Deutsche Legende
und globales Unternehmen
Aus dem Englischen
von Karl-Heinz Siber
Verlag C.H.Beck
Krupp ist eine deutsche Legende. Kaum ein anderes Unternehmen war so eng mit der deutschen Geschichte verflochten. Zugleich zeigte sich die Firma schon ungewöhnlich früh auf den Weltmärkten aktiv. Der renommierte Historiker Harold James erzählt in diesem Buch die Geschichte des Unternehmens, das seit seiner Gründung im Jahr 1811 zum Symbol für die deutsche Industrie, für technische Pionierleistungen und soziale Verantwortung wurde, aber auch für das spannungsreiche Verhältnis von Wirtschaft und Politik.
Zunächst machte das Unternehmen in den ersten 25 Jahren seiner Existenz Verluste. Doch die Familie hielt an der Firma fest. Im deutschen Kaiserreich erlebte Krupp dann ein rasantes Wachstum und wurde zum größten Unternehmen Deutschlands. Die Firma misstraute dem uneingeschränkt freien Markt und pflegte die Nähe zum Staat – bis in die Zeit des „Dritten Reiches“ hinein. Nachdem die Führungsspitze in einem der Nürnberger Industriellenprozesse verurteilt wurde, gelang es Krupp dennoch, sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu erfinden: als Symbol für den Erfolg und die Offenheit der Bundesrepublik. So verbinden sich in der Geschichte von Krupp die Geschicke einer berühmten Familie auf einzigartige Weise mit der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der letzten 200 Jahre.
Harold James, geb. 1956, ist Professor für Geschichte und Internationale Beziehungen an der Princeton University und Marie-Curie-Professor am European University Institute in Florenz. Bei C.H.Beck sind von ihm u.a. erschienen: Die Deutsche Bank im Dritten Reich (2003), Geschichte Europas im 20. Jahrhundert (2004) und Familienunternehmen in Europa (2005).
Einleitung
Eine Nation und ein Name
Kapitel 1
Wagnis – Friedrich Krupp
Kapitel 2
Stahl – Alfred Krupp
Kapitel 3
Wissenschaft – Friedrich Alfred Krupp
Kapitel 4
Diplomatie – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (I)
Kapitel 5
Tradition – Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (II)
Kapitel 6
Macht? – Gustav und Alfried Krupp von Bohlen und Halbach
Kapitel 7
Öffnung zur Welt – Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und Berthold Beitz
Anhang
Dank
Anmerkungen
Stammbaum der Familie Krupp
Statistische Angaben zur Firma Krupp
Quellen und Literatur
Register
Alfred Krupp machte seinen Familiennamen zu einer deutschen Ikone. Für ihn war es kein Zufall, dass die Zeit, in der die kleine, von seinem Vater 1811 gegründete Firma ihr rasantestes Wachstum erlebte, mit der Gründung und dem Aufstieg des Deutschen Reichs zusammenfiel. Stolz verkündete Alfred Krupp dem frisch gekrönten deutschen Kaiser, nunmehr sei die «Stahlzeit» angebrochen. Sowohl Wilhelm I. als auch sein Reichskanzler Bismarck erkannten schnell die Parallelen zwischen der Politik und der Wirtschaft der neuen Zeit. Das Haus Krupp identifizierte sich mit der politischen Ordnung des Deutschen Reichs, auch nach dem Tod Alfred Krupps 1887 und Wilhelms I. 1888. Alfreds Sohn Friedrich Alfred Krupp entwickelte eine noch engere Beziehung zu Wilhelms Enkel, Kaiser Wilhelm II. Die neue Unternehmenskultur, für die der Name Krupp stand, reflektierte das Streben des jungen Kaisers nach Modernität und Größe. Auch für Adolf Hitler war Krupp eine deutsche Ikone. In Mein Kampf und noch einmal 1935 auf dem Nürnberger Parteitag verkündete er, wie er sich die deutsche Jugend vorstellte: «Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl».[1] Schon damals wandten manche Leute ein, Kruppstahl sei besonders zäh und elastisch und nicht so sehr hart, doch bei Krupp fühlte man sich dennoch geschmeichelt. Vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg, wo Gustav Krupp von Bohlen und Halbach als einer von 24 «Hauptkriegsverbrechern» angeklagt werden sollte, hob Ankläger Robert Jackson den Symbolstatus der Krupps hervor:
Vier Generationen der Familie Krupp besaßen und betrieben die großen Rüstungs- und Munitionsanlagen, welche die Hauptquelle der deutschen Kriegsrüstung gewesen [sind]. Seit über 130 Jahren bildet diese Familie den Brennpunkt, ist Symbol und Nutznießer der unheilvollen Kräfte, die den Frieden Europas bedrohten.[2]
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfand Krupp sich neu, dieses Mal als Symbol für den Erfolg – und die neue Offenheit – der Bundesrepublik Deutschland. Als im Februar 2007 der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) die Finanzminister und Notenbankpräsidenten der G-7-Staaten in der Villa Hügel, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Krupp, empfing, erklärte er, der Name Krupp und damit die Villa Hügel seien
zu Symbolen nicht nur für die Industrialisierung Deutschlands geworden, sondern für die deutsche Geschichte schlechthin. Sie sind zum Synonym für Pionierleistungen auf industriellem Gebiet und soziale Verantwortung in Zeiten eines scheinbar grenzenlosen wirtschaftlichen Wohlstandes geworden, aber auch zur Chiffre für ein mehr als fragwürdiges Verhalten in den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte.[3]
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges war Krupp mit Aktiva in Höhe von 599,5 Millionen Mark das mit Abstand größte deutsche Unternehmen gewesen – allerdings waren dies nur 20 Prozent des Wertes des größten US-amerikanischen Konzerns, des Stahlgiganten U. S. Steel, und 50 Prozent des Wertes des damals größten britischen Unternehmens, des Garn- und Textilherstellers J. & P. Coats. Die Eigentümerin der Fried. Krupp AG, Bertha Krupp von Bohlen und Halbach, galt mit einem Vermögen von 283 Millionen Mark als die reichste Deutsche. (Der Kaiser rangierte in der Liste der reichsten Deutschen nur auf Platz fünf.) 1937 war Krupp seiner Marktkapitalisierung nach noch immer das viertgrößte deutsche Unternehmen (nach den Vereinigten Stahlwerken, der IG Farben und Siemens) und die Nummer 48 weltweit.[4] Im Jahr 2005 nahm ThyssenKrupp auf der Liste Fortune Global 500 (die sich am Umsatzvolumen orientiert) Platz 85 ein, 2010 Platz 123.
Krupp stand in seiner Geschichte für ein ausgeprägt deutsches Verständnis unternehmerischer Tätigkeit, das Analytiker rückblickend als «Rheinischen Kapitalismus» charakterisiert haben.[5] Dieser zeichnete sich durch mehrere Besonderheiten aus, die zu einer erstaunlich dauerhaften und erfolgreichen Unternehmenskultur zusammenwuchsen: ein von Anfang an hoch gehaltenes Bekenntnis zur Internationalität, zum Weltmarkt (also zu dem, was wir heute Globalisierung nennen); ein enges Verhältnis zum Staat – zum Staat als Marktregulierer, als Abnehmer industrieller Erzeugnisse und als Kreditgeber und Bürge; eine auf Dauer angelegte verbindliche Beziehung zur eigenen Belegschaft, die man durch materielle Anreize ans Unternehmen zu binden suchte, die sich aber auch der Betriebsgemeinschaft (mehr als der Eigentümerfamilie) loyal verbunden fühlte; ein Misstrauen gegen «Kapitalisten», Finanziers und die Börse (ungeachtet der Tatsache, dass Banken eine maßgebliche Rolle bei der Finanzierung großer Teile der deutschen Schwerindustrie spielten); und Misstrauen sogar gegen das Prinzip des freien Wettbewerbs. Das Krupp’sche Geschäftsmodell basierte vielmehr auf dem Bestreben, auf ausgewählten Märkten für eine Reihe spezialisierter und hochwertiger Erzeugnisse die unumstrittene Spitzenposition zu erringen. Wir würden heute von Nischenmärkten sprechen. Manche dieser Nischenmärkte dehnten sich jedoch im Verlauf des 19. Jahrhunderts und der Industrialisierung Deutschlands zu Weltmarktformat aus.
Hydraulische 5000-Tonnen-Schmiedepresse, um 1903
Was treibt ein Unternehmen an? Zu glauben, das treibende Motiv sei einfach nur rationales Gewinnstreben, wäre allzu naiv. Es gibt alternative Sichtweisen des eigentlichen Zwecks unternehmerischer Tätigkeit, alternative Sichtweisen der Motivlage von Eigentümern, Managern und Mitarbeitern. Kann der Wunsch, dem eigenen Land zu dienen, ein Impetus sein? Der Zugang zu politischer Macht, den man durch erfolgreiches Wirtschaften erlangen kann? Geht es um die seelische Befriedigung des Eigentümers oder der Direktoren? Um die Erfahrung, innerhalb eines von Vertrauen bestimmten Beziehungsgeflechts eine sinnvolle Aufgabe zu erfüllen? Alle diese Erklärungen sind vorgetragen worden, um die Frage nach der vermeintlichen Eigenart des kontinentaleuropäischen Kapitalismus zu beantworten.
Einige der Leitmotive, die sich im Lauf der Entwicklung der Firma Krupp herauskristallisierten (und im Fokus dieses Buches stehen), reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück und flossen in eine Unternehmenskultur ein, die zu einer überdauernden Vision wurde. Als erstes wäre da das Fehlen einer ausschließlichen Fixierung auf Profit und Profitabilität zu nennen. Die Auffassung, dass es bei der unternehmerischen Tätigkeit nicht allein um die nackten Zahlen in der Bilanz gehe, fand schließlich ihren Niederschlag in der Konstruktion, dass das Unternehmen nicht anonymen Aktionären oder einer großen, weit verstreuten Familie gehört, sondern einer Stiftung (der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung). Genau in der Zeit, da auf Deutschlands Straßen die Studentenrevolte tobte, hörte die Firma Krupp auf, ein Familienunternehmen zu sein. Die Vorstellung, dass es eine unternehmerische Mission jenseits der Gewinnerzielung gebe, hatte ihren Ursprung in einer bemerkenswerten Geschichte, die im 19. Jahrhundert spielt; sie handelt davon, dass die Firma Krupp in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens konstant Verluste machte. Eine so lange anhaltende Unrentabilität ist im Zeitalter der modernen Kapitalmärkte unbekannt, obwohl es auch heute technologisch innovative Unternehmen gibt, die an der Börse, ohne dass sie Gewinne ausweisen, ein gewisses Stehvermögen zeigen, nur weil der Markt ihnen Potenzial unterstellt. Das frühe 19. Jahrhundert hatte ein anderes, profunderes Ethos, eines, das man heute noch in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern antreffen kann: Ein Netzwerk aus Verwandten und Freunden kann eine unternehmerische Idee, an die alle Beteiligten glauben, sehr lange am Leben halten. Bei der Lektüre des Kapitels über die Anfänge der Firma Krupp ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass eine Firma von heute, die einen solchen Kurs einschlüge, sich nicht annähernd so lange über Wasser halten könnte, wie Krupp brauchte, um ein profitables Unternehmen zu werden: Sie würde einfach verhungern.
Vielleicht gab es im 19. Jahrhundert Parallelen zur heutigen, supermodernen Welt des Hightech-Unternehmertums, der Startups, des Risikokapitals. Im kalifornischen Silicon Valley gilt es, so hört man immer wieder, für einen Unternehmer als Initiationsritus oder gar als Auszeichnung, mindestens einen Konkurs hinter sich zu haben. Er könne das als Beleg dafür anführen, dass er hinzugelernt hat. Bei unserem Beispiel aus dem Deutschland des 19. Jahrhunderts liegt der Fall insofern anders, als es hier nicht um einen einzelnen Unternehmer geht, der sich nach einem gescheiterten Anlauf einer ganz anderen, mehr Erfolg versprechenden Geschäftsidee zuwandte. Es war im Fall Krupp vielmehr so, dass ein ganzer Betrieb mit einem fein verästelten menschlichen Beziehungsgeflecht diesen Neuanfang vollzog, und zwar ohne Konkurs.
Familie Krupp von Bohlen und Halbach, 1936 (Foto: Ernst Schneider)
Das zweite Leitmotiv ist, dass ein auf seinem Gebiet technisch führendes Unternehmen sich innerhalb eines internationalen, ja eines globalen Systems bewegt. Von der ersten Stunde der Krupp-Saga an konzentrierten sich alle Anstrengungen auf das Ziel, sich mit der fortgeschrittensten Wirtschaft der Zeit, der britischen, zu messen; dazu gesellte sich aber von Anfang an die Erkenntnis, dass auch Länder, die sich gerade aus der, wie man es nannte, «wirtschaftlichen Rückständigkeit» herausarbeiteten, von Bedeutung waren: Russland, Brasilien, Ägypten oder China. Schon Friedrich Krupp, der Gründer der Firma, träumte zu Beginn des 19. Jahrhunderts davon, eine Fabrik in Russland zu eröffnen. In den 1950er und 1960er Jahren erkannten Krupp und besonders sein sehr einflussreicher Generalbevollmächtigter Berthold Beitz viel früher als die meisten anderen das Potenzial der Volkswirtschaften, die man später als «Emerging Markets» bezeichnete, und kümmerten sich besonders intensiv um Brasilien, Indien, Russland und (ein bisschen später) um China.
Ein dritter und letzter Punkt ist der, dass das Unternehmen in einer ständigen Spannung existierte zwischen der (streckenweise sehr dramatischen) Geschichte eines Familienbetriebs und dem Aufbau einer vielgliedrigen Unternehmensorganisation. Deutschland und die deutschen Medien lieben es, das Geschäftsleben – und auch das kulturelle Leben – als eine Reihe von Familiengeschichten zu porträtieren: die Geschichte der Krupps, der Thyssens, der Siemens’, der Haniels und in jüngerer Vergangenheit der Burdas, Quandts und Porsches oder auch der Wagners und der Manns. Besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gefielen sich die bundesrepublikanischen Medien darin, bedeutende Wirtschaftsführer und ihre Vita entweder zu heroisieren oder zu dämonisieren (und sie dabei immer auch gründlich zu trivialisieren). Die prominenteren Unternehmerfamilien wurden zu Protagonisten von Fortsetzungsromanen in Zeitschriften wie Stern, Bunte oder (speziell im Fall Krupp) dem Spiegel.
Das 19. Jahrhundert brachte im Übrigen einen ganzen Fundus von Parallelgeschichten hervor, die von heroischem Unternehmergeist handeln und in denen eine außergewöhnliche Persönlichkeit (nur selten eine Frau) die Konventionen, den Geschmack und die Begrenzungen ihrer Zeit abschüttelt und eine neue Wirklichkeit und eine neue Welt erschafft. Bei diesen Figuren triumphierte die schöpferische Phantasie. Das 19. Jahrhundert war ein Zeitalter großer Männer: Goethe, Chopin oder Liszt, Bismarck, Gladstone, Garibaldi. Der heroische Unternehmer – Alfred Krupp zum Bei spiel – passte nahtlos in eine solche Reihe.
1967 wurde Krupp in einer dramatischen und aufwühlenden Aktion aus der Welt des Familienunternehmens herausgelöst und in ein neues Bezugsfeld versetzt: Die Firma wurde ein im Besitz einer gemeinnützigen Stiftung befindliches Unternehmen. Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hatte nicht nur einen einzigen Daseinszweck, sondern deren zwei: Auf der einen Seite war sie ausdrücklich dafür gedacht, den Fortbestand eines bestimmten Unternehmens und einer historischen Unternehmenskultur zu sichern; auf der anderen wurde ihre Mission, Projekte zu unterstützen, die dem Allgemeinwohl dienen.
Die Begeisterung für heroische Unternehmerfiguren, die engelsgleich oder dämonenhaft sein können, ist keine spezifisch deutsche Eigenart. Sie findet sich auch in den Schriften des irisch-britischen Autors George Bernard Shaw, dessen fiktionale Figur des «gewissenlosen Reichen» Andrew Undershaft aus dem Stück «Major Barbara» sehr vieles der Bekanntschaft Shaws mit dem charismatischen Waffenhändler Basil Zaharoff (1850–1936) verdankt. Das faustische Naturell des Kaufmanns und die Erwartungen, die an nachfolgende Generationen herangetragen werden, treten auf der Bühne Deutschlands jedoch besonders plastisch hervor, namentlich in der Geschichte der Familie Krupp.
Alfred Krupp wusste im 19. Jahrhundert um die Gefahren der Kritik und Feindseligkeit. Doch eine der Besonderheiten seiner Firma war, dass sie den Namen seines Vaters, Friedrich Krupp, trug. Das Unternehmen war also nach jemandem benannt, dessen Laufbahn als Unternehmer eine einzige Abfolge von Fehlschlägen, bitteren Fehlschlägen, gewesen war. Der Name Friedrich Krupp war, so schien es, ein fortwährendes memento mori, ein Pendant zu den bildlichen Darstellungen der vanitas, die Kaufleute in früheren Jahrhunderten in ihren Zimmern hängen hatten, zur Erinnerung an die transformative Kraft der Phantasie, aber auch an die Fehlbarkeit allen menschlichen Strebens.
Friedrich Krupp, um 1820
Thomas Mann schuf das bedeutendste und bewegendste Epos über die deutsche Kaufmannselite und ihr stets problematisches Verhältnis zum Unternehmersein und zum Geldverdienen. Buddenbrooks erschien 1901, als Mann gerade erst 25 Jahre alt war. Im Verein mit einem anderen, nur wenige Jahre später entstandenen Buch, Joseph Schumpeters Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung (1911), einem Lob des Unternehmers als «schöpferischem Zerstörer», haben die Buddenbrooks unser Verhältnis zur Unternehmensgeschichte unauslöschlich geprägt, besonders unsere Sicht auf die innere Dynamik des Familienunternehmens. Autoren, die sich zum Phänomen des Familienunternehmens äußern, seien es Wissenschaftler, Journalisten oder Geschäftsleute, verweisen unweigerlich auf ein «Buddenbrooks-Syndrom». Was sie damit meinen, entspricht vertrauten Redensarten in England («Von Holzpantinen zu Holzpantinen in drei Generationen»), Japan («Das Vermögen, das die erste Generation durch großen Fleiß erwirbt, wird von der leichtlebigen dritten Generation verprasst»), Indien («arm, geizig, reich, verschwenderisch») oder Deutschland («Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, beim Enkel zerfällt’s»).[1] Der Roman ist zeitlich verankert: an der Jahrhundertwende, am Scheitelpunkt zwischen einem 19. Jahrhundert, in dem in Europa das Familienunternehmen dominierte, und einem 20. Jahrhundert, das den Aufstieg der großen Aktiengesellschaften bringen sollte. Thomas Manns Roman zeichnet auf den ersten Blick das sich tief ins Gedächtnis eingrabende Bild des «Verfalls einer Familie» (um den Untertitel des Romans zu zitieren); es könnte als allgemeine Metapher dienen für die Erosion der Werte eines kleinstädtischen Deutschland und den Siegeszug eines selbstzerstörerischen modernen Materialismus.
Die Krupps antizipierten diese Dynamik anscheinend schon ein knappes Jahrhundert früher. Die Familie war im 16. Jahrhundert aus den Niederlanden eingewandert. In der kleinstädtischen Welt des frühmodernen Essen, teils ein kirchliches Kleinfürstentum, das von der Äbtissin des Essener Damenstifts regiert wurde, teils quasi freie Stadt, erwarben sie sich Ansehen und Wohlstand. Arndt (oder Arnold) Krupp (oder Krupe) hatte sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts wahrscheinlich aus religiösen Gründen in Essen angesiedelt – er war lutherischer Protestant. 1587 erscheint sein Name als Mitglied der Essener Kaufmannsgilde, von 1600 bis 1623 gehörte er dem Stadtrat an.
Stadthaus der Familie Krupp (vorne links) am Essener Flachsmarkt, um 1800
Seine Ur-Urenkelin Helene Amalie Ascherfeld heiratete 1751 im Alter von 19 Jahren Friedrich Jodocus Krupp, den Sohn des Essener Bürgermeisters Arnold Krupp. Friedrich Jodocus hatte ein Groß- und Einzelhandelsgeschäft für sogenannte Kolonialwaren aufgebaut, aus Übersee eingeführte Produkte wie Tabak und Gewürze. Ihm gehörten mindestens sieben Anwesen in Essen, darunter ein Gebäude am Flachsmarkt, das sowohl als Wohn- als auch als Geschäftshaus diente. Als er 1757 starb, war seine Witwe erst 24, doch begann sie bald, den Betrieb zu erweitern, stieg in den Handel mit Textilien, Porzellan, Zucker und Gewürzen sowie zunehmend auch mit Kaffee ein und knüpfte ein ausgreifendes Netz von Beziehungen in die Niederlande, nach Bremen und Hamburg wie auch nach London. Ihre erheblichen Gewinne investierte sie vorwiegend in Immobilien. Getrennt vom Kolonialwarengeschäft betrieb sie einen Handel mit Leinenstoffen, die sie von Erzeugern in den umliegenden Dörfern kaufte.[2] 1759 eröffnete Helene Amalie am Essener Flachsmarkt außerdem eine kleine Schnupftabak-Manufaktur, die noch zu Beginn des darauffolgenden Jahrhunderts existierte. Überdies betätigte sie sich auch als Kapitalgeberin.
Preisliste der Gutehoffnungshütte, 1808
Eine Geldanlage führte schließlich dazu, dass Helene Amalie Krupp auch in die Eisenerzeugung einstieg. Sie kaufte die Gutehoffnungshütte, eine Eisenhütte, an die eine kleine Gießerei angeschlossen war. Der Vorbesitzer, Eberhard Pfandhöfer, war zunächst ein ideenreicher und innovativer Unternehmer gewesen, hatte sich dann aber auf eine Reihe spekulativer Investitionen eingelassen, war dem Alkohol verfallen und hatte große Schulden gemacht, vor allem bei der «Witwe Krupp» in Essen. «1782 baute Pfandhöfer», wie Helene Amalie Krupp später schrieb, «durch meine baare Vorschüßen die Gutehoffnungs Eisenhütte zu Sterkrade».[3] Offenbar bediente er sich ihrer Hilfsdienste insbesondere für Geldüberweisungen in die Niederlande. 1796 musste Pfandhöfer den Betrieb der Gutehoffnungshütte einstellen, während er in der benachbarten St. Antony-Hütte die Produktion weiterführte. Als es 1799 zur Versteigerung der Gutehoffnungshütte kam, beschloss Helene Amalie, vielleicht um eine Entwertung ihrer Außenstände zu verhindern, die sich auf die nicht unbeträchtliche Summe von 18.000 Reichstalern beliefen, mitzubieten, und kaufte sie für 12.000 Reichstaler. Die Produktion lief allerdings erst im Juni 1800 wieder an. Die größte Stärke der Witwe waren ihre ausgezeichneten Geschäftsverbindungen in die Niederlande. Sie führte einige technische Neuerungen ein, musste jedoch feststellen, dass die Gutehoffnungshütte ein ziemlicher Problemfall war. Die Produkte, vorwiegend Töpfe, kleine Kessel und Gewichte, mussten auf dem Landweg zum Hafen Ruhrort am Rhein transportiert werden, und es scheint, dass die empfindlichen Gussteile dabei nicht selten beschädigt wurden.[4] Vor allem aber war die Eisenhütte für ihre Wasserversorgung von einer Konkurrenzfirma abhängig, nämlich der besagten St. Antony-Hütte, die auch noch auf dem Territorium eines anderen Fürstentums lag.
Helene Amalies ältester Sohn Peter Friedrich Wilhelm Krupp war bereits im Alter von 41 Jahren gestorben; sein Sohn Friedrich war der Schöpfer des Unternehmens, das unter dem Namen Krupp zu Weltruhm gelangen sollte. Friedrichs erster Schritt ins Geschäftsleben endete allerdings mit einer Enttäuschung. 1807 hatte Helene Amalie ihrem Enkel die Leitung der Gutehoffnungshütte überlassen. Er versuchte dort zuerst, den Schwerpunkt der Produktion auf Bauteile für Dampfmaschinen zu verlagern; Petronella Krupp, die Witwe von Peter Friedrich Wilhelm, handelte einen Liefervertrag für solche Gussstücke mit der Firma von Franz Dinnendahl aus, die Dampfmaschinen für die Wasserhaltung in Kohlebergwerken herstellte. Friedrich Krupp musste jedoch bald feststellen, dass das Eisen der Gutehoffnungshütte von schlechterer Qualität war als das von der St. Antony-Hütte erzeugte. Im Winter 1807/08 ging ihm der Brennstoff aus, während seine Schulden zunahmen; so einigte er sich mit seiner Großmutter darauf, aus dem Unternehmen auszuscheiden. Sie verkaufte die Gutehoffnungshütte im September 1808 an Heinrich Huyssen, Gottlob Jacobi und die Gebrüder Haniel, die zuvor schon die St. Antony-Hütte gekauft hatten und binnen kurzem eine bedeutende Unternehmensgruppe aufbauten.
Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erwarb Helene Amalie Anteile an einigen Kohlezechen. Sie erkannte schon in einem relativ frühen Stadium, welches bahnbrechende Potenzial die brennbaren Bodenschätze des Ruhrgebiets in sich bargen, obwohl die Kohlemengen, die sich aus dem Boden gewinnen ließen, bei den verfügbaren Fördertechniken noch eher gering waren.
Unterschrift von Helene Amalie Krupp, 1779
Im Mai 1810 starb die Witwe Krupp im Alter von 77 Jahren; sie hinterließ ihren Enkelkindern Friedrich, Wilhelm und Helene ein beträchtliches Vermögen, in heutigen Begriffen mehrere Millionen. Friedrich fusionierte unverzüglich seine eigene Handelsfirma mit dem Unternehmen seiner Großmutter und verkaufte das Ganze, um seine Energie und seine Geldmittel ganz auf die Erzeugung von Gussstahl (auch «Tiegelstahl» genannt) zu konzentrieren. Einer notariellen Urkunde vom 20. November 1811 zufolge wurde die Firma als «Friederich Krupp in Essen» eingetragen.
Das Projekt hatte alle Merkmale eines tollkühnen Wagnisses und war es auch: ein gediegenes, eingeführtes Geschäft für etwas aufzugeben, das eine gleichsam alchemistische und unerprobte Herstellungstechnik erforderte. Die Erfahrungen mit der Gutehoffnungshütte hätten Friedrich als warnendes Omen dienen können. Er war besessen von der englischen Kunst des Stahlkochens, die die Grundlage für den Wohlstand und die militärische Stärke Großbritanniens bildete und wie ein Staatsgeheimnis gehütet wurde. Bis 1828 war es Beschäftigten der britischen Stahlindustrie von Staats wegen untersagt, das Land zu verlassen; damit wollte man sicherstellen, dass keine Betriebsgeheimnisse ins Ausland gelangten. 1811 schloss Krupp einen Vertrag mit den Brüdern Georg Carl Gottfried und Wilhelm Georg Ludwig von Kechel, zwei pensionierten Heeresoffizieren aus dem Fürstentum Nassau im fortgeschrittenen Alter, die 1803 in der Eifel bei den Brüdern Poensgen (auch dies ein Name, der in der Folge für eine bedeutende deutsche Stahltradition stehen sollte) Gussstahl fabriziert hatten und versprachen, ihr Wissen mit Krupp zu teilen.
Die neue Unternehmung bestand darin, Gussstahl «nach englischer Manier» zu erzeugen, also gemäß dem Verfahren, das der Uhrmacher Benjamin Huntsman aus Sheffield um die Mitte des 18. Jahrhunderts experimentell entwickelt hatte – ihm war es um die Erzeugung eines hochwertigen Stahls von homogener Qualität für die Herstellung von Uhrenfedern gegangen. Das Verfahren beinhaltete das Einschmelzen von Zementstahl in einem Tontiegel unter Zusetzung von Kohlenstoff und anderen Materialien, das Binden der Verunreinigungen in der Schlacke, das Abgießen des Schmelzguts und seine anschließende Bearbeitung. Dabei entstand ein sehr reiner, harter Stahl, dessen Weiterverarbeitung jedoch nicht einfach war, denn er ließ sich nur schmieden, solange er noch rotglühend war. Die entscheidende metallurgische Entdeckung, die die industrielle Revolution in England möglich machte, hatte mit dem Kohlenstoffgehalt des Stahls (definiert als Eisen mit einem Kohlenstoffgehalt von weniger als 2 Prozent) zu tun. Mit höherem Kohlenstoffgehalt wurde der Stahl zwar immer härter, aber auch spröder und damit nicht mehr so leicht form- und schmiedbar.
Gründungsvertrag der Firma Fried. Krupp (Anfang und Schluss), 20. November 1811
Das Huntsman-Verfahren hatte für viele Europäer die Aura eines großen Mysteriums, und zahlreiche Nachahmer auf dem europäischen Festland bemühten sich, ein entsprechendes Verfahren zu finden. Insbesondere die Beschaffenheit der Substanzen, die dem geschmolzenen Stahl zugefügt werden mussten, stand im Mittelpunkt zahlreicher Überlegungen. Die Nachfrage nach Gussstahl aus einheimischer Produktion stieg nach 1806 wegen der von Napoleon verhängten Kontinentalsperre, die britischen Erzeugnissen den Zugang zum europäischen Festland verwehrte.
In einem kostenträchtigen Anfall von Bauwut in den Jahren 1812/13 errichtete Friedrich Krupp eine Produktionsanlage, die neben einem Schmelzbau mit den Schmelzöfen ein Hammerwerk zum Weiterverarbeiten des Stahls umfasste. Standort des neuen Unternehmens war eines der Grundstücke aus dem großmütterlichen Erbe, das Friedrich seinem Bruder Wilhelm abgekauft hatte. Er beschäftigte sich auch intensiv mit der Möglichkeit, am linken Rheinufer, auf französischem Gebiet also, eine Produktionsstätte für Feilen einzurichten, doch nach der Niederlage Napoleons in Russland verlegte er die geplante Fabrikation nach Essen. Seinen Plan, «englischen Stahl» zu erzeugen, verfolgte er jedoch weiter, auch wenn das Ziel in immer weitere Ferne zu rücken schien. Einen entscheidenden technischen Wendepunkt schaffte er, als er aus Unzufriedenheit mit den kleinen und trotzdem kostspieligen Tontiegeln, die er aus der Gegend um Passau bezog, 1812 mit der Herstellung eigener, größerer Tiegel begann. Krupp war so zufrieden mit den dadurch erzielten Fortschritten, dass er seine Vereinbarung mit den von Kechels 1813 in eine Garantie für eine lebenslange Zusammenarbeit und Beteiligung an den Gewinnen des Unternehmens umwandelte. Tatsächlich fielen nichts als Verluste an: Bis zum Herbst 1814 flossen 30.000 Reichstaler in das Unternehmen, denen Erlöse von nur 1422 Reichstalern gegenüber standen. Im November 1814, gerade als das napoleonische Imperium in seine Einzelteile zerfiel, trennte sich Krupp von den von Kechels. Allem Anschein nach kam der Bruch für sie nicht überraschend – in ihren Augen war Friedrich Krupp schuld an den Problemen, weil er mit größeren anstelle der herkömmlichen Tiegel arbeitete.[5]
Eine Zeitlang dachte Krupp daran, den Betrieb ganz aufzugeben. Doch dann fand er schnell einen neuen Partner, Friedrich Nicolai, einen Mechaniker, der in Preußen ein Patent für die Erzeugung von Gussstahl angemeldet hatte und ihm versprach, eigenes Geld in die Firma Krupp zu investieren. Nicolai hatte eine schillernde Vergangenheit: Für kurze Zeit wegen Spionage eingekerkert, hatte er sich freiwillig zum preußischen Heer gemeldet und es zum Husarenhauptmann gebracht. Im Juli 1815 schlossen die beiden einen Vertrag, in dem Nicolai sich verpflichtete, sogleich und «ohne weitere Experimente» mit der Erzeugung von Gussstahl in der in seiner preußischen Patentschrift beschriebenen Qualität zu beginnen. Was Nicolai für Krupp besonders interessant machte, war, dass er ein besonderes Fließmittel einbringen würde, ein Gemisch aus «Markasit» (einer Form von Pyrit), Manganerz und Rinderdung.[6] Tatsächlich verstand Nicolai von der Gussstahlherstellung noch weniger als die von Kechels. Ein Klima, in dem technisches Wissen als eine Art alchemistische Geheimwissenschaft betrachtet wird, leistet natürlich der Aufschneiderei und Scharlatanerie Vorschub. Nicolai verfügte zudem über kein eigenes Geld, das er hätte investieren können. Er zog nach Abschluss des Vertrages sogleich in das Essener Fabrikgebäude ein und führte Regie beim Bau neuer Schmelzöfen. Er reiste unter anderem nach Berlin und vereinbarte dort Lieferverträge für Gussstahl. Als wesentlich schwieriger erwies es sich freilich, guten Stahl erst einmal zu produzieren. Als das zunächst nicht gelang, schob er die Schuld auf die unorthodoxen Schmelztiegel von Friedrich Krupp, wie es auch die Kechel-Brüder getan hatten. Was sich dennoch an Fortschritten einstellte, verdankte Friedrich Krupp eigenen Lernprozessen bei der Wahl der richtigen Temperaturen für den Schmelzprozess, der Wahl geeigneter Einsatzstoffe und des richtigen Mischungsverhältnisses der Materialien in den Tiegeln. Diese praktischen Erfahrungen brachten den technischen Durchbruch, auf dem die Zukunft der Firma Krupp beruhen sollte. Von 1816 an sprachen die Geschäftspartner nicht mehr miteinander, und Nicolai beschuldigte seine Kontrahenten sogar, sie trachteten ihm nach dem Leben. Krupp gab Anweisung, die Qualität des von Nicolai erzeugten Stahls zu untersuchen, wobei sich herausstellte, dass dieser Stahl unbrauchbar war.
Frühe Produkte: Gerberwerkzeuge
1816 gelang es Krupp erstmals, auf der Grundlage seines eigenen Schmelzverfahrens kleine Mengen Gussstahl zu erzeugen; und 1818 begann er wieder mit Osemundeisen aus der ehemaligen Grafschaft Mark im Sauerland zu arbeiten, aus dem sich ein Gussstahl von wesentlich gleichmäßigerer Qualität herstellen ließ. Doch auch das Rohmaterial aus dieser Quelle erwies sich als ziemlich wechselhaft, und Krupp versuchte es immer wieder mit neuen Lieferanten. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass die Schmelztiegel, die Krupp aus Tonerde der Region und Graphit machte, einen hohen Siliciumgehalt aufwiesen und dass das Silicium von dem geschmolzenen Stahl absorbiert wurde, was sich günstig auf seine metallurgischen Eigenschaften auswirkte. Silicium sorgte für mehr Härte nicht nur an der Oberfläche, sondern auch im Gefüge des Gussstahls; diese Tiefenhärte erwies sich als besonders vorteilhaft für hoch beanspruchte Produkte, wie z.B. Münzstempel. In punkto Oberflächenhärte war englischer Sheffield-Stahl aber nach wie vor deutlich überlegen.[7]
Ein weiteres Problem war der ungünstige Standort der Fabrik. Das Herbeischaffen der Kohle, die man sowohl als Brennstoff als auch als Kohlenstoffquelle brauchte, war schwierig, und es gab keinen Platz für eine bauliche Erweiterung. Krupp verlagerte daher einen Teil der Produktion auf ein Gelände vor dem Limbecker Tor in Essen; an Ort und Stelle blieb allerdings zunächst das Hammerwerk, weil es mit Wasserkraft angetrieben wurde und auf den dort vorhandenen Bachlauf angewiesen war.
Ab 1817 produzierte Krupp Gussstahl in Form von Barren und Stangen, dazu Bohrer, Feilen und andere Handwerkzeuge, namentlich für Gerber. Bedeutsamer noch war, dass er mit der Produktion von Münzprägestempeln begann. Die Entwicklung eines zuverlässigen Verfahrens für das preiswerte Prägen von Kleinmünzen war eine wichtige Innovation. Sie schuf die Voraussetzung für ein starkes Anwachsen kleinerer Handelsgeschäfte im frühen 19. Jahrhundert und zog einen Schlussstrich unter Jahrhunderte wirtschaftlicher Unsicherheit, verursacht durch das Fehlen eines zuverlässigen Zahlungsmittels für geringwertige Güter.[8] Der Engländer Matthew Boulton hatte 1786 die Dampfmaschine für ein Verfahren zur fabrikmäßigen Prägung von Münzen adaptiert. 1817 hatte Diedrich Uhlhorn aus Grevenbroich die Kniehebelpresse entwickelt, die, von Dampfkraft angetrieben, 30 bis 60 Münzen pro Minute produzierte. Die Nachfrage nach Münzprägemaschinen wurde so zum Schlüsselelement einer neuen wirtschaftlichen Ära.
1817 stellte die staatliche Düsseldorfer Münze den aus Gussstahl gefertigten Prägestempeln der Firma Krupp ein wohlwollendes Zeugnis aus, und schon 1818 produzierte Krupp auch für die Preußische Münze zu Berlin. Es war dieser Schritt, der, weit mehr als die Fertigung von Werkzeugen für das lokale Handwerk, den Namen Krupp zum Begriff machte. 1817 setzte die Firma 2607 Reichstaler um, 1818 bereits 4202, und fast die Hälfte davon resultierte aus dem Verkauf von Prägestempeln. Die Produktion der Firma Krupp war qualitativ sehr hochwertig, aber quantitativ bescheiden: In dem sehr gut laufenden Geschäftsjahr 1820 setzte sie für die Herstellung ihrer Werkzeuge insgesamt nicht mehr als 200 Kilo Gussstahl ein.[9] Das Geschäft lief so gut, dass Krupp eine Neubau-Runde einläutete; auf dem neuen Fabrikgelände wurden unter anderem ein kleines Wohngebäude für einen Aufseher errichtet, das später Wohnhaus der Krupps war und zum «Stammhaus» der Weltfirma Krupp erklärt wurde. Er ließ den Schmelzbau für 24 Öfen auslegen, von denen am Ende aber nur acht gebaut wurden. Friedrich Krupp hatte sehr ehrgeizige Expansionspläne und beantragte im November 1817 bei der preußischen Regierung einen zinslosen Kredit über 20.000 oder 25.000 Reichstaler zur Erweiterung der Fabrik, eine für damalige Verhältnisse exorbitante Summe. Der Antrag blieb erfolglos. Man beschied Krupp, man müsse zunächst den Ausgang seines Prozesses gegen Nicolai abwarten, danach könnten die Behörden erwägen, «inwieweit Grund und Mittel zur Unterstützung seines Unternehmens vorlägen».[10]
Doch dann schaltete die preußische Regierung 1818 auf eine Politik der Zollsenkungen um, mit der Folge, dass Unternehmen, die sich auf Produkte spezialisiert hatten, die mit Importen aus England konkurrierten, unter Preisdruck gerieten. Der Firma Krupp machten darüber hinaus auch noch andere Probleme zu schaffen. Im Frühjahr 1819 berichtete der Düsseldorfer Münzmeister über seine «traurige Erfahrung» mit den Krupp’schen Prägestempeln: Die Qualität ihres Stahls hatte nachgelassen, nur ein Drittel der gelieferten Stempel war brauchbar. Ein wesentliches Problem war die wechselhafte Qualität des von Krupp bezogenen Rohmaterials. Just in diesem Moment wurde der neue Schmelzbau mit seinen zusätzlichen Öfen und größeren Tiegeln fertig gestellt. Vielleicht hatte Krupp auch seine Produktion zu schnell diversifiziert – er hatte begonnen, eine größere Vielfalt von Gussstahlstangen und -blöcken zu fertigen, dazu Spezialstahl für Federn und Spulen. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sich auf den Markt für Prägewerkzeuge zu konzentrieren, auf dem Krupp 1819 zwei Drittel seines Umsatzes machte. Es trat auch neue Konkurrenz auf den Plan, etwa in Gestalt des Carlswerkes, das es auf Anhieb schaffte, Krupp einen großen Anteil der Aufträge für die preußischen Ostprovinzen streitig zu machen. In den frühen 1820er Jahren florierten die Geschäfte der Firma Krupp vorübergehend wieder, aber die Lage blieb stets prekär. Nur in den Geschäftsjahren 1820 und 1823 verzeichnete das Unternehmen einen kleinen operativen Überschuss.
Finanziert wurde die Firma Krupp aus dem Familienvermögen: Angehörige stellten zunehmend größere Summen zur Verfügung, um das Unternehmen durch seine krisenanfällige Aufbauphase zu bringen. Das war offenkundig mit großen Risiken verbunden: Bei den meisten in den Kinderschuhen steckenden Industrieunternehmen jener Zeit war damit zu rechnen, dass sie früher oder später untergehen würden. Was Friedrich Krupp betraf, so war seine wichtigste Leihgeberin seine Mutter Petronella Krupp; auf sie entfielen 1820 18,3 Prozent der aufgenommenen Schulden von insgesamt 42.150 Reichstalern, knapp gefolgt von Krupps Schwiegervater Johann Wilhelmi, der immer gewisse Zweifel an den unternehmerischen Fähigkeiten seines Schuldners hatte.[11]
«Stammhaus» und Schmelzbau, um 1819
Krupp verlor nie die Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren und auf neue Geschäftsfelder. 1820 wandte er sich an die russische Regierung mit der Bitte um die Genehmigung zur Errichtung eines Stahlwerks in Russland. 1821 erhielt er Besuch vom Vorsitzenden des preußischen «Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes», Beuth, doch die Arbeit im Werk ruhte zu diesem Zeitpunkt, sodass der Besucher vermutlich keinen guten Eindruck gewann.
Gegen Ende seines Lebens hatte Friedrich Krupp das Erbe seiner Großmutter, das sich Berechnungen zufolge auf die erhebliche Summe von 42.222 Reichstalern belaufen hatte, vollständig aufgebraucht. Die Immobilien, die den Kernbestand des Erbes ausgemacht hatten, wurden in zwei großen Blöcken 1818/19 und 1824 verkauft.[12]
Das Jahr 1824 brachte insgesamt einen völligen Zusammenbruch. Der «Faktor» Tacke, ein fähiger und offensichtlich sehr loyaler Vorarbeiter, der so etwas wie der wirtschaftliche Kopf des Betriebs gewesen war, schied aus dem Unternehmen aus und räumte seine bescheidene Unterkunft auf dem Firmengelände. 1826 verabschiedete sich auch der Mann, der sich um die Firmenfinanzen gekümmert hatte. Friedrich Krupp und seine Familie mussten aus ihrem imposanten Wohnhaus am Flachsmarkt ausziehen und quartierten sich in dem kleinen Aufseherhaus neben der neuen Gussstahlfabrik ein. Friedrichs Sohn Alfred Krupp sollte in den 1870er Jahren dieses Gebäude als «Stammhaus» zu einem Kleinod der Krupp’schen Familienlegende stilisieren. Friedrich Krupps Mutter Petronella übernahm die Verantwortung für die Finanzen der Firma, lehnte es aber ab, ihr weitere Kredite zu gewähren. Alles deutete darauf hin, dass die Krupp-Saga auf ein ruhmloses Ende zusteuerte: die Geschichte vom Niedergang einer einst angesehenen Essener Bürgerfamilie, geschuldet einem allzu forschen technischen Pioniergeist und einem unterentwickelten Sinn für kaufmännische Vernunft und Verantwortung. Es war ein Fall von völligem unternehmerischen Versagen: Friedrich Krupp war besessen von technischen Fragen, aber ihm fehlte jedes tiefere Verständnis dafür, wie wichtig es ist, Märkte zu erschließen, eine zuverlässige Rohstoffversorgung zu sichern und die Kontrolle über die Finanzen zu behalten.
Friedrich Krupp bleibt für uns ein Mann im Halbdunkeln: Während wir von seinen Vorfahren und seinen Nachfolgern Porträts in Öl besitzen, ist von ihm nur ein einfacher Scherenschnitt überliefert. Ein Unternehmer aus dem Bürgertum sollte keine unkalkulierbaren Risiken eingehen, die die bürgerliche Existenz seiner Familie gefährden. Friedrich Krupps Versagen als Bürger bereitete freilich am Ende den Boden für den späteren unternehmerischen Durchbruch und Erfolg. Die Werte der Bürgerlichkeit und die innovative unternehmerische Betätigung (im Sinne des Schumpeterschen Prozesses der schöpferischen Zerstörung) stehen letzten Endes in einem unvereinbaren Widerspruch zueinander.
Im November 1812 war Krupp in den Essener Stadtrat gewählt worden und hatte in der Folge in diesem Gremium ebenso eine aktive Rolle gespielt wie bei der Bürgerwehr und der Feuerwehr. Doch 1824 wurde er gezwungen, alle diese Ehrenämter niederzulegen, und wurde aus der Liste der «Kaufleute mit Rechten» gestrichen. Er war nicht nur verarmt, sondern auch entehrt. Die nervliche Belastung verschlimmerte seine körperliche Krankheit, und sein physischer und psychischer Verfall schmälerte seine geschäftlichen Erfolgsaussichten zusätzlich. Am 8. Oktober 1826 starb Friedrich Krupp im Alter von 39 Jahren, wahrscheinlich an Tuberkulose. Sein Sohn Alfred, der ihm seit 1825 in der Firma zur Seite gestanden hatte, übernahm die Leitung des Unternehmens, das jetzt erneut einer Witwe Krupp gehörte: Therese Krupp zögerte nicht, den Betrieb der Gussstahlfabrik weiterzuführen, ein Entschluss, der, wie der Historiker Burkhard Beyer feststellt, zeigt, dass sie und ihr wohlhabender Schwiegervater in Friedrich nicht nur einen technisch begabten Träumer sahen, sondern überzeugt waren, dass er trotz all der Rückschläge ein tragfähiges Fundament für künftigen Wohlstand gelegt hatte.
Therese Krupp, um 1830
In Kontinentaleuropa spielten Witwen mehrfach eine tragende Rolle für die Entwicklung der Stahlindustrie. Frauen hatten im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sogar einen sehr viel größeren Anteil an der Ausbildung von Unternehmensstrategien als in späteren Phasen des Jahrhunderts, in denen Aktiengesellschaften mit ihren Statuten und bürokratisch verfestigten Unternehmensstrukturen dafür sorgten, dass immer weniger dem Zufall überlassen blieb und der Spielraum für kluge individuelle dynastische Weichenstellungen zunehmend schrumpfte. Die neue Witwe Krupp wählte eine unorthodoxe Strategie: Sie machte den Geschäftspartnern ihres verstorbenen Mannes per Rundschreiben «Anzeige» davon,
daß durch sein frühes Hinscheiden das Geheimniß der Bereitung des Gußstahls nicht verloren gegangen, sondern durch seine Vorsorge auf unsern ältesten Sohn, der unter seiner Leitung schon einige Zeit der Fabrik vorgestanden, übergegangen ist.[13]
Dass der Sohn erst 14 Jahre alt war, ließ die Witwe Krupp in ihrer Anzeige unerwähnt. Dieser Sohn, eigentlich auf den Namen Alfried getauft, war nur ein Jahr jünger als der zarte (fiktive) Hanno Buddenbrook zum Zeitpunkt seines Todes.
Julius Grün: Alfred Krupp, 1880er Jahre
Ein Jahr nach dem Tod Alfred Krupps 1887 veröffentlichte der nicht mehr ganz junge norddeutsche Dichter Theodor Storm eine Novelle – unstrittig sein bestes Werk – mit dem Titel Der Schimmelreiter. Sie handelt von einem immens fleißigen Einzelgänger, der sein ganzes Leben dem Bau von Deichen gegen die Meeresfluten gewidmet hat, darüber immer einsamer und verwundbarer geworden ist und bei einer schweren Sturmflut zu Tode kommt – mit der Gefahr vor Augen, dass sein Lebenswerk, der Deich, dem Ansturm des Meeres nicht standhält. Storms Hauke Haien ist eine tragische und heroische Figur, deren Pionierarbeit erst späteren Generationen zugute kommen wird. Er ist die Verkörperung der protestantischen Arbeitsethik. Zu seinen Lebzeiten ist er bewundert, aber auch von den Engstirnigen, den Neidern, den Konservativen und den Abergläubischen verspottet worden. Und selbst noch nach seinem Tod wird über seine Lebensleistung gestritten: Für die einen ist er eine heroische Unternehmerpersönlichkeit, der die Gemeinschaft eine Menge zu verdanken hat, die anderen stilisieren ihn zu einer mystischen Spukgestalt.
Alfred Krupp brachte Hauke Haiens Lebensphilosophie einer unermüdlichen Hingabe an die Arbeit 1873 in einem Manifest auf den Punkt, das seine Direktoren so bedeutsam fanden, dass sie es drucken und an die 12.000 Beschäftigten des Unternehmens verteilen ließen. «Werkführer und Meister sollen», hieß es darin,
nicht aus bequemer Häuslichkeit, aus Wohlleben, Schlafrock und Pantoffeln, sondern aus der praktischen Arbeit (selbst die besten der Arbeiter, wenn Angreifen nothwendig ist) hervorgehen. […] Zu solcher Stellung und Thätigkeit ist ein einfacher Sinn erforderlich, der sich (ausser um sein Haus) nicht um andere Dinge bekümmert, der nicht abgeleitet wird durch Verfolg von Studien, Kunst oder andere Passionen, der die Arbeit nicht als eine Last, als eine unangenehme nothwendige Bedingung für den Lohn und Unterhalt betrachtet, sondern ihr mit Lust nachgeht. Wer mit schwerer Arbeit um sein Brod gekämpft hat, der hat sich als tüchtig bewährt zur Meisterschaft, zum Werkführer und höher hinauf – das ist der Mann.[1]
Die Ethik, die Krupp hier beschrieb, sollte eine Familie von «Kruppianern» zusammenschweißen, von Mitarbeitern, die auf die Produkte ihrer Arbeit stolz waren und aus diesem Stolz ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Unternehmen und den Kollegen schöpften. Es war eine Sozialphilosophie, die einen diametralen Gegenpol zu den Thesen von der entfremdeten Lohnarbeit bildete, die Alfred Krupps Zeitgenosse Karl Marx aufgestellt hatte.
Alfred Krupp wurde in Deutschland zum Sinnbild des Unternehmers. Er war überaus kreativ, hochgradig individualistisch, in der Beziehung zu seinen Mitarbeitern paternalistisch bis zur Bevormundung, skeptisch und misstrauisch gegenüber Bankiers, bittstellerisch und manchmal unterwürfig gegenüber der staatlichen Obrigkeit, unermüdlich und innovativ im Bemühen um die Eroberung ausländischer Märkte. Dass wir so viel über Alfred Krupp und die Ideen, die ihn bewegten, wissen, liegt nicht zuletzt daran, dass er mit einem an Besessenheit grenzenden Fleiß schrieb. Er leitete sein Unternehmen mittels eines Trommelfeuers schriftlicher Anweisungen und Mitteilungen. In einer für ihn typischen Aktennotiz hielt er fest, dass er seit frühmorgens um vier Uhr Briefe schreibe und es jetzt Mittag sei.[2] Die stets gegenwärtige Möglichkeit des Scheiterns machte ihm sehr zu schaffen, hatte er doch das Beispiel seines Vaters vor Augen. Den Unterschied zwischen ihm und seinem Vater brachte er gerne auf die Formel, er habe einfach mehr Glück gehabt. Die Erinnerung an das Unglück seines Vaters pflanzte ihm ein Misstrauen ein, das sich mit zunehmendem Alter verstärkte. Alfred Krupp war, wie der Held von Storms Novelle, ein Mann, der sich mit persönlichen Beziehungen schwer tat.
Seine Lebensphilosophie stand in markantem Kontrast zu der der nachgeborenen Generationen von Thomas Manns Buddenbrook-Dynastie. Krupp hatte wenig Zeit und wenig Sympathie für Kultur, Zivilisation oder formelle Bildung. Er hielt dagegen stets das Ideal des Selfmade-Man hoch, der keine formellen Schulabschlüsse brauchte. Die Schule des Lebens war in seinen Augen besser als alles, was die neuen Gymnasien oder Technischen Hochschulen zu bieten hatten. «Mit den Leuten ohne Theorie habe ich die Welt in Erstaunen gesetzt und den Vorsprung gemacht», schrieb er als alter Mann, um wehmütig hinzuzufügen:
Alfred Krupp, um 1849 (Daguerreotypie von Wilhelm Severin)
Seitdem die Theorie dictirt, sind wir überholt und überflügelt. Die Werke, welche am weitesten voraus sind, haben keine hochgelehrten Herren an der Spitze, nirgend, weder in England noch in Belgien u. Amerika.[3]
Es war dies aber nicht nur eine persönliche Geschichte. Ein Thema, das Alfred Krupp am Herzen lag, war der Höhenflug seines Unternehmens, der «Fabrik», aus der Asche ans Licht. Zu Beginn der 1870er Jahre, mitten in einer Phase nie da gewesener Expansion, als er auch mit dem Bau der grandiosen Villa Hügel begann, schrieb Krupp an die Direktoren seiner Firma und erinnerte sie an die Zeiten, in denen das
Rohmaterial en detail gekauft wurde, wo ich Procurist, Correspondent, Cassirer, Schmidt, Schmelzer, Coacsklopfer, Nachtwächter beim Cementofen und sonst noch viel dgl. war, wo Ein Gaul sämmtliche Transporte gemüthlich besorgte.[4]
Er sah Parallelen zwischen der Entwicklung seines Unternehmens und dem Aufstieg des deutschen Nationalstaats. Unter dem Eindruck der deutschen Einigung stellte er einen expliziten Vergleich an:
Das Erreichen hängt blos vom Willen ab. Wenn ein Staat in Einem Jahre eine Menge Staaten einverleibt und sie regirt, dann werden wir doch auch wohl ein Dutzend neuer industrieller Schöpfungen einführen und sicher administriren können.[5]
Er äußerte in diesem Zusammenhang die Überzeugung, «daß mein Etablissement mit Preußens Größe und militärischer Übermacht stehen und fallen wird».[6] Als 1871 der König von Preußen zum deutschen Kaiser gekrönt wurde, war Krupp zum Symbol des neuen Deutschland aufgestiegen, eines Deutschland, das auf einem Fundament aus technischer Leistungsfähigkeit und militärischer Überlegenheit errichtet worden war.