Nach Jahren intensiver Arbeit, vielen Opfern, Frustrationen, Kompromissen und Enttäuschungen wird dieses Buch endlich veröffentlicht. Ich möchte mir einen Moment Zeit nehmen und jenen danken, die während dieser Odyssee wirklich an mich geglaubt haben.
Mein Dank gilt Jack Canfield, Koautor des Bestsellers Hühnersuppe für die Seele (Goldmann 1996), für seine außerordentliche Freundlichkeit und dafür, dass er mir viele Türen geöffnet hat. Jack ist in der Tat ein besonderer Mensch, der an einem einzigen Tag mehr Menschen hilft, als viele von uns es in einem Menschenleben zu tun vermögen. Gott segne ihn.
Weiterhin danke ich Nancy Mitchell und Kim Wiele von der Canfield Group für ihren großen Enthusiasmus und ihren klugen Rat.
Ich danke Peter Vegso von Health Communications, Inc. sowie Cristine Belleris, Matthew Diener, Kim Weiss und der gesamten freundlichen Belegschaft des Verlags für ihre Ehrlichkeit, Professionalität und Zuvorkommenheit. Die gute Zusammenarbeit hat mir die Veröffentlichung dieses Buches enorm erleichtert. Meinen besten Dank auch an Irene Xanthos und Lori Golden für ihre Anregungen und ihren Ansporn. Und ein großes Dankeschön an all jene, die für die textliche Gestaltung gesorgt haben.
Mein spezieller Dank gilt Marsha Donohoe, einer exzellenten Lektorin, für die vielen Stunden, die sie für das Lektorat geopfert hat, um dem Buch den letzten Schliff zu geben und einige Dinge zurechtzurücken, damit der Leser ein klares Bild von meiner Geschichte aus der Perspektive eines Kindes bekommt.
Ich danke Patti Breitmann von Breitmann Publishing Projects dafür, dass sie das Projekt initiiert und für eine Finanzierung gesorgt hat.
Cindy Adams möchte ich für ihren festen Glauben danken, den sie mir vermittelt hat, als ich es am meisten brauchte.
Ein spezielles Dankeschön an Ric und Don vom Rio Villa Resort, meinem Zuhause fern von zu Hause. Sie haben mir das perfekte Refugium für dieses Projekt geboten.
Und schließlich danke ich Phyllis Colleen. Ich wünsche ihr Glück. Ich wünsche ihr Frieden. Gott segne sie.
Dave J. Pelzer, geboren 1960, hat sich die Bekämpfung von Kindesmisshandlung unter dem Motto »Hilfe zur Selbsthilfe« zur Lebensaufgabe gemacht. Nach Beendigung seines Dienstes bei der U.S. Air Force unterstützt er die Arbeit verschiedener Kinderschutzorganisationen. Nicht zuletzt durch das Offenlegen der eigenen Erfahrungen leistet er einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für dieses Thema in der ganzen Welt.
Sonoma Country, Kalifornien.
Ich bin so lebendig.
Ich stehe am Strand und genieße die Schönheit des unendlich weiten Pazifischen Ozeans. Von den Hügeln hinter mir weht eine leichte Brise. Es ist wieder einmal ein schöner Tag. Die Sonne geht unter. Gleich wird der Zauber beginnen. Der hellblaue Himmel wird in schillernden Farben leuchten, wenn der orangerote Feuerball im Meer versinkt. Ich blicke in Richtung Westen und lasse mich von der hypnotischen Kraft der Wellen mitreißen. Eine riesige Welle baut sich auf und bricht sich mit donnerndem Tosen, als sie an die Küste rollt. Gischt schlägt mir ins Gesicht, ehe der weiße Schaum mir die Füße umspült. Das schäumende Wasser wird von der Strömung schnell wieder ins Meer gezogen. Plötzlich wird ein Stück Treibholz an den Strand geschwemmt. Es hat eine seltsame Form. Das Holz ist morsch, doch glatt und ausgebleicht von der Sonne. Ich bücke mich, um es aufzuheben, aber ehe ich danach greifen kann, erfasst das Wasser es wieder und zieht es ins Meer zurück. Einen Augenblick lang sieht es so aus, als ob das Holzstück darum kämpft, an Land zu bleiben. Es zieht eine Spur hinter sich her, während es weiter hinaustreibt, und bäumt sich auf, ehe es sich dem Meer ergibt.
Ich sinniere über das Stück Holz. Es erinnert mich an mein früheres Leben. Meine Kindheit war äußerst turbulent. Ich wurde in alle Richtungen geschubst und gezerrt, und je ernster meine Situation wurde, desto stärker hatte ich das Gefühl, von einer immensen Kraft in eine verhängnisvolle Unterströmung gezogen zu werden. Ich kämpfte, so gut ich konnte, aber ich schien mich in einem Teufelskreis zu befinden, aus dem es keinen Ausweg gab. Und dann kam ich ohne Vorankündigung auf einmal frei.
Ich kann mich sehr glücklich schätzen. Meine dunkle Vergangenheit liegt jetzt hinter mir. So schlimm es auch war, tief im Innersten wusste ich sogar schon damals, dass mein Leben in meiner Hand lag. Ich gelobte mir, dass ich etwas aus mir machen würde, wenn ich mit dem Leben davonkäme. Ich wollte das Beste aus mir herausholen. Und das ist mir gelungen. Ich habe meine Vergangenheit hinter mir gelassen und die Tatsache akzeptiert, dass dieser Lebensabschnitt nur einen kleinen Teil meines Lebens ausmacht. Ich war mir stets bewusst, dass da ein schwarzes Loch war, in das ich fallen konnte. Die dunklen Kräfte lauerten darauf, mich aufzusaugen und für immer und ewig gefangen zu halten – aber nur, wenn ich es zuließ. Also nahm ich mein Leben in die Hand.
Durch die Herausforderungen in meiner Vergangenheit bin ich mit ungeheuren Kräften gesegnet. Ich passte mich schnell an und lernte, wie man in einer schwierigen Lebenslage überlebt. Ich begriff, dass es darauf ankommt, sich selbst zu motivieren, an sich selbst zu glauben. Aufgrund meiner Erfahrungen sehe ich das Leben mit anderen Augen. Ich weiß so viele Dinge zu schätzen, die andere Menschen womöglich als selbstverständlich hinnehmen. Auf meinem Lebensweg habe ich ein paar Fehler gemacht, aber mir war das Glück vergönnt, immer wieder auf die Füße zu fallen. Anstatt der Vergangenheit nachzuhängen, habe ich meinen Blick, wie ich es mir in den vielen Stunden in der Garage antrainiert hatte, nach vorn gerichtet. Wie damals handelte ich in dem Bewusstsein, dass Gott mir immer über die Schulter schaut und mir Mut und Kraft verleiht, wenn ich es am meisten brauche.
Mein Glück wäre jedoch nicht möglich gewesen, ohne die vielen Menschen, die einen positiven Einfluss auf mich hatten. Vor meinem geistigen Auge erscheinen die unzähligen Gesichter der Menschen, die mich ermutigten, mich lehrten, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und mir bei meinem Streben nach Erfolg zur Seite standen. Sie bestärkten mich in meinem sehnlichen Wunsch, etwas Besonderes zu leisten. Ich ging zur Air Force und lernte dort moralische Werte und tief gehende Gefühle von Stolz und Zusammengehörigkeit kennen, die mir bis dahin verschlossen geblieben waren. Amerika ist tatsächlich das Land, in dem man sich aus menschenunwürdigen Bedingungen befreien und aus eigener Kraft ein Sieger werden kann.
Das Tosen der Wellen bringt mich in die Gegenwart zurück. Das Holzstück, das ich beobachtet habe, verschwindet in den Tiefen des Meeres. Ich verweile nicht länger und gehe schnell zu meinem Wagen zurück. Augenblicke später mache ich mich mit meinem Toyota auf den Weg in mein geheimes Utopia. Vor Jahren, als ich im Dunkeln lebte, träumte ich immer von meinem geheimen Ort. Heute kehre ich, wann immer ich es einrichten kann, zu diesem Fluss zurück. Ich mache einen Zwischenstopp im nahe gelegenen Monte Rio, um in der Rio Villa eine wertvolle Fracht abzuholen, und dann brause ich wieder über das schmale schwarze Band, das sich durch die Landschaft windet. Für mich ist es ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Sonne geht gleich unter, und einer meiner lebenslangen Träume wird gleich wahr werden.
Als ich die friedliche Stadt Guerneville erreiche, drossele ich den Geländewagen von Renngeschwindigkeit auf Schneckentempo. Ich trete auf die Bremse, ehe ich rechts in den Riverside Drive einbiege. Ich kurbele das Fenster herunter und fülle meine Lunge mit der klaren Luft. Der süße Duft der emporragenden Redwoodbäume, die sanft im Wind schaukeln, steigt mir in die Nase.
Ich bringe den weißen Toyota vor dem Blockhaus, in dem meine Familie vor einer halben Ewigkeit die Sommerferien verbracht hat, zum Stehen. 17426 Riverside Drive. Wie so viele Dinge hat sich auch das Haus verändert. Vor Jahren hat man hinter dem Kamin zwei winzige Schlafzimmer angebaut. Vor der Überschwemmung 1986 wurde ein vager Versuch gemacht, die Küche zu erweitern. Der berühmte Baum, auf dem meine Brüder und ich früher stundenlang herumgeklettert sind, ist jetzt am Absterben. Nur die dunkle Decke aus Zedernholz und der Kamin aus Flusssteinen sind unverändert geblieben.
Ich bin ein bisschen traurig, als ich mich abwende und über den Kiesweg gehe. Dann trete ich mit meinem Sohn Stephen an der Hand durch einen engen Durchgang neben dem Haus, durch den meine Eltern vor vielen Jahren mit meinen Brüdern und mir gegangen sind. Ich kenne den Eigentümer und bin mir sicher, dass er nichts dagegen hätte. Mein Sohn und ich blicken stumm in Richtung Westen. Der Russian River, der in den weiten Pazifik mündet, ist so, wie er immer war – dunkelgrün und wie ein Spiegel. Eichelhäher rufen sich etwas zu, während sie durch die Lüfte gleiten und zwischen den Bäumen verschwinden. Der Himmel über uns ist jetzt mit orangeroten und violetten Streifen durchzogen. Ich hole noch einmal tief Luft und schließe die Augen, um den Augenblick zu genießen, so, wie ich es damals getan habe.
Als ich die Augen öffne, läuft mir eine Träne über die Wange. Ich knie nieder und nehme Stephen in die Arme. Ohne zu zögern, legt er den Kopf zurück und gibt mir einen Kuss. »Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ich dich auch«, erwidere ich.
Mein Sohn blickt in den dunkler werdenden Himmel. Seine Augen weiten sich, als er in die untergehende Sonne schaut. »Ich finde, dass dies der schönste Ort auf der ganzen Welt ist!«, verkündet er.
Ich habe einen Kloß im Hals und mir laufen die Tränen übers Gesicht. »Das finde ich auch«, sage ich.
Stephen besitzt noch diese wunderbare kindliche Ungeduld, und doch ist er für sein Alter bereits ungewöhnlich klug. Selbst jetzt, da mir salzige Tränen übers Gesicht rinnen, lächelt er und sorgt so dafür, dass ich mich meiner Tränen nicht schämen muss. Er weiß, warum ich weine. Stephen weiß, dass es Freudentränen sind.
»Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ich dich auch, mein Sohn.«
Ich bin frei.