illustriert von Kim Hiorthøy
IMPRESSUM
© der deutschen Ausgabe 2013 by ONKEL & ONKEL, Berlin 2013.
© der Originalausgabe by J. W. Cappelens Forlag AS, Oslo 1994.
Illustrationen und Cover-Artwork: Kim Hiorthøy
Übersetzung: Volker Oppmann
Lektorat: Jana Kühn und Stefanie Albrecht
Korrektorat: Christel Dobenecker
ISBN 978-3-940029-97-3
eISBN 978-3-943945-08-9
www.onkelundonkel.com
Das ist Kurt. Er ist Gabelstaplerfahrer.
Gabelstaplerfahrer Kurt ist schon sehr lange Gabelstaplerfahrer. Eigentlich schon seit er klein war.
Zuerst ist Kurt auf die Schule gegangen, genau wie alle anderen Kinder. Kurt mochte das überhaupt nicht und war deshalb oft schlecht gelaunt.
Aber als er dann nicht mehr zur Schule gehen musste, hat er sich einen Gabelstapler gekauft und ist Gabelstaplerfahrer geworden. Das mochte er viel lieber.
Kurt hat einen fabelhaften Gabelstapler.
Manchmal, wenn Kurt die Straße entlang fährt, klatschen die Leute und finden, dass Kurt den tollsten Gabelstapler in der ganzen Stadt hat. Er ist gelb und kann mehrere tausend Kilo heben, während Kurt einfach dasitzt und vor sich hin pfeift.
Kurt steht jeden Tag ganz früh auf, um zur Arbeit zu fahren. Er isst zwei oder drei Knäckebrote mit Käse und macht sich noch ein großes Pausenbrot. Dann steigt er auf den Gabelstapler und fährt runter zum Hafen zur Arbeit.
Unten am Kai sagt Kurt zu seinem Chef und zu den Kollegen Guten Morgen. Kurts Chef heißt Gunnar.
Gunnar hat eine sehr hohe Stimme. Fast so hoch wie eine Frau. Und er ist ein ziemlich netter Kerl.
Jaja, guten Morgen zusammen, Jungs, sagt Gunnar mit seiner hohen Stimme.
Guten Morgen, rufen die Jungs zurück.
Manchmal fragt Gunnar, was Kurt und die anderen nachts geträumt haben. So nett ist er. Normalerweise schaut er aber nur auf die Uhr und sagt, dass sie jetzt aber mal langsam anfangen sollen zu arbeiten. Es gibt schließlich genug zu tun.
Kurt und die anderen Gabelstaplerfahrer fahren mit ihren Gabelstaplern den ganzen Tag den Kai hoch und runter. Die Schiffe bringen Sachen aus allen Ländern. Die Schiffsleute laden diese Sachen mit Kränen aus und laden anschließend Baumstämme und Käsehobel und Fische und andere Sachen ein, die es in Norwegen gibt, und dann fahren sie wieder nach Hause.
Am Kai stehen dann eine Menge Kisten herum, die Kurt und seine Kollegen ins Lager bringen müssen, damit sie nicht nass oder vom Wind umgeworfen werden. Sobald ein Schiff losgefahren ist, kommt schon das nächste. Am Kai ist es nie ruhig.
Nur einen kurzen Moment gegen Mittag wird es ein wenig stiller, denn dann machen alle Pause und haben Zeit, ein Pausenbrot zu essen und Kaffee zu trinken oder Milch oder beides. In der Pause sitzen Kurt und die anderen zusammen und erzählen sich Räuberpistolen von Dingen, die sie gemacht oder gehört haben. Und während sie so dasitzen trinken sie noch eine Tasse Kaffee oder eine Glas Milch oder aber alles beides zusammen. Und Gunnar, Kurts Chef. sitzt die ganze Zeit daneben und lacht innig mit seiner hohen Stimme. Gunnar lacht oft.
Aber nach der Pause muss eine ganze Reihe Kisten ins Trockene gebracht werden. Draußen auf dem Fjord warten schon wieder mehrere Boote darauf, dass ein Liegeplatz am Kai frei wird, damit sie ihre Fracht ausladen und neue einladen können. Es gibt dauernd etwas zu tun.
Oft sitzt Kurt in seinem Gabelstapler und grübelt darüber nach, wohin mit all den Sachen. Braucht man das überhaupt alles?, überlegt er. Das ist wirklich eine gute Frage.
Mais und Basketbälle aus Amerika, Spielzeug aus Taiwan, Reis aus China, Käse aus Holland und Fernseher aus Japan.
Bananen aus Brasilien, Bagger aus Kanada, Wein und gestreifte Schals aus Frankreich. Außerdem Knoblauch und Marmelade und Badewannen und Autos und Hosen und noch mehr Spielzeug aus Taiwan und Gewürze und rote Farbe und Werkzeug und U-Boote und Telefone und Computer und Kommoden und noch mehr Spielzeug.
Kurt wird ganz schwindelig, wenn er darüber nachdenkt, was da alles hereinkommt. Alles muss vom Kai in die Lagerhalle gebracht werden, damit Wind und Wetter den Sachen nichts abhaben können. Denn wenn die Sachen einmal nass geworden sind, gehen sie kaputt und man kann sie nicht mehr verkaufen.
Kurt arbeitet schon viele Jahre so. Eigentlich schon seit er mit der Schule fertig ist. Morgens aufstehen und dann den ganzen Tag mit dem Gabelstapler den Kai rauf und runter. Zum Glück fährt Kurt gerne Gabelstapler. Er fühlt sich dabei sogar richtig wohl, denn er mag seinen gelben Gabelstapler sehr gerne. Und das ist auch gut so. Ansonsten wäre es nämlich ziemlich traurig Kurt zu sein.
Kurt hat einen Schnurrbart.
Und dann hat er noch eine Frau. Sie heißt Anne-Lise, ist sehr süß und Architektin.