Cover

Sylvain Tesson

IN DEN WÄLDERN

SIBIRIENS

Tagebuch aus der

Einsamkeit

Aus dem Französischen

von Claudia Kalscheuer

Knaus

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Das Original erschien 2011 unter dem Titel
Dans les forêts de Sibérie bei Gallimard, Paris.
Dieses Buch erhielt eine Förderung des französischen Außenministeriums,
vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin.



Copyright der Originalausgabe © Éditions Gallimard, Paris, 2011
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2014
beim Albrecht Knaus Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Lektorat: Bernd Degner
Gesetzt aus der Stempel Garamond von
Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-12600-1
V003
www.knaus-verlag.de
www.penguinrandomhouse.de

Für Arnaud Humann

Denn ich gehöre den Wäldern und der Einsamkeit.

Knut Hamsun, Pan

Die Freiheit gibt es immer. Man muss nur den Preis

für sie entrichten.

Henry de Montherlant, Tagebücher 193 0 –1944

Inhalt

Randnotiz

FEBRUAR · Der Wald

MÄRZ · Die Zeit

APRIL · Der See

MAI · Die Tiere

JUNI · Die Tränen

JULI · Der Frieden

Dank

Randnotiz

Ich hatte mir vorgenommen, vor meinem 40. Lebensjahr als Eremit in den Wäldern zu leben.

Ich zog für sechs Monate in eine sibirische Hütte am Ufer des Baikalsees, an der Spitze des Nördlichen Zedernkaps. Das nächste Dorf 120 Kilometer entfernt, keine Nachbarn, keine Zugangsstraßen, gelegentlich ein Besuch. Im Winter Temperaturen um die minus 30 Grad, im Sommer Bären an den Ufern. Kurz, das Paradies.

Ich nahm Bücher mit, Zigarren und Wodka. Alles Übrige – die Weite, die Stille und die Einsamkeit – war schon da.

In dieser Wildnis schuf ich mir ein schlichtes und schönes Leben, ich machte die Erfahrung eines aus einfachen Handlungen bestehenden Daseins. Im Angesicht von See und Wald betrachtete ich das Vorüberziehen der Tage. Ich hackte Holz, angelte mein Abendessen, las viel, wanderte durch die Berge und trank am Fenster Wodka. Die Blockhütte war ein idealer Beobachtungsposten, um noch die kleinste Bewegung der Natur zu erfassen.

Ich erlebte den Winter und den Frühling, das Glück, die Verzweiflung und am Ende den Frieden.

In der tiefsten Taiga verwandelte ich mich. Die Bewegungslosigkeit gab mir, was das Reisen mir nicht mehr verschaffen konnte. Der Geist des Ortes half mir, die Zeit zu zähmen. Meine Einsiedelei wurde zum Laboratorium dieser Wandlungen.

Jeden Tag verzeichnete ich meine Gedanken in einem Heft.

Dieses Tagebuch eines Einsiedlerlebens halten Sie in Händen.

S. T.

FEBRUAR · Der Wald