TAGESABSCHLUSS-
GEFÄHRTE
Das Buch für alle,
die entweder eine Beziehung haben
oder Single sind
Für meinen Vater Fritz, der mein großes männliches Vorbild war –
und meiner Mutter ein wunderbarer Lebensgefährte.
Vorwort
Der TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE
Peters (Ehe-)Leben vor der Zeit als TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE
Trennung und Scheidung – Die große Verzweiflung?
In welcher Phase leben Sie?
Verlassene Ehemänner – Wer bin ich und wenn ja, wieso?
Neustart in der Singlebörse im Internet – Casanova oder Langeweiler?
Endlich TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE – Worauf es dabei ankommt
Die 7 goldenen Stufen zum perfekten TAGESABSCHLUSS
Stufe 1 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Ohne ein solides Fundament geht es nicht – Ihr Selbstwertgefühl
Stufe 2 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Die ideale Location und das richtige Outfit
Stufe 3 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Der erste verbale Kontakt – Komplimente oder nicht?
Stufe 4 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Ein gutes Gespräch – Hören Sie zu, stellen Sie Fragen und halten Sie sich zurück
Stufe 5 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Der erste Körperkontakt – Grabschen Sie bloß nicht!
Stufe 6 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Der erste Kuss – Wie macht Mann das?
Stufe 7 zum perfekten TAGESABSCHLUSS: Das große Finale
Stufe 8: Das glückliche Leben als TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE
Gewandelte Ziele – vom TAGESABSCHLUSS- zum Lebensabschnittsgefährten?
Wir ziehen zusammen – Reset, Neustart und von vorne?
Matriarchat versus Patriarchat – Wo liegt die glückliche Zukunft für Frau und Mann?
Forever TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE – Wo geht Ihre Reise hin?
Anhang
Wie komme ich dazu, ein Buch mit dem Titel TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE zu schreiben? Bevor ich mit dem Schreiben von Büchern angefangen habe, durfte ich eine gescheiterte Ehe, mehrere Kurzzeitbeziehungen und einige wunderbare TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTINNEN genießen. Ich habe also quasi extra für Sie die wichtigsten Stationen in den möglichen Beziehungen zwischen Mann und Frau ausprobiert, damit Sie hier erhöhten und authentischen Lesegenuss erfahren können. Den Status eines TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN habe ich ursprünglich sicherlich nicht angestrebt, sondern gelangte über einige Höhen – und absolut unvermeidliche Tiefen – erst dorthin. Die Erfahrungen, die ich dabei sammeln durfte, verhalfen mir zu einem tieferen und nun noch besseren Verständnis von Mann und Frau.
Die E-Mails, die ich auf mein erstes Buch FRAUENVERSTEHER – Das Buch für alle, die entweder ein Mann oder eine Frau sind1 hin bekam, waren für mich mit ein Ansporn, mich in einem zweiten Buch (diesem hier) noch intensiver mit den grundsätzlichen Beziehungs-, Trennungs- und Liebesfragen auseinanderzusetzen …
»Sag mal, Carsten, da gibt es doch noch mehr Themen zwischen Mann und Frau, dazu solltest Du auch noch was schreiben. Was ist zum Beispiel, wenn sich Mann und Frau zwar verstehen, die Beziehung aber dennoch scheitert? Verstehen heißt ja noch lange nicht, dass man immer alles gut findet, was der andere macht oder sagt«, schrieb mir zum Beispiel eine Leserin.
Tatsächlich sind da noch viele weitere Unterschiede zwischen Frau und Mann! Weit mehr als die, die im ersten Buch behandelt werden konnten.
»Dein Buch FRAUENVERSTEHER hat mir zwar bei der Kommunikation mit meinem Mann geholfen, leider hat er sich trotzdem nicht verändert, deshalb habe ich mich von ihm getrennt, was nun?«, stand in der E-Mail einer anderen Leserin.
Die E-Mails, die ich von lesenden Männern bekam (es waren nicht ganz so viele, wie ich von lesenden Frauen bekam), enthielten eher solche Fragen:
»Wenn meine Frau shoppen geht, muss ich immer mitgehen und die ganzen Taschen tragen. Das nervt! Kannst Du dazu nicht einmal etwas schreiben?«
Menschen verändern sich, Gefühle verändern sich.
Ebenso wie die Zeit zwischen den Werbeunterbrechungen immer kürzer wird, so wird auch die statistische Ehedauer immer kürzer. Wer heute noch ein Lebensabschnittsgefährte ist, kann morgen schon ein TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE sein und ist damit vielleicht sogar wesentlich glücklicher.
In diesem Buch gehen wir unter anderem der bedeutungsvollen Frage nach: Was passiert nach »Verliebt, verlobt, verheiratet mit Kind«?
Was kommt nach dem Reihenhaus mit Garten und dem großen Eheglück? Wie geht man um mit Problemen, Ärger, Frust – Trennung, Anwalt, Scheidung – Reset und Neustart? Und wie wird man dann endlich ein fröhlicher TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE auf hohem Niveau?
Was sich alles ergeben kann, wenn eine Beziehung scheitert und man wieder zum (zunächst vielleicht unfreiwilligen) Single wird, auch darum soll es im »TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN« gehen. Wie im ersten Buch und bei meinen Live-Kabarettprogrammen bekommen Sie für besonders schwierige und verfahrene Situationen hier immer auch gleich ein paar ganz neue, lustige und leicht umsetzbare Lösungsstrategien mit an die Hand, die Ihr Leben verändern können.
Die Tipps und Tricks entspringen übrigens keiner grauen Theorie oder langweiligen Ratgebern von angeblichen Beziehungsexperten. Sie finden in diesem Buch ausschließlich leicht umsetzbare Lösungsstrategien für den Alltag, die bereits von zahlreichen Paaren, Singles, Frauenverstehern und TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN ausprobiert und für gut befunden wurden. Es sind Sachen, die wirklich funktionieren, aus der Praxis für die Praxis.
Dieses Buch wird Sie – hoffentlich! – dabei begleiten, in den Unterschiedlichkeiten von Mann und Frau die Chance zu mehr Humor im zwischengeschlechtlichen Miteinander zu entdecken.
Und wenn eine Trennung unausweichlich geworden ist, so begleitet Sie dieses Buch mit einem schmunzelnden Auge auf den 7 goldenen Stufen zum perfekten TAGESABSCHLUSS.
Ich wünsche Ihnen dabei jetzt viel Spaß und gute Unterhaltung.
Carsten Höfer
»Ich bin eigentlich eher auf der Suche nach einem TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN«, sagt die Frau in dem langen schwarzen Abendkleid und den sündhaft teuren Louboutins an den perfekt pedikürten Füßen kokett. Ihre strahlend weißen Zähne blitzen ganz leicht durch ihr verführerisches Lächeln hindurch. Sie zieht – nicht ganz elegant, eher skeptisch – eine Augenbraue hoch und mustert den unbekannten Mann vor ihr.
Peter, seit einigen Monaten frisch geschieden, hat sie bereits eine Weile angesehen und sie hat ihm mit einem Lächeln zu verstehen gegeben, dass er sie ansprechen darf. Peter lächelt charmant zurück, geht auf sie zu und sagt: »Entschuldigen Sie, dass ich Sie so direkt angeschaut habe, aber ich finde, Sie sehen toll aus.«
»Danke.«
»Trinken Sie lieber Cocktail, Sekt oder wonach ist Ihnen heute Abend?«
»Ich bin eigentlich eher auf der Suche nach einem TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN.«
Peter nimmt das als Einladung, sich neben sie zu setzen und ihr einen Drink zu spendieren.
Nicht ganz drei Stunden später liegen beide erschöpft, verschwitzt und mit voll aufgeladenem Genuss-Akku noch ein paar Minuten nebeneinander, bevor die schöne Unbekannte sagt:
»Du musst jetzt gehen. Vielen Dank nochmal für den Drink und den netten Abend.«
Peter lächelt, nickt, kramt seine Sachen zusammen und zieht sich flink an. Er dreht sich noch einmal zu ihr um, streicht mit seinen Blicken über ihren im Halbdunkel gebetteten Luxuskörper und denkt: »Eine Frau zum Niederknien.«
Die Frau fragt: »Was ist denn noch?«
Peter sagt: »Schicke Schuhe«, und deutet auf die nagellackrote Unterseite der achtlos im Zimmer herumliegenden Pumps, die mehr gekostet haben, als er in einem Monat verdient.
Fröhlich vor sich hin pfeifend verlässt Peter die viel zu große Villa im besten Viertel der Stadt über die weiße Kieseinfahrt und bestellt sich per Handy ein Taxi. Es ist kurz nach 4.00 Uhr früh und er ist müde. Er will nach Hause in sein 2-Zimmer-Appartement, um den restlichen Samstag in SEINEM Bett zu verschlafen. Mal schauen, vielleicht wird er dann abends noch einmal losziehen? Vielleicht wird er einer anderen Frau »einen Drink spendieren«?
Peter ist zum Musterbeispiel eines vorbildlichen TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN herangewachsen. Aber wie ist es dazu gekommen? War er schon immer ein so perfekter Liebhaber? Oder war er früher eher ein »ganz normaler Durchschnittstyp«?
Ein TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE ist, laut Standardlexikon der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Ehebrüchiger2, ein allein lebender Mann (Single), der die libidinöse Vereinigung mit einer gleichgesinnten weiblichen TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTIN sucht. Die zeitliche Verweildauer dieser beiden Menschen beschränkt sich maximal auf einen Zeitraum von 19.00 Uhr abends bis 5.00 Uhr morgens. Die mehr oder minder spontane Zusammenkunft der beiden TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN beruht auf rein körperlicher Anziehungskraft und der stillschweigenden Übereinkunft, dass sich aus der kurzweiligen Freizeitgestaltung keinerlei weitergehende Verpflichtungen, Verabredungen, Emotionen oder gar Gespräche ergeben sollten.
Ähnlich wie umherirrende Meteoriten kollidieren zwei TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN für einen kurzen Moment, um danach weiterhin allein im unendlichen Single-Kosmos dahinzutreiben. Die Gründe für eine solch kurzzeitige Vereinigung können unterschiedlicher Natur sein. Einerseits spielt die dem Menschen innewohnende, hormonell bedingte Triebhaftigkeit eine große Rolle. Andererseits ist das Aufwerten des eigenen Selbstwertgefühls eine treibende Kraft. Die unverbindliche, aber doch sehr deutliche Bestätigung durch die Intimität mit einem anderen Menschen bewirkt ein wunderbares Hochgefühl, welches der Mitte dieser beiden TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN entspringt.
Der Weg zum voll einsatzfähigen TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN ist allerdings nicht einfach, oft steinig und schwer. Sie sollten niemandem glauben, der Ihnen weismachen will, dass Sie schnell und einfach zu einem perfekten TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN werden. Ebenso wenig sollten Sie Büchern und Ratgebern trauen, die Ihnen einen »Schnell-und-einfach-superreich-Kurs« andrehen wollen. Andererseits wird es Sie sicher beruhigen und freuen, dass niemand als TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE auf die Welt kommt, aber jeder kann es werden, wirklich jeder. In diesem Buch lernen Sie, Schritt für Schritt und auf seriöse Weise wie es geht.
In nicht wenigen Fällen geht der Entwicklung zum TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN eine enttäuschte Liebe voraus. Das muss nicht zwingend sein, eine solch tiefgreifende Erfahrung wird Ihre Fertigkeiten als TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE aber enorm erhöhen.
So auch bei Peter, der bis zu seiner Scheidung von Claudia – und vor seiner Entwicklung zum perfekten TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTEN – ein, im besten Sinne, treusorgender Ehemann war …
»Soll ich Dich heute Abend massieren?«, Peter lächelt Claudia leicht verschmitzt an und freut sich bereits auf einen erotischen Abend zu zweit. Es ist endlich Samstagabend und Peter muss am Sonntagmorgen nicht zur Arbeit ins Möbelhaus, sondern darf ausschlafen. Dafür ist er diese Nacht an der Reihe, aufzustehen, wenn die kleine Theresa wach werden sollte.
Theresa war ein klassisches Wunschkind von beiden und ist mit ihren 13 Lebensmonaten bereits eine echte Persönlichkeit, die sich auch nachts gerne lautstark äußert.
Ab 6.00 Uhr früh ist »Schichtwechsel« und Claudia übernimmt, sobald die Kleine aus dem nächtlichen Schlaf erwacht.
So ist die Regel, die sie beide aufgestellt haben:
Claudia steht nachts in der Woche auf, wenn Peter arbeiten muss, am Wochenende ist dann Peter dran, damit Claudia auch einmal eine Nacht durchschlafen kann.
Auf Peters Frage: »Soll ich Dich heute Abend massieren?«, lächelt Claudia dankbar zurück und meint:
»Oh ja, eine Massage könnte ich nach diesem Tag wirklich gebrauchen. Mir tut der Nacken und der ganze Rücken weh, seit Theresa immer schwerer wird …«
Nachdem beide ihre kleine Theresa ins Bettchen gebracht haben, was heute Abend ausnahmsweise einmal angenehm zügig und unkompliziert vonstattengeht, springen beide schnell gemeinsam unter die Dusche. Peter nimmt dies zum Anlass, seine Frau einzuseifen, um ein wenig mit dem Vorspiel zu beginnen.
»Lass das!«, kichert Claudia und schlägt ihm ein wenig keck auf die Finger, was in Peter selbstverständlich die Lust auf mehr weckt.
»Du wolltest mich doch massieren, oder? Dann geh doch schon mal und bereite alles vor, mach das Schlafzimmer schön warm, hol das Öl und die Handtücher. Ich komme dann gleich nach.«
All dies steigert Peters Vorfreude schier ins Unermessliche. Endlich haben sie beide einen ganzen Abend für sich allein als Mann und Frau, endlich werden sie sich eng umschlungen dem animalischen Treiben hingeben können, dass sie beide mitunter doch so schmerzlich vermissen.
Allein die Worte »Schlafzimmer«, »Öl« und »Handtücher« wirken in genau dieser Reihenfolge auf Peter wie ein Aphrodisiakum.
Schleunigst hastet er ins Schlafzimmer, dreht die Heizung entgegen aller ökologischen Vernunft voll auf, weil Claudia sich sonst die Decke über den Körper zieht, denn sie friert so schnell. Aber heute will er seine Frau nackt und ohne Decke, er will die ganze Claudia unbedeckt und nur für sich allein. Er holt das Öl und die Handtücher, damit die Matratze nicht vom Massageöl versaut wird. Ihm wäre es ja egal, aber Claudia ist da ein wenig pingelig. Egal, soll sie ihre Handtücher bekommen, dafür wird der Sex dann vielleicht umso hemmungsloser, hofft Peter.
Musik!, denkt Peter, Wir brauchen Musik! – Schnell sucht er den USB-Stick mit der romantischen Filmmusik, die Claudia so sehr liebt, und schiebt ihn in die kleine Kompaktanlage, die sie sich eigens fürs Schlafzimmer gekauft haben. Kurz darauf erfüllen die sinnlich romantischen Klavierklänge von Jan A. P. Kaczmarek aus dem Film »Finding Neverland« das Schlafzimmer. Peter streicht mit großer Sorgfalt die Handtücher glatt und schüttelt die Oberbetten aus, als Claudia ins Schlafzimmer kommt.
»Herrlich, eine Massage mit Musik und die Heizung ist auch so schön warm, wie lieb von Dir.« Claudia sinkt aufs Bett, legt sich bäuchlings auf die Handtücher und atmet ganz tief durch. Peter nimmt dies als Aufforderung, direkt anzufangen. Bedächtig verteilt er das Massageöl in seinen Händen und auf Claudias Rücken, bevor er damit beginnt, zärtlich, aber doch kräftig ihren Nacken zu massieren. Claudia schließt die Augen und stöhnt leise auf:
»Oh ja, das tut gut, weiter so.«
Peter kann sich kaum noch beherrschen, denn diese kleinen, stöhnenden Seufzer leiten eine elektrisierende Energie direkt in seine Lenden. Aber noch hält er sich zurück, denn er weiß, dass er Claudia nicht überfallen darf. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!, ermahnt er sich selbst im Stillen und massiert zielstrebig Claudias Nacken, ihre Schultern und ihren Rücken.
Claudia seufzt zufrieden und atmet tief. Und noch während Peter seine steil aufragende Erektion zu bändigen und im Zaum zu halten versucht, hört er ganz plötzlich ein anderes, gänzlich unerotisches Geräusch: Claudia schnarcht! Sie ist eingeschlafen und tief im Land der Träume verschwunden.
Nein!, durchzuckt es ihn – mit einem Gefühl, als ob er kurz vor dem Gipfelsturm am Mount Everest angeschossen worden wäre. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Bitte, lieber Gott, was soll das? Tapfer deckt Peter Claudia zu und erträgt diese für ihn so erniedrigende Schmach wie Hiob. Er räumt das Massageöl weg, schaltet die Musik aus und geht in die Küche, um ein paar Süßigkeiten zu essen. Doch noch bevor er die Schranktür erreicht, hinter der sich die Süßigkeiten verbergen, hört er abermals ein menschlich artikuliertes Geräusch, das endgültig den leidenschaftlichen Casanova in ihm vertreibt: Die kleine Theresa schreit und braucht die väterliche Zuwendung, um wieder einschlafen zu können. Seine ausgestreckte Hand noch am Griff des Süßigkeiten-Schrankes, lässt Peter seufzend die Schultern hängen, dreht sich um, verwandelt sich, ja mutiert in Sekundenbruchteilen in einen vollständig asexuellen Vater. Er eilt ins Kinderzimmer, um das Kind zu beruhigen, denn wenn die Kleine mit ihrem Geschrei Claudia weckt, dann gibt es auch dort wieder Ärger, weil die Frau die einzige Nacht in der Woche, in der sie laut vereinbarter Regel nicht aufzustehen braucht, nicht durchschlafen konnte, was sie wiederum auf sein Versagen als Vater zurückführen würde …
Das wäre dann eine Niederlage auf ganzer Linie, sowohl als Ehemann als auch als Vater, und so weit will Peter es in dieser Nacht nicht kommen lassen! Also holt er die kleine Theresa aus dem Bettchen, streicht ihr zärtlich über das Köpfchen und summt ein altes Kinderlied, das schon seine Mutter dem kleinen Peter vorgesungen hat. Obschon er sich überhaupt nicht an den Text erinnert, kann er doch die Melodie summen, die seine Tochter sofort beruhigt. Ein unsichtbares Band entsteht zwischen Vater, Tochter und den bereits verstorbenen Generationen vor ihnen. All die Ahnen aus den heiligen Hallen des Sto Vo Kohr3 stimmen in den beruhigenden Singsang von Peter mit ein, der seinen jüngsten Spross in eine vertraute Decke der Sicherheit schmiegt und singt – und schmatzend wieder einschlafen lässt. So steht Peter mitten in der Nacht mit dem Baby auf dem Arm im Kinderzimmer und fühlt sich nicht besonders gut. Er ist mit einem großen, wahrscheinlich sogar DEM größten Problem überhaupt innerhalb langjähriger Partnerschaften konfrontiert: libidinöse Stagnation mit Lendentinitus.
»Ich habe mich also zu meinem Nachteil verändert? Deshalb haben wir seit Wochen keinen Sex mehr miteinander?«
Peter ist aufgebracht, enttäuscht und wütend.
»Wir haben eine Ehe und wir haben ein Kind. Warum ist Euch Männern Sex immer nur so wichtig? Ich fühle mich schon richtig unter Druck gesetzt, wenn wir nicht mindestens zweimal in der Woche Sex haben, so macht das ja auch keinen Spaß. Ich habe ständig das Gefühl, ich werde gedrängt, noch mehr Sex zu haben, aber das kann ich nicht, das will ich nicht! Meine Erotik ist im Windeleimer verschwunden, meine Libido wird bei fünf Stunden Schlaf mit jeweils drei Unterbrechungen nicht wach. Ich kann mich nach einem Tag als Vollzeitmutter nicht in die geile Studentin verwandeln, die Du Dir vielleicht erträumst, Peter.
Du hättest wohl gerne, wenn Du abends nach Hause kommst, eine unkomplizierte TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTIN, die immer Lust auf Sex hat, hm?
Aber das bin nicht ich, es tut mir leid. So geht das nicht.«
Peter schaut beschämt zur Seite und flüstert beinahe, als er sagt: »Aber Sex ist doch auch Ausdruck der Liebe zweier Menschen, oder? Es geht mir doch hier nicht um Geilheit oder Reizwäsche oder unkomplizierten Sex, es geht mir um Dich, um uns, um Liebe machen, auch wenn es ganz altmodisch und sozialpädagogisch klingt. Ich fühle mich seit Monaten von Dir zurückgewiesen, als Mann und Frau finden wir ja kaum noch statt, weil wir uns kaum noch lieben und wenn, dann spüre ich ja förmlich, dass es bei Dir zu einer Art Pflichtübung verkommen ist, damit ich bloß endlich wieder Ruhe gebe und Du die nächsten paar Tage Deinen Frieden vor mir hast. Wir tun es nur noch mechanisch, wie wenn man halt essen oder sich die Zähne putzen muss, oder …«
»Oder wie wenn man aufs Klo muss? Wolltest Du das sagen?«
»Nein, aber ich glaube, wir sind hier in einer gefährlichen Situation. Du fühlst Dich von mir zum Sex gedrängt und tust es immer weniger gern und immer mehr aus Pflichterfüllung. Ich aber will Dich nicht drängen, ich halte mich ja schon absichtlich so sehr zurück, dass ich meine eigene Libido fast verleugne. Ich kriege schon Kopfschmerzen vor lauter Enthaltsamkeit. Aber was soll ich machen, ich bin ein Mann, ich liebe meine Frau und offensichtlich haben wir Männer mehr und öfter das Bedürfnis, unsere Frauen zu lieben als umgekehrt.«
»Willst Du damit sagen, dass Du mich mehr liebst als ich Dich?«
Peter seufzt, verdreht die Augen, schnauft noch einmal vernehmlich und sagt dann:
»Ich will damit sagen, dass ich öfter Sex mit Dir haben will als Du mit mir, ja, und das ist für uns beide offensichtlich ein Problem, oder? Und nach diesem nicht besonders erotischen Gespräch fürchte ich, dass es nicht besser werden wird.«
Peter steht auf, schnappt sich seine Jacke, verlässt die Wohnung, ruft seinen besten Kumpel Andreas auf dem Handy an und trifft sich mit ihm auf ein Bier.
»Mitunter erscheint es mir so, als ob sich die Frau, in die ich mich damals verliebt hätte, ziemlich gewandelt hat.«
»Was meinst Du damit?«, fragt Andreas und hat bereits eine unheilvolle Vorahnung, als es aus Peter herausplatzt:
»Ich meine, dass ich so allmählich den Eindruck habe, als hätte sich die leidenschaftliche, junge, gutaussehende Claudia in … in eine Mutter verwandelt – und das war’s. Als wäre da nichts mehr von der Frau, die einst so scharf auf mich war. Sie macht mir ständig Vorwürfe und alles dreht sich nur noch um das Kind, ich habe nicht mehr das Gefühl, ein richtiger Mann zu sein, der von seiner Frau geliebt und begehrt wird, ich bin nur noch ein Vater. Ich habe mich in einen Vater verwandelt, der arbeiten geht, Geld verdient und, wenn er zu Hause ist, bitteschön den Haushalt schmeißen und sich um das Kind kümmern soll, weil Madame ja sonst den ganzen Tag so viel zu tun hat.«
»Das ist schlimm«, sagt Andreas und spendiert noch ein Bier.
Mehr muss zwischen den Freunden nicht gesagt werden, denn auch bei Andreas ist die Libido inzwischen ein nicht allzu häufiger Gast in der Beziehung.
Peter muss unwillkürlich schmunzeln, als er an einige puritanische Freunde seiner Jugend denkt, die das Mantra »Kein Sex vor der Ehe!« verbreitet hatten. Wenn die wüssten, dass kein Sex erst nach der Eheschließung kommt, meistens nach den ersten zwei bis drei Jahren und verstärkt, wenn Kinder da sind.
Kinder können unglaublich effektive Koitus-Verhinderer sein, vielleicht ist das ihre Art, unterschwellig Konkurrenz in Form von Geschwistern zu vermeiden?
Dann, wenn ein Kind da ist, so denkt Peter ein wenig zynisch, hat der Sex ja auch seinen naturgegebenen Zweck erfüllt, könnte man sagen. Wozu also noch mehr davon? Die armen Kerle, die dann nicht mal Sex vor der Ehe hatten …
Sexualität, Liebe, Leidenschaft und Lust sind seit Anbeginn der Menschheit ein immer aktuelles und beileibe nicht leicht zu lösendes Feld – ebenso für großen Genuss und Erfüllung wie auch für Frust und Probleme zwischen Mann und Frau.
Während der ersten Phase frischer Verliebtheit ist in fast allen partnerschaftlichen Verhältnissen nur von großer Leidenschaft und wilder Lust, von gegenseitigem Begehren und schier unstillbarem Verlangen die Rede.
Aber es ist doch immer wieder erstaunlich und oft bedauerlich, dass sich dieser Zustand nicht bis ans Lebensende hinfort verlängern lassen will. Ganz im faustischen Sinne wären nicht wenige Männer bereit, ein »Augenblick verweile doch, du bist so schön!« zu rufen und die Seele dem Mephistopheles anheim zu geben, wenn sie damit die gleichbleibend hochfrequente Leidenschaft erhalten könnten, die nur eine frisch verliebte Frau ihnen schenken wird.
Im Laufe der Jahre verändert sich etwas zwischen Mann und Frau. Aber was? Nun, es hängt wahrscheinlich einerseits damit zusammen, dass die erste Zeit der feurigen Leidenschaft immer auch eine Art Entdeckungsreise darstellt, in der jeder immer wieder neue Seiten und Wunder beim Partner ausmachen kann, alles ist neu und will erforscht werden, alle Spielarten der Liebe werden ausgetestet und gemeinsam ausprobiert. Der neue Partner, die neue Partnerin erscheint im Halbdunkel einer geheimnisvollen Versprechung und immer wieder öffnen beide kleine geheime Geschenke ins tiefere ICH des anderen. Es ist ein Abenteuer auf der Suche nach dem Innersten, nach dem Wesen des Menschen, mit dem man so oft wie möglich EINS sein möchte.
Hat man dieses innere Wesen dann irgendwann einmal gefunden, so suchen beide noch eine ganze Weile weiter in der Hoffnung, doch noch mehr zu entdecken, aber irgendwann meint man, sich gegenseitig gut, vielleicht sogar zu gut zu kennen, und verliert dann ganz allmählich und zunächst schleichend das Interesse an der großen Suche, wenn auch noch nicht am Partner selbst. Die Phase der ersten großen Suche kann natürlich sehr unterschiedlich lang andauern. Wenn aber dann die erste feurige Leidenschaft in einer, nun, drücken wir es positiv aus, tiefergehenden Liebe aufgegangen ist, dann geschieht geschlechtsspezifisch etwas Bemerkenswertes. In dieser Art von Beziehungen, die mittel- bis langfristig angelegt sind – wir sprechen hier von Beziehungen ab zwei Jahren Dauer aufwärts –, in diesen Beziehungen ist es in circa 85 Prozent der Fälle schon so, dass der Mann etwas häufiger an konkreter Körperlichkeit mit seiner Partnerin interessiert ist als die Frau an ihm. Auch dies ist ein sich langsam vollziehender Vorgang, der beiden zunächst nur selten bewusst wird. Erst wenn die Unterschiede deutlicher werden und der Mann durch die naturbedingte, hormonelle Unruhe immer seltener zur körperlichen Tiefenentspannung findet, fragen sich einige Paare: Was ist bloß los? Warum ist nicht mehr so viel los?
Dank des männlichen Sexualhormons Testosteron ist Männern auch in langfristig angelegten Beziehungen ein statistisch signifikant höherer Sexualtrieb anheim gegeben als dem Durchschnitt der Frauen. Genau dieser Umstand führt in heterosexuellen Partnerschaften quasi zwangsläufig zu dem Problem, dass Mann und Frau eine unterschiedliche Häufigkeit libidinöser Vereinigungen präferieren. Wie neuere wissenschaftliche Untersuchungen belegen, hängt einiges damit zusammen, dass Frauen ohne Sexualität auch viel länger überleben können als Männer. Tatsächlich sterben die Frauen nicht einfach so, wenn sie keine Sexualität ausüben. Bei Männern kommt es allerdings leider irgendwann zu ganz plötzlichen Todesfällen, aufgrund eines längerfristigen Sexualmangels. Euphemistisch wird die Todesursache dann als »plötzlicher Herztod« oder »plötzliches Kreislaufversagen« oder »plötzlicher Gehirnschlag« verklausuliert.
Was sich allerdings hinter diesen fadenscheinigen Begründungen der Pathologen verbirgt, sagt Ihnen bisher nur das vorliegende Buch:
»Plötzlicher Mannestod durch akute Unterbeschäftigung der primären Sexualorgane.«
Selbstverständlich wird kein Arzt der trauernden Witwe ins Gesicht sagen:
»Tja, hätten Sie Ihrem Mann Ihre Liebe auch öfter mal körperlich zu spüren gegeben, so würde er hier nicht tot rumliegen.«
Niemand wird das je so sagen, ich auch nicht! Aber es ist doch interessant, dass die häufigsten Todesfälle von Männern in den westlichen Industrienationen auf angebliche Herz-Kreislauf-Schwächen zurückzuführen sind. Und natürlich ist mit dem »Kreislauf« beim Mann immer auch der Aufbau und die Abgabe seiner in zäher Flüssigkeit verpackten Genanlagen gemeint, auch wenn das jetzt einige prüde und nicht optimal informierte Mediziner kopfschüttelnd verneinen werden.
Ich weiß, dass die faktische Wahrheit an dieser Stelle kaum ohne Widerspruch bleiben wird, aber es ist doch klar, dass Flüssigkeitsstau zu Ablagerungen in den Gefäßen und am Ende zu Herztod, Kreislaufversagen und Gehirnschlag führt (wenn sich der Stau bis ins Hirn fortgesetzt hat).
Sollten Sie also in Zukunft davon hören oder lesen, dass ein Mann Mitte vierzig, der doch ach so sportlich war, nie geraucht hat und anscheinend mitten im Leben stand, an plötzlichem Herzversagen gestorben sei, dann ahnen Sie nun vielleicht, dass hinter all dem eventuell doch eine ganz profan traurige Tatsache stand: Der Mann wurde schon lange nicht mehr geliebt und zwar in konkret körperlicher Hinsicht.
Dies kann jetzt natürlich bei einigen Frauen dazu führen, dass sie sich unterschwellig unter Druck gesetzt fühlen, der Leidenschaft des Mannes nachzugeben, auch wenn sie selbst vielleicht nicht immer in eben derselben Stimmung sind. Beim Mann aber kann, und das kommt ja noch hinzu, eine mehr als zweimalige Zurückweisung sehr leicht zur Kränkung seines maskulinen Selbstwertgefühles führen. Männer fühlen sich oft nicht mehr geliebt, wenn die Frau ihrer Liebe nicht durch körperliche Vereinigung Ausdruck verleiht. Die sprachmündliche Versicherung der Frau: »Ich liebe Dich!«, klingt in den Ohren eines Mannes sehr schnell fad, hohl und wie eine Lüge, wenn sie auf Seiten der Frau nicht durch eben die Leidenschaft belegt wird, die beide am Anfang ihrer Beziehung erlebt haben. Sobald aber die Frau auch nur ein einziges Mal Sex aus Mitleid mit ihm oder aus einem nicht ganz rational begründeten Gefühl von »Pflichtbewusstsein« heraus hat, wird der Sexualtrieb der Frau noch schneller verebben. Um diesen einerseits peinlichen, andererseits nahezu dramatischen Kreislauf zu durchbrechen und irgendwie wieder zu einer leidenschaftlichen Zweisamkeit zurückzufinden, werden viele Männer überaus kreativ und versuchen, durch zarte und vorsichtige Zweisamkeitsangebote die Frau ganz sachte zu erotisieren, indem sie der Frau zum Beispiel eine Massage am Abend anbieten.
Es wird für einige Leserinnen vielleicht eine neue Erkenntnis sein, aber:
Ein vom Mann an Sie ausgegebenes Massageangebot in einer festen Partnerschaft transportiert auf jeden Fall und in nahezu 95 Prozent der Fälle eine eindeutige Kopulations-Absicht.
Nun gibt es offensichtlich viele Frauen, die, wenn der Partner sie fragt: »Soll ich Dich heute Abend massieren?«, denken:
»Oh, fein, mein fürsorglicher Mann wird mir heute Abend mit seinen sensiblen, vorgewärmten Händen während einer Dauer von mindestens ein bis zwei Stunden hochprofessionell den Nacken und den Rücken massieren, während ich in aller Seelenruhe einschlafen kann. Darauf freue ich mich, das wird gemütlich.«
Der Mann seinerseits hatte hingegen eine andere Agenda – als innerpartnerschaftlicher TAGESABSCHLUSSGEFÄHRTE –, die mit folgendem Gedankengang einigermaßen umfassend beschrieben werden kann:
»Spitze! Innerhalb von eineinhalb bis zwei Minuten arbeite ich mich von ihrem Nacken hinunter über den Rücken bis zum heiligen Tempel der Venus vor. Dann werden wir weitere drei bis maximal fünf Minuten Vollgas geben und die Sache ist erledigt. Anschließend kann ich in aller Seelenruhe dem wohlverdienten Schlaf anheim fallen. Endlich werde ich wieder einmal diese wohlige, samtweiche Tiefenentspannung fühlen, die mir nun schon bereits seit mehr als zwei Wochen verwehrt geblieben ist. Endlich werde ich auch einmal wieder volle sieben Stunden durchschlafen können und nicht des Nachts durch hormonell bedingte Albträume aus dem Schlaf gerissen.«
Der Mann freut sich auf ein Fest der Sinne, das ihm Erleichterung und Seelenbalsam zugleich ist, die Frau auch, aber beide stellen sich den Weg dahin unter dem Begriff »Massage« komplett anders vor.
Ich habe in diesem Zusammenhang eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung durchgeführt, um empirisch zu überprüfen, ob dem Wort »Massage« tatsächlich ein genderistischer Assoziationsunterschied innewohnt.
Eine Kurzbefragung von 1000 Männern und 1000 Frauen sollte Klarheit darüber erbringen, ob allein das Wort »Massage« unterschiedliche Assoziationen bei Mann und Frau hervorruft – anhand des folgenden Fragebogens:
1. Woran denken Sie, was assoziieren Sie als Erstes, wenn Sie das Wort »Massage« lesen beziehungsweise hören? Kreuzen Sie bitte jetzt ganz spontan und ohne groß zu überlegen an:
Bei dem Wort »Massage« denke ich an …
a) Entspannung
b) Schmerzen im Rücken
c) Erotik
Was glauben Sie, welches Ergebnis diese kleine Untersuchung zutage befördert hat?
Wie zu erwarten war, denken die Männer statistisch signifikant öfter spontan an Erotik als die Frauen. Es kam sogar noch besser, als wir ursprünglich zu hoffen gewagt hatten. Nicht wenige der befragten Männer haben die Antwortmöglichkeiten proaktiv und in Eigenregie geändert, indem sie drei Antwortmöglichkeiten in eine neue zeitliche Abfolge sortiert haben.
Diese Männer haben geschrieben:
»Bei Massage denke ich zuerst an Erotik (c). Unmittelbar danach habe ich wahrscheinlich Schmerzen im Rücken (b). Später kommt dann endlich die Entspannungsphase (a), bitte nicht mehr ansprechen, ich muss jetzt schlafen.«
Und weil es tatsächlich so ist, dass Männer bei Massage viel öfter und viel deutlicher an Erotik denken, haben inzwischen sehr viele professionelle Thai-Massage-Studios (bei Männern lautet die Steigerung von »Massage« = »professionelle Massage«. Die Steigerung davon lautet »professionelle Thai-Massage« und der Superlativ davon lautet »professionelles Thai-Massage-Studio«) darauf reagiert.
Bei den professionellen Thai-Massage-Studios handelt es sich in aller Regel um sehr seriöse Einrichtungen, die inzwischen fast ausnahmslos ein sehr großes Zusatzschild über dem Eingang haben anbringen lassen mit dem deutlichen Hinweis: »Keine Erotik!«. Vielleicht sind einige der männlichen Leser auch schon einmal enttäuscht an so einem seriösen Massagestudio vorbeigefahren, weil sie zunächst fälschlich fröhlich assoziiert hatten: »Oh, nur 40 Euro, das ist aber günstig!«, um dann enttäuscht noch den Zusatz zu lesen: »Ach so, keine Erotik, dann ist das ja doch nicht so billig …« Warum haben seriöse Massagestudios die Zusatzschilder mit dem unerotischen Hinweis angebracht? Selbstverständlich nur, weil da offensichtlich eine größere Anzahl von Männern das Massagestudio zuvor mit komplett falschen Absichten betreten hatte und dann quasi hochkant wieder rausgeflogen war.
Der überdeutliche Hinweis »Keine Erotik!« vermeidet falsche Assoziationen bei der männlichen Kundschaft und erspart dem Personal im Thai-Massage-Studio Diskussionen.
Männer können übrigens sehr gut mit klaren Ansagen umgehen. So ein Schild wirkt Wunder!
Haben Sie schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
So vermeiden Sie Massageangebot-Missverständnisse
Wenn Ihr Partner Sie mit charmantem Lächeln fragt: »Schatz, soll ich Dich heute Abend so richtig schön massieren?«, dann geben Sie, um Missverständnisse zu vermeiden, am besten eine der folgenden erprobten Antworten.
Die Massage selbst wird dann zwar auch nicht länger als eineinhalb bis zwei Minuten dauern, aber das ist immerhin noch besser als gar keine Massage. Für eine länger andauernde Massage können Sie den Mann nach mehr als zwei Jahren Beziehung mit Ihnen für gewöhnlich nur noch dann begeistern, wenn Sie ihm realistische und berechtigte Hoffnungen auf das oben erwähnte »erotische Anschlussspielchen« machen.
»Jetzt kümmere Du Dich doch bitte auch mal um Theresa!«
Claudia blickt Peter – der gerade eine Zeitung liest – vorwurfsvoll an, als sie sich ihm mit der gemeinsamen Tochter auf dem Arm nähert und ihm das durchnässte, fäkaldurchtränkte Kind reicht.
»Ich habe Theresa jeden Morgen, wenn Du noch schläfst, und nach der Arbeit möchte ich einmal in Ruhe die Zeitung lesen dürfen. Meine Güte, ich stehe morgens um halb sechs auf, wenn sie schreit, kümmere mich um sie, wickele sie, ziehe sie an, lege sie mit der Flasche zu Dir ins Bett und muss dann zur Arbeit, während Du noch mit Theresa gemütlich im Bett liegen kannst. Dann arbeite ich den ganzen Tag, damit wir alle einigermaßen komfortabel leben können und wenn ich dann ziemlich fertig von der Arbeit nach Hause komme, drückst Du mir das Kind sofort wieder in die Arme. Das ist ein bisschen viel, findest Du nicht?«
»Du findest, das ist zu viel? Deine eigene Tochter wird Dir zu viel, wenn Du sie morgens und abends eine halbe Stunde siehst, bevor sie einschläft? Eine Stunde am Tag mit Deiner Tochter zu verbringen, ist Dir zu viel? Vielleicht sind wir beide Dir ja zu viel? Vielleicht würdest Du ja lieber ganz auf uns verzichten, dann kannst Du so viel Zeitung lesen, wie Du willst, und brauchst auch nicht mehr dafür zu sorgen, dass wir einigermaßen komfortabel leben. Vielleicht hast Du ja von all dem hier genug?«
Die kleine Theresa windet sich derweil in ihren Körperausscheidungen und fängt an zu schreien, das Kind spürt die unterschwellige Prise aufkeimender Feindschaft zwischen den Eltern.