Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1864
Vorabend der Apokalypse
Chaos in der Pentrischen Wolke – die Galornen auf Abwegen
von Horst Hoffmann
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Im Sommer 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung sind Terraner an verschiedenen Punkten des Universums in Ereignisse verwickelt, die offenbar in einem engen Zusammenhang stehen. In der Milchstraße scheint es einem Kommando wagemutiger Zellaktivatorträger – es waren der Arkonide Atlan, die Kartanin Dao-Lin-H'ay und der Terraner Myles Kantor – gelungen zu sein, die größte Gefahr seit langem abzuwenden: Der Brutkosmos der mysteriösen Goedda konnte gesprengt werden.
Dies gelang nur mit Hilfe der Herreach vom Planeten Trokan und der Vandemar-Zwillinge. Die Vandemars fanden bei dem Einsatz den Tod, bei den Herreach gab es Verluste. Doch dem Einsatz der Aktivatorträger ist es zu verdanken, dass die drohende Entvölkerung aller bewohnten Welten der Galaxis verhindert werden konnte. Hinter diesem Vorhaben steckte eine mysteriöse Macht namens Shabazza, über die bislang so gut wie nichts bekannt ist.
Von alledem können Perry Rhodan und sein langjähriger Freund Reginald Bull nichts wissen. Die beiden Terraner sind, nachdem sie von Trokan aus über die Brücke in die Unendlichkeit gingen, seit Monaten in der Galaxis Plantagoo unterwegs. Mittlerweile stießen sie auf die Galornen, die im Auftrag unbekannter Mächte an etwas arbeiten, das für die heimatliche Milchstraße bestimmt ist.
Die Galornen sind absolut friedfertig; ihre Ethik verbietet ihnen Waffen und deren Anwendung. Das Prinzip Frieden, das sie in der Galaxis anstreben, wird von ihnen mit Hilfe des sogenannten Shiftings durchgesetzt.
Doch das ändert sich jetzt, wie Perry Rhodan und Reginald Bull zu ihrem Entsetzen feststellen müssen. Es kommt zum VORABEND DER APOKALYPSE …
Kaif Chiriatha – Die Galornin spürt die wachsende Aggressivität in der Pentrischen Wolke.
Pega Mrion – Der Drachenbauer der Galornen hat einen wagemutigen Plan.
Seda Galoer – Die Erzieherin verwandelt sich in ihr geistiges Gegenteil.
Perry Rhodan – Der Unsterbliche fliegt in die Hölle von Galorn.
Reginald Bull – Der Terraner will gegen den Andro-Hüter antreten.
Kaif Chiriatha
Es hätte längst zum alltäglichen Anblick werden müssen, doch der Bann war geblieben. Kaif Chiriatha, Projektleiterin und in der nichtinstitutionellen Hierarchie ihres Volkes die Höchste, sah fasziniert und schweigend zu, wie unsichtbare Gravitationsfelder einen neuen Komplex von in monatelanger Arbeit zusammengefügter Hightech langsam an die halbfertige, gewaltige Konstruktion heranführten, die sich in der Form eines Trapezes langsam im All um sich selbst drehte.
Es war das dritte Bauwerk dieser Art, das dritte von sechs Heliotischen Bollwerken, die Kaifs Volk im Auftrag der Koalition Thoregon zu errichten hatte.
Die Galornin hielt den Atem an, als sich die Kontakte schlossen und die energetischen Verankerungen griffen. Verschiedene leuchtende Anzeigen im künstlichen Halbdunkel der Kommandozentrale meldeten, dass dieser Schritt der Bauphase nun vollendet war.
Das flache Trapez mit einer größten Kantenlänge von – nach terranischen Maßen gerechnet – über sechseinhalb Kilometern erstrahlte hell und majestätisch im Licht der vielen Atomsonnen, die den Bauplatz im Weltall erhellten, nahe der inneren Peripherie der Pentrischen Wolke.
Es war umgeben von der unüberschaubaren Zahl der Montageplattformen und den wie lange Ketten hinaus ins All reichenden Transportflößen, die unaufhörlich Nachschub an Materialien jeder nur vorstellbaren Art brachten – auch solche, von denen sich Kaif bis zum heutigen Tag immer noch keine Vorstellung machen konnte.
Sie kamen von Thoregon, so wie die sich nach jeder abgeschlossenen Phase selbst in den Computern bootenden Pläne für den jeweils nächsten Bauabschnitt.
»Ich wünschte mir«, sagte Kaif Chiriatha leise, während sie die auf, über und zwischen den Plattformen arbeitenden Galornen und Adlaten in ihren gelben Raumanzügen beobachtete, »Ce Rhioton wäre endlich wieder hier. Wir brauchen ihn.«
»Wir haben doch die Pläne«, meinte Traph Gandalon etwas überrascht. Er war ihr Ansprechpartner hier oben auf der Baustelle, einer von drei Stellvertretern. »Der zweite Bote könnte uns auch nichts anderes zeigen als sie. Sie sind perfekt.«
»Natürlich«, sagte Kaif. »Du hast recht.«
Gandalon hatte nicht verstanden, was sie gemeint hatte. Sie konnte es auch nicht von ihm verlangen. Er war Techniker, vielleicht der beste innerhalb der Wolke. Sie hatte absolutes Vertrauen zu ihm – wie auch zu Goor Lan und Eger Wandayn, den beiden anderen Führungspersönlichkeiten hier draußen.
Spürten sie es hier überhaupt? Vielleicht waren sie zu vertieft in ihre Arbeit. Vielleicht lag es aber auch am Abstand von Helter Baaken. Kaif hatte in sich gelauscht und nichts von dem festgestellt, was sie auf der Wohnwelt in Unruhe versetzte.
Wenn sie ehrlich zu sich war, dann war sie hierhergeflohen in der Hoffnung, dass sie im Weltraum wenigstens für eine Weile von dem Albdrücken verschont wurde.
Aber das war kein Dauerzustand. Die Galornin konnte nicht vor dem davonlaufen, was sie in Angst versetzte. Vielleicht war es nur eine persönliche Krise – sie hatte in ihren gut zweihundert Lebensjahren bereits mehr als genug davon meistern müssen.
»Wir liegen um drei Prozent unter dem Soll«, hörte sie Traph sagen. »Wir werden das Bollwerk in einer neuen Bestzeit vollendet haben.«
»Das freut mich«, meinte Kaif. »Woran liegt es?«
»Vielleicht an der Routine. Wenn man bereits zwei solche Aufgaben bewältigt hat, dann stellt sich natürlich diese Routine ein, aber das haben wir ja schon bei den Zeitplanungen mit berücksichtigt.«
»Also?«, fragte die Projektleiterin.
»Es ist die Arbeitsmoral«, vermutete Gandalon. »Ob Galornen oder Adlaten, sie ergänzen sich gegenseitig immer besser. Sie scheinen es nicht abwarten zu können, bis dieses dritte Bauwerk für Thoregon endlich fertig ist.«
»Das ist gut so«, sagte Kaif.
Dabei meinte sie es genau andersherum, aber solange sie nicht sagen konnte, was sie eigentlich konkret bedrückte, musste sie diese gute Miene machen.
Beginnt es auch hier schon?, fragte sie sich und schalt sich im nächsten Moment schon wieder eine Närrin.
Verfolgungswahn, dachte sie. Ja, vielleicht. Die Einsamkeit an der Spitze.
Sie musste mit jemandem reden. Aber wem konnte sie sich wirklich anvertrauen, solange Ce Rhioton nicht zurück war? Und danach sah es nun wirklich nicht mehr aus.
Sie hatte den Adlaten namens Foremon in Ce Rhiotons Haus geführt, und Foremon hatte den Basaltstein genommen und darin das Passantum gefunden. Er hatte darüber hinaus Ce Rhiotons Botschaft vernommen, dass der zweite Bote von Thoregon, der ihr seine Nachfolge in Aussicht gestellt hatte, den Weg zurück zu seinem Volk nicht mehr gefunden habe …
Das war jetzt vier Tage her.
Vorgestern nun waren Foremon und die beiden Fremden aus einer entfernten Galaxis, Perry Rhodan und Reginald Bull, mit der PEGOOM von Helter Baaken zum Galornenstern und der Herkunftswelt Galorn aufgebrochen. Dort wollten sie in den Pilzdom eindringen und auf die Brücke in die Unendlichkeit gehen.
Foremon sollte unter anderem Kaif Chiriathas Namen als Ce Rhiotons designierte Nachfolgerin an den Rat von Thoregon übermitteln.
Sie schauderte bei dem Gedanken daran.
Seit dem Abflug der PEGOOM war sie nicht nur wieder mit sich und ihrer Verantwortung allein. Es schien sich auch etwas verändert zu haben. Etwas, das sie noch nicht beim Namen zu nennen vermochte.
Sie spürte es nur, an sich selbst und an anderen.
Und es schien nichts Gutes zu sein.
*
Days Vuuneron stand dabei, als Tamm Ganga und Dero Berool übereinander herfielen und sich prügelten. Die Erzieherin sagte und tat auch nichts, als die beiden Jugendlichen sich fest umschlungen vor ihr im Gras hin und her rollten und der eine versuchte, dem anderen die Luft abzudrücken.
Days' breite Nasenflügel flatterten in ihrem breiten, runden Gesicht, ein Zeichen ihrer Erregung.
Es war spät am Tag. Die Lichtung lag in einem kleinen Park neben einem Sportgelände, im Norden der Stadt der Kinder. Days hatte dort am Nachmittag mit ihrer Gruppe trainiert. Zwanzig Jungen zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren waren ihr anvertraut.
Sport war nicht gerade das, was ein Galorne liebte. Die Jungen sahen in ihm auch kein Mittel der körperlichen Ertüchtigung, verstanden ihn auch nicht als Spiel, sondern als Auslese- und Profilierungsmittel. Wer im Wettkampf siegte, wer besser war als die anderen, der galt auch im normalen Schul- und Spielbetrieb als der Stärkste. Es war eine von einer ganzen Anzahl an Möglichkeiten, in der Stadt der Kinder Macht zu gewinnen.
Und es sollte die Aufgabe der Erzieher sein, diesen Ehrgeiz ebenso zu kanalisieren und in Grenzen zu halten wie in allen anderen Bereichen, in denen Aggression ausgelebt wurde.
Aggression war die Triebfeder für alles, was die Kinder in ihrem Reservat taten, dem nördlichen »Anhängsel« der Riesenstadt Baaken Bauu. In diesem Reservat lebten auf relativ engem Raum rund eine Viertelmillion Heranwachsende zwischen zwanzig und fünfzig Jahren mit ihren Betreuern zusammen.
Mit zwanzig Jahren wurden sie von ihren Eltern getrennt und kamen hierher, mit fünfzig Jahren verließen sie in der Regel die Stadt der Kinder wieder, indem sie in den Schacht im Zentrum gingen und mit dem Drachen spielten, der dort in orangefarbener Glut auf sie wartete.
Die jungen Galornen waren kleine Bestien. Sie wurden mit dem Erbgut ihrer barbarischen Vorfahren geboren, und wie wilde Tiere mussten sie gezähmt werden. Aufgabe der Erzieher war, ihre natürliche Aggressivität in Bahnen zu lenken. Damit wurde diese ungezügelte Angriffslust durch Spiel und Lernübungen abgebaut, was verhinderte, dass sie sich gegenseitig umbrachten.
Days Vuuneron sah, wie Tamm im Umdrehen eine Hand freibekam und sich gegen den Boden stemmte. Beide Jungen schwitzten. Tamms klobige Finger ertasteten einen etwa halb handgroßen Stein. Sie schlossen sich um ihn.
Die Erzieherin öffnete den Mund wie zu einem Schrei, schloss ihn dann jedoch wieder und wartete.
Den Rest ihrer Gruppe hatte sie von einem jüngeren Erzieher bereits zu ihrer Unterkunft zurückbringen lassen. Die jungen Galornen hatten sich erschöpft.
In dieser Nacht würden sie nicht mehr an Streit denken, sondern bald einschlafen und dann morgen, beim Frühstück, ihre tägliche Ration Kasch-Phee erhalten – jenes Hormon, das die Aggressivitäts-Komponente ihrer Seele nach und nach so weit abspaltete, dass sie am Ende bereit für den Drachen waren, der sie ihnen in einem für sie furchtbaren mentalen Kampf entriss. Anschließend fanden sich die jungen Galornen in der Riesenmetropole wieder, am Beginn ihres bis zu durchschnittlich achthundert Jahre währenden Erwachsenendaseins.
Dero Berool hatte sich jetzt auf Tamm Ganga gewälzt. Er drückte ihm die Daumen tief in die Kehle. Tamm lag auf dem Rücken und bekam keine Luft mehr. In der rechten Hand hielt er den Stein, aber der Arm zitterte.
Er wurde schlaff, Tamms Gesicht lief dunkel an. Seine Augen quollen aus den Höhlen.
»Dero!«, rief Days.
Der Junge erschrak, drehte sich um und war für einen Moment unaufmerksam. Er vernachlässigte den Druck auf die Kehle des verhassten Rivalen.
Die beiden hatten sich gegenseitig zu übertreffen versucht, keiner hatte dem anderen etwas gegönnt. Als alle anderen längst schon entkräftet kapituliert hatten, waren Dero und Tamm immer wieder aufgestanden und in die Pyramide gesprungen, wo sie sich von einer Plattform zur nächsten hinaufarbeiten mussten – manchmal durch Sprünge, manchmal durch Hochziehen, manchmal durch Klettern an einem der Masten.
Zu der rein körperlichen Anstrengung kam die Geschicktheit, die überall in der Pyramide verborgenen Gravofelder zu finden und sie als Plattform für den nächsten Sprung zu benutzen.
Die Pyramide war in ihrer Spitze dreißig Meter hoch. Wer eine Plattform verfehlte oder von ihr abrutschte, wurde von Gravokissen aufgefangen und sanft auf den Boden gesetzt. Er musste dann dort wieder anfangen, wo er schon ein-, zwei- oder mehreremal begonnen hatte. Die meisten hielten das nicht lange durch.
Anders Dero und Tamm.
Tamm Ganga begriff seine Chance und schlug Dero den Stein gegen die Schläfe. Dann, als der Gegner aufstöhnte und sein Gleichgewicht verlor, holte er noch einmal aus und schmetterte ihm den Stein an die Nasenwurzel, mitten zwischen die Augen.
Days Vuunerons Nasenflügel flatterten noch heftiger. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, lief aber nicht los, um das mörderische Ringen zu beenden.
Die Jungen hatten sich nichts geschenkt, den ganzen Tag über nicht. Schon im vormittäglichen Unterricht hatten sie sich gegenseitig auszustechen versucht, als es »nur« um theoretisches Wissen ging.
Am Nachmittag hatten sie sich zum ersten Mal angerempelt und heftig beschimpft. Als der Rest der Gruppe nach Hause ging, hatten sie ihren Kampf zuerst noch eine geschlagene Stunde lang in der Pyramide fortgesetzt.
Days Vuuneron hatte sie schließlich dort herausgeholt und den Weg zurück in die Unterkünfte der Gruppe angeordnet – allerdings nicht mittels des am Rand der Sportanlagen befindlichen Transmitters.
Sie hatte ihnen gesagt, dass sie sich ausschnaufen müssten, also erst einmal wieder körperlich zu sich kommen. Der Weg durch den Park sei dazu am besten geeignet.
Dero Berool fiel nun zur Seite. Tamm warf sich über ihn, presste die Knie gegen den Hals des anderen und holte wieder mit dem Stein aus.
Dieser nächste Schlag musste, konnte nur tödlich sein. Days hielt den Atem an. Nie war sie so aufgeregt gewesen wie jetzt. Ein Gefühl durchflutete sie, wie sie es in ihrem ganzen Leben nicht gekannt hatte. Es war heiß und elektrisierend.
Doch dann sah sie es in Deros linker Hand aufblitzen.
Sie erstarrte fast vor Entsetzen und Enttäuschung.
So, wie Tamm vorhin nach dem Stein gegriffen hatte, hatte Dero völlig unerwartet ein Messer in der Hand. Wie er zu der verbotenen Waffe gekommen war, spielte jetzt keine Rolle. Die Erzieherin schrie Tamm eine Warnung zu und lief gleichzeitig los, um den Arm des Untenliegenden zu packen und festzuhalten …
… damit Tamm Ganga Dero Berools Schädel mit seinem Stein einschlagen und ein galornisches Leben beenden konnte. Er drosch immer wieder auf den längst Toten ein, bis ihn seine Erzieherin an der Schulter packte und ihm mit vor Erregung heiserer Stimme sagte:
»Es ist gut, Tamm.«
Der Junge ließ von Dero ab. Ihre Blicke trafen sich, und Days Vuuneron richtete sich auf und taumelte vor ihm zurück.
Sie sah das andere Kind reglos am Boden liegen. Sie sah, dass kein Leben mehr in ihm war. Und sie sah, wie Tamm, dem sie geholfen hatte, noch einmal den Stein in den Schädel des Unterlegenen stieß.
Das war zuviel!
Sie drehte sich um und musste sich übergeben. Sie zitterte am ganzen Leib, doch jetzt nicht mehr aus der Erregung beim Anblick des Kampfes heraus, als sie es nicht abwarten konnte, dass endlich Galornenblut spritzte.
Das war jetzt wie ein zu Ende gegangener Albtraum.
Ja, dachte sie. Wenn ich mich jetzt zurückdrehe, dann werde ich sehen, dass ich das alles nur geträumt habe. Es ist … es kann nicht tatsächlich geschehen sein …!
Aber Dero Berool lag im Gras, das sich um seinen zerschmetterten Kopf herum rot gefärbt hatte. Und Tamm Ganga hockte vor ihm, berührte seine Füße und kratzte an ihnen, wie um einen Schlafenden wach zu kitzeln.
Tod!
»Jetzt bin ich der Stärkste in unserer Gruppe«, hörte sie Tamm mit seelenloser Stimme sagen. Er lachte. »Es sei denn, es käme ein neuer Herausforderer.«
Sie sah Deros Kopf in seinem Blut.
Sie sah den anderen Jungen, Tamm, der ihr immer schon etwas lieber gewesen war als alle anderen.
Aber jetzt war sein Gesicht eine einzige Grimasse. Deros Blut klebte an ihm. Sie sah sein diabolisches Lachen, sah, wie er sich in einer Horrorvision in ein Monstrum mit Klauenhänden und einem Raubtierschädel verwandelte.
Und sie sah Deros Messer.
*
Kaif Chiriatha saß in dem Hängestuhl in jener Nische von Seda Galoers Arbeitsraum, in dem sie ihr schon einige Male gegenübergesessen hatte – zuerst als Schülerin, dann als Erwachsene, die ihre Nähe gesucht hatte, genau wie jetzt.
Auch das war noch nicht lange her.
Jetzt hatte sie ihr Gesicht in die Hände gestützt. Ihre Augen waren geschlossen und feucht, aber sie weinte nicht. Sie lauschte auf die Geräusche des doppelstöckigen Schulhauses, die jedoch von der Urwaldvegetation in dem Zimmer ihrer ehemaligen Lehrerin fast bis zur Stille gedämpft wurden.
Kaif Chiriatha war mehr als entsetzt. Sie war bestürzt. In sich fühlte sie eine große Leere. Ihre Gedanken bewegten sich immer noch wie auf schwankenden Stegen. Sie konnte es einfach nicht fassen und hegte irgendwo in sich noch immer die Hoffnung, die schreckliche Nachricht könne sich als ein Irrtum erweisen.