Nr. 1332
Die Höhlen der Ewigkeit
Die Ewigen Krieger versagen – die neuen Machthaber ergreifen das Ruder
von Peter Griese
Auf Terra schreibt man Anfang August des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen.
Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten. Dennoch hat Sotho Tyg Ian den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können. Geheimorganisationen, allen voran die von Julian Tifflor geleitete GOI, sorgen dafür, dass die Hoffnung auf Freiheit von fremder Unterdrückung erhalten bleibt. Mehr noch: Der GOI gelingt es, dem Sotho empfindliche Niederlagen beizubringen und sogar den Tod eines Ewigen Kriegers herbeizuführen.
Auch im Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger im Namen ESTARTUS seit Jahrtausenden regieren, regt sich in jüngster Zeit mehr Widerstand gegen ihre Herrschaft denn je zuvor. Zwei Terraner und ein Netzgänger vom Volk der Ophaler verfolgen einen großen Plan und setzen etwas in Bewegung, das den Machthabern von ESTARTU einen entscheidenden Schlag versetzen soll.
Es ist das Spiel des Lebens zu Ehren Ijarkors, das die Pläne der Netzgänger verwirklicht – und die weitreichenden Folgen erschüttern sogar DIE HÖHLEN DER EWIGKEIT ...
Jeo – Eremit auf dem Mond Ijarkor.
Kera-Hua-Zatara – Jeos Gesprächspartnerin.
Salaam Siin – Ein Netzgänger von Ophal.
Roi Danton und Ronald Tekener – Sie arrangieren eine Katastrophe.
Lainish – Chef des Hatuatano.
Ijarkor – Der Ewige Krieger versagt.
»Erzähl mir noch eine Geschichte, kleine Kera! Nur noch eine, damit meine Zeit schneller durch die Adern des Universums fließt!«
Meine übergroßen Facettenaugen ruhten sehnsüchtig auf der zierlichen Pflanze, aber Kera-Hua-Zatara hüllte sich in eisiges Schweigen. Das war nun schon seit Tagen der Fall. An mir konnte es nicht liegen, denn ich hatte sie ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
Eigentlich war ich ja daran gewöhnt, dass Kera-Hua-Zatara sehr oft in ihre persönliche Stille verfiel. Ich machte dann auch jedes Mal Höllenqualen durch, weil nichts mehr da war, was für ein bisschen Abwechslung in den Höhlen der Ewigkeit sorgte. Sie war das einzige Lebewesen in meiner Einsamkeit, die ich selbst gewählt hatte und die nun schon so lange währte, dass ich die Zahl der Tage und Nächte in den Höhlen der Ewigkeit nicht mehr kannte.
»Es geschehen bedeutende Dinge in der jungen Vergangenheit«, sagte Kera-Hua-Zatara unvermutet. »Und es geschehen noch bedeutendere Dinge in der jungen Zukunft.«
Sie hatte die Angewohnheit, sich manchmal verschnörkelt auszudrücken.
»Bedeutende Dinge?«, fragte ich, um sie zu weiteren Worten aufzumuntern. Sie warf wieder den Mantel des Schweigens um ihre dunkle Blütenknospe und ließ mich allein mit meinen Gedanken.
Ich verstand Kera-Hua-Zatara ja. Sie wollte sich jetzt konzentrieren, um all die Strömungen der Ereignisse in sich aufzunehmen, die sie für bedeutend hielt. Für mich bestand die Wichtigkeit der Geschehnisse draußen im Siom-System nur darin, dass Kera-Hua-Zatara mir dann wieder einmal etwas erzählen konnte.
»Ich spreche auch von Ereignissen außerhalb des Siom-Systems«, teilte sie mir etwas ungehalten mit.
Sie belauschte also meine Gedanken!
Ihre Sinne waren mir unbegreiflich, denn selbst in meiner früheren Zeit als Pailliare unter Pailliaren hatte es so etwas nicht gegeben. Es war nicht unangenehm für mich, dass Kera-Hua-Zatara bisweilen meinen persönlichen Überlegungen lautlos folgte.
Zu verbergen gab es nichts für mich. Ich war ein pailliarischer Eremit, der sein mehr oder weniger selbst gewähltes Dasein auf einem kümmerlichen Mond namens Ijarkor fristete. Dieses Leben gefiel mir. Ich hatte es dem Krieger Ijarkor zu verdanken, der mich vor Urzeiten von Pailliar verschleppt und hier in die persönliche Freiheit entlassen hatte. Und doch, das Licht der Sonne Zahtora würde ich nie vergessen. Die Strahlen Sioms wirkten dagegen wie eine erlöschende Kerze.
»Die Heraldischen Tore werden fallen«, säuselte Kera-Hua-Zatara.
Versuchte sie nun, meine Aufmerksamkeit zu wecken? Mich interessierten die Heraldischen Tore nicht. Mein Leben bestand aus mir und den Höhlen der Ewigkeit. Und aus Kera-Hua-Zatara, der seltsamen Pflanze, die sprechen, denken, fühlen, erzählen und mehr wahrnehmen konnte als ich.
Von welcher Welt Kera kam, das wusste ich nicht. Sie sprach nie darüber. Und wahrscheinlich würde sie es nie tun, weil sie es selbst nicht mehr wusste.
Die Heraldischen Tore würden fallen, das hatte sie soeben behauptet. Sie konnte ein bisschen in die nahe Zukunft blicken. Ich konnte das nicht. Ich war nur ein alter Pailliare, der fern jeder Zivilisation leben durfte.
Fern? Ijarkors Palast war fast in Rufweite. Die energetischen Strukturen, die er über seinen Palast und seinen Mond gelegt hatte, garantierten auch mein Leben. Ich zehrte davon, denn in den Höhlen der Ewigkeit herrschte eine gute Atmosphäre, in der viele Pflanzen gediehen.
Pflanzen? Kera-Hua-Zatara war eine Pflanze! Es gab auch andere Gewächse, die mir als Nahrung dienten. Auch ein Eremit war auf Nahrung angewiesen.
»Du verlierst dich in Träumereien, Alter«, sagte Kera-Hua-Zatara. »Es geschehen bedeutende Dinge. Und meine Kinder habe ich nicht gefunden.«
»Wie kommst du gerade jetzt auf deine Kinder zu sprechen?« Nun war ich etwas verdutzt, denn sie hatte dieses Thema schon eine Ewigkeit nicht mehr erwähnt.
»Meine Kinder haben nichts mit den bedeutenden Dingen zu tun, alter Pailliare! Die bedeutenden Dinge geschehen. Sie sind für die ganze Mächtigkeitsballung ESTARTU von Gewicht. Die Zeiten werden sich neuen Regeln unterordnen.«
Sie sprach wieder in diesen seltsamen Symbolen. Und diesmal hatte ich erhebliche Schwierigkeiten, sie zu verstehen.
»Die Regeln der jungen Zukunft verheißen viel Gutes.« Ihr blauer Blütenkopf schwankte leicht, als ob ein sanfter Wind ihren Körper liebkoste. »Sie versprechen aber auch Schreckliches. Vielleicht ist es gut, dass die Veränderung uns überrollt. Dich, Jeo, und mich.«
Es kam sehr selten vor, dass sie meinen Namen benutzte, und ich begann zu ahnen, dass sie mit ihren unbegreiflichen Sinnen wirklich bedeutenden Dingen auf der Spur war.
»Die unwichtigste Veränderung der jungen Zukunft«, fuhr sie fort, »besteht darin, dass ich gleich nicht mehr lebe. Für dich mag das bitter klingen, alter Pailliare. Ich habe mich längst damit abgefunden, dass ich Huakaggachua und Comanzatara nie mehr sehen werde.«
Ich wusste nicht genau, wer Huakaggachua und Comanzatara waren. Aber ich verstand, dass Kera-Hua-Zatara ihren eigenen Tod gesehen hatte.
»Nicht gesehen«, sagte sie. »Erlebt. Es geschieht übermorgen oder ein paar Nächte später. Das ist nicht wirklich wichtig, Jeo. Und wenn ich von Huakaggachua und Comanzatara spreche, dann rede ich von meinen Kindern.«
»Ich will nicht, dass du stirbst.« Mehr brachte ich nicht hervor. Ein seltsamer Gedanke ergriff von mir Besitz. Kera-Hua-Zatara wusste etwas, aber sie verschwieg mir einen wesentlichen Teil ihrer Erkenntnisse!
»Das Wollen entscheidet viel«, entgegnete sie ruhig. »Das Geschehen wird vom Willen aller Beteiligten bestimmt. Was andere den Tod nennen, kann das Leben sein. Geburt und Tod sind gleich. Beide bilden den Rahmen des Daseins. Lass mich so gehen, wie ich kam. Mein Tod wird natürlicher sein als dein Leben, Jeo.«
Ihre Worte brannten tiefe Wunden in mein Herz. Ich musste schweigen. Die Erinnerungen an unsere erste Begegnung flammten mit Vehemenz auf. Kera-Hua-Zataras erneutes Schweigen beflügelte diese Erinnerungen. Ihr dunkelblauer Blütenkopf ragte im Dämmerlicht der Höhlen der Ewigkeit auf, als wollte er damit beweisen, dass ihm nichts trotzen konnte.
Und doch schien es ganz anders zu sein. Die Erinnerungen zerrten mich zurück in meine Vergangenheit. Sie nahmen Teile der Gegenwart mit. Und den bitteren Beigeschmack des Todes. Des Todes von Kera-Hua-Zatara.
Die Erinnerung brach durch. Sie vermischte sich mit der Gegenwart.
»Du träumst falsch«, sagte Kera-Hua-Zatara. »Ich träume wahrhaftig.«
*
Es war vor vielen Jahren ...
Ich hasste Ijarkor, der sich mit seinem Kriegergehabe und dem Gewäsch über den Dritten Weg und die angebliche Superintelligenz ESTARTU aufspielte. Ich war jung und dynamisch. Ich besaß eine eigene Meinung. Diese Meinung passte nicht zu den Vorstellungen des Ewigen Kriegers. Mir war das egal. Ein Pailliare bleibt ein Pailliare.
Oder nicht? Meine Brüder rannten der Kodex-Ideologie und dem Ewigen Krieger hinterher. Ich nicht. Das stempelte mich zum Außenseiter ab.
Aber ich war stark, denn ich besaß die Innere Ruhe. Und daran würde Ijarkor noch zu knabbern haben!
Da waren ein paar Freunde. Sie wählten mich zu ihrem Anführer. Ich fühlte mich verpflichtet – aber nicht geehrt. Eher überfordert.
Dann kam Ijarkor. Er radierte meine Freunde vom Papier des Lebens. Mich aber nicht!
»Dich brauche ich!«, sagte der Krieger.
»Ich brauche dich nicht!«, antwortete ich.
Er entgegnete nichts, aber er nahm mich zu seiner Dienerschaft. Es gab keine Möglichkeit für mich, das abzuwehren. Ich wusste, warum er mich wollte. Da war etwas, was ich besaß – und er nicht: die Innere Ruhe.
Durch die Innere Ruhe habe ich Ijarkor einmal das Leben gerettet. Das war mein Glück, denn diesem Ereignis verdanke ich wohl, dass ich noch lebe. Der Kodex verbot es dem Krieger, mich einfach von der Bühne des Lebens zu fegen. Aber an eine Rückkehr nach Pailliar war auch nicht zu denken.
Der Krieger entließ mich in die Einsamkeit der Höhlen der Ewigkeit, in ein Labyrinth des Mondes Ijarkor, der den gleichen Namen trägt wie der Krieger. Ein Höhlenlabyrinth mit fahlen Pilzen, mit Dämmerlicht, mit feuchten Wänden und mit kümmerlichen Pflanzen.
Pflanzen!
Jede große Frucht war ein Genuss für mich. Auch ein pailliarischer Eremit muss etwas zu essen haben.
Ich war ausgehungert. Mein Körper, von dem Kera-Hua-Zatara später einmal sagte, er stamme einem Insektenwesen namens Ameise ab, war leer. In einer finsteren Nacht fand ich sie – Kera-Hua-Zatara. Ich erkannte sie nicht.
Sie hing damals in einer Felswand in den tiefsten Regionen der Höhlen der Ewigkeit, meiner Ewigkeit, in die mich Ijarkor entlassen hatte – vor Äonen. Ich hatte Hunger. Und eine so große Pflanze hatte ich noch nie gefunden. Das Leben in den Höhlen der Ewigkeit war karg.
Ich riss sie aus dem Gestein und hörte ein sanftes: »Au!« Doch eine besondere Bedeutung maß ich diesem Laut nicht bei.
In meiner Wohnhöhle in der dritten Etage der Höhlen der Ewigkeit brannte das Feuer. Der kleine Tiegel würde von der Pflanze voll werden. Ich würde satt werden. Satt!
Fragen beschäftigten mich. War das Wurzelwerk auch genießbar? Die dunkelblaue Blütenknospe mit Sicherheit. Die filigranen, aber doch sehr harten und eigentlich kümmerlichen Wurzeln musste ich abschreiben.
Der Stamm, der sich nach oben hin in zwei Kugeln erweiterte, lockte mich mehr.
Das Feuer brannte. Das Wasser im Tiegel begann fröhlich zu sprudeln.
»Guten Appetit!«, sagte die Pflanze. »Und grüß mir meine Kinder. Bitte, Jeo, alter Pailliare.«
Ich fuhr zusammen, als ob mich der geistige Zwang Ijarkors erneut getroffen hätte, denn nun verstand ich, dass meine Mahlzeit reden konnte.
Es bedurfte einer Handbewegung, dann war der Tiegel mit dem kochenden Wasser verschwunden.
»Kaltes Wasser für Kera-Hua-Zatara«, hörte ich.
Ich holte kaltes Wasser.
»Kera-Hua-Zatara, das bin ich, Jeo.«
Ich pflanzte sie wieder ein und begoss die Stelle mit dem Wasser. Mein Hunger war vergessen, denn Kera-Hua-Zatara faszinierte mich. Sie benötigte einige Zeit, um sich zu erholen. Dann sprach sie wieder zu mir.
»Ich danke dir, Jeo, denn du hast mir das Leben geschenkt.«
»Bitte«, antwortete ich. »Wer bist du? Woher kommst du?«
»Ich bin Kera-Hua-Zatara. Und woher ich komme, weiß ich nicht. Ich war schon lange hier. Ich habe viel geschlafen. Ich suche meine Kinder.«
Diese Informationen verwirrten mich anfangs.
Später sprach sie nie wieder von ihren Kindern. Manche Themen blieben für sie tabu. Ich fand mich damit ab, denn für mich bedeutete es schon ein großes Glück, in der Einsamkeit der Höhlen der Ewigkeit einen Gesprächspartner zu haben.
Aber auch in diesem Punkt enttäuschte mich Kera-Hua-Zatara sehr oft. Manchmal schwieg sie mehrere hundert Tage. Alle Versuche, ihr dann ein Wort zu entlocken, scheiterten in diesen Zeiten.
Meine Gedanken kehrten wieder ganz in die Gegenwart zurück, die sie nun schon so lange mit mir teilte.
*
Ich wusste, dass sie wahrhaftig träumen konnte. Mit ihren seltsamen Sinnen nahm sie Dinge aus der Nähe und der Ferne auf und formte sie zu Worten und Geschichten, die der Realität entsprachen. Sie hatte mir genügend Beweise dafür geliefert. Es gab keine Zweifel. Sie sprach immer die Wahrheit.
Sie hatte die Konferenz der Krieger und die Ankunft des Raumschiffs der Pterus gesehen, verfolgt und geschildert. Einige Auswirkungen davon hatte ich aus den oberen Regionen der Höhlen der Ewigkeit mit eigenen Augen verfolgen können, denn von dort besaß ich einen ausgezeichneten Überblick über den Palast des Ewigen Kriegers.
Kera-Hua-Zatara hatte diese Ereignisse aber nicht als bedeutend bezeichnet.
Sie sammelte alle Fakten, um etwas zu erreichen. Vielleicht hing das mit ihren Kindern zusammen, deren Namen ich nun endlich erfahren hatte – Comanzatara und Huakaggachua. Seltsame Namen, in deren Klang etwas mitschwang, als würde mich der Hauch einer unendlich fernen Welt berühren.
Ich wusste nicht, warum Kera nun von bedeutenden Dingen sprach. Wahrscheinlich war, dass sie diese Formulierung gewählt hatte, weil sie ihren Tod vorhersah. Andererseits maß sie diesem Umstand keine größere Bedeutung bei.
»Sie bereiten das Spiel des Lebens vor«, erklärte sie plötzlich ohne erkennbaren Zusammenhang. Wer mit »sie« gemeint war, sagte Kera nicht.
»Was ist ein Spiel des Lebens?«, fragte ich. Irgendwann hatte ich diesen Namen wohl schon gehört. Die Bedeutung hatte ich aber vergessen.
Kera-Hua-Zatara neigte ihren Blütenkopf in meine Richtung.
»Das Spiel des Lebens wird seit vielen Jahrtausenden von den Ophalern auf dem Planeten Mardakaan veranstaltet. Es dient dazu, geeignete Gefolgsleute für den Tross des Kriegers Ijarkor zu finden. Für die Ophaler ist das Spiel des Lebens eine besondere Ehre, denn diese Aufgabe wurde ihnen vom Krieger zugewiesen, als sie die Prüfung des Permanenten Konflikts bestanden hatten. Jeder Bewohner der Mächtigkeitsballung ESTARTU kann daran teilnehmen. Sogar Fremde sind zugelassen. Die Teilnahme geschieht nicht ohne Risiko, denn wer verliert, muss eine lange Zeit Frondienste leisten, bis er Mardakaan verlassen oder sich erneut dem Spiel stellen darf. Dem Sieger winkt die Aufnahme in eine Upanishad-Schule oder die Chance, in den Tross der Krieger aufgenommen zu werden. Und das stellt für jeden Bewohner ESTARTUS den Gipfel des Ruhmes dar.«
»Nicht für mich«, unterbrach ich Kera-Hua-Zatara knapp. Sie reagierte nicht darauf und erzählte weiter.
»Das Spiel des Lebens ist so angelegt, dass kodextreues Verhalten die Siegeschancen erhöht. Nicht der praktische Erfolg gegen einen oder mehrere Gegner allein zählt. Kodexadäquates Verhalten wird von den Schiedsrichtern mit Sonderpunkten belohnt. Gespielt, also gekämpft, wird zunächst in den drei Runden, in denen das Gebot des Gehorsams, das Gebot der Ehre und das Gebot des Kampfes getestet werden. Die Bühnen, auf denen die einzelnen Spiele stattfinden, sind Landstriche Mardakaans, die vom jeweiligen Spielleiter in Phantasiereiche verwandelt und mit entsprechend präparierten Robotern bevölkert werden. Die Teilnehmer am Spiel können jedoch nicht erkennen, dass es sich um Roboter oder künstliche Landschaften handelt.«
»Dann müssen sie sehr dumm sein«, warf ich ein und schüttelte verwundert den Kopf. Gleichzeitig erinnerte ich mich aber daran, dass Ijarkor vor Urzeiten auch von mir verlangt hatte, am Spiel des Lebens teilzunehmen. Ich hatte dies damals abgelehnt.
»Sie sind nicht dumm«, berichtete die Pflanze weiter. »Denn mit Beginn des Spieles treten die Para-Sänger von Ophal auf den Plan. Mit ihrem psionischen Gesang beeinflussen sie die Kandidaten so, dass diese die Phantasiereiche für real halten und sich selbst auch vollkommen mit jenen Charakteren identifizieren, die ihnen im Spiel zugedacht wurden.«
»Es ist also alles Betrug«, stellte ich fest.