Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Attacke 1
1.
Attacke 2
2.
Attacke 3
3.
Attacke 4
4.
Attacke 5
5.
Attacke 6
6.
Attacke 7
7.
Attacke 8
8.
Attacke 9
9.
Attacke 10
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1879
Phantome in Terrania
In der Hauptstadt der Erde – unheimliche Wesen tauchen auf
von Ernst Vlcek
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Im September 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Jahr 4876 alter Zeit entspricht, herrscht Frieden in der Milchstraße. Zwar existieren nach wie vor Spannungen zwischen den Großmächten, doch die große gemeinsame Bedrohung ist verschwunden: In einem furiosen Leuchtfeuer verging Goedda, die »Mutter der Krieger«, im Verlauf der Operation Wunderkerze. Zum Abschluss zog sie noch die Tolkander mit in den tödlichen Abgrund.
Der riskante Plan, den der unsterbliche Arkonide Atlan mit Hilfe der Terraner und der Herreach verwirklichen konnte, hat somit funktioniert. In der Milchstraße kann nach der unheimlichen Invasion der Wiederaufbau beginnen.
Glücklicherweise wissen Atlan und die anderen Aktivatorträger in der Zwischenzeit, wo sich Perry Rhodan und sein langjähriger Wegbegleiter Reginald Bull bis vor einiger Zeit aufgehalten haben. Die beiden Freunde haben zuletzt in der weit entfernten Galaxis Plantagoo mitgeholfen, einen fürchterlichen Krieg zu beenden.
Deshalb ist Perry Rhodan auch nicht auf der Erde, als unverhoffter Besuch ins Solsystem kommt: Die Nonggo bringen im Auftrag der Koalition Thoregon das Heliotische Bollwerk. Was als technisches Wundermittel gilt, ist für viele Terraner jedoch eine große Gefahr.
Doch dann spielt das Heliotische Bollwerk verrückt, zuletzt vergeht es in einer gigantischen Explosion. Zwei sogenannte Faktordampf-Barrieren bleiben auf der Erde zurück – im Umfeld zweier verschiedener Städte.
Und dann kommt es in der Hauptstadt der Erde zu einer merkwürdigen Entwicklung: Man entdeckt PHANTOME IN TERRANIA …
Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar sieht eine neue Gefahr, die der Bevölkerung der Erde droht.
Genhered – Der Sündenträger der Nonggo will schweigsam bleiben.
Bré Tsinga – Die Xenopsychologin wird mit einer neuen Aufgabe betraut.
Clara Mendoza – Eine junge Journalistin wittert die Story ihres Lebens.
Paola Daschmagan – Die Erste Terranerin glaubt an friedliche Absichten.
»Koscha, Dscherro, koscha!«, trieb der Anführer seine Leute an, obwohl sie ihr Letztes gaben. Sie bohrten sich im Schritttempo horizontal durch den fremden Planetenboden. Ihre Körper hatten beinahe Kampftemperatur erreicht. Ihr Blut war fast am Kochen.
Sie waren bereits tief ins unbekannte Land vorgedrungen.
Doch Fellokk forderte ständig: »Koscha, Dscherro, koscha!«
»Sind wir nicht schon weit genug?«, fragte Konnack.
»Ja, wir sollten endlich wieder mal zur Erkundung nach oben steigen«, wagte auch Schickor einzuwenden.
Sie waren bei der Hälfte des bisher zurückgelegten Weges schon einmal zur Oberfläche aufgestiegen. Doch da war nichts als unberührte Natur gewesen. Danach waren sie wieder untergetaucht, und Fellokk hatte sie weiter angetrieben.
»Ich bestimme, wann wir auf Erkundung gehen!«, schrie Fellokk und hieb Konnack und Schickor auf die Rücken.
Beide ächzten dumpf. Sonst gaben sie keinen Ton von sich und stemmten sich unermüdlich mit den Bohrern gegen die Planetenkruste.
Fellokk und der vierte Dscherro, Acktim, beobachteten aufmerksam die Anzeigen ihrer Ortungsgeräte. Doch die wiesen weiterhin keine interessanten Werte aus. Fellokk und Acktim lösten Konnack und Schickor an den Bohrern ab.
Fellokk war heiß. Er hatte unglaubliche Energien aufgestaut, reagierte nun seine überschüssigen Kräfte am Bohrer ab. Er lief mit diesem förmlich durch den weichen Planetenboden. Die geringe Schwerkraft unterstützte ihn dabei.
»Energieortung!«, meldete plötzlich Schickor.
»Schwache Energiefelder über uns!«, bestätigte Konnack.
Fellokk und Acktim hielten inne.
»Acktim, erkunden!«, befahl Fellokk.
Der Angesprochene schaltete den Bohrer um und schraubte sich mit ihm durch das Erdreich nach oben.
Es dauerte nicht sehr lange, da war Acktim auf der Oberfläche angelangt.
»Ringsum nur Dschungel«, meldete er.
Plötzlich ein animalisches Brüllen. Kampflärm. Und dann kam Acktims schrecklicher Todesschrei. Es regnete Blut und Fleischfetzen.
Ohne lange zu überlegen, glitt Fellokk den Schacht hoch. Als er ins Freie blickte, sah er eine rot-schwarz gestreifte Bestie auf zehn Beinen davonhasten. Mit dem zerfetzten Körper Acktims im vordersten Beinpaar.
Fellokk feuerte der Bestie nach und schoss ihr das Hinterteil weg. Mit heraushängenden Gedärmen und kläglichem Brüllen versuchte sich das Tier auf den Vorderläufen davonzuschleppen.
Fellokk holte es ein. Und gab ihm den Fangschuss.
»Byte«
Der Welsch ist schon was Besonderes. Zehn Meter lang und zweieinhalb Tonnen schwer, bewegt er sich auf seinen zehn Beinen fast doppelt so schnell wie ein terranischer Gepard. Wenn er dich mit seinen drei Augen ansieht, dann fühlst du dich wie das Karnickel im Angesicht der Schlange.
Der Welsch ist ein wahres Leckermaul. Denn er bevorzugt das Knochenmark seiner Opfer. Kriegt er natürlich nicht in so großen Mengen, dass er davon satt werden könnte. Darum muss er auch Fleisch fressen. Aber Knochenmark liebt er über alles.
Bei uns kriegt er seine bevorzugte Delikatesse sowieso nicht. Nur Knochenmarkersatz. Aber das durchschaut der Welsch natürlich nicht. Denn wir täuschen ihn perfekt.
Gegen die terranische Illusionsmaschinerie bleibt der Welsch immer zweiter. Er denkt, dass er ein lebendes Opfer gestellt hat, dabei jagt er nur eine holographische Animation. Wir täuschen nämlich auch seinen Spürsinn. Überhaupt glaubt der Welsch, in der freien Wildnis von Couraven zu leben, dabei befindet er sich in einem Gehege von lediglich 200 Hektar Größe.
Das ist einerseits großzügig bemessen, andererseits aber doch zuwenig für den benötigten Auslauf.
Manchmal frage ich mich, ob der Welsch den Trick durchschaut. Er ist auf seine Weise überaus schlau, aber er besitzt eben keine Intelligenz. Darum ist er halt auch zu dumm, um die ihn umgebende Illusion zu durchschauen.
Andererseits, wenn er durch sein Gehege streift, in der Meinung, die endlosen Dschungel von Couraven zu durchwandern, aber im Kreise läuft und immer wieder auf die eigene Witterung stößt – muss ihn das nicht stutzig machen?
Ich denke, doch. Unser Veterinärmediziner stuft ihn sowieso als höchst neurotisch ein. Seine Neurosen müssen durch die oben angedeutete Irritation hervorgerufen worden sein.
Der Welsch fasziniert mich dennoch von allen Tieren im Zoo von Terrania am meisten. Er ist böse, hinterhältig und unberechenbar, aber er ist eine Majestät. Ich achte und bewundere ihn. Aber ich komme nicht an ihn heran.
Ich wurde erst ein einziges Mal mit ihm konfrontiert. Das war vor zehn Jahren, als er frisch importiert worden war. Ich hatte vorher noch nie einen Welsch gesehen, nur von dieser Tiergattung gehört und in den Annalen des Zoos über ihn gelesen.
Damals stand ich am Energiezaun. Plötzlich krachte es im Unterholz, und ein zehn Meter langer Körper mit brandroten und schwarzen Streifen schnellte durch die Luft, geradewegs auf mich zu. Obwohl ich wusste, dass ich ungefährdet war, bekam ich einen solchen Schreck, dass ich bewegungsunfähig war. Die drei Augen auf der Stirn hypnotisierten mich geradezu.
Der Welsch prallte gegen den Energieschirm und zog sich dann jaulend ins Unterholz zurück. Danach elektrisierte er sich nie wieder mehr am Zaun – und das zeugt doch von Klugheit oder zumindest von starker Lernfähigkeit.
Ich bekam ihn danach – und bis heute – jedenfalls nur noch durch die Augen der Überwachungskameras zu sehen. Und noch was: Der Welsch ist das einzige von den Tieren im Zoo, zu denen ich keine feste Bindung habe, das ich nicht mit einem Namen belegt habe. Mir ist für diesen König der Tiere bis jetzt einfach kein passender eingefallen.
Der Welsch hat im Zoo von Terrania eine lange Tradition. Schon während der Zeit, als der Schwarm durch die Milchstraße zog und für die Verdummung der Galaktiker sorgte, konnte man im Zoo von Terrania einen Welsch bewundern. Ich weiß jedoch nicht, ob das auch ein gestreifter war, es gibt keine Beschreibung mehr. Wie so viele andere Tiere brach er damals aus dem unbeaufsichtigten Zoo aus und jagte durch die Straßen von Terrania. Es ist jedoch nicht überliefert, wie viele Verdummte ihm zum Opfer fielen, bevor er selbst einem immunen Jäger zum Opfer fiel.
Da der Welsch die Attraktion des Zoos war, holte man damals, nachdem die alte Ordnung wiederhergestellt war, erneut einen Welsch in den Zoo. Das Exemplar, das heute für Nervenkitzel unter den Besuchern sorgt, ist das erste, das man in der Post-Monos-Ära von Couraven nach Terra geholt hat.
Das insgesamt sechsundfünfzigste Exemplar seit Bestehen des Zoos.
Auch heute ist der Welsch noch immer eine Attraktion. Du solltest mal sehen, was zur Fütterung los ist. Die Tribüne vor der Lichtung hinter dem Energiezaun ist dann gesteckt voll. Und die Zuschauer kommen auf ihre Rechnung; auch wenn alles nur wenige Sekunden dauert, eigentlich nicht viel zu sehen – und alles nur Schwindel ist.
Auf der Lichtung weidet ein junger Dinosaurier, von etwa dem gleichen Gewicht wie der Welsch. Ein richtiger Appetithappen. Das Dinobaby ist völlig ahnungslos und rupft genüsslich den dichten Farn. Nur die Zuschauer wissen, dass in seinem Rücken unsichtbar der Welsch lauert, die Lage ausdauernd sondiert, bevor er sich seine Beute schnappt. Manche haben ein weiches Herz und versuchen, das Saurierbaby durch laute Zurufe und Füßetrampeln zu warnen, zu verscheuchen.
Doch der Energiezaun ist schalldicht, Geräusche werden über Lautsprecher nur nach draußen übertragen. Außerdem ist auf die Innenseite das Holorama einer Landschaft von Couraven projiziert, so dass die Zuschauer nicht zu sehen sind.
Und dann bricht der Welsch aus seinem Versteck. Das ist der Moment, wo den Besuchern der Atem stockt. Der Welsch hat das Maul zu einem langen Saugrüssel geformt, so stürzt er sich auf sein Opfer. Er begräbt es unter sich, schlägt es mit mehreren Pranken gleichzeitig, während er den Rüssel in die Wunden seines Opfers versenkt und ihm das Knochenmark aussaugt.
Nach dieser gierig genossenen Kostprobe verschwindet der Welsch mit seiner Beute im Gebüsch. Er ist so kräftig, dass er das Dreifache seines Körpergewichts transportieren kann.
Zurück bleiben ein paar zersplitterte Knochen.
Die meisten Terraner wissen inzwischen, dass es sich bei dem Saurierbaby lediglich um eine Projektion handelt und dem Welsch bloß totes Fleisch mit Knochenmarkersatz präsentiert wird. Dies ist spätestens seit dem Eingreifen von Tierschützern bekannt, denen das Geheimnis dieser realistischen Welschfütterung verraten werden musste. Danach berichteten alle Medien darüber. Doch handelt es sich bei den meisten Besuchern um Touristen von außerhalb, und die sind mit dieser Show immer noch zu beeindrucken.
*
Mein richtiger Name ist Bytus Bottoni, aber alle nennen mich Byte. Ich bin einer der wenigen gebürtigen Terraner, einer, der unter Monos geboren wurde und im Simusense vernetzt war. Vielleicht erscheine ich deswegen manchen als schrulliger alter Kauz, weil sie denken, ich lebe immer noch in einer Scheinwelt.
Doch wurde ich von Julian Tifflors Rehabilitationsteam als geheilt entlassen und habe mich wieder völlig in die Realität integriert. Es hat schlimmere Simusense-Fälle als mich gegeben.
Mein biologisches Alter wird von den Medizinern auf 173 Jahre geschätzt. Genauere Angaben können sie nicht machen, weil es keine Unterlagen über meine Geburt gibt – wie es bei fast allen Terranern der Fall ist, die unter Monos geklont wurden. Ja, ich bin ein Klon, aber sonst ganz normal. Manche halten mich wohl für verrückt, weil ich zu normal bin. Vielleicht bin ich auch ein Fossil, das nicht in diese Zeit passt.
Die Leute verstehen es nicht, dass ich mich mit meinen Tieren unterhalte und ihnen Namen gebe. Das hat so weit geführt, dass meine Kollegen, die an den Schaltstellen in ihren Büros sitzen und die Tiere des Zoos nur aus den Holo-Kuben kennen, mich entfernen lassen wollten.
»Was brauchen wir einen verrückten Tierwärter, wenn wir bestens für diese Aufgaben programmierte Roboter haben«, argumentierten sie. Doch haben sie es nicht geschafft, mich rauszuekeln.
Was wissen die schon! Ich jedenfalls habe in den mehr als 130 Jahren, die ich hier tätig bin, festgestellt, dass die Tiere zu mir mehr Zutrauen haben als zu den seelenlosen Robots. Denn Tiere spüren es, ob jemand ein Herz hat oder ein Automat ist. Und das begründet die gegenseitige Zuneigung.
Viele Tiere fressen mir aus der Hand, nur der Welsch hätte es auf mein Knochenmark abgesehen. Ich habe mir sogar schon überlegt, ob das ein würdiger Abgang für mich wäre, mich dem Welsch als Vorspeise hinzugeben. Verrückt, ich weiß. Das ist jedoch nur einer meiner makabren Scherze.
Was außerhalb des Zoos geschieht, kümmert mich recht wenig. Ich weiß zwar von diesem Heliotischen Bollwerk, das plötzlich im Solsystem aufgetaucht ist und viele Quadratkilometer große Flächen von Terra zu Welten in andere Galaxien versetzte. Aber was kümmert's mich? Das heißt, ein bisschen bin ich schon in Sorge. Denn eines dieser Faktorelemente, wie diese vertauschten Landquader genannt werden, kam nicht mehr zurück, weil diese idiotische Wabe explodiert ist. Statt dessen steht in Terrania-Süd das ausgetauschte Gegenstück, und keiner weiß, was es in sich birgt.
Alle meinen, dass der Inhalt was mit den Nonggo zu tun haben muss, weil es diese Nonggo waren, die die Wabe herangeschleppt haben. Aber ich weiß nicht recht …
Vom Zoo ist die schwach leuchtende Barriere dieser kolossalen Erscheinung deutlich zu sehen. Besonders in der Nacht. Mich stört das, weil die Tiere unruhiger sind als früher, seitdem diese Faktordampf-Barriere dort steht. Und sie werden immer unruhiger. Tiere haben einen untrüglichen Instinkt, und ich bin sicher, sie spüren, dass dort etwas Fremdes ist, und das ist ihnen nicht ganz geheuer.
Und das macht wiederum mir Sorge. Ansonsten wäre es mir egal, was es mit dem Faktorelement auf sich hat. Diese Nonggo werden es ja hoffentlich bald wieder dorthin zurückschaffen, woher es gekommen ist. Es wird doch wohl noch einen Ersatz für das zerstörte Heliotische Bollwerk geben. Es geht doch nicht an, dass die Terraner, die es mit der Satellitenstadt Alashan und dem TLD-Tower irgendwohin verschlagen hat, nicht mehr heimkönnen!
Nein, nein, um sie mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Die Regierung hat die Sache bestimmt im Griff.
Da bereitet mir das Verhalten meiner Tiere schon mehr Kummer.
*
Das war wieder so eine Nacht.
Der Koyjonga-Hirsch stand mit zitternden Flanken da, den Kopf mit dem Geweih hielt er starr. Nur die Augen irrten unruhig hin und her. Er sah mich nicht, obwohl ich in seiner Blickrichtung stand.
Ich rief seinen Namen: »Mongo!« und redete beruhigend auf ihn ein. Doch Mongos Aufmerksamkeit wurde von irgendwas anderem abgelenkt. Ich lauschte in die Nacht, aber nichts außer den vertrauten Tiergeräuschen war zu hören.
Zugegeben, es war unruhiger und lauter als in den Nächten davor. Alle Tiere des Zoos schienen von einer unergründlichen Unruhe und Nervosität erfasst worden zu sein. Aber dennoch waren keine Fremdgeräusche zu hören.
Plötzlich sprintete Mongo los, rannte und sprang wie tollwütig durchs Gehege. Was ich auch versuchte, um Mongo zu beruhigen, es half nichts.
Das tat mir tief in der Seele weh.
Ich rief Doc Florian Garger an, den Veterinärmediziner, und machte Flo auf Mongos seltsames Verhalten aufmerksam.
»Glaubst du, dass ich Daumen drehe, Byte?«, schnauzte er mich an. »Ich habe alle Hände damit zu tun, mich um alle möglichen exotischen Bestien zu kümmern, die durchdrehen. Da fehlt mir der Koyjonga gerade noch!«
Ich ging weiter auf meiner Runde und traf überall auf verstörte Tiere, die sich entweder in ihre Verstecke drückten und ängstlich die Nacht beobachteten, oder verwirrt umherirrten.
Was witterten sie, was ich nicht sehen konnte?
Nur die Aporis-Spinne schien von der allgemeinen Unruhe unberührt. Ihr mächtiges Netz spannte sich still und unbewegt zwischen zwei Mammutbäumen über deren gesamte Höhe. Ich musste das Nachtglas zu Hilfe nehmen, um den schwarzbehaarten und ertrusergroßen Körper auf halber Höhe im Geäst erkennen zu können. Die Riesenspinne lag dort völlig reglos. Vielleicht träumte sie davon, dass die allgemeine Hysterie ihr zu fetter Beute verhalf. Wer kennt schon die Träume von Spinnen? Ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt träumen.
Ich näherte mich dem Gehege des Welsch und kam an Ringos Gehege vorbei. So nenne ich den Affran-Bären, der mit seinen vier Metern Körpergröße und seinem goldenen Fell eines der schönsten und seltensten Tiere in unserem Zoo ist. Er gehört zur Gattung der Janusköpfe, weil unter dem Fell seines Hinterkopfes ein zweites Gesicht verborgen ist. Dieses kehrt er hervor, wenn er zum Angriff übergeht. Er ist das einzige Exemplar in der ganzen Milchstraße. Hanseaten haben ihn von dem Planeten Affran mitgebracht, der rund zehn Millionen Lichtjahre entfernt irgendwo in Richtung Virgo-Haufen liegt.