LISA MOORE

Im Rachen
des Alligators

Roman

Aus dem Englischen
von Kathrin Razum

Carl Hanser Verlag

ISBN 978-3-446-24270-8

© Lisa Moore 2005

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© Carl Hanser Verlag München 2013

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

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FÜR NAN LOVE

Colleen

Es fängt damit an, dass ein Alligator mit aufgesperrtem Maul auf einer Schotterstraße liegt. Der Rücken des Mannes ist nackt und glänzt vom Schweiß, und dann sind da diese Bäume, von denen Spanisches Moos herunterhängt. Das Ganze ist überbelichtet. Die Sonne brennt erbarmungslos herunter. Um den Mann und den Alligator hat sich eine kleine Zuschauermenge gebildet. Vorne ein paar Kinder, ein kleines Mädchen mit blonden Haaren, das einen silbernen Heliumballon ans Handgelenk gebunden hat.

Der Ballon sieht heiß aus. Aus irgendeinem Grund verweilt die Kamera auf dem Ballon. Vielleicht hat der Kameramann vergessen, weshalb er eigentlich da ist. Der Ballon sieht aus wie ein Loch, das in den Himmel gebrannt wurde. Es ist windstill, doch wenn das kleine Mädchen sich bewegt, ruckt der Ballon. Er ruckt zur Seite, hüpft auf und ab, und dann beruhigt er sich wieder und steht ganz still in der Luft. Keine Wolke weit und breit. Die blonden Haare fallen dem kleinen Mädchen über die Schultern, hier und da scheint die Sonne hindurch, und sie sind elektrisch aufgeladen, an manchen Stellen stehen sie hoch und flirren im Sonnenlicht. Die Filmaufnahmen von dem Alligator sind Teil eines Schulungsvideos über die Sicherheit in Kernkraftwerken.

Irgendein Kraftwerk in Ontario.

Meine Tante Madeleine hat in den 1970er und 80er Jahren eine Menge Schulungsvideos für die Industrie gedreht. Eine Weile hat sie sich mit Sicherheitsvideos ihren Lebensunterhalt verdient. Sie hatte da eine Nische gefunden. Ich habe mir Archivaufnahmen von ihr angeschaut, und da bin ich auf diesen Mann gestoßen, der den Kopf in das Maul eines Alligators hält.

Die Szene hat etwas Billiges. Der Mann stolziert herum, versucht die Zuschauer in Stimmung zu bringen. Sein Körper glänzt, Schweißtropfen bedecken seinen Rücken, er versucht, Spannung zu erzeugen. Aber die Hitze scheint ihm ziemlich zuzusetzen.

Der Alligator rührt sich nicht. Er sieht aus wie ein Baumstamm, der auf der Straße liegt.

Doch zugleich sieht er nicht vertrauenswürdig aus. Er wirkt irgendwie verschlagen in seiner Reglosigkeit, dabei schläft er vielleicht einfach nur. Ja, wahrscheinlich schläft er einfach.

Ein flimmernder Hitzeschleier hängt über dem Boden, und der Mann läuft durch ihn hindurch. Alles, was man durch diesen Schleier sieht, ist farbkräftig und verzerrt. Das Mädchen mit dem Ballon hat ein rotes Kleid an, das über der Person neben ihr zu schweben scheint, einer älteren Frau mit Strohhut, die auf einem Campingstuhl sitzt. Zwei Gehstöcke lehnen an ihren Knien. Der Aluminiumrahmen des Stuhls sieht aus, als könnte man sich daran verbrennen.

Einige Zuschauer fächeln sich mit Blättern, wohl eine Art Programm, Luft zu.

Der Hitzeschleier ist eine Warnung, wie etwas, was man in einer Kristallkugel sehen könnte, eine Warnung vor etwas Schlimmem.

Dann kommt ein Schnitt.

Ich lade mir auch die Enthauptungen aus dem Netz herunter. Sie sind verfügbar. Eine nasse Betonwand, und davor ein Mann mit schwarzer Kapuze, der auf dem Betonboden kniet, neben einem Abfluss, so wie es aussieht, ein paar Leute schlendern hinter ihm vorbei, und dann erscheint das Hackmesser. Es dauert, bis sie heruntergeladen ist, langsam und grobkörnig, aber manchmal geht es auch ganz schnell. Ich schaue immer nur bis zu dem Moment, wo das Hackmesser erscheint, aber bis dahin schaue ich aus einer Art Pflichtgefühl, denn ich will nicht, dass dieser Mann allein ist. Es sieht aus wie in einem Gefängnishof. Über der Betonmauer sieht man Palmwedel. Auch hier scheint es sehr heiß zu sein.

Eine Weile habe ich mir jeden Abend eine dieser Enthauptungen angesehen, der Mann mit der Kapuze, hinter ihm zwei Männer mit Gewehren, ein Glitzern, als die Sonne auf das Bajonett trifft. Nach dem zweiten Glitzern auf dem Bajonett bleibt der Mann mit der Kapuze stehen, und die Kapuze dreht sich zur Kamera. Er ist schmächtig, dieser Mann, und seine Hände sind hinter dem Rücken gefesselt. Kurz nur dreht er den Kopf zur Kamera, wobei er vermutlich nicht weiß, wem oder was er sich da zuwendet. Einer der Soldaten hinter ihm, jedenfalls sehen sie aus wie Soldaten, gibt ihm einen Schubs. Ich schaue zu, denn wie einsam muss es sich anfühlen, so fern von zu Hause zu sterben, ohne dass jemand dabei ist.

Ich bin dabei.

Ich höre auf zu gucken, bevor sie die Tat begehen, nicht weil ich Angst davor hätte, sondern aus Respekt. Das alles in einem pink gestrichenen Zimmer mit pinkfarbenem Betthimmel in einem Vorort von St. John’s, hinter der Village Mall. Ich habe einen Highspeed-Internetanschluss, für meine Hausaufgaben. Ich gehe in die Küche, um etwas zu Abend zu essen, und da steht Mom.

Mom fragt: Warum ziehst du denn so ein Gesicht? Immer ziehst du so ein Gesicht.

Ich übernachte oft bei Tante Madeleine und schaue mir altes Filmmaterial von ihr an. Sie hat sämtliche Takes von praktisch allem, was sie je gedreht hat, aufgehoben. Ein Kernkraftwerk, und ein Wissenschaftler, der etwas dazu sagt. Ich gucke mir die Filmaufnahmen an und lese Cosmopolitan. Lesen ist das falsche Wort, ich blättere, überfliege. Ich mag das Knistern der Seiten, mag die absonderlichen Kleider und den Schweinkram, auf den man alle Naslang stößt. Dicke Klunker und Bulimie, Parfümflakons und jede Menge schimmernde Lippen, die im Begriff sind, irgendwas Obszönes zu flüstern.

Ein Kernkraftwerk auf dem Festland, und der Typ redet. Er sagt: Man muss unterscheiden zwischen dem sicheren Funktionieren eines Kernkraftwerks und dem Schutz vor Sabotage. Er zieht eine Augenbraue hoch, so von wegen, ich weiß Bescheid.

Schnitt.

Das Beste an diesen Filmaufnahmen ist immer, wenn Madeleine aus dem Off Schnitt! schreit.

Manchmal sehe ich Madeleine in einer der Aufnahmen. Ein Kameraschwenk, und da geht sie auf und ab mit verschränkten Armen, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie ist jünger, viel jünger, und kauert mit dem Rücken zur Wand neben einem Edelstahlzylinder, der Sorte Aschenbecher, die es damals in öffentlichen Gebäuden gab.

Sie raucht unentwegt, kneift die Augen zusammen, klopft auf der Suche nach einem Notizbuch ihre Gesäßtaschen ab, die silbernen Kreolen in ihrem schwarzen Haar verfangen. Einen Bleistift hinterm Ohr.

Der Wissenschaftler versucht über Sabotage zu sprechen, und das war lange vor Sabotagezeiten.

Es war vor den Zwillingstürmen und vor diesen Websites, wo ein Gewehr vor einem Pferch mit exotischen Tieren aufgebaut ist und man gegen eine Gebühr von seinem Sessel aus schießen kann. Man drückt auf die Eingabetaste, und ein Emu geht zu Boden.

Emus und Orang-Utans hüpfen durch das Fadenkreuz eines Gewehrs, das irgendwo in Montana aufgebaut ist, man guckt sich das auf dem Bildschirm an, Peng, und dann kriegt man es mit der Post geschickt. Ein Emu auf zerstoßenem Eis, via PayPal.

Oder diese Pennerkampf-Videos, die man im Netz finden kann. Ein Jeep fährt vor, fünf Kerle springen raus und dreschen in einer finsteren Seitengasse auf einen Haufen Kartons und dreckige Decken ein, bis zwei Penner aus dem reifüberzogenen Ramsch, unter dem sie schlafen, hervorgekrochen kommen. Sie sind bärtig und orientierungslos, und die fünf Typen aus dem Jeep hauen ihnen mit Schlagstöcken auf den Kopf, diesen armen zurückgebliebenen Alkoholikern, die die Arme hochrecken, um ihre Ohren zu schützen, sie schlagen auf sie ein, bis die Penner sich bereit erklären, gegeneinander zu kämpfen, damit die Typen ein Video davon machen und es ins Netz stellen können. Wie auf dem Sender Animal Planet, nur mit Wermutbrüdern.

Ich hab so einen Pennerkampf mal bei einer Party in Mount Pearl auf einem Plasmabildschirm gesehen, aber dann kam wegen dem Krach irgendwann die Polizei, die Eltern waren in Florida. Alle sind gegangen, aber ich habe von der Straße aus durchs Fenster noch gesehen, wie die vier Bullen vor dem Plasmaschirm standen, sie ließen ihre kräftigen Schultern hängen, als könnten sie es nicht fassen, was sie da sahen.

Der Wissenschaftler redet von Reaktorunfällen, und ich gehe in die Küche, um mir ein Sandwich mit Erdnussbutter und Honig zu machen. Er redet von Risikoabschätzung und der Einrichtung automatischer Sicherheitssysteme, die sich selbst aktivieren, wenn andere Sicherheitssysteme versagen. Von Kühlwasser und Programmierfehlern.

Jemand hat mit dem Finger in die Erdnussbutter gelangt.

Es ist eine fingerbreite Furche darin. Der Honig hat kristallisiert. Er ist weißlich und fest geworden – und es ist eine Quetschflasche. Sie macht Furzgeräusche. Ich liebe Madeleine, weil es bei ihr Honig und Vollkornbrot gibt und wegen dem Geruch ihres Kaschmirpullovers und ihrem klobigen Silberschmuck. Sie ist immer in Eile und mit Einkaufstüten oder Videoausrüstung oder Gepäck beladen, weil sie gerade von irgendeinem Nachtflug aus Paris oder Madagaskar kommt. Einmal habe ich gesehen, wie ihr ein schwarzer Schal entwischt ist, mit ein paar Umdrehungen ist er über den Bürgersteig geflattert, bis er sich in einer Hecke verfing.

In einem Artikel in der Cosmo steht, dass man seinem Liebsten ein Haargummi um die Eier spannen soll, damit er den ultimativen Orgasmus kriegt. Bringt ihn garantiert auf den Gipfel der Lust, heißt es.

Es ist eine Zeichnung dabei. Man wickelt das Ding um seinen Hodensack, und das haut ihn dermaßen um, dass er einen niemals verlassen wird, also, er will nie mehr weg, weil man diese unglaubliche Sache mit dem Haargummi gemacht hat und er einem unendlich dankbar ist. Ich sitze einfach nur so auf der Couch und blättere.

Jetzt sieht man das Kernkraftwerk selbst, überall Chrom und Dampf. Überall glänzende Oberflächen und Hall und ominös klingende Schritte, das geht gern mal vergessen, wie wichtig Soundeffekte in einem Sicherheitsvideo sind.

Der Typ hat es immer noch von der Sicherheit. Sicherheit dies und Sicherheit das.

Kolben stampfen in Zylindern, Rohrleitungen seufzen, Dampfwolken schießen hervor, von kirschroten Exit-Schildern oder orangefarbenen Lichtern beleuchtet, dazu ein Piepen und Klingeln und schrille Pfiffe wie von einem Wasserkessel, was alles nicht gerade nach modernster Technik klingt.

Achten Sie darauf, dass das Haargummi nicht zu eng sitzt, dann kitzeln Sie ihn ein bisschen an den Eiern und schauen, was passiert. Ich weiß, dass bald eine Einstellung mit einem Atompilz kommen wird, denn die Gelegenheit lassen sie sich nicht entgehen, wart ab, wart einfach ab.

Eine gewisse Dr. Newman schreibt von Blutfluss und Blutandrang und Schwellung und dass sich das Haargummi spannen wird während des normalen Verlaufs eines und wenn man mit dem Mund.

Da ist sie, bauschig, qualmig und unten schmutzig rotgolden, breitet sich aus am türkisblauen Himmel über der Wüste. Wozu es nicht kommen darf. Wozu China jetzt auch in der Lage ist. Und sonstwer sonstwo womöglich auch. Dutzendware, diese Atompilzaufnahmen.

Nichts kann einem seltsam erscheinen beim Anschauen dieses Filmmaterials, denn es ist wild zusammengestückelt. Alles ist seltsam. Ein Seltsam reiht sich ans andere. Doch dann geschieht etwas Seltsames. Wir sind plötzlich nicht mehr im Kernkraftwerk, und da sind der Mann und der Alligator. Aber jetzt gibt es einen Begleitkommentar.

Der Mann kniet sich vor den Alligator.

Er hat ein Taschentuch in der Hand, und er schwitzt. Der Wissenschaftler kommentiert, dass man im Interesse der Sicherheit bei jeglicher Art von gefährlicher Arbeit strikt demselben Ablauf folgen soll, sei es nun im Atomkraftwerk oder im Zirkus. Er sagt: Dieser Mann wischt sich immer den Schweiß vom Gesicht, ehe er den Kopf in das Maul des Alligators steckt, denn wenn irgendetwas, und sei es nur ein Schweißtropfen, auf die Zunge des Alligators gerät, löst das einen Reflex aus, und das Maul klappt zu.

Aber wie Sie sehen werden, hat der Mann an diesem extrem heißen Tag in Louisiana vergessen, sich das ganze Gesicht abzuwischen.

Sehen Sie genau hin.

Die eine Hälfte seines Gesichts wischt er ab, doch die andere vergisst er.

Und dummerweise fällt ein Schweißtropfen auf die Zunge des Alligators und löst einen Reflex aus.

Die Zuschauer weichen hastig zurück, straucheln, fallen, stehen wieder auf, zerstreuen sich. Einige stolpern über den zurückgelassenen Campingstuhl und die Gehstöcke.

Der Körper des Mannes wird hin und her geschleudert. Seine Fäuste landen für einen Moment auf der Schnauze des Alligators. Er wird nach vorn geworfen, zurück. Seine Beine strampeln. Dann Blut auf dem nackten Rücken, von den Krallen oder vom Herumgeschleiftwerden. Der Alligator schüttelt den Kopf, als wäre er anderer Meinung. Er ist anderer Meinung. Ganz entschieden. Der Alligator versucht mit aller Kraft, dem Mann den Kopf von den Schultern zu reißen. Die ganze Art, wie sich das Tier bewegt, seine Flinkheit, ist abstoßend. Sein Schwanz peitscht und hämmert den Mann in den Dreck.

Die Kamera läuft weiter, denn vielleicht will sich der Mann den Unfall ja später einmal anschauen, falls er ihn überlebt.

Oder vielleicht will er, dass andere ihn sich anschauen.

Es muss eine Schule geben, wo das gelehrt wird: die Kamera nicht zu stoppen. Denn der Kameramann vergisst, die Kamera zu stoppen, allerdings ist längere Zeit nur Erde zu sehen.

Längere Zeit sieht man nur Erde und die Stiefelspitze des Kameramanns. Staubschleier ziehen vorbei, ein schwarzer Stiefel schiebt sich ins Bild und verschwindet wieder, dann gibt es einen Ruck, und der Mann und der Alligator sind wieder vor der Linse.

Er ist nicht tot: Seine Beine bewegen sich.

Wie lange wird es noch dauern?

Als nächstes sieht man einen Flur. Einen leeren, weiß gestrichenen und gefliesten Flur und dann die Farbbalken.

Mir klebt Erdnussbutter am Gaumen. Ich spule zurück, gucke, spule wieder zurück, gucke. Ich suche nach einem Anhaltspunkt dafür, dass der Mann noch lebt. Wenn man lang genug guckt, sieht man alles.

Ich gucke, bis Madeleine nach Hause kommt. Sie lehnt am Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt. Sie spielt an dem Bernsteinanhänger ihrer Kette. Es ist Anfang August, und die Temperaturen bewegen sich seit drei Wochen nahe dreißig Grad. Madeleine sieht in der Hitze wie taubenetzt aus; sie ist sonnengebräunt und luftig gekleidet, und sie bereitet sich gerade darauf vor, die zweite Hälfte des Spielfilms zu drehen, an dem sie zurzeit arbeitet.

Der lebt noch, sagt sie. Er hat eine Alligatorenfarm in Louisiana, in einem Naturschutzgebiet.

Loyola, sagt sie.

Sie stößt sich mit der Schulter vom Türrahmen ab und geht in die Küche, und dann höre ich sie mit der Bratpfanne hantieren. Ich höre Schranktüren gehen, das Zischen von Öl, Gläserklirren. Wenn Madeleine Hunger hat, kocht sie auch um Mitternacht.

Sie kommt wieder heraus, schaut sich im Stehen mit mir die Filmaufnahmen an.

Loyola Soundso, sagt sie. Ich komm noch drauf. Netter Kerl.

Sie hat einen Wodka Tonic mit Eis in der Hand, fummelt mit dem Zeh das Riemchen ihrer einen Sandalette herunter und schleudert sie weg. Die andere noch am Fuß, kommt sie herübergehumpelt, lässt sich auf das Ledersofa sinken, schleudert auch die zweite Sandalette weg und zieht ihre Ringe ab. Große Silberringe mit Bernstein und Türkis, die auf der Glasplatte des Couchtischs klirren.

Er hat es überlebt, sagt sie. Loyola Rosewood.

Ihr neuer Film nimmt Madeleine völlig in Anspruch. Sie verhält sich wie jemand in einem Traum.

Ich spule ganz an den Anfang zurück. Der Mann stolziert wieder vor der Zuschauermenge auf und ab, er hat einen Waschbrettbauch, hält die Fäuste auf Hüfthöhe, ist äußerst muskulös. Er sieht stolz und sehr erschöpft aus. Da ist der silberne Ballon, der ein Loch in den Himmel brennt, der kinetische Glorienschein aus Sonnenlicht im Haar des Mädchens.

Ich hatte was mit dem Typ, sagte Madeleine. Ein Eiswürfel in ihrem Glas zerspringt knackend.

Mit dem Alligatortyp?

Wir hatten was miteinander.

Frank

Frank hat die Fenster offen, und der warme Abendwind fährt in die Handvoll Vergissmeinnicht, die in einem Einmachglas mit gelblichem Wasser auf dem Fensterbrett stehen. Ein paar Blütenblätter treiben auf dem Wasser wie winzige Boote auf einem ruhigen See. Das Glas und die eingetauchten Blumenstengel sind von silbernen Luftbläschen bedeckt. Neben dem Glas liegt eine Stubenfliege, bläulich schillernd, von Spinnfäden und Staub umkrustet. Die Fliege lag schon auf dem rissigen Fensterbrett, als Frank ein paar Monate vor Weihnachten eingezogen ist, zwei Tage vor seinem neunzehnten Geburtstag. Der Wind schlägt mit einem lauten Knall die Tür zu.

Frank verkauft schon seit April auf der George Street Hotdogs, doch er weiß, dass dieser Monat sein bester sein wird. Vier Wochen konstanter Umsätze liegen vor ihm, bis September, bei gutem Wetter sogar noch länger. Er wird jeden Abend arbeiten, bis die Kreuzfahrtsaison endet und die Studenten wieder an die Uni müssen.

Er hört, wie sich in der George Street eine Band einspielt. Er lebt ein paar Straßen vom Zentrum entfernt in einer Einzimmerwohnung, der billigsten Unterkunft, die er finden konnte. Unter ihm wohnt eine Rentnerin, eine ehemalige Avon-Beraterin, über ihm zwei russische Drogenhändler. Jedenfalls behauptet Carol, die Ex-Avon-Beraterin, es seien Drogenhändler.

Im dritten Stock hat früher ein Inuit gewohnt, aber der hat sich am zweiten Weihnachtsfeiertag erhängt. Sie wussten nicht einmal, wie er hieß, und Carol hat deshalb ein schlechtes Gewissen. Sie war es, die damals die Polizei rief, als ihr auffiel, dass der Inuit nicht mehr im Haus ein- und ausging.

Jetzt stellte Frank eine Tasche mit frischgewaschener Wäsche auf seinem Bett ab, öffnete den Reißverschluss und nahm den Stapel säuberlich gefalteter, gebügelter Hemden heraus. Es waren acht. Die Frau im Waschsalon in der Gower Street legte nach dem Bügeln immer weißes Seidenpapier in Franks Hemden, und es gefiel ihm, das leise Knistern zu hören, wenn er sich für den Abend fertigmachte. Er bezahlte extra fürs Bügeln, es war sein einziger Luxus. Er tug gern weiße Hemden, wenn er seine Hotdogs verkaufte. Er sah gern frisch und sauber aus, und welches Waschmittel die Frau auch benutzte – sie hatte hochgegeltes schwarzes Haar und trug Tops zu Leggins mit Leopardenmuster –, seine Hemden rochen immer, als wären sie auf der Leine getrocknet. Er trug eine Baseballkappe, damit keine Haare auf die Hotdogs gelangten. Es war noch nie eine Beschwerde wegen mangelnder Hygiene gekommen.

Er und Carol hatten gewusst, dass der Inuit Probleme hatte, aber sie wollten sich nicht einmischen. Sie hatten ihn mitten in der Nacht schreien und weinen gehört, ihn mit seinen Bierkästen gesehen. Dann war er von der Bildfläche verschwunden. Die Polizisten waren sieben Minuten nach Carols Anruf dagewesen, hatten sich unter den Eiszapfen hindurchgeduckt, die vom Türrahmen hingen. Sie hatten einander gestreift, als sie versuchten, sich auf dem Fußabtreter, den Carol auf eigene Kosten gekauft hatte, um das Loch im Linoleum zu verdecken, die Schuhe abzuputzen. Sie schlossen die Tür hinter sich, und der Luftzug versetzte die Glühbirne in Schwingung, sodass ihre Schatten schrumpften und sich wieder streckten. Die Männer hatten vom Wind gerötete Gesichter und sahen zufrieden aus, als hätten sie den ganzen Tag draußen gearbeitet und würden demnächst nach Hause gehen.

Gibt es denn Anlass zur Sorge?, fragte einer der Beamten Carol, die in der Gesellschaft der Männer wichtigtuerisch und gebrechlich wirkte.

Frank dreht die Dusche auf und nimmt die Rasiercreme aus dem Schränkchen über dem Waschbecken. Er zieht an der Kette über seinem Kopf, und das Licht der nackten Birne, die von der Decke hängt, wirft einen sanften gelben Bogen auf die beigefarbene Wand. Dampf quillt über dem Duschvorhang empor, der transparent und mit großen roten Rosen bedruckt ist. Frank zieht sein T-Shirt aus und beugt sich über das Waschbecken, um seine Bartstoppeln zu begutachten. Er reckt den Hals, überprüft seine Kinnpartie von allen Seiten. Der Spiegel beschlägt, er wischt mit einem Waschlappen einen Streifen frei und fängt an, sich zu rasieren.

Die Wohnung war leer, als er einzog, bis auf eine Kochplatte, einen Kühlschrank und das Bad mit Toilette und Duschkabine. Über dem zugemauerten Kamin befand sich ein Sims, und er hatte gleich als erstes die Urne mit der Asche seiner Mutter aus dem Koffer genommen und mitten auf das Sims gestellt.

Das Herbstlicht war in einem Rechteck durchs Fenster hereingefallen, und er hatte die Messingurne so plaziert, dass das Licht sie traf, sie sah aus, als würde sie sich erwärmen, wenn sie lang genug in der Sonne stand. Er wusste nicht, ob es richtig war, die Urne zur Schau zu stellen, aber er merkte, dass ihm wohler war, wenn er sie sehen konnte.

Er hatte das gesamte Mobiliar seiner Mutter bei einer Haushaltauflösung verkauft, die er im Telegram annonciert hatte. Am ersten Tag in seiner eigenen Wohnung stellte er sich mitten ins Zimmer, er konnte seinen Atem sehen. Er stand da und dachte an seine Mutter. Es gab zwei Fenster, die freien Blick auf den Hafen boten. Frank hatte sich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden gesetzt und lange auf den Hafen hinausgeschaut. Er hatte Stift und Notizblock dabei und schrieb auf, welche Stücke er unter »Zu Verschenken« annoncieren wollte. Es waren Sachen von seiner Mutter, die er weder zu verkaufen noch zu behalten übers Herz brachte: Eine Vinylschallplatte, noch in der Zellophanverpackung, mit der Ansprache, die der Papst bei seinem Besuch 1984 an das neufundländische Volk gerichtet hatte, ein Rosenkranz mit Perlen aus Narwal-Elfenbein, eine von seiner Mutter eigenhändig geknüpfte Fußmatte, ein Porträt des Papstes mit zum Segen erhobener Hand.

Während er dort saß, beschloss er, sich ein Wasserbett zu kaufen. Er hatte sich immer vorgestellt, dass er als erfolgreicher Mann mal ein Wasserbett haben würde, aber jetzt kam ihm der Gedanke, dass er durch den Kauf des Bettes den Mann, zu dem er werden wollte, heraufbeschwören könnte. Man schaffte sich ein Wasserbett an und wurde dadurch die Sorte Mann, die ein Wasserbett besaß.

Frank hatte gewartet, bis seine Mutter gestorben war, ehe er ihre Wohnung kündigte. Obwohl er die Hoffnung aufgegeben hatte, das nötige Geld zusammenzubringen, um sie in die Mayo-Klinik schicken zu können, hielt er aus einer Art Respekt und Treue an dem Glauben fest, dass sie wieder gesund werden könnte. Bei seinen täglichen Besuchen im Krankenhaus redete er jedesmal davon, dass er nach einem günstigen Flug Ausschau halte und dass die medizinische Versorgung in der Mayo-Klinik besser sei als alles, was in Neufundland zu kriegen war. Doch der Krebs seiner Mutter war zum Zeitpunkt der Diagnose bereits so weit fortgeschritten, dass keine Hoffnung mehr bestand, selbst wenn er genug Geld für die Mayo-Klinik gehabt hätte.

Die Polizisten klopften mehrmals bei dem Inuit an die Tür. Dann kam einer von ihnen wieder zu Carol herunter und lieh sich ein Buttermesser aus, mit dem sie die Tür aufstemmten. Frank trat ins Treppenhaus, und er und Carol horchten. Sie standen da, Frank starrte auf Carols pinkfarbene Puschelpantoletten und ihre pfirsichgelb lackierten Zehennägel, und dann hörten sie einen Laut. Einen menschlichen Laut, kein Schrei, aber unüberhörbar, der Überraschung und zugleich Entsetzen ausdrückte, er kam direkt aus dem Bauch. Frank hörte den einen Polizisten sagen: Der hat sich aufgehängt da drin, Greg.

Frank löste den Blick vom Boden, Carol hatte die Hand vor den Mund geschlagen, ihre Fingernägel waren in derselben Farbe lackiert wie ihre Fußnägel, und ihre Augen sahen hinter den Brillengläsern wässerig aus. Sie hatten nicht bewusst beschlossen, ins Treppenhaus zu treten, doch jetzt standen sie da. Der Inuit war einundzwanzig gewesen, zwei Jahre älter als Frank, er war drei Monate früher eingezogen, trank unablässig und blieb für sich, bis auf das eine Mal, als er mit Frank zusammen den Gehweg freigeschaufelt hatte.

Frank hörte einen dumpfen Aufschlag, es musste der Leichnam sein, der aus der Schlinge befreit worden war. Die Polizisten unterhielten sich leise. Sie klangen ehrfürchtig und verstört zugleich. Frank und Carol standen wie angewurzelt da, sie hatten in der Woche vor Weihnachten beide eine wachsende Beklemmung verspürt, ohne allerdings je darüber gesprochen zu haben.

An Heiligabend hatte Frank bei Carol geklopft und ihr eine Schachtel Pralinen überreicht, und sie hatte gesagt, sie habe auch etwas für ihn. Er erwiderte, das sei doch nicht nötig, aber sie sagte: Komm doch herein, bitte. Er sah, dass ihre Wohnung größer war als seine, aber er blieb in der Tür stehen, während sie im Schlafzimmer Schubladen aufzog und zuknallte, es dauerte ewig, und dann hörte er, wie Klebeband abgerissen wurde.

Er stand da und wartete, und schließlich kam sie wieder, blies sich das Haar aus der Stirn, als wäre sie außer Atem, und überreichte ihm das Geschenk. Er packte es aus, es war eine Flasche Männerparfüm von Avon. Die Flasche hatte die Form eines Pferdes, das ein Vorderbein anhebt. Die Hälfte des Parfüms war bereits verbraucht.

Carol fragte ihn, ob er hereinkommen und ein Glas Scotch mit ihr trinken wolle, sofern er alt genug sei, um Alkohol zu trinken, und dann begannen gegenüber in The Kirk, der St. Andrew’s Church, die Dudelsäcke zu spielen, und Frank sagte, dass sie wegen dieses Typs aus dem dritten Stock vielleicht die Polizei rufen sollten. Er hielt immer noch das Glaspferd und das zusammengeknüllte Geschenkpapier in der Hand.

Carol war kleiner als Frank, und sie trug eine Bifokalbrille. Die untere Hälfte der Brillengläser vergrößerte die weichen Tränensäcke unter ihren Augen, die sehr hell und zart geädert waren; ihre Wimpern waren fast durchsichtig. Sie umfasste die Kante des Türrahmens, schaute zu ihm hoch und zwinkerte mehrmals heftig, während sie entschied, was zu tun war.

Keiner von ihnen wollte hochgehen und klopfen.

Sie hatten ihn aus Taxis herausstolpern sehen, zu jeder Tages- und Nachtzeit vor sich hinsingen hören. Und jetzt seit zwei Tagen plötzlich nichts mehr.

Am Nachmittag seines Umzugs war Frank zur Bushaltestelle hinuntergegangen, hatte den Zweier-Bus zur Village Mall genommen und bei Sears auf fünf oder sechs Betten probegelegen. Er legte sich hin und breitete die Arme aus, wobei er darauf achtete, dass seine Stiefel nicht die Matratze berührten. Ein Mann kam vorbei und fragte, ob er ihm helfen könne, und Frank sagte, er wolle ein Wasserbett, und zwar mit Anlieferung.

Der Mann sagte, Wasserbetten seien das Teuerste, was es an Betten gebe. Frank lag immer noch auf dem Rücken. Die Decke war hoch über ihm.

Ich habe einen Haufen Geld, sagte Frank.

Die Polizisten kamen wieder aus der Wohnung und gingen im Treppenhaus an Carol und Frank vorbei, und Frank merkte, dass er im Weg stand, also kehrte er in seine Wohnung zurück und machte die Tür zu. Dann öffnete er sie wieder, blieb stehen und guckte, für den Fall, dass man seine Hilfe beim Transport der Leiche brauchte.

Ein Krankenwagen kam, und zwei Sanitäter legten die Leiche auf eine Trage und schafften sie mit Hilfe des einen Polizisten die Treppe hinunter. Sie dirigierten einander, das Gesicht von der Anstrengung verzerrt. Einer der Sanitäter stieß sich im zweiten Stock die Fingerknöchel am Treppengeländer. Er blieb stehen, stützte die Trage auf der Hüfte ab und schüttelte die Hand vor Schmerz. An den Fingerknöcheln der linken Hand war die Haut abgeschürft, und sein weißes Hemd war voller Blut. Frank brachte ihm eine Rolle Küchenkrepp, und der Sanitäter umwickelte sich die Hand, und dann fiel ihm die Rolle herunter, sie purzelte die Treppe hinab und rollte bis zur Haustür.

Frank und der Inuit hatten eines Morgens nach einem Schneesturm zusammen den Gehweg freigeschaufelt, die Sonne war herausgekommen und die Straße war von einem schmerzhaft grellen Weiß, und die vom Schneepflug aufgetürmten Berge reichten ihnen bis über den Kopf. In der ganzen Straße waren Autos unterm Schnee begraben.

Kinder kamen in ihren Schneeanzügen heraus, ihre Stimmen und das Klirren der Schaufeln trugen weit in der klaren Luft. Die Leute schippten, und jeder Schaufelschwung zog einen feinen Schneeschleier hinter sich her, der glitzernd in der Luft hing. Wo der Asphalt hervorlugte, war er glänzend schwarz wie Lackleder. Der Verkehr war praktisch zum Erliegen gekommen.

Frank und der Inuit nickten einander zu und dann schaufelten sie über eine Stunde lang. Sie machten sich nicht miteinander bekannt. Der Moment dafür kam, war da und verstrich, ohne dass einer von beiden etwas gesagt hätte.

Der Inuit trug eine Sonnebrille und einen gelben Anorak, er hatte blauschwarzes Haar, und er schaufelte ohne jede Mühe, machte regelmäßig kurze Pausen, in denen er sich auf seine Schaufel stützte, und kam trotzdem schneller voran als Frank.

Die junge Krankenschwester von gegenüber, seit kurzem alleinerziehende Mutter, versuchte, rückwärts über den vom Schneepflug aufgetürmten Schnee aus ihrer Ausfahrt herauszufahren, sie trat aufs Gas, sodass der Motor schrill aufheulte. Sie gingen hinüber, um sie anzuschieben, und Frank sagte ihr, in welche Richtung sie das Lenkrad drehen sollte, im Rückspiegel sah er ihre Augen, sie waren braun, und er hätte alles gegeben, um sie zu küssen und mit ihr ins Bett zu gehen. Er hatte sie schon seit ihrem Einzug im Auge, und sie winkte ihm immer zu und rief Hi, und manchmal war das den ganzen Tag lang das einzige, was jemand zu ihm sagte.

Er und der Inuit lehnten sich mit aller Kraft gegen den Wagen, der Inuit hatte sich die Sonnenbrille ins Haar geschoben und grinste Frank an, er wusste Bescheid, er hatte gesehen, wie Frank das Mädchen im Rückspiegel angeschaut hatte, und sie lachten und schaukelten die verdammte Karre, bis die Räder griffen und sie bis zur Taille mit Schneematsch bespritzten, das Mädchen fuhr ein paar Meter und hielt dann am Straßenrand, und dann kam sie zu ihnen zurückgelaufen und rieb mit dem Ende ihres Schals an ihnen beiden herum, sie war fast auf den Knien, wischte den Matsch ab und sagte immer wieder, tut mir leid, tut mir leid, und Frank und der Inuit grinsten einander an.

Frank trat aus der Dusche, in das einzige Handtuch gewickelt, das er besaß. Er nahm ein Hemd vom Stapel, hielt es an den Schultern und schüttelte es ein wenig, sodass das Seidenpapier zu Boden schwebte. Er hatte sich den Rücken abgetrocknet, war jedoch schon wieder feucht vom Schweiß, weil es so heiß war. Er zog das Hemd an und rollte die Schultern, damit es richtig saß, nahm Wechselgeld für den Abend aus dem Umschlag, den er unter seinem Nachttisch aufbewahrte, steckte es in die Hemdtasche und knöpfte sie zu. Dann machte er das Licht aus und schmetterte die Tür ins Schloss.

Als er die Treppe herunterkam, stieg eine Schar Tauben vom Gehweg auf. Sie gurrten und ließen sich wieder nieder, um nach den Brotkrumen zu picken, die ihnen jemand hingeworfen hatte. In Franks leerem Apartment rannen Wassertropfen in zögerlichen Schlangenlinien am Plastikduschvorhang hinunter, und in dem Einmachglas am Fenster stiegen einige der Lufbläschen an den Blumenstengeln zur Oberfläche auf, wo sie lautlos zerplatzten. Der Wind stubste die Blumen gegeneinander, und die Stengel tänzelten über den Boden des Glases.

Colleen

Die Tür des Fahrstuhls geht schwungvoll auf, und Colleen sieht einen Richter durch einen langen Flur auf sich zukommen. Er eilt vorwärts, Stirn zuerst, und die Ärmel seiner schwarzen Robe bauschen sich. Das reflektierte Licht der Neonröhre saust über seine glänzende Glatze wie ein fahrender Zug.

Sie nimmt an, dass er Richter ist; er überragt sie. Colleen ist siebzehn, schmächtig, sie hat sehr helle Haut und über der Nase ein paar zarte Sommersprossen. Ihr Haar ist kraus, fast schwarz, wie Bitterschokolade, und im Nacken mit einem regenbogenfarbenen Schnürsenkel zusammengebunden. Sie trägt eine offene, unschuldige Miene zur Schau. Doch kürzlich ist sie bei dem Versuch erwischt worden, Forstgeräte im Wert von mehreren tausend Dollar zu zerstören. Colleen Clark hatte Zucker in die Benzintanks mehrerer Bulldozer gekippt, die einem gewissen Mr. Gerry Duffy gehören; der Diversionstermin war für Anfang August angesetzt, und sie hatte sich den ganzen Juli über abwechselnd selbstsicher und dann wieder unsicher gefühlt. Sie hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass der Tag vorbei sein würde. Und sie hatte ihre ganze Vorstellungskraft auf den restlichen Sommer nach dem Termin gerichtet. Dass sie in einem Fahrstuhl stehen würde, um wenig später Mr. Duffy gegenüberzutreten, hatte sie sich allerdings nicht vorgestellt. Sie hatte sich nicht diesen Richter vorgestellt oder die Schweißtröpfchen, die sie am Haaransatz auf ihrer Stirn spürte. Sie hatte sich nicht das Maß und die Färbung ihrer Furcht vorgestellt.

Mr. Duffy wartet in einem Büro einige Stockwerke weiter oben, um mit ihr darüber zu sprechen, welcher Schaden entstanden ist und wie sie ihren Vandalismus durch gemeinnützige Arbeit abbüßen könnte.

Colleen betrachtet das Spiegelbild des Richters in der Messingverkleidung des Fahrstuhls. Seine Brauen hängen ihm in die wässerigen Augen. In dem polierten Metall ist sein Gesicht verzerrt.

Der scharfe Geruch von Rasierwasser steigt ihr in die Nase, sie schmeckt es hinten am Gaumen. Mit sechs hat sie ihrem Vater eine Präsentpackung mit vier Flaschen Aqua Velva zu Weihnachten geschenkt. Eigentlich war David ihr Stiefvater, aber sie hat das nie so empfunden. Für sie war er immer ihr Vater, und an jenem Weihnachten war sie von der Idee besessen, ihm etwas zu schenken. Sie hatte in dem Jahr zum ersten Mal Taschengeld bekommen und den größten Teil davon in einem rosa Plastiksparschwein mit Gummistöpsel im Bauch gesammelt. Sie hatte die Scheine mit einer Gabel herausangeln müssen.

Als Colleen und ihre Mutter Beverly zwei Tage vor Weihnachten den Wal-Mart in der Avalon Mall betreten wollten, Wind und Schneegestöber im Rücken, wurden sie von einer Frau mit weißer Schürze, auberginefarbenem Lippenstift und großen Zähnen empfangen, die ein Gerät mit einem Satz surrender Klingen an eine Karotte hielt, woraufhin hauchdünne Scheibchen durch die Luft flogen.

Was man da an Zeit sparen könnte, hatte Beverly gesagt und in die Hände geklatscht. Beverly hatte kurzes lockiges Haar, das sie, sobald die ersten silbernen Strähnen an ihren Schläfen erschienen waren, radikal tiefschwarz gefärbt hatte. Sie hatte große, auffällige, strahlende Augen – das Weiß unterhalb der Iris war sichtbar. Die kleinen Fältchen in ihren Augenwinkeln verliehen ihrem Gesicht etwas Eindringliches, Markantes. Sie konnte hingerissen oder sehr kritisch dreinschauen, doch wenn sie lächelte, veränderte sich ihr Gesicht vollkommen. Wenn Beverly lächelte, sah sie mädchenhaft und auf eine übermütige Weise großzügig aus. Ihre Gefühle zeichneten sich zu unverhohlen und deutlich auf ihrem Gesicht ab, als dass man sie für hübsch gehalten hätte. Aber sie war außerordentlich attraktiv.

Die Frau mit dem Gemüseschneider nahm sich jetzt eine Zwiebel vor und dann wahrhaftig sogar ein Stück dunkelrotes Fleisch. Was immer in die Nähe der surrenden Klingen geriet, behielt noch für den Bruchteil einer Sekunde seine Form und zerfiel dann in tausend schlaffe Scheiben.

Es schneite schon seit dem frühen Morgen. Der Parkplatz lag unter einer Schneedecke, und die Autos mit ihren weichen weißen Hauben sahen friedlich aus, wie aneinandergedrängt. Männer und Frauen in orangefarbenen Westen schwenkten Leuchtstäbe, um den Verkehr zu regulieren. Das Scheinwerferlicht der Busse durchschnitt den grauen Dämmer des Nachmittags.

Das Aqua Velva war das erste Geschenk in Colleens Leben, das sie selbst ausgewählt hatte. Ein Turm aus Schachteln, die raffiniert, immer ein wenig versetzt, aufeinandergestapelt waren, sodass sie sich wie eine Wendeltreppe in die Höhe wanden. Riesige Weihnachtskugeln hingen von den Deckenbalken, aus den Lautsprechern plätscherten weihnachtliche Melodien, Menschen in bunten Jacken kamen hereingewirbelt und verschwanden wieder wie die bunten Glasstückchen in einem Kaleidoskop.

Colleens enger roter Wollmantel mit den schwarzen Samtbesätzen und dazu passenden Knöpfen roch drinnen im Kaufhaus nach der Kälte. Der Mantel stammte aus einer teuren Boutique für Kinderkleidung in der Duckworth Street, der ersten ihrer Art in St. John’s, die nach nur einer Saison wieder zugemacht hatte. Beverly hatte den Mantel vier Monate lang im Auge behalten, hatte verfolgt, wie der Preis immer weiter gesenkt wurde, und ihn dann im Frühjahr beim Räumungsverkauf für den folgenden Winter erstanden. Bis dahin waren Colleen die Ärmel natürlich zu kurz, aber sie musste ihn trotzdem tragen.

Beverly hatte Colleen in einen Einkaufswagen gehoben, wo sie sich nun festklammerte, während ihre Mutter ohne Rücksicht auf Verluste mit ihr durchs Gedränge stürmte, bis sie schließlich einen elektrischen Rollstuhl rammte und der Einkaufswagen sich an einem herausragenden Teil verfing.

Die Frau im Rollstuhl war fettleibig. Ihr Körper bestand aus drei klar definierten Fettwülsten, die übereinander lagen und Colleen an das Softeis erinnerten, das bei Moo Moos aus der Maschine kam. Die glänzendroten Gummistiefel der Frau reichten nicht ganz bis auf die Fußstütze hinunter, und sie trug einen Pullover, auf den ein Weihnachtsbaum mit blinkenden grünen Lichtern appliziert war.

Colleen ging in die erste Klasse, und man hatte sie gelehrt, Erwachsenen in die Augen zu sehen, ihnen zur Begrüßung die Hand zu geben und nicht zu nuscheln. Aber die Frau im Rollstuhl machte ihr Angst. Vom Einkaufswagen aus, der jetzt nur noch auf zwei Rädern stand und heftig gerüttelt wurde, schaute Colleen auf den Kopf der Frau hinunter. Fettiges weißes Haar lag flach auf ihrem Schädel. Man sah noch die Furchen, die der Kamm gezogen hatte, und die rosa Kopfhaut schimmerte durch.

An alldem war nur ihre Mutter schuld – ihre Mutter mit diesem Draufgängertum in jeder Lebenslage, das sich meistens auszahlte, manchmal aber völlig in die Hose ging.

Beverly

Beverly wartete im Food-Court im Erdgeschoss des Atlantic Place, nachdem sie zugesehen hatte, wie Colleen den Fahrstuhl neben der Bank betrat. Bevor sich die Tür schloss, hatte Beverly noch gerufen: Es ist keine Schande, im Unrecht zu sein.

Sie redeten nicht viel dieser Tage. Beverly betrachtete den Vandalismus als persönlichen Affront. Colleen hatte den neufundländischen Fichtenmarder schützen wollen, eine gefährdete Spezies.

Da wird eine ganze Spezies ausgelöscht, hatte sie ihre Mutter angeschrien.

Fichtenmarder, hatte Beverly gesagt. Sie begriff nicht, was Colleen mit ihrem Versuch, diese Tiere zu retten, zum Ausdruck bringen wollte.

Das sind Nagetiere, sagte sie.

Die sind am Aussterben, Mutter, endgültig, sagte Colleen. Irgendwie hatte Beverly eine Tochter großgezogen, deren Stimme manchmal schrillte wie eine Feuersirene. War das genetisch? Kam es aus einer früheren Generation? Beverly hatte nie auch nur ein Bild von einem Fichtenmarder gesehen. Es gab eine ganze Untergruppe von Tieren – Eichhörnchen, Dachse, Biber, Ratten, meist mit grauem oder braunem Fell und, wenn überhaupt, nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen –, die Beverly nicht interessierten. Warum nicht gleich Albino-Tiger?

Ich bin mir sicher, dass wir auch ohne sie zurechtkommen, hatte sie geantwortet. Sie fragte sich, was David gedacht hätte.

Beverly hatte David, Colleens Stiefvater, bei einem Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt. David nahm zusammen mit einer Barkeeperin aus der Innenstadt teil, deren Mann sie während der Schwangerschaft verlassen hatte. Die Barkeeperin hatte ihn gebeten, den Kurs mit ihr zu besuchen – ihr Geburtsbegleiter zu sein –, weil sie sich alleine nicht traute.

Sie hatte David in der Bar, in der er seit seinem neuzehnten Lebensjahr Stammgast war, während der Happy Hour einen Dry Martini serviert. Dann hatte sie sich die Hand auf den Mund gelegt, wie um sich vom Sprechen abzuhalten. Sie kannten sich seit der Highschool.

Was ist denn los?, hatte er gefragt. Sie hatte ihm von der Schwangerschaft erzählt und dabei den Ehering von ihrem Finger gewunden. Dann kam sie hinter dem Tresen hervor und ging zur Toilette, er hörte die Spülung, und sie kam ohne den Ehering wieder. Als sie ihn gebeten hatte, bei der Geburt dabeizusein, war er knallrot geworden.

Wir sind doch Freunde, oder?, hatte sie gefragt. Er hatte gesagt, es werde ihm eine Ehre sein.

Beverly besuchte den Geburtsvorbereitungskurs allein, sie hatte sich an dem Wochenende bevor sie herausfand, dass sie schwanger war, von ihrem Freund getrennt. Abtreibung kam nicht in Frage; die Vorstellung, ein Kind zu bekommen, hatte sie schnell mit Begeisterung erfüllt. Die Schwangerschaft schärfte ihre Sinne, gab ihr etwas Strahlendes, machte sie weicher. Sie wurde anmutiger und bedächtiger.

Dem Vater, einem lahmen katholischen Anwalt, der bei seiner Mutter wohnte, hatte sie es bei einem Mittagessen in der Stadt erzählt.

Er hatte seine Serviette zu einem Ball zusammengeknüllt, die Faust gehoben, die Serviette fallen lassen. Sie sahen beide zu, wie sie sich auf dem Tisch entfaltete. Die Serviette öffnete sich wie eine Blüte in einem Zeitrafferfilm.

Wie konntest du zulassen, dass das passiert?, zischte er. Was sie für Sanftmut gehalten hatte – seine ruhige, bescheidene Art – war tatsächlich Selbstzufriedenheit. Lahm und nörgelig, stellte sie fest. Sie wartete auf das, was kommen musste. Beobachtete, wie eine unverschämte, verzweifelte Hoffnung sein Gesicht erhellte.

Bist du sicher, dass es von mir ist?, fragte er. Seine Stimme war schwach. Kaum mehr als ein Flüstern.

Sie hatte ihn aus einer Art Pflichtgefühl einbeziehen wollen. Es erstaunte und erleichterte sie, zu sehen, dass er sich vor ihren Erwartungen fürchtete.

David hatte während des ganzen Kurses Scherze gemacht, er hatte der Barkeeperin in den Pausen Tee geholt, gewartet, bis sie den ersten Schluck genommen und kommentiert hatte und war dann zurück in die Cafeteria gegangen, um ihr noch mehr Milch oder Zucker zu besorgen. Beim Ansehen der Geburtsvideos hatte er feuchte Augen bekommen, und als das Licht wieder anging, hatte er der Barkeeperin energisch über den Bauch gestrichen, als könnte er es gar nicht erwarten.

Viele der Männer hatten den Blick auf den Boden geheftet, erzählte Beverly, aber David schaute gebannt zu, so wie die Frauen alle. Eines Abends stand sie an der Verkaufstheke von Tim Hortons zufällig hinter ihm in der Schlange. Sie unterhielten sich über den Regen und den Verkehr, und dann weiteten sich Beverlys Augen schlagartig, weil sie einen Tritt im Bauch gespürt hatte – ein Ausdruck blanker Ehrfurcht breitete sich auf ihrem Gesicht aus –, und David verliebte sich zum ersten Mal in seinem Leben.

Deine Mutter war einfach verflucht schön, hatte er oft zu Colleen gesagt. Colleen liebte ihn mit einer Loyalität, die verhinderte, dass sie allzuviele Fragen über ihren leiblichen Vater stellte. Sie hatte sich ein paarmal mit ihm getroffen, und er war ihr ältlich und fremd vorgekommen. Sie sah die Sache so: David hatte sie erwählt.

Colleen

Als Colleen sechs war, ging in ihrer Klasse in der Vorweihnachtszeit ein Magen-Darm-Virus um. Während sie in dem Einkaufswagen saß, der in den Rollstuhl verkeilt war, spürte Colleen eine leichte Veränderung in ihrem Innern. Sie hätte nicht sagen können, wovor sie Angst hatte; die roten Gummistiefel der Frau waren zu bunt und kindlich.

Colleens Stiefvater starb überraschend an einem Aneurysma, als sie dreizehn Jahre alt war. Im Beerdigungsinstitut hörte sie damals einen Mann sagen: Den hat’s gefällt wie eine Eiche. Der Tod, als er kam, war stur und harsch; er war, wie er war.

Die Angst, die sie an jenem Tag im Einkaufszentrum verspürte, wurde durch den Lärm und ein aufkommendes Fieber gesteigert. Die Weihnachtskugeln schwankten, von einem rätselhaften Luftzug unter der Decke in Bewegung versetzt. Wenn sie daran zurückdenkt, spürt sie wieder jene gefährliche, zunehmende Durchlässigkeit, die Auflösung der Membran zwischen Kindheit und Erwachsenendasein.

Sie würde bald um Dinge wissen, für die sie eigentlich noch zu jung war. Die Frau im Rollstuhl drehte den Kopf und rief: Himmelherrgottnochmal! Die grünen Lichter ihres Pullovers warfen ein Muster aus hüpfenden Flecken auf ihren Hals.

Der Motor des blockierten Rollstuhls heulte auf, und es roch leicht nach heißem Metall. Colleens Mutter rüttelte heftig am Einkaufswagen, um ihn von dem Rollstuhl loszubekommen. Colleen wurde auf die eine Seite des Wagens geschleudert und mit der Wange an das Drahtgeflecht gepresst, fast wäre sie herausgefallen.

Die Schaulustigen, die sich um sie geschart hatten, begannen ihnen Ratschläge zuzurufen. Schließlich trat ein Mann im Tweedmantel vor, hob Colleen aus dem Einkaufswagen und befreite diesen mit einem einfachen Handgriff.

Die Frau im Rollstuhl schrie Beverly an: Du Stück Scheiße! In ihren Augen stand blanker Hass, der ihre Mutter, wie Colleen merkte, im Innersten traf.

Dann wendete die Frau mit einer Reihe geschickter, ruckartiger Bewegungen ihren Rollstuhl und sauste durch den Gang davon, fuhr Schlenker um andere Kunden und rammte schließlich das Aqua-Velva-Arrangement, sodass die oberen Schachteln eine nach der anderen wie in Zeitlupe herunterglitten und dumpf auf dem Boden aufschlugen, bis sich der gesamte Turm neigte und auseinanderfiel. Der Mann im Tweedmantel zog seinen Handschuh aus und reichte Beverly die Hand.

Sie sind wirklich ein Engel, sagte sie.

Sie schloss die Augen, legte sich die zitternden Hände über die Ohren, strich sich das Haar glatt. So stand sie da, die Augen geschlossen, die Hände am Kopf, während die Wut der Frau noch in ihr nachwirkte.

Und das an Weihnachten, flüsterte sie. Dann öffnete sie die Augen und war wiederhergestellt. Sie besaß die Fähigkeit, sich mühelos zu regenerieren. Gerade noch kurz vor dem Zusammenbruch, konnte sie im nächsten Moment pure Heiterkeit ausstrahlen.

Die Leute sollten wirklich besser aufpassen, sagte sie.

Ich wollte eigentlich nur eine Mikrowelle kaufen, platzte der Mann heraus. Was immer du willst, hab ich zu meiner Frau gesagt. Aber in diesem ganzen gottverdammten Einkaufszentrum gibt es weit und breit keine Mikrowelle.

Es sind einfach alle gestresst, sagte Beverly. Sie hob die Hände, um den Mann auf das weihnachtliche Schlachtfeld hinzuweisen, das sie umgab. Der Mann schaute sich um. Dann bleckte er die Zähne zur Karikatur eines fröhlichen Lächelns.

Wenn es nach mir ginge, gäbe es kein Weihnachten, sagte der Mann.

Das sehe ich genauso, sagte Beverly. Lieber eine private, stille Feier des Lebens. Die Bemerkung verwirrte den Mann.

Also, ich denke ja eher an eine Spülmaschine, sagte er zaghaft. Das war meine Vorstellung, aber meine Frau hat gesagt, eine Mikrowelle.

Spülmaschine oder Mikrowelle, das kommt aufs gleiche heraus, verkündete Beverly.

Eine richtig schöne Spülmaschine, sagte der Mann.

Ist sie Vollzeitmutter? Beverly verspürte eine gewisse Verachtung gegenüber Frauen, die ihren Beruf unter dem Vorwand aufgaben, ihre Kinder großziehen zu müssen, wo doch die meisten normalen Menschen beides hinkriegten, aber sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen dieser Ansicht und schützte deshalb oft Neid vor.

Nicht einen Tag hat sie gearbeitet in ihrem Leben, sagte der Mann stolz.

Ich sag’s Ihnen, eine Spülmaschine.

Eine Spülmaschine würde sie bestimmt freuen, sagte er.

Stellen Sie sich vor, was für ein Gesicht sie machen wird, wenn sie die sieht.