt. Anders zu sein hat natürlich auch heute noch gewisse Nachteile, weshalb ich mir auch solche Mühe gebe, mich möglichst gut anzupassen. Allerdings beschränken sich diese Nachteile meist auf verbale Belästigungen und Diskriminierung, und das ist eine entscheidende Verbesserung gegenüber einer der Volksbelustigung dienenden Hinrichtung.
Das Leben in der modernen Welt bietet einige solcher entscheidenden Verbesserungen. Zwar finden die meisten mir bekannten alten Seelen, der Reiz der Modernität erschöpfe sich in cleveren Erfindungen wie Innenklos und Sonnenbrillen. Für mich besteht die eigentliche Attraktivität Amerikas jedoch vor allem darin, dass es praktisch gottlos ist. Als ich noch jünger und ständig auf der Flucht vor den Römern war, konnte ich in Europa keine Meile gehen, ohne auf irgendeinen einer Gottheit geweihten Stein zu treten. Hier draußen in Arizona muss ich mir nur über die gelegentlichen Begegnungen mit Coyote Gedanken machen, der aber im Grunde ziemlich in Ordnung ist. (Er hat keinerlei Ähnlichkeit mit THOR, und das allein reicht aus, dass wir gut miteinander klarkommen. Die College-Kids hier in der Stadt würden THOR als »aufgeblasenen Riesenblödmann« bezeichnen, falls sie je das Pech hätten, ihm zu begegnen.)
Noch mehr als die geringe Götterdichte schätze ich an Arizona die fast vollständige Abwesenheit von Feen. Damit meine ich nicht diese niedlichen, kleinen Disney-Flatterwesen. Ich meine das Feenvolk, die Sidhe, die wahren Nachkommen der TUATHA DÉ DANANN, geboren in TÍR NA NÓG, dem Land der ewigen Jugend, bei denen man sich nie sicher sein kann, ob sie einen umarmen oder aufschlitzen wollen. Sie sind mir nicht sonderlich wohlgesonnen, daher versuche ich, mich möglichst an Orten niederzulassen, die für sie nur schwer erreichbar sind. In der Alten Welt haben sie alle möglichen Pforten, um auf die Erde zu gelangen, aber in der Neuen Welt benötigen sie für diese Reise Eiche, Esche und Stechapfel, und diese wachsen in Arizona nur selten an einem Ort. Ich habe einige derartige Stellen entdeckt, oben in den White Mountains an der Grenze zu New Mexiko oder in den Uferauen bei Tucson, aber sie liegen über hundertfünfzig Kilometer von meinem hübsch zubetonierten Wohnviertel nahe der Universität von Tempe entfernt. Ich hielt die Chancen für außerordentlich gering, dass das Feenvolk dort auf die Erde gelangen und anschließend eine baumlose Wüste durchqueren würde, um einen abtrünnigen Druiden aufzuspüren. Als ich diesen Ort in den späten Neunzigern entdeckte, beschloss ich zu bleiben, bis die Einheimischen Verdacht schöpfen würden.
Eine goldrichtige Entscheidung für mehr als ein Jahrzehnt. Ich baute mir eine neue Identität auf, mietete einen Laden an, hängte ein Schild davor mit der Aufschrift DAS DRITTE AUGE – BÜCHER UND KRÄUTER (in Anspielung auf vedische und buddhistische Glaubensvorstellungen, denn ein keltischer Name wäre eine signalrote Flagge für all diejenigen gewesen, die nach mir suchten), und ich legte mir ein kleines Haus zu, das in der Nähe und gut mit dem Fahrrad zu erreichen war.
Ich verkaufte Kristalle und Tarotkarten an College-Kids (die ihre protestantischen Eltern schockieren wollten), haufenweise alberne Bände mit »Zauberformeln« an naive Wicca-Kult-Anhänger und Kräuterheilmittel an Menschen, die sich vor einem Arztbesuch drücken wollten. Ich hatte sogar umfangreiche Werke über die Magie der Druiden auf Lager, die alle auf viktorianischen Wiedererweckungslehren basierten und allesamt kompletter Humbug waren, die ich aber vor allem dann unterhaltsam fand, wenn ich welche davon verkaufte. Vielleicht einmal im Monat betrat ein ernsthaft an Magie Interessierter den Laden auf der Suche nach einem echten Grimoire – etwas, wovon man besser die Finger lassen sollte oder am besten gar nichts weiß, es sei denn, man ist in diesen Künsten einschlägig bewandert. Die meisten Geschäfte mit seltenen, kostbaren Büchern wickelte ich ohnehin übers Internet ab – eine weitere großartige Errungenschaft der modernen Zeit.
Leider hatte ich beim Aufbau meiner neuen Identität und meines Geschäftes nicht bedacht, wie leicht es für jemand anderen sein würde, mich durch eine Adressensuche im Internet zu finden. Ich war gar nicht auf die Idee gekommen, dass jemand aus der Alten Welt es auf diese Weise versuchen könnte – ich hatte damit gerechnet, dass sie Kristallkugeln oder andere Divinationstechniken ausprobieren würden, aber niemals das Internet –, daher war ich bei meiner Namenswahl nicht so vorsichtig gewesen, wie ich es eigentlich hätte sein sollen. Besser, ich hätte mir ein Alias wie John Smith zugelegt oder etwas vergleichbar Fantasieloses und Langweiliges, aber mein Stolz hatte nicht zugelassen, einen christlichen Namen zu tragen. Also hatte ich mich für O’Sullivan entschieden, die englische Version meines echten Familiennamens. Für den Alltagsgebrauch nutzte ich den klassischen griechisch-lateinischen Vornamen Atticus. Doch ein vermeintlich einundzwanzigjähriger O’Sullivan, der einen okkulten Buchladen betrieb und extrem seltene Bücher verkaufte, von denen er eigentlich nichts hätte wissen dürfen, das reichte dem Feenvolk an Information, um mich aufzuspüren.
An einem Freitag drei Wochen vor Samhain fielen sie über mich her, gerade als ich meinen Laden verließ und in die Mittagspause gehen wollte. Eine Klinge zischte unter meinen Knien hindurch, ohne dass ich zuvor auch nur ein »Nimm das!« vernommen hätte, und der Schwung des Schwertarms riss meinen Angreifer aus der Balance, als ich darüber hinwegsprang. Bevor er sich wieder fangen konnte, rammte ich ihm den linken Ellbogen ins Gesicht, womit ein Elf ausgeschaltet war. Blieben noch vier.
Dank sei den Göttern der Unterwelt für die Paranoia. Für mich war sie ein Überlebensinstinkt und nicht so sehr ein neurotischer Zustand. Sie war die Schneide eines stets bereiten Messers, geschärft über die Jahrhunderte am Schleifstein all derer, die mich hatten töten wollen. Sie sorgte dafür, dass ich um den Hals ein Eisen-Amulett trug und meinen Laden nicht nur mit massiven Eisenträgern, sondern mit magischen Bannsprüchen schützte, die das Feenvolk und andere Unerwünschte fernhalten sollten. Sie führte dazu, dass ich mich beständig im unbewaffneten Nahkampf trainierte und meine Schnelligkeit im direkten Vergleich mit Vampiren erprobte, was mich schon unzählige Male vor Schlägern wie diesen gerettet hatte.
Schläger ist vielleicht ein zu hartes Wort; es suggeriert ein Übermaß an Muskelbergen sowie einen eklatanten Mangel an Intellekt. Doch diese Kerle sahen nicht aus, als hätten sie je ein Fitnessstudio besucht oder von anabolen Steroiden gehört. Es waren schlanke, drahtige Typen, die sich als Geländeläufer getarnt hatten und nichts am Leib trugen außer kastanienbraunen Shorts und teuren Laufschuhen. Für jemand, der zufällig vorbeikam, musste es wohl so aussehen, als würden sie mich mit Reisigbesen attackieren, aber das war nur der Tarnzauber, unter dem sie ihre Waffen verbargen. Die tödlichen Spitzen ihrer Klingen waren im Reisig versteckt, und wäre ich nicht imstande gewesen, ihre Trugbilder zu durchschauen, hätte ich eine böse Überraschung erlebt, und ihre hübschen Besen hätten meine Eingeweide glatt durchbohrt. Da ich jedoch die magischen Illusionen des Feenvolks durchschaute, bemerkte ich, dass zwei der verbleibenden vier Angreifer Speere trugen. Einer davon begann mich jetzt von rechts zu umkreisen. Unter ihrer menschlichen Fassade waren sie typische Elfenwesen – will heißen, keine Flügel, leicht bekleidet und attraktiv in der Art von Orlando Blooms Legolas; die Art Mann, wie man sie in der Werbung für Haarpflegeprodukte sieht. Die Speerträger stachen gleichzeitig von zwei Seiten auf mich ein, aber ich fegte die Speerspitzen mit den Handgelenken beiseite, so dass sie vor und hinter mir vorbeistachen. Dann stürzte ich mich auf die Deckung des Typen zu meiner Rechten und hieb ihm den Unterarm hart gegen die Kehle. Es ist ziemlich schwer, mit einer zerschmetterten Luftröhre zu atmen. Nummer zwei war ausgeschaltet. Aber sie waren schnell und geschickt, und in ihren dunklen Augen glomm kein Funken Mitleid.
Ich hatte ihnen bei meinem Ausfall nach rechts den ungeschützten Rücken gezeigt, also wirbelte ich herum und riss meinen linken Unterarm hoch, um den erwarteten Schlag zu parieren. Tatsächlich sauste in diesem Moment ein Schwert auf meinen Schädel zu, und ich fing es am höchsten Punkt seiner Bahn mit bloßem Arm ab. Die Klinge fraß sich bis auf den Knochen, was höllisch wehtat, aber nicht annähernd so sehr, wie wenn ich den Schlag durchgelassen hätte. Ich zog eine schmerzerfüllte Grimasse, machte einen raschen Schritt nach vorn und zahlte es dem Elf mit einem kräftigen Stoß der offenen Hand in den Solarplexus heim. Er flog gegen die Mauer meines Ladens – die Mauer, die mit Eisenträgern verstärkt war. Nummer drei war ausgeschaltet, und ich lächelte den beiden Verbliebenen zu, die es jetzt nicht mehr ganz so eilig hatten, auf mich loszugehen. Drei ihrer Mitstreiter waren außer Gefecht gesetzt, und nicht nur das, sie waren durch meine Berührung auch auf magische Weise vergiftet worden. Mein Eisenamulett stand in Verbindung mit meiner Aura, und inzwischen hatten meine Angreifer dies ohne Zweifel erkannt: Ich war ein Eisendruide, ihr fleischgewordener Albtraum. Mein erster Gegner zerfiel bereits zu Asche, und auch die beiden anderen würden bald einsehen müssen, dass wir alle nichts weiter als Staub im Wind sind.
Ich trug Sandalen und schüttelte sie rasch ab, während ich mich rückwärts in Richtung Straße bewegte, sodass die Elfen die mit Eisen durchsetzte Wand im Rücken hatten. Dies war nicht nur strategisch sinnvoll, es brachte mich zudem näher an den schmalen Grünstreifen zwischen Gehweg und Straße heran, wo ich Kraft aus der Erde ziehen konnte, um meine Wunde zu schließen und den Schmerz auszuschalten. Das Zusammenflicken des Muskelgewebes konnte ich später noch besorgen. Im Moment musste ich vor allem die Blutung stoppen, denn es gab zu viele entsetzliche Dinge, die ein feindlicher Magier mit meinem Blut anstellen konnte.
Während ich meine Füße ins Gras presste und Energie für meine Heilung tankte, schickte ich zugleich eine Botschaft – eine Art durchs Erdreich übermittelte SMS – an einen mir bekannten Eisen-Elementargeist. Ich teilte ihm mit, falls er Appetit auf einen Snack hätte, ständen gerade zwei Elfen vor mir. Er würde rasch antworten, denn die Erde ist auf magische Weise mit mir verbunden, ebenso wie ich mit ihr. Dennoch würde er möglicherweise einen kleinen Augenblick benötigen. So stellte ich meinen Angreifern erst mal eine Frage.
»Nur so aus Neugier, wolltet ihr Jungs mich gefangen nehmen oder umbringen?«
Der Elf zu meiner Linken, der ein kurzes Schwert in seiner rechten Hand hielt, fauchte, statt mir zu antworten: »Sag uns, wo das Schwert ist!«
»Welches Schwert? Das in deiner Hand? Es ist immer noch da, schau nur hin.«
»Du weißt genau, welches Schwert! Fragarach, der Antwortgeber!«
»Keine Ahnung, wovon du redest.« Ich schüttelte den Kopf. »Wer hat euch geschickt? Seid ihr überhaupt sicher, dass ihr den Richtigen habt?«
»Sind wir«, knurrte der Speerträger. »Du hast Druidentätowierungen und du durchschaust unseren Tarnzauber.«
»Eine Menge magisches Volk kann das. Und man muss kein Druide sein, um keltisches Knotenwerk zu schätzen. Denkt doch mal nach, Jungs. Ihr kommt, um mich nach einem Schwert zu fragen, ganz offensichtlich besitze ich aber keines, denn andernfalls hätte ich es wohl längst gezückt. Daher solltet ihr überlegen, ob man euch vielleicht hierher geschickt hat, damit ihr den Tod findet. Seid ihr euch sicher, dass die Motive eures Auftraggebers aufrichtig sind?«
»Den Tod finden?« Der Schwertträger stotterte fast, so lächerlich fand er das. »Bei fünf gegen einen?«
»Inzwischen zwei gegen einen, falls du nicht mitbekommen haben solltest, dass ich drei von euch getötet habe. Möglicherweise war demjenigen, der euch geschickt hat, klar, dass genau das geschehen würde?«
»AENGHUS ÓG würde so was niemals tun!«, rief der Speerträger, und bestätigte damit meinen Verdacht. Nun hatte ich einen Namen, und dieser Name verfolgte mich bereits seit zwei Jahrtausenden. »Wir sind von seinem Blut!«
»AENGHUS ÓG hat seinen eigenen Vater mit List aus seinem Haus gejagt. Denkt ihr wirklich, Blutsverwandtschaft bedeutet für jemanden wie ihn auch nur das Geringste? Hört zu, ich kenne diesen Kerl schon eine Weile länger als ihr. Der keltische Gott der Liebe liebt nichts so sehr wie sich selbst. Er würde niemals mit einem Spähkommando seine Zeit verschwenden oder gar seine eigene erhabene Person in Gefahr bringen, daher schickt er jedes Mal einen kleinen Trupp seiner ersetzbaren Verwandtschaft los, wenn er glaubt, mich gefunden zu haben. Und kehrt jemals einer von ihnen zurück, weiß er, dass sie mich nicht gefunden haben, verstanden?«
Auf ihren Gesichtern dämmerte Erkenntnis und sie duckten sich in Verteidigungsstellung, doch dafür war es längst zu spät; außerdem blickten sie auch nicht in die richtige Richtung. Die Eisenträger in der Wand hinter ihnen hatten sich lautlos verformt und in zwei riesige Kiefer mit rasiermesserscharfen Eisenzähnen verwandelt. Das gigantische schwarze Maul wölbte sich vor, schnappte nach ihnen und grub sich in das Fleisch der Elfen, als wäre es Frischkäse, bevor es die beiden wie Wackelpudding einschlürfte und ihnen gerade noch Zeit für einen kurzen, verblüfften Schrei ließ. Ihre Waffen klapperten zu Boden, aller Zauber war verflogen, und das eiserne Maul schmolz zurück in seine ursprüngliche Form, eine unauffällige Reihe von Eisenträgern; allerdings nicht ohne mir vorher mit einem zufriedenen Grinsen zu danken.
Kurz vor seinem endgültigen Verschwinden empfing ich eine Botschaft des Eisen-Elementargeists, abgefasst in den typischen emotionalen Kürzeln und Bildern, die ihnen als Sprache dienen: // Druide ruft/ Elfen warten schon/ Lecker/ Dankbarkeit//
Ich schaute mich um, ob jemand den Kampf beobachtet hatte, aber es war niemand in der Nähe – es war Mittagszeit. Mein Laden befindet sich südlich des University Drive auf der Ash-Avenue, und alle Esslokale sind nördlich des University Drive entlang der Ash- und der Mill-Avenue gelegen.
Ich sammelte die Waffen vom Gehweg auf, schloss die Ladentür auf und grinste angesichts des BIN-MITTAGESSEN-Schilds. Ich drehte es mit der GEÖFFNET-Seite nach außen; während mich die Aufräumarbeiten im Laden festhielten, konnte ich ebenso gut Kundschaft empfangen. Dann ging ich in meine kleine Teeküche, füllte einen Krug mit Wasser und untersuchte meinen Arm. Er war immer noch rot und geschwollen von dem Schnitt, machte aber ansonsten einen guten Eindruck, und die Schmerzen hatte ich erfolgreich ausgeblendet. Trotzdem wollte ich es nicht riskieren, die Muskeln weiter zu zerreißen, indem ich sie mit Wasserschleppen strapazierte; lieber würde ich zweimal gehen. Ich ließ den Krug auf der Theke stehen, zog einen Kanister mit Bleichmittel unter der Spüle hervor und nahm ihn mit nach draußen. Dort kippte ich etwas von der Bleiche auf jeden Blutfleck und kehrte dann zurück, um den Krug zu holen und alles fortzuspülen.
Als ich das Blut zufriedenstellend beseitigt hatte und gerade die Ladentür aufstieß, um den Wasserkrug zurückzubringen, flatterte hinter mir eine gewaltige Krähe in den Laden. Sie ließ sich auf einer Ganesha-Statue nieder, breitete ihre Schwingen aus und sträubte in einer aggressiven Gebärde ihr Gefieder. Es war die MORRIGAN, keltischer Todesengel und Kriegsgöttin, und sie sprach mich mit meinem irischen Namen an.
»Siodhachan Ó Suileabháin«, krächzte sie dramatisch. »Wir müssen reden.«
»Könntest du bitte menschliche Gestalt annehmen?«, sagte ich, während ich den Krug zum Trocknen auf die Geschirrablage stellte. Dabei bemerkte ich einen winzigen Blutspritzer auf meinem Amulett, und ich löste es von meinem Hals, um ihn abzuwaschen. »Es ist irgendwie gruselig, wenn du so mit mir sprichst. Vogelschnäbel können keine Reibelaute erzeugen, wie du vermutlich weißt.«
»Ich habe diese weite Reise keineswegs unternommen, um mir sprachwissenschaftliche Vorträge anzuhören«, sagte die MORRIGAN. »Ich bringe schlimme Kunde. AENGHUS ÓG weiß, dass du hier bist.«
»Gut, ja, das ist mir bereits bekannt. Hast du dich nicht gerade um die fünf toten Elfen gekümmert?« Ich legte meine Halskette auf die Theke und nahm ein Handtuch, um sie trocken zu tupfen.
»Ich habe sie weitergesandt zu MANANNAN MAC LIR«, erklärte sie, bezugnehmend auf den keltischen Gott, der die Lebenden ins Land der Toten geleitete. »Aber es droht weitere Gefahr. AENGHUS ÓG will persönlich hierher kommen, und vermutlich ist er bereits im Anmarsch.«
Da hielt ich inne. »Bist du dir ganz sicher?«, fragte ich. »Basiert das auf handfesten Beweisen?«
Die Krähe schlug gereizt mit den Flügeln und krächzte. »Wenn du auf Beweise wartest, wird es zu spät sein«, sagte sie.
Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich und die Anspannung zwischen meinen Schulterblättern löste sich. »Ach, dann ist es also nur eine vage Prophezeiung«, sagte ich.
»Nein, die Prophezeiung war sehr konkret«, beharrte die MORRIGAN. »An diesem Ort braut sich ein tödliches Schicksal über dir zusammen, und wenn du ihm entgehen willst, musst du schleunigst fliehen.«
»Was hab ich gesagt? Immer das gleiche Spiel. Jedes Jahr um Samhain herum verfällst du in diese düstere Stimmung«, lächelte ich. »Wenn es nicht gerade THOR auf mich abgesehen hat, dann einer der olympischen Götter. Erinnerst du dich an diese Geschichte letztes Jahr? Angeblich war Apollo erzürnt wegen meiner Verbindung zu den Arizona State Sun Devils …«
»Diesmal ist es anders.«
»… dabei bin ich nicht mal an der Uni eingeschrieben, sondern arbeite nur in der Nähe. Trotzdem wollte er angeblich in seinem goldenen Streitwagen kommen und mich mit Pfeilen durchlöchern.«
Die Krähe trat von einem Bein aufs andere und wirkte unangenehm berührt. »Zu jener Zeit schien das eine durchaus plausible Deutung zu sein.«
»Du hältst es für plausibel, dass die spärlichen Kontakte eines alten Druiden zu Sparky, dem Maskottchen eines Uni-Sportclubs auf der anderen Seite des Globus, den griechischen Sonnengott in Harnisch bringen?«
»Der Verdacht war begründet, Siodhachan. Es wurden Geschosse auf dich abgefeuert.«
»Ein paar Jungs hatten meine Fahrradreifen mit Dart-Pfeilen durchsiebt, MORRIGAN. Ich denke, du hast die Gefahr möglicherweise etwas übertrieben.«
»Wie auch immer. Du darfst auf keinen Fall länger hier verweilen. Es gibt böse Vorzeichen.«
»Na gut«, seufzte ich resigniert. »Erzähl mir, was du gesehen hast.«
»Ich habe kürzlich mit AENGHUS gesprochen …«
»Du hast mit ihm gesprochen?« Wenn ich in diesem Moment etwas gegessen hätte, hätte ich mich vermutlich daran verschluckt. »Ich dachte, ihr beiden hasst euch.«
»Das tun wir auch. Deswegen können wir uns doch trotzdem miteinander unterhalten. Ich habe mich ein wenig in TÍR NA NÓG entspannt, gründlich gesättigt nach meinem Aufenthalt in Mesopotamien – warst du in letzter Zeit mal dort? Man kann sich dort vortrefflich vergnügen.«
»Verzeihung, aber heutzutage nennen die Sterblichen diesen Ort Irak, und nein, ich bin schon seit Jahrhunderten nicht mehr dort gewesen.« Die Vorstellungen der MORRIGAN von einem vortrefflichen Vergnügen unterschieden sich deutlich von meinen. Als Todesengel schätzt sie nichts so sehr wie einen sich in die Länge ziehenden Krieg. Sie trifft sich mit Kali und den Walküren, und gemeinsam genießen die Todesgöttinnen rauschende Nächte auf den Schlachtfeldern. Ich für meinen Teil habe nach den Kreuzzügen aufgehört, Krieg für eine glorreiche Angelegenheit zu halten. Heutzutage gebe ich Baseball eindeutig den Vorzug. »Was hat AENGHUS dir erzählt?«, wollte ich wissen.
»Er hat nur gelächelt und erklärt, ich solle auf meine Freunde aufpassen.«
»Du hast Freunde?«
»Natürlich nicht.« Die Krähe sträubte die Federn und brachte angesichts dieser Vorstellung so etwas wie eine indignierte Miene zuwege. »Nun ja, Hekate kann recht amüsant sein, und wir verbringen neuerdings viel Zeit zusammen. Aber ich denke, AENGHUS hatte dabei wohl eher dich im Sinn.«
Die MORRIGAN und ich haben eine gewisse Übereinkunft (auch wenn diese für meinen Geschmack etwas zu ungewiss ist): Sie wird mich nicht holen, solange meine Existenz AENGHUS ÓG weiterhin zur Raserei treibt. Uns verbindet keine wirkliche Freundschaft – die MORRIGAN ist kein Wesen, das so etwas zulassen würde –, doch wir kennen uns schon lange, und sie kommt immer mal wieder vorbei, um mich aus den gröbsten Schwierigkeiten herauszuhalten. »Es wäre ausgesprochen unangenehm für mich«, hatte sie mir einmal anvertraut, während sie mich aus der Schlacht von Gabhra rettete, »wenn du dir den Schädel abschlagen lässt und trotzdem nicht stirbst. Das würde mich in akute Erklärungsnot bringen. Ein derartiges Pflichtversäumnis meinerseits wäre nur schwer zu rechtfertigen. Also sorge von nun an dafür, dass ich dir nicht das Leben nehmen muss, um mein Gesicht zu wahren.« Zu jenem Zeitpunkt befand ich mich noch in einer Art Blutrausch und fühlte die Kraft durch meine Tätowierungen pulsieren; ich gehörte damals zu den Elitetruppen der Fianna und brannte darauf, mich im Zweikampf mit diesem überheblichen Schnösel König Cairbre zu messen. Doch die MORRIGAN hatte sich auf eine Seite geschlagen, und wenn eine Todesgöttin dir befiehlt, die Schlacht zu verlassen, dann verlässt du besser die Schlacht. Seit ich mir vor vielen Jahrhunderten AENGHUS ÓGs Feindschaft zugezogen habe, hat sie mich immer wieder vor tödlichen Gefahren gewarnt, und obwohl sie gelegentlich das Ausmaß der Gefahr etwas übertreibt, sollte ich ihr vermutlich dankbar sein, dass sie diese weder je unterschätzt, noch gänzlich versäumt hat, mich zu warnen.
»Möglicherweise hat er dein Bewusstsein manipuliert und dich getäuscht, MORRIGAN«, schlug ich vor. »AENGHUS tut so was.«
»Dessen bin ich mir bewusst. Daher habe ich den Flug der Krähen konsultiert, und dieser war voll schlimmer Vorbedeutungen, was deinen Aufenthaltsort hier betrifft.« Ich verzog das Gesicht, aber bevor ich etwas einwenden konnte, fuhr die MORRIGAN bereits fort. »Ich wusste, diese Art der Weissagung würde dich nicht restlos überzeugen, daher habe ich das Staborakel befragt, um Genaueres zu erfahren.«
»Oh«, sagte ich. Sie hatte tatsächlich einige Mühen auf sich genommen. Es gibt alle möglichen Methoden, um Lose, Runenstäbe oder dergleichen zu werfen und aus den zufällig entstehenden Mustern die Zukunft zu deuten. Ich ziehe sie allesamt dem Studium des Vogelflugs oder der Beobachtung der Wolken vor, denn durch mein Mitwirken beim Werfen beschränkt sich der Zufallsfaktor auf mich. Vögel fliegen, weil sie fressen, sich paaren oder irgendetwas für den Nestbau sammeln wollen, und das auf meine eigene Zukunft oder die von jemand anderem zu beziehen, erscheint mir ziemlich abwegig. Logischerweise ist es kaum besser, ein paar Stöckchen auf den Boden zu werfen und daraus Vorhersagen zu treffen, allerdings weiß ich, dass meine innere Beteiligung und mein Wille bei einem solchen Ritual einen so starken Fokus schaffen können, dass Fortuna kurz innehält und verkündet: »Demnächst in einem Kino ganz in deiner Nähe«.
Es gab einmal eine bestimmte Klasse von Druiden, die Tiere opferten, um aus deren Eingeweiden die Zukunft zu lesen, was für meinen Geschmack eine eher unappetitliche Angelegenheit und außerdem eine sinnlose Vergeudung von guten Hühnern und Ochsen war. Wenn Menschen heutzutage von derartigen Praktiken hören, rümpfen sie die Nase: »Das ist ja echt so was von grausam! Warum konnten die nicht einfach Veganer werden, so wie ich?« Aber dem druidischen Glauben zufolge erwartet uns im Jenseits ein ziemlich glückliches Leben, und es bietet sich sogar die Möglichkeit einer ein- oder mehrmaligen Rückkehr auf die Erde. Da die Seele unsterblich ist, betrachtet man auch das Ansetzen eines todbringenden Messers hier und da als kein großes Drama. Trotzdem, mir persönlich sind diese ganzen Opferungsriten immer fremd geblieben. Es gibt weitaus sauberere und auch zuverlässigere Methoden, der Zukunft unter den Rock zu spähen. Druiden wie ich verwenden dazu zwanzig Holzstäbe in einem Beutel, jeder mit einem altirischen Ogham-Schriftzeichen versehen, das je einen der zwanzig in Irland heimischen Bäume symbolisiert, alle mit einem Reichtum an prophetischen Bedeutungen. Ähnlich wie beim Tarot werden diese Stäbe unterschiedlich interpretiert, je nachdem, in welche Richtung sie vom Wahrsagenden aus fallen; es gibt eine Reihe positiver Bedeutungen, wenn sie mit dem Schriftzeichen nach oben liegen, und eine Reihe negativer, wenn sie nach unten weisen. Ohne hinzusehen zieht der Wahrsagende fünf Stäbchen aus dem Beutel, wirft sie vor sich auf den Boden und versucht dann, die Botschaft zu deuten, die sich in ihrer Anordnung offenbart. »Und wie sind sie gefallen?«, fragte ich die MORRIGAN.
»Vier fielen mit dem Symbol nach unten«, verkündete sie und machte eine Pause, um es wirken zu lassen. Das verhieß keine wirklich glückliche Zeit.
»Verstehe. Und welche Bäume haben zu dir gesprochen?«
Die MORRIGAN bedachte mich mit einem Blick, als müsste ich bei ihren nächsten Worten in Ohnmacht fallen wie eine zu eng ins Korsett geschnürte Jane-Austen-Figur. »Fearn. Tinne. Ngetal. Ura. Idho.«
Erle, Stechpalme, Schilfrohr, Heidekraut und Eibe. Der erste Baum stand für einen Krieger, und damit war er der eindeutigste und zugleich der unbestimmteste. Alle übrigen deuteten an, dass über besagten Krieger, wer auch immer er sein mochte, ein ziemlich übles Missgeschick hereinbrechen würde. Stechpalme kündete von Herausforderungen und harten Prüfungen, Schilfrohr stand für Angst und Schrecken, Heidekraut warnte vor bösen Überraschungen und Eibe prophezeite Tod.
»Aha«, sagte ich so unbekümmert wie möglich. »Und wie genau fielen Erle und Eibe in Beziehung zueinander?«
»Eibe kreuzte Erle.«
Nun, das war ziemlich unmissverständlich. Der Krieger würde sterben. Er würde von seinem Schicksal überrascht und in Angst und Schrecken versetzt, er würde sich verzweifelt dagegen aufbäumen, aber sein Tod war unabwendbar. Die MORRIGAN bemerkte, dass ich dem Orakel glaubte, und fragte: »Also, wo wirst du hingehen?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Es gibt noch weitaus abgelegenere Orte als die Mojave-Wüste«, schlug sie vor, wobei sie den Namen leicht betonte. Offensichtlich wollte sie mich mit ihren Kenntnissen amerikanischer Geographie beeindrucken, nachdem sie vorhin die Sache mit dem Irak vermasselt hatte. Ich fragte mich, ob sie wohl von der Auflösung Jugoslawiens wusste, oder ob ihr bekannt war, dass Transsylvanien inzwischen zu Rumänien gehörte. Unsterbliche schenken aktuellen Ereignissen nicht immer die nötige Beachtung.
»Ich wollte damit sagen, MORRIGAN, dass ich noch nicht entschieden habe, ob ich überhaupt weggehe.«
Die Krähe auf der Ganesha-Statue sagte nichts, aber für einen kurzen Moment glühten ihre Augen rot, was mich zugegebenermaßen ein wenig beunruhigte. Sie war nicht wirklich meine Freundin. Eines Tages – und es konnte heute sein – würde sie beschließen, dass ich bereits viel zu lange gelebt hatte und viel zu selbstherrlich geworden war, und das wäre dann das Aus für mich.
»Gib mir einfach ein paar Minuten, um die Prophezeiung zu überdenken«, sagte ich und bemerkte sofort, dass ich meine Worte sorgfältiger hätte wählen sollen.
Die roten Augen waren wieder da und die Stimme der Krähe klang jetzt deutlich tiefer, mit unangenehm dissonanten Tönen darin, bei denen sich meine Nackenhaare aufstellten. »Du willst deine Wahrsagekünste also über meine stellen?«
»Nein, nein«, beeilte ich mich zu versichern. »Ich versuche lediglich, deine Schlussfolgerungen nachzuvollziehen, das ist alles. Also, ich denke nur mal laut, in Ordnung? Dieser Erlenstab – der Krieger –, das muss doch nicht notwendigerweise ich sein, oder?«
Die roten Augen nahmen wieder ein natürlicheres Schwarz an und die MORRIGAN verlagerte ungeduldig ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. »Natürlich nicht«, antwortete sie mit ihrer normalen Stimme. Die tiefen, dissonanten Töne waren verschwunden. »Theoretisch könnte es jeder sein, der gegen dich kämpft, vorausgesetzt natürlich, du trägst den Sieg davon. Aber meine ganze Konzentration ruhte auf dir, als ich die Stäbe warf, also bist du höchstwahrscheinlich der Krieger, den die Erle symbolisiert. Dieser Kampf wird kommen, ob es dir passt oder nicht.«
»Aber hier kommt meine eigentliche Frage: Du hast mich viele Jahrhunderte am Leben gelassen, nur weil ich AENGHUS ÓG ein Dorn im Auge bin. Möglicherweise stehen AENGHUS und ich daher in deinem Denken in einer gewissen Verbindung. Als du das Orakel befragt hast, könnte da nicht AENGHUS ÓG ebenfalls in deinen Gedanken gewesen sein?«
Die MORRIGAN krächzte und hüpfte auf Ganeshas Bauch, dann zurück auf seinen Kopf, wobei sie ein wenig die Flügel schüttelte. Sie kannte die Antwort, aber sie gefiel ihr nicht, weil sie meine Hintergedanken erahnte.
»Es ist vorstellbar, ja«, zischte sie. »Aber äußerst unwahrscheinlich.«
»Aber du musst zugeben, MORRIGAN, es ist ebenso unwahrscheinlich, dass AENGHUS TÍR NA NÓG jemals verlassen würde, um mich persönlich zur Strecke zu bringen. Es sähe ihm viel ähnlicher, einen Stellvertreter zu schicken, so wie er es inzwischen schon seit Jahrhunderten tut.« AENGHUS’ eigentliche Stärken lagen in seinem Charme und im Knüpfen von Beziehungen – mit anderen Worten, er sorgte dafür, dass die Leute ihn liebten, damit sie ihm bereitwillig alle möglichen kleinen Gefallen erwiesen, wie zum Beispiel abtrünnige Druiden zu töten. Er hatte mir im Lauf der Jahre alle nur erdenklichen Arten von Schlägern und Meuchelmördern auf den Hals gehetzt. Meine Favoriten waren auf Kamelen reitende ägyptische Mamelucken gewesen. Doch ganz offensichtlich befürchtete er, es könnte seinem Ruf schaden, sich selbst auf die Jagd zu begeben – umso mehr, da ich bisher jedes Mal mit dem Leben davongekommen und glücklich entwischt war. Vielleicht schwang eine Spur Selbstgefälligkeit in meiner Stimme mit, als ich fortfuhr: »Und falls er irgendwelche niederen Elfen nach mir ausschickt, werde ich durchaus mit ihnen fertig, wie ich erst vor wenigen Minuten bewiesen habe.«
Die Krähe sprang von der Ganesha-Statue und flog direkt auf mein Gesicht zu, aber bevor ich mir Gedanken über eine Schnabelspitze im Auge machen konnte, löste sich der Vogel mitten in der Luft auf und nahm die Gestalt einer nackten Schönheit mit atemberaubenden Proportionen, schneeweißer Haut und rabenschwarzem Haar an. Es war die MORRIGAN als Verführerin, und ihre Erscheinung traf mich unvorbereitet. Ihr Duft betörte mich, ehe es zu irgendeiner Form von Berührung kam, und sobald sie den zwischen uns verbliebenen Abstand überwunden hatte, war ich drauf und dran, sie zu mir nach Hause einzuladen. Oder an Ort und Stelle wäre auch in Ordnung gewesen, gleich hier und jetzt, neben der Teeküche. Sie schlang einen Arm um meine Schultern und ihre Fingernägel wanderten meinen Nacken hinab, was mich unwillkürlich erschauern ließ. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel angesichts meiner Reaktion, und sie presste ihren Körper an meinen und beugte sich vor, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
»Und was, wenn er einen Sukkubus schickt, um dich zu vernichten, mein überaus weiser und alter Druide? Wenn AENGHUS von deiner kleinen Schwäche wüsste, wärst du innerhalb von einer Minute tot.« Ich hörte, was sie sagte, und mir war klar, dass es möglicherweise von Bedeutung war, aber der größte Teil von mir konnte an nichts anderes denken als an die Gefühle, die sie in mir weckte. Die MORRIGAN trat abrupt zurück und ich wollte sie packen, aber sie verpasste mir einen harten Schlag ins Gesicht und herrschte mich an, ich solle mich zusammenreißen, während ich zu Boden sackte.
Ich riss mich zusammen. Der Duft, der mich so betört hatte, war verflogen, und der brennende Schmerz auf meiner Wange vertrieb rasch mein körperliches Verlangen.
»Autsch«, sagte ich. »Danke dafür. Ich war kurz davor, mich in einen sabbernden Lustmolch zu verwandeln.«
»Das ist ein ernstzunehmender Schwachpunkt, den du da offenbarst, Siodhachan. AENGHUS könnte einfach eine Sterbliche anheuern, die diese Arbeit für ihn erledigt.«
»Das hat er bereits versucht, als ich letztes Mal in Italien war«, erklärte ich und umklammerte die Kante des Spülbeckens, um mich daran hochzuziehen. Die MORRIGAN war keine, die einem die Hand reicht und aufhilft. »Und ich hatte auch schon mit Sukkubi zu tun. Ich besitze ein Amulett, das mich vor solchen Angriffen schützt.«
»Warum trägst du es dann nicht?«
»Ich habe es vorhin abgenommen, um es zu reinigen. Außerdem bin ich in meinem Laden und in meinem Haus vor dem Feenvolk sicher.«
»Ganz offensichtlich nicht, Druide, denn hier stehe ich.« Ja, da stand sie, splitterfasernackt. Was zu einer heiklen Situation führen konnte, wenn jemand überraschend den Laden betrat.
»Verzeih mir, MORRIGAN, du hast natürlich recht; ich bin vor allem geschützt, mit Ausnahme der TUATHA DÉ DANANN. Wenn du dich aufmerksam umschaust, wirst du die magischen Barrieren bemerken, die ich überall im Raum errichtet habe. Sie dürften wohl den meisten niederen Feenwesen standhalten, ebenso wie fast allem, was er aus der Hölle entsenden könnte.«
Die MORRIGAN legte den Kopf in den Nacken, sie starrte kurz ins Leere und genau in diesem Moment spazierten zwei unglückliche College-Typen in meinen Laden. Sie waren offenkundig betrunken, obwohl es gerade erst früher Nachmittag war. Ihre Haare glänzten fettig, sie trugen Konzert-T-Shirts und Jeans und hatten sich offenbar seit Tagen nicht mehr rasiert. Ich kannte die Sorte: Es waren Kiffer, die sich fragten, ob ich hinter meiner Kräutertheke irgendwas Rauchbares verbarg. Die Unterhaltung mit ihnen begann üblicherweise damit, dass sie sich erkundigten, ob meine Kräuter irgendwelche Heilkräfte besäßen. Nachdem ich dies bejaht hatte, folgte unausweichlich die Frage, ob ich auch irgendwas mit halluzinogener Wirkung hätte. Normalerweise verkaufte ich diesen Typen dann ein Säckchen mit Salbei und Thymian unter irgendeinem exotischen Namen und wünschte ihnen noch einen schönen Tag, denn ich habe kein Problem damit, Dummköpfe um ihr Geld zu erleichtern. Sie würden von dieser Erfahrung Kopfschmerzen bekommen und sich danach nie wieder blicken lassen. In diesem konkreten Fall befürchtete ich jedoch, die beiden Kerle könnten die MORRIGAN entdecken und den Laden nie mehr lebend verlassen.
Und tatsächlich sah einer der beiden, er trug ein Meat-Loaf-T-Shirt, die MORRIGAN mit blankem Hintern mitten in meinem Laden stehen, die Hände in ihre göttlichen Hüften gestemmt, und prompt wies er seinen Kumpel im Iron-Maiden-T-Shirt auf sie hin.
»Mann, die Tussi da is’ nackig!«, rief Meat Loaf aus.
»Der Hammer«, sagte Iron Maiden und schob seine Sonnenbrille ein Stück die Nase hinab, um einen besseren Blick zu haben. »Und sie sieht auch noch rattenscharf aus.«
»Hey, Baby.« Meat Loaf machte ein paar Schritte auf sie zu. »Falls du Klamotten brauchst, zieh ich gern meine Hose für dich aus.« Er und sein Freund begannen zu lachen, als wäre das unglaublich komisch, und spuckten »Hahahas« aus wie Maschinengewehrfeuer. Sie hörten sich an wie Ziegen, nur weniger intelligent.
Die Augen der MORRIGAN funkelten hellrot, und ich hob die Hände. »MORRIGAN, nein, bitte nicht in meinem Laden. Hier nachher alles wieder sauber zu kriegen wäre eine furchtbare Plackerei.«
»Sie müssen sterben für ihre Unverschämtheit«, sagte sie, und erneut schwangen in ihrer Stimme diese haarsträubenden dissonanten Töne mit. Jeder, der sich nur halbwegs in der Mythologie auskennt, weiß, dass es einem Selbstmord gleichkommt, eine Göttin sexuell zu belästigen. Man denke nur daran, was Artemis mit diesem armen Tropf anstellte, der sie versehentlich beim Baden ertappt hatte.
»Ich verstehe, dass diese Beleidigung gesühnt werden muss«, sagte ich, »aber wenn du es irgendwo anders tun könntest, damit mein Leben nicht noch komplizierter wird, wäre ich dir wirklich sehr verbunden.«
»Nun gut«, brummte sie. »Ich habe ohnehin gerade erst gespeist.« Dann wandte sie sich den Kiffern zu und bot ihnen nun die volle Vorderansicht. Die beiden waren zunächst hellauf begeistert: Sie glotzten nach unten, daher entgingen ihnen die rotglühenden Augen der MORRIGAN. Aber als sie sprach, ließ ihre entsetzliche Stimme die Fensterscheiben erzittern, die Blicke der beiden zuckten hinauf zu ihrem Gesicht und ihnen wurde klar, dass sie es hier nicht mit einem gewöhnlichen verärgerten Mädchen zu tun hatten.
»Bringt eure Angelegenheiten in Ordnung, Sterbliche«, dröhnte sie, während eine Windböe – ja, Wind in meinem Laden – die Haare der beiden nach hinten fegte. »Ich werde mich noch heute Nacht an euren Herzen laben, als Rache für die mir angetane Schmach. Das schwört euch die MORRIGAN.« Ich fand es ein bisschen melodramatisch, aber man kritisiert eine Todesgöttin nicht für ihre Vortragskünste.
»Mann, was zum Teufel geht hier ab?«, quiekte Iron Maiden mit einer Stimme etliche Oktaven höher als zuvor.
»Keine Ahnung, Mann«, sagte Meat Loaf, »aber irgendwie macht mich das nicht mehr so richtig an. Ich verzieh mich.« Die beiden stolperten förmlich übereinander, so eilig hatten sie es plötzlich, zu verschwinden.
Die MORRIGAN beobachtete ihren Abgang mit dem Interesse einer Jägerin, und ich verhielt mich ruhig, während ihre Kopfbewegungen den Fluchtweg der beiden selbst durch die Wände nachvollzogen. Schließlich wandte sie sich wieder zu mir und erklärte: »Es sind schmutzige, abstoßende Kreaturen. Sie haben sich selbst entehrt.«
Ich nickte. »Aye, aber sie werden wohl kaum eine echte Herausforderung für dich darstellen.« Ich sah wenig Sinn darin, die beiden in Schutz zu nehmen oder um Gnade für sie zu bitten; das Beste, was ich tun konnte, war, vorsichtig anzudeuten, dass sie nicht der Mühe wert waren.
»Das ist wahr«, sagte sie. »Sie sind erbärmliche Schatten echter Männer. Dennoch werden sie heute Nacht sterben. Ich habe es geschworen.« Nun denn, seufzte ich innerlich. Ich hatte es wenigstens versucht.
Die MORRIGAN beruhigte sich und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Deine Schutzvorrichtungen hier sind überraschend raffiniert und ungewöhnlich stark«, sagte sie, und ich bedankte mich mit einem Nicken. »Doch gegen die TUATHA DÉ DANANN werden sie dir wenig nützen. Daher rate ich dir, diesen Ort augenblicklich zu verlassen.«
Ich presste die Lippen aufeinander und nahm mir einen Moment Zeit, meine Worte sorgfältig zu wählen. »Ich weiß deinen Rat sehr zu schätzen, und ich bin unendlich dankbar für dein reges Interesse an meinem Überleben«, erwiderte ich. »Aber ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um mich zu verteidigen. Ich bin nun seit zwei Jahrtausenden auf der Flucht, MORRIGAN, und ich bin es müde. Wenn AENGHUS wirklich gegen mich antreten will, dann lass ihn kommen. Er wird hier ebenso schwach sein wie überall sonst auf der Erde. Es ist an der Zeit, dass wir die Sache endlich austragen.«
Die MORRIGAN neigte den Kopf zur Seite und musterte mich. »Du willst es tatsächlich auf einen Zweikampf ankommen lassen – in dieser Welt?«
»Aye, ich bin dazu entschlossen.« Was ich nicht war. Aber die MORRIGAN ist nicht berühmt für ihre Fähigkeiten im Durchschauen von Lügen. Sie ist sie vielmehr berühmt für hemmungsloses Abschlachten und etwas entspannende Folter zwischendurch.
Die MORRIGAN seufzte. »Für mich klingt das eher nach Torheit als nach Heldenmut, aber wie du willst. Lass mich also dieses Amulett sehen, deinen sogenannten Schutz.«
»Gern. Aber würde es dir etwas ausmachen, dich zuvor zu bekleiden, um sterblichen Augen weitere Überraschungen zu ersparen?«
Die MORRIGAN schmunzelte. Sie war nicht nur gebaut wie ein Victoria’s-Secret-Model, in diesem Moment schien auch noch die Sonne durchs Fenster und ließ ihre weiche, makellose Haut schimmern wie Puderzucker. »Es ist allein dieses prüde Zeitalter, das die Nacktheit als Sünde ächtet. Doch für den Moment ist es wohl einfacher, wenn ich mich den hiesigen Gepflogenheiten beuge.« Sie machte eine Handbewegung, und ein schwarzer Umhang materialisierte sich, um ihre Formen zu verhüllen. Ich dankte ihr mit einem Lächeln und nahm mein Amulett von der Theke.
Es wäre wohl zutreffender, es als eine Art Halskette mit Anhängern zu beschreiben – allerdings keine Bettelanhänger, wie man sie an einem Tiffany-Armband findet, sondern magisch aufgeladene Plättchen, mit deren Hilfe ich ansonsten sehr zeitraubende Beschwörungen rasch durchführen kann. Es hat siebenhundertfünfzig Jahre gedauert, diese Halskette zu vollenden, denn sie ist rund um ein Amulett aus kaltgeschmiedetem Eisen gefertigt, das mich vor den Feenhügelbewohnern und anderem magischen Volk schützt. AENGHUS ÓGs fortwährende Anschläge auf mein Leben hatten diese Vorkehrung notwendig gemacht. Ich hatte das Amulett an meine Aura gebunden, eine von mir selbst entwickelte und ebenso zeitraubende wie qualvolle Prozedur, die jedoch am Ende jede Mühe wert war. Für alle niederen Feenwesen und Elfen wurde ich so zum knallharten, unbezwingbaren Typen, denn als Geschöpfe reiner Magie ist ihnen Eisen in jeglicher Form unerträglich: Eisen stellt die Antithese zur Magie da, weshalb seit Beginn der Eisenzeit Zauberei auf dieser Welt im Großen und Ganzen ausgestorben ist. Es hatte mich dreihundert Jahre gekostet, das Amulett an meine Aura zu binden, was mir einen enormen Schutz gewährte und bei Auseinandersetzungen mit Elfen buchstäblich eine Todesfaust verlieh. Die restlichen vierhundertfünfzig Jahre hatte ich darauf verwendet, die Anhänger zu konstruieren und Wege zu finden, wie diese ihre Zauberkraft trotz der Nähe zu Eisen und meiner neuerdings verunreinigten Aura entfalten konnten.
Das Problem mit den TUATHA DÉ DANANN war, dass sie im Gegensatz zu ihren in den Feenhügeln geborenen Nachfahren keine rein magischen Wesen waren: Sie waren Geschöpfe dieser Welt, die es jedoch verstanden, Magie geschickter einzusetzen als irgendwer sonst, weshalb die Iren sie schon vor langer Zeit in den Rang von Göttern erhoben hatten. Daher kümmerten die Eisenträger rund um meinen Laden die MORRIGAN und ihresgleichen wenig, und auch meine Aura konnte ihnen nichts anhaben. Das Eisen sorgte lediglich dafür, dass die Verhältnisse etwas ausgewogener waren, weil sie mich nicht mit reiner Magie bezwingen konnten: Sie mussten sich schon zu körperlichen Attacken herablassen, wenn sie mir etwas anhaben wollten.
Und das, mehr als alles andere, war der Grund dafür, dass ich noch am Leben war. Von der MORRIGAN einmal abgesehen, schreckten die TUATHA DÉ DANANN vor jeder körperlichen Auseinandersetzung zurück, denn ebenso wie ich waren sie durch einen gut geführten Schwertstreich verwundbar. Mithilfe von Magie hatten sie ihr Leben um Jahrtausende verlängert (und waren wie ich den verheerenden Auswirkungen des Alters entgangen), aber physische Gewalt konnte jederzeit ihr Ende bedeuten, wie es bei Lugh, Nuada und anderen ihrer Art geschehen war. Deswegen bevorzugten sie Auftragskiller, Gifte und andere feige Attacken, sofern ihre Magie nicht ausreichte, und AENGHUS ÓG hatte das meiste davon schon an mir ausprobiert.
»Erstaunlich«, sagte die MORRIGAN, während sie kopfschüttelnd mein Amulett betastete.
»Es ist keine universelle Verteidigung«, erklärte ich, »erfüllt seinen Zweck aber ziemlich gut, wenn ich das so sagen darf.«
Sie blickte zu mir auf. »Wie hast du es gemacht?«
Ich zuckte mit den Achseln. »In erster Linie mit viel Geduld. Man kann Eisen dem eigenen Willen unterwerfen, sofern der eigene Wille stärker ist als das Eisen. Aber es ist eine mühsame und sich über Jahrhunderte hinziehende Prozedur, außerdem benötigt man dabei die Hilfe eines Elementargeists.«
»Was passiert damit, wenn du deine Gestalt wandelst?«
»Es schrumpft oder wächst zu entsprechender Größe. Das war das Erste, was ich mir im Umgang damit beigebracht habe.«
»Ich habe nie zuvor etwas Derartiges gesehen.« Die MORRIGAN runzelte die Stirn. »Wer hat dich diese Magie gelehrt?«
»Niemand. Es ist meine eigene Kunst.«
»Dann wirst du mich diese Kunst lehren, Druide.« Es war keine Bitte.
MORRIGAN