Jesper Bengtsson Ikone der Freiheit
Aung San Suu Kyi. Eine Biographie
Aus dem Schwedischen
von Andreas Brunstermann
ISBN 978-3-86789-546-0
Deutsche Erstausgabe, 1. Auflage
© 2013 by BEBUG mbH / Rotbuch Verlag, Berlin
Titel der Originalausgabe: »Aung San Suu Kyi.
En Kamp för Frihet. Biografi«
© 2009 by Norstedts, Stockholm
Umschlaggestaltung: fuxbux, Berlin
Umschlagabbildung: Joachim Ladefoged / VII
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Rotbuch Verlag
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10178 Berlin
Tel. 01805 / 30 99 99
(0,14 Euro/Min., Mobil max. 0,42 Euro/Min.)
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1. »Ich habe mich immer frei gefühlt«
2. Der Schwimmer
3. Heimkehr
4. Das Erbe
5. Schüsse im Sekretariat
6. Die Wahlkampagne
7. Kindheit
8. Suu aus Burma
9. Familienleben aus dem Koffer
10. Hausarrest
11. Die Welt erwacht
12. »Meine Suu«
13. Mordversuch
14. Die Safran-Revolution
15. All diese Jahrestage
Danksagungen und Quellen
Für Linnea und Ruth
»Als Mutter war es mein größtes Opfer, auf meine Söhne zu verzichten. Aber ich wusste, dass es andere gab, die weitaus mehr opferten. Natürlich habe ich meine Wahl nicht leichten Herzens getroffen, doch ich tat es ohne Vorbehalte und ohne zu zögern. Gleichwohl wünschte ich, nicht all diese Jahre mit meinen Kindern verloren zu haben. Viel lieber hätte ich mit ihnen zusammengelebt.«
Aung San Suu Kyi
Das Osloer Rathaus war bis auf den letzten Platz besetzt, als Aung San Suu Kyi am 16. Juni 2012 ihre Nobelpreisrede hielt. Norwegische und internationale Medien beschrieben diesen Tag als das größte Ereignis in der Geschichte des Nobelpreises.
Eigentlich hätte Aung San Suu Kyi schon 1991 in Oslo anwesend sein sollen, um den ihr zugesprochenen Preis entgegenzunehmen, doch zu dieser Zeit stand sie unter Hausarrest, und die Dankesrede wurde stattdessen von ihrem Sohn Alexander gehalten. 21 Jahre waren also seit der Zuerkennung des Preises vergangen, und schon vor 23 Jahren war Aung San Suu Kyi in Burma zum ersten Mal unter Hausarrest gestellt worden. Während all dieser Jahre war sie von der Militärjunta eingesperrt gewesen und musste gleichwohl das Angebot zum Verlassen des Landes ablehnen, weil ihr klar war, dass sie niemals hätte zurückkehren können.
Nicht einmal, als ihr schwer an Krebs erkrankter Mann in England auf dem Sterbebett lag, wagte sie, sich in ein Flugzeug zu setzen und Rangun zu verlassen. Noch dazu verweigerte das Regime in Burma ihrem Mann, der seine letzten Tage gern mit ihr verbracht hätte, eine Einreisegenehmigung in das Land.
Doch im Juni 2012 befand sich Burma an einem Scheideweg. Anderthalb Jahre zuvor war eine Wahl abgehalten und eine Zivilregierung in der neuen Hauptstadt Naypyidaw eingesetzt worden. Ein Reformprozess wurde eingeleitet, und obwohl viele noch immer an den Absichten des Regimes zweifelten, das Land von Grund auf zu demokratisieren, gab es positive Schritte zu verzeichnen. Die Medien hatten größere Freiheiten bekommen, einige seit den 1990er Jahren im Ausland lebenden Journalisten diskutierten eine Rückkehr nach Burma und viele der prominentesten politischen Gefangenen waren entlassen worden.
Kurz nach dieser Wahl hatte das Regime endlich auch Suu Kyi aus der letzten, sieben Jahre währenden Gefangenschaft entlassen. Bei einer Nachwahl im April hatten 40 Politiker aus Aung San Suu Kyis Partei, der National League for Democracy (NLD), Parlamentssitze errungen. Auch Aung San Suu Kyi hatte kandidiert und einen Sitz gewonnen. Allein hierdurch war in den Beziehungen zwischen ihr und den Machthabern in Burma eine dramatische Veränderung eingetreten, denn in den vergangenen 23 Jahren hatten diese mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, Aung San Suu Kyi von offiziellen politischen Aufgaben fernzuhalten. Bei der 1990 durchgeführten Wahl war sie, ebenso wie bei der Wahl 2010, von einer Kandidatur ausgeschlossen worden.
Doch nun stand sie also dort, im Rathaus von Oslo, in einer dunkellila Bluse und einem silberweißen Longyi, mit einer weißen Blume im Haar, und hielt die Nobelpreisrede, die ihr vor 21 Jahren verweigert worden war.
Zu jener Zeit, als sie in der University Avenue in Rangun unter Hausarrest gestellt war, führte sie in ihrer Rede aus, habe der Nobelpreis ihr klar gemacht, dass die Welt sie nicht vergessen hatte. Die Verleihung des Preises durch das norwegische Nobelpreiskomitee habe zur Folge gehabt, dass sich die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sie und die Bestrebungen der Demokratiebewegung in Burma richtete. Zwei Jahre hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt in Hausarrest verbracht. Jetzt waren die demokratischen Strömungen auf nationaler Ebene in Gang gekommen und konnten sich auch international ausbreiten.
In Oslo berichtete sie von den positiven Tendenzen, die sich im Laufe des vergangenen Jahres im politischen Leben Burmas abgezeichnet haben, brachte aber auch deutlich zum Ausdruck, dass noch enorme Anstrengungen erforderlich seien. Als sie für die Nachwahl im April kandidiert hatte, war ihr die Frage gestellt worden, wo sich Burma auf einer demokratischen Skala von 1 bis 10 befände. »Wir sind auf dem Weg zur Eins«, hatte sie damals geantwortet. Obwohl in Burma seitdem weitere Schritte zur Öffnung des Landes erfolgt sind, klang in ihrer Nobelpreisrede doch ein Echo der skeptischen Haltung durch. Sie erwähnte auch die politischen Gefangenen, die in Burma noch immer hinter Gittern sitzen. »Ich stehe hier, weil ich selbst einmal wegen meiner politischen Gesinnung eingesperrt war«, sagte sie. »Aber wenn Sie mich jetzt hier sehen und mir zuhören, liebe Freunde, denken Sie bitte auch an die wahren und oft zitierten Worte, dass nur ein einziger wegen seiner Gesinnung einsitzender Gefangener ein Gefangener zu viel ist. In meinem Land gibt es deutlich mehr als nur eine Person, die noch immer in Unfreiheit lebt und nicht an einem gerechten System teilhaben kann.«
Aung San Suu Kyi hob in ihrer Rede auch die ethnischen Konflikte in Burma hervor – ein entscheidender Punkt, wenn es um die Möglichkeiten des Landes geht, einen echten Prozess für mehr Demokratie und Offenheit einzuleiten. Einige der ethnischen Gruppen, die früher Krieg mit der Militärjunta geführt hatten, saßen nun in Verhandlungen mit der »zivilen« Regierung, die nach der Wahl 2010 die Geschäfte übernommen hatte. In großen Teilen des Landes hingegen hatte sich der Konflikt intensiviert. Nach einer 15-jährigen Waffenruhe hatte das Kachin-Volk im Norden Burmas kurz nach der Wahl wieder zu den Waffen gegriffen, und Zehntausende von Zivilisten waren von der Offensive des burmesischen Militärs zur Unterdrückung des Aufstands hart getroffen worden. Im Westen des Landes hatte sich der Konflikt mit der muslimischen Volksgruppe der Rohingya verschärft, deren Menschenrechte vom Militär seit langer Zeit missachtet wurden.
»Die Regierung von Präsident U Thein Sein kann nur überleben, wenn es ihr gelingt, eine intelligente und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen internen Kräften aufzubauen: dem Militär, den ethnischen Gruppen, den politischen Parteien, den Medien, der Zivilgesellschaft und, am wichtigsten, der breiten Allgemeinheit«, sagte Aung San Suu Kyi während ihrer Rede im Osloer Rathaus.
Nach dem Besuch in Oslo reiste sie in ihre alte Heimat Oxford, wo sie Studentin, Mutter und Ehefrau gewesen war und eine akademische Karriere begonnen hatte, um an der dortigen Universität eine Ehrenprofessur entgegenzunehmen.
Ihre Reise war ein bemerkenswerter Siegeszug. Sicher kein Siegeszug in dem Sinne, dass Burma so geworden war, wie sie es sich wünschte. Bis dahin war es noch ein langer Weg. Aber ein Siegeszug, weil sie als Staatsfrau unterwegs war und als solche empfangen wurde. Ihr langer Kampf, die Jahre im Hausarrest sowie all die Opfer, die ihre Parteikollegen erbracht hatten, um für ein offenes, demokratisches Burma zu arbeiten, schienen nach zwei Jahrzehnten tatsächlich zum ersten Mal ein Ergebnis zu zeitigen. Sie war frei. Sie war imstande, zu arbeiten und sich politisch zu betätigen.
Der Kampf konnte weitergehen.
Als Aung San Suu Kyi ihre Rede in Oslo hielt, war ein gutes Jahr vergangen, seit ich sie zuletzt in Rangun getroffen hatte. Einige Wochen, nachdem man sie aus dem damaligen (und hoffentlich letzten) Hausarrest entlassen hatte, war ich von Stockholm nach Burma gereist.
Mein erster Besuch in Burma lag 15 Jahre zurück. Im Flugzeug dachte ich darüber nach, warum mich dieses Land ursprünglich so fasziniert hatte, warum ich so oft dorthin zurückgekehrt war und Artikel, Bücher und Essays über die Entwicklung des Landes und die dort lebenden Menschen geschrieben hatte.
Als ich auf meine erste Reise zurückblickte, wurde mir klar, dass sie nur aus einem Zufall heraus zustande gekommen war. Meine damalige Freundin hatte sich ein Jahr zuvor in Burma aufgehalten, um ein Hilfsprojekt zu starten, und redete danach mehr oder weniger ununterbrochen über das Land. Sie hatte erzählt, wie schön es dort sei, gleichzeitig aber auch über die große Armut und die brutale Diktatur berichtet. Einmal war sie mit ihrer Begleitung zur Universität in Rangun gekommen, dem Schauplatz vieler Volksaufstände und Studentenproteste gegen die Unterdrückung. Als sie einen der Speisesäle betraten, standen die dort anwesenden Studenten auf und verließen das Gebäude. Zu groß war die Angst, dass sie irgendjemand im Gespräch mit zwei westlichen Ausländern beobachten könnte. Nur ein einzelner Mann war sitzen geblieben: Er trug ein weißes Hemd und eine dunkle Sonnenbrille, das Wort »Sicherheitsdienst« war ihm förmlich auf die Stirn geschrieben. Ein anderes Mal hatten sie ein Taxi zu Aung San Suu Kyis Haus in der University Avenue 54 genommen, um eine ihrer Ansprachen zu hören, die sie jeden Samstag an der Pforte zu ihrem Grundstück hielt. Hunderte von Burmesen hatten sich auf der Straße versammelt. Wie Habichte umkreisten die Vertreter der Sicherheitspolizei die Versammelten und fotografierten mit in die Höhe gestreckten Kameras jeden Einzelnen, der so seine Unterstützung für die Demokratiebewegung und ihre Anführer signalisierte.
Nachdem ich diese Berichte gehört hatte, traf ich eine Entscheidung. Es war an der Zeit, dem Land auf eigene Faust einen Besuch abzustatten. Damals arbeitete ich zeitweilig als freiberuflicher Journalist, war ein wenig in Europa herumgereist und hatte unter anderem Sarajevo während der Belagerung Anfang der 1990er Jahre besucht. Doch Südostasien war wie ein blinder Fleck.
Dennoch brauchte ich nur wenige Tage, um meinen Entschluss in die Tat umzusetzen. Durch meine Begegnungen mit Aktivisten, im thailändischen Exil lebenden Studenten, jungen Männern und Frauen aus ethnischen Minderheitsgruppen sowie Menschen auf der Straße, die mir von ihrem Alltag erzählten, wurde mir die Bedeutung Burmas bewusst. Nicht nur im Hinblick auf das Land und die Menschen – auch wenn das allein schon ausgereicht hätte –, sondern auch für die Bedeutung, die Burma auf einer eher universellen Ebene darstellt. Wer sich mit Burma beschäftigt, stößt zwangsläufig auf fundamentale politische und soziale Fragen unserer Zeit. Wie können wir demokratische Prozesse in isolierten und despotischen Staaten befördern? Wie konnte die Entwicklung eines einst vielversprechenden Landes, das über Reichtümer verfügt, so vollkommen misslingen? Wie geht man in einer postkolonialen Welt mit ethnischen Konflikten um? Welche Bedeutung hat Chinas wachsende Macht für die internationalen Beziehungen und friedensschaffenden Maßnahmen?
All diese Fragen werden in Burma sicher nicht beantwortet, aber dort gibt es sie. Jeden Tag werden sie in diesem Land gestellt, das seit 1962 den härtesten Militärdiktaturen der Welt zugerechnet wird.
Während meiner ersten Reise Mitte der 1990er Jahre waren es natürlich nicht diese Fragen, die mich am meisten beschäftigten, sondern die Armut. Als ich Anfang Februar 2011 nach Rangun zurückkehrte, wurde mir klar, wie wenig sich seit meinem ersten Besuch geändert hatte. Die Risse im Asphalt der Innenstadt waren noch genauso tief, die Häuser ebenso verfallen und heruntergekommen, und die Kinder, die uns reiche westliche Ausländer auf der Straße um ein paar Kyat anbettelten, waren sogar noch hartnäckiger als vor 15 Jahren.
Eine Sache hatte sich hingegen doch geändert: Parallel mit der Armut war der Luxus augenfälliger geworden. In dieser Hinsicht hatte das Militär Erfolgt gehabt. Seit Beginn der wirtschaftlichen Liberalisierung Ende der 1980er Jahre – als das Regime versuchte, dem Beispiel Chinas zu folgen (Öffnung der Ökonomie unter Beibehaltung der politischen Kontrolle) – hatten die meisten zwar weiterhin in absoluter Armut verharren müssen, doch einige wenige waren unerhört reich geworden. Heutzutage sind ausländische Investoren und Unternehmer, meist Chinesen und Thailänder, aber auch Europäer und Amerikaner, ein gewohnter Anblick in den Straßen von Rangun und Mandalay. Einige burmesische Familien mit engen Verbindungen zum Militär und der politischen Elite leben in den Vororten der Großstädte in großzügigen Villen und genießen einen extremen Luxus.
Eine Taxifahrt vom Zentrum Ranguns zum Hauptquartier von Aung San Suu Kyi und ihrer Partei NLD (National League for Democracy) im Januar 2011 verschaffte mir einen Einblick in diese parallelen Wirklichkeiten: Bettler; Frauen, die auf der Straße Mahlzeiten zubereiteten; Arbeiter, die die Bauten aus der Kolonialzeit mit neuem Putz versahen; frisch renovierte Villen in der Nähe der Shwedagon-Pagode; Luxushotels für Touristen und Geschäftsleute.
Verglichen mit letzteren wirkt das Hauptquartier der NLD so bescheiden und zurückgezogen, dass man es kaum bemerkt, bis man an der Eingangstür steht. Das Büro liegt im ersten Stock über einem Möbelgeschäft und besteht aus einem Konferenzraum, Aung San Suu Kyis Arbeitszimmer und einem kleinen Bereich dazwischen, der mit Tisch und Stühlen ausgestattet ist und als Warteraum für diejenigen dient, die Aung San Suu Kyi sprechen möchten. Eine kleine Treppe verbindet die oberen Räume mit einem offen zugänglichen Bereich, der sich unter einem Blechdach neben dem Möbelgeschäft befindet. Hier können die Besucher frei verkehren, um kurze Treffen mit NLD-Vertretern abzuhalten, lokale Parteigruppen zu organisieren, Beratung von einem der für die Partei tätigen Anwälte zu bekommen oder einfach auf eine Tasse Tee und etwas Reis und Curry vorbeizuschauen.
Als ich den Taxifahrer bezahlte, bemerkte ich zwei Männer, die auf Plastikstühlen vor einem Teehaus auf der anderen Straßenseite saßen. Ein Bekannter, der einige Wochen zuvor bei Aung San Suu Kyi gewesen war, hatte mich vor dem Sicherheitsdienst gewarnt. Seit Aung San Suu Kyis Freilassung Anfang November 2010 saßen Beobachter vor dem Büro der NLD und fotografierten alle westlichen Besucher. Ich betrat den öffentlichen Bereich des Hauptquartiers und stieß auf eine wahre Menschenansammlung – ganz anders als bei meinen vorherigen Besuchen, als die NLD noch starken Repressalien durch die Behörden ausgesetzt war und Aung San Suu Kyi unter Hausarrest gestanden hatte. Zwar war der Druck des Regimes im Januar 2011 noch immer spürbar, aber es war auch deutlich, dass ihre Freilassung der Demokratiebewegung neuen Auftrieb verschafft hatte.
Von einer Frau, die T-Shirts und Teetassen mit Aung San Suu Kyis aufgedrucktem Bild verkaufte, erstand ich eine Tasse grünen Tee und ließ mich auf einem der klapprigen Plastikstühle nieder, um auf sie zu warten.
Es war nicht leicht gewesen, bis zu diesem Punkt zu kommen. Vor meiner Abreise aus Schweden hatte ich einen Bekannten getroffen, der im thailändischen Exil für die burmesische Demokratiebewegung arbeitet. Er hatte Kontakt zu Aung San Suu Kyis Assistenten in Burma aufgenommen, um ein Treffen zu vereinbaren. Zuerst hieß es, dass ein Besuch nicht möglich sei. »Die Lady« sei krank und könne keine Journalisten empfangen. Doch dann ergab sich eine andere Möglichkeit. Es zeigte sich, dass die beiden schwedischen Parlamentarier Olle Thorell und Urban Ahlin einen Termin bei Aung San Suu Kyi ergattert hatten, es jedoch nicht schafften, sich rechtzeitig ein Visum zu besorgen. Ich konnte also ihren Termin übernehmen und mein Interview durchführen.
Sofort kaufte ich ein Flugticket nach Rangun. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Während der 15 Jahre, in denen ich mich mit der Burma-Frage beschäftigt hatte, war es mir nie gelungen, Aung San Suu Kyi persönlich zu treffen. Bei meinen früheren Besuchen in Burma hatte sie unter Hausarrest gestanden und durfte niemanden von außerhalb treffen, erst recht keine Journalisten aus dem Westen. Die erste Ausgabe dieses Buches entstand während ihres letzten, sieben Jahre dauernden Hausarrestes und basiert auf Interviews mit ihren Verwandten, Freunden und Kollegen sowie einer Reihe schriftlicher Quellen.
Nun sollte ich also mein Interview durchführen, doch als ich nach Rangun kam, musste ich erkennen, dass alles auf einem Irrtum beruhte. Der Termin der beiden schwedischen Abgeordneten war bereits durch ein anderes Treffen ersetzt worden. »Es tut mir leid«, sagte die junge burmesische Frau an der Rezeption gegenüber der Treppe, die zum Büro im ersten Stock hinaufführt, »aber Sie müssen mindestens zwei Wochen auf ein Interview warten. Die Lady war krank und kann derzeit keine weiteren Interviews geben.«
So lange konnte ich nicht warten. Ich hatte nur eine Woche Zeit.
Natürlich hatte ich vorab ein gewisses Risiko einkalkuliert und daher verschiedene andere interessante Verabredungen in Rangun getroffen. Als ich mir jedoch einzureden versuchte, dass die Absage des Interviews keine Rolle spielte, ähnelte ich wohl am ehesten Aschenputtel, das in seinem Turmzimmer steht und sich selbst zu überzeugen versucht, dass ein Ball im Schloss auch traurig und langweilig sein kann … Doch Tatsache war, dass sich die Absage wie ein Hammerschlag vor den Kopf angefühlt hatte. Ich wollte Aung San Suu Kyi unbedingt selbst über ihre neugewonnene Freiheit, die Zeit im Hausarrest und die derzeitige Lage in Burma reden hören. Andere Stimmen kannte ich ja bereits. Aber es war ihre Stimme, die ich einfangen wollte.
Immerhin verstärkte sich mein Optimismus, als es mir gelang, ein Interview mit U Win Tin zu führen, dem 81-jährigen Lyriker und NLD-Politiker, der 20 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, davon einige Jahre sogar in völliger Isolation. Er erzählte mir von seinem Leben im Gefängnis: über die Poesie, die er auf die Wände der Isolationszelle kritzelte; darüber, wie er und die anderen Insassen Kurse in zivilem Ungehorsam abhielten; wie sie eine illegale Gefängniszeitung herstellten, deren einzige Ausgabe zwischen den Zellen hin- und hergeschmuggelt wurde, damit die Gefangenen sie im Kerzenschein lesen konnten. Nach unserer Unterhaltung versprach er mir, sich für ein Interview mit Aung San Suu Kyi einzusetzen.
Drei Tage vergingen. Nach einer weiteren Wartezeit mit zahlreichen Tassen grünem Tee wurde ich endlich von U Thein Oo, dem Assistenten Aung San Suu Kyis, in das obere Stockwerk geführt. Ich nahm im Warteraum Platz. Die blaue Farbe an Decke und Wänden hatte sich durch Feuchtigkeit und Alter teilweise abgelöst. Die Räume schienen seit der britischen Kolonialzeit nicht mehr renoviert worden zu sein. »Bitte kommen Sie«, sagte U Thein Oo. Ich stand auf, eine Tür wurde geöffnet, und plötzlich stand ich einer der berühmtesten und meistbewunderten Frauen der Welt von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
Viele Journalisten, die mit Aung San Suu Kyi zusammentreffen, beschreiben ihr Äußeres. Ich hatte das eigentlich nicht vor, aber es ist unmöglich, ihre Erscheinung zu ignorieren. Als ich sie traf, war sie 65 Jahre alt, hatte 15 der vergangenen 21 Jahre unter Hausarrest gestanden und war enormen Belastungen ausgesetzt gewesen. Aber dennoch wirkte sie wie 45 und schien über eine ungeheure Energie zu verfügen. Auch die Hunderte, womöglich Tausende von Burmesen, die nach der Freilassung im November 2010 ihrer Ansprache lauschten, waren derselben Ansicht. »Sie hat mehr durchgemacht als die meisten in ihrem ganzen Leben, aber dennoch sieht sie aus, als käme sie gerade aus einem zweiwöchigen Urlaub«, sagte ein ausländischer Diplomat, der die Geschehnisse vor Ort beobachtet hatte.
Wir setzten uns auf ein Sofa in ihrem Arbeitszimmer. Ihre Haltung war gleichermaßen kerzengerade wie entspannt, eine Folge zahlreicher mit Meditation verbrachter Stunden und Tage. Ich fragte sie nach ihrem Befinden und ihrer augenscheinlich guten Laune.
»Das ist nicht weiter verwunderlich«, erwiderte sie mit einem ironischen Ausdruck in den Augen. »Das Militär hat mir sieben Jahre Ruhe verordnet, und jetzt bin ich voller Energie, um meine Aufgaben zu erfüllen.«
Im Hinblick auf eine Zeit, die die meisten Menschen als vollkommen verschwendet bezeichnet hätten, war dies, milde ausgedrückt, eine interessante Haltung. Doch sie spiegelt ihre Art zu denken wider. All diese Jahre der Isolation hatte sie überstanden, indem sie die Situation akzeptiert und sich eher auf die positiven als die offensichtlich negativen Dinge konzentriert hatte.
»Ich habe mich immer frei gefühlt«, sagte sie. Ich war beeindruckt, wie konzentriert sie wirkte – so als wäre das Interview das Einzige, was in diesem Augenblick zählte. »Ich konnte immer sagen und denken, was ich wollte. Wenn meine Anwälte zu Besuch kamen, konnte ich mit ihnen über alles Mögliche reden.«
Sie bemerkte meinen skeptischen Gesichtsausdruck und fuhr daher fort. »Wie ich es sehe, gibt es zwei Stufen der Freiheit. Die erste Stufe beinhaltet die eigene Denkweise. Wenn man sich frei fühlt, so ist man frei. Wenn man seine Gedanken und Gefühle von anderen kontrollieren lässt, so führt das nur dazu, dass sie Macht über einen gewinnen. Die andere Stufe bezieht sich auf die Umgebung. Ist die Gesellschaft, in der man lebt, frei? In meinem Fall lautet die Antwort definitiv Nein. Burma ist für die dort lebenden Menschen kein freies Land.«
Dieselbe Aussage über innere Freiheit hatte ich schon von anderen politischen Gefangenen in Burma gehört. Um einen längeren Zeitraum der Isolation mental zu bewältigen, muss man sich eine Sphäre erschaffen, die die Gefängniswärter nicht durchdringen können, einen Raum, über den man selbst die Kontrolle behält. Sobald man sich als Opfer fühlt, hat man verloren.
Aus ebendiesen Gründen hatte Suu Kyi während ihrer Jahre in der Isolation immer eine strikte Disziplin gewahrt. Sie stand um fünf Uhr auf, meditierte, las Bücher und ging im Garten spazieren. Jeden Tag um dieselbe Zeit. Nach Beendigung eines früheren Hausarrestes hatte sie einmal eingehende Beschreibungen ihrer exakt eingeteilten Tage abgegeben. Ich fragte, ob sie während ihrer letzten sieben Jahre auf dieselbe Art gelebt hatte.
»Es macht mich stärker und verschafft mir größere Ruhe, wenn ich diszipliniert lebe«, sagte sie. »Und bei einem so lange andauernden Hausarrest sind beide Faktoren wichtig. Während der letzten Periode bin ich jedoch ein wenig von meinem Schema abgewichen. Ich hatte Gesellschaft von zwei Frauen, die für mich gearbeitet haben. Für sie war es allerdings kaum zu ertragen, meiner strikten Disziplin folgen zu müssen.«
Ich traf Aung San Suu Kyi zu einer Zeit, als Revolutionen und Volksaufstände die politische Geographie im Mittleren Osten und Nordafrika umzustoßen drohten. Aus Angst vor einer Ausweitung des Aufruhrs tat das Regime in Burma alles, um die Informationen zu begrenzen. Burmas Zeitungen, Funk- und Fernsehmedien haben im Jahr 2012 größere Freiheiten erlangt, doch lange Zeit unterlagen die Medien einer so harten Zensur, dass die alte sowjetische Prawda mit Wikileaks vergleichbar gewesen wäre. Während der intensivsten Phase des Arabischen Frühlings gab es keine Berichterstattung über den Thahir-Platz in Kairo oder die Umwälzungen in Tunesien. Kein Wort über die Proteste in Syrien oder Jemen.
Aung San Suu Kyi war dennoch überzeugt, dass die Neuigkeiten aus diesen Ländern das burmesische Volk erreichten. Dank Internet und anderer digitaler Medien ist es heutzutage unmöglich, der Bevölkerung die Entwicklungen in der Welt vorzuenthalten.
»Es spielt keine Rolle, wie totalitär das Regime ist«, sagte sie. »Trotzdem haben alle etwas über die Ereignisse in Ägypten erfahren. Die Bevölkerung sammelt Fakten. Im Vergleich zu der Zeit vor sieben Jahren ist das ein enormer Unterschied. Zu jener Zeit waren die Kommunikationswege noch gar nicht so gut ausgebaut.«
Ich fragte nach Ähnlichkeiten zwischen den Protesten in Ägypten und den Massendemonstrationen in Burma im Jahr 1988. Damals hatte die Junta mit brutaler Gewalt zugeschlagen und mehrere Tausend Aktivisten getötet. Die Protestwelle hatte dazu geführt, dass die 43 Jahre alte Suu Kyi ihr friedliches Leben als Akademikerin und Mutter in Oxford aufgab und ihren Platz als Anführerin der Demokratiebewegung einnahm.
»Es gibt gewisse Ähnlichkeiten«, sagte sie. »Die Menschen haben Unterdrückung und Diktatur immer irgendwann satt. Das ist meistens eine Frage der Zeit. Aber man darf nicht vergessen, dass den Ereignissen in Ägypten eine jahrelange Entwicklung vorausgegangen ist. So etwas geschieht nicht plötzlich, auch wenn es gerade so aussieht, als hätte sich die Bevölkerung über Nacht gegen das Regime erhoben.«
Als sich Suu Kyi in den Jahren 2002 und 2003 das letzte Mal in Freiheit befand, konnte sie im Land umherreisen und politische Zusammenkünfte abhalten. Die NLD organisierte mehrere Rundreisen durch Burma, und überall versammelten sich Tausende von Menschen, um ihr zuzuhören – ein Beweis dafür, dass die Strategie der Junta, sie zu marginalisieren, nicht aufgegangen war. Als ich ihr Anfang 2011 begegnete, hatte sie noch nicht herausgefunden, ob es diesmal Grenzen für ihre Bewegungsfreiheit gab, doch sie war zuversichtlich.
»Seit ich frei bin, ist mein Terminkalender voll. Bis jetzt habe ich es noch nicht wieder geschafft, durch das Land zu reisen. Ich habe viele Journalisten wie Sie getroffen, und das hält mich vom Reisen ab«, sagte sie mit einem ironischen Augenzwinkern.
Financial Times, The Guardian, Al Jazeera, Time und kleinere Magazine wie Illustre oder das schwedische Ordfront haben Interviews mit Suu Kyi veröffentlicht. Aber natürlich waren es nicht nur Journalisten, die sie nach ihrer Freilassung gern treffen wollten. Zahlreiche Diplomaten, Politiker, Vertreter verschiedener Organisationen und ganz gewöhnliche Burmesen haben den Warteraum vor ihrem Büro bevölkert. Sie ist mit politischen Gruppen und verschiedenen Vertretern der ethnischen Minderheiten zusammengetroffen.
Diese letzte Gruppe, die sie sogar in ihrer Nobelpreisrede im Juni 2012 erwähnte, hat immer im Zentrum der Politik Aung San Suu Kyis gestanden. Unmittelbar nach ihrer Freilassung ergriff sie beispielsweise die Initiative zur Durchführung einer neuen Panglong-Konferenz, an der das Militär, die Demokratiebewegung und die ethnischen Minderheiten teilnehmen sollten. Panglong ist ein Staat in Zentralburma, wo Suu Kyis Vater, der Befreiungsheld Aung San, die ethnischen Minderheiten in den 1940er Jahren davon überzeugte, sich einem föderalen Staat anzuschließen, dessen an den Landesgrenzen gelegenen Teilstaaten ein bedeutendes Maß an Selbstverwaltung versprochen wurde. Seit Jahren fordern viele Gruppen ein neues »Panglong-Abkommen«, um Burmas Probleme zu lösen.
Nach ihrer Freilassung hat Aung San Suu Kyi in verschiedenen Interviews häufig noch etwas anderes wiederholt – dass sie trotz des langen Hausarrestes keinen Hass gegenüber ihren Bewachern hege. Sie wolle mit den Generälen reden und sich nicht an ihnen rächen. Viele Male wiederholte Suu Kyi, dass sie sie als Menschen respektiere, auch wenn sie vielen ihrer Handlungen kritisch gegenüberstehe.
Ein faszinierender Kommentar, wenn man bedenkt, dass er von einer Person stammt, die 15 Jahre eingesperrt war. Faszinierend auch insofern, als die Junta sie jahrzehntelang als rachsüchtige dogmatische Aufrührerin dargestellt hatte.
Als ich sie im Februar 2011 traf, war sie seit knapp drei Monaten frei. Der deutlichste Effekt ihrer neugewonnenen Freiheit war die Tatsache, dass die Demokratiebewegung einen Teil ihrer Kraft sowie die Fähigkeit zur Mobilisierung der Menschen zurückgewonnen hatte. Kurz vor meinem Treffen mit ihr hielt die NLD eine Konferenz mit dem Zentralkomitee der Partei ab. Nur Minuten später sollte Aung San Suu Kyi mit ein paar hundert Jugendlichen zusammentreffen, die aus allen Landesteilen gekommen waren, um neue Jugendgruppen zu organisieren.
»Aufgrund meines Hausarrestes war ich natürlich nicht dabei und habe deshalb keine Vergleichsmöglichkeiten«, sagte sie, »aber ich glaube, dass es inzwischen mehr Aktivität gibt. Am Tag nach meiner Freilassung erklärte ich, dass es in erster Linie nun darum gehe, ein neues Netzwerk im Land aufzubauen. Und dazu ist es gekommen. Nicht alle sind der NLD beigetreten, aber es gibt viele kleine Gruppen in der Gesellschaft, die jetzt Kontakt zu uns suchen. Sie alle wollen zum Netzwerk der Demokratiebewegung dazugehören.«
Aung San Suu Kyi schien voller Hoffnung, war aber dennoch vorsichtig mit ihren Analysen im Hinblick auf eine denkbare Zukunft. Diese Lektion haben alle Burmesen im Laufe des letzten Jahrzehntes gelernt. Es gab viele hoffnungsvolle Augenblicke, aber auch viele Enttäuschungen und geplatzte Träume.
»Für die nahe Zukunft hege ich die Hoffnung, dass wir den Aufbau unserer Organisation fortsetzen und noch mehr Dinge verändern können, als uns bislang gelungen ist. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass wir weiterhin hart arbeiten werden. Ich hoffe zudem, dass die Welt uns auch weiterhin unterstützt und sich nicht von äußerlichen Veränderungen auf der politischen Szene Burmas täuschen lässt.«
Natürlich sind ihr die Gefahren des Prozesses durchaus bewusst. In diesem Augenblick ist sie frei, bekleidet ein öffentliches Amt und kann zum ersten Mal seit 1988 in der Welt umherreisen. Aber schon morgen kann sie wieder verhaftet werden.
»Ich habe keine Angst«, sagte sie und strich mit der Hand über die Blume in ihrem Haar. »Zumindest nicht so weit, dass ich meine Handlungen von der möglichen Gefahr einer Verhaftung bestimmen lasse. Aber ich bin mir bewusst, dass ich wieder verhaftet werden kann. Das wünsche ich natürlich nicht. Im Hausarrest ist es äußerst schwierig, zu arbeiten und mit den Menschen zu kommunizieren.«
Ob es irgendwann zu einem weiteren Hausarrest kommt oder nicht – einzig sicher kann sich das Militär nur darüber sein, dass Aung San Suu Kyi nicht zu ignorieren ist. Vielleicht erklärt dies auch, warum das Regime eine Öffnung des Landes für Reformen zugelassen und Suu Kyi größere Freiheit sowie eine formelle politische Rolle zuerkannt hat. Nicht einmal korrupte Generäle können auf längere Sicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass Suu Kyi für alle, die ein anderes Burma wollen, eine sammelnde Kraft ist und bleiben wird. Lange Zeit wurde ihre Person derart mit politischen Inhalten assoziiert, dass die Erwähnung ihres Namens ein absolutes Tabu war. Auf den Straßen Ranguns nannte man sie »die Lady«. In den vom Staat kontrollierten Zeitungen gab man ihr weniger schmeichelhafte Namen und bezeichnete sie oft als »Miss Michael Aris« oder »Die Frau, die früher mit einem Ausländer verheiratet war«.
Aber Aung San Suu Kyis symbolische, ja geradezu ikonische Bedeutung erstreckt sich weit über die Grenzen Burmas hinaus. Das erste Mal wurde sie 1989 eingesperrt, nur wenige Monate, bevor die Berliner Mauer fiel und die Sowjetunion zusammenbrach. Und in der ganzen Zeit seit Zuerkennung des Friedensnobelpreises 1991 war sie ein Symbol des internationalen Kampfes für Freiheit und Menschenrechte.
Sie nimmt denselben Status wie Nelson Mandela zur Zeit des Apartheid-Regimes in Südafrika ein. Beide sind die am stärksten leuchtenden politischen Sterne ihres Heimatlandes. Beide haben einen großen Teil ihres Lebens in Gefangenschaft verbracht. Beide sind darüber hinaus im Kampf für die Freiheit zu großen Aufopferungen gezwungen gewesen. Als Aung San Suu Kyi unter Hausarrest gestellt wurde, waren ihre Söhne Alexander und Kim 16 bzw. zwölf Jahre alt. Ihr Mann Michael Aris starb 1999 an Krebs, ohne dass sich die beiden voneinander verabschieden konnten. Mehrere Male wurde Aung San Suu Kyi angeboten, das Land zu verlassen, doch sie weigerte sich, weil sie genau wusste, dass sie niemals würde zurückkehren können, solange die Junta an den Hebeln der Macht saß. Nur zu gern hätte man sie zu einem Leben im Exil gezwungen.
Gleichzeitig haben sich Aktivisten auf der ganzen Welt für ihre Sache eingesetzt. Künstler wie Madonna, U 2 oder REM haben Suu Kyi Titel auf ihren Alben gewidmet. (Bono traf sie übrigens bei der Entgegennahme des Nobelpreises in Oslo und bezeichnete sich selbst »als ihr größter Fan«.) Nobelpreisträger wie Václav Havel und Desmond Tutu haben sie mit Zeitungsartikeln, Vorträgen und politischen Kampagnen unterstützt.
Doch trotz aller Aufmerksamkeit, aller Artikel, TV-Programme und Lieder ist Aung San Suu Kyi für die meisten nur ein Symbol geblieben, ein Spiegel, der alle möglichen Träume und Hoffnungen reflektieren kann. Wer ist also eigentlich die Frau hinter diesem Bild? Wodurch wird Aung San Suu Kyi angetrieben und was macht sie so interessant für die gesamte Welt? Welche Bedeutung hat sie für Burmas Potential, sich aus dem Griff der Diktatur zu befreien? Was treibt sie trotz der enormen Belastungen Jahr für Jahr zur Fortsetzung des Kampfes an?
Schließlich verließ ich das Hauptquartier der NLD wieder. Die Fotografen auf der anderen Straßenseite schossen ein paar letzte Bilder, und in einer nutzlosen Demonstration von zivilem Ungehorsam starrte ich böse in ihre Richtung. Es war mitten am Tag. Die Hitze flirrte über dem Asphalt und die Straßen waren wie leergefegt. Ich bat den Taxifahrer, mich zu einem Restaurant im Zentrum zu bringen. Ich wollte meine Notizen ordnen und das Interview niederschreiben.
Mir wurde klar, dass ich großes Glück hatte, weil trotz aller Probleme ein Interview zustande gekommen war. Während der meisten Jahre, in denen ich über Burma geschrieben hatte, wäre ein Interview mit Aung San Suu Kyi undenkbar gewesen. Nun fühlte es sich fast ein wenig seltsam an, eine Person getroffen zu haben, über die ich bereits so viel geschrieben, deren Freunde und Bekannte ich interviewt und deren Leben mittlerweile so massive internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Vielleicht kann ich es nicht so gut beurteilen, aber meine Begegnung mit Aung San Suu Kyi bestätigte das Bild, das ich mir aus zweiter Hand durch Bücher und Interviews von ihr gemacht hatte.
Eine vollständige Biographie ist allein schon deshalb nicht möglich, weil ein Großteil ihrer Arbeit noch nicht vollendet ist. Sollte die Macht des Militärs in Burma eines Tages nachlassen, wird Aung San Suu Kyi eine aktive Rolle bei der Konstruktion eines neuen Staates und in dem langsamen Prozess der Etablierung einer neuen politischen Kultur spielen. Dieses Kapitel ihres Lebens ist noch nicht geschrieben.
Mit diesem Buch möchte ich gleichwohl das Bild einer der interessantesten politischen Persönlichkeiten unserer Tage nachzeichnen sowie über ihren Hintergrund in Europa und Asien, ihre politischen Einschätzungen und ihre Zeit als Politikerin in Burma berichten.
Diese Aufzeichnungen drehen sich um Aung San Suu Kyi und Burma, beginnen aber an anderer Stelle, nämlich im Mai 2009, als ein 53-jähriger Amerikaner im Inya See schwimmen gehen wollte.
Gott war ihm in einem Traum erschienen. Klare Bilder waren durch Johns Kopf geflossen. Er sah sich selbst einen dunklen See durchschwimmen und nahe eines weißen Steinhauses an Land gehen. Im Schutz der Dunkelheit hatte er an einer Tür gestanden. Dahinter befand sich die Frau, deren Ermordung er verhindern sollte.
Der Traum war leicht zu deuten. Bereits einige Monate zuvor hatte er sich an derselben Stelle befunden, war jedoch abgewiesen worden. Nun war er gezwungen, einen erneuten Versuch zu unternehmen. Würde er darauf verzichten, könnte er nicht in Frieden weiterleben. Nur zwei Jahre zuvor hatte er geträumt, dass sein Sohn Clint durch einen Motorradunfall sterben würde. Damals hatte er nicht auf die Warnung gehört, und als Clint einige Wochen später bei einem solchen Unglück ums Leben kam, war die Trauer umso größer, weil er die Tragödie hätte verhindern können.
Die Zeit nach dem Unfall war schwer und düster gewesen, und nun wollte er denselben Fehler nicht noch einmal machen. Um nicht entdeckt zu werden, lag er nun am Stadtrand von Rangun bäuchlings in einem Abflussrohr. Seine Kleidung war feucht und verschmutzt. Beinahe wäre sein Vorhaben gescheitert. Zwei bewaffnete Wächter in grünen Uniformen hatten den Weg, der um den See herumführt, passiert. Genau an der Öffnung des Abflussrohrs waren sie an ihm vorbeigekommen. Der Länge nach hatte er sich in den Dreck geworfen und war vorwärts gekrochen, so wie er es vor mehr als 30 Jahren in der Armee gelernt hatte. Das Rohr war fünf Meter lang und führte leicht abwärts. Je näher er der Mündung kam, desto höher stieg das Wasser. Nur wenige Minuten vergingen, dann war er vom kühlen Wasser des Inya Sees umgeben. Ein Platschgeräusch war zu hören, als seine beiden vollgepackten Kunststoffsäcke auf die Wasseroberfläche trafen, ansonsten war es still.
Er begann zu schwimmen, bemerkte aber, dass er noch immer Grund unter den Füßen hatte, und stapfte daher ein paar Schritte weiter. Er fühlte sich durch die unförmigen Schwimmflossen aus harter Pappe behindert, die er vor ein paar Minuten mit Klebeband an seinen Sandalen befestigt hatte.
In diesem Moment entdeckten ihn die beiden Soldaten. Oder vielmehr sahen sie die beiden Kunststoffsäcke, die auf den Wellen schaukelten und seinen Kopf verbargen. Einer der Soldaten hob einen Stein auf und warf ihn in Johns Richtung. Er verfehlte sein Gesicht um wenige Zentimeter. Dann kam noch ein Stein geflogen, und gleich ein weiterer. Sie zielten genau, so als wollten sie die Kunststoffsäcke versenken, schienen aber nicht zu bemerken, dass sich ein westlicher Ausländer mittleren Alters hinter der schwimmenden Zielscheibe versteckte.
Vorsichtig versuchte er, die Säcke im Takt der Wellenbewegungen weiterzuschieben. Plötzlich schienen die Soldaten das Interesse verloren zu haben. Sie wandten sich ab und zogen von dannen. Er war entkommen.
Eine gute Stunde brauchte er bis zum Ziel. Auf dem Weg dorthin wurde das Wasser tiefer, und er musste schwimmen. Als er das Haus mit der weißen, durch Feuchtigkeit beschädigten Fassade sah, wusste er, dass er das Ziel erreicht hatte. Mit den Kunststoffsäcken über den Schultern watete er die letzten Meter an Land. Er war müde und glaubte, furchtbaren Lärm zu verursachen. Aber die Dunkelheit war kompakt, und keiner der Wachleute an der Vorderseite des Hauses konnte ihn sehen. Ein paar Stufen führten zu einer Terrasse hinauf. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte ihn das Hauspersonal abgewiesen. Er hatte nicht hereinkommen und seine wichtige Mitteilung vorbringen dürfen. Es war ihm lediglich gelungen, ein paar Bücher über die Kirche der Mormonen zu überreichen. Manchmal fragte er sich, ob die Dame des Hauses die Botschaft gelesen, sie überhaupt angenommen hatte.
Alles war so, wie er vermutete: Die Terrassentür war unverschlossen. Er öffnete sie langsam und vorsichtig und stand plötzlich mitten im Haus. In der Dunkelheit konnte er zwei Frauen sehen, die ihn anstarrten. Sie wirkten erstaunt, fast ein wenig schockiert.
Es war fünf Uhr früh am 4. Mai 2009, und John Yettaw hatte soeben seinen Traum wahr gemacht. Er hatte das Haus von Aung San Suu Kyi am Inya See in Rangun betreten.
Noch immer ist ungeklärt, was John Yettaw, dieser 53-jährige Mormone aus Missouri, mit seinem Besuch bei einer der bekanntesten und meistrespektierten politischen Gefangenen der Welt auszurichten erhoffte. Als er in dieser Mainacht aus dem Inya See kletterte, hatte Aung San Suu Kyi bereits 14 Jahre unter Hausarrest gestanden und war seit sechs Jahren fast vollständig von der Welt isoliert. Nur wenige Personen hatten Zugang zu ihr; zwei Hausangestellte (die beiden Frauen, denen Yettaw an der Terrassentür begegnete), ihre Ärzte, eine Kontaktperson aus der Demokratiebewegung und – ein paar wenige Male – Vertreter internationaler Organisationen.
Möglicherweise sah sich Yettaw als Held eines Dramas, in dem Aung San Suu Kyi ihre Freiheit wiedererlangen sollte. In den schwarzen Kunststoffsäcken hatte er unter anderem zwei schwarze Schadors mitgebracht – eine muslimische Kopfbedeckung, die den ganzen Körper bis zu den Knien verhüllt. Anscheinend hatte Yettaw geplant, sich selbst und Aung San Suu Kyi zu verkleiden und dann das Haus durch den Haupteingang zu verlassen. Offenbar hatte er nicht darüber nachgedacht, was wohl die Wächter sagen würden, wenn plötzlich zwei muslimische Frauen aus dem Haus der bestbewachten politischen Gefangenen Burmas herauskämen.
Yettaw durfte ein paar Stunden auf dem Fußboden in der Eingangshalle schlafen, wurde jedoch weggebracht, sobald die Abenddämmerung wieder einsetzte. Am Tag danach wurde er vor einem Geschäft im Zentrum Ranguns festgenommen; der Sicherheitsdienst hatte ihn offensichtlich beobachtet und nur auf den richtigen Moment gewartet, um ihn festzusetzen. Kurz danach wurden auch Aung San Suu Kyi und ihre beiden Hausangestellten verhaftet.
Für die Militärjunta kam Yettaws Ausflug wie ein Geschenk des Himmels. Aung San Suu Kyis aktueller Hausarrest, der im Mai 2003 begonnen hatte, sollte nur wenige Tage später enden, und laut burmesischem Gesetz konnte die Junta sie nicht länger festhalten, ohne sie zuerst von einem Gericht verurteilen zu lassen. Sie freizulassen war undenkbar. Burma befand sich schon jetzt in einer heiklen Lage und die ganze Macht der Junta stand auf dem Spiel.
Knapp zwei Jahre zuvor, im Herbst 2007, hatten die Demonstrationen buddhistischer Mönche, die sogenannte Safran-Revolution, den Blick der Weltöffentlichkeit auf die gewalttätigen Übergriffe der Junta gelenkt. Die massiven öffentlichen Proteste waren ausgebrochen, nachdem das Regime die Subventionen für Benzin, Gas und andere Treibstoffe gestrichen hatte und sich die Preise mit einem Schlag verdoppelten. Plötzlich mussten die Menschen ein ganzes Monatsgehalt für Brennstoff aufwenden. Unter der Oberfläche hatten die Unruhen allerdings schon seit mehreren Jahren gegärt. Trotz des Versuchs der Junta, die Wirtschaft nach außen zu öffnen, unterliegen zahlreiche bedeutende Sektoren weiterhin einer harten staatlichen Kontrolle. Alle Im- und Exporte erfordern entsprechende Lizenzen, was ausgeprägte Korruption sowie unsinnige Papierarbeit nach sich zieht. Der Handel mit Reis wird von Unternehmen kontrolliert, die direkt oder indirekt der Junta unterstehen. Die Geschäfte mit den Nachbarländern werden durch mangelhafte Straßen und Schienenwege erschwert, es mangelt an vielen der wichtigsten Lebensmittel. Als Besucher in Burma kann man die Armut kaum übersehen.
Es gab also gute Gründe für die Proteste im September 2007. Einige Wochen war die ganze Welt Zeuge, wie Zehntausende von Mönchen im Protest gegen jahrzehntelange Übergriffe auf die Straßen gingen, und die ganze Welt war entsetzt, als die Junta den Aufstand kurz entschlossen und effizient niederschlug. Die Gewaltausbrüche führten zu massiven internationalen Protesten. Die USA und Europa verschärften ihre Sanktionen gegen das Land, und zum ersten Mal beschäftigte sich der UN-Sicherheitsrat mit der Krise in Burma. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten China und Russland alle Versuche, den Druck auf die Militärjunta zu verstärken, blockiert. Nun forderte der Sicherheitsrat ein Ende der Gewalt und einen Dialog zwischen der Junta und der Opposition.
Auch wenn die Junta daraufhin den Anschein der Gesprächsbereitschaft zu erwecken suchte, geschah in der Praxis nichts. Tatsächlich wurden die Forderungen der UN mit Arroganz und Schweigen beantwortet, und der Sicherheitsrat hatte keine Möglichkeit, die Frage voranzutreiben.
Ein knappes Jahr später, am 2. Mai 2008, traf der Orkan Nagris auf die burmesische Küste. Große Teile des dichtbesiedelten Irrawaddy-Deltas wurden überschwemmt. Im Nachhinein ist es geradezu rührend, die Berichte der westlichen Medien über dieses Ereignis zu lesen, das sich später als extreme Naturkatastrophe entpuppen sollte. Sogar in Rangun, das weit entfernt von der am stärksten betroffenen Region liegt, wurden Bäume entwurzelt. Ganze Stadtviertel drohten einzustürzen. In der University Avenue 54 wurde das Dach von Suu Kyis Haus am Inya See durch die Orkanböen heruntergerissen.
Nichtsdestotrotz wurden die Schäden heruntergespielt. Am 5. Mai berichtete die Daily Mail, dass »mindesten 350 Menschen« durch den Orkan ums Leben gekommen seien. Drei Tage später veröffentlichten westliche Medien die von der Junta gemachten Angaben, nach denen ungefähr 8 000 Menschen gestorben waren. Einige Wochen später jedoch kam die Wahrheit ans Licht. Die Zahl der Toten hatte sich auf 145 000 erhöht und über zwei Millionen Menschen waren obdachlos.
Die Militärjunta begriff, dass eine Naturkatastrophe dieses Ausmaßes enorme politische Konsequenzen haben könnte, und tat daher alles, um die Tatsachen zu vertuschen. Zunächst lehnte sie internationale Hilfe für die Durchführung der Rettungsmaßnahmen ab, dann ließ sie die Hilfe zu, verweigerte ausländischen Helfern jedoch den Zutritt zum Land. Das Militär beschlagnahmte große Teile des Hilfspakets für seinen eigenen Bedarf und verteilte Lebensmittel und Geld in Form einer »Leihgabe« an die notleidende Bevölkerung. Große Geldsummen aus dem Hilfspaket wurden für Propagandazwecke missbraucht, wodurch sich die Junta die Verteilung von Lebensmitteln, Zelten und medizinischer Ausrüstung auf die eigenen Fahnen schreiben konnte. Schließlich sah man ein, dass die eigenen Kapazitäten nicht ausreichten, und ließ die Hilfsorganisationen ins Land. Doch obwohl die Zahl der Toten weiter stark angestiegen war, erhielten die Helfer monatelang keinen Zutritt zu den am stärksten betroffenen Gebieten. Die Junta hatte panische Angst davor, dass der Bedarf an ausländischer Unterstützung als Schwäche aufgefasst werden könnte. Der Bevölkerung sollte der Eindruck vermittelt werden, dass die Hilfsmaßnahmen direkt von der Junta erfolgten, denn sonst hätte die Katastrophe womöglich zu einem weiteren Volksaufstand führen können.
Während die Aufräumarbeiten fortgesetzt wurden und Millionen Burmesen ums Überleben kämpften, führte die Junta eine Volksbefragung zu einem neuen Grundgesetz durch. Jahrelang hatte sie an diesem Vorhaben gearbeitet und behauptete, das Gesetz solle zu einer Demokratisierung Burmas führen. Doch ihr Vorschlag war nichts anderes als eine Parodie auf demokratische Zustände. Dem Militär sollten bei allen zukünftigen Wahlen 25 Prozent der Parlamentssitze zugesichert werden, und Personen, die jetzt oder früher mit einem Ausländer verheiratet waren, sollte das Recht verweigert werden, für politische Ämter zu kandidieren. Dieser Paragraph war natürlich direkt gegen Aung San Suu Kyi gerichtet, die 1972 den britischen Staatsbürger Michael Aris geheiratet hatte. Darüber hinaus wies der Verfassungsentwurf keinerlei föderalistische Prägung auf, so wie es die ethnischen Minderheiten in Burma forderten. Diese wollten ein großes Maß an Selbstverwaltung, die Junta hingegen schlug vor, dass die wichtigsten politischen Gebiete der Kontrolle der Zentralregierung unterstellt bleiben sollten.
Als die Volksabstimmung ausgezählt wurde, behauptete die Junta allen Ernstes, dass 99 Prozent der Burmesen zur Wahl gegangen wären und über 90 Prozent für die neue Verfassung gestimmt hätten. Die ganze Weltöffentlichkeit gab ein Hohngelächter von sich, aber die Generäle verzogen keine Miene.
Kurz danach verkündete die Junta die Durchführung einer Wahl in Burma bzw. Myanmar, wie das Land von den Machthabern genannt wird. Die Bevölkerung sollte über die Zusammensetzung des Parlaments entscheiden, und die Generäle hatten den Wahlprozess so angelegt, dass sie die Macht behalten konnten. Aung San Suu Kyi allerdings gefährdete den sorgsam erarbeiteten Plan. Sie war einfach viel zu populär. Die Junta befürchtete, dass ihr die Wahl aus den Händen gleiten könnte, wenn Suu Kyi freigelassen würde. So war es schon beim letzten Mal im Jahr 1999 gekommen, als Aung San Suu Kyis Partei, die National League for Democracy über 80 Prozent der Parlamentssitze erringen konnte.
Somit nahm die Junta Yettaws kleine Schwimmtour zum Anlass, Suu Kyi erneut vor Gericht zu stellen. Der erste Anklagepunkt lautete, sie hätte gegen die Regeln des Hausarrestes verstoßen, indem sie Yettaw in ihr Haus einließ. Der zweite Anklagepunkt warf ihr vor, ein Gesetz gebrochen zu haben, das eine besondere Genehmigung für den Fall vorschrieb, dass ein Nichtfamilienmitglied im Haus übernachten wollte.