Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1887
Unsichtbare Siganesen
Sie kommen von Camelot – Cistolo Khans letztes Aufgebot
von Hubert Haensel
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Seit die Nonggo – gegen den Willen der Menschheit – das Heliotische Bollwerk im Solsystem installiert haben, hat sich für die Terraner einiges verändert: Es kommt zum ersten offiziellen Kontakt zwischen Gorhoon, der Galaxis der Nonggo, und der Milchstraße.
Der Oktober 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, der dem Oktober 4876 alter Zeit entspricht, könnte somit eine neue Epoche in der terranischen Geschichte markieren: weg vom Streit zwischen den galaktischen Großmächten, hin zu einer Zusammenarbeit verschiedener Galaxien unter dem Dach der Koalition Thoregon. Wie es scheint, gehören die Terraner – verkörpert durch Perry Rhodan – nun zu dieser Koalition, die eine wichtige Rolle im Universum spielen möchte.
Doch dann läuft aufgrund eines Attentats alles schief. Das Heliotische Bollwerk spielt verrückt, zuletzt vergeht es in einer gigantischen Explosion. Zwei sogenannte Faktorelemente bleiben auf der Erde zurück – im Umfeld von Kalkutta und von Terrania. Das heißt, dass die betroffenen Gebiete, auf denen jetzt Faktorelemente stehen, in einer anderen Region des Universums »gestrandet« sind.
Kalkutta-Nord kam im Teuller-System heraus, der Heimat der Nonggo. Dort wurden die Terraner mit den Aktivitäten konfrontiert, die der Chaosmacher von Norrowwon im System der Nonggo entfesselte. Im letzten Moment konnte die Lage durch Perry Rhodan bereinigt werden, die Kalkuttani sind in Sicherheit.
Wo der verschwundene Teil Terranias »gelandet« ist, weiß bislang niemand; zum Ausgleich verstecken sich im Faktorelement in der terranischen Hauptstadt die barbarischen Dscherro. Deren Ziel ist, die Erde zu tyrannisieren. Es gelingt den Barbaren, Terrania zu erobern, für die Menschen in der Megalopolis beginnt eine Zeit der Leiden.
Den Menschen auf der Erde bleibt anscheinend nur eine Rettungsmöglichkeit – es sind UNSICHTBARE SIGANESEN …
Domino Ross – Der siganesische Riese ist ein wahrer Draufgänger.
Arno Wosken – Ein kleiner Mensch mit hohem moralischem Anspruch.
Rosa Borghan – Sie ist die Technik-Spezialistin der Gruppe.
Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar zweifelt an den Alternativen gegen die Barbaren.
Atlan – Der Arkonide schickt die Camelot-Geheimtruppe los.
Übergangslos wich das Abbild des Hyperraums auf den Schirmen der Sternenpracht des Orion-Armes. Ein syntronisch eingeblendeter Schriftzug zeigte die verbliebene Entfernung bis zum Ziel: zweitausendachthundert Lichtjahre.
Rosa Borghan schreckte aus leichtem Halbschlaf auf, weil die Geräuschkulisse sich geringfügig veränderte. »Was ist geschehen?« Sie gähnte verhalten. »Wir haben Sol noch nicht erreicht, oder?«
Der Blick ihrer grünen Augen taxierte die Holowand. Mit einer beinahe ärgerlichen Bewegung löste sie die energetischen Gurte und beugte sich in ihrem Kontursessel nach vorne, stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen und das Kinn auf die Handflächen und fixierte Domino Ross.
Der Kommandant der Space-Jet aktivierte soeben den Ortungsschutz.
»Was ist los?«, wiederholte Rosa. »Gibt es Probleme?«
Domino stemmte sich aus dem Sessel hoch, er verschränkte die Hände im Nacken und streckte sich. Das Spiel der Muskeln unter seiner Bordkombi war deutlich. Ross wusste um die Wirkung seiner athletischen Figur auf Frauen.
»Stundenlanges Sitzen ist ungesund«, erklärte er. »Dagegen sollten wir etwas tun.«
Langsam wurde Rosa ärgerlich: »Ich will wissen, was los ist!«
Domino Ross lächelte. Er war ein Hüne mit breiten Schultern, kräftigem Brustkorb und muskulösen Beinen. Sein Gesicht wirkte kantig, mitunter sogar hart und verschlossen, aber gerade das machte ihn für viele interessant und geheimnisvoll.
»Nichts von Bedeutung«, sagte er leichthin. »Nur ein Orientierungsmanöver.« Er orderte einen Vurguzz an der Versorgungseinheit. »Willst du auch einen Drink, Rosa?«
Sie überhörte die Frage bewusst. Trotzdem – oder gerade deshalb? – entnahm der Kommandant ein zweites Glas.
»Außerdem haben wir etwas Zeit für uns«, stellte er unumwunden fest. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Ich sollte dir den Vurguzz ins Gesicht schütten …«
»Das tust du doch nicht.«
Verdammt, dachte sie, warum ist der Kerl nur so von sich überzeugt?
Domino Ross war ein Draufgänger, ein Abenteurer, wie es heutzutage nur noch wenige gab. Er war keiner von denen, die sich hinter ausgefeilter Technik versteckten und abwarteten, dass Maschinen den Job erledigten – er war nur froh, wenn er selbst zupacken konnte.
Ganz nahe kam er ihr, als er ihr das Glas reichte, der Blick seiner schwarzen Augen tastete ihren Körper ab, als hätte er eine unbekannte Spezies vor sich. Rosa empfand sein Verhalten schlichtweg als aufdringlich, doch zugleich gefiel es ihr, ausgerechnet von Ross begehrt zu werden. Arno Wosken, der dritte an Bord, gab sich in der Hinsicht so penibel zurückhaltend, dass sie sich mitunter schon fragte, ob er überhaupt ein Mann sei.
Domino schien ihre Gedanken lesen zu können. »Keine Sorge«, betonte er. »Arno wird uns nicht stören.«
Hastig trank Rosa nun doch von ihrem Vurguzz, verschluckte sich und musste husten. »Falls wir beim Einflug ins Solsystem aufgehalten werden …«, brachte sie ächzend hervor.
Domino nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es zur Seite. Er fasste sie um die Schultern und zog sie an sich. Sein Griff war hart und unnachgiebig, als hielte er ein Stück Eisen in Händen, aber das war seine Art. Rosa kannte ihn nicht anders. Sie hatten sich beinahe vier Monate nicht gesehen, weil sie an verschiedenen Orten in der Milchstraße gegen die Tolkander im Einsatz gewesen waren. Erst Atlans Anforderung von Einsatzkräften hatte sie wieder zusammengeführt.
»In früheren Zeiten wurde jedem zum Tod Verurteilten ein letzter Wunsch erfüllt.« Domino küsste Rosa heiß und leidenschaftlich.
Sie wühlte ihre Hände in sein brustlanges schwarzes Haar, das er zu zwei Zöpfen geflochten hatte, und erwiderte den Kuss. Doch unvermittelt hielt sie ihn mit den Ellenbogen auf Distanz.
»Das nicht, mein Freund«, kam es stockend über ihre Lippen. »Ich habe nicht vor … zu sterben. Also vergiss deinen letzten Wunsch.«
Domino kippte den Rest seines Vurguzz in einem Zug und warf das Glas zielsicher in den Abfallvernichter. Aus einer Außentasche seiner Kombi fischte er eine halbleere Packung Vitaminzigaretten und steckte sich eine an.
Von der linken Stirnseite bis zum Mundwinkel zog sich eine dunkle, hervorquellende Narbe über sein Gesicht. Jeder Mediker hätte die Möglichkeit besessen, das wilde Fleisch abzulösen und mit Gentechnik die Haut narbenfrei verheilen zu lassen. Doch Ross dachte nicht daran, sich deshalb einer Behandlung zu unterziehen. Die Narbe gehörte längst zu ihm, sie erinnerte ihn an einen Kampf auf Leben und Tod im Hanse-Kontor Fornax Anno 1247 NGZ. Erst zweiunddreißig Jahre jung war er gewesen, als das wilde Tier ihn fast getötet hätte. Noch heute litt er deshalb manchmal unter Albträumen.
Rosa nippte nur noch an ihrem Glas. Sie schwieg, fuhr sich mit der Linken über das stoppelkurz geschnittene Haar. Howalgoniumfäden waren am Stirnansatz verknüpft und ringelten sich wie künstliche Locken über ihre Schläfen.
Seit Jahren waren Domino und sie miteinander vertraut; sie hassten oder liebten sich, je nach Bedarf. Mehr würde daraus wohl nie werden, denn sie waren einander zu ähnlich. Immer bestand die Gefahr, dass einer von ihnen von einem Einsatz nicht zurückkam.
Die Vitaminzigarette zerbröselte zwischen Dominos Fingern. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe. Zu erkennen, was er gerade dachte, war so gut wie unmöglich.
»Ich glaube, wir treiben schweren Zeiten entgegen«, begann Rosa Borghan stockend.
»Wir?« Eine steile Falte erschien über Ross' Nasenwurzel.
»Ich rede vom Galaktikum …«
»… das de facto ein Scherbenhaufen ist.«
Warum musste er so oft auf Konfrontation gehen? Domino Ross war nicht nur attraktiv, sondern zugleich überaus begabt und phantasievoll. Achtzehn Jahre lang war er als Spezialagent der Kosmischen Hanse im Bereich der Lokalen Gruppe im Einsatz gewesen und hatte Action erlebt, für die Trivid-Produzenten ein Vermögen bezahlen würden. In jener Zeit hatte er sich zum Draufgänger entwickelt.
»Etwas mehr Feingefühl wäre angebracht«, seufzte Rosa.
»Dann würdest du jetzt mit mir schlafen?«
»Dann würde ich dir vielleicht sagen, dass ich dich ganz nett finde.«
»Das ist mir längst klar.«
»Du … du …« Rosa riss beide Arme hoch, wollte mit den Fäusten gegen Dominos Brust trommeln, doch er war schneller, umklammerte ihre Handgelenke und zog sie fest an sich.
»Wir sollten unser Verhältnis klären«, bestimmte Domino. »Sonst ist es nicht gut, wenn wir gemeinsam in den Einsatz gehen.«
Rosa begann schallend zu lachen und brach abrupt ab, weil sie erschrocken feststellte, dass sie ihre eigene Unsicherheit damit kaschierte.
»Hoffentlich habe ich nichts versäumt«, erklang vom Zentraleschott her eine markante Stimme. »Warum hatten wir den Hyperraum kurzfristig verlassen?«
»Der schöneren Aussicht wegen«, bemerkte Rosa spitz.
Arno Wosken kam grinsend näher. »Ich verstehe«, sagte er. »Störe ich?«
»Nein«, grollte Ross. »Wie kommst du darauf?«
»Das frage ich mich auch«, seufzte Rosa.
*
Schweiß perlte auf der Stirn des LFT-Kommissars, als er die Nachricht las, die ihm ein Servorobot übergeben hatte. Seine Lippen bebten, er knüllte die Folie zusammen und warf sie in den Abfallvernichter.
Die Nacht hing über Terrania City. Nie hatte Cistolo Khan die Metropole anders denn als gleißendes Lichtermeer erlebt – aber dieses trübe Halbdunkel, in dem sogar einige Sterne zu sehen waren, erschreckte.
Fast zum Greifen nahe war das undefinierbare Glimmen des Faktorelements. Dahinter lauerte eine Gefahr, die jeder sträflich unterschätzt hatte. Inzwischen war es längst zu spät, mit allen verfügbaren Mitteln zurückzuschlagen. Die Dscherro zu vernichten hätte gleichzeitig bedeutet, Millionen Menschen und einige zehntausend andere Galaktiker dem sicheren Tod preiszugeben und die Stadt, die seit den Tagen der Dritten Macht Symbol für den Aufstieg Terras war, endgültig in eine Ruinenlandschaft zu verwandeln.
»Sie sind tot …« Abrupt wandte Cistolo Khan sich zu Atlan um, der schweigend vor der großen Panoramawand stand und nichts anderes tat, als ihn zu beobachten.
Es gefiel ihm nicht, dass der Unsterbliche hier war; was auf Terra geschah, ging niemanden etwas an, das waren innere Angelegenheiten. Aber für Geheimhaltung war es längst zu spät. Katie Joannes Filmaufnahmen hatten in der Galaxis neue Betroffenheit ausgelöst. Und wohl auch heimliche Genugtuung. Egal, das Ansehen der Erde stand auf dem Spiel.
Die Terraner schaffen es nicht, ein paar Barbaren aus ihrer Hauptstadt zu vertreiben. Khan hörte schon die Spottreden der Gataser, Arkoniden, Antis und anderer Völker. Insgeheim hatten viele doch nur darauf gewartet, dass der alte Rivale um Wirtschaft und Handel und die Vormacht in der Milchstraße eine Schlappe erlitt. Nichts war mehr wie früher.
»Wer ist tot?«, fragte Atlan leise. Die letzten Tage hatte der Arkonide beim Faktorelement Kalkutta verbracht, jetzt war er im Zentrum der LFT-Macht.
Khan blickte ihn aus tief in den Höhlen liegenden Augen an. Vermisste und Tote, das war seit der Tolkander-Invasion entsetzliches Tagesgeschehen, und irgendwann stumpfte jeder innerlich ab, wollte er nicht den Verstand verlieren. Er ballte die Hände, öffnete sie wieder, verkrampfte die Hände erneut. Schmerzhaft schnitten die Nägel in die Handballen ein. Er stand selbst noch unter dem Schock des Erlebten, ertappte sich zeitweise dabei, dass er anders reagierte, als er es von sich erwartet hätte. Die Wunden, die die Tolkander gerissen hatten, würden nur langsam heilen. Obwohl rein statistisch die Zahl der Verluste der Galaktiker lediglich im Promillebereich auszudrücken war.
Verdammter Zwang, immer nur in Zahlen zu denken. Statistiken und Schicksale sind Gegensätze, wie sie größer nicht sein können.
»Wer …?«, wiederholte der LFT-Kommissar sinnend. Er starrte hinaus in das Halbdunkel der Nacht; blutrot, als riesige zernarbte Fratze, stieg der Mond über den Horizont herauf. »Wir haben fünf unserer besten Liga-Agenten verloren. Wie es aussieht, haben sie es nicht einmal geschafft, weit in das Faktorelement einzudringen.«
»Davon war mir nichts bekannt, Cistolo.«
Um Khans Mundwinkel zuckte es verhalten. Atlans unterschwelliger Vorwurf, der sich im Tonfall des Arkoniden ausdrückte, gefiel ihm nicht.
»Fünf Agenten, Freiwillige und ausgestattet mit der perfektesten Ausrüstung, die wir ihnen bieten konnten. Die Dscherro haben sie uns vor zehn Minuten zurückgebracht, vor die Füße geworfen wie Abfall: nackt, aufgeschlitzt …« Die Stimme des LFT-Kommissars versagte. Er schluckte krampfhaft, wischte sich mit dem Handrücken über die Augenwinkel. »Mein Neffe war einer von ihnen. Der einzige Sohn meiner Schwester. Sie selbst starb im Glauben an Goedda – so ein Wahnsinn. Warum? Ich frage dich, warum das alles?«
»Falls du dein Herz ausschütten willst, Cistolo …«
Cistolo Khan versteifte sich prompt. »Nein, Atlan«, sagte er hart, »das ist allein meine Sache. Ich muss damit fertig werden wie Tausende andere auch. Es gibt keinen Weg, in die Burg der Dscherro einzudringen.«
»Es gibt immer eine Hoffnung.«
»Ist das die Weisheit von mehr als zwölftausend Jahren?«
Atlan nickte stumm.
»Wenn du glaubst, dass deine Leute Wunder vollbringen können …« Khan hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. »Das dachte ich von unseren Spezialisten auch.«
Mit der zur Faust geballten Rechten drosch er gegen seine offene linke Handfläche.
»Ich will von deinen Leuten nichts sehen, bevor sie vor mir stehen, Atlan!«, platzte er heraus. »Sie sollen die Sicherheitssysteme des Raumhafen-Towers überwinden. Nur wenn sie das schaffen, lasse ich sie ins Faktorelement gehen. Sag ihnen das. Jeder weitere Tote ist ein Toter zuviel. Was wir brauchen, sind unkonventionelle Lösungen. Am liebsten würde ich die Flotte aus allen Paralysatorgeschützen feuern lassen, leider erreichen wir damit die Dscherro hinter der Faktordampf-Barriere und ihren Schutzschirmen nicht und schon gar nicht ihre Roboterarmee. Wir degradieren nur die Bevölkerung zu hilflosen Opfern.«
*
Solsystem. Äußerer Verteidigungsgürtel.
Domino Ross stand kurz vor einer Explosion, er beherrschte sich nur noch mit Mühe. Übertriebene Bürokratie war ihm stets ein Dorn im Auge gewesen, und wenn auf der anderen Seite ein lausiger Roboter Sturheit bewies, sah er gleich doppelt rot.
»Ich habe in den letzten Monaten nicht im Kloster gelebt«, stieß er wütend hervor. »Dass in der Milchstraße Milliarden Tote zu beklagen sind, weiß ich; das ist entsetzlich genug und gewiss nichts, worüber Galaktiker schnell wieder zur Tagesordnung übergehen können – aber, verdammt noch mal, welche Gefahr soll von meiner Space-Jet ausgehen?«
Selten redete er so viel. Nur wenn eine Sache emotional in ihm hochkochte. Dass die Tolkander in der Milchstraße tiefe Wunden gerissen hatten, wurde erst allmählich allen Völkern richtig bewusst. Viele schienen ihren Schock nur langsam zu überwinden. Doch das war kein Grund, ausgerechnet seine Legitimation anzuzweifeln.
»Terra ist als Sondergebiet deklariert«, wiederholte der Roboter, eine dürre, röhrenförmige Gestalt, die an ein von Kinderhand gekritzeltes Strichmännchen erinnerte. »Frachtflüge werden zur Venus und den Jupitermonden umgeleitet, ansonsten …«
»Fracht? An Bord meiner Space-Jet?«
»Du bist nicht avisiert, Domino Ross. Ich weise dir eine Warteposition zu …«
»Das ist überhaupt nicht tragbar!«
»… andernfalls werden restriktive Maßnahmen ergriffen.«
Ross zwirbelte seine Bartenden. »Wir schreiben 14.10 Uhr Standardzeit, mein Einflug ist für 14.25 Uhr …«
»Achthundert-Meter-Kugelraumer im Anflug!«, meldete Rosa Borghan von den Ortungen. »Achtung: Traktorstrahl vor der Aktivierung!«
»Sind das schon die restriktiven Maßnahmen?«, schnaubte Ross. »Dabei haben wir noch nicht einmal die Warteposition erhalten.«
»Wird soeben überspielt!«, rief Arno Wosken. »Ein bisschen spät vielleicht, aber du darfst nicht vergessen, was im Solsystem geschehen ist. Ich denke, allen geht inzwischen der Hintern auf Methaneis.«
»Als die Nonggo erschienen sind, hätten die Terraner besser erst geschossen und danach gefragt. Dann hätten sie jetzt den Schlamassel nicht.«
»Funkkontakt wird an den Wachkreuzer übergeben!«, meldete Wosken.
Ein Hologramm mit menschlicher Gestalt stabilisierte sich. Die Frau trug LFT-Uniform.
»Eine Space-Jet ANSON ARGYRIS ist in den Flottendateien nicht verzeichnet«, begann sie übergangslos und ohne Begrüßung.
»Natürlich nicht.«
»Domino Ross, schalte deine Schutzschirme und den Antrieb ab. Bei Anzeichen feindseliger Handlung sehe ich mich gezwungen, dich und deine Mannschaft zu paralysieren.«
Ross stand da und ballte die Hände. In der Achthundert-Meter-Stahlkugel fühlten die Terraner sich sicher, aber offensichtlich nur da. Andernfalls hätten sie keine derart überflüssige Show abgezogen.
»Ich verlange eine Verbindung zu Cistolo Khan!«, wiederholte er, was er schon dem Roboter gesagt hatte.
»Das wurde versucht. Der Kommissar ist derzeit nicht zu erreichen.«
»Soweit mir bekannt ist, sind die Regierungsmitglieder nach Luna geflohen. HQ-Hanse in Terrania wurde von Gegnern erobert.«
»Dazu kann ich keinen Kommentar abgeben.«
»Natürlich nicht.« Domino Ross grinste breit. Obwohl ihm alles andere als nach Grinsen zumute war. Längst hatte er Rosa ein knappes Handzeichen gegeben, dass sie den Erfassungsbereich der Optik verändern sollte.
Sie zwinkerte, als das Bild eingefroren wurde. Vier, fünf Sekunden lang würde die Terranerin damit vielleicht hinzuhalten sein. Das musste genügen.
Blitzschnell nahm Ross eine Reihe von Schaltungen vor. Noch war der Traktorstrahl des Kugelraumers nicht auf die Space-Jet gerichtet.
Virtuellbildner in Bereitschaft …
Ortungsschutz …
Energiereserve auf Metagrav …