Cover
Nr. 1850 – Traumtod
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1851 – In die Traumsphäre
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vorspiel
Zwischenspiel
Hauptspiel
Zwischenspiel
Hauptspiel
Finale
Epilog
Nr. 1852 – Die Galornin
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
I. Die Wilden Jahre
II. Die Zeit der Reife
Epilog
Nr. 1853 – Im Zeichen von Thoregon
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1854 – Ein Bote Thoregons
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1855 – Vorstoß in die Traumblase
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1856 – Shabazzas Gebote
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1857 – Die Maske fällt
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1858 – Posbis weinen nicht
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Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Nr. 1859 – Duell in der Traumblase
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Nr. 1860 – Goedda
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Nr. 1861 – Bomben für den Brutkosmos
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1862 – Aufbruch der Herreach
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1863 – Damorgen brennt
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1864 – Vorabend der Apokalypse
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1865 – Zeit des Terrors
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Nr. 1866 – Am Ende einer Hoffnung
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1867 – Der Traumtänzer
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Nr. 1868 – Hoffnung der Tolkander
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1869 – Gesang der Kleinen Mütter
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Nr. 1870 – Operation Wunderkerze
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1871 – Mission der Siganesen
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Nr. 1872 – Vermächtnis der Veego
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Nr. 1873 – Zerstörte Zellen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1874 – Die Stunde der Zentrifaal
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1875 – Der Friede von Plantagoo
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1876 – Das Heliotische Bollwerk
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Epilog
Nr. 1877 – Das Trojanische Pferd
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Zwischenspiel
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Nr. 1878 – Kontakt zu Kenteullen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1879 – Phantome in Terrania
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Die Hauptpersonen des Romans
Attacke 1
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Attacke 2
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Attacke 3
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Attacke 4
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Attacke 5
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Attacke 6
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Attacke 7
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Attacke 8
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Attacke 9
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Attacke 10
Nr. 1880 – Die Dscherro
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Die Hauptpersonen des Romans
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Terraner 1
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Terraner 2
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Terraner 3
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Terraner 4
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Terraner 5
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Terraner 6
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Terraner 7
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Terraner 8
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Terraner 9
Epilog
Nr. 1881 – Chaostage
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1882 – Die 48 Stunden von Terrania
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Nr. 1883 – Die schiffbrüchige Stadt
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1884 – Botschaft des KONT
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Nr. 1885 – Zwischen den Sphärenrädern
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Nr. 1886 – Nach der Apokalypse
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Nr. 1887 – Unsichtbare Siganesen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1888 – Drei gegen Gousharan
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1889 – Gefangen in Terrania
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Die Hauptpersonen des Romans
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SECHS
FÜNF
VIER
DREI
ZWEI
EINS
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Nr. 1890 – Shaogen-Himmelreich
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1891 – Das Mädchen Siebenton
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Nr. 1892 – Als das Sternlicht erlosch
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Nr. 1893 – Offensive des Traal
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Nr. 1894 – Das vergessene Volk
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1895 – Kampf um KONNEX A
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1896 – Duell der Zwerge
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1897 – Schach den Dscherro
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1898 – Das Daschka
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1899 – Katastrophe im Deltaraum
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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3.
Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 1850
Traumtod
Ausblick in eine nahe Zukunft – in eine Galaxis ohne Menschheit
von Ernst Vlcek
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Im Jahr 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4875 unserer Zeit entspricht, steht die Milchstraße vor einer ihrer größten Bewährungsproben: Mit einer gigantischen Flotte, die weit über 200.000 Raumschiffe umfasst, haben die sogenannten Tolkander milliardenfachen Tod über insgesamt 52 bewohnte Planeten der Milchstraße gebracht. Auf diesen Welten wurde alles intelligente Leben ausgelöscht.
Und es ist damit zu rechnen, dass dieser Massentod erst der Anfang einer ungeheuerlichen Entwicklung war. Auf 52 Welten verbreiten nämlich seitdem Wesen, die sich offensichtlich selbst als »Philosophen« bezeichnen, ihre Lehren von Tod und Untergang.
Während sich die Bewohner der Milchstraße auf eine Konfrontation vorbereiten, bei der sie offenbar so gut wie keine Chance haben, sind drei Menschen von der Erde in unbekannten Regionen des Universums unterwegs. Alaska Saedelaere verschlug es zuletzt in einen merkwürdigen Mikrokosmos; Perry Rhodan und Reginald Bull haben in der Galaxis Plantagoo mysteriöse Verbindungen zu den Ereignissen in der Heimat aufgefunden.
Wie das alles zusammenhängen mag, kann derzeit noch keiner der Beteiligten erahnen. Den Aktivatorträgern auf der Erde eröffnet sich darüber hinaus der Blick in den TRAUMTOD …
Norman Erengast – Der letzte Terraner besucht seine Heimatwelt.
Yamo Dormat – Der letzte Haluter will Rache für sein Volk.
Grek-27 – Ein Maahk an Bord eines Haluter-Raumschiffes.
Elebor – Der Posbi überlebte den Untergang seiner Heimat.
Atlan – Der Arkonide bekommt einen Blick in eine erschreckende Zukunft.
Wo, Suchender, findest du Hilfe?
Die irdischen Religionen verheißen sehr viel über ein Leben nach dem Tode oder über Reinkarnation.
Du sollst nach diesem höchsten Ziel streben und dieses körperliche Leben als Prüfung ansehen für den Einzug ins Paradies oder dafür, dass du wiedergeboren wirst.
Diese Art des Strebens nach Höherem wird jedoch zur Farce, wenn keiner da ist, der dich zum Erreichen des höchsten aller Ziele hinführt.
Alles graue Theorie …
Alles leere Versprechen …
Denn keiner der unzähligen terranischen Propheten gibt dir das Rezept dafür, wie du die angestrebte Erfüllung auf Wunsch erreichen kannst.
Ja, die meisten terranischen Propheten gehen sogar so weit, es dir zu verbieten, aus eigener Hand in das Leben nach dem Tode einzutreten oder einen der Deinen in die höhere Daseinsform zu überführen.
Sie verschließen dir und den Deinen die Tür zum vorzeitigen Eintritt ins Paradies, indem sie dich zwingen, das körperliche Sein bis zum natürlichen Tod zu ertragen.
Wo ist die helfende Hand, die dich dahin geleitet?
Ich reiche sie dir.
Gib mir deine Hand, Irrender, du verzweifelt Suchender, und ich führe dich durch eine Schule des Sterbens.
Ich zeige dir den Weg hin in die Gefilde Goeddas.
(Aus den Lehren von Dreur, dem Philosophen von Terra)
1.
Norman Erengast: Dezember 1291 NGZ
»Ich, Norman Erengast, bin der letzte Terraner.«
So sagte er sich laut vor, um das Unfassbare aus seinem eigenen Mund zu hören.
Die Menschheit war ausgelöscht.
Es gab wohl noch Menschen, aber keine richtige Menschheit mehr. Keine auf der Erde.
Milliarden und aber Milliarden Terrastämmige lebten über die Milchstraße verteilt. Norman Erengast war einer von ihnen. Ein echter Terraner sogar! Auch wenn es die nach all den Ereignissen der letzten Jahrtausende gar nicht mehr geben konnte.
Es hatte den Einzelgänger wie ein Keulenschlag getroffen. Er hatte es zuerst einfach nicht wahrhaben wollen, dass irgendeine Macht des Universums die Menschheit von der galaktischen Bühne gefegt haben könnte.
Es hatte ganz harmlos angefangen …
*
Nach seiner Rückkehr in die Milchstraße nahm Norman Erengast Kurs auf Snagos Werft. Der zweite Planet der gelben Sonne Eutitta, 4566 Lichtjahre in Richtung galaktische Peripherie von Sol entfernt, besaß Mars-Charakter. Er verdankte seinen Namen der Tatsache, dass der Raumschiffshändler Snago Pourapoy auf der Welt sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Von Snago hatte Norman damals seine 30 Meter durchmessende Space-Jet gekauft, zusammen mit seinem Roboter Oswald. Er flog den Werftplaneten an, um die Jet überholen zu lassen.
Die DISSENTER, wie Norman die Jet getauft hatte, war eigentlich noch ganz gut in Schuss. Aber nach fünf Jahren und nach zahlreichen zurückgelegten Lichtjahren, konnte eine Generalüberholung nicht schaden.
Im Eutitta-System angekommen, funkte Norman Snagos Werft an. Er bekam keine Antwort. Es herrschte völlige Funkstille.
Norman flog den zweiten Planeten an und landete auf dem kleinen Raumhafen aus glasiertem Wüstensand, nahe dem Berg aus Raumschiffswracks, der Snago als Ersatzteillager diente. Auf dem Landefeld waren einige Beiboote verschiedener Herkunft und ein VESTA-Kreuzer, Snagos Privatraumer, geparkt.
Nichts rührte sich. Nicht einmal einige der insektoiden Eingeborenen, die Snago so gerne als billige Hilfskräfte missbrauchte, waren zu sehen. Und noch immer antwortete ihm niemand auf seine Anrufe.
Norman stieg mit Oswald aus. In der dünnen, aber ansonsten gut verträglichen Atmosphäre benötigte Norman lediglich einen Atemfilter. Oswald garantierte ihm, dass die Atmosphäre wie ehedem bar jeglicher Krankheitserreger war.
Zusammen mit dem Roboter schritt der Terraner auf das nahe Hauptgebäude zu, das zwischen zwei großen, hässlichen Werfthallen eingebettet war.
Auf dem Weg dorthin stolperten sie über die Leichen zweier Eutittar. Sie mussten schon einige Zeit tot sein, denn von den Insektoiden waren nur noch die Exoskelette aus Chitin übrig. Die Haltung, die sie im Tode einnahmen, ließ darauf schließen, dass sie sich mit ihren Speeren gegenseitig aufgespießt hatten.
Auf den Stufen zum Eingang des Hauptgebäudes fand Norman ein menschliches Skelett. In den Büros, durch die er auf dem Weg zum Chefzimmer kam, traf Norman auf weitere Skelette. Aus der Verteilung der Knochenhaufen schien es Norman, als seien Snagos Leute während der Arbeit vom Tode überrascht worden.
Es war eine unheimliche Situation. Norman war vorher noch nie mit etwas ähnlich Mysteriösem konfrontiert worden.
Was war passiert?
Oswald sprach die Vermutung aus, dass die Werft einem Überfall von Piraten zum Opfer gefallen sei. Dagegen sprach jedoch, dass es keinerlei Anzeichen für Plünderung gab. Piraten hätten sich zumindest Snagos VESTA-Raumer und die Beiboote geschnappt. Aber es fehlte offensichtlich nichts.
Noch etwas entdeckte Norman, was nicht die Handschrift von Plünderern trug. Sämtliche Syntronanlagen waren zerstört, das gesamte Netz zusammengebrochen. Die Anlagen standen zwar unter Energie, aber sie funktionierten nicht.
Im Chefzimmer bot sich Norman ein Bild, an das er sich fast schon gewöhnt hatte. Der Zentralsyntron war kaputt. Vor dem Panoramafenster des großen, fast luxuriös zu nennenden Büros lagen die Skelette von vier Menschen.
Norman schauderte. Er hatte plötzlich den Wunsch, einfach davonzulaufen. Aber er hätte dennoch zu gerne erfahren, was hier vorgefallen war.
Oswald machte ihn auf das defekte Überwachungssystem aufmerksam. Der Roboter versicherte, dass er die Aufnahmen lesen und wiedergeben könnte.
»Okay«, sagte Norman Erengast mit rauer Stimme. Ihn fröstelte vor dem Unerklärlichen. »Nimm die Datenträger an dich! Und dann nichts wie weg von hier.«
Eine Stunde später befand sich die DISSENTER Lichtjahre vom Eutitta-System entfernt. Erst als sie weit genug aus der möglichen Gefahrenzone waren, ließ Norman sich die Aufnahmen des Überwachungssystems von Oswald vorspielen.
Die letzten Aufnahmen stammten vom 25. September 1289 NGZ, waren somit über zwei Jahre alt. Sie endeten um 21.33 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt musste das gesamte Syntronnetz zusammengebrochen sein.
Norman ließ die Aufnahmen um eine Stunde zurückspulen. Dann sah er die ersten Bilder. Sie waren in gesplittetem Screen aufgenommen, das heißt, es wurden mehrere Szenen von verschiedenen Orten der Werft gleichzeitig projiziert.
In einer Szene war zu sehen, wie zwei insektoide Eingeborene nahe dem Berg aus Raumschiffswracks einander gegenüberstanden. Ihre Chitinpanzer schimmerten im Licht der Scheinwerfer bronzen. Die Eutittar waren schlank und über zweieinhalb Meter groß. Sie besaßen vier Extremitätenpaare; zwei davon benutzten sie zur Fortbewegung, die beiden anderen waren als Handlungsarme ausgebildet. Mit den beiden oberen Armen hielten sie ihre Speere – und rammten sie gleich darauf mit den Spitzen in den Boden.
Danach traten sie unbewaffnet aufeinander zu; einer schlug jeweils mit den vier Greifwerkzeugen in einer komplizierten Abfolge auf die des anderen. Dieses Ritual dauerte zwei volle Minuten lang – es wirkte feierlich und in keiner Weise aggressiv. Dann traten sie zurück, ergriffen ihre Speere, brachten sie in Anschlag und rannten aufeinander los. Sie spießten sich gegenseitig auf … Norman hatte ihre Leichen gesehen.
In verschiedenen Werftsektionen, über die die Überwachungskameras hinwegschwenkten, mussten sich ähnlich Rituale abgespielt haben. Denn überall lagen Paare von Eingeborenen in tödlicher Umarmung, die sich gegenseitig aufgespießt hatten.
Die Menschen, die bei Snago beschäftigt waren – insgesamt etwa zwanzig an der Zahl – schienen von den Ritualen der Eutittar völlig unbeeindruckt zu sein. Nichts wies darauf hin, dass sie davon angesteckt worden waren und miteinander ähnlich umgehen wollten.
Die Leute in den verschiedenen Abteilungen gingen keinerlei sinnvoller Tätigkeit nach. Die meisten saßen herum, als würden sie meditieren. Anderen war eine gewisse Anspannung anzumerken, eine Erwartungshaltung geradezu. Als würden sie darauf warten, dass das, was schließlich eingetreten war, über sie kommen möge. Ihnen war keine Angst anzumerken, sie schienen das, worauf sie warteten, herbeizusehnen.
Manche schienen den Zeitpunkt nicht mehr erwarten zu können. Sie konnten nicht ruhig bleiben, marschierten nervös auf und ab. Ihre Blicke wanderten unruhig umher, richteten sich zum Himmel und ins Nichts – oder in unergründliche Fernen.
Als versuchten sie, etwas zu erkennen und zu identifizieren, was unsichtbar um sie war …
Wenn sie einander auf ihren Wanderungen begegneten, kam es gelegentlich zu kurzen Gesprächen.
»Warum werden wir nicht endlich erlöst? Das Ereignis müsste doch längst schon eingetreten sein.«
»Geduld, Geduld! Du darfst nicht zweifeln. Sei stark und gelassen, dann wirst du es um so besser genießen können, wenn es soweit ist.«
»Und wenn der Philosoph uns narrt und alles nur leere Versprechungen waren?«
»Wenn du so denkst, dann hast du seine Lehren nicht verstanden.«
Norman Erengast konzentrierte sich auf den Bildausschnitt, der Snago Pourapoys Büro zeigte. Der Händler stand mit zwei Frauen und einem Mann am Panoramafenster. Aber die vier Menschen vergeudeten keinen Blick auf die Aussicht. Sie bildeten einen Kreis; die Augen hatten sie geschlossen. So drehten sie sich langsam, wiegten dabei die Körper sanft, wie nach einer unhörbaren Melodie.
Norman Erengast wurde bei diesem Anblick fast übel. Denn er kannte das Ergebnis dessen, was die Bewohner von Snagos Werft erwarteten. Dennoch konnte er seine Blicke nicht von der Szene losreißen.
Die eingeblendete Uhr sprang auf 21.33. Die Körper der vier Menschen im Kreis wurden heftig durchgeschüttelt. Das Bild begann zu flimmern, dann herrschte nur noch Schwärze. Das war der Zeitpunkt, da alles Leben auf Snagos Werft ausgelöscht und alle Hightech zerstört wurde.
*
Norman Erengast verstand das alles nicht. Was auf Snagos Werft passiert war, musste doch – nach immerhin zwei Jahren – allgemein bekannt geworden sein. Spätestens dann, wenn einer von Snagos vielen Kunden Kontakt zu ihm hätte aufnehmen wollen. Aber nichts auf dem Planeten wies darauf hin, dass nach dem allgemeinen Sterben jemand am Schauplatz des Geschehens gewesen war.
»Was zermarterst du dir unnötig das Gehirn, Norman?«, wies ihn sein Roboter zurecht. »Nimm einfach Kontakt mit einem terranischen Stützpunkt auf und erstatte Meldung!«
Aber das klappte nicht; Norman bekam mit keinem der angerufenen Notfalldienste Kontakt. Ein Gefühl der Beklemmung beschlich ihn. Er begann zu ahnen, dass der Vorfall auf Snagos Werft schwerwiegendere Auswirkungen hatte, als er sich vorstellen konnte.
Als er versuchte, sich durch einen der terranischen Nachrichtensender über die galaktische Gesamtlage zu informieren, erlitt er ebenfalls Schiffbruch. Es war nicht möglich, eine terranische Station zu empfangen.
Die Beklemmung wurde zur Panik. Norman war drauf und dran, die Kontrolle über sich zu verlieren. Das alles konnte einfach nicht wahr sein!
Nach einiger Zeit bekam Norman einen arkonidischen Staatssender rein. Im ersten Moment war er erleichtert. Aber der Inhalt der empfangenen Sendung war dazu angetan, ihn an den Rand des Irrsinns zu treiben.
Der Empfang war gut. Das Bild zeigte einen Arkoniden in Uniform, der auf Arkonidisch sprach, was vom Translator des Empfängers automatisch ins Interkosmo übersetzt wurde. Der arkonidische Militär sagte:
»… wurde das Bittgesuch der Bettler aus der Eastside mit aller Deutlichkeit und Schärfe vom Kristallimperium abgewiesen. Es geht nicht an, dass die Blues ihr Fähnchen nach dem Wind drehen. Auch Tellerköpfe sollten etwas Rückgrat zeigen. Früher haben sie sich an die Terraner geklammert, und jetzt, da die Liga Freier Terraner durch die Tolkander ausradiert wurde, kriechen sie vor dem Kristallimperium zu Kreuze. Ein aufrechter Arkonide kann dabei nur Abscheu empfinden …«
Norman hörte nicht mehr hin. In seinem Geist hämmerte unentwegt das Fragment einer Aussage: … die Liga Freier Terraner durch die Tolkander ausradiert …
War das die Antwort auf die Frage, warum keine der terranischen TV-Stationen mehr sendete? Wie war das »Ausradieren« zu verstehen? Als Schwächung, Zersplitterung oder gar als völlige Vernichtung?
Keine Terraner mehr, keine Menschheit? Und wer waren Tolkander? Was war in den fünf Jahren seiner Abwesenheit in der Milchstraße passiert?
Als die Orter in wenigen Lichtjahren Entfernung permanent Hyperraum-Strukturerschütterungen registrierten, die auf starken Raumschiffsverkehr hinwiesen, nahm Norman mit der DISSENTER Kurs dorthin.
»Bin ich der letzte Terraner, Oswald?«, fragte Norman seinen Roboter.
»Was kümmert's dich?«, antwortete der Roboter. »Du hast die Menschen noch nie gemocht, Norman. Andernfalls hättest du, der du dich selbst als größten lebenden Menschenverächter siehst, ihnen nicht den Rücken gekehrt. Also was kümmert's dich, ob sie ausgerottet wurden oder nicht?«
»Es ist was anderes, den Menschen aus dem Weg zu gehen, als die Gewissheit zu haben, dass es sie nicht mehr gibt!« Norman machte eine Geste der Hilflosigkeit. »Sag mir, dass ich das bloß träume! Sag, dass die Erde nicht tot ist und Terrania noch immer von pulsierendem Leben überquillt! Sag es!«
»Ich werde mich hüten«, widersetzte sich Oswald. »Alles deutet darauf hin, dass es keine Menschheit mehr gibt. Also finde dich damit ab, dass du einer der letzten Terraner bist.«
»Sei still!«
»Aber du musst der Wahrheit …«
»Maul halten!«
Diesmal gehorchte der Roboter. Er war zwar auf Widerspruch programmiert, aber dennoch so, dass er einem wiederholten Befehl nachkam. Das hing auch mit der Stimmmodulation seines Befehlsgebers zusammen. Oswalds sensible Sensoren registrierten es, wenn Norman seine Worte ernst meinte.
Während der kurzen Überlicht-Etappe platzte Norman fast der Kopf vor widerstreitenden Gefühlen und durcheinanderrasenden Gedanken. Er verstand selbst kaum, dass ihm das alles so sehr zusetzte. Natürlich war es nicht wünschenswert, dass der Menschheit etwas zustieß. Aber es ging ihm über Gebühr nahe.
Dabei hatte er die Menschen nie gemocht oder gebraucht – er war ihnen stets aus dem Wege gegangen. Das hatte schließlich dazu geführt, dass er im August 1286 NGZ in die Tiefen des Alls geflogen war. Wohin, war ihm egal gewesen, nur fort aus der Milchstraße und weg von den Menschen.
Die Möglichkeit für diesen Ausstieg hatte er durch den Tod seiner Eltern bekommen. Die Eltern – der Vater ein Tyrann, die Mutter eine kuschende, liebende Dienerin, deren Zuneigung Norman schon immer lästig gewesen war und ihm mit den Jahren immer widerwärtiger wurde – hatten ihm und seinem Bruder Alexander zu gleichen Teilen ein kleines Vermögen hinterlassen. Normans Erbteil hatte für eine fernflugtaugliche Space-Jet gereicht: einen gebrauchten Diskus mit dreißig Metern Durchmesser, aber noch recht gut in Schuss.
Er hatte die Jet auf den Namen DISSENTER getauft und war auf und davon.
Die fünf Jahre Einsamkeit hatte Norman genossen. Der Roboter Oswald, den Snago ihm geschenkt hatte, war ein ausreichender Dialogpartner gewesen. Oswald war nicht den Menschen nachgebaut, sondern sah aus wie eine eineinhalb Meter große Spindel. Das war sein zusätzliches Plus, denn den Anblick eines Roboters von humanoider Form hätte Norman auf Dauer nicht ertragen.
Wenn Norman ein Menschenfeind war, so hieß das deshalb nicht, dass er Fremdwesen freundlicher gesinnt war; solche waren für ihn außerhalb jedweder Wertigkeit.
In der Tat war er auf seinem Fernflug so gut wie allen Kontakten mit intelligenten Fremdwesen aus dem Wege gegangen. Zweimal hätte er die Möglichkeit gehabt, fremde Raumfahrer kennenzulernen. Er hatte diese Chancen nicht genützt und hatte sich beide Male ohne Identifizierung rasch aus dem Staub gemacht.
Es gab bei Fremdwesen Ausnahmen, wie etwa die Haluter, vor denen er eine gewisse Hochachtung hatte. Aber er meinte die Haluter der Vergangenheit, die wild und kämpferisch gewesen waren und ihre angeborene Aggressivität voll ausgelebt hatten.
In der Gegenwart konnten höchstens die einst so degenerierten Arkoniden seine Anerkennung genießen. Die Arkoniden waren längst wieder aus dem Dämmerschlaf der Dekadenz erwacht und hatten zu einem neuerlichen Sturm auf die Milchstraße angesetzt. Sie erkannten rechtzeitig, dass die Evolution nur für die Starken einen Platz an der Spitze vorgesehen hatte.
Den Arkoniden, zwar humanoid, aber keine Menschen im ursprünglichen Sinn des Wortes, gehörte die Zukunft. Da war sich Norman ganz sicher, und darum verehrte er sie insgeheim.
Aber insgesamt war sich Norman Erengast selbst genug.
Die fünf Jahre Einsamkeit hatten ihm gutgetan. Irgendwann hatte er jedoch eingesehen, dass es Zeit für eine Heimkehr sei, auch um die Jet bei Snago gründlich überholen zu lassen. Selbst wenn es nur für ein paar Tage oder Wochen war, um sich mit Menschen zu umgeben und Abneigung und Widerwillen gegen sie zu erneuern.
Und so war er in dem Bewusstsein ins Ungewisse geflogen, dass die Terraner in der Heimat mit gutem Erfolg am Niedergang ihres Sternenreiches werkelten. Er war sicher, dass die Menschheit in naher Zukunft sang- und klanglos von der galaktischen Bühne verschwinden würde – und die politischen Veränderungen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatten ihm bislang recht gegeben.
Er hätte jedoch nicht gedacht, dass das so schnell und auf diese Weise geschehen würde.
*
Vor der riesigen Scheibe eines roten Riesensterns, den der Bordsyntron als Redeye Srifo auswies, trieben unzählige Raumschiffe fast aller galaktischen Typen: Walzen der Springer, Diskusraumer der Blues, eine breite Palette verschiedenster Typen von Kugelschiffen, Tropfenschiffe der Topsider; Norman ortete sogar zwei Raumschiffe der Linguiden.
Die Zahl der Raumschiffe ging in die Tausende. Es herrschte keine erkennbare Ordnung wie bei einem geschlossenen Flottenverband. Die Raumschiffe flogen kreuz und quer, es ging drunter und drüber, und es war ein Wunder, dass es in diesem Chaos zu keinen Kollisionen kam.
Immer wieder tauchten neue Schiffe auf, andere verschwanden. Zudem herrschte ein unentwirrbarer Funksalat. Norman versuchte, einzelne Funksprüche herauszufiltern, um wenigstens zu erfahren, was dieser Auflauf zu bedeuten hatte. Das gelang, war aber nur wenig aufschlussreich. Es gab jedoch eine Übereinstimmung: So gut wie jedes der Funkgespräche drehte sich um die Tolkander.
»Was meint ihr, welche Region die Tolkander als nächstes besetzen werden?«
»Schwer zu sagen. Vielleicht eines der an den Solsektor grenzenden Gebiete. Aber wer weiß das schon? Am besten, man bleibt mobil.«
»Die Eastside ist vor den Tolkandern sicher …«
»So ein Blödsinn! Niemand kann den Tolkandern Paroli bieten. Am ehesten noch das Kristallimperium. Aber die Arkoniden nehmen keine Nicht-Arkoniden in M 13 auf …«
»Wir wandern nach Fornax aus. Fornax ist nahe, aber für die Tolkander uninteressant, weil die ehemalige Nocturnengalaxis noch nicht durchstrukturiert und völlig unzivilisiert ist. Die gesamte Sippe der Takam-Spreasa sucht sich in dieser Kleingalaxis eine neue Heimat außerhalb der Milchstraße. Wer sich uns Springern anschließt …«
»Und ich sage euch: Die Eastside ist sicher!«, wiederholte die zirpende Stimme von vorhin – zweifelsfrei ein Blue. »Schließt euch dem Forum Raglund an! Nur in diesem Machtblock habt ihr eine Chance auf eine Zukunft …«
»Wir fliegen nach NGC 6822 und schließen uns den Galactic Guardians an!«
»Jawohl, so spricht die Stimme der Vernunft. Wenn es eine Macht in der Lokalen Gruppe gibt, die sich den Tolkandern widersetzen kann, dann sind es die Galactic Guardians.«
»Die Galactic Guardians sind nur eine Organisation von Verbrechern. Und auch die Not dieser Zeit kann sie nicht legalisieren …«
»Dann frag mal im Jenseits nach, was Gesetz und Ordnung den Terranern gebracht haben!«
Die letzte Aussage bohrte sich Norman wie ein Dorn ins Gehirn. Dennoch kam er zwangsläufig zu dem Schluss, dass ihn das Abhören des Funkverkehrs nicht weiterbrachte. Er fand, dass er selbst ein Zeichen setzen musste, um Klarheit zu bekommen. Er überwand seine Scheu vor öffentlichen Auftritten, setzte sich an den Hyperkom und funkte auf der aktuellen Frequenz:
»Hier spricht Norman Erengast von der DISSENTER. Ich bin Terraner und komme gerade von einer langjährigen Weltraumreise zurück. Ich weiß nicht, was sich in der Milchstraße zugetragen hat, und möchte Einzelheiten über das Schicksal meines Volkes erfahren. An wen muss ich mich wenden, um Auskunft zu erhalten?«
Die Folge seines Aufrufs war, dass er von einem Schwall von Funksprüchen eingedeckt wurde. Sie waren fast alle ähnlichen Inhalts wie jene, die er zuvor als Unbeteiligter abgehört hatte, nur dass sie diesmal an ihn persönlich gerichtet waren.
Es handelte sich ausnahmslos um Angebote, sich dieser oder jener Allianz anzuschließen, dem Forum Raglund, den Auswanderern nach Fornax oder sogar den Galactic Guardians. Aber es gab kein einziges Angebot, das ihm Aufklärung über das Schicksal der Terraner verhieß.
Zum Glück hatte Norman seine Position verschwiegen, so dass in dem Wust von Raumschiffen seine kleine Space-Jet als Quelle des Funkspruchs unentdeckt blieb. Und er hütete sich, auf eines der Angebote zu antworten, um nicht nachträglich angepeilt werden zu können.
Aber den Werbern des Forums Raglund musste es dennoch gelungen sein, die Jet als Funkquelle auszumachen und seinen Hyperkom anzupeilen. Denn plötzlich sprang sein Empfänger an. Vor ihm entstand das Holorama eines Blues.
»Mein Name ist Groely Tryszol, Gesandter des Forums Raglund«, stellte sich der Blue zirpend vor. »Es tut mir leid, was mit deinem Volk passiert ist, Norman Erengast. Das Forum Raglund, das bis zuletzt eng mit der LFT zusammenarbeitete, hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle überlebenden Terraner in der Eastside aufzunehmen. Du wirst im Verein mit den Blues-Nationen der Gataser, der Apasos und vieler anderer sowie den Unithern, den Akonen, den Linguiden und all den anderen kampfgewillten Völkern eine neue Heimat finden, Norman Erengast, wie schon viele andere heimatlose Menschen vor dir …«
Eine Bildstörung unterbrach die Sendung, gleich darauf wurde der Blue vom Bildnis eines Haluters ersetzt. Durch die Kanzel sah Norman, wie sich vor dem Hintergrund der Raumschiffspulks ein schwarzer Kugelraumer abzeichnete und auf seine Jet zusteuerte: das 100-Meter-Schiff eines Haluters.
Der Haluter sprach in der seinem Volk eigenen förmlichen Art:
»Vergessen Sie, was der Blue versprochen hat, Norman Erengast. Das Forum Raglund ist derzeit nur an Söldnern interessiert. An Kanonenfutter für die Tolkander gewissermaßen. Wenn Sie am Schicksal Ihres Volkes interessiert sind, dann sollten Sie sich uns anschließen. Zu mir gehören …«
Das Bild verzerrte sich und schien zu explodieren. Aus dem Hyperkom drangen statt dessen stakkatoartige Geräusche. Das Hämmern war so laut, dass Norman meinte, ihm würde das Trommelfell platzen. Er verspürte eine zunehmende Übelkeit. Etwas Unsichtbares schien nach ihm zu greifen, und ihm war, als würde sein Innerstes nach außen gekehrt.
Ist das der Tod durch Tolkander?, fragte er sich, während in seinem Gehirn eine Kettenreaktion von Explosionen abzulaufen schien.
Er war völlig handlungsunfähig. Er saß nur da und nahm, in Schmerzen gebadet, wie in Trance wahr, was um ihn geschah. Was tatsächlich in diesen Augenblicken passierte, erfuhr er erst später.
Er wurde lediglich gewahr, dass sich das schwarze Haluterschiff seiner DISSENTER fast bis auf Tuchfühlung näherte. Ein Fesselfeld legte sich um die Space-Jet und nahm sie ins Schlepptau des schwarzen Kugelraumers.
Die Ortung wies eine Unzahl von Strukturerschütterungen aus, als würden die Tausende hier versammelten Raumschiffe alle auf einmal fliehen. Sie verschwanden tatsächlich nacheinander vom Bildschirm. An ihrer Stelle tauchten unbekannte Flugkörper auf. Sie waren in etwa bohnenförmig und wiesen auf ihren Rücken viele stachelartige Auswüchse auf.
Bevor Norman Erengast weitere Einzelheiten erkennen konnte, ging das Haluterschiff in den Überlichtflug und riss die Jet im Fesselfeld mit in den Hyperraum.
Das Hämmern hörte augenblicklich auf. Norman verspürte unsägliche Erleichterung.
»Das Stakkato ist der charakteristische Nebeneffekt, mit dem die Igelschiffe der Tolkander ihr Erscheinen ankündigen. Eine unangenehme Erfahrung für Körper und Geist – vor allem für jemand, der erstmals und unvorbereitet damit konfrontiert wird.«
Das erläuterte der Haluter, nachdem er Norman Erengast nach Beendigung der Überlicht-Etappe an Bord seines Schiffes geholt hatte.
Der Haluter war eine imposante Erscheinung. Dreieinhalb Meter groß, mit vier Armen, die die Kraft besaßen, Steine zu zerquetschen. Sein mächtiger, halbkugeliger Schädel ragte nur vierzig Zentimeter aus dem Halskranz des Raumanzuges hervor. In seinem breiten Mund blitzten beim Sprechen zwei Reihen mörderischer Reißzähne auf, Zähne, so hart wie Terkonitstahl. Zu dieser so bedrohlich wirkenden Erscheinung stand der fast gütige und gutmütig wirkende Blick aus den drei Augen im krassen Gegensatz.
Der Haluter war nicht allein. Links von ihm stand, von Größe und Gestalt ebenfalls beeindruckend, aber um fast ein Drittel kleiner, ein Maahk in seinem klobigen Raumanzug mit dem Klarsichthelm, innerhalb dessen das rauchige Ammoniak-Methan-Gemisch wallte und das Gesicht des Methanatmers wie Nebel verhüllte.
Zur Rechten des Haluters stand ein Roboter von annähernd humanoider Gestalt, nur zwei Meter groß und neben dem halutischen Riesen schmal und zerbrechlich wirkend. An der Art, wie der Roboter sprach und sich bewegte, und an der Tatsache, dass sich um seine Beine ein sich ständig verformender Plasmaklumpen mit zwei langen Stielaugen schlang, der nur ein Matten-Willy sein konnte, erkannte Norman, dass es sich um einen Posbi handeln musste.
»Ich bin Yamo Dormat, der Letzte meiner Art«, stellte sich der Haluter vor. Er deutete auf den Maahk. »Das ist Grek-27, den ein ungewöhnliches Schicksal mit mir zusammengebracht hat. Der Posbi heißt Elebor; er nennt seinen Matten-Willy Samba – fragen Sie mich nicht, aus welchem Grund.«
»Weil er kein Matten-Willy, sondern ein regelrechter Tanz-Willy ist«, ergänzte der Posbi, während der Matten-Willy an seinen Beinen seine Stielaugen zwischen ihm und Norman hin und her pendeln ließ. Zwischendurch bildete er einen herzförmigen Mund aus sich heraus, als wolle er etwas einwenden; aber er blieb stumm. Elebor ignorierte das und fuhr unbeirrbar fort: »Er kann keine Sekunde ruhig bleiben und ist in ständiger rhythmischer Bewegung. Samba ist doch ein altterranischer Tanz, oder?«
»Möglich«, sagte Norman, der über solche Dinge nicht Bescheid wusste und dem der Grund für die Namengebung eines Matten-Willys auch völlig egal war. Etwas anderes interessierte ihn dagegen mehr.
An den Haluter gewandt, fragte er, aus Höflichkeit dessen veraltete förmliche Anredeform übernehmend: »Ist das ernst gemeint, dass Sie der letzte Haluter sind, oder war es nur so dahergesagt, Yamo Dormat?«
»Es ist wahr und unabänderlich«, sagte der Haluter. »Es wird wohl noch einige wenige Haluter geben, die durch das Universum streifen. Aber ich bin der Letzte meiner Art in der Milchstraße. Das ist gewiss.«
Norman war von dieser Aussage entsetzt und beeindruckt zugleich. Was mussten die Tolkander für ein mächtiges, schlagkräftiges Volk sein, wenn sie selbst Haluter mit einem Schlag auslöschen konnten!
»Sie wollen wissen, wie es zum Untergang des terranischen Sternenreiches kam, Norman Erengast?«, fragte Yamo Dormat. »Ich will versuchen, es Ihnen in wenigen Worten zu erklären.«
Yamo Dormat begann zu erzählen, und Norman Erengast versuchte, sich ein Bild vom Ablauf der Geschehnisse zu machen, wie der Haluter sie darstellte.
*
Als vor drei Jahren, Anfang Dezember 1288 NGZ, die ersten Igelschiffe in der Milchstraße auftauchten, da ahnte niemand auch nur im entferntesten, zu welch gefährlicher Bedrohung sie sich entwickeln würden.
Es fing alles relativ harmlos an. Die Erkunder der sogenannten Neezer erschienen an verschiedenen Orten der Milchstraße, nahmen vermutlich Messungen vor und verschwanden wieder. Das einzige Zeichen, das sie setzten, war das Hyper-Stakkato, das Norman Erengast bereits zu spüren bekommen hatte.
Danach kamen die Kriegsschiffe der Gazkar und die Transporter der Alazar, die man als die »Ingenieure« bezeichnete. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Insgesamt dreihundert Planeten wurden besetzt und in ein Tanglefeld gehüllt. Dieses lähmte den Willen von Galaktikern und machte es ihnen unmöglich, besetzte Planeten zurückzuerobern.
Zu diesem Zeitpunkt war immer noch kein Sinn im Eroberungsfeldzug der Tolkander zu erkennen. Sie antworteten auf keinerlei Anrufe, gingen jeglichem Kontakt aus dem Wege. Bei direkter Konfrontation starben sie lieber, als in die Hände der Galaktiker zu fallen.
Insgesamt waren am Höhepunkt des Geschehens weit über 200.000 Igelschiffe in der Milchstraße stationiert. Dieser gigantischen Flotte hatten die Galaktiker zahlenmäßig nichts entgegenzusetzen.
Hinzu kam noch, dass die Igelschiffe über einen sogenannten Stotterantrieb verfügten, auch als 5-D-Vektor-Shredder bezeichnet, der den Galaktikern eine genaue Zielerfassung unmöglich machte und lediglich eine Trefferquote von wenigen Prozent erlaubte. Die Galaktiker hatten es somit in der eigenen Galaxis mit einer noch nie dagewesenen Übermacht zu tun.
Die Völker der Galaxis standen vor einem Rätsel, was die Absichten der Tolkander anging. Aber dann erschienen die Eloundar in ihren Ellipsoid-Schiffen auf dem Plan. Sie brachten die Vivoc – die Brut. Sie wurde auf den eroberten Welten abgeladen, die so zu Brutplaneten wurden. Und die auf diesen Welten lebenden Galaktiker wurden als Resonanzkörper für die Entwicklung der Vivoc verwendet.
Damit begann es unheimlich zu werden. Noch gab es aber keinerlei Anzeichen für das unglaubliche Ausmaß des Unheils. Auch als bekannt wurde, dass aus der im Urzustand gleichartigen Vivoc alle vier Tolkander-Völker schlüpften, dass Neezer, Gazkar, Alazar und Eloundar also ein und denselben Ursprung hatten, war das naturwissenschaftlich zwar erstaunlich, aber nicht unbedingt ein Alarmzeichen.
Aus der Vivoc schlüpfte noch eine fünfte Art. Dies jedoch erst, nachdem zwei weitere Tolkander-Völker in der Milchstraße mit ihren Raumgiganten von 23 Kilometern Länge erschienen. Es waren die Physander, die »Wahren Ingenieure«, und die Chaeroder, die »Koordinatoren«.
Letztere nahmen zum ersten Mal Kontakt mit den Galaktikern auf und versicherten ihnen, dass für sie keinerlei Gefahr bestehe. Sie würden – gewissermaßen als Aufsichtsorgane der Tolkander – den ungestümen Eroberungsfeldzug ihrer Schützlinge bremsen und wieder alles ins Lot bringen.
Das war eine glatte Lüge, die nur dazu diente, die Galaktiker in Sicherheit zu wiegen. Denn mit dem Erscheinen der Koordinatoren und der Wahren Ingenieure schlüpfte eine weitere Art aus der Vivoc: die Philosophen. Mit deren Geburt wurde alles Intelligenzleben auf 52 Geburtswelten ausgelöscht. Hunderte Millionen Galaktiker fanden bei diesem Akt den Tod.
Es kam noch schlimmer. Die 52 Philosophen hatten die Fähigkeit, sich in Nullzeit zu lichtjahreweit entfernten Orten zu begeben. Vielleicht mittels Teleportation oder durch eine gänzlich neue Art der Versetzung von Materie durch den Geist. Die Philosophen nisteten sich auf diese Weise in Ballungszentren der Milchstraße ein. Unter anderem auf Ferrol, Topsid, Olymp – und auch auf Terra.
Dort begannen sie ihre Kreise zu ziehen und immer weiter auszudehnen, bis alle Bewohner des Planeten und später das gesamte Sonnensystem in ihrem Bann standen.
Wiederum sahen die Galaktiker keine Möglichkeit, etwas gegen diese Okkupation zu unternehmen. Denn jeder, der in den Einflussbereich eines Philosophen gelangte, geriet augenblicklich in dessen Einfluss und war seinen Lehren ausgesetzt.
Die Lehren der Philosophen priesen den Opfertod für ihre Gottheit Goedda als einzigen Sinn des Lebens und als das Ziel allen Strebens. Und niemand im Bannkreis eines Philosophen konnte sich diesen Lehren widersetzen.
In dieser Zeit höchster Not begannen die Galaktiker neue Hoffnung zu schöpfen. Die Milchstraßenvölker hatten endlich ihre eigenen Interessen verdrängt und sich zu Allianzen zusammengeschlossen, um gegen den gemeinsamen Feind vorzugehen. Selbst die Haluter waren aus ihrem Schneckenhaus gekommen und hatten sich mit 10.000 ihrer schwarzen Kugelschiffe beim Sternhaufen 47 Tucani eingefunden, dem Heerlager der Tolkander.
Die Haluter hatten den sogenannten Tangle-Schild entwickelt, mit dem es möglich sein sollte, gefahrlos in Tanglefelder einzudringen und dort uneingeschränkt agieren zu können. Der Tangle-Schild wirkte allerdings nur auf Posbis. Da die Posbis einen Teil ihrer Fragmentraumer zur Verfügung stellten, war dies eine nicht zu unterschätzende Verstärkung.
Dazu kam noch, dass man auf Camelot, dem Sitz der unsterblichen Zellaktivatorträger um Perry Rhodan, den 5-D-Indifferenz-Kompensator gegen den Stotterantrieb so weit verbesserte, dass er eine fünfzigprozentige Trefferquote erlaubte. Alles positive Entwicklungen, die zuversichtlich stimmten.
Und so dachte man, dass man nun wirksam gegen die Tolkander würde vorgehen können.
*
»So dachte man damals, aber es kam anders«, fuhr Yamo Dormat fort. »Gerade als sich die Galaktiker berechtigte Chancen auf Erfolge gegen die Tolkander ausrechneten, kam die Nachricht, die die gesamte Milchstraße erschütterte und für den Zusammenbruch sorgte. In einem Bereich, der einige tausend Lichtjahre umfasste, war mit einem Schlag alles Leben ausgelöscht worden. In diese Todeszone eingebettet waren Olymp, Topsid, Ferrol und Terra – alle 52 Philosophenwelten.«
Yamo Dormat machte eine Pause, um Norman Erengast Zeit zu geben, das Gehörte zu verarbeiten. Dann fügte er hinzu:
»Bis heute, über zwei Jahre nach dieser Katastrophe, weiß man nicht, was damals wirklich geschah, wodurch dieser gewaltige Todesimpuls ausgelöst worden war, der Milliarden und aber Milliarden Galaktiker schlagartig tötete. Es kann nur vermutet werden, dass die Philosophen damit zu tun hatten. Und das beweist, was für Überwesen das sein müssen.«
Norman Erengast war wie erschlagen. Obwohl er gewusst hatte, was passiert war, setzte es ihm erst so richtig zu, als er erfuhr, wie es geschehen war. Aber so richtig realisieren konnte er das alles immer noch nicht. Es war wie ein schrecklicher Albtraum, aus dem er jeden Moment zu erwachen hoffte.
Man konnte doch nicht das Solsystem, einen ganzen Milchstraßensektor von 10.000 Lichtjahren so einfach auslöschen. Von einer Sekunde zur anderen. Mit einem Fingerschnippen gewissermaßen. Das war unmöglich!
»Ich muss zur Erde«, forderte er tonlos. »Ich muss mich mit eigenen Augen davon überzeugen, was passiert ist. Und wenn es wahr ist, dann möchte ich erfahren, wie es geschah.«
»Dann haben wir denselben Weg, denn auch ich will zur Erde«, sagt Yamo Dormat. »Wenn ich die Ursache herausfinden kann, dann gelingt es vielleicht, die Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern. Denn es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Tolkander auf den nächsten Zyklus vorbereiten.«
Normans Körper begann plötzlich zu zittern.
»He, Norman, es sind doch nur Menschen«, sagte sein Roboter getreu seiner menschenverachtenden Programmierung. »Du hast doch Menschen nie gebraucht. Warum auf einmal jetzt, wenn es sie nicht mehr gibt?«
Dao-Lin-H'ay: 21. Juni 1289 NGZ
Noch vor drei Wochen war Dao-Lin-H'ay in Hangay engagiert gewesen. Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, in nächster Zeit die Milchstraße aufzusuchen; wenn sie das gewollt hätte, wäre sie damals mit Ronald Tekener gegangen. Jetzt war die Kartanin an Bord des Fragmentraumschiffes BOX-1442; die letzte Überlicht-Etappe zur Galaxis der Menschen.
Es gab gute Gründe, mit einem Fragmentraumschiff zu fliegen. Die Posbis waren seit langem mit 45 Fragmentraumern in Hangay missionarisch tätig. Die »positronisch-biologischen« Roboter – wie ihre volle Bezeichnung lautete, die eigentlich längst überholt war, weil auch sie bereits mit Syntroniken an Stelle von Positroniken ausgestattet waren – hatten für die Hangay-Völker viel Gutes getan.
Jetzt machten sie sich zum Aufbruch in die Milchstraße bereit. Sie wussten längst vom Auftauchen der fremden Invasoren in der Galaxis. Als sich die Lage immer mehr zuspitzte, beschlossen die Roboter, den Galaktikern ihre Unterstützung zukommen zu lassen.
Dao-Lin-H'ay fand sich bei einer Weltraumstation im vierten Viertel von Hangay ein, die nahe der Sonne Angmin, dem Heimatsystem der Karaponiden, stationiert war. Die Plattform mit zwei Quadratkilometern Fläche, ein ausrangiertes Weltraumfort, diente den Posbis als Mission. Dao-Lin-H'ay war dem Ruf des Posbis Treloor gefolgt, zu dem sie über die Jahre gute Kontakte pflegte. Er empfing sie mit den Worten:
»In der Mission ist ein Karaponide, der dich unbedingt sprechen will. Beeil dich, Dao-Lin! Ten-No-Thau hat nicht mehr lange zu leben.«
Bei Nennung dieses Namens horchte Dao-Lin-H'ay auf. Er kam ihr bekannt vor, ohne jedoch zu wissen, wo sie ihn einordnen sollte.
Als sie die Intensivstation der Mission betrat, sah sie sich einem Karaponiden gegenüber, der ausgezehrt und völlig geschwächt wirkte.
Karaponiden und Kartanin besaßen denselben Ursprung. Während die Kartanin jedoch schon 50.000 Jahre vor der terranischen Zeitrechnung aus dem Universum Tarkan ins Einsteinuniversum gekommen waren und im Matriarchat lebten, waren die patriarchalischen Karaponiden erst vor 800 Jahren mitsamt der Galaxis Hangay in dieses Universum transferiert worden.
Im Laufe der Jahrhunderte war es allmählich zur Annäherung beider Feliden-Völker gekommen. In der Gegenwart kamen sie im großen und ganzen recht gut miteinander aus.
»Ich war mit deinem Alten auf Lokvorth«, begann Ten-No-Thau mit zittriger Stimme. »Du weißt schon, Tek, Ronald Tekener, mein Todfeind. Ich habe ihm das Leben gerettet – wer hätte das gedacht?«
Ten-No-Thau versuchte zu kichern, brachte aber nur ein klägliches Krächzen zustande.
»Mir geht es nicht gut«, flüsterte er, »ich werde sterben. Aber Tek ist schlimmer dran. Er ist durch den IQ-Dimmer verblödet. Er ist zu einem lallenden Idioten geworden. Ich habe versprochen, dich …«
Mit diesen Worten hauchte Ten-No-Thau sein Leben aus.
Dao-Lin-H'ay erfuhr nie, was Ten-No-Thau zuletzt widerfahren war und ihn schließlich das Leben gekostet hatte. Sie beschloss spontan, sich den Posbis auf dem Flug in die Milchstraße anzuschließen, und begab sich an Bord von Treloors Fragmentraumschiff BOX-1442.
Die Fragmentraumer der Posbis waren annähernd würfelförmig und hatten zumeist eine Kantenlänge von 2000 Metern. Ihren Namen verdankten sie dem Umstand, dass sie völlig asymmetrisch waren, auf ihren Hüllen unzählige Auswüchse und Vertiefungen aufwiesen und insgesamt aussahen wie fliegende Schrotthaufen.
BOX-1442 war mit 2000 Posbis besetzt – und ebenso vielen Matten-Willys. Matten-Willys waren hoch intelligent, sie dienten dem Zentralplasma der Hundertsonnenwelt, der Heimat der Posbis, als Helfer und Betreuer. Es waren metamorphe Geschöpfe, die jede beliebige Form annehmen konnten. In ferner Vergangenheit, als die Posbis noch mit Transitionstriebwerken die Lichtjahre überbrückt hatten, war es Aufgabe der Matten-Willys gewesen, die Posbis mit ihren Körpern zu umhüllen, um sie gegen die Transitionsschocks zu schützen. Sie hatten ihnen gewissermaßen als »Matten« gedient, daher ihr Name.
Die Terraner bezeichneten sie auch als »Ammen« der Posbis, weil sie stets fürsorglich um deren Wohlergehen bemüht waren. Dabei neigten die Willys oft zu maßloser Übertreibung, so dass sie sich mitunter zu wahren Quälgeistern entwickelten.
Und nun befand sich Dao-Lin-H'ay an Bord der BOX-1442 im Anflug auf den galaktischen Kugelsternhaufen 47 Tucani.
Während des Fluges hatte sich die Felidin eingehend über die Einzelheiten und Hintergründe der Tolkander-Invasion informiert, soweit diese Informationen bis nach Hangay gedrungen waren. Demnach sah es nicht gut aus für die Milchstraßenvölker. Es schien kein Mittel zu geben, die Tolkander bei ihrem Eroberungsfeldzug zu stoppen.
Bei 47 Tucani, 15.000 Lichtjahre von Terra entfernt, hatte sich eine gewaltige galaktische Flotte formiert. Zu den etwa 10.000 Raumschiffen der Terraner und des Forums Raglund waren 10.000 schwarze Haluterschiffe gestoßen. Die Lage musste wirklich ernst sein, wenn die sonst so zurückhaltenden Haluter eingriffen.
Das Eintreffen der 45 Fragmentraumer wurde von den Galaktikern entsprechend begrüßt. Als bekannt wurde, dass mit den Posbis die Zellaktivatorträgerin Dao-Lin-H'ay gekommen war, erreichte die Kartanin ein Anruf.
»Ich bin Seyfa Tixar«, stellte sich die Anruferin vor; eine grobknochige Frau mit kantigem Gesicht, mittleren Alters, die Dao-Lin dem Volk der Plophoser zuordnete. »Ich bin die Kommandantin des VESTA-Kreuzers HALIFAX, eines von fünfzig, die Camelot hierher abgestellt hat. Willkommen in der Milchstraße, Dao-Lin-H'ay!«
»Wie geht es Ronald Tekener?«, erkundigte sich die Kartanin ohne Umschweife.
»Den Umständen entsprechend«, sagte Seyfa Tixar mit sichtlichem Unbehagen. »Er liegt im Koma. Sein Zustand ist unverändert, soviel ich weiß. Man hat ihn gleich nach Camelot gebracht. Dort hat er die bestmögliche medizinische Versorgung …«
»Ich möchte sofort nach Camelot weiterfliegen«, fiel Dao-Lin-H'ay der Plophoserin ins Wort. »Ich komme zu dir an Bord.«
Die Plophoserin setzte zu einem Einwand an, aber Dao-Lin-H'ay unterbrach einfach die Verbindung. Sie bat Treloor, für eine Transmitterverbindung zur HALIFAX zu sorgen, dann verabschiedete sie sich von dem Roboter.
»Ich danke den Posbis für alles, was sie für die Hangay-Völker getan haben«, sagte sie, als stünde sie einem Wesen aus Fleisch und Blut gegenüber.
Das war für sie eine Selbstverständlichkeit, denn Posbis waren durch ihre Plasmazusätze zu Gefühlsempfindungen fähig. Bei der einstigen Aktivierung der Chronofossilien durch Perry Rhodan hatten sie einen zusätzlichen Evolutionsschub erhalten.