Ebook Edition
WIE VIEL BANK BRAUCHT DER MENSCH?
RAUS AUS DER
VERRÜCKTEN FINANZWELT
Die Recherche zu diesem Buch wurde im Rahmen eines Projekts der Stiftung Mercator unterstützt.
Mehr über unsere Autoren und Bücher:
www.westendverlag.de
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-86489-537-1
© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2013
Satz: Publikations Atelier, Dreieich
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
Inhalt
Einleitung: Abschied aus dem Geldparadies
ERSTER TEIL
Vom Traum globalisierter Märkte zum großen Albtraum?
1. Von der Illusion des Stabilitätsgaranten
Dreißig Jahre schneller, höher, weiter
Der Traum von den hilfreichen Spekulanten
Aufkommende Zweifel an der Wunderwirkung
Chronisch instabil? – Ein Ausflug ins menschliche Gehirn
Prozyklik – die Kernschwäche moderner Finanzmärkte
Die Rolle der Spekulanten • Tückische Mathematikmodelle • Risikofreude kommt vor dem Crash • Ratingagenturen – überforderte Herdentreiber? • Euphorie und Panik mit Tante Erna
2. Das dreißigjährige Kriseln – eine Schadensaufnahme
Drei Jahrzehnte Boom und Crash
Der Aktiencrash von 1987 • Das Finanzdebakel der Schwellenländer 1997/98 • Aufstieg und Fall der New Economy • Die große Finanzkrise seit 2007
Ein Finanzmarktschaden namens Euro-Krise
Kapriolen am Rohstoff- und Devisenmarkt
Rasantes Einkommensgefälle
Banken als Schuldenmaschine
Die wahre Geschichte von der großen Finanzkrise
3. Welchen Nutzen hat die Bankensause überhaupt?
Von der Mär effizienter Preisfindung
Das Märchen vom Kapital als Entwicklungshelfer
Die Illusion vom Wachstumsmotor für reiche Länder
Eine historisch atemberaubende Negativbilanz
Kosten durch höhere Unsicherheit • Kosten durch Krisenschäden • Kosten der Ungleichheit • Wachstumsverluste durch fehlgeleitete Ressourcen • Quintessenz eines teuren Experiments: Weniger ist mehr
ZWEITER TEIL
Vom Ausstieg als Chance – warum es uns ohne Bankenwahn besser ginge
1. Menschliche Lernschwäche? – Geschichte in der Wiederholungsschleife
Erste Lehre: Alles schon mal dagewesen
Zweite Lehre: Bankenirrwitz ist kein Schicksal
Dritte Lehre: Wie man den Ausstieg nicht macht
2. Wie viel Bank darf’s denn sein?
Was soll die Bank?
Wirtschaftswunderzeit als Vorbild
Von guten und von schlechten Schulden
3. Von guten und von schlechten Reformen
Woran sich gute Reformen messen lassen
Wie es nicht geht – der nett gemeinte Unsinn
4. Ein Aktionsplan für den Bankenausstieg
Die hilfreichen Reformen
Ratingagenturen auf Maß halten • Pump down the volume • Heiliges Trennbankensystem?
Die 5+ Säulen für eine neue Finanzwelt
Säule 1: Finanztransaktionssteuer – Sand in alle Getriebe • Säule 2: Neues Weltwährungssystem – betreutes Handeln • Säule 3: Volksgut Staatsanleihe – mit Schulden spielt man nicht • Säule 4: Kontrollierte Rohstoffe – … mit Essen auch nicht • Säule 5: Exzesse kontern – automatisches Krisenblockiersystem • Bonusreform: Mindestalter für Finanzjongleure
Menüwahl für mutige Reformer
5. Vom Albtraum zum Segen – Umstieg zur Klimarettung
Bankenschrumpfen – und die wunderbare neue Welt
Banker zur Sonne – mehr Geld für die Klimarettung
Schluss: Eine kleine Utopie – von Bankfurt zu Solarfurt
Literatur
Für Coralie und Annina
Einleitung:
Abschied aus dem Geldparadies
»Die Effizienz des US-Kapitalmarkts ist legendär. Kapitalmärkte gelten als effizient, wenn sie sehr schnell viele Aktienverkäufer mit Aktienkäufern zusammenführen. Das ist teils eine Sache moderner Computertechnologien, teils aber auch der Tradition und Erfahrung.«
Aus einer Broschüre der US Information Agency aus den 80er Jahren
»Kapitalmärkte erhöhen die Wohlfahrt. Sie sind nicht eine Spielwiese allein für die Reichen.«
Aus dem Lehrbuch Kapitalmärkte, 2005
Die Ehrfurcht schwindet, die Zweifel wachsen. Noch vor ein paar Jahren gehörten Lobeshymnen auf vorausschauende, geradezu weise Menschen an internationalen Finanzmärkten zum Standard in Kommentaren und Politikerreden. Da konnte es von so viel Weisheit an Börsen und in Banken nicht genug geben. Heute mag keiner mehr schwärmen, die Hymnen sind nach Bankenkrise und -skandalen weitgehend verstummt. Nach fast sechs Jahren Finanzkrise und ihren Nachbeben wirkt mancher Gesang aus der Zeit von vor 2007 eher wie, sagen wir, Erich Honecker auf dem letzten Parteitag, beim Aufsagen der Errungenschaften des Kommunismus.
Ein Betriebsunfall in einer ansonsten funktionierenden globalisierten Bankenwelt? Nur ein paar menschlich-moralische Ausreißer, die bald wegbestraft sind? Oder ist der Bruch doch tiefer? Gibt es gar so eine Art Honecker-Moment, wenn auch in leicht, nach drei Jahrzehnten immer grandioser wachsender Finanzmärkte? Und wenn ja, was kommt dann? Bricht da gerade ein System in sich zusammen? Die Antworten darauf könnten darüber entscheiden, wie gut oder schlecht es uns in den nächsten Jahrzehnten ergehen wird.
Noch wirkt die Ehrfurcht nach. Wir sind ja aufgewachsen mit dieser Mischung aus Glauben und tiefem Respekt, dass Banken anders, reicher, vornehmer und mächtiger sind. Dass in den Schalterräumen feiner Teppich liegt, nicht schnödes Linoleum wie beim mittelständischen Präzisionsmaschinenbauer in Wanne-Eickel.
Wir haben gelernt, dass Banken so viel Platz brauchen, dass sie ihre Zentralen seit den 70er Jahren in der Frankfurter City immer höher bauen (mussten) – ziemlich genau, seitdem die Finanzglobalisierung losging.1 Und dass die Herren in den Vorstandsetagen dabei gern wetteiferten, wer am höchsten sitzt. Wie früher beim Quartettspiel mit den Jungs. Wobei die stolzesten vor ein paar Jahren noch die Herren der Commerzbank waren, weil sie den längsten (Turm) Europas hatten. Das ist die Bank, an der wir umständehalber jetzt alle mitbeteiligt sind. Man könnte auch sagen: Der Laden musste in Not mit Steuergeldern verstaatlicht werden, was es zuletzt beim Erich gab. Hochbau kommt vor dem Fall, sozusagen.
Wir haben gestaunt, wo die das Geld her haben, wenn im Besuchertrakt des Towers an der Taunusanlage mal wieder ein Starkünstler aus New York schwingende sanfte Farben und säuselnde Ambient-Klängen vorbeibrachte. Soll keiner sagen, die Bank sei nur schnöde auf Geld aus.
Wir sind damit groß geworden, dass wir zwar Schwierigkeiten hatten, zu verstehen, was die da machen, wenn sie mit komplizierten mathematischen Formeln Geldgebäude konstruieren und in Sekunden Geld gewinnen. Aber es schien ja nicht direkt zu stören. Und es war halt so, dass Endzwanziger dafür im Monat mehr Gehalt aufs Konto bekamen als andere im Jahr.
Wir sind auch damit aufgewachsen, dass wir den Atem anhalten, wenn »die« Märkte über ein Unternehmen, eine Branche oder, rums, über ganze Länder urteilen und den Daumen heben oder senken. Als im Juli 2011 der in Europa grassierende Krisenvirus auf Italien übersprang, wofür es keinen triftigen Anlass gab, den es nicht vorher schon gegeben hätte, erklärten uns Analysten binnen Stunden, warum das normal ist. Und die Kollegen vom Spiegel titelten voller Demut sofort mit einem Abgesang auf das Dolce Vita, als sei Italien plötzlich aus dem Mittelmeer aufgetaucht; als hätten Bankanalysten bis zwei Tage zuvor nicht etliche Gründe aufgezählt, warum Italien durch die Finanzkrise nicht gefährdet sei.
Wir haben zeitweise artig zugehört, als unser Bankberater uns wie Mutter Teresa erklärt hat, dass die staatliche Rente nicht sicher sei – anders als die private, die wir uns nur (bei ihm) abholen müssen. Dass das große Glück winkt, wenn wir unser Geld am Kapitalmarkt für uns arbeiten lassen. Wunder. Da haben wir uns mit der T-Aktie am Südseestrand schon in Würde altern sehen. Wir haben uns von derselben Teresa Grafiken zeigen lassen, auf denen die Kurven von Kursgewinnen nur nach oben gingen – und alte weise Herren wie André Kostolany erklärten uns, wir müssten nur Aktien kaufen, dann zur Apotheke gehen, Schlafmittel holen und ein paar Jahre später wieder aufwachen, um die Gewinne zu holen. Gott, lass all die noch ein bisschen schlafen, die, sagen wir, Anfang 2001 bei Bank und Apotheke waren. Ende 2012 lag der DAX fünf Prozent tiefer als damals. Maschsee statt Südsee.
***
Vom Ende einer rauschenden Party
Deutscher Aktienindex Dax* in Punkten
* bis 1988 Vorläuferindex
Quelle: Thomson Datastream
Als Ende der 90er Jahre die erste globale Finanzkrise tobte, weil der Hype um die Schwellenländer plötzlich geplatzt war und in zwei Jahren von Thailand über Russland bis nach Brasilien ein Land nach dem anderen erfasst wurde, lautete die Standarderklärung der Gralshüter beim Internationalen Währungsfonds: Wenn es kriselt, liegt das weniger an den Märkten als daran, dass den Anlegern Informationen fehlten, dass sie in die Irre geleitet wurden. Sonst hätten sie natürlich nie so verrückt reagiert.
Motto: Freie Finanzmärkte sind nach wie vor die beste Instanz, um Geld zu steuern. Es muss nur hier und da etwas nachgebessert werden. Ähnlich war die erste Reaktion auf die Krise 2007. Da waren mal einzelne Notenbanker schuld, weil sie zu billig Geld verliehen hatten – was sich durch Austausch von Führungskräften beheben ließe. Mal waren es Regierungen wie die US-amerikanische, die einfach fahrlässig die Vergabe von Immobilienkrediten an Arme gefördert habe. Botschaft: menschliches Einzelversagen. Abwählen. Fertig.
In Talkshows hat sich derweil eine Deutung festgesetzt, wonach die Krise im Kern ein moralisches Problem (einiger) gieriger Banker ist – die manchmal kriminell sind. Mit dem gelegentlichen Zusatz, dass sich »99,9 Prozent korrekt verhalten«, wie es der CDU-Politiker Michael Fuchs noch 2012 formulierte. Es gibt halt schwarze Schafe, wie überall, und da braucht es im Zweifel Obergrenzen für Bankgehälter, ordentliche Strafen und – als nachträgliches Ordnungsgeld – noch eine Bankenabgabe. Sozusagen als Bearbeitungsgebühr für die Krise. Und alles wird gut.
Wirklich? Mit jedem neuen Jahr Finanznachbeben wachsen die Zweifel. Reicht es, hier und da ein bisschen zu regulieren, mehr Transparenz zu fordern, die Bankenchefs sorgsamer auszuwählen und die eine oder andere Gehaltsobergrenze einzuführen? Selbst wenn all das mittlerweile mit größerem Eifer betrieben wird? Hilft größere Transparenz, wenn die Finanzmärkte selbst bei Ländern von einem Tag auf den anderen ihr Urteil ändern, die nichts verheimlicht haben – und bei denen sich über Nacht nichts verändert hat? Wussten Anleger nicht, dass die US-Immobilienpreise schon seit Jahren stiegen?2
Alle Anstrengungen, die Banken nach der Asien- und der New-Economy-Krise zu mehr Offenheit zu zwingen, haben nicht verhindert, dass es 2007 zu einer noch größeren Krise gekommen ist. Schlimm genug. Manche Regulierung hat nach 2007 sogar noch fatal krisenverstärkend gewirkt, weil Banken in der akuten Not plötzlich mehr Eigenkapital vorweisen mussten. Willkommen Rezession.
Was helfen Bonusobergrenzen, wenn die Geldhäuser trotzdem aus dem Nichts Milliarden machen können und Hedgefonds in Sekunden absurde Gewinne generieren – und so gefährliche Vermögensblasen entstehen? Da sind hohe Boni eher Symptom des Problems. Das Absurdere scheint ja, dass Einzelne überhaupt virtuell so viel Geld machen können, was andere Berufsstände nie könnten – was auch erklärt, warum sich bei Bäckern und Journalisten die Boni-Frage in der Regel gar nicht stellt. Das Geldzaubern verschwindet ja nicht, wenn die Gehälter bei Bankern gedeckelt sind oder Investmentmanager ihre Gewinne mal für arme Leute spenden, so schön das für die wäre.
Das Problem muss tiefer liegen. Seit in den 70er und 80er Jahren die große Freiheit an den Finanzmärkten einzog, scheint es Dutzende Bankenkrisen, Immobilien- und Aktienblasen und Finanzcrashs gegeben zu haben: von der Eskalation der US-Sparkassenkrise über den Aktiencrash 1987 und Japans Immobilienblase bis hin zur Bankenkrise in Europas Nordländern in den 90er Jahren, der Mexiko-Krise, der Asien-Krise, dem Platzen der New Economy – und der jüngsten und schlimmsten Finanzkrise seit dem Rekordhalterdrama der 30er Jahre.
Nach Auswertungen von US-Historikern sind seit Beginn der Finanzglobalisierungswelle durchweg zwischen einem Drittel und 70 Prozent der Welt (gemessen an der Wirtschaftsleistung) von irgendeiner Form von Finanzkrise betroffen gewesen. In den 50er und 60er Jahren waren es weniger als 20 Prozent. Und die Konsequenzen werden offenbar mit jeder Krise dramatischer. Die jüngste Finanzkrise hat große Teile der Weltwirtschaft an den Rand der Depression gebracht, die Arbeitslosigkeit in vielen Ländern hochschießen lassen, und es mussten so viele Banken mit Steuergeld gerettet werden, dass selbst im scheinbar robusten Deutschland die Staatsschuld stieg.
Alles nur eine Frage mangelnder Moral, von ein bisschen Transparenz oder Notenbankerirrtum? Unwahrscheinlich. Der Verdacht drängt sich immer stärker auf, dass das Chaos sogar in der Eigenlogik globalisierter Finanzmärkte steckt. Mit jedem Jahr reifender Erkenntnis werden die Krisendiagnosen seither radikaler. Und die Kritik kommt nicht von denen, die schon immer den Untergang des Abendlands, des Kapitalismus oder des Geldsystems prophezeiten. Sie kommt zunehmend von eher orthodoxen Professoren wie Thomas Straubhaar, dem Chef des Hamburger WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Oder Dennis Snower vom einst streng monetaristischen Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Da beschäftigen sich renommierte Ökonomen wie Thomas Philippon mit der Frage, wieviel Banker zuviel verdienen. Früher tabu. Da diagnostizieren Finanzexperten wie Dirk Bezemer, wie sehr sich die Banken mit gegenseitigen Krediten in die Kreditblase gesteigert haben. Und da provozieren Wissenschaftler wie Dani Rodrick mit der These, dass die Finanzglobalisierung gar keinen Beitrag zum Aufstieg der Schwellenländer geleistet hat – anders als die sonstige Zunft lange predigte. Plötzlich fordern ehemalige IWF-Chefvolkswirte wie Simon Johnson, die Banken zu zerschlagen. Ähnlich radikal gibt sich der frühere US-Notenbankchef Paul Volcker.
Brauchen wir nach drei vermeintlich verlorenen Jahrzehnten die große Wende? Den Abschied vom Traum herrlich liberaler Finanzmärkte? Von falscher Ehrfurcht vor weisen Bankbeschäftigten und edlen Teppichen in der Empfangshalle? Wenn das Kriseln kein Ausreißer, sondern die Regel zu sein scheint? Und wenn die Erwartungen, die an die Finanzglobalisierung geknüpft wurden, womöglich chronisch verfehlt werden?
Darum soll es in diesem Buch gehen: weniger um die Moralfrage oder die nachvollziehbare Wut gegen manchen Zocker als vielmehr darum, ob Finanzmärkte nach menschlichem Ermessen überhaupt und grundsätzlich wohlstandsfördernd funktionieren können, wie es ihre Vordenker meinten. Selbst wenn statt raffgieriger Endzwanziger, sagen wir, der Papst das Geld managen würde.
Nach so vielen Krisen gilt es zu klären, ob dahinter nicht ganz menschliche Reflexe und Schwächen stecken, die zu schweren Systemfehlern führen. Sind die Händler am Markt womöglich überfordert mit dem Datenfluss? Was erklären könnte, warum Investoren im Krisenfall selbst danach hecheln, von der Notenbank aus dem eigenen Desaster gerettet zu werden. Gibt es vielleicht sogar eine inhärente Logik, die in jedem Boom und in jeder Krise dazu führt, dass ein Jeder für sich selbst ganz rational der Herde hinterherläuft – genau das aber führt in der Masse dazu, dass freie Finanzmärkte zwischen Euphorie und Depression irren, und dass bei zunehmenden Geldvolumen so immer katastrophalere Kollateralschäden entstehen.
Nach drei Jahrzehnten Finanzglobalisierung scheint die Frage legitim, welchen gesellschaftlichen Mehrwert das Bankentreiben bringt, all die Derivate, Hedgefonds und das Hin- und Herschieben von virtuellem Geld, von Öl oder Devisen in Mikrosekunden – und ob das den Schaden aufwiegt, der durch Blasen und Krisen entsteht, durch steigende Verschuldung und wachsendes Vermögensgefälle. Wenn Banken am Ende mit Hundertmilliarden Steuergeldern gerettet werden müssen.
Oder ginge es uns nicht allen besser, wenn wir die Finanzwelt wieder dahin brächten, wo sie einmal war, bevor Ronald Reagan und Margaret Thatcher in den 80er Jahren die große Freiheit lostraten?
Bräuchten wir nach dem großen Atomausstieg nicht einen noch spektakuläreren Bankenausstieg – und mit der Energiewende eine große Geldwende? Vielleicht ließen sich jene Mittel, die derzeit noch für das Hin- und Herbewegen virtueller Geldmassen gebunden sind, für sinnvollere Dinge einsetzen. Es hat schon etwas Absurdes, zuzusehen, wie die besten Ingenieursabsolventen großer US-Eliteunis in die Finanzbranche gehen, so wie das in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Fall war, weil dort das große Geld lockte – um für Fonds komplizierte mathematische Modelle zu entwerfen, deren Nutzen selbst Insider irgendwann nicht mehr erklären konnten.
Vielleicht wäre es nach Abwägung der Erfahrungen für die Menschheit ja lohnender, Milliarden aus der losgelösten Finanzwelt abzuziehen und sie in die Rettung des Klimas zu investieren, statt noch ein bisschen mehr Geld beim Wetten zu verschwenden. Was zu belegen ist.
***
Keine Angst. Es gehört zu den Tücken des Krisenmanagements, dass Banken ihre eigene Sprache entwickelt haben, schon weil immer komplizierter wurde, was die Ingenieure mit ihren Modellen da machten. Ein Hedgefonds-Manager aus der Schweiz hat mir mal erzählt, dass er eines Morgens aufgewacht sei und sich leicht blass vor dem Spiegel gefragt habe, was er da eigentlich mache. Da sei ihm klar gewesen, dass seine Modelle so kompliziert geworden seien, dass er sie selbst nicht mehr verstand. Das sollte Ihnen mal ein Chirurg vor der Herz-OP sagen.
Bankchinesisch und komplexe Modelle sind natürlich auch praktisch, eben weil sie außerhalb der Branche keiner mehr verstand. Was es definitiv auch schwieriger machte, das Bankenproblem zu erkennen und das Treiben zu kritisieren, geschweige denn zu regulieren. Es ist natürlich leichter, über schludernde Griechen zu schimpfen, als das Modell eines Hedgefonds zu widerlegen. Wie der britische Cheffinanzaufseher Adair Turner eindrucksvoll schildert, waren die ersten Regulierer nach Ende der blinden Liberalisierungsjahre komplett überfordert, weil ihnen mathematische Cracks gegenüberstanden – und weil kein Crack für schlechtes Geld Regulierer werden wollte.
Das Gute ist, dass ein Großteil des Bankchinesischs eher Schein ist als relevant, um das Grundproblem der Finanzglobalisierung zu verstehen. Das basiert im Kern auf viel einfacheren Prinzipien, Mechanismen und ganz menschlichen Verhaltensweisen. Was dieses Buch auch für Leute mit Allergie gegen Bankenfachjargon lesbar machen soll.
Um das zu verstehen, war ich natürlich auf Hilfe angewiesen – und bin für die Gespräche mit einer Menge brillanter und mutiger Experten dankbar, die für das Neuverständnis der Krise und den Neustart der Wirtschaftswissenschaften Großes leisten. Das gilt für Thomas Philippon, Moritz Schularick, Adair Turner, Dirk Bezemer, Stephan Schulmeister, Paul de Grauwe, Simon Johnson, Robert Johnson, Jean-Paul Fitoussi, Peter Bofinger, Carlo Jaeger, Patrick Graichen, Carl-Ludwig Holtfrerich und vielen anderen, mit denen ich gesprochen habe. Dank auch an Volker Hofmann und Siegfried Utzig vom Bundesverband deutscher Banken, die mir aus ihrer Sicht wichtige Einblicke vermittelt haben. Ein besonderer Dank gilt auch Ben Grotjahn, dem besten Infografiker der Welt, der die Grafiken in diesem Buch angefertigt hat. Und meinen Töchtern, die mich immer wieder aufgemuntert haben – und denen ich beim Versuch, altersgerecht zu erklären, was Papa da schreibt, zumindest schon mal vermitteln konnte, dass man mit Geld nicht spielt.
***
Im ersten Teil gilt es auszuloten, wie gut oder schlecht die Finanzglobalisierung funktioniert hat, warum Märkte so häufig abheben und crashen und inwieweit dahinter menschliches Versagen steckt. Und ob wir mit weniger nicht besser auskämen.
Im zweiten Teil geht es darum, wie viel Bank der Mensch braucht und wie viele komplizierte Finanzprodukte. Wie viel Kredit sollte eine Bank vergeben dürfen, sodass es nicht zu Überschuldung und anschließenden Crashs kommt, der Wirtschaft aber noch genug Mittel zukommen, um nicht via Kreditklemme in den Ruin zu treiben? Und welche Agenda wäre nötig, um einen Bankenausstieg hinzubekommen? Wer weiß, vielleicht könnte aus der Frankfurter Bankenskyline ja bald eine Solarskyline werden. Banker zur Sonne.
Viel Spaß beim Lesen. Lassen Sie mich Ihre Anregungen und Kommentare wissen über www.neuewirtschaftswunder.de oder über meine WirtschaftsWunder-Seite auf Facebook.
1 Symbolhaft ließen die Banken dabei auch mal ein Gebäude der Universität und den Messeturm in der Liste der höchsten Bauten in Frankfurt hinter sich. Im Jahr 1997 eröffnete die Commerzbank das damals höchste Gebäude in Europa, und die Banker unkten, dass sie aus der Chefetage nun auf die Europäische Zentralbank hinunter gucken können.
2 Wie der Finanzexperte Robert Shiller erklärt, gab es bis 2000 in den USA tatsächlich erstaunlich wenig Daten zur Entwicklung der Hauspreise, das hat sich seither geändert.
Erster Teil
Vom Traum globalisierter Märkte zum großen Albtraum?
Über 30 Jahre galt als Leitmotiv: je freier und größer, desto besser – bis 2007 die große Krise ausbrach und mit ihr das Zweifeln. Seit sechs Jahren folgt nun ein Nachbeben dem anderen. Und die Frage drängt sich auf: War die Idee von der grenzenlosen Globalisierung der Finanzmärkte doch ein Fehler? Um das zu beantworten, ist es nötig, genauer hinzusehen – nicht nur über Bösewichte in Bankenetagen zu schimpfen. Und da lohnt es, in die Zeit der Anfänge dieser Welle zurückzublicken, als die Finanzströme zu explodieren begannen, Hedgefonds allmählich zu Geldriesen und Banker allmählich zu Hauptakteuren wurden. In eine Zeit, die ziemlich weit weg zu sein scheint – und doch plötzlich wieder ganz nah.
1. Von der Illusion des Stabilitätsgaranten
Als Margaret Thatcher im Mai 1979 in Großbritannien und Ronald Reagan im Januar 1981 in den USA an die Macht kamen, wurde noch kontrolliert, ob jemand Geld in einem anderen Land anlegen will, was bestenfalls nach Genehmigung und bis zu bestimmten Beträgen ging. Da durften Banken nur unter strengen Auflagen Kredite vergeben und keine Zinsen auf Girokonten geben, was das Geschäft schwer machte. Da war es Geschäftsbanken nur erlaubt, Einlagen einzuholen und Kredite zu vergeben – nicht, mit Wertpapieren zu spekulieren, was nur Investmentbanken durften, die aber kaum eine Rolle spielten.
Da war es auch noch nicht so lange her, dass Wechselkurse an Devisenmärkten so gut wie gar nicht schwanken durften – wie es im Juli 1944 in Bretton Woods beschlossen worden war: ein Festkurssystem, das fast drei Jahrzehnte hielt. Damals gab es keine Zinsderivate und anderen Spekulationskonstrukte. Der virtuelle Handel mit Öl auf Termin machte weit weniger als die Hälfte des tatsächlichen Ölhandels aus.
Dreißig Jahre schneller, höher, weiter
All das sollte sich binnen weniger Jahre dramatisch ändern – und zu drei Jahrzehnten einer spektakulären Finanzglobalisierung führen, in der Boni hochschossen, Laien zu staunen begannen und in den Schalterhallen edler Teppich ausgelegt wurde. Den ersten Schub hatte es mit dem Auseinanderbrechen des Bretton-Woods-Systems schon 1973 gegeben. Das plötzliche Auf und Ab der Wechselkurse bot enormes Potenzial für Spekulationswellen. Die Mark wertete gegenüber dem Dollar erst atemberaubend auf, um später drastisch abzuwerten.
Bonjour, Casino. Noch Ende der 70er Jahre wurden an den globalen Devisenmärkten täglich 100 Milliarden Dollar gehandelt; zehn Jahre später waren es schon 590 Milliarden. Und auch das war nur der Anfang. Heute sind es fast 4 000 Milliarden Dollar – trotz des zwischenzeitlich verschwundenen Marktes für die früheren Euro-Währungen.
In den USA folgten ab 1980 die nächsten Coups zugunsten globaler Finanzfreiheit, teils noch unter Ronald Reagans Vorgänger Jimmy Carter, der eine große Reform mit dem schönen Namen Monetary Control Act lancieren ließ, was im Nachhinein ein bisschen wie Hohn klingt. Jetzt konnten die Banken Zinsen auf Einlagen bezahlen, was nach der Diagnose von Nobelpreisträger Paul Krugman für sie ein enormer Anreiz war, möglichst hohe Risiken einzugehen, um den Kunden möglichst viel bieten zu können. Anno 1982 folgte unter Reagan der Garn-St. Germain Act, nach dem es für die Banken auch viel einfacher wurde, Kredite zu vergeben. Das Jahr sollte sich als eine Art Initialjahr für die Explosion der Finanzmärkte erweisen. In Großbritannien war es Margaret Thatchers »Big Bang« vom Oktober 1986, der dort den großen Startschuss zum Bankenboom gab. Zu dem Bang trug auch bei, dass nunmehr per Computer gehandelt wurde und die armen Händler am Parkett nicht mehr so furchtbar schreien mussten (open-cryout).
Ein paar Jahre später folgte in der EU die Aufgabe jeglicher Kapitalkontrolle. In den USA schaffte Bill Clinton 1999 die Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken ab, womit auch normale Banken ordentlich spekulieren konnten. Die Schattenbanken erhielten da Auftrieb ebenso wie Finanzderivate, also jene sagenhaften Wetten auf künftige Kursentwicklungen von Aktien, Anleihen, Devisen oder Rohstoffen. Und: Je leistungsfähiger in dieser Zeit Computer wurden, desto mehr und schneller ließ sich zudem handeln. Was auch den Trend zu immer komplizierteren Finanzprodukten förderte. Da ließ sich irgendwann selbst mit Ausfallrisiken für Kredite mächtig spekulieren. Fertig war die Welt grenzenloser Geschäfte im Millisekundentakt.
Das Ergebnis fiel nirgends so spektakulär aus wie auf dem Wettmarkt. Von 1986 bis 1995 schoss der Umsatz mit Finanzderivaten von weltweit jährlich weniger als 50 auf mehr als 300 Billionen Dollar hoch, wie aus Statistiken der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel hervorgeht. Zehn Jahre später waren es rund 1 500 Billionen Dollar (also 1,5 Trillionen). Da reichen die Stellen bei handelsüblichen Taschenrechnern nicht mehr aus. Davon könnte man 10 000-mal das Griechenland-Rettungspaket von 2010 bezahlen. Das sind pro Tag allein fast 8 Billionen Dollar, die da hin- und hergeschossen werden – eine Summe, für die 40 Millionen Erwerbstätige bei uns drei Jahre lang arbeiten müssen. Macht in jeder Sekunde fast eine Milliarde Dollar. Oder am Tag etwa 56-mal so viel wie die Wirtschaftsleistung aller Industrieländer in einem Jahr, schätzt der Wiener Finanzmarktexperte Stephan Schulmeister.
Losgelöst von der Wirklichkeit
Gehandelte Volumen an den globalen Finanzmärkten gemessen am weltweiten Bruttoinlandsprodukt in %
* Wetten auf künftige Kursentwicklungen; ** üblicher Börsenhandel; *** Over the counter = nicht über Börsen gehandelt
Quelle (2): Schulmeister/Wifo
Noch was: Die globalen Bestände an handelbaren Kreditausfallversicherungen (CDS) schnellten von null Mitte der 90er Jahre auf mehr als 60 Billionen Dollar 2007 hoch, wie Adair Turner in seinem Buch Economics After the Crisis eindrucksvoll darlegt. Dagegen nahmen sich die Umsätze im realen Handel mit Aktien (2005 bei 168 Milliarden Dollar) und Anleihen (47 Milliarden Dollar) regelrecht mickrig aus. Alles in allem seien 85 Prozent des Handels an Finanzmärkten jetzt Derivatgeschäfte, so Schulmeister.
In dieser Zeit sind aus mittelmäßig wichtigen Bankhäusern beeindruckende Großunternehmen mit volkswirtschaftlichem Gewicht geworden. Nach dem Bericht der EU-Expertengruppe um den finnischen Notenbankchef Erkki Liikanen, dem Vertreter Finnlands im EZB-Rat, standen im Jahr 2008 allein bei der Deutschen Bank gut 2,2 Billionen Euro in der Bilanz – etwas weniger als das gesamte deutsche Bruttoinlandsprodukt eines Jahres. Selbst die Krisen-Commerzbank kam 2011 noch auf 661 Milliarden Euro Aktiva, die DZ Bank auf 405 Milliarden und die Landesbank Baden-Württemberg auf 372 Milliarden. Nimmt man alle Vermögenswerte, die in den Büchern deutscher Banken stehen, lagen diese mehr als dreimal so hoch wie das, was die Menschen im Land jährlich an Waren und Dienstleistungen erwirtschafteten. In Frankreich und den Niederlanden erreichte die Quote gut das Vierfache, in Großbritannien fast das Sechsfache.
Zwischen 1980 und 2007 hat sich der Anteil der Finanzbranche an der ausgewiesenen Wertschöpfung in den USA auf acht Prozent verdoppelt. Nimmt man Immobilienmärkte und Versicherungen dazu, liegt die Quote seit 2000 bei mehr als 20 Prozent – fast doppelt so viel wie der Beitrag der Industrie. Ähnliches gilt für Großbritannien, wo sich die Finanzszene von 1980 an ebenfalls von der realen Wirtschaft abgekoppelt hat, wie Andrew Haldane dargelegt hat: Während die Wirtschaft in den drei Jahrzehnten nach dem »Big Bang« um rund 100 Prozent wuchs, verdreifachte sich die vermeintliche Wertschöpfung der Banken.
In diese Zeit fällt auch der enorme Anstieg der Gehälter. Nach Schätzungen, die Thomas Philippon im April 2009 dokumentiert hat, verdiente ein US-Banker im Schnitt 1980 nicht nennenswert mehr als andere Leute in der Wirtschaft. Um 2005 waren es plötzlich 70 Prozent mehr. Im Schnitt. Was Philippon und seine Kollegen auf einen »sehr engen Zusammenhang« zwischen der Deregulierung und dem erhöhten Bedarf an hochqualifizierten Kräften im Finanzsektor zurückführen. Nur dass die Bezahlung am Ende übers Ziel schoss, worauf wir noch zurückkommen.
Höhenflug der Bankerbezahlung
Um wieviel die Gehälter in der Finanzindustrie über dem Schnitt der Wirtschaft liegen, in %
Quelle: Philippon
Nun wäre selbst das noch kein Grund, dahinter zwingend etwas wirtschaftlich Verwerfliches zu sehen: Wenn die Geschäfte dazu dienen, Geld schneller dahin zu bringen, wo es für wichtige Dinge gebraucht wird, oder wenn die Märkte durch das Hin- und Herhandeln noch näher an den optimalen Preis herankommen und noch schneller auf fundamentale Änderungen reagieren können, oder wenn Investoren sich durch Derivate besser absichern und gegen Risiken versichern können, dann kann ja durchaus ein gesellschaftlicher Mehrwert entstehen.
Um das beantworten zu können, ist es wichtig, noch einmal nachzusehen, was jene großen Vordenker eigentlich versprochen hatten, die teils schon in den 60er Jahren ganz laut danach gerufen hatten, die Finanzmärkte zu deregulieren, wo immer es geht – und denen Reagan, Thatcher und andere mit der gigantischen Finanzglobalisierung eine Art Traumwelt geschaffen haben.
Der Traum von den hilfreichen Spekulanten
Als Ronald Reagan begann, die Finanzmärkte zu liberalisieren, sei es vor allem darum gegangen, den angeschlagenen Sparkassen einen Gefallen zu tun, schreibt Nobelpreisträger Paul Krugman. Dank freierer Kreditvergabe ließ sich de facto mehr Geld schöpfen, mit dem die Schulden scheinbar gedeckt waren. Als Margaret Thatcher den »Big Bang« plante, hatte sie wiederum die Lobby der City zu Besuch an der Downing Street, die Schlimmstes prophezeite, wenn London nicht der Wallstreet folge. Da half die Eiserne Lady gern. Genauso wie später eine rot-grüne Bundesregierung, die dem Lamento des Finanzplatzes Frankfurt erlag, wonach die arme deutsche Börse von jener in London und von der Wallstreet abgehängt werden würde. Weshalb wir unbesehen alles machen mussten wie die. Damals ein Totschlagargument.
In Wirklichkeit habe Reagans Einsatz den Sparkassen wenig geholfen, unkt Krugman. Im Gegenteil: Die Institute nutzten die neuen Möglichkeiten, um riskantere Geschäfte einzugehen. Um Kunden mit möglichst hohen Zinsen auf Einlagen anzuwerben, warf manche Sparkasse sich jetzt in jene waghalsigeren Geschäfte, die dank der Deregulierung möglich geworden waren. Was in der großen Sparkassenkrise Ende der 80er Jahre endete – eines der ersten Desaster der schönen neuen Finanzzeit.
Neben den schnöden Lobby-Motiven wirkte allerdings noch etwas viel Tiefergreifendes: ein neues Paradigma, das die Denker der Ökonomie seit den 70er Jahren kollektiv in eine neue Richtung zog – und bei dem das Leitmotiv plötzlich hieß: je freier, desto besser; je weniger Eingriffe, desto mehr Wohlstand und Stabilität. Basta.
Genau das versprachen die Ökonomen um den legendären Milton Friedman, die als Monetaristen bekannt wurden. Und nirgendwo schien das Versprechen so einleuchtend zu sein wie auf den bis dahin so gegängelten Finanzmärkten. Nirgendwo ließ sich fortan so schnell kaufen und verkaufen, sprich: darauf reagieren, dass andere plötzlich günstiger anbieten oder ihr Angebot verbessern; oder dass es irgendwo ein Schnäppchen oder ein tieferes Problem gibt. Nirgendwo lässt sich so schnell so viel Information über jedes Zucken am Markt einholen wie an den Rechnern der Händler, die ständig »real time« das Geschehen verfolgen. Auf diesem Weg sollte der Markt das beste Urteil finden – über den Wert eines Unternehmens oder die Solidität ganzer Volkswirtschaften und wirtschaftspolitischer Programme, wie sie in den Kursen von Währungen und Staatsanleihen zum Ausdruck kommen. Kurz: der Markt als ideales Kontrollding, als Ersatz für schlechte Politik.
Auch Friedman räumte ein, dass es an Finanzmärkten zu Übertreibungen kommen kann, dass Aktien- oder Devisenkurse mal überschießen. Nur würde dies nie lang dauern, womit wir bei der Mutter der monetaristischen Grundannahmen sind: dem Vertrauen auf die stabilisierende Spekulation, mit der die Effizienz freier Märkte steht und fällt. Wenn eine Gruppe von Investoren den Kurs einer Aktie oder Staatsanleihe (versehentlich) so hoch schießt, dass es dafür fundamental immer weniger Grund gibt, werde es unter den endlos vielen Anlegern genug geben, die das erkennen und dann in weiser Voraussicht darauf spekulieren, dass der Kurs früher oder später wieder fallen muss.
Was grandioserweise auch noch selbsterfüllend wirke: Wenn die erwähnten Spekulanten in ebenso weiser Voraussicht ihre Papiere verkaufen, tragen sie – Simsalabim! – gleich dazu bei, dass die Kurse wieder Richtung vernünftigerer Niveaus sinken: weil bei sinkender Nachfrage der Preis sinkt. Schon ist der Ausreißer behoben. Märchenhaft: der Spekulant als erster und bester Garant automatischer Stabilisierung des Systems.
Friedman ging sogar noch weiter und argumentierte, dass Spekulanten per Definition gar nicht destabilisierend wirken können. Denn: Würden sie bei übermäßig steigenden Kursen kaufen, würden sie am Ende verlieren – weil ja per Definition die Kurse irgendwann wieder in Richtung des (annahmegemäß einzig existierenden) Gleichgewichts fallen müssen. Und dann säßen sie auf teuer gekauften Papieren, die nichts mehr richtig wert wären. Weshalb sich die Spekulanten auch nicht vertun würden.
Wenn das stimmt, ist jedes weitere Billiönchen, das an den Finanzmärkten gehandelt wird, großartig. Dann konnte die Entfesselung der Märkte nicht weit genug gehen. Dann musste jeder zusätzliche Austausch von Papieren noch mehr Erkenntnisgewinn bringen. Dann ist es prima, wenn pro Millisekunde noch ein Milliardchen mehr gehandelt wird. Wenn möglichst viele mitmachen. Und dann ist natürlich wichtig, dass keiner stört. Dann steigt mit jeder Finanzinnovation einfach die Chance, dass noch mehr und bessere Informationen in die Preisfindung eingehen. Und es sinkt das Risiko, dass der Markt eine Fehlentwicklung übersieht. Dann wird Unternehmen oder Regierungen umso schneller Druck vom Markt gemacht, diese Fehler zu beheben. Dann wirkt das Anlegertreiben wunderbar disziplinierend. Kurz: Je mehr, schneller und größer, desto besser, effizienter und stabiler wird das ganze Finanzsystem, desto mehr wird es dem Rest der Wirtschaft zugute kommen. Ein Traum.
Friedmans Idee erlag eine ganze Generation (oder mehr) von Experten und Politikern, die sie ins morgendliche Marktwirtschaftsgebet übernahmen. Die Ökonomen des deutschen Sachverständigenrats forderten mit Verweis auf die heilende Kraft freier Finanzmärkte bereits Ende der 60er Jahre, das Bretton-Woods-System zu kippen – und wieder freien Devisenhandel zuzulassen. Weil das Treiben der Anleger über Angebot und Nachfrage mehr Stabilität bringen werde. Über drei Jahrzehnte wurde im Grunde alles durchgewunken, was noch mehr Freiheit für die Banken brachte.
Die Idee schien so unangreifbar, dass die immer riesigeren Finanzmärkte in gängigen Lehrbüchern kaum noch vorkamen, ebenso wenig wie in den großen volkswirtschaftlichen Modell- und Prognoserechnungen von Notenbanken und Internationalem Währungsfonds. Warum auch? Wenn der Markt es wie wundersam richtet, muss man dazu auch nicht mehr viel sagen, geschweige denn intervenieren. Man lässt ja als gesunder Mensch auch nicht alle zwei Stunden seine Blutwerte messen.
Aufkommende Zweifel an der Wunderwirkung
Sie klingt im Grunde ja auch hinreißend, die Theorie vom perfekten Massentreiben, der Klugheit der Vielen und der Vorsicht stabilisierender Spekulanten aus purem Eigeninteresse. Und wahrscheinlich gibt es die im Kleinen auch, wenn der Kurs von Aktie Soundso seit Tagen stark steigt – und die ersten zu wetten beginnen, dass es da früher oder später zur Korrektur kommt.
Nur: Wie konnte es dann passieren, dass über viele Jahre alle Anleger wie benommen mal asiatische, mal griechische Staatsanleihen gekauft haben? Wo waren da die stabilisierenden Spekulanten? Hätten die nicht wenigstens allmählich verkaufen und ihren postulierten Zweck erfüllen müssen? Wo doch Griechenlands Staatsdefizite schon seit vielen Jahren relativ hoch waren? Und heute jeder sagt, dass da alles schon lang marode war?
Wo ist die disziplinierende Wirkung, wenn die Märkte über Jahre hinweg erst gar nicht reagieren – und dann panisch, wie bei den südeuropäischen Ländern in der Euro-Krise? Ist es normal, wenn dann von einem Tag auf den anderen die Zinsen hochschießen, auch wenn sich fundamental eigentlich nichts geändert hat? Wie sinnvoll ist es, wenn dafür dann alle in deutsche Staatsanleihen rennen, auf die der Finanzminister plötzlich keine Zinsen mehr zahlen muss – Verschuldung gratis?
Wo waren die stabilisierenden Spekulanten in den Jahren, bevor im Juli 1997 die Asienkrise ausbrach und eine riesige Erwartungsblase platzte? Hätten schlaue Anleger da nicht viel früher auf Rückzug wetten sollen – und den Trend damit gar nicht so weit kommen lassen?
Warum schießen Wechselkurse oft rapide in eine Richtung, selbst wenn das fundamental nicht richtig erklärbar ist? Warum ließen Devisenhändler die Mark Anfang der 90er Jahre so dramatisch aufwerten, obwohl Deutschland nach dem Einheitsboom auf eine langwierige Krise zusteuerte? Prognoseversagen? Muss so ein Land nicht abwerten? Und wäre es da nicht schlau gewesen, als Spekulant darauf zu wetten?
Zu den spektakulärsten Ausfällen vermeintlich weiser Spekulation dürfte der unbekümmerte Trend zum Schönrechnen bis zum großen Crash 2007 gehören. Nach Rechnung von Adair Turner, dem Chef der britischen Financial Services Authority (FSA), sank der Risikoaufschlag, den die weltweit führenden Finanzinstitute im Schnitt auf ihre Kreditausfallversicherungen zahlten, fast stetig von 0,4 Prozent 2002 auf ein Rekordtief von deutlich unter 0,1 Prozent im Sommer 2007. Wahnsinn: »Am Tag vor Ausbruch der schlimmsten Finanzkrise seit 70 Jahren war die kollektive Einschätzung des Marktes, dass die Kreditwürdigkeit der Banken so gut war wie seit Ewigkeiten nicht«, so Turner. Weder aus den CDS noch aus Bankaktienkursen ließ sich nur der Hauch einer Vorwarnung ablesen für den nahenden Jahrhundertcrash. An den Märkten wurde die Übertreibung bis zur letzten Sekunde so noch gestützt.
Chronisch instabil? – Ein Ausflug ins menschliche Gehirn
Wie kann all das sein, auf derart großen und schnellen und globalen Märkten? Nur ein paar unschöne Ausnahmen von der Regel weiser Spekulation? Eher zweifelhaft. Friedmans märchenhaftes Modell für das Großexperiment Finanzglobalisierung steht und fällt mit dem Glauben an die heilende kollektive Intelligenz möglichst vieler Informanten – und an die Wunderwirkung stabilisierender Spekulanten. Wenn das nicht funktioniert, funktioniert auch das ganze Ding nicht.
In den vergangenen Jahren hat es einen regelrechten Schub neuer Forschungen gegeben, wie Anleger und Händler im Alltag reagieren – und ob sie nicht einen ausgeprägten Hang haben, oft überhaupt nicht so zu ticken, wie es Milton Friedman und seinen Jüngern vorschwebte. Wie so ein Finanzjongleur seine Entscheidungen trifft, lässt sich seit ein paar Jahren mithilfe moderner Hirnforschung besser testen.
Dabei wurden die Gehirnströme von Devisenhändlern während eines Handelstags gemessen. Ergebnis: Die Händler sind im Grunde heillos überfordert, wenn sie quasi im Sekundentakt endlos viele, teils widersprüchliche Informationen aufnehmen und dann schnell kaufen oder verkaufen müssen.
Kein Wunder. Da ist ein Dollar-Händler schon mal damit konfrontiert, dass zum Börsenstart erst schlechte Daten zur US-Industrieproduktion veröffentlicht werden – was für Verkaufen von Dollar spräche –, die Daten allerdings besser sind, als Analysten im Schnitt erwartet hatten – was für Kaufen spräche. Und nur zwanzig Minuten später läuft über die Newsticker, dass ein US-Konzern unerwartet geringe Verluste meldet (jetzt wieder kaufen?), bevor die US-Statistikbehörde einen deutlichen Anstieg des Exportdefizits meldet (sofort verkaufen!), während gute Konjunkturdaten aus China wiederum für bessere Exporte sprechen, was für Sie-wissen-schon spricht. Da hatte der alte Friedman gut reden. So einfach ist das eben nicht, Informationen zu verarbeiten.
In ähnlichen Experimenten mit professionellen Wertpapierhändlern testete Andrew Lo von der MIT Sloan School of Management, wie stark einzelne Entscheidungen durch Emotionen statt rationaler Erwägungen geprägt sind. Dazu maßen Lo und seine Kollegen während eines Handelstags den Hautleitwert (»skin conductance«), den Puls und andere Merkmale für emotionale Regungen. Ergebnis: Es gibt »eine hohe Korrelation zwischen Hautreaktionen und einschlägigen Marktereignissen – sowie zwischen Herzverhalten und der Stärke von Ausschlägen in den Marktkursen«. Woraus Lo schloss, dass emotionale Reaktionen bei den Händlern eine große Rolle spielen, anders als es dem Bild vom rationalen Spekulanten entspricht, der kühl kalkuliert und so stabilisierend wirkt.
Friedmans Nachdenker haben auf solche Einwände bis vor einiger Zeit stets gelassen gekontert – Tenor: Es mag ja hin und wieder emotionale Ausreißer geben, die Masse an Teilnehmern gewähre aber, dass in der Tendenz schon das richtige, sprich: das rational Erwartbare herauskomme.
Der Haken ist: Tests ergaben, dass die ebenso überforderten wie (deshalb) emotionalen Händler zweifelhaft kollektiv reagieren. So tendieren die Finanzakteure bei starker Informationsüberflutung dazu, grobe Daumenregeln zu entwickeln – etwa: Dollar derzeit gut oder Dollar schlecht – und dann die Informationen, die reinkommen, nur noch selektiv wahrzunehmen. Alles was für den Dollar spricht, wird als Bestätigung der Dollar-ist-prima-Daumenregel wahrgenommen. Widersprechende Informationen werden ignoriert. Ein typischer menschlicher Reflex, der auch bei frisch Verliebten auftritt.
Nach Forschungen des US-Neurobiologen Al Seckel funktioniert unser Gehirn sogar noch perfider. Bei seinen Hirnstrommessungen kam heraus, dass widersprechende Informationen nicht nur unbeachtet bleiben, sondern beim Eintreffen in unserem Gehirn sofort so umgewandelt werden, dass wir das Gefühl haben, sie würden unser Grundurteil (die Daumenregel) bestätigen. Was erklären könnte, warum die Griechen in der Krise ab 2010 ohnehin keine Chance bei uns hatten. Alle Nachrichten, wonach die Regierung in Athen spektakulär kürzt, formatiert unser Gehirn gleich um. Bei jedem Fall von Swimmingpool-Bestechung freut es sich über Bestätigung. Nicht unbedingt Gewähr für effizient-rationales Marktwirken.
Das Grundphänomen, das hinter den Daumenregeln steckt, hat John Maynard Keynes einmal auf den Punkt gebracht. In seiner General Theory unkte der britische Ökonom und Banker 1936, dass es an Märkten wie bei einem Zeitungswettbewerb zur Wahl der Schönsten zugeht. Wer beim Abstimmen gewinnen will, muss nicht wissen, wer die Schönste ist, sondern versuchen herauszukriegen, was alle anderen meinen, wer die Schönste ist. Oder am besten noch, was der Schnitt der Leute darüber denkt, wie der Schnitt der Leute abstimmt. So ähnlich sei das bei Investoren auch. Es kommt nicht darauf an, ob die Griechen oder andere gut konsolidieren, sondern ob alle finden, dass alle glauben, dass sie das machen.
Was solche Kollektivreaktionen bedeuten können, zeigen Auswertungen des Wolfsburger Ökonomen Markus Spiwoks. Danach wurden die Gewinnprognosen von Analysten mit nahender Veröffentlichung der tatsächlichen Ergebnisse nicht treffsicherer, wie man vermuten sollte, weil Informationen besser werden und die Unsicherheit schwindet. Sie wurden mit der Zeit eher mieser. Dafür näherten sich die Prognosen der verschiedenen Analysten mit nahender Gewinnbekanntgabe einander stetig an. Was zu bestätigen scheint, dass die Analysten reichlich überfordert sind und lieber der Herde folgen, auch wenn die Prognose dadurch offenbar nicht besser wird. Motto: Lieber mit allen zusammen falsch liegen als alleine blöd dastehen.
»Wir sind halt Produkte unserer Evolution, das verleiht uns eine einmalige Fähigkeit zu rationalem Denken, macht uns aber auch empfänglich für Herdenreaktionen«, schreibt Adair Turner. In unserer Evolution sei es halt auch immer wieder überlebenswichtig gewesen, in der Herde, der Menge, dem Stamm zu bleiben. Wenn das stimmt, macht das für das vermeintlich effiziente Funktionieren von Finanzmärkten einen großen Unterschied. Wenn die Akteure so häufig mehr oder weniger instinktiv der Herde folgen, fällt die Annahme in sich zusammen, wonach die große Menge an Beteiligten denkbar vielfältige Informationen mit sich bringt. Und dass es stets welche gibt, die bereit sind, gegen den Trend zu wetten.
Fragt sich, ob es dann überhaupt ein objektiv bestimmbares Gleichgewicht gibt, einen »richtigen« Kurs, auf den alles hinsteuert. »Eine Erdbeere lässt sich anfassen, riechen, um beurteilen zu können, ob der Preis in Ordnung ist«, sagt der Bonner Wirtschaftshistoriker Moritz Schularick. Bei einem Wertpapier ist das schwieriger, wenngleich man sich bei einer Aktie noch auf ein paar Standardkriterien wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis verständigen kann, um zu bewerten, ob ein aktueller Kurs eher zu hoch oder zu niedrig ist. Selbst da geht es aber um erwartete Umsätze und Gewinne. Und die sind von tausend Faktoren abhängig, die sich nur bedingt prognostizieren lassen.
Noch viel schwerer wird die Angelegenheit, wenn es um Devisen und Staatsanleihen geht, mit denen der Zustand einer ganzen Volkswirtschaft bewertet werden soll. Dafür gibt es nicht einmal ansatzweise klare Kriterien. Ist bei Dollar und Euro eher entscheidend, wie stark die Wirtschaft wächst? Oder ob es hohe Exportüberschüsse beziehungsweise -defizite gibt? Oder die Höhe der Staatsschulden? Netto oder brutto? Oder die Privatverschuldung, die bei Italienern niedrig ist, während die Staatsschulden hoch sind, wogegen in Spanien die Staatsschulden niedriger sind und die Privatschulden höher? Und dann, bitte schön, noch die jeweils zu erwartenden Größen. Kein Wunder, dass manche Händler da lieber an der Daumenregel knabbern.
»Die Märkte haben selbst wenig Ahnung«, schrieb Dani Rodrik von der Harvard University 2010 über den Handel mit Staatsanleihen. Da geht es am Ende darum zu beurteilen, ob ein Staat seine Schulden in mehr oder weniger weiter Zukunft zurückzahlen kann. Das sei in Wirklichkeit kaum vorherzusagen, so Rodrik, weil es »von einer nahezu grenzenlosen Zahl gegenwärtiger und zukünftiger Eventualitäten abhängt: von Steuer und Ausgabeplänen, vom Zustand der Wirtschaft, den äußeren Umständen und dem politischen Kontext.« Sprich: Es ist abwegig vorzugaukeln, all dies ließe sich durch einen einzigen und objektiven »Gleichgewichtspreis« für Währung oder Staatsanleihen des Landes ausdrücken.
Wenn das so ist, kann es zu ziemlich unterschiedlichen Ergebnissen kommen, je nachdem, worauf sich der Markt einigt, wohin die Herde gerade rennt. Und nicht zu einem einzigen Gleichgewicht, wie es die Lehrbücher wollen. Das Dilemma ist dann: Wo soll der designierte stabilisierende Spekulant hinspekulieren, wenn Herdentrieb und Mutmaßungen in der dritten Ableitung über Kurstrends so stark (mit-)entscheiden – und weniger die magnetische Kraft eines mehr oder weniger objektiven Gleichgewichtspreises? Dann fehlt den gelobten Stabilisierern die alles entscheidende Zielgröße. Es ist ja nur sinnvoll, gegen einen (vermeintlich überschießenden) Aufwärtstrend zu wetten, wenn relativ sicher ist, dass die Kurse sich früher oder später da auch wieder hinbewegen. Ist das nicht der Fall, ist es lukrativer, mit der Herde zu rennen. Und dann verkehrt sich das ganze Märchen.