Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1873
Zerstörte Zellen
Sie sind Gejagte – eine Gewebeprobe soll die Galaxis retten
von Hubert Haensel
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
In der Milchstraße können die Menschen und die Angehörigen der anderen galaktischen Zivilisationen endlich aufatmen: In einem furiosen Leuchtfeuer konnte am gigantischen Schwarzen Loch im Zentrum der Menschheitsgalaxis das Ende für Goedda bereitet werden.
Die »Mutter der Krieger« ließ sich von den künstlich erzeugten Kaskadierenden Feuern anlocken und verging im Verlauf der Operation Wunderkerze. Zum Abschluss zog sie noch die Tolkander mit in den tödlichen Abgrund, ihre Kinder, die ihr zu Millionen an Bord von über 200.000 Raumschiffen ins Verderben folgten.
Der riskante Plan, den der unsterbliche Arkonide Atlan mit Hilfe der Terraner und der Herreach verwirklichen konnte, hat somit funktioniert. In der Milchstraße kann nach der unheimlichen Invasion der Wiederaufbau beginnen.
Dabei stellen sich Atlan und die anderen Aktivatorträger die Frage, wo Perry Rhodan und sein langjähriger Wegbegleiter Reginald Bull sind. Immerhin tauchte Alaska Saedelaere, der mit den zwei Terranern verschwunden ist, wieder auf – die beiden Freunde blieben aber verschollen.
Keiner in der Heimatgalaxis weiß, dass Rhodan und Bull in der Galaxis Plantagoo gestrandet sind. Dort haben sich die bisher so friedfertigen Galornen, die heimlichen Herrscher über die Sterneninsel, in wahnsinnige Bestien verwandelt, die unzählige Sonnensysteme mit Krieg überziehen. Schuld daran ist eine merkwürdige Aggressionsstrahlung, und Perry Rhodan sieht als einzige Hoffnung ausgerechnet ZERSTÖRTE ZELLEN …
Perry Rhodan – Der Terraner steht im Bann der Aggressionsstrahlung.
Reginald Bull – Der alte Freund kämpft um seine Beherrschung.
Foremon – Der Adlat ist auf der Flucht vor den Galornen.
A-Gatergadd – Der Zentrifaal-Kommandant hat noch nicht genug vom Krieg.
Ton-Gabbeth – Der Tasch-Ter-Man gibt Hoffnung für Plantagoo.
Bericht Perry Rhodan
Er ruht sich aus, liegt einfach da und hofft, dass ich für ihn den Job tue. Ist zu faul, selbst einen Finger krumm zu machen, der Dicke.
Sein Anblick reizt mich zur Weißglut. Wie er versucht, mich geflissentlich zu übersehen. Dabei weiß ich, dass er irgendeine Schweinerei ausbrütet. Sonst würden ihm nicht die Schweißperlen auf der Stirn stehen.
Schmarotzer!
Vergeblich versuche ich, mich zu entspannen. Doch solange ich Bully in Reichweite neben mir weiß, darf ich nicht unvorsichtig werden. Er wartet nur darauf, dass meine Aufmerksamkeit nachlässt.
Den Gefallen tu' ich dir nicht, Dicker. Alles, aber das nicht.
Tief in mir flüstert eine Stimme, dass die Linearetappe der Kapsel bald beendet sein muss.
Egal. Das interessiert mich momentan herzlich wenig.
Ich lausche den eigenen hastigen Atemzügen, meinem Keuchen, und das Blut pulsiert heiß wie Feuer durch die Adern. Zeig's ihm!, hämmert es unter meiner Schädeldecke. Unaufhörlich. Als ich die Zähne zusammenbeiße, habe ich den Mund voll klebrigem, metallischem Geschmack. Blut.
Ich muss den Dicken aus der Kapsel stoßen, hinaus ins Vakuum, und … In Gedanken sehe ich ihn zerplatzen wie einen Luftballon, der zu heftig aufgeblasen wurde. Aus, vorbei, ein fauler Sack weniger. Das Bild frisst sich in mir fest, aber es kann mich nicht beruhigen. Ich fühle mich immer noch wie ein Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte, ebenso unruhig und zitternd, und möchte mir am liebsten die Haut vom Körper reißen.
»Du warst stets ein Schmarotzer!«
Gurgelnd stoße ich die Wahrheit hervor. Dem Ende meiner Selbstbeherrschung nahe, kralle ich die Finger in den daunenartigen Belag der Kapsel, aber ich schaffe es nicht, das Material zu zerreißen. Ich verwünsche den Dicken, verwünsche seine Art, sich zu bewegen, seine Stimme ebenso wie dieses grässliche rote Haar. Wir haben nichts gemeinsam, ich brauche ihn nicht, seine Nähe ist beklemmend. Er stiehlt mir die Luft, die ich zum Atmen nötiger …
Gefangen in einem rasenden Wirbel der Gefühle, wälze ich mich auf den Rücken und starre auf die transparente Kuppel über mir.
Draußen lauert das Nichts.
Der Tod!
Einfach nur zu sterben ist ein schrecklicher Tod. Vor allem unwürdig. Ich werde kämpfen und viele mit mir ins Verderben ziehen, ich …
… muss versuchen, mich gegen den verderblichen Einfluss zu stemmen, darf jetzt nicht schwach werden und endgültig der Strahlung des Drachen von Galorn erliegen.
»Bully?«, stoße ich schwer atmend hervor.
Der Freund reagiert nicht, auch nicht, als ich mich wieder auf die Seite drehe. Nahezu jede Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen, der Schweiß quillt ihm aus allen Poren, er verkrampft.
Ob ich einen besseren Anblick biete?
Wenn ich den Arm ausstrecke, kann ich Reginald berühren, wenn ich …
»Scher dich zum Teufel, du Armleuchter!«
Aus ihm spricht der Dämon der Galornen, ihre Aggressiv-Quoten, die bis vor kurzem im Drachen von Galorn gefangen waren. Die Strahlung ist wie eine gigantische Woge, die durch das Galornenstern-System flutet und jeden mitreißt in die Niederungen unkontrollierbarer Aggression. Dagegen schützen auch unsere Unsterblichkeits-Chips nicht.
Der Dicke stemmt sich aus der Bauchlage hoch. Er hat sich die Lippen blutig gebissen, das Blut verschmiert sein Gesicht und verkrustet. Auch der Halsansatz des gelben galornischen Schutzanzugs ist befleckt.
Ein stechender Schmerz rast durch meinen Kopf, als Bully sich jäh nach vorne wirft und seine Finger in mein Haar krallt. Er entwickelt eine ungeahnte Schnelligkeit, hängt plötzlich keuchend über mir, und sein linker Unterarm kracht auf meine Kehle herab und raubt mir den Atem.
Meine Gegenwehr bleibt zu schwach, fast mühelos schlägt der Dicke meine Arme zur Seite. Entsetzt erkenne ich, dass ich die ungünstigere Position habe; ihn in der Enge der Kapsel abzuschütteln ist so gut wie unmöglich.
Fester drückt sein Arm zu. Das zur Fratze verzerrte Gesicht scheint in einem Meer aus Farben zu explodieren.
Luft!
Ich ersticke.
Reginald Bull triumphiert. Sein Hohngelächter schwillt zum dröhnenden Orkan an. Gleich wird mein Schädel unter der Geräuschkulisse zerplatzen.
Übelkeit umfängt mich, ich werde herumgewirbelt und glaube, kopfüber in die Unendlichkeit zu stürzen …
Luft!, schreit alles in mir.
Ich kann nicht mehr atmen, kann nicht … Erinnerungsfetzen verdrängen meine letzten Gedanken. Eine Ewigkeit liegt das alles zurück:
Auf kurzen, säulenartigen Landebeinen steht die gigantische, blassrot schimmernde Kugel im Krater, höher als das sie umgebende Ringgebirge. Unheimlich und drohend zeichnet das Schiff sich gegen die Schwärze des Weltraums ab.
»Bist du wahnsinnig?«, zischt Reginald Bull. »Lass den Kopf unten!«
Jemand lacht. Nein, nicht Bully, ein anderer hat das kurze, kaum hörbare Lachen ausgestoßen.
»Jemand benutzt unsere Frequenz. Wir …«
»Wir müssen Kontakt aufnehmen, müssen … den ersten Schritt … auf sie … zu… ge… hen …«
*
Alles ist ruhig und friedlich – ein Zustand, den man erleben, jedoch schwerlich beschreiben kann: als tauchst du aus der lichtlosen Tiefe einer unergründlichen See empor an die lichtumfluteten Gestade des Paradieses.
Ich höre das Rauschen mächtiger Schwingen, spüre den sanften Hauch, den sie verursachen. Aber noch fällt es mir schwer, die Augen zu öffnen, ich bin nicht einmal sicher, ob ich das wirklich will. Weil ich instinktiv ahne, dass ich dann die vermeintliche Geborgenheit einer eisigen und lieblosen Welt opfern muss.
Warum lasse ich mich nicht einfach treiben und genieße das Glücksgefühl? Solche Augenblicke sind ohnehin viel zu selten und zu kurz.
Ich kann die Erinnerung nicht festhalten, weiß nur, dass ich eben noch auf dem Mond zu sein glaubte – ein neugieriger Risikopilot der Air Force, der dem Unfassbaren begegnet.
Was die halbe Welt damals leugnete, habe ich mit eigenen Augen gesehen: Wir sind nicht allein, nicht die Krone der Schöpfung, für die wir uns immer hielten …
Das alles liegt Jahrtausende zurück. Ich darf mich nicht treiben lassen, muss mich wieder der Realität stellen, und sei sie noch so erschreckend.
Das Rauschen wird zum gequälten Husten. Bully hat mich halb unter sich begraben. Er bewegt sich nicht, aber ich schaffe es endlich, ihn zur Seite zu wuchten.
»Eine Projektion unserer Umgebung!«, verlange ich vom Steuergehirn der Kapsel.
Das kugelförmige Boot mit nur fünfeinhalb Metern Durchmesser gehört zur PEGOOM. Die Galornentechnik ist der unseren um Jahrzehnte voraus, doch das schützt nicht vor Unfällen, ebenso wenig vor Sabotage oder Anschlägen. Wir haben es erlebt. Der Drache von Galorn wurde seiner Speicherfähigkeit beraubt, er setzt nun die Aggressions-Potenziale der Galornen frei, die vor Jahrtausenden auf dieser Welt lebten.
Die Strahlung breitet sich offensichtlich mit Überlichtgeschwindigkeit aus. Es gibt wohl keinen Schutz davor, Raumanzüge helfen nicht, auch nicht Schutzschirme. Die Galaxis Plantagoo wird in blutigem Chaos versinken, das Recht des Stärkeren feiert Triumphe.
Bully und ich haben die Aggressionen deutlich gespürt. Ich bin überzeugt, auf Galorn würden wir uns inzwischen gegenseitig umbringen.
Vielleicht bedeuten einige Lichtjahre Distanz schon Sicherheit. Ich hoffe, dass die Strahlung mit zunehmender Entfernung an Intensität verliert.
In dem Hologramm über mir erkenne ich das Ortungsbild der PEGOOM. Das nur achtunddreißig Meter messende eiförmige Schiff driftet einer gelborangefarbenen Sonne entgegen. Zwei Planeten sind in der Darstellung zu erkennen. Möglich, dass sich dort Leben entwickelt hat. Aber was interessiert mich das?
»Funkverbindung zu Foremon!«, verlange ich.
»Mir dröhnt der Schädel, als hätte ich eine Badewanne voll Vurguzz leer gesoffen.« Bully stemmt sich neben mir in die Höhe, verharrt halb aufgerichtet auf den Ellenbogen. Zögernd fährt er sich mit dem Handrücken über die blutigen Lippen und schickt die nächste Verwünschung hinterher, weil seine Hände noch vom gelben Schutzanzug bedeckt werden.
»Hast du das getan?«, herrscht er mich an.
»Gebissen hast du dich selbst.«
Er stöhnt, schüttelt den Kopf, lässt sich wieder zurücksinken. »Ich … kann mich nicht entsinnen. Black-out. Ich weiß nur noch, dass wir uns in die verdammte Kapsel gezwängt haben.« Er starrt das Hologramm an. »Ist es vorbei?«
Keine Funkverbindung zu Foremon. Dabei kommt die PEGOOM unaufhaltsam näher.
»Ob es vorbei ist, will ich wissen«, drängt Bully.
»Vielleicht.«
Er packt zu, umklammert mit einer Hand mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. »Ich will von dir eine vernünftige Antwort bekommen …« Seine Stimme wird lauter, schrill beinahe, und bricht auf dem Höhepunkt ab. Ich erkenne die Bestürzung in seinen weit aufgerissenen Augen. »Es ist nicht vorbei«, stößt er tonlos hervor, »es wird wohl nie wieder enden. Ich fühle mich, als hätte ich Tausende Ameisen unter der Haut.«
»Warum schweigt Foremon?«, frage ich den Syntron. An den optischen Signalen erkenne ich, dass die Funkverbindung zur PEGOOM steht. »Wir waren im Schacht des Drachen, Foremon, und wir müssen so schnell wie möglich nach Helter Baaken zurück.«
Stille.
»So brauchst du nicht mit ihm zu reden, das wirkt nicht«, keucht Bully. »He, Foremon, du dürres Knochengerippe, hier ist Bull! Entweder du nimmst uns sofort an Bord, oder wir fahren Schlitten miteinander. Aber dann halte deine Segelohren fest, und überhaupt …«
»Bully!«
Der Dicke starrt mich an, braucht einige Sekunden, um zu begreifen. Es juckt mich in den Fingern, ihm rechts und links eine reinzuhauen. So wie er eben darf man nicht mit anderen Intelligenzen umspringen.
»Ich fühle mich, als müsse ich mir die Haut vom Leibe reißen, Perry.«
Mir ist auch nicht wohl. Aber das geht ihn nichts an.
Einige zehntausend Kilometer von uns entfernt verharrt die PEGOOM in relativem Stillstand.
Ich beginne zu schwitzen, atme kurz und stoßweise. Das Ortungsbild erscheint wie eingefroren. Ist die Zeit ebenfalls stehengeblieben? Panik will in mir aufsteigen, und ich werde wütend.
»Foremon, hol uns raus aus dieser verfluchten Sardinenbüchse! Hörst du? Hol uns endlich raus!«
In Gedanken male ich mir aus, wie ich den Knochenmann niederschlage, ihn mit Fäusten und Füßen meinen Zorn spüren lasse. Ich will es nicht, aber ich kann nicht anders. Vergeblich sträube ich mich gegen den Hass, der sich in mir aufstaut. Foremon ist daran unschuldig …
Sein Exoskelett splittert unter meinen Tritten. Aber das sind nur Gedanken – noch sind es nur Gedanken.
Ich ahne, dass bald entsprechende Taten folgen werden. Ich werde mich dagegen zur Wehr setzen solange ich kann, werde mich lieber selbst töten, als zusehen zu müssen, wie andere meinetwegen leiden.
Das glaube ich jetzt. Sobald die Aggressions-Strahlung mich im Griff hat, denke ich bestimmt ganz anders.
Ein Teufelskreis aus Hass und Gewalt breitet sich aus. Ich weiß nicht, wie ich ihn durchbrechen kann.
»Habe ich dir je gesagt, Bully, wie sehr ich deine Freundschaft schätze?«
Er lacht dumm. Lacht er mich aus? Nur mühsam schaffe ich es, ihm nicht an die Kehle zu gehen. Da verfüge ich also über den Erfahrungsschatz von Jahrtausenden und weiß nichts Besseres zu tun, als in Gedanken Gewalt zu verherrlichen. Ich kenne mich nicht wieder.
Die PEGOOM bleibt auf ihrer Position.
Ich krieg' dich, Foremon, verlass dich drauf. Dann breche ich dir dein bleiches Skelett, dann …
Es muss Mittel und Wege geben, den Hass einzudämmen.
Es muss!
Und wenn ich alles kurz und klein schlage.
*
Schau stur nach oben, nicht zur Seite! Reagiere einfach nicht!
Das rede ich mir ein. Unaufhörlich. Ich spüre, wie mir die Augen übergehen, das Ortungsholo verschwimmt zum flirrenden Lichtkreis, in dem die wenigen Abbildungen zitternd umeinanderwirbeln.
Bullys anhaltendes Keuchen macht mich verrückt; ich weiß, wenn ich den Blick zu ihm wende, kann ich mich nicht länger beherrschen. Ich stehe kurz vor der Explosion, kralle die Finger in den weichen Untergrund und spüre, wie meine Muskeln sich bis zum Zerreißen spannen.
Der verdammte Drache von Galorn gibt mich nicht frei. Die Aggressions-Strahlung ist tückisch.
Aber ich will nicht kämpfen.
Ich will nicht.
Niiieeemaaals!
Die jäh aufflammende Lichtfülle lässt mir die Tränen in die Augen schießen. Als bohrten sich Flammenspeere durch meinen Schädel. Die Arme hochreißen und die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen ist eine einzige fließende Bewegung. Dennoch frisst der Schmerz sich tief in mich hinein und höhlt mich von innen aus. Aber irgendwann wird das alles mir nichts mehr ausmachen, dann werde ich abgestumpft sein und der Aggression gehorchen.
Schleifende Geräusche werden laut. Die PEGOOM hat unsere Flugkapsel an Bord geholt, endlich fühle ich mich wieder ein wenig freier, als schirme das Galornenschiff die Strahlung des Drachen besser ab. Oder gewinne ich einfach meine psychische Stabilität zurück? Ich sollte mir nichts vormachen – die eigene Widerstandskraft ist immer noch das beste Mittel, mit allem Unangenehmen fertig zu werden.
Die Kapsel wird von außen geöffnet. Bully zwängt sich an mir vorbei, muss unbedingt der erste sein, der dieser quälenden Enge entflieht.
»Wie schlimm war es?«
Foremon steht im Lichtkegel eines Scheinwerfers, der ihn mit künstlichem Sonnenlicht versorgt. Der Adlat wirkt wie eine filigrane Figur, Lichtreflexe lassen sein Exoskelett noch zerbrechlicher erscheinen. Er schaut mich aus seinen tief in den Höhlen liegenden Augen an, aber die handtellergroßen Kollektorohren recken sich in eine andere Richtung, dem nahrhaften Licht entgegen.
»Beschissen«, sagt Bully inbrünstig. Nein, so drastisch hätte ich es nicht ausgedrückt, obwohl …
»Ich verstehe nicht«, meint Foremon.
Wie könnte er auch? Sein Stoffwechsel ist nicht mit unserem vergleichbar, er ernährt sich von Sonnenlicht und Mineralien, die er über die Füße aus dem Boden aufnimmt und in Energie umwandelt. Falls er dennoch Rückstände ausscheidet, geschieht dies wohl in Form von Gasen. Jedenfalls hatte ich noch nicht Gelegenheit, etwas anderes festzustellen.
»Reginald Bull will damit sagen, dass wir Probleme hatten«, antworte ich schnell und werfe dem Dick… meinem Freund einen warnenden Blick zu.
»Probleme?«, wiederholt Foremon. »Das war erst der Anfang, auf uns kommt weit Schlimmeres zu.«
Er löst sich auf, verschwindet einfach, als hätte er nie existiert. Nur seine Stimme schwingt noch durch den Hangar: »Die PEGOOM ortet ein Galornenschiff. Es hat soeben den Hyperraum verlassen.«
Ich habe mich von einem – zugegeben perfekten – Hologramm narren lassen. Der Wächter der Basaltebene von Galorn ist nicht so leichtsinnig, Bully und mir vorbehaltlos zu vertrauen. Auch daran ist vermutlich die Strahlung schuld.
Ein neuer Adrenalinstoß durchfährt mich. Wenn ich Foremon in dem Moment zwischen die Finger bekäme, ich würde ihn …
Er misstraut nicht uns, sondern den Umständen; er weiß genau, dass wir gegen die Aggressions-Strahlung nicht immun sind. Also ist er vorsichtig, und das ist sein gutes Recht.
Als urplötzlich die Beleuchtung zu flackern beginnt, verfällt Bully in einen schnellen Laufschritt. Ich folge ihm. Die PEGOOM misst lediglich achtunddreißig Meter in der Länge und hat einen größten Durchmesser von zwanzig Metern. Also brauchen wir nur ein paar Sekunden, um die Zentrale zu erreichen.
Das Flackern bedeutet Alarm, das wird mir klar, als ich die Wiedergabe der Langstreckenscanner sehe. Nur wenige Lichtminuten trennen uns von einem Galornenschiff.
Das ist keiner der eiförmigen weißen Raumer. Bestimmt nicht.
Die PEGOOM beschleunigt mit Höchstwerten. Im Zentrum unseres Kursvektors lodert die gelborange Sonne. Wir sind ihr sehr nahe. Die holographische Wiedergabe zeigt mindestens ein halbes Dutzend weit in den Raum hinausgreifender Protuberanzen.