Zügig ins Jenseits
Mörderische Geschichten für Bahnfahrer
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Umschlagfoto: Umschlaggestaltung: Johannes Sich, www.jojosich.de
eBook-Produktion: CPI – Clausen & Bosse, Leck
eISBN 978-3-89425-883-2
Inhalt
U-Bahn Hamburg – Nina George: 16:02 Uhr ab St. Pauli
ICE Berlin – Hamburg – Ralph Gerstenberg: Das Ticket des Toten
RE Schwäbisch Hall-Hessental – Stuttgart – Tatjana Kruse: 8:03 Uhr ab Schwäbisch Hall-Hessenthal
IC Zürich – Bern – Michael Herzig: Notbremse GmbH
Klingenthal – Zwickau – Leipzig – Berlin – Rostock – Peter Godazgar: Alter Schwede
RE Biessenhofen – München – Nicola Förg: Der Blumenkavalier
Frankfurt Flughafen – München – Venedig – Jutta Profijt: Heute ohne Wagen 22
Köln Hbf – Edgar Franzmann: Großer Bahnhof für Sheriff Driessen
ICE Leipzig – Berlin – Romy Fölck: Nach Jamaika, Mann!
RE Mering – München – Angela Eßer: Der Mann mit der Krawatte
ICE Duisburg – Hannover – Niklaus Schmid: Mogge und die Mitfahrer
Berlin Hbf – Stephan Hähnel: Das Kleingedruckte
RE Hagen – Kassel-Wilhelmshöhe – Kathrin Heinrichs: Ab nach Kassel
RE Bordesholm – Hamburg – Ella Theiss: Bomben zu Fontänen
S-Bahn München – Roger M. Fiedler: Zeigersprung
Irgendwo in Deutschland … – Alexandra Trudslev: Drück mich jetzt!
Die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer
Weitere Lektüre
Wussten Sie schon, dass …
… der Hamburger Verkehrsverbund HVV täglich mehr als 2,3 Mio. Menschen auf über 680 Linien transportiert?
U-Bahn Hamburg
Nina George
16 : 52 Uhr ab St. Pauli
Wolf
16 : 52 Uhr, Haltestelle St. Pauli
Das Leben war also vorbei.
Tom Wolf sah aus dem Fenster, als die U3 in die Röhre hineinschoss. Wie eine Schlange, die sich in ihr Nest ringelt, dachte er.
Wie eine Kugel, die durch einen Lauf schießt. Wie …
Er saß in der Hamburger ›gelben Linie‹, U3, zweiter Wagen, Mittelgang. Kurz vor 17 : 00 Uhr. Feierabend, Pendlerverkehr; auf Pauli machte sich der Kiez bereit. Für die Nachtschwärmer, für die Nutten, für die Rastlosen. Der Winter kam nass und grau.
Wolfs Gedanken kehrten zu der Abschiedszeremonie zurück. Vierzig Jahre gemeinsames Leben. Die meisten hatten ihn nicht gemocht.
Die Tanzmädchen, die Barschlampen, die Bühnenvögel hatten dramatisch getan: »Och, Wulfilein, wer soll an der Tür stehen, wenn nicht du?«, die Barkeeper, die Securityschränke, jovial. »Na, Wolf, jetzt erst mal schön Ferien, wirst sehen, hast bald Rentnerstress vom Daueramüsieren.«
Aber keinen hatte es wirklich gejuckt, dass er als Portier, als Koberer des Nachtklubs Bel Ami aufhörte. Aufhören musste.
Sie hatten seinen Ausstands-Helbing weggetrunken, der Chef, dieser Bube, hatte ihm die Schultern getätschelt. Wolfs Nachfolger stand schon an der Tür und quatschte Leute rein. Der würde sich nie hinsetzen müssen, so wie der aussah.
Jung. Beine gleich lang. Einen Herzschlag wie ein Duracellhase. Wie ein Rennpferd. Wie …
Wolfs Augen scannten das Abteil. Wollten sich festhalten, an einem Lächeln, einem ermunternden Blick. An irgendetwas.
Doch die Einzige, die ihn musterte, war eine alte Frau, die sich krampfhaft im Gang an eine der Haltestangen klammerte.
Annalisa
16 : 53 Uhr, Haltestelle Feldstraße
Die Welt wird leiser, wenn man alt wird. Einige behaupten, man will sie nicht mehr hören, aber Annalisa wusste es besser.
Die Welt verlor ihre Farben und ihren Ton. So wie jetzt, wo die Jingle Bells und all die seligen Kinderchöre vom Winterdom bruchstückhaft zu ihr durchdrangen, als sich die Türen an der Feldstraße, direkt unterm Heiliggeistfeld, zischend öffneten.
Was sie aber klar hörte und deutlich sah, war dieser Junge, der Kaugummi kaute und mit seinem Handy spielte. Er lehnte im Eingang, war auf St. Pauli zugestiegen, und man wusste ja, was da alles so unterwegs war!
Annalisa dimmte die Obertöne in ihrem Hörgerät und griff fester nach ihrer Handtasche. Sie war unterwegs zur Sparkasse, um die laufenden Kosten einzuzahlen. In bar. Mit gutem, ehrlichem Geld. Es war ihr Ritual, vorher mit der U3 bis zum Rathaus zu fahren, um unter den Arkaden Kuchen zu essen. Jetzt, zur Vorweihnachtszeit, gab es Christstollen und Zimtkakao mit ordentlich Amaretto, aber dem echten. An den Weihnachtsmarktständen drückten sich die Angestellten herum, unten kalte Füße, oben heiße Weinfahne. In den U-Bahnen und Bussen roch es nach rotem Fusel mit Nelke.
Eigentlich mochte Annalisa die U3, die schönste Linie Hamburgs. Entlang am Hafen, der Elbe, den Schiffen, diesem Licht über dem Wasser. Hamburger wurden komisch, wenn sie ihren Hafen nicht ein Mal pro Woche zu sehen bekamen.
Das sagte Matto ja auch immer.
Annalisa hatte sich am Morgen mit ihrem Mann besprochen – nun ja, mit seinem Bild. Matto hatte sie alles gelehrt, was sie vom Leben wissen musste. Aber Matto war tot und Annalisa einundachtzig, und allein.
Sie beobachtete durch ihre dicken Brillengläser den Jungen mit dem Streichelhandy. Harmlos sah er aus, blond und blauäugig, er machte ganz auf lieber Junge.
Sie ließ ihren Blick durchs Abteil schweifen. Da vorn, da saß einer, der auch an der Station auf Pauli hereingekommen war. Sah aus wie ein Zuhälter in seinem Anzug. Und unglücklich. Er hatte ein ehrliches Hans-Albers-Gesicht.
Sie lächelte ihm schüchtern zu.
Wieder beobachtete sie dann den Jungen bei den Türen. Tastete nach ihrer Handtasche. Hielt sie fester.
»Pardon«, murmelte er rasch, als sich all die Pendler an ihm vorbeidrückten. Die Familien mit den Kindern, die alle zur Kirmes wollten, eingepackt in Steppjacken. Doch wie er es auch tat, er stand im Weg.
Annalisa sah kaum seine Hände.
Wo hatte er denn bloß seine Hände in dem ganzen Menschenstrom, der sich da an ihm vorbei hinausdrückte?
Die Jugend, dachte Annalisa mit schwerem Herzen, die Jugend. Einfach nicht mehr das, was sie mal war.
Sollte sie warten, bis er ausstieg?
Sie beschloss, an ihm vorbeizuhinken, sobald die Bahn halten würde. Ihre kaputte Hüfte schmerzte im Winter.
Würde sie schnell genug sein? Schneller als seine Hände?
Bachmann
16 : 56 Uhr, Haltestelle Sternschanze
Bachmann tippte eine SMS an Sarah. Dass es später würde. Dass es ihm leid tat.
Er bekam keine Antwort.
Natürlich nicht.
Er sah auf. Die Alte da drüben, deren Hände sich um ihre Tasche krampften – die erinnerte ihn an seine Omi. Seine liebe, kleine Omi, die ihm zugeraten hatte, zur Polizei zu gehen. Zugeraten hatte, Sarah zu heiraten. Zugeraten hatte, dem Leben zu vertrauen.
Sie fehlte ihm. Vor allem an Tagen wie heute.
An der Sternschanze waren die Webdesigner und Bioköche zugestiegen. Bachmann gegenüber ein Paar, das sich so hingebungsvoll mit den Lippen absuchte, als sei es ganz im Geschmack des anderen versunken.
So fing es an, irgendwann flogen die Kochwürste, dachte er.
Und Bachmann dachte an Rosa. Sie hatte mit Besteck nach ihrem Mann geworfen, dann mit Tellern, mit Grünkohl, Kasseler und Kochwurst.
Sie hatten sie vorhin gewähren lassen müssen. Hatte Flimt gemeint. Mitch hatte auf Birnen, Bohnen und Speck getippt. Ein Ratespiel hatten Bachmanns Kollegen aus den Wutlauten gemacht, als ob sie einem Gewinnhörspiel im 90.3-Radio lauschten. Die Augen geschlossen, die Hände fest auf die Kopfhörer gepresst, so horchten sie in die Wohnung gegenüber, wie Rosa tobte, und rieten Geräusche.
»Szenen einer Ehe«, hatte Mitch gemurmelt, Flimt hatte gelacht, er war geschieden.
Kein Beruf war so beziehungsvernichtend wie Polizeiarbeit. Männer, die das Leben anderer kontrollierten, ohne ein eigenes zu haben. Wie sagte man zu dieser Sorte Einsamkeit? Der LKA-Ermittler Bachmann war zu müde, um sich zu erinnern.
Sie hockten seit Wochen in der engen Parterrewohnung in der Hein-Hoyer-Straße auf dem Kiez, um den Mann gegenüber auf frischer Tat zu ertappen. »Zugriff«, das war alles, was Bachmann zu sagen wünschte. Sonst nichts.
Dann war die Ablösung gekommen, er hatte die U3 noch geschafft, proppevoll um die Zeit. Rechts stehen, links gehen auf den Rolltreppen, ohne Gnade. Viele drückten sich mit ihren Rucksäcken den Weg frei. Müde Gesichter, viele quasselten.
Nachmittags redeten die Leute mehr als morgens, fiel Bachmann auf. Die Jungs spielten auf ihren Smartphones.
Kriegen alle vorzeitige Bandscheibenvorfälle im Nacken, dachte er, als er beiläufig den blonden Typ im Mittelgang beobachtete.
Der Schnee schmolz an den Scheiben der U-Bahn.
Bachmann dachte an zu Hause. An Sarah. Seine Frau.
Sie ließ ihn auffällig in Ruhe, seit wann eigentlich?
Sie schliefen Rücken an Rücken, der Raum dazwischen war zur Grenze geworden. Todeszone, dachte Bachmann, manchmal legte er eine Hand in die Grenze hinein, streichelte die leere Luft.
Sie hatten auch die Telefone bei Rosa abgehört. Wie der Mann ihr sagte, es dauerte noch. Termine. Stress. Unvorhergesehene Probleme. Bachmann hatte gehört, wie der Mann grußlos auflegte und Rosa nicht, wie ihr Schweigen das Telefon füllte.
Bachmann hatte ihr zugehört, wenn sie allein war. Er hatte sie kochen hören. Den Tisch abräumen, wenn ihr Mann wieder vergessen hatte, überhaupt nach Hause zu kommen. Dann hatte sie alles eingetuppert, sorgfältig die Luft aus den Boxen gelassen. Danach hatte sie geweint, unter der Dusche, als ob es dort niemand mitbekommen würde, niemand ihr Unglück hörte.
Die Mikros waren in der Fönsteckdose verborgen.
Bachmann schaute durch das Abteil.
Niemand sah den Normalgesichtern an, was für ein Zwischenreich hinter der Fassade versteckt war. Keinem war anzusehen, ob er unglücklich war, ob er in Gedanken den Ehepartner in feine Gulaschstreifen schnitt.
Nur der da, da drüben, neben dem Kiezluden mit dem Hans-Albers-Gesicht und der blonden Frau mit dem nassen Pelzkragen. Der sah irgendwie – ja, glücklich aus.
Schmidt
16 : 57 Uhr, Haltestelle Schlump
Im Klassenzimmer riecht es nach Testosteron und Lipgloss mit Aprikosengeschmack. Ich sehe Jonas, er drückt an seinen Pickeln herum.
Emma hat sich zurechtgemacht, weiße Jeans und rostrotes Top, ich weiß, dass sie mich widerlich findet, alle finden es, sie hassen mich. Nur nicht Glenda-Estelle. Aus der Rückseite ihrer Jeans lugt ihr Höschen, es ist auch aprikosenfarben, und als sie den Kopf zu mir dreht, hält sie noch Leons Gesicht in den Händen, er hat ihr Aprikosengloss auf den Lippen. Der siebzehnjährige Scheißer, kriegt keinen Satz ohne Rechtschreibfehler auf die Latte, aber besteigt meine Geliebte. Jetzt weiß ich es, aber es ist okay, es macht alles leichter.
Die Pistole ist unten in der Tasche. Geladen und entsichert.
Ich stelle meine Tasche auf den Tisch, sie ignorieren mich, reden und beackern ihre Multiphones, nur Glenda-Estelle, die rutscht vom Tisch und zwinkert mir zu, ein bisschen schuldbewusst, ein bisschen geil. Ich lächele sie beruhigend an, gehe zur Tür und schließe ab; dann ziehe ich die Pistole aus der Tasche und hole mir Leon, ich zerre ihn an seinem Kragen hoch und presse ihm den Lauf an die Schläfe. Die anderen schreien, ich brülle »Ruhe!«, Estelle wird ganz blass, meine schöne, weiße Perle. »Heute hören wir den Zauberlehrling«, sage ich, »von Leon.«
Leons Hose wird dunkel im Schritt. Ich nehme die Pistole von Leons dummem, leerem Kopf und ziele auf seinen Schritt, und da fängt der Rotzlümmel endlich an: »Hat der alte He-he-hexenmeister …«, seine Stimme klingt knabenhell. Ich zwinkere meiner Geliebten zu, sie übergibt sich. »… nun erfülle meinen Willen …«
Jetzt weint Leon und Pickeljonas dreht einen Handyfilm, aber das macht nichts, das macht gar nichts. Als Leon stockt, ziehe ich den Zeigefinger durch und …
Annalisa
16 : 59 Uhr, Haltestelle Hoheluftbrücke
Sie hatte extra aufgepasst. Aber dennoch – da passierte es: Sie ließ die Stange zu früh los, wurde von dem Drall der Bremse ins Straucheln gebracht und prallte in den Jungen hinein!
»Pardon«, murmelte sie beschämt, ließ es zu, dass er sie stützte und zwang sich zu einem dankbaren Lächeln.
So wie es ihr Matto beigebracht hatte.
Dann stand sie auf dem Bahnsteig in den wirbelnden Schneeflocken, hinter ihr schlossen sich die Türen.
Ach, Matto, dachte sie und tastete nach den Geldbörsen, die sie dem fleißigen Taschendieb abgenommen hatte, als er sie so nett gestützt hatte. Gutes, ehrliches Geld. Der kleine Dieb hatte es nicht mal gemerkt.
Ach, Matto, dachte Annalisa erneut, die Jugend ist wirklich nicht mehr das, was sie mal war.
Vorsichtig taperte sie in Richtung Rolltreppe. Die Sparkasse an der Hoheluftchaussee hatte heute länger auf, für die Bareinzahler.
Wolf
Die kleine Omi. Hatte ihm noch einmal zugelächelt.
Er betrachtete sein Spiegelbild und fragte sich, wie sein Gesicht schmelzen würde, wenn er im Keller Feuer legen würde und sich selbst aufs Bett, um abzuwarten.
Wie brennendes Wachspapier. Wie ein Fußball, aus dem die Luft entweicht. Wie …
Die U-Bahn war summend angefahren, strebte nun auf den hochbeinigen Stahlbögen über die Isestraße hinweg.
Jedes Fenster der Häuser zur Kanalseite zeigte ein anderes Leben. Wolf sah eine Frau lesen, einen Mann ein unsichtbares Orchester dirigieren, und manche Balkone waren weihnachtlich dekoriert, als ob ihre Bewohner sie für die Vorbeifahrenden ausstellten.
Im zehnten Haus sah Wolf, wie ein Mann eine Frau ohrfeigte. Ihre dunklen Haare flogen um ihren Kopf, sie stolperte gegen einen Tisch. Wolf stand halb von seinem Sitz auf, presste die Hände ans Fensterglas. Der Mann begann, die Frau zu würgen.
Wolf sah die Blonde mit dem Pelzkragen an, die ihm gegenübersaß. Sie telefonierte und erzählte was von »Recht auf Liebe«, es hörte sich an wie »Recht auf soziale Bezüge«. Sie hatte nichts gesehen. Er schaute zu seinem Sitznachbarn, der vor sich hin träumte.
Wolf lehnte sich zurück. Gleich hielt die U3 am Eppendorfer Baum. Er könnte aussteigen und zu dem Haus gehen. Oder die nächste Bahn in die Gegenrichtung nehmen.
Er könnte auch nach Hause fahren und sich umbringen.
Ständig wurde irgendwo gestorben. Musste er sich darum kümmern?
Die Bahn hielt. Türen öffneten sich. Menschen kamen und verschwanden.
Schmidt
17 : 00 Uhr, Haltestelle Eppendorfer Baum
… ziehe ich den Zeigefinger noch mal durch, und …
»Schmidtchen, bist du noch ansprechbar?«
Die Stimme der Kollegin – Erdkunde, achte Klasse, blond, nicht mein Typ – weckte mich aus meinem Tagtraum. Sie hält ihr Handy in der Hand, in das sie die ganze Zeit reingelabert hat.
»Tschüss, ich muss raus! Wünsch dir einen schönen ersten Advent!«
Küsschen, ihr falscher Fellkragen riecht nach nassem Hund.
Miststück. Hat mich bei meinen allerschönsten Träumen gestört.
Und was glotzt dieser Lude mit dem karierten Anzug mich an?
Wolf
Als der Signalton das Schließen der Türen angekündigt hatte, war Wolf aus dem Sitz hochgeruckt, den Gang hinuntergehinkt, hatte mit beiden Händen die Türen auseinandergeschoben, sich durch den Spalt gezwängt und stand nun auf dem zugigen Bahnsteig am Eppendorfer Baum.
Die U-Bahn-Rücklichter verschwanden in einer schwingenden Rechtskurve, Wolfs Herz pumpte und stolperte, in seiner Hüfte und seinem Knie explodierte greller Schmerz.
Wie Kristallsplitter, wie …
Die Frau!
Vielleicht war es ein Spiel. Schlag mich, würg mich, liebe mich. Gab es alles, das hatten ihn vierzig Jahre St. Pauli gelehrt.
Und was, wenn nicht?
Vielleicht war es ein Filmdreh. Szene sieben, Mord.
Und was, wenn nicht?
Er musste sich nicht darum kümmern. Um ihn kümmerte sich ja auch keiner.
Wolf schlug die Hände vor sein Gesicht, es zerschmolz in Tränen, die er nicht erwartet hatte.
Dann hinkte er den Bahnsteig entlang, die glitschige Treppe hinab.
Er musste wissen, was mit der Frau geschehen war, oder jetzt gerade geschah … er konnte nicht … er musste …
Bachmann
17 : 02 Uhr, Haltestelle Kellinghusenstraße
Wie oft hatte Sarah die Luft aus Tupperdosen gedrückt? Er hatte immer gegessen, wenn Sarah schon schlief.
Drüben hatte Rosa heute Nachmittag dann ihren Mann beschimpft. Und mit Sachen geworfen, dem Kohl, den Würsten.
Endlich, dachte Bachmann, endlich begehrt sie auf, lässt es sich nicht mehr bieten. Diese Sorglosigkeit, mit der ihr Mann sie vernachlässigte. Nein, den würde Rosa nicht mehr verteidigen gegenüber ihren Freundinnen, von denen längst keine mehr zu Besuch kam, weil Rosas Mann das nicht mochte. Eine Zeit lang hatte Rosa Ausflüchte gefunden. Um sich besser zu fühlen und weniger wertlos?
Bachmann erinnerte sich, wie diese Rosa mit dem Fernseher sprach, wenn sie allein war.
Das tat Sarah nur, wenn er dabei war. Wenn sie Tatort sahen, dann antwortete sie auf Fragen, die die Drehbuchautoren die Protagonisten stellen ließen. So etwas wie: »Denkst du, er war es?« Und Sarah antwortete für sie: »Natürlich war er es nicht, du Penner!«
Sie begann, den Wein schneller zu trinken und schneller zu schimpfen, und Bachmann wusste, sie meinte nicht Ulrike Folkerts oder Mehmet Kurtuluş oder Dietmar Bär.
Sie meinte ihn. Ihren Mann.
Als er die Menschenmengen beobachtete, die auf dem Wechselbahnsteig von U1 und U3 hastig umstiegen, vibrierte sein Mobiltelefon. Eine SMS. Von Flimt, seinem Kollegen.
Zu guter Letzt hatte Rosa den Kristallaschenbecher geworfen. Hatte ihren Mann verfehlt. Er war gefallen und hatte sich das Genick gebrochen. Ein Unfall.
Der Fall war beendet, aber nicht gelöst. Und es war Grünkohl gewesen, Flimt hatte gewonnen und Mitch lud sie alle auf ein Bier im Frau Möller auf der Langen Reihe ein.
Bachmann sagte ab.
Wolf
Als er an dem Haus in der Isestraße angekommen war, trat die Frau mit den dunklen Haaren aus der Tür. Sie trug eine Sonnenbrille.
»Schön, dass es Ihnen gut geht«, murmelte Wolf.
Die Frau tat so, als ob sie ihn nicht bemerkte.
Bachmann
17 : 03 Uhr, Haltestelle Sierichstraße
Der LKA-Ermittler ging nach Hause, schloss die Haustür auf. Im Treppenhaus parkte ein gelbes Dreirad von der Familie nebenan.
Bachmann blieb vor seiner eigenen Wohnungstür stehen, bis das Licht erloschen war.
Im Dunkeln legte er sein Ohr an das Holz. Von drinnen hörte er Sarah mit dem Fernseher sprechen.
Wolf
Wolf fährt U3. Den ganzen Tag. Rund und rund und rund.
Er sieht immer aus dem Fenster. Er wird sich kümmern, wenn sich niemand kümmert. Er sieht, was andere übersehen.
Wie ein Engel. Wie ein Wächter.
Wie …
Das Leben geht weiter.
Der Episodenkrimi 16 : 52 Uhr ab St. Pauli ist eine Zusammenstellung dreier für diese Anthologie überarbeiteter Beiträge, die einmalig in der Hochbahnkundenzeitschrift mobil erschienen sind.
Wussten Sie schon, dass …
… Bahnfahren 55-mal sicherer ist als Autofahren?
ICE Berlin – Hamburg
Ralph Gerstenberg
Das Ticket des Toten
Geschafft! Den Stoff im Gepäckfach verstaut, die Beine ausgestreckt – nun ja, so weit es eben ging. Der vertraute, verhasste Geruch: ein Plastik-Kunstfaser-Schweiß-Bier-Eibrot-Kaffee-Putzmittel-Gemisch. ICE-Odeur. Ich saß im Großraumabteil des Zuges, der mich von hier fortbringen sollte. In drei Minuten. Um 16 : 16 Uhr. Berlin – Hamburg. Abfahrt: Gleis 8.
Ich spürte, wie müde ich war, wie wach ich gewesen bin. Eine Stunde und vierzig Minuten hatte ich nun Zeit. Ich könnte schlafen, endlich schlafen, während der Zug durch trostlose Landschaften raste, Landschaften, die einmal blühen sollten.
Aber das war lange her. Es hatte nichts mit der Wirklichkeit zu tun, nichts mit dem, was man durch Zugfenster sah – und schon gar nichts mit mir.
Abfahrt im Untergrund, ich durchquerte einen Tunnel – dem Licht entgegen, ja, dem Licht.
Es werde Licht, dachte ich. Und: Mehr Licht! Was man so denkt, wenn es einen denkt. Wenn man zu viel von dem Stoff genascht hatte, der einen wach hält, dem Stoff in der Tasche über mir in der Gepäckablage.
Der Mann neben mir schlief – so tief, wie ein Mann nur schlafen konnte. Wie schön, wie friedlich musste es sein, sich in einen Zug zu setzen, die Augen zu schließen und nichts mitzubekommen. Nichts von dem hektischen Geschiebe, dem Smartphonegestocher, den beschwipsten Tippsen, dem nicht enden wollenden Kindergeschrei, den Ich-bin-jetzt-im-Zug-und-komme-vermutlich-pünktlich-Mitteilungen, dem Reisegruppengekicher, dem Teenagergetatsche, dem Koffergewuchte, den Begrüßungen durch das Bordpersonal und den mit Sicherheit auftauchenden Platzkarteninhabern, die Lässigreisende nach Anrollen des Zuges aus ihren Sitzen jagten.
Diesmal waren sie zu fünft und kannten kein Pardon. Es müsse sein, täte ihnen leid, sie seien auf einem Ticket unterwegs, als Gruppe sozusagen, deshalb … Nach einigem Geschiebe und Gedränge, begleitet von zahlreichen Entschuldigungen, verteilten sich die Aufgescheuchten im mäßig gefüllten Waggon.
Die Häuser, die an mir vorbeiflogen, wurden kleiner. Die Stadt war bald nur noch Speckgürtel, um dann – fast übergangslos – in eine von Hochspannungsleitungen durchschnittene Feld-, Wald- und Wiesenfläche überzugehen, in der mal ein Kaff, mal ein Tümpel einen schwachen Akzent setzte.
Zugfahrten hatten mich schon immer deprimiert. Aus dieser Perspektive wirkte die Welt trist wie ein regenverhangener Nachmittag in der Psychiatrie. Selbst die 168 Sachen, die das ICE-Display anzeigte, reichten nicht, um das dumpfe Dasein der brandenburgischen Provinz zu übersehen: sperrholzvernagelte Bahnhofsgebäude, vergilbte Plakate von der letzten Landtagswahl, die ewig gleichen Discounter.
Lustlos blätterte ich im SPIEGEL, den ich mir vor der Fahrt gekauft hatte, bis die Bilder und Buchstaben vor meinen Augen verschwammen. Endlich spürte ich, wie mein Körper sich lockerte und löste, wie etwas von mir abfiel, wie nichts mehr, nicht mal der Stoff, meinen Geist beherrschte, der sich treiben ließ, einfach treiben.
Ich hörte deine Stimme, wie sie den alten Witz wiederholte: Hoffnung ist was für Idioten, kommt gleich hinter Zuversicht. Was haben wir gelacht. Über uns, über Gott, über Helge Schneider, den du so gut nachmachen konntest. Besonders wenn wir genascht hatten. Was haben wir gehofft. Was haben wir genascht. Wach, immer wach.
Doch ich hatte es geschafft. All der Pisskram, der mich fast umgebracht hätte, lag nun hinter mir. Davongekommen, ja, so könnte man es nennen: Ich war noch mal mit dem Leben davongekommen und raste mit nunmehr 177 Sachen einem neuen Leben entgegen. Der Flug war gebucht, der Pass in meiner Tasche mehr als passabel, der letzte Deal reine Formsache.
Nur diese kalte Hand war irritierend. Die kalte Hand, die von der Armlehne auf meinen linken Oberschenkel gerutscht war. Der Versuch, sie wegzuschieben, endete damit, dass der Oberköper meines Nebenmannes zur Seite kippte, bis der Widerstand der schlecht geputzten Fensterscheibe an der rechten Gesichtshälfte den Rutschprozess aufhielt. Bei der nächsten Kurve, so viel war sicher, würde der Typ in sich zusammensacken und vom Sitz fallen.
Man brauchte dem Tod nicht so oft in die Augen geschaut zu haben wie ich in den letzten achtundvierzig Stunden, um zu wissen, dass der Mann seine letzte Reise angetreten hatte.
Kein Blut, nichts. Hatte sich einfach ein Ticket gekauft, in den Zug gesetzt und die Augen für immer geschlossen. Ein Tod in der 2. Klasse. Kein erstklassiger Abgang also, ich kannte jedoch eine Menge weniger komfortable Arten, ein für alle Mal auszusteigen. Außerdem ersparte einem dieses Ende den Blick auf die Ödnis hinter der verschmierten Scheibe.
Keiner der Zuginsassen in Sichtweite hatte etwas bemerkt. Die zusammengewürfelte Ticketreisegruppe schräg gegenüber war mit sich selbst beschäftigt. Der Sitz auf der anderen Seite des Durchgangs war frei. Auf dem Fensterplatz daneben schlief ein älterer Asiat. Vielleicht war er tot.
Ich brauchte Zeit. Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel darüber, wie man unbemerkt aus einem Zug verschwand, der mit 146 Sachen ohne Halt durch eine Selbstmörderlandschaft raste. Ich schaute zu meinem Koffer. Ich war wach, so wach.
Es ist schon ein merkwürdiges Phänomen, dass Menschen nach ihrem Dahinscheiden so viel schwerer zu sein scheinen als zu Lebzeiten. Als bestünde die Seele aus Helium und ließe den Körper wie einen Ballon in die Höhe steigen. Nach ihrem Entschweben blieben die leiblichen Überreste wie abgeworfene Sandsäcke in der Landschaft zurück. Und man hatte seine liebe Not damit, sie zum Platz ihrer letzten Bestimmung zu wuchten.
Der Tote neben mir bildete da keine Ausnahme. Sein Arm ließ sich nur gegen erheblichen Widerstand zurück in den Nachbarsitz bewegen. Immer wieder, als folgte sie einem eigenen Willen, fiel die kalte Hand in meinen Schoß. Der hingegen völlig willenlos wirkende Gesamtkörper neigte dazu, den Gesetzen der Schwerkraft zu folgen und zu Boden zu gleiten. Ihn daran zu hindern, war eine schweißtreibende, nervenaufreibende und kräftezehrende Angelegenheit. Keine Ahnung wie, aber es gelang mir, den toten Mann in eine Lage zu bringen, die einigermaßen stabil wirkte und als Schlafposition durchgehen konnte.
Du, meine Liebe, wusstest, dass ich die Katastrophen anzog wie Fanta die Wespen. Ich hab dich gewarnt. Aber du hast nur gelacht. Wie immer gelacht. Du hattest ja auch gut Lachen. Immer gehabt. Dir was von Katastrophen erzählen! Genauso gut hätte ich dem Papst was von der Kirche erzählen können. Oder Alex, dem Arsch, was von der Scheiße, in der ich jetzt steckte.
Wie durch ein Wunder hatte bislang niemand etwas bemerkt. Ich würde bis nach Hamburg fahren, dort den Stoff abliefern, das Geld kassieren und dann – Adiós!
Doch der Tod fuhr mit. Noch sechsundsechzig Minuten.
Die Ticketgemeinschaft schien sich nicht besonders gut zu verstehen. Offenbar stritt sie sich um den Preis der Mitfahrgelegenheit. Der Karteninhaber bestand auf zwanzig Euro, während einer der Mitfahrenden entgegen der Abmachung nur die Hälfte zu zahlen bereit war. Die einzige Frau in der Gruppe, eine für diese Art des Reisens etwas zu glamourös gekleidete blasse Blondine, kramte nach ihrem iPhone, das sie zuerst verloren zu haben schien, dann aber aus den Tiefen ihrer Handtasche hervorzauberte. Während sie Mails checkte, fragte sie den Gruppenleiter, ob er auch eine VISA-Karte akzeptieren würde.
Ein unauffälliger, studentisch aussehender Typ erklärte daraufhin, dass er bislang auch von einer etwas niedriger dotierten Fahrt ausgegangen wäre.
»Wollt ihr mich alle verarschen?«, schrie der Initiator der aufmüpfigen Zweckgemeinschaft. »Kohle her, sonst kenne ich niemanden von euch!«
»Jetzt ist er beleidigt.« Vierfaches Reisegruppengekicher.
Trotz der Geräuschkulisse hielt der Asiat seine Augen geschlossen. Ganz im Gegensatz zu meinem Sitznachbarn rechterseits, dessen linkes Auge mir plötzlich entgegenstarrte. Scheiße, was für ein Schreck! Sicher waren die Lider durch eine Erschütterung des Zuges hochgerutscht. Der tote Blick – Horror!
Wir rasten durch den Bahnhof von Wittenberge. Die Uhr eines Turmes, der antagonistisch aus der totalen Trostlosigkeit ragte, hatte soeben angezeigt, dass ich noch eine knappe Stunde überstehen musste. Siebenundfünfzig Minuten durchhalten, wach sein.
Bei dir, meine Süße, war es ganz einfach gewesen, deine schönen Augen für immer zu schließen.
Die Lider des Mannes ließen sich nicht so leicht nach unten streichen. Wie hartnäckig klemmende Jalousien blieben sie einen Spalt breit offen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, was passieren würde, wenn die iPhone-Blondine schräg gegenüber mitbekäme, dass der Typ, der sie anstarrte, mausetot war.
I ♥ Berlin, stand auf der Schirmmütze, die neben dem schlafenden Asiaten auf dem Sitz lag. Ein Griff – und ich hatte sie dem Toten übergestülpt. So wirkte er wie ein selig schlummernder Berlintourist auf der Fahrt zurück in die Heimat. Zufrieden betrachtete ich mein Arrangement.
Und dann: die Stimme der Schaffners. Gefährlich nah.
Man muss immer alles im Blick haben, hast du gesagt. Und als ich dich fragte, was: das große Ganze! Damals wusste ich nicht, was du damit meintest. Später ist es mir klar geworden – zu spät. Sex ist Sex und Stoff ist Stoff. Und Alex war der Mann mit dem Stoff. Logisch, man muss in großen Zusammenhängen denken. Liebe ist was für Idioten, hast du immer gesagt: Popcornkino!
Den Schaffner hatte ich bislang noch gar nicht auf dem Schirm gehabt. Nun stellte sich urplötzlich die drängende Frage: Wie kam der Mann an die Fahrkarte des Toten, ohne zu bemerken, dass dieser tot war? Zweifellos hätte die Entdeckung des Verstorbenen die Polizei auf den Plan gerufen – und dann, nach Ankunft des Zuges, das ganze Programm: Zeugenbefragung, Untersuchung der Todesursache, Feststellung der Personalien der Mitreisenden.
Meine Papiere waren gut, aber sie waren dazu gedacht, durch Flughafenkontrollen und über Ländergrenzen zu kommen, nicht, einer polizeilichen Personenkontrolle standzuhalten.
Mein erster Impuls war, aufzustehen und zu verschwinden. Erst mal zum WC. Der Speisewagen befand sich im Rücken des Schaffners.
Nachdenken, hast du gesagt, lieber noch einmal nachdenken. Wie clever du immer warst, so clever.
In einer Minute wäre der Tote in aller Munde gewesen, Fragen hätten im Raum gestanden: Wo war eigentlich der Sitznachbar abgeblieben? Dieser ominöse Sitznachbar, der vielleicht oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas mit dem Tod des Mannes zu tun hatte? Und: Wer hat dem Toten die ›I ♥ Berlin‹-Mütze des Asiaten ins Gesicht gezogen?
Gott sei Dank wurde der Schaffner von der Ticketgruppe aufgehalten. So blieb mir Zeit nachzudenken, meine clevere Liebe, einmal mehr nachzudenken.
»Wer gehört diesmal alles zu Ihnen? Würden Sie sich bitte entscheiden?« Der Schaffner, ein eigentlich recht geduldig wirkender Mann, begann zu drängeln.
»Das ist eine Frage der Zahlungsmoral«, gab der Ticketinhaber zu verstehen.
»Sie wissen, dass die Mitnahme von Personen gegen Zahlung eines Entgelts nicht gestattet ist?«
»Würde ich nie tun, aber wenn einem jemand Geld schuldet und nicht zu zahlen bereit ist, weiß man nicht mehr so genau, ob man ihn noch kennen möchte.«
»Hier, du verdammter Ausbeuter!« Die blonde Frau knallte zwanzig Euro auf den Tisch. Die anderen Mitfahrer rückten schweigend das Geld in verabredeter Höhe heraus.
»Darf ich Ihnen vorstellen: meine bezaubernde Reisegefährtin und meine drei besten Freunde!«, präsentierte der Karteninhaber nun seine zusammengewürfelte Truppe.
»Bagage!«, zischte der Schaffner.
»Aber Herr Reisebegleiter, sagt man so etwas zu seinem besten Kunden?«
»Ist doch wahr«, schimpfte der Schaffner, während er meine Fahrkarte kontrollierte. »Kauft sich ’ne Monatskarte und macht damit mehr Kohle als unsereins mit ehrlicher Arbeit.«
Mein Schweigen deutete er als Bitte um Erklärung.
»Schlepper, Schmarotzer … werden immer mehr. Mit so ’ner Monatskarte darf man samstags bis zu vier Leutchen kostenlos mitnehmen. Und so pendeln sie dann Samstag für Samstag zwischen Berlin und Hamburg hin und her, diese Parasiten. Immer vier Mitfahrer im Schlepptau, die sich vorher im Internet gemeldet haben. Da gibt es mittlerweile einen richtigen Markt. Klar, lohnt sich ja. Müssen Sie mal ausrechnen: Acht Fahrten schafft man auf dieser Strecke locker an einem Tag.«