Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1890
Shaogen-Himmelreich
Im Außenbezirk der Galaxis – die Wächter verstellen ihnen den Weg
von Robert Feldhoff
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Im Herbst 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung hat es Menschen von der Erde in verschiedene Regionen des Universums »verschlagen«. Schuld daran ist ein technisches Meisterwerk, das von den Nonggo, die zur nach wie vor mysteriösen Koalition Thoregon gehören, in das Solsystem transportiert wurde.
Mit Hilfe dieses Heliotischen Bollwerks ist – so der Wille ihrer Konstrukteure – ein Kontakt zwischen verschiedenen Galaxien möglich, und zwar ohne größeren Zeitverlust. So kommt es auch zum ersten offiziellen Kontakt zwischen Gorhoon, der Galaxis der Nonggo, und der Milchstraße.
Aufgrund eines Attentats läuft jedoch alles schief. Das Heliotische Bollwerk spielt verrückt, es vergeht in einer gigantischen Explosion. Zwei Gebiete Terras – im Umfeld von Kalkutta und von Terrania – verschwinden; zurück bleiben sogenannte Faktorelemente. Das heißt, dass die betroffenen Gebiete in einer anderen Region des Universums »gestrandet« sind.
Wo der verschwundene Teil Terranias »gelandet« ist, weiß bislang niemand; zum Ausgleich kamen über das Faktorelement die barbarischen Dscherro in die terranische Hauptstadt. Es gelingt den Barbaren, Terrania zu erobern, für die Menschen in der Megalopolis beginnt eine Zeit der Leiden.
Kalkutta-Nord hingegen kam im Teuller-System heraus, der Heimat der Nonggo. Dort wurden die Terraner mit den Aktivitäten des Chaosmachers konfrontiert. Im letzten Moment konnte die Lage durch Perry Rhodan bereinigt werden, die Menschen in Kalkutta-Nord sind in Sicherheit.
Jetzt aber steht die nächste Aufgabe an: Rhodan möchte die Galaxis der Baolin-Nda ansteuern – dieses Volk konstruierte die Heliotischen Bollwerke. Nur die Baolin-Nda können dafür sorgen, dass die versetzten Stadtteile der Erde wieder an ihren Ausgangspunkt zurückkehren. Eine Expedition wird ausgerüstet – sie fliegt nach SHAOGEN-HIMMELREICH …
Perry Rhodan – Der Terraner startet eine Expedition über 5,5 Millionen Lichtjahre.
Reginald Bull – Rhodans alter Freund muss eine Besatzung zusammenstellen.
Poulton Kreyn – Der ertrusische Pilot will auf Reise gehen.
Mondra Diamond – Die ehemalige LFT-Agentin wittert die Chance ihres Lebens.
Tiphenbahn – Der Mourmale wird in eine Zwickmühle gebracht.
Ich kann nicht sagen, wie viele Expeditionen in ferne Galaxien hinter mir liegen; als einer der engsten Freunde aus Perry Rhodans Dunstkreis habe ich eine Menge mitgemacht.
Der Flug an Bord der KAURRANG wird mir jedoch als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben.
Schuld daran sind keineswegs die fremden Sterne von Shaogen-Himmelreich, die wir bald zu Gesicht bekommen. Wenn man die ersten hundert Sternsysteme bereist hat, sieht eine Feuerkugel aus wie die andere. (Es sei denn, es handelt sich um meine Heimatsonne, unter der ich geboren bin.)
Besonders am Flug der KAURRANG ist vielmehr die Besatzung des Schiffes.
Obwohl … Ich muss lachen, als ich dies in den Speicher lade. Es scheint mir treffender, wenn ich nicht so hochtrabend von einer Besatzung rede, sondern vielmehr von den Leuten, die eben an Bord sind.
Ich erinnere mich, wie wir vor dem Flug zur Großen Leere, nach Coma Berenices, aus einer knappen Million Bewerber die Besten ausgesiebt haben. Oder die Besatzungsliste der MARCO POLO! Keine Ahnung, ob man mich damals an Bord genommen hätte, wäre ich nicht zufällig einer der Unsterblichen gewesen.
Im Fall der KAURRANG-Expedition gab es keine Million Bewerber. Es gab auch keine Auswahlverfahren im strengen Sinn. Die Leute, die nun bei uns sind, habe ich nicht mit klugen Testverfahren ausgefiltert, sondern ausgesucht. Im Schnellverfahren, mit einem bisschen Augenmaß.
Hätte ich versucht, auf Tahiti die Teilnehmer an einer Nordpolexpedition zusammenzustellen, es wäre so ziemlich dasselbe Problem gewesen.
Kalkutta-Nord wird in erster Linie von Syntronik-Spezialisten und Verwaltungshengsten bewohnt. In der ganzen Stadt gibt es keine Person, die je an einem intergalaktischen Raumflug teilgenommen hätte. Die Zahl der Hyperphysiker und Piloten liegt alles in allem bei weniger als zehn. Fünf zogen es dann vor, sich an einem vermeintlichen Himmelfahrtskommando nicht zu beteiligen. Zwei weitere verfehlten die engere Wahl aus Altersgründen.
Es war vermutlich niemals leichter, mit Perry Rhodan auf große Fahrt zu gehen.
So kommt es, dass nicht die Crème de la crème terranischer Raumfahrer unterwegs ist, sondern ein bunter, zusammengewürfelter Haufen.
Um präzise zu sein: Wir haben eine Zirkusartistin, zwei laufende Gurken mit Heimweh, einen alternden Bruchpiloten, eine Computerexpertin in Buddhistenkutte und einen nervenschwachen Hyperphysiker.
Ach ja, nicht zu vergessen unseren kleinen Elefanten. Sein Name ist Norman, und er ist ein kleiner, sympathischer, verspielter Kerl, der noch nicht mal richtig trompeten kann. Aber das wird er schon noch lernen.
Reginald Bull, Raumschiff KAURRANG am 17. Oktober 1289 NGZ.
Poulton Kreyn fühlte sich wie ein notdürftig geschnürtes Paket aus Muskeln und Organen. Bis er nach seinem Unfall wieder auf die Beine kommen würde, konnte es noch ein paar Tage dauern. Dabei musste er froh sein, dass er den Unfall überstanden hatte.
»Ich habe einen verdammten riesengroßen Hunger!«, brüllte er verzweifelt. Seine Stimmkraft ließ die Wände zittern. »Ihr seid verfluchte Folterknechte! Gebt mir was zu essen!«
Niemand reagierte auf den Ausbruch. Dafür löste sich ein Nagel aus der Wand, und die Photographie eines alten Imperiumsraumers, die an dem Nagel gehangen hatte, polterte zu Boden. Der Rahmen zerbrach. Poulton Kreyn sah das vergilbte Photo zerrissen zwischen den Scherben liegen.
Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund hatte die Photographie als einzige persönliche Habseligkeit die Havarie der ÖRVEN überstanden. Sonst war alles vernichtet, verbrannt, verkokelt, auch seine Besatzung. Keiner außer Kreyn hatte die Havarie der ÖRVEN überlebt.
Er fühlte sich jedoch schuldlos an dem Unglück. Wer sich freiwillig an Bord eines Seelenverkäufers begibt, der muss mit dem Schlimmsten rechnen, und seine Leute hatten das zweifellos auch getan.
Keiner von den Halsabschneidern war so naiv gewesen, dass er sich in Sicherheit wähnte.
Rettungskreuzer hatten die Trümmerstücke aufgesammelt, jenseits der Plutobahn, und als einzigen Überlebenden Poulton Kreyn entdeckt. Auch er hatte es nur deshalb überstanden, weil er ein Ertruser war. Ertruser verfügten über völlig andere Reflexe als normalsterbliche Menschen. Ertruser waren begnadete Piloten, sie waren unerhört reaktionsschnell, bestanden aus sechzehn Zentnern Muskelmasse und etwa einer halben Tonne Hirn.
Poulton Kreyn fühlte sich als typischer Ertruser. Kein Wunder, dass er noch eine Rettungsboje erwischt hatte und seine Leute eben nicht.
Die LFT-Behörden hatten viele peinliche Fragen gestellt. Kreyn hatte keine davon beantworten können. Insbesondere nicht, wieso der Reaktor explodiert war und wieso keines der Sicherheitssysteme funktioniert hatte.
Er nahm an, dass irgendwer aus der Besatzung wichtige Teile demontiert und heimlich verscherbelt hatte; aber das konnte Kreyn den Behörden schlecht als Erklärung anbieten.
Seither lag er in diesem Hospital mitten in einem armseligen Nest namens Kalkutta und wartete darauf, dass er sich endlich wieder bewegen konnte.
Ihm fehlte der Weltraum. Er gehörte nicht ins Bett, sondern in den Leitstand eines Sternenschiffes. Selbst die sterilsten Raumer besaßen einen ganz eigenen, feinen Geruch. Erfahrene Raumfahrer konnten ihr Schiff mit der Nase von jedem anderen unterscheiden, mit verbundenen Augen, von jedem noch so stinkenden Ort im Inneren aus.
In diesem Hospital roch es nicht nach Maschinen. Es roch nach Medikamenten und nach Gesundheitsfutter.
Kreyn nahm sich vor, die verantwortlichen Ärzte entweder zu zerquetschen oder aber aufzuessen – als Strafe dafür, dass sie ihn dieser menschenunwürdigen Diät aussetzten.
Kein Wunder, dass er noch immer nicht gesund war. Kein Wunder, dass er täglich einige Kilogramm Gewicht verlor. Wenn er an sich hinabblickte, konnte er schon wieder seine Zeugungsorgane sehen. Er sah voraus, dass er seinen Bauch vollständig einbüßen würde.
»Ihr verdammten Hundesöhne!«, krakeelte er mit der Lautstärke eines startenden Impulstriebwerks. »Wenn ich euch in die Finger kriege, mach' ich Pudding aus euch!« Und streue Karamell oben drüber, dachte er grimmig bei sich.
Obwohl sich niemand sehen ließ, mussten die Pfleger sein Geschrei sehr wohl vernommen haben. Sie löschten das Licht und verdunkelten die Fenster, obwohl es mitten am Tag war.
»Mittagsschlaf«, murmelte der Ertruser ohnmächtig. »Was für eine entwürdigende Strafe!«
*
Poulton Kreyn beruhigte sich im Lauf der folgenden Tage. Jedenfalls versuchte er das, mit dem Hintergedanken, dass er seine Haftbedingungen vielleicht ein wenig lockern könnte. Tatsächlich gelang es ihm, sich bei einer Pflegerin einzuschmeicheln. Sie steckte ihm einige Pfund Schokolade zu, aus purem Mitleid. Er vertilgte den Happen zwischen Mittag- und Abendessen.
Aber das war auch schon alles, was Kreyn erreichte. Ansonsten hörte er immer die gleiche Leier. »Du bist schwer verletzt«, sagten sie, »und du bist fett wie ein Fass. Wir kriegen dich schon wieder hin, Poulton. Hab nur ein bisschen Geduld.«
Er hatte keine Geduld, sondern er hatte Hunger. Er musste in den Weltraum zurück. Doch das schien keinen in der Klinik zu kümmern.
Mit einer gewissen Unruhe sah er seiner Gesundung entgegen. Er nahm an, dass er von den Behörden ein weiteres Mal vernommen werden würde.
Kreyn fühlte sich nicht als Verbrecher, schon gar nicht als Mörder. Sicher war nicht alles astrein gewesen, was er getan hatte, das eine oder andere hatte klar gegen geltendes Recht verstoßen. Aber ein Verbrecher? Nein, das war er nicht. Kreyn musste es den Quälgeistern von der LFT nur klarmachen.
Als er sich fast schon wieder richtig bewegen konnte, passierte die Katastrophe.
Er schaute Trivideo, den überaus beliebten Nachrichtensender Terrania News Report, und bekam die Sache mit den Heliotischen Bollwerken mit.
Der nördliche Teil von Kalkutta wurde demnach von einer sogenannten Faktordampf-Barriere eingeschlossen. Das eingezäunte Gebiet maß rund dreißig mal zwanzig mal zehn Kilometer.
Und dann schaltete sich Terrania News Report ohnehin ab. Einfach so. Ein lokaler Sender schaltete sich nach einiger Zeit ein und machte ihm die Ereignisse klar.
Soweit er verstanden hatte, wurde alles im Inneren der Barriere in eine fremde Galaxis transportiert. Häuser, Menschen, Tiere, Wälder und Fabriken, Gleiterfahrzeuge, einfach alles. Es war, als habe jemand einen Teil der Erde einfach herausgeschnitten und auf einen anderen Planeten versetzt. Deshalb auch keine Trivid mehr; Terrania News Report sendete aus Terrania City. Und das lag jetzt in einer anderen Sterneninsel.
Wäre es Olymp gewesen, Ferrol oder sogar Arkon, man hätte sich keine großen Gedanken gemacht. Man wäre einfach ins nächste Raumschiff gestiegen und nach Hause gereist.
So aber … Kreyn versuchte, möglichst selten daran zu denken, doch es klappte nicht.
Der Name der fremden Galaxis lautete Gorhoon. Und die Rasse, die sie widerwillig auf ihrer Welt beherbergte, nannte sich Nonggo.
Wenn er aus dem Fenster blickte, dann sah er den grauen Himmel. Poulton Kreyn machte sich klar, dass er unglaublich weit von zu Hause entfernt gestrandet war, zusammen mit diesen Leuten und dieser fürchterlichen Stadt, die er nicht mal richtig kannte.
Im Lauf der nächsten Tage fügte sich das Puzzle zu einem Bild. Kalkutta-Nord war auf einer Art fliegendem Riesenrad gelandet. Die Hauptstadt der Fremden, Kenteullen, lag nur ein paar Kilometer entfernt. Zur Milchstraße gab es keinen Kontakt mehr.
Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse. Kreyn bekam mit, dass sich die Nonggo in großen Schwierigkeiten befanden. Die Explosion des Bollwerks erwies sich als verhängnisvoll für das sogenannte Neuron, eine Art universelle Verbindung zwischen allen Nonggo-Individuen des Systems.
Die Fremden standen kurz davor, sich selbst auszulöschen – und die schiffbrüchige Stadt von Terra gleich mit.
Am Ende nahte die Rettung aus einer Richtung, die Poulton Kreyn niemals erwartet hatte.
Mitten in Kalkutta-Nord befand sich ein Knotenpunkt der Brücke in die Unendlichkeit, ein sogenannter Pilzdom. Wieso, weshalb, warum – keiner wusste es.
Jedenfalls kamen aus dem Dom drei Personen zum Vorschein. Die eine war Perry Rhodan, die andere Reginald Bull, und Nummer drei war eine extraterrestrische Witzfigur namens Foremon, die Poulton Kreyn niemals vorher gesehen hatte.
Die Nachricht schien ihm noch unglaublicher als alles andere vorher.
Perry Rhodan.
Was hatte der berühmteste aller Unsterblichen ausgerechnet in Kalkutta zu suchen?
Poulton Kreyn war 233 Jahre alt. Seine Jugend hatte er auf einer Dschungelwelt namens Boyter verlebt, in ständiger Alarmbereitschaft, immer auf der Flucht vor Monos' Schergen. Damals war die Milchstraße Besatzungsgebiet gewesen. Freie Menschen hatten kaum existiert; höchstens versprengte Ertrusergruppen, so wie die, mit der Kreyn seine Kindheit verbracht hatte.
Die Menschen und Ertruser, die noch aus eigenem Erleben die Dunklen Jahrhunderte kannten, starben allmählich aus. Unter ihnen besaß der Name Perry Rhodan einen besonderen Klang. An den Lagerfeuern und in den getarnten Gleitern hatte man voller Ehrfurcht seinen Namen genannt, und man hatte sich danach gesehnt, dass Perry Rhodan kommen und die Rettung bringen würde.
Rhodan war dann tatsächlich aufgetaucht. Er war es, der Monos besiegt hatte, er war es, dem sie alle ihre Freiheit verdankten.
Längst Geschichte, vergessen und vorbei – das zeigte die Art und Weise, wie die galaktischen Zivilisationen sich heutzutage zu Rhodan stellten.
»Ihr dummen Küken«, murmelte der Ertruser. »Ihr vergesst so schnell.«
Poulton Kreyn stiegen Tränen in die Augen, als er an den Tag der Erlösung dachte. Er konnte sich an das Datum nicht mehr erinnern, aber er wusste noch genau, wie er sich zum ersten Mal als freier Mann in den Leitstand eines Raumschiffs gesetzt hatte. Seitdem hatte er Boyter nicht wiedergesehen. Seine Heimat war der Weltraum geworden.
Und nun war dieser Rhodan hier.
Kreyn wurde fast ohnmächtig vor Wut, als er sich klarmachte, dass er das Bett nicht verlassen durfte. Einige Tage noch, so schätzte er, und er könnte zumindest wieder aus eigenen Kräften gehen. Bis dahin würde Rhodan Kalkutta schon wieder verlassen haben.
Poulton Kreyn verfolgte die Berichterstattung des lokalen Trivid-Senders.
Perry Rhodan schaffte es tatsächlich, die Nonggo aus ihrer Gefahr zu retten. Kreyn hatte im Innersten nicht daran gezweifelt. Wer Galaxien befreien konnte, der brauchte auch vor Bollwerken und Faktordampf-Barrieren keine Furcht zu haben.
Kreyn hörte im Trivideo, dass Perry Rhodan eine Expedition zu den Urhebern der Katastrophe plante. Von den Nonggo wurde ein Fernraumschiff namens KAURRANG bereitgestellt. Rhodan sollte sich aus den Bewohnern von Kalkutta-Nord eine Mannschaft rekrutieren.
»… kann ich niemandem versprechen, dass die Reise ohne Gefahren abgehen wird«, sprach Perry Rhodan mit ruhiger, bedächtiger Stimme. Der Terraner wusste ohne große Gesten zu überzeugen, er besaß ein überwältigendes Charisma. »Im Gegenteil, ich rechne mit kritischen und entbehrungsreichen Situationen. Trotzdem appelliere ich an diejenigen von euch, die sich für geeignet halten, an einer Fernexpedition teilzunehmen …«
Sein Gesicht besaß im Holo-Kubus eine übernatürliche Größe. Er schien eine Art Raumanzug zu tragen, wie Poulton Kreyn noch niemals einen gesehen hatte. Der Anzug bestand aus einem blauen, schimmernden Material. Statt einer Helmkrause umgab ein hufeisenförmiger Kragen Rhodans Hals.
Kreyn lauschte den Worten des Terraners.
»Meldet euch am Raumhafen von Kenteullen, folgt den Vorschlägen Reginald Bulls. Die Nonggo haben mittlerweile den Verkehr freigegeben, auch für Privatpersonen. Der Standort des Raumschiffs KAURRANG wurde ins Taxi-Leitsystem von Kalkutta-Nord aufgenommen. Wir benötigen erfahrene Piloten, Kosmonauten und Techniker. Vielleicht fühlt sich der eine oder andere Polizist oder LFT-Agent von meinem Aufruf angesprochen. Niemand soll glauben, seine Qualifikation sei eventuell zu gering. Wir werden mit jedem sprechen. Wer das nötige Zutrauen in seine Fähigkeiten besitzt, ist herzlich eingeladen. Übrigens wurde die bevorstehende Mission von mir persönlich mit LFT-Kommissar Cistolo Khan abgestimmt. Wer daran teilnimmt, verstößt also nicht gegen geltendes Recht.«
Rhodans Gesicht verblasste.
Poulton Kreyn lag regungslos in seinem Bett. Er fühlte sich wie vom Schlag getroffen. In diesem Moment empfand er nicht einmal mehr Hunger, und hätte ihm jemand einige Kilo Karamellpudding vor die Nase gehalten, er hätte es unter Umständen nicht einmal bemerkt.
Wir benötigen erfahrene Piloten, Kosmonauten und Techniker. Wer das nötige Zutrauen in seine Fähigkeiten besitzt …
Kreyn wusste mit absoluter Sicherheit, dass die Pfleger ihn nicht gehen lassen würden. Nicht, solange er krank war und es möglicherweise am klaren Verstand fehlte.
Der Ertruser richtete sich wie in Zeitlupe auf. Seine 800 Kilogramm brachten das Gestell zum Knarren.
Er rupfte die Sensoren von seinen Unterarmen, ohne darüber nachzudenken, schwang die vielfach zertrümmerten Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen.
Ihm wurde schwarz vor Augen. Seine Knie waren dem Gewicht von sechzehn Zentnern Lebendgewicht längst noch nicht gewachsen. Er wäre beinahe umgekippt.
Poulton Kreyn hatte seine Kindheit auf Boyter längst verdrängt – aber der Körper erinnerte sich. Ein dumpfer Schrei drang aus seinem Mund, und dann schaffte er es doch noch, auf den Beinen zu bleiben. Die Muskelfasern reagierten nicht auf den Schmerz, sondern auf die Willenskraft.
Er stand wacklig, ignorierte das quälende Gefühl, dann bewegte er sich in winzigen Schritten durch das Krankenzimmer.
–Verfluchte Quacksalber,