Nr. 1339
Ijarkors letzte Schlacht
Götterdämmerung bei Ephytra – eherne Gesetze verlieren ihre Gültigkeit
von Kurt Mahr
Auf Terra schreibt man Ende Oktober des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der Sothos aus ESTARTU führten, rund 17 Jahre vergangen.
Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten. Dennoch hat Sotho Tyg Ian den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können.
Ein eindeutiger Beweis dafür sind die Ausschaltung von Pelyfors Flotte und der Tod des Ewigen Kriegers, auch wenn die Transportgüter aus ESTARTU, die unheilvollen Geschenke der Hesperiden, nicht neutralisiert werden konnten, sondern in der galaktischen Eastside ihr Unwesen treiben.
Auch im Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger im Namen ESTARTUS seit Jahrtausenden regieren, lehnt man sich gegen ihre Herrschaft auf, und anlässlich der neuen Spiele des Lebens ist von Seiten der Netzgänger sogar ein entscheidender Schlag gegen einen Machthaber erfolgt.
Nach dem Willen der Pterus soll Ijarkor, der betroffene Herrscher von Siom Som, sein ramponiertes Ansehen sofort wieder herstellen, indem er rigoros gegen die Weltraumnomaden vorgeht. Doch das Vorgehen des Ewigen Kriegers erweist sich als IJARKORS LETZTE SCHLACHT ...
Ijarkor – Ein Ewiger Krieger erkennt die bittere Wahrheit.
Srolg – Ijarkors Animateur.
Veth Leburian – Der Desotho sagt Ijarkor den Kampf an.
Perry Rhodan – Der Netzgänger leistet den Weltraumnomaden Hilfe.
Die Augen des Zwerges leuchteten in mattem Grün. Der Krieger sah's mit Verwunderung, und auch das war erstaunlich; denn in letzter Zeit hatte er sich nicht mehr oft gewundert. Seine Gefühle waren abgestumpft.
Aber Grün war die Farbe des Wohlwollens. Und wohlwollend hatte der Krieger den Zwerg noch nie zuvor erlebt. Deswegen wunderte er sich.
»Du hast nun die richtige Entscheidung getroffen, mein Krieger«, sagte der Zwerg und streichelte jetzt mit der rechten Hand den beachtlich langen, kahlen Schwanz, den er unter dem linken Arm geborgen hatte. »Der Atem ESTARTUS wird dir neue Zuversicht geben. Du brauchst Zuversicht, das weißt du, nicht wahr?«
Natürlich wusste es der Krieger. Es war ihm oft genug klargemacht worden in diesen trübsinnigen Tagen seit der Zerstörung der Heraldischen Tore. Aber er wollte widerspenstig sein.
»Ich weiß es nicht, Srolg«, antwortete er daher.
Ganz entgegen seiner sonstigen Art ließ sich der Animateur nicht aus der Ruhe bringen.
»Auch deinem Gedächtnis wird der Atem ESTARTUS guttun, Ijarkor«, sagte er. »Geh also und erinnere dich, dass eine große Aufgabe dich erwartet. Die Weltraumrebellen müssen gezüchtigt werden. Du wirst Cursaafhar vernichten.«
»Ich werde Cursaafhar vernichten«, murmelte der Krieger. Er konnte nicht anders. Es lag etwas in der Stimme des Zwerges, das keinen Widerspruch zuließ.
»Gut so«, lobte Srolg. »Und jetzt geh!«
Der Krieger wandte sich dem Ausgang zu. Er schritt einen Korridor entlang, dessen Wände in wirbelnden Farbenspielen leuchteten. Hin und wieder materialisierte aus den tanzenden Lichtwolken eine Szene aus der Vergangenheit. Sie erschien plastisch und lebensecht. Ijarkor sah sich selbst: bei der Einweihung des Königstors, auf dem Thron, an Bord seines Flaggschiffs SOMBATH, eine ehrenvolle Huldigung der Quliman-Kolonie auf Wenqin entgegennehmend. Szenen ewigen Ruhms, von ophalischen Künstlern in Holographien gegossen, damit der Ewige Krieger sich erbaue, wenn er von seinem Privatquartier zu den Amtsräumen schritt.
Aber der Krieger war jenseits aller Erbauung. Seine große Niederlage zeigten die Holographien nicht: den Sturz der Heraldischen Tore, die Vernichtung der Großen Kalmenzone von Siom Som.
Die Bilder, die ihm aus den leuchtenden Wänden entgegentraten, hatten alle erbauende Wirkung verloren. Sie waren ihm lästig. Er versuchte, ihnen keine Beachtung zu schenken. Aber die Szenen der Vergangenheit ließen sich nicht ignorieren. Und weil sie eine Vergangenheit repräsentierten, die infolge der schmachvollen Niederlage keine Relevanz mehr besaß, brannten sie ihm wie glühende Nägel in die Substanz der Seele. Er schloss die Augen und tastete sich an der Wand entlang bis zu der Öffnung jenes Antigravschachts, den nur der Krieger zu benützen das Recht hatte.
Er sank in die Tiefe. Wohltuendes Halbdunkel umgab ihn. Die Beleuchtung des Schachtes war darauf abgestimmt, den Krieger in den Zustand entspannter Gelassenheit zu versetzen. Denn am unteren Ende des Schachtes lag das Dashid, das Allerheiligste, und wer das Dashid betrat, um sich dort am Atem ESTARTUS zu laben, der brauchte ein Bewusstsein, das frei von belastenden Gedanken war.
Der Schacht endete vor einem kurzen Gang. Ijarkor tat ein paar Schritte, dann glitt vor ihm die Wand auseinander, und er sah in die kleine Kammer des Dashid. Sie war kahl bis auf den Projektor, der das Prallfeld erzeugte, das der Krieger wie eine Liege benützen würde, den vergitterten Auslass des Gebläses, aus dem der Atem ESTARTUS kam, eine Deckenleuchte und die Statue des Attar Panish Panisha, des ersten aller Lehrerslehrer, der den Namen Oogh at Tarkan getragen hatte.
Ijarkor sah das leise Flimmern des Prallfelds. Er tastete es ab und bettete sich darauf. Oogh at Tarkans Bildnis war so angebracht, dass er es aus liegender Haltung bequem sehen konnte. Zum tausendsten Mal musterte der Krieger die Gestalt des Ehrwürdigen, die nichts Pterisches an sich hatte. Oft hatte Ijarkor sich gefragt, wer Oogh at Tarkan wohl gewesen sein möge, zu welcher Zeit er gelebt habe und welches seine Lehre in Wirklichkeit gewesen sei. Denn dass man die ursprüngliche Philosophie des Dritten Weges in reiner Form über die Jahrtausende hinweg überliefert habe, daran waren dem Krieger schon früh Zweifel gekommen.
Heute fragte er sich nichts mehr. Er sehnte sich nach Ruhe. Er wollte versinken und nichts mehr zu denken brauchen. Er hörte, wie das Gas aus dem Gebläse zu strömen begann. Er atmete tief und spürte alsbald, wie der Atem ESTARTUS sein Bewusstsein glättete.
Er schloss die Augen.
Die Erinnerung überkam ihn wie ein Traum.
*
Kor, der Schichtführer, legte die Hand auf die transparente Platte und wartete ungeduldig, bis das blaue Licht aufleuchtete. Er hasste die Prozedur, die er zu Beginn einer jeden Schicht über sich ergehen lassen musste, wenn er überhaupt zum Arbeitsplatz zugelassen werden wollte. Er wusste, dass der Computer nicht nur seine Identität überprüfte, sondern auch den Zustand seiner Seele analysierte und sich über seine körperliche Verfassung informierte. Er fühlte sich durchleuchtet, und das war ihm zuwider. Er hätte sich längst eine andere Arbeit gesucht. Aber das Reglement ließ es nicht zu. Jeder Pterus, der die staatliche Ausbildungsstätte verließ, war bezüglich seiner Eignung kategorisiert. Kor war beim Verlassen der Ausbildungsstätte bescheinigt worden, dass seine Begabung auf dem Gebiet der Technik liege und er gewisse Charaktereigenschaften besitze, die ihn zum Führen anderer prädestinierten.
Dabei hätte Kor viel lieber im Gras gelegen, in den Himmel gestarrt, Lieder komponiert und Gedichte geschrieben.
Aber das Reglement hatte ihm seinen Werdegang vorgeschrieben. Zwei Tage nach der Graduierung war er an Bord eines Raumschiffs gegangen, das von Anamuun nach Tiffoon, einer der Außenwelten, bestimmt war. Auf Tiffoon arbeitete man an einem großmaßstäblichen Projekt der Nuklearsynthese. Das Tiffoon-System lag inmitten einer dichten Wolke interstellarer Materie, die zum größten Teil aus Wasserstoff bestand. Vollautomatische Sammler durchstreiften die Wolke und brachten das eingesammelte Material in Form hochverdichteten Plasmas nach Tiffoon. In den großen Schmelzöfen entlang der Äquatorzone des Planeten wurde die Substanz verarbeitet: Aus Wasserstoff entstanden schwerere Elemente, bis hinauf zur Ordnungszahl 26.
Die Anlage war experimenteller Natur und wurde robotisch gesteuert. Sie bedeckte eine Fläche von über 100.000 Quadratkilometern; aber es waren insgesamt nur 800 Techniker auf Tiffoon beschäftigt. Kor hatte seine Laufbahn als Einzuarbeitender begonnen, war jedoch schnell avanciert und binnen drei Jahren zum Schichtführer befördert worden. Mit Ausnahme einiger Kurzurlaube hatte er die ganze Zeit auf Tiffoon verbracht. Seiner Schicht oblag die Überwachung der Syntheseöfen, in denen Eisen erzeugt wurde. Kor fiel die Arbeit leicht, dennoch verrichtete er sie mit Widerwillen. Er erkannte die Bedeutung des Experiments. Wenn der Versuch gelang, war die Rohstoffversorgung der Mutterwelt Anamuun und sämtlicher Kolonialwelten ein für allemal sichergestellt; denn nichts kam in der Weite des Universums häufiger vor als Wasserstoff, das einfachste aller Elemente. Kor fühlte eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber. Deswegen harrte er auf seinem Posten aus. Seine Dienstverpflichtung endete in ein paar Monaten. Er sehnte sich nach Anamuun und den Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens. Wie sich seine Laufbahn in der Zukunft gestalten würde, das gedachte er zu erfahren, sobald er zur Mutterwelt zurückkehrte.
Er kletterte in das kleine Gleitfahrzeug, das ihm als Schichtführer zur Verfügung stand, und machte einen Rundflug über die Anlage der Eisensynthese. Der Autopilot fragte die Steuercomputer der einzelnen Systeme ab und zeigte die Daten auf einer kleinen Videofläche, der Kor seine gesamte Aufmerksamkeit widmete. Es war alles in Ordnung. Drei Jahre hindurch war immer alles in Ordnung gewesen. Das Experiment schickte sich an, ein voller Erfolg zu werden.
Kor landete am Kuppelbau der zentralen Kontrollstelle. Er parkte den Gleiter unmittelbar neben dem Eingang und betrat das Gebäude. Der Hauptraum war kreisförmig. An der Wand entlang waren Hunderte von Konsolen installiert, von denen je drei eine bestimmte Komponente der Eisensynthese kontrollierten. Ein einziger Techniker befand sich in der großen Halle. Er hörte Kor eintreten und machte, als er den Schichtführer erkannte, die Geste des achtungsvollen Grußes.
Scharrolk war erst vor ein paar Tagen von Anamuun angekommen. Kor war gewohnt, dass Neuankömmlinge ihre Laufbahn als Einzuarbeitende begannen, so, wie er es vor drei Jahren getan hatte. Aber bei Scharrolk verhielten sich die Dinge anders. Er war ein ausgebildeter Techniker mit abgeschlossener Schulung. Eigentlich hätte er gar nicht auf den Posten eines Schichtspezialisten gehört, und es war auch etwas an seinem Gehabe, das anzudeuten schien, dass er sich zu Höherem berechtigt fühle. Kor, seinem Schichtführer, gegenüber verhielt er sich respektvoll. Aber es war ein Respekt, fand Kor, der mehr auf Routine als auf Überzeugung beruhte.
Kor trat auf die Konsole zu, an der Scharrolk bei seinem Eintreten gearbeitet hatte.
»Ich nehme an, es ist alles in Ordnung«, sagte er.
»Alles«, bestätigte Scharrolk.
Er war um einen halben Kopf kleiner als Kor. Dabei besaß der Schichtführer das Durchschnittsmaß eines männlichen Pterus, konnte also keineswegs als groß bezeichnet werden. Scharrolks dreieckige Augenhöhlen wirkten besonders tief eingegraben. Seine Augen waren von ungewöhnlich intensiver, hellgrüner Farbe. Scharrolk trug die Montur der Techniker: eine Art Overall von mittelgrauer Farbe, mit zwei breiten Trägern über die Schultern und Hosenbeinen, die bis zum Knie reichten. Es war Kor aufgefallen, dass Scharrolk einen überdurchschnittlich entwickelten Steiß besaß, der fast schon so wie ein Schwanzstummel wirkte.
»Erzähl mir was über dich«, sagte Kor, einem Impuls folgend. »Du bist ein ausgebildeter Techniker und kommst mit einem Transport Einzuarbeitender auf Tiffoon an. Du machst auf mich den Eindruck eines Experten, der einen besseren Posten verdient hätte als den eines Schichtspezialisten. Hat man dich bestraft?«
»Ich bin froh, dass du fragst«, antwortete Scharrolk. »Du besitzt einen ausgeprägten Scharfblick – ganz so, wie es in den Unterlagen steht. Ich bin in besonderem Auftrag unterwegs. Der Auftrag bezieht sich auf dich.«
»Auf mich?«, staunte Kor. »Wer hat dir diesen Auftrag gegeben? Und was sind das für Unterlagen, in denen etwas über meinen Scharfblick steht?«
»All das sind berechtigte Fragen«, sagte Scharrolk. »Du sollst eine Antwort darauf erhalten. Aber nicht hier. Ich bitte dich, mit mir zu kommen.«
»Wohin?«
»In den Dunklen Himmel.«
»Du hast den Verstand verloren«, erklärte Kor. »Niemand verlässt seinen Arbeitsplatz, am allerwenigsten der Schichtführer.«
»Ich weiß, dass du pflichtbewusst bist«, sagte Scharrolk. »Aber für deine Ablösung ist bereits gesorgt, und meine Bitte kommt von hoher Stelle.«
Kor war unsicher geworden. Er wollte sich das nicht anmerken lassen.
»Eine so hohe Stelle, dass ich ihretwegen meine Pflicht verletzen würde, gibt es gar nicht«, sagte er trotzig.
Scharrolk lächelte.
»Oh doch«, sagte er nur.
Im nächsten Augenblick leuchtete es unmittelbar vor Kor auf. Ein Bild entstand mitten in der Luft. Es zeigte ein leuchtendes, gleichseitiges Dreieck, aus dessen Zentrum drei Pfeile entsprangen, von denen jeder in eine der Ecken wies.
Kor erschrak. Es war das Zeichen der Singuva, der Mächtigen, von denen man behauptete, dass sie noch über der Zentralregierung von Anamuun ständen. Niemand wusste, wer die Singuva wirklich waren, und sie hatten im Rahmen der pterischen Hierarchie keine offizielle Funktion. Aber ihre Machtfülle sei unermesslich, sagte man, und wer sich gegen die Wünsche der Singuva stemme, der sei so gut wie tot.
»Du ... du bist ein Singuva«, stammelte Kor.
»Ich bin ein Singuva«, erwiderte Scharrolk. »Und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann gehst du auf meine Bitte ein.«
*
Kor kannte die Raumschiffe, die sich auf der Halbraumspur bewegten und dabei Geschwindigkeiten erzielten, die die des Lichts um das Millionenfache übertrafen. Mit einem solchen Schiff war er von Anamuun nach Tiffoon gereist. Aber das Fahrzeug, zu dem Scharrolk ihn brachte, war von ganz anderer Art. Es befand sich im hohen Orbit über Tiffoon, und als Kor es aus geringer Entfernung auf dem Bildschirm betrachtete, da erschien es ihm als glänzender, zwölfzackiger Stern von ungewöhnlicher Größe. Scharrolk erklärte ihm, dass die Zacken in Wirklichkeit Beiboote seien, die man vom Schiffskörper lösen und als selbständige Fahrzeuge verwenden könne.
»Das Schiff heißt SOMBATH, und wenn du auf die Wünsche der Singuva eingehst, wird es dir gehören.«
Das erschien Kor so unvorstellbar, dass er die Äußerung überhaupt nicht zur Kenntnis nahm. Scharrolk hatte davon gesprochen, dass das sternförmige Raumschiff einen neuartigen Antrieb besitze und sich mit einer Geschwindigkeit bewege, die der Verstand nicht mehr zu begreifen vermochte. Das All, sagte Scharrolk, sei von einem Netz durchzogen, dessen Fäden aus ultrahochfrequenter Hyperenergie beständen, derselben Energie also, die auch dem organischen Bewusstsein innewohnte. Entlang dieser Fäden bewege sich das Schiff. Der Dunkle Himmel sei über eineinviertel Millionen Lichtjahre entfernt, und trotzdem werde die Reise nur wenig mehr als einen Tag dauern. Das waren Dinge, die Kor den Verstand verwirrten.
Aber als er an Bord des Raumschiffs kam, da erkannte er, dass er hier einer Technik gegenüberstand, die nicht nur völlig fremdartig, sondern auch allem, womit er bisher zu tun gehabt hatte, um Jahrtausende voraus war.
Um das Schiff in Bewegung zu setzen, brauchte Scharrolk nur ein paar knappe Befehle zu geben. Scharrolk nannte das Ziel und gab zu verstehen, dass die Reise mit Höchstgeschwindigkeit durchzuführen sei. Völlig lautlos setzte sich das Schiff in Bewegung, und nachdem es eine kurze Zeit lang beschleunigt hatte, tauchte es in den Hyperraum ein.
Da sah Kor zum ersten Mal das Netz, von dem Scharrolk gesprochen hatte. Natürlich war der organische Verstand nicht in der Lage, Phänomene des Hyperraums unmittelbar wahrzunehmen. Was Kor sah, waren Bilder, die das Bordcomputersystem erzeugte. Die Basis der Darstellung bildeten hyperenergetische Impulse, die aus der Umgebung auf die Sensoren des Computers einströmten. Die Stränge aus ultrahochfrequenter Energie waren als leuchtend grüne Bahnen zu sehen, die das All in beeindruckender Dichte durchzogen. Die Sonnen der Galaxis Muun hatten sich in sprühende Fontänen bunten Lichts verwandelt, die mit rasender Geschwindigkeit rotierten, sich aufblähten und wieder in sich zusammensanken, ihre Substanz in Form von glühenden Wolken und Protuberanzen in die Weite des Universums verschleudernd. Die Nachbargalaxien waren Inseln strahlender Helligkeit, eingebettet in das Gewirr der grünen Netzfäden, am leuchtkräftigsten unter ihnen die Riesengalaxis, die man Erendyra nannte und deren Entfernung von Muun über 1.100.000 Lichtjahre betrug.
Kor brauchte viele Stunden, um sich aus dem Bann des Unglaublichen zu lösen. Er wusste nicht, was die Singuva von ihm wollten; aber es erschien ihm unvorstellbar, dass er jemals nach Tiffoon zurückkehren und wieder ein Schichtführer sein werde.
Inzwischen war das Ziel des Fluges offenbar geworden. Es handelte sich um zwei kleine Galaxien, deren Sternmassen einander durchdrangen. Die Astronomen von Anamuun nannten sie »die verwachsenen Zwillinge«, aber Scharrolk sprach von Absantha-Gom und Absantha-Shad, was so viel wie »die Sphäre der Vollendung« und »die Sphäre des Lernens« bedeutete. Welcher Sinn sich hinter den Namen verbarg, darüber ließ Scharrolk sich nicht aus. Er erklärte nur, dass sich der Dunkle Himmel in jenem Bereich befinde, in dem die beiden Galaxien einander überlappten.