Cover

Borwin Bandelow

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Warum uns Täter faszinieren

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Über Borwin Bandelow

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Borwin Bandelow arbeitet an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen. Er zählt zu den weltweit führenden Angstforschern und hat zahlreiche Fachbücher und -aufsätze veröffentlicht. Für Rowohlt schrieb er die Bücher «Das Angstbuch» (rororo 61949), «Celebrities» (rororo 62275), «Das Buch für Schüchterne» (rororo 62254) und «Wenn die Seele leidet» (rororo 62573).

Über dieses Buch

Unsere Medien sind immer wieder voll von Berichten über schier unfassbare Verbrechen. Und wir fragen uns, was sich abspielt im Gehirn von Menschen, die andere Menschen entführen, foltern, vergewaltigen oder ermorden. Die Geiseln nehmen, um politische Ziele durchzusetzen. Oder die ihre Kinder jahrzehntelang einsperren, um sie zu missbrauchen und zu quälen. Wie entsteht «das Böse», und wodurch könnte man es vielleicht verhindern?

 

In diesem Buch geht es um eine besondere Dimension solcher Verbrechen – nämlich um die erstaunliche Faszination, die das Böse hervorruft. Denn obwohl die Taten schrecklich sind, üben sie oft eine faszinierende Wirkung auf andere Menschen aus. Sogar die Opfer selbst werden nicht selten davon erfasst. Welche bizarren Kapriolen vollzieht das Gehirn, wenn sich eine Allianz zwischen Tätern und Opfern bildet? Wie lässt es sich erklären, dass normale Menschen zu brutalen Vergewaltigern, Mördern, Entführern oder Hochstaplern eine positive Bindung entwickeln?

 

Borwin Bandelow, der seit Jahrzehnten als Psychiater tätig ist und sich auskennt mit den Abgründen der menschlichen Seele, untersucht an zahlreichen Beispielen die merkwürdige Faszination des Bösen. Er beschreibt Fälle, die er selbst behandelt hat, und berichtet über Täter, Opfer und Zeitzeugen, die er interviewt hat, darunter

– eine frühere Geliebte des Serienmörders Jack Unterweger,

– den Vergewaltiger und Mörder Frank Schmökel, der von zahlreichen Frauen im Hochsicherheitstrakt Besuch bekommt,

– eine Frau, die acht Jahre lang von einem Sexgangster gefangen gehalten wurde,

– eine Frau, die monatelang in der Dschungelhölle Nicaraguas gefangen war und über die Beziehungen zu ihren Entführern spricht,

– ein überlebendes Opfer des Kannibalen Jeffrey Dahmer,

– einen ehemaligen Mitstreiter des Terroristen Andreas Baader,

– Deutschlands berühmtesten Hochstapler Gert Postel,

– die Frau, nach der das Stockholm-Syndrom benannt wurde,

– eine Krankenschwester, die fünf ihrer Patienten tötete.

Impressum

Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2013

Copyright © 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Lektorat Regina Carstensen

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung Anzinger | Wüschner | Rasp, München

(Umschlagabbildung: plainpicture/Arcangel)

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.

ISBN Buchausgabe 978-3-498-00666-2 (1. Auflage 2013)

ISBN Digitalbuch 978-3-644-02671-1

www.rowohlt-digitalbuch.de

 

Hinweis: Die Seitenzahlen im Register beziehen sich auf die Printausgabe.

 

Querweise beziehen sich zwar im Wortlaut auf die Seitenangabe der Printausgabe, führen Sie jedoch per Klick auch im E-Book an die korrekte Stelle.

ISBN 978-3-644-02671-1

Fußnoten

1

Eine amerikanische Studentin, die verdächtigt wurde, ihre Mitbewohnerin in der italienischen Uni-Stadt Perugia misshandelt und die Kehle durchgeschnitten zu haben. Sie wurde 2009 zunächst verurteilt, dann aber in einem Revisionsprozess freigesprochen.

2

Name geändert.

3

Name geändert.

4

Heute wird zunehmend der Begriff «pädosexuell» verwendet, da «pädophil» übersetzt «kinderfreundlich» heißt und somit verharmlosend wirkt.

5

Name geändert.

6

Name geändert.

7

Alle Namen geändert.

8

Bei einer Geiselnahme am 23. Oktober 2002 durch vierzig bis fünfzig tschetschenische Terroristen im Moskauer Dubrowka-Theater kamen während der Aufführung des Stückes Nord-Ost mindestens 130 Menschen ums Leben, die meisten durch ein unbekanntes Gas, das die Polizei eingeleitet hatte.

9

Militärisch: Zug.

10

Mit zwei Affen, die er importierte und verkaufte.

11

Name geändert.

12

Name geändert.

13

Name geändert.

14

Vor einem Bild, das ihn mit Papst Johannes Paul II. zeigt.

Anmerkungen

1

Friedrichsen, G.: Reportagen vom Strich? Der Spiegel, 17/1994

2

Unterweger, J.: Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus. München, Heyne 1992

3

Haller, R.: Die Seele des Verbrechers. Wie Menschen zu Mördern werden. Reinbek, Rowohlt 2012

4

Ebenda, S. 276

5

Ebenda, S. 263

6

Wagner, A.: Mörder Dichter Frauenheld. Der Fall Jack Unterweger. Leipzig, Militzke 2004

7

Hellwig, S., und Lindemann, P.: Die Psychiatrie Ochsenzoll wäre den gefaßten Sexualmörder am liebsten schnell wieder los. Focus, 2/1996

8

Friedrichsen, G.: Schweinenett zu den Frauen. Der Spiegel, 15/1993

9

Friedrichsen, G.: Auf frauenfängerische Art. Der Spiegel, 41/1995

10

Wandelnde Zeitbombe. Der Spiegel, 41/1995

11

Roggenkamp, V.: Prozess gegen die Retterin des Heidemörders. Die Zeit, 17. Mai 1996

12

Fluchthelferin will «Heidemörder» heiraten. Psychotherapeutin S. fühlt sich zu Holst hingezogen. Die Welt, 4. November 1996

13

Bandelow, B.: Celebrities. Vom schwierigen Glück, berühmt zu sein. Reinbek, Rowohlt 2006, 2. Aufl.

14

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20

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Kampusch, N.: a.a.O., S. 92

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Ebenda, S. 152

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119

Ebenda, S. 124

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Holzapfel, E.: Erklärung von Ernst Holzapfel im Wortlaut. 30. August 2006. Siehe: www.news.at

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Stockholm-Syndrom: Die «netten» Kidnapper. Kölner Stadt-Anzeiger, 28. August 2003

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Siegfried, S., und Siegfried, P.: Entführung in Costa Rica. Eine minutiöse Dokumentation. Egstorf, Schmitz 2010

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Siegfried, S., und Siegfried, P.: a.a.O., S. 50

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Für Linda, Leon, Juri und Gabi

Vorwort

Marietta bringt Gottfried Kuchen, Wollsocken, eine CD von den Amigos und ein Buch über Heilfasten mit. Gottfried lächelt Marietta liebevoll an. In der nächsten Stunde reden sie viel. Genauer gesagt, klagt Gottfried die meiste Zeit, wie schlecht es ihm geht, und Marietta hört ihm zu. Dann sprechen sie darüber, wann sie sich das nächste Mal wiedersehen. Das wird erst in einem Monat sein. Denn Gottfried sitzt im Gefängnis.

Marietta hat keine Angst vor Gottfried. Dabei gab es mal eine Zeit, in der Gottfried schlimme Dinge gemacht hatte.

Er hat eine Frau getötet, mit der er mehrere Wochen zusammen war. Renate war zehn Jahre älter als er. Heute kann er sich nicht mehr erklären, warum er so wütend auf Renate werden konnte, dass er angeblich vierzehnmal mit dem Messer auf sie einstach, wie der Gerichtsmediziner behauptet hatte. Auch schon früher war Gottfried wegen Vergewaltigung und Körperverletzung im Gefängnis gewesen. Aber Marietta ist sich sicher, dass so etwas nie wieder passieren wird. Denn sie wird ihm Halt geben. Menschen können sich ändern.

 

Wie ist es möglich, dass ein Mensch, der abgrundtief böse und verachtenswert erscheint, von einer Frau wie Marietta aufopfernd geliebt wird? Immer wieder kann man beobachten, dass kriminelle, eigensüchtige und brutale Personen andere wohlmeinende Menschen täuschen, ausnutzen und in ihren Bann ziehen.

Eine Religionslehrerin setzt sich für einen mehrfachen Frauenmörder in der Todeszelle ein und glaubt an seine Unschuld. Eine Frau kann es nicht über das Herz bringen, sich von ihrem Ehemann zu trennen, obwohl er ständig fremdgeht, nicht arbeitet, das Haushaltsgeld verspielt und sie einmal im Monat verprügelt. Ein Politiker, der sich in mitreißenden Reden für christliche Werte, Ehrlichkeit und Fleiß einsetzt und gegen den Sittenverfall wettert, der aber auf der anderen Seite mit der Mafia kooperiert, Kokain schnupft, Steuern hinterzieht und seine Frau betrügt, wird immer wieder vom Volk gewählt. Ein windiger Hochstapler umgarnt Damen mittleren Alters und erschleicht sich ihr Vertrauen, um ihre wohlgefüllten Konten zu plündern. Ein Guru predigt Enthaltsamkeit, Askese, Treue, Frieden und Respekt – aber er schläft mit seinen jugendlichen Anhängerinnen, lässt sich Luxuslimousinen von seinen Fans finanzieren, liebt französischen Cognac und Black Jack im Casino und bezahlt eine kriminelle Schlägertruppe, die Abtrünnige am Aussteigen aus seiner Sekte hindern soll.

Immer wieder hören wir von Fällen, in denen gefährliche und infame Menschen andere dazu bringen, sie zu bewundern, zu verehren, ihnen zu dienen und Dinge zu tun, die sie nicht tun wollen.

Oft reagieren wir mit Fassungslosigkeit, wenn wir erfahren, wie sich Menschen gegen alle Vernunft solchen offensichtlich niederträchtigen Egoisten ausliefern. Ist es Naivität, Willenlosigkeit oder psychische Labilität, die manche Personen anfällig für gefährliche Verführer macht?

Ist es Manipulation, Hypnose oder Gehirnwäsche, wenn intelligente, lebenserfahrene und ausgeglichene Menschen von Übeltätern getäuscht werden?

Und wie ist es zu erklären, wenn sich ganze Völker von gewissenlosen Diktatoren irreleiten, erniedrigen und unterjochen lassen? Nicht selten bekommen politische oder religiöse Führer, die es mit den Menschen nicht wirklich gut meinen, von uns die große Bühne geschenkt.

All diesen geschickten Verführern ist gemeinsam, dass sie, obwohl sie schlecht, erbärmlich, unheilbringend, niederträchtig, hassenswert, abscheulich oder diabolisch erscheinen, die Fähigkeit haben, andere Menschen zu vereinnahmen, sie auszunutzen und sie Dinge tun zu lassen, die sie nicht wollen. Wir fallen leichtgläubig auf ihre Tricks herein, verehren sie mit aufopfernder Liebe, Begeisterung, Ekstase und leidenschaftlicher Zuneigung. Wir sind folgsame Opfer ihrer Manipulation und ihrer Kunst der Willenslenkung. Und genau darum geht es in diesem Buch: um die Faszination des Bösen. Es geht um der Menschen Hörigkeit.

Und was spielt sich im Kopf von Individuen ab, die Spaß daran finden, andere Menschen zu entführen und zu foltern, oder die Kinder jahrzehntelang in einen Keller sperren, um sie zu missbrauchen und zu quälen? Welche bizarren Kapriolen vollzieht das Gehirn, wenn sich eine unheimliche Allianz zwischen den manipulativen Tätern und ihren hypnotisierten Opfern bildet? Vielleicht können wir dieses Rätsel mit Hilfe der Hirnforschung lösen, denn unverständliche Verhaltensweisen von Menschen lassen sich auf archaische Anteile unseres Denkorgans zurückführen.

Um dieses Geheimnis zu ergründen, analysierte ich Berichte von Gewaltopfern in Hinblick auf offene und versteckte Hinweise, die mir helfen konnten, dem Mysterium auf die Spur zu kommen, warum Menschen zu brutalen Vergewaltigern, Mördern oder Hochstaplern eine unerklärliche Bindung entwickeln. Ich kontaktierte Menschen in mehreren Ländern der Erde, die Betroffene von Entführungen und anderen Verbrechen waren. Ich redete mit Mördern und Hochstaplern und interviewte Zeitzeugen.

Auf der Suche nach dem Ursprung der merkwürdigen Beziehung, die sich zwischen Kidnappern und Geiseln bildet, stieß ich auf unglaubliche Geschehnisse, unaussprechliche Dinge und tiefe Abgründe der menschlichen Seele. Diese Gespräche führte ich nicht in meiner Rolle als Arzt – denn dann hätten sie meine Schweigepflicht berührt –, aber dennoch mit dem Hintergrundwissen eines Psychiaters.

Nicht immer war die Recherche einfach. Viele Opfer berühmter Kriminalfälle schotten sich verständlicherweise ab, da sie leidvolle Erfahrungen mit aufdringlichen und neugierigen Journalisten gemacht und sich entschlossen haben, ihre Privatsphäre zu schützen. Und manche von ihnen möchten nicht wieder an ihre früheren schmerzlichen Erlebnisse erinnert werden.

Um dem Phänomen der menschlichen Hörigkeit näher auf den Grund zu kommen, habe ich mit Menschen gesprochen, die mich zutiefst beeindruckt haben. Meine Reise in die Katakomben der menschlichen Seele hat nicht immer zum Ziel geführt. Fragen blieben unbeantwortet, Rätsel ungelöst. Aber vielleicht bin ich am Ende ein klein wenig einem Geheimnis auf die Spur gekommen, das sich tief in den verschlungenen Nervensträngen unseres Gehirns verbirgt. Wenn wir auch weit davon entfernt sind, das Böse im Menschen zu ergründen, hoffe ich, meinen Lesern ein wenig näherbringen zu können, warum wir uns durch Satans sympathische Seiten verführen lassen.

1. Satans sympathische Seiten

Please allow me to introduce myself

I’m a man of wealth and taste

I’ve been around for a long, long year

Stole many a man’s soul and faith

The Rolling Stones, «Sympathy For The Devil»

Vom Totmacher zum Talkshowgast

Eine neue Packung Rasierklingen liegt bereit.
Auch eine lange, starke Lederschnur.
Ich habe vorgesorgt für die Minute
der letzten Entscheidung.

Jack Unterweger, Fegefeuer

Während im Jahr 1991 in den Lichtspieltheatern Das Schweigen der Lämmer läuft, geht im Wienerwald ein Prostituiertenmörder um. Die Frauen, die nervös auf dem Straßenstrich in Wien ihrem Geschäft nachgehen, werden von einem Reporter des österreichischen Rundfunks ORF gefragt, was sie dabei empfinden, wenn immer wieder eine ihrer Kolleginnen ermordet aufgefunden wird. Dem kleinen, aber gutaussehenden Jack Unterweger vertrauen sie ihre Ängste an. Er spricht ihre Sprache und hat Verständnis für sie, denn seine Tante war ebenfalls eine Hure gewesen, die von einem Freier getötet worden war. Auch interviewt er den Leiter der Kriminalpolizei, der mit der Ermittlung dieser Prostituiertenmorde beauftragt ist, zu den neuesten Erkenntnissen der Spurensicherung.

Er weiß tatsächlich, wovon er redet. Vor einem Jahr war er aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen Mordes gesessen hatte.

1974 wird die achtzehnjährige Prostituierte Margaret Schäfer in Hessen tot aufgefunden. Der Österreicher Johann «Jack» Unterweger hatte das Mädchen in einer frostigen Winternacht in einen Wald gelockt und gezwungen, sich trotz Schneefalls und eisiger Kälte nackt auszuziehen. Dann schlug er über Stunden vierzigmal mit einer Teleskop-Stahlrute auf Margaret Schäfer ein, um sie schließlich mit ihrem Büstenhalter zu erdrosseln. Motiv? Das Opfer habe ihn an seine Mutter erinnert. Psychiatrische Gerichtsgutachter hielten ihn für einen «unverbesserlichen Gewohnheitsverbrecher, bei dem mit Sicherheit Rückfälle zu erwarten sind», bei dem eine «enorme Aggressivität» sowie eine «sexuelle Perversion mit einer sadistischen Komponente» bestehe.[1]

Unterweger wird zu lebenslanger Haft verurteilt, die er 1976 antritt. Ein Jahr vor dem Mord an der Deutschen war Unterweger zudem verdächtigt worden, eine Salzburgerin getötet zu haben. Nachdem die polizeilichen Untersucher von dem Fall abgezogen wurden, weil er ja ohnehin schon lebenslang bekommen hatte, konnte ihm die Tat nicht mehr nachgewiesen werden.

Unterweger fängt im Gefängnis an, Bücher zu schreiben. Seine Autobiographie Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus[2] wird ein Bestseller, der auf seine Weise durchaus literarische Qualitäten hat und den Leser betroffen macht, auch wenn man den Autor nach der Lektüre nicht gerade als Sympathieträger empfindet.

In diesem Buch kommt seine traurige Kindheit zur Sprache: Die Mutter war eine kriminelle Prostituierte, und von seinem Vater weiß man nur, dass er ein amerikanischer Soldat war. Jack hatte ihn nie kennengelernt. Die Mutter gibt ihr «Hurenbankerl» weg, an den Großvater, einen versoffenen, ordinären, sexbesessenen ehemaligen Zuchthäusler. Dann wird das Kind zwischen verschiedenen Personen hin und her geschoben, in Heimen für schwererziehbare Kinder aufbewahrt oder von Prostituierten aufgezogen. Mit zehn Jahren sieht er seine Mutter zum ersten Mal für kurze Zeit – danach nicht wieder.

Jack Unterweger

Der Knastpoet

Seiner Autobiographie folgend, ist Jack bereits als Heranwachsender von einem übermächtigen Sextrieb befallen. Er begeht Autodiebstähle und Einbrüche, wird amphetaminsüchtig und schickt eine Freundin auf den Strich. Mit sechzehn wird er zum ersten Mal wegen eines Angriffs auf eine Prostituierte verhaftet. Seine zahlreichen Straftaten kumulieren schließlich in dem Mord an Margaret Schäfer.

FegefeuerTatort150IQ124[3]Endstation Zuchthaus1990Fegefeuer